DE3523930A1 - Schutzverfahren beim umhuellen von temperatur- bzw. druckempfindlichen stoffen - Google Patents
Schutzverfahren beim umhuellen von temperatur- bzw. druckempfindlichen stoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Schutzverfahren beim Umhül
len von temperatur- bzw. druckempfindlichen Stoffen,
insbesondere von Explosivstoffen, mit einem Kunststoff
mantel unter Verwendung eines mehrteiligen Formgebungs
werkzeugs.
Bei der Verarbeitung von explosionsgefährlichen Stof
fen, die mit einer Umhüllung aus Kunststoff versehen
werden, besteht die Gefahr, daß der Explosivstoff durch
den in weichplastischem Zustand heiß und mit Druck in
das Formgebungswerkzeug eingeführten Kunststoff ent
zündet wird und ohne kurzzeitigen Abbau des Druckes,
einer sogenannten Verdämmung, zur Explosion gelangt.
Bei der Herstellung von Spreng- und Zündschnüren wird
eine Seele, die Explosivstoff enthält und mit einer
band- bzw. garnförmigen Umwicklung versehen ist und als
"Rohschnur" bezeichnet wird, mit einer Umhüllung aus
Kunststoff überzogen, um Wasserdichtigkeit zu er
reichen. Zu diesem Zweck wird die Rohschnur durch eine
Extruderdüse hindurchgeführt, aus der Kunststoff, z. B.
PVC oder Polyäthylen (PE), herausgedrückt wird, um die
Seele koaxial zu umgeben. Die Extrusion erfordert rela
tiv hohe Drücke und Temperaturen des Kunststoffmate
rials. Überschreiten Druck und/oder Temperatur be
stimmte Grenzwerte, beispielsweise durch verminderten
oder unterbrochenen Transport der Rohschnur oder deren
Durchmesservergrößerung, dann besteht die Gefahr, daß
das Material der Seele entzündet wird, wodurch es zu
Zersetzungen bzw. Explosionen beim Herstellungsprozeß
der Spreng- und Zündschnüre kommen kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schutz
verfahren der eingangs genannten Art anzugeben, das bei
Auftreten kritischer Betriebsbedingungen den Maschinen
betrieb nicht nur unterbricht, sondern auch den Gefah
renzustand unverzüglich beseitigt.
Die Lösung dieser Aufgabe besteht erfindungsgemäß dar
in, daß bei Überschreiten kritischer Werte (Druck, Tem
peratur) des Kunststoffs am oder im Formgebungswerkzeug
die Teile des Formgebungswerkzeugs durch Hilfsantriebe
auseinandergefahren werden und der empfindliche Stoff
aus dem Formgebungswerkzeug entfernt wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Schutzverfahren wird das
Formgebungswerkzeug bei Auftreten einer kritischen
Situation auseinandergefahren und gleichzeitig wird der
empfindliche Stoff aus dem Formgebungswerkzeug ent
fernt. Durch das Auseinanderfahren der Teile des Form
gebungswerkzeugs wird der Druck im Formgebungswerkzeug
unverzüglich aufgehoben und außerdem wird die Tempe
ratur durch das Eintreten von Umgebungsluft herabge
setzt. Der empfindliche Stoff wird aus dem Formgebungs
werkzeug entfernt, so daß es nicht mehr der Druck- und
Temperatureinwirkung des Formgebungswerkzeugs ausge
setzt ist.
Zweckmäßigerweise wird der Zuführkanal für den Kunst
stoff zur Umgebung geöffnet und somit druckentlastet.
Dies hat zur Folge, daß der Druck im Zuführkanal beim
Auseinanderfahren der Teile des Formgebungswerkzeugs
bereits abgebaut ist, so daß der Kunststoff nicht un
kontrolliert in die Umgebung spritzt.
Ferner kann beim Überschreiten der kritischen Werte
eine Kühlvorrichtung aktiviert werden, um mit einem
Kühlmedium auf das Formgebungswerkzeug einzuwirken.
Das erfindungsgemäße Schutzverfahren ist vorzugsweise
beim Extrudieren einer Kunststoffumhüllung um eine
leicht entzündbare Rohschnur herum anwendbar; das
Schutzverfahren kann aber auch bei Gießverfahren oder
Spritzgießverfahren angewendet werden, bei denen leicht
entzündbarer Stoff mit einer Kunststoffumhüllung ver
sehen wird. Beim Gieß- oder Spritzgießverfahren werden
beim Auftreten kritischer Situationen die Teile des
Formgebungswerkzeugs auseinandergefahren und der be
reits im Formgebungswerkzeug enthaltene empfindliche
Stoff wird unverzüglich ausgestoßen, z. B. mit Hilfe
einer Entformungseinrichtung, einer Ausstoßeinrichtung,
einem Auswerfluftstrahl, o. dgl..
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur
Durchführung des Schutzverfahrens bei der Herstellung
einer Spreng- oder Zündschnur durch Umhüllen einer
Rohschnur aus druck- bzw. temperaturempfindlichem
Material mit Kunststoff. Die Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, daß das Formgebungswerkzeug aus einer
Extruderdüse besteht, die eine innere Pinole mit einem
Kanal zum Zuführen der Rohschnur und ein das Auslaßende
der Pinole mit radialem Abstand umgebendes Mundstück
aufweist, daß in einem zur Extruderdüse führenden Zu
führkanal für den Kunststoff oder an der Extruderdüse
mindestens ein Meßfühler angeordnet ist und daß von dem
Meßfühler gesteuerte Hilfsantriebe zum Entfernen der
Pinole und/oder des Mundstücks vorgesehen sind.
Beim Auftreten einer kritischen Situation werden Mund
stück und Pinole nach entgegengesetzten Richtungen aus
einandergefahren, wodurch die Extruderdüse, die das
Formgebungswerkzeug bildet, in mehrere Teile zerfällt,
d. h. funktionell nicht mehr existiert. Der auf den
Kunststoff ausgeübte Formzwang wird beendet, so daß
mindestens der auf den Kunststoff ausgeübte Druck und
die auf die Explossivstoffseele einwirkende Verdämmung
aufgehoben werden. Andererseits erfolgt durch das Zu
rückziehen der genannten Werkzeuge auch eine unverzüg
liche Kühlung des Kunststoffes und der Rohschnur.
Ferner besteht die Möglichkeit des Heranführens eines
externen Kühlmittels an die Gefahrenstelle.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung
ist die Pinole längsgeteilt und es sind weitere Hilfs
antriebe zum radialen Auseinanderfahren der Pinolen
teile vorgesehen. Nachdem die Pinole zunächst in Achs
richtung zurückgezogen worden ist, erfolgt anschließend
das radiale Auseinanderfahren der Pinolenteile, so daß
der in der Pinole noch enthaltene Abschnitt der Roh
schnur freigelegt und für ein Lösch- oder Kühlmittel
zugänglich wird.
Zweckmäßigerweise ist eine von dem Meßfühler gesteuerte
Trennvorrichtung zum Durchtrennen der Rohschnur vorge
sehen. Diese Trennvorrichtung ist vorteilhaft in Ar
beitsrichtung hinter der Extruderdüse angeordnet, so
daß sie den bereits umhüllten Strang durchtrennt, um
das Zurückziehen der noch nicht umhüllten Rohschnur zu
ermöglichen.
Die einzelnen Maßnahmen, die nach dem Ansprechen eines
oder mehrerer Meßfühler ausgeführt werden, müssen nicht
notwendigerweise alle gleichzeitig eingeleitet werden.
Vielmehr ist es zweckmäßig, eine Folgesteuerung vorzu
sehen, um die verschiedenen Maßnahmen in einer vorbe
stimmten zeitlichen Folge nacheinander durchzuführen.
Im folgenden wird unter Bezugnahme auf die einzige
Figur der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfin
durch näher erläutert.
In der Zeichnung ist ein Formgebungswerkzeug zum Auf
bringen einer aus Kunststoff bestehenden Umhüllung auf
eine Rohschnur aus empfindlichem Gut zusammen mit den
erforderlichen Hilfsantrieben und Schutzeinrichtungen
dargestellt.
Das Formgebungswerkzeug 10 weist einen feststehenden
Block 11 auf, der mit einem seitlichen Zuführblock 12
versehen ist. Durch den Zuführblock 12 führt der Zu
führkanal 13 für den für die Ummantelung vorgesehenen
Kunststoff, z. B. PVC oder PE, hindurch. Der Zuführkanal
13 setzt sich im Inneren des Blockes 11 fort und führt
hier in einem Ringkanal 14, dessen innere Begrenzung
von der Pinole 15 gebildet wird. Die Pinole 15 ragt vom
rückwärtigen Ende des Blockes 11 her in diesen Block
hinein. Das vordere Ende 15 a der Pinole 15 ist kegel
förmig nach vorne verjüngt und von einem Mundstück 16
umgeben, daß an dem Block 11 befestigt ist. Das Mund
stück 16 ist mit einer kegelstumpfförmigen Bohrung 16 a
versehen, die zusammen mit dem vorderen Ende 15 a der
Pinole 15 die ringförmige Extruderdüse 17 bildet. Die
Pinole 15 und das Mundstück 16 sind von entgegengesetz
ten Seiten her in den Block 11 eingesetzt. Die Pinole
15 weist einen axial durchgehenden Kanal 15 b auf, durch
den die mit einer Umhüllung aus Kunststoff zu versehen
de Rohschnur 18 zugeführt wird. Der Kanal 15 b endet am
vorderen Ende der Extruderdüse 17 und wird von dieser
ringförmig umgeben.
Die Rohschnur 18 wird von einer angetriebenen Walzen
gruppe 20 von einer Vorratsrolle 19 abgezogen und durch
den Kanal 15 b hindurchgeschoben. Hinter der Extruder
düse 17 ist eine weitere angetriebene Walzengruppe 21
angeordnet, die an dem ummantelten Strang angreift und
diesen einer angetriebenen Aufwickeltrommel 22 zuführt.
In dem Zuführkanal 13 sind ein Druckmeßfühler 23 und
ein Temperaturmeßfühler 24 angeordnet, deren elektri
sche Signalleitungen mit einem Steuergerät 25 verbunden
sind. Das Steuergerät 25 steuert Hilfsantriebe 26, bei
spielsweise Kolben/Zylindereinheiten, die das Mundstück
16 in axialer Richtung von dem Block 11 abziehen kön
nen, Hilfsantriebe 27 (Kolben/Zylindereinheiten), die
an dem rückwärtigen Ende der Pinole 15 angreifen und
diese entgegengesetzt zum Mundstück 16 aus dem Block 11
herausziehen können, Hilfsantriebe 28, 29, von denen
je an einer der Hälften der längsgeteilten Pinole 15
angreift, um diese Hälften auseinanderzuziehen, nachdem
die Pinole 15 aus dem Block 11 herausgezogen worden
ist, eine zwischen der Extruderdüse 17 und der Walzen
anordnung 21 angeordnete Trennvorrichtung 30 zum Durch
trennen des ummantelten Stranges und einen weiteren
Hilfsantrieb 31 (Kolben/Zylindereinheit), der einen
Stopfen 32 aus der Wand des Zuführkanals 13 heraus
zieht.
Außerdem steuert das Steuergerät 25 eine (nicht darge
stellte) Kühlvorrichtung, die ein Kühlmedium auf die
dargestellte Vorrichtung und die Seele 18 leitet.
Das Steuergerät 25 stellt fest, ob der vom Fühler 23
festgestellte Druckwert und/oder der vom Fühler 24
festgestellte Temperaturwert jeweils einen kritischen
Wert überschreitet. Wenn dies der Fall ist, wird zu
nächst der Hilfsantrieb 31 betätigt, um den Stopfen 32
aus dem Zuführkanal 13 herauszuführen und diesen druck
mäßig zu entlasten. Außerdem werden sämtliche Antriebs
teile der Vorrichtung abgeschaltet, und die Walzen der
Walzenanordnungen 20 und 21 werden auseinandergefahren,
so daß sie nicht mehr an der Rohschnur 18 bzw. an dem
ummantelten Explosivstoffstrang angreifen. Dann wird
die Trennvorrichtung 30 betätigt, um den Explosivstoff
strang zu durchtrennen. Anschließend werden die Hilfs
antriebe 26 und 27 betätigt, um das Mundstück 16 und
die Pinole 15 in axialer Richtung, jedoch entgegenge
setzt zueinander, aus dem Block 11 herauszubewegen.
Wenn die Pinole 15 den Block 11 verlassen hat, werden
die Hilfsantriebe 28 und 29 betätigt, um die beiden
Pinolenhälften der längsgeteilten Pinole 15 radial
auseinanderzuziehen. Dadurch wird die Seele 18 frei
gelegt. Die Rohschnur 18 wird sodann über Rücklaufvor
richtungen 33 und 34, die zu beiden Seiten der Vor
richtung angeordnet sind, zurückgezogen, wobei die
Trommel 19 in Rückwärtsrichtung angetrieben wird, um
den Explosivstoffstrang 18 wieder aufzuwickeln. Während
des Rücklaufs wird Kühlmedium gegen die Rohschnur 18
geblasen bzw. gesprüht. Außerdem kann zur Abkühlung des
Extruderwerkzeugs eine Wasserkühlung eingeschaltet
werden.
Bei dem lediglich schematisch dargestellten Ausfüh
rungsbeispiel würde die Rücklaufvorrichtung 32 und die
Trennvorrichtung 30 das axiale Bewegen des Mundstücks
16 behindern. Bei einer praktisch ausgeführten Maschine
ist der Abstand der beiden genannten Einrichtungen von
dem Mundstück 16 größer, so daß dessen axiale Bewegung
nicht behindert wird. Alternativ können die Rücklauf
vorrichtung 33 und die Trennvorrichtung 30 an dem Mund
stück 16 befestigt sein, so daß sie dessen axiale Be
wegung mitmachen. Im übrigen wird darauf hingewiesen,
daß die Darstellung in der Zeichnung nicht maßstäblich
ist, sondern lediglich dem Verständnis der Erfindung
dient.
Claims (8)
1. Schutzverfahren beim Umhüllen von temperatur- bzw.
druckempfindlichen Stoffen, insbesondere von
Explosivstoffen, mit einem Kunststoffmantel unter
Verwendung eines mehrteiligen Formgebungswerk
zeugs,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Überschreiten kritischer Werte (Druck,
Temperatur) des Kunststoffs am oder im Formgebungs
werkzeug die Teile des Formgebungswerkzeugs durch
Hilfsantriebe auseinandergefahren werden und der
empfindliche Stoff aus dem Formgebungswerkzeug
entfernt wird.
2. Schutzverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Zuführungskanal für den Kunst
stoff zur Umgebung geöffnet wird.
3. Schutzverfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Kühlvorrichtung aktiviert
wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
einem der Ansprüche 1 bis 3 bei der Herstellung
einer Spreng- oder Zündschnur durch Umhüllen einer
Rohschnur aus druck- bzw. temperaturempfindlichem
Material mit Kunststoff,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Formgebungswerkzeug aus einer Extruderdüse
(17) besteht, die eine innere Pinole (15) mit
einem Kanal (15 b) zum Zuführen der Rohrschnur (18)
und ein das Auslaßende der Pinole (15) mit
radialem Abstand umgebendes Mundstück (16) auf
weist, daß in einem zur Extruderdüse (17)
führenden Zuführkanal (13) für den Kunststoff oder
an der Extruderdüse (17) mindestens ein Meßfühler
(23; 24) angeordnet ist und daß von dem Meßfühler
gesteuerte Hilfsantriebe (26; 27; 29) zum Entfernen
der Pinole (15) und/oder des Mundstücks (16) vor
gesehen sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Pinole (15) längsgeteilt ist und daß
weitere Hilfsantriebe (28) zum radialen Ausein
anderfahren der Pinolenteile vorgesehen sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß eine von dem Meßfühler (23; 24)
gesteuerte Trennvorrichtung (30) zum Durchtrennen
der Rohschnur (18) vorgesehen ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, da
durch gekennzeichnet, daß eine Rücklaufvorrichtung
(33, 34) zum Zurückziehen der Rohschnur (18) vorge
sehen ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, da
durch gekennzeichnet, daß der Zuführkanal (13)
durch einen Stopfen (32) begrenzt ist und daß ein
von dem Meßfühler (23; 24) gesteuerter Hilfsantrieb
(31) zum Entfernen des Stopfens (32) vorgesehen
ist.
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Date | Code | Title | Description |
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8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: DYNAMIT NOBEL AG, 5210 TROISDORF, DE |
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8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |