DE349584C - Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsaeure - Google Patents

Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsaeure

Info

Publication number
DE349584C
DE349584C DE1914349584D DE349584DD DE349584C DE 349584 C DE349584 C DE 349584C DE 1914349584 D DE1914349584 D DE 1914349584D DE 349584D D DE349584D D DE 349584DD DE 349584 C DE349584 C DE 349584C
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
paper
azide
substances
ammonia
lead
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Expired
Application number
DE1914349584D
Other languages
English (en)
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
SOC ET CHIMIQUES
Original Assignee
SOC ET CHIMIQUES
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by SOC ET CHIMIQUES filed Critical SOC ET CHIMIQUES
Application granted granted Critical
Publication of DE349584C publication Critical patent/DE349584C/de
Expired legal-status Critical Current

Links

Classifications

    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C06EXPLOSIVES; MATCHES
    • C06BEXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
    • C06B21/00Apparatus or methods for working-up explosives, e.g. forming, cutting, drying
    • C06B21/0083Treatment of solid structures, e.g. for coating or impregnating with a modifier
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C06EXPLOSIVES; MATCHES
    • C06BEXPLOSIVES OR THERMIC COMPOSITIONS; MANUFACTURE THEREOF; USE OF SINGLE SUBSTANCES AS EXPLOSIVES
    • C06B35/00Compositions containing a metal azide

Description

  • Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstöffwasserstoffsäure. Es ist bekannt, wie vorsichtig man bei Handhabung von Bleiazid, Silberazid und ähnlichen Stoffen sein muß. Diese Gefährlichkeit machte deren Benutzung in größeren 'Mengen bis jetzt unmöglich.
  • Durch vorliegende Erfindung kann die Empfindlichkeit und damit die Gefährlichkeit des Handhabens derartiger Stoffe auf jeden beliebigen Grad herabgemindert werden. Sie fußt auf der Beobachtung, daß die sonst sehr gefährlichen Stoffe ihre Empfindlichkeit verlieren, wenn sie in den Poren von nicht, oder wenig gefährlichen Unterlagen ausgefällt bzw. die Teilchen der gefährlichen Stoffe auf oder zwischen die Teilchen der nicht gefährlichen gelagert sind. Dadurch ist nicht allein die Möglichkeit gegeben, Analysen, Zersetzungstemperaturbestimmungen u. dgl. ohne jede Gefahr auszuführen, sondern auch die sonst sehr gefährlichen Stoffe in größeren ''Ieligen praktisch anzuwenden.
  • Wird beispielsweise ein 17 cm langer und io cm breiter Streifen von Zeitungspapier, welcher o,92 g wiegt, mit einer wäßrigen, bei gewöhnlicher Temperatur gesättigten Bleizuckerlösung getränkt, getrocknet, nochmals so behandelt, hierauf mit einer konzentrierten wäßrigen Lösung von stickstoffwasserstoffsaurem Natron getränkt, wieder getrocknet, dann mit Wasser gut gewaschen und dabei das wenige an der Oberfläche nicht fest fixierte Bleiazid abgewischt, so wiegt dieser Streifen nach dem Trocknen 476 g. Es sind bei dieser Ausfällung also 0,849 Bleiazid derri _ Papier einverleibt worden: Solches Papier zeigt kein auffälliges Aussehen, die Oberfläche erscheint zwar etwas rauher, die Farbe weißer, es ist gegen das Licht gehalten weniger durchscheinend, aber der Druck ist deutlich lesbar wie vorher. In solchem Papier sind 47,7 Prozent Bleiazid vorhanden, oder auf das ursprüngliche Papier bezogen 943 Prozent. In einer größeren Zeitung kann man schon eine ziemliche Sprengkraft konzentrieren; in einem Buche wäre es, bei größerem Format, eine sehr gefährliche Menge.
  • Derartiges Papier zeigt folgende Eigenschaften. Es läßt sich drücken, knittern, mit der Schere oder dem Korkbohrer schneiden und verträgt leichte Hammerschläge ohne Entzündung. In Paraffin von iio° eingetragen, steigen zunächst viel Bläschen in die Höhe, von Luft und Feuchtigkeit herrührend, dies hört bald auf, bis i8o° zeigt sich dann keine Veränderung, hierauf wird es gelblich und bei 2265 sind wieder Gasbläschen sichtbar, während es immer dunkler wird. Bis zd.o° erhitzt, dann mit Benzin vom Paraffin befreit, zeigt es unter dem Hammer noch explosive Eigenschaft. Infolge dieser Wärmebeständigkeit kann dieses Papier mit geschmolzenem Trinitrotoluol u. dgl. getränkt oder -,vellpappenähnlich gefaltet, zusammengerollt und die Zwischenräume mit Explosivstoffen ausgegossen, oder mit inneren Hülsenauskleidungen u. dgl. davon, ebenso verfahren werden. Schmale Streifen des Papieres mit einem Ende in eine Flamme gehalten, knattern und verlöschen, ohne ganz zu verbrennen, ein kleines fest zusammengerolltes Kügelchen gibt aber einen scharfen Knall. Wird ein Streifchen in einem Glasröhrchen erhitzt, so verpufft es nur, ein Streifchen der gleichen Größe zusammengedreht, verknallt hingegen hierbei. Unter dem Hammer wird auf Steinunterlage nur ein Loch herausgepufft, drei Lagen von .i mm Scheibchendurcbinesser geben einen Knall wie eine starke Papieramorce, zu einem Kügelchen gedreht, einen stärkeren bei dreiLagenStreifchen werden unverbrannte Stückchen weit weggeschleudert. Durch Tränken solchen Bleiazidpapiers mit Lösungen von Kaliumchlorat-, -perchlorat, -nitrat o. dgl. und Trocknen lassen sich diese Wirkungen versfärken; durch verdünnte Glyzerinlösung, Lösungen indifferenter Salze, Leim, Gummi, Fette usw. läßt sich die Empfindlichkeit noch weiter vermindern; schon zu viel Salpetereintrocknung bewirkt letzteres.
  • Gleiches Papier, welches nur 34 Prozent Bleiazid enthält, 53,1 Prozent auf das Papier bezogen, zeigt offen nur sehr geringe explosive Eigenschaften. Diese 'treten erst hervor im geschlossenen, möglichst kleinen Raume bei Initialzündung. An einem Ende durch eine Flamme entzündet, verglimmt ein solches Streifchen gänzlich unter Fünkchensprühen. Ein Papierstreifehen ohne Bleiazid brennt, auf diese Art probiert, eines mit 34 Prozent Bleiazid verglimmt und jenes mit 47,7 Prozent verlöscht alsbald. Dieses Verhalten ist sehr überräschend, es erkläit sich dadurch, daß bei dem höherprozentigen Papiere der brennende Teil, infolge der brisanten Wirkung des Bleiazids zerstäubt und weggeschleudert wird; das Initialzündungsvermögen gelangt erst im geschlossenere Raume zur Geltung.
  • Filtrierpapier (Marke: Schleicher & Schüll in Düren, Nr. 597) von dem ein 17 cm langer, io cm breiter Streifen i,5o g wiegt, verhält sich bei einem Gehalte von 49,3 Prozent Bleiazid fast gleich wie das Zeitungspapier mit 47,7 Prozent.
  • Ebenso wie beim Papier läßt sich Bleiazid auch in und auf Fäden, Geweben, Infusorienerde, Holz- oder Kokosnußkohle, Cellulose (Holzstoff), Sägespänen, Korkmehl u. dgl. ausfällen, welche Stoffe nachher mit Nitroglyzerin getränkt, oder sonstwie weiter gebraucht werden können. Beispielsweise kann derartige Kokosnußkohle als Sprengmittel in Verbindung mit flüssigem Sauerstoff verwendet werden. Wird für die Fällung des Azides als Bleisalz Bleiazetat benutzt, so kann in der Lösung noch Bleiazid vorher aufgelöst werden, denn es ist darin löslich.
  • Bei einem selbsthergestellten Muster von Schießbaumwolle war es bloß möglich, 13 Prozent Bleiazid unabwaschbar festzuhalten, wenn ebenso wie mit dem Papier verfahren wurde. Eine fest zusammengedrehte Probe des Produktes zeigte etwas stärkere Explosivität als ohne Bleiazid, ebenso mittels Essigsäureäthylester hergestellte Blättchen. Hingegen vermag man der Paste für letztere, oder einer aus Schießwolle und Essigester, leicht mehr Bleiazid einzuverleiben, das, der Gefahr halber, nicht erst getrocknet zu werden ])raucht, sondern das Waschwasser wird mit Essigester verdrängt. Benutzt man ein Filter aus nitriertem Papier oder ebensolchen Baumwollstoff, so kann es mit verpastiert werden. Auf diese Art oder mittels Kollodiumpapier oder -wolle lassen sich sehr wirksame Films und Blättchen erzeugen, die gleichwohl, auch vollkommen ausgetrocknet, noch ohne Entzündung mit der Schere zersclineidbar sind.
  • Andere Azide oder gefährliche Stoffe lassen sich in gleicher oder ähnlicher Weise in eine leichter zu handhabende, ungefährliche Form bringen. Beim Silberazid kann, außer der direkten Ausfällung, auch dessen Löslichkeit in Ammoniak dafür benutzt werden. Durch Verflüchtigung oder Absättigung des Ammoniaks scheidet sich das Silberazid wieder aus. Nur ist in diesem Falle darauf zu achten, daß sich dabei nicht -dessen Kxystallnadeln oder -drusen bilden, denn sind solche eingelagert, dann erhält man sehr .gefährliclie Produkte. Wird hingegen diese Gefährlichkeit für besondere Kriegszwecke gewünscht, z. B. in einer ganz unauffälligen Gestalt, oder erst auf dem Schußwege eines Geschosses durch Verdunstung desAmmoniaks infolge derLuftströmung oder der Benutzung der Ausströmungsluft eines Torpedomotors zu dieser Verdunstung u. dg1., dann begünstigt man die Bildung der Kristallnadeln des Silberazides. Das Silberazid ist auch in einer methylalkoholischen Lösung von Ammoniak löslich; diese Lösung verdunstet leichter als - die wäßrig-ammoniakalische.- Manchmal kann auch eine Lösung von Silberazid in mit Ammoniak und Ammoniumnitrat gesättigtem Wasser Verwendung finden (welches von beiden zusammen mehr aufzunehmen vermag als von Ammoniak allein oder von dem Nitrat allein) oder das feste Produkt aus i Molekül Ammonnitrat und i Molekül Ammoniak, das durch Verflüchtigung von Ammoniak entsteht, wenn dessen Nitrat trocken, mit trockenem Auinioniakgas verflüssigt wurde.
  • Noch weit empfindlichere Präparate werden erhalten durch Verdunstung einer Lösung von Silberoxyd in möglichst starker Ammoniaklösung auf Papier, Baumwolle u. dgl. Es entsteht dabei das schwarze, sogenannte Bertholletsche Knallsilber, über welches sich in der Veröffentlichtuig von R a s c h i g, Annalen der Chemie, Bd-. 233, S. 93 u. ff., nähere Angaben finden.
  • In Ammoniaklösungen von Silberazid und sonstigen Knallsilbervaritäten, die sich, nur oberflächlich in Augenschein genommen, nicht vom gewöhnlichen Salmiakgeist unterscheiden, sind ganz bedeutende explosive Kräfte enthalten, die naoh einfacher Verdunstung auf Papier, Baumwolle u. dgl. zur Wirkung gebracht werden können.
  • Das vorstehend beschriebene Verfahren ist bestimmt, in der Spreng- und Kriegstechnik, Feuerwerkerei, für Scherz- und Spielartikel u. dg1. Anwendung zu finden.
  • Es sei noch bemerkt, daß zwar für Sprengzwecke .o. dgl. bereits Papier herangezogen wurde, getränkt mit verschiedenen Stoffen und getrocknet - s. C u n d i 11- D e s o r -t i e a u x, Dictionnaire des explosifs, 1893, Nr. 461, 580, 719, 734 - daß aber alle jene Vorschriften das Gemeinsame haben, Sauerstoff abgebende Stoffe, teilweise in sehr beträchtlichen Mengen, zu enthalten, welche das Papier verbrennen sollen, die Kohle des Schwarzpulvers oder :den Zucker des sogenannten »weißen Schießpulverse ganz oder teilweise ersetzend. Demgegenüber kommt in dein Verfahren der vorliegenden Erfindung .dem Papier nicht diese Rolle z2i, es kann auch durch unverbrennliche Stoffe, Infusorienerde, Asbest o. 401. .ersetzt werden, und wo die 1%hitbenutzung von Sauerstoff abgebenden Salzen erwähnt ist, sind diese nebensächlicher Natur; sie können weggelassen werden,- ohne das Wesen der Erfindung zu ändern.

Claims (1)

  1. PATENT-ANSPRUcH: Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsäure und. anderer gefährlich handhabbarer fester Stoffe, dadurch gekennzeichnet, -d'aß man .die gefährlichen Stoffe in dien Poren von nicht oder weniger explosiven Stoffen ausfällt bzw. die Teilchen der ersteren zwischen oder um Teilchen der letzteren einlagert.
DE1914349584D 1914-11-20 1914-11-20 Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsaeure Expired DE349584C (de)

Applications Claiming Priority (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
DE349584T 1914-11-20

Publications (1)

Publication Number Publication Date
DE349584C true DE349584C (de) 1922-03-04

Family

ID=6258704

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DE1914349584D Expired DE349584C (de) 1914-11-20 1914-11-20 Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsaeure

Country Status (1)

Country Link
DE (1) DE349584C (de)

Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1173373B (de) * 1962-04-12 1967-09-07 Diehl Fa Verfahren zur Herstellung von Initial-sprengstoffen mit definierter elektrischer Leitfaehigkeit
DE3843883C1 (en) * 1988-12-24 1992-02-27 Dynamit Nobel Ag, 5210 Troisdorf, De Process to produce cover, which detonate at a predetermined time - by applying prim. reaction component on mould, and reacting with sec. component to make detonatable metal salt

Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1173373B (de) * 1962-04-12 1967-09-07 Diehl Fa Verfahren zur Herstellung von Initial-sprengstoffen mit definierter elektrischer Leitfaehigkeit
DE3843883C1 (en) * 1988-12-24 1992-02-27 Dynamit Nobel Ag, 5210 Troisdorf, De Process to produce cover, which detonate at a predetermined time - by applying prim. reaction component on mould, and reacting with sec. component to make detonatable metal salt

Similar Documents

Publication Publication Date Title
DE1796010C3 (de) Verfahren zum Füllen von Zund hutchen oder Sprengkapseln mit aus einem oder mehreren festen Initial sprengstoffen bestehenden Initial sprengmitteln
DE349584C (de) Verfahren zur Benutzung von Verbindungen der Stickstoffwasserstoffsaeure
DE3108803C2 (de)
DE859867C (de) Wiederholt verwendbarer Zuendstab
DE1956906A1 (de) Rauchartikel
DE863615C (de) Wettersprengstoff
DE65397C (de) Rauchschwacher Sprengstoff
AT410315B (de) Signaturarmer und schadstoffreduzierter, pyrotechnischer darstellungskörper
DE1009990B (de) Plastischer Sicherheitssprengstoff mit ausgeglichener Sauerstoffbilanz
DE961602C (de) Kontaktzuender auf der Basis Oxydations- und Reduktionsmittel
DE2027801C3 (de) Treibsatz für Feuerwerksraketen und ein Verfahren zu dessen Herstellung
DE662272C (de) Verfahren zum Herstellen zusammenhaengender Zuendstreifen u. dgl.
DE412651C (de) Verfahren zum Phlegmatisieren von Bleiazid
DE915196C (de) Ammonnitrat-Wettersprengstoff
DE144456C (de)
DE713129C (de) Verfahren zur Herstellung rauchschwacher Treibmittel
DE138338C (de)
AT240332B (de) Verfestigter flüssiger Brennstoff
AT142577B (de) Sicherheitszündmasse.
AT153228B (de) Verfahren zur Herstellung von Patronen zum Anlassen von Explosionsmotoren und für andere Verwendungszwecke.
DE381257C (de) Signalrakete o. dgl.
DE914448C (de) Raeuchermasse zum Verschwelen bzw. Verdampfen von Insekticiden
DE977075C (de) Nebelmittel
DE38734C (de) Verfahren zur Herstellung eines Explosivstoffes aus Pikrinsäure
DE305520C (de)