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Verfahren zur Herstellung eines löslichen, zum Klären und Verbessern
von Weinen, Spirituosen und ähnlichen Flüssigkeiten dienenden Extraktes aus Eichenholz.
Bekanntlich erlangen die hochwertigen Weine und Spirituosen- die ihren Handelswert
bedingenden Eigenschaften erst nach längerer Lagerung in neuen Fässern aus Eichenholz,
in denen sie bis zu ihrer Flaschenfüllung aufbewahrt werden.
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Die hierbei eintretende Verbesserung rührt davon her, daß die Weine
usw. allmählich die in den besonderen Hölzern enthaltenen Extraktivstoffe lösen,
was aber viel Zeit erfordert und daher kostspielig ist. Augenblicklich sind außerdem
die Gegenden, in denen das für die Herstellung von Fässern geeignete Eichenholz
gewonnen wird, verwüstet und die Vorräte erschöpft.
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Die vorliegende Erfindung bezweckt, das Verfahren der Lagerung von
Weinen und Spirituosen in Eichenholzfässern zu vereinfachen, dadurch, daß aus für
die Herstellung von Fässern verwendetem Eichenholz ein Auszug hergestellt wird,
der möglichst viel von den für die Klärung und Verbesserung von Weinen und Spirituosen
notwendigen löslichen Stoffen enthält und jenen direkt zugesetzt wird. Die Menge
der ausgezogenen Stoffe kann das Zwanzigfache und mehr derjenigen betragen, die
von der in Betracht kommenden Flüssigkeit während ihrer Lagerung in den Fässern
gelöst wird. Es genügt, den Weinen und Spirituosen, beispielsweise sofort nach ihrer
Herstellung, den so erhaltenen löslichen, konzentrierten Eichengerbstoffextrakt
in solcher Menge zuzusetzen, daß die Menge der zugesetzten Extraktivstoffe derjenigen
entspricht, die die Flüssigkeit bei ihrer Lagerung während der üblichen Zeit aus
neuen Fässern aufnehmen würde. Man kann dann ohne Nachteil die Flüssigkeit in großen
Gefäßen aus Glas, Holz oder anderem geeigneten Material, welches keine schädliche
Einwirkung ausübt, einlagern und in der sonst zwecks guter Konservierung und Verbesserung
üblichen Weise behandeln. Die Abgabe der so behandelten Flüssigkeit kann in jedem
beliebigen Gefäß stattfinden. Als Ausgangsmaterial für die Herstellung des löslichen
Eichengerbextraktes kann man außer den für die Herstellung der Fässer gewöhnlich
benutzten Hölzern beim Fällen der Eichen erhaltene Abfälle gewünschter Qualität
verwenden,wobei man jedoch nur das Kernholz großer Zweige, die vorher natürlich
oder künstlich getrocknet worden sind, benutzt. Man kann auch Abfälle aus der Böttcherei
oder anderen Industrien, welche geeignetes Eichenholz verarbeiten, benutzen. Die
verschiedenen Holzteile werden zerkleinert, z. B. grob zerschnitten, um eine möglichst
große Ausbeute an Extraktivstoffen infolge mögliehst
inniger Berührung
der Holzteile mit den lösenden Flüssigkeiten zu geben. Für die Auswahl der Lösungsmittel
sind die folgenden Gesichtspunkte maßgebend.
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Die Extraktivstoffe sind teils, wie die Gerbstoffe und Gummiarten,
in Wasser, teils wie Harze und ähnliche Stoffe, in Alkohol löslich. Es ist aus diesem
Grunde empfehlenswert, als Lösungsmittel eine wäßrigalkoholische Flüssigkeit zu
verwenden, die der Mischung aus Wasser und Alkohol, welche Weine und Spirituosen
bilden, entspricht und wie diese bei der jeweiligen Temperatur die löslichen Bestandteile
des Faßholzes lösen kann. Die Flüssigkeit soll, um den Bedingungen, unter denen
die natürliche Auslaugung der Extraktivstoffe stattfindet, möglichst zu entsprechen,
nur einen mittleren Alkoholgehalt besitzen.
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Um der Zusammensetzung der in der Kälte ausgezogenen Stoffe nicht
zu schaden, wird beim Konzentrieren des Extraktes die Wiedergewinnung des Alkohols
durch Destillation vorteilhaft nicht bei zu hoher Temperatur, wodurch Kochgeschmack
entstehen würde, ausgeführt, sondern im luftverdünnten Raume bei niedriger Temperatur.
Die gleichen Bedingungen werden bei der Eintrocknung des Extraktes durch Verdampfen
des Wassers beachtet. Man benutzt nur Lösungsmittel, wie Alkohol und destilliertes
Wasser, die den Endprodukten keinen schädlichen Geruch oder Geschmach verleihen
können.
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Beispielsweise kann man in folgender Weise verfahren: a) In einen
nicht metallischen Behälter bringt man eine beliebige Menge zerschnittenes oder
zerkleinertes Eichenholz und eine wäßrig-alkoholische Flüssigkeit von 2o bis ?5
Prozent Alkoholgehalt in hinreichender Menge, um das Holz ganz zu tränken. Man läßt
die Mischung mehrere Tage in der Kälte einwirken.
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b) Die Flüssigkeit der ersten Auslaugung wird abgezogen und durch
neue gleiche Flüssigkeit ersetzt, worauf man während der gleichen Zeit ausziehen
läßt.
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c) Man zieht die Flüssigkeit der zweiten Auslaugung ab und vereinigt
sie mit der ersten, füllt darauf den Behälter mit reinem destillierten Wasser, das
man auf höchstens 35` C erhitzt, und laugt wiederum während zweier Tage aus.
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d) Man destilliert im luftverdünnten Raume bei niederer Temperatur
den Alkohol aus dem Gemisch der Flüssigkeiten der ersten und zweiten Auslaugung
ab, fügt zu dem so erhaltenen Destillationsrückstand das Wasser aus der dritten
Auslaugung und dampft dann im luftverdünnten Raume bei niederer Tetnperatur bis
zum Trockenwerden des Rückstandes ein, der dann den Extrakt bildet.
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e) Man pulverisiert den erhaltenen Extrakt und bringt ihn in ein verschließbares
Gefäß. Der so gewonnene Extrakt aus dein Eichenkernholz besitzt einen hohen Gehalt
an Gerbstoff, der demjenigen gleicht, den Weine und Spirituosen aus neuen Fässern
aufnehmen, und der durch die Gegenwart von Eichengerbsäure gekennzeichnet ist. Dieser
Extrakt ist dem Tannin aus den Galläpfeln, d. h. den Gallusgerbsäure enthaltenden
Extrakten, die gewöhnlich für Klärungen gebraucht werden, weit überlegen.
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Man kann den Extrakt vorteilhaft als Ersatz für Gallusgerbsäure anwenden,
und zwar nicht nur für die Klärung von Wein, Obstwein, Essig und ähnlichen Produkten,
sondern auch zur Verbesserung dieser Flüssigkeiten sowie von Spirituosen. Der Extrakt
enthält keine anderen Stoffe als solche, die die angeführten Flüssigkeiten im Laufe
ihrer üblichen Aufbewahrung in Eichenholzfässern aufnehmen würden und zu ihrer normalen
Entwicklung nötig haben.
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Das beschriebene Verfahren besitzt auch noch folgende Vorteile: Man
kann die verschiedenen Flüssigkeiten in den Kellern in großen Gefäßen aus altem
Holz, Glas, Schiefer oder anderem Material, das sich leichter als die besonderen
Eichenholzsorten für Fässer beschaffen läßt, aufbewahren. Auch wird die Arbeit und
Sorgfalt, welche man bei der Aufbewahrung der Weine u. dgl. aufwenden muß, erleichtert,
und es findet eine Ersparnis an Handarbeit statt. Die bisherige Frist zur Reifung
bis zur Abliefe= rung an den Konsumenten wird verringert, denn es bedarf nur kurzer
Zeit, um die Wirkungen des zugesetzten Extraktes hervorzurufen und einen dem üblichen
Lagern gleichwertigen Zustand zu schaffen. Die beträchtlichen Verluste durch teilweise
Verdunstung der in den Fässern gelagerten Flüssigkeit und die Gefahren, welche durch
Krankheit, Oxydation und Verderben der Weine hervorgerufen werden können, werden
verringert.
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Es ist bekannt, zum Verbessern und Klären alkoholischer Flüssigkeiten
(Spirituosen, Bier u. dgl.) einen Auszug aus zerkleinertem Eichenholz zu benutzen,
der durch Auskochen mit Wasser oder durch Auslaugen mit wäßrigetn Alkohol hergestellt
wird (G a b e r , Fabrikation von Rum, Arrac, Cognac usw., 2. Auflage, i898, S.
z85 bis a87; W a g n e r , Handbuch der Bierbrauerei, 1884, S.8io, Absatz a und
Fußnote a, und D a 1 P i a z , Die Cognac- und Weinsprit-Fabrikation, 1891, S.68,
Z.7 bis 17). Nach der vorliegenden Erfindung erfolgen dagegen mehrere
Auslaugungen
des zerkleinerten Eichenholzes, und zwar in der Kälte. Zunächst wird zweimal mit
einer wäßrigen alkoholischen Flüssigkeit von 2o bis 25 Prozent Alkoholgehalt ausgelaugt
und alsdann eine dritte Auslaugung mit destilliertem Wasser von höchstens 35° C
vorgenommen, wonach die alkoholischen Extrakte nach Abdestillieren des Alkohols
mit der wäßrigen Aus= laugung vereinigt werden. Man gewinnt hierdurch die gesamten
dem Holze zu entziehenden Extraktstoffe. Bisher war man der Ansicht, daß nur die
mit einem einzigen Lösungsmittel gewonnenen Extraktivstoffe verwendet werden sollen.
Von Bedeutung ist auch die Reihenfolge der Extraktion bei dem neuen Verfahren. Man
gewinnt in dieser Weise einen Extrakt, der alle Extraktivstoffe enthält, die beim
Lagern der alkoholischen Flüssigkeiten aus Eichenholz neuer Fässer gewonnen werden,
während man bisher Extrakte verwendete, die lediglich einzelne der Bestandteile
enthielten.