DE3414569A1 - Verwendung von bendazac zur behandlung von retinitis pigmentosa - Google Patents
Verwendung von bendazac zur behandlung von retinitis pigmentosaInfo
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Description
PROF. DR. DR. J. REITSTÖTTER DR. WERNER KINZEBACH
REITSTÖTTER. KINZEBACH & PARTNER POSTFACH 7BO. D-BOOO MÜNCHEN A3
PATENTANWÄLTE ZUGELASSENE VERTRETER BEIM EUROPÄISCHEN PATENTAMT EUROPEAN PATENT ATTORNEYS
TELEFON: (Ο89) 2 71 ΘΒ 83
CABLES: PATMONDIAL MÜNCHEN
München, 17. April 1984
UNSERE AKTE: M/25 077
OUR REF:
BETREFF:
RE
AZIENDE CHIMICHE RIUNITE ANGELINI FRANCESCO A.C.R.A.F.
S.p.A.
Viale Amelia, 70 00181 ROMA (Italien)
Verwendung von Bendazac zur Behandlung von Retinitis
pigmentosa
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Bendazac, nämlich [(i-Phenylraethyl-1H-indazol-3-yl)-oxy]-essigsäure
(Merck Index, IX.Auflage), oder dessen pharmazeutisch verträglichen Säureadditionssalzen zur Behandlung
von Retinitis pigmentosa.
Retinitis pigmentosa ist eine retinale Degenerierung, die gekennzeichnet ist durch:
- Nachtblindheit;
- fortschreitende Gesichtsfeldeinengung, die gegebenenfalls zu völliger Blindheit führt;
- ophthalmoskopische Veränderungen, die in einer dunklen, mosaikartigen, retinalen Pigmentierung, einer
Schwächung der retinalen Gefäße, einem wachsartigen, bleichen Aussehen der Papille und im fortgeschrittenen
Stadium in einer makulären Degenerierung bestehen.
In einigen Fällen fehlt die Pigmentierung [Pearlman et
al., Am.J.Ophthalmol. 81 (Nr.4), 417-419 (1976)]. Retinitis pigmentosa kann von degenerativer Opazität des
Glaskörpers und von Katarakt begleitet sein. Darüber hinaus kann diese Krankheit von einer Reihe weiterer, komplexer
Syndrome begleitet sein, wie dem Usher-Syndrom, das für Taubheit verantwortlich ist; dem Laurence-Moon-Syndrom,
das durch Hypogonadismus, geistige Minderentwicklung
und Fettsucht charakterisiert ist; und dem Refsum-Syndrom, das zu geistiger Minderentwicklung und
Zwergwuchs führen kann. Die Familiengeschichte ist von herausragender Bedeutung bei Retinitis pigmentosa; das
Erbmuster kann autosomal rezessiv, autosomal dominant oder X-verbunden sein. Die autosomal rezessive Form ist
die üblichste Form und kann gelegentlich auftreten [McKusick, V.A. John Hopkins University Press, Baltimore,
S.963 (1978)]. Die Krankheitsvorfälle reichen von 1/2000
"bis 1 /7000 in Abhängigkeit von der Untersuchungsart und
der geographischen Lage [Arcmamet al., J.Neurol.Sci.2,
183-196 (1965); Merin und Auerbach, Surv.0phthalmol.20,
303-346 (1976)].
Retinitis pigmentosa wurde zum ersten Mal vor 100 Jahren
beschrieben; seine Pathogenese ist aber trotz einer Vielzahl von Hypothesen über den Ursprung dieser Krankheit
[A.Wirth, L'oculista Italiano Nr.59, 52-55 (1982)] noch immer unbekannt. Es gibt keine wirksame und sichere
Behandlungsmethode für diese Krankheit und wissenschaftlich geplante, pharmakologische Untersuchungen gestalten
sich sehr schwierig. Der Mangel an Grundkenntnissen geht überein mit dem Fehlen an Tiermodellen, die in geeigneter
Weise die entsprechende Humanpathologie wiedergeben und somit Laboruntersuchungen potentiell wirksamer Substanzen
ermöglichen könnten. Damit ist erklärt, warum man sich bei der Behandlung von Retinitis pigmentosa auf
Arbeitshypothesen, die durch indirekte, experimentelle Beweise bekräftigt werden, verlassen muß. Ein typisches
Beispiel dafür ist eine durch die Entdeckung eines lokalen Dopaminmangels veranlaßte Arbeitshypothese, die zu
einer Untersuchung eines dopaminergen Arzneimittels beim Menschen führte und die ermutigende Ergebnisse erbrachte
[A.Wirth, L'Oculista Italiano Nr. 59, 52-55 (1982)].
Es wurde nun gefunden, daß es möglich ist, Retinitis pigmentosa beim Menschen zu behandeln, indem man Bendazac
oder ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon mit einer organischen oder anorganischen Base verabreicht
.
Bendazac ist ein bekanntes, antiinflammatoriscb.es Mittel
(Merck Index, IX.Aufl.) und sein Lysinsalz dient zur
oralen Kataraktbehandlung (BE-PS 891 914).
Die vorliegende Erfindung basiert auf der ursprünglichen Arbeitshypothese, daß Retinitis pigmentosa das Ergebnis
eines Defekts im physiologischen Schutzmechanismus gegen Photo-Oxidationsprozesse unter Mitwirkung freier
Radikale ist. Demzufolge scheinen die freien Radikale, die an der Retina kontinuierlich gebildet werden, durch
einen Photo-Oxidationsprozeß eine fortschreitende Schädigung
der Struktur zu verursachen. Gemäß dieser Hypothese wäre die abnorme Pigmentablagerung in der
Retina und die erhöhte Schwelle bei der Wahrnehmung von Lichtreizen nichts anderes als ein sekundärer Abwehrprozeß:
Biologisch gesehen scheinen diese Mechanismen ebenso wichtig zu sein wie die Hautpigmentierung im Anschluß
an eine Sonnenbestrahlung. Eine retinale Degenerierung
wäre das Ergebnis eines fehlenden physiologischen Schutzmechanismus und des erwähnten, sekundären
Abwehrprozesses. Im Hinblick auf diese ursprüngliche
Hypothese bestehen für die Suche nach Arzneimitteln, die gegen Retinitis pigmentosa wirksam sind, zwei Ziele:
(a) Die Normalisierung der physiologischen Schutzmechanismen gegenüber photo-oxidativen Prozessen unter
Mitwirkung freier Radikale. Dieser Forschungszugang ist jedoch praktisch wegen mangelnder Grundkenntnisse verwehrt;
(b) die Verringerung der biologischen Auswirkun- gen auf der Retina nach Sonnenbestrahlung.
Frühere Untersuchungen haben ergeben, daß Bendazac die von UV-Strahlen hervorgerufene Protein-Denaturierung verhindert
[Silvestrini et al., Inflammation, Biochemistry and Drug Interaction, A.Bertelli und J.C.Houck (Herausgeber),
Excerpta Medica Foundation, Amsterdam, Seiten 283-288 (1969)]. Vor kurzem wurde beobachtet, daß Bendazac
eine Schutzwirkung bei Photo-Oxidationsprozessen in Verbindung mit den beim Photohämolysetest gemäß dem von
Finazzi-Agro et al., Experentia 35, 1445-1447 (1979), be-
m/25 077 K
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schriebenen Verfahren entfaltet. Dieser Test basiert auf der Tatsache, daß Protoporphyrin bei einigen biologischen
Materialien einen photosensitivierenden Effekt, der an die Bildung freier Radikale gebunden zu sein scheint, ausübt
[Lamola et al., Science 179, 1131 (1973); De Goeij et al., Clin.Chim.Acta 62, 287 (1975); Girotti, Biochem.
Biophys.Res.Commun.72, 1367 (1967); Strom et al., Physiol. Chem.Phys. 9, 63 (1977)]. In dem obigen Test zeigt Bendazac
einen dosisabhängigen Schutzeffekt ab Konzentrationen von ungefähr 3 /ug/ml. Es wurde nunmehr eine klinische
Untersuchung mit Bendazac-lysinsalz zur Behandlung von R.etinitis pigmentosa bei zehn Patienten mit diagnostisch
festgestellter, fortgeschrittener Retinitis pigmentosa durchgeführt. Die Patienten wurden vor Beginn
der Studie ophthalmologisch untersucht und dann mit Bendazac-lysinsalz in Form des Dihydrats oral mit einer
Dosis von 500 mg dreimal täglich 6 Monate lang behandelt.
Ophthalmologische Tests wurden zu folgenden Zeiten wieeerholt:
1, 2, 4 und 6 Monate. In der Tabelle ist der Zustand der Patienten vor der Behandlung zusammengestellt.
Typische Veränderungen des Fundus umfaßten Gefäßrestriktion, chorio-retinale Dystrophie mit Pigmentierung und
Augennervenatrophie. Eine typische Veränderung der ERG-Kurve (Elektroretinogramm) bei Retinitis pigmentosa bestand
in einer Verringerung der skotopischen Komponente und der monophasischen Welle der Zapfenfunktion
ohne photoChromatisehe Intervalle. Eine Überprüfung einen
Monat nach Behandlungsbeginn zeigte eine Verbesserung der Dunkeladaptationskurve und des ERG's. Bei drei Patienten
war eine Verbesserung in der Sehschärfe und Dunkeladaptation, die jedoch durch die Versuche nicht bestätigt
werden konnte, zu beobachten. 2 Monate nach Behandlungsbeginn war bei fünf Patienten eine Verbesserung der Dunkeladaptationskurve,
des ERG's und der Sehschärfe zu be-
M/25O77 ι'*'
34H569
obachten. Drei dieser Patienten berichteten darüber hinaus über eine signifikante Erweiterung des Gesichtsfeldes.
4 und 6 Monate nach Behandlungsbeginn waren die Ergebnisse unverändert. Es wurden keine wesentlichen
Arzneimittel-abhängigen Nebeneffekte, die eine Unterbrechung
der Behandlung erfordert hätten, beobachtet.
Befund der Patienten vor der Behandlung mit Bendazaclysinsalz bei Retinitis pigmentosa
Nr. Ge- Alter Fundus- Gesichtsfeld Dunkel- ERG schlecht charak- R L adapta-
teristika tions-
kurve
15 | 1 | M | 65 | typ.Verän derungen |
tubular 15° cha rakte ristisch |
η | flach |
2 | M | 28 | Il | ti 5O | η | Il | |
3 | M | 30 | Il | .1 15o | ■» | Il | |
4 | M | 50 | Il | 1, 5° | Il | η | |
20 | 5 | M | 40 | Il | nicht beobacht bar |
π | η |
6 | M | 50 | Il | 5° tubular 10° | π | Il | |
7 | W | 52 | Il | 11 5O | ti | Il | |
8 | W | 38 | It | 10° | Il | Il | |
25 | 9 | W | 32 | If | 11 5° | Il | It |
10 | W | 61 | Il | nicht beob achtbar |
Il |
Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von Bendazac oder einem pharmazeutisch verträglichen Salz davon mit
einer organischen oder anorganischen Base zur Behandlung von Retinitis pigmentosa beim Menschen. Das bevorzugte
Salz ist Bendazac-lysinat.
Die Verbindung kann topisch oder systemisch verabreicht werden. Vorzugsweise wird das Bendazac-lysinsalz, insbesondere
das Dihydrat des Bendazac-lysinsalzes, oral
verabreicht.
Die Dosis kann im Hinblick auf übliche Parameter, wie die Verabreichungsart, das Gewicht des Patienten, die
Schwere der Erkrankung, das Molekulargewicht und die BioVerfügbarkeit der verabreichten Verbindung, gewählt
werden.
Einem Patienten kann somit eine Dosis verabreicht werden, die zu einem Blutspiegel von wenigstens 10 γ/ml führt.
Vorzugsweise wird man die Dosis so wählen, daß sich ein Blutspiegel von 20 bis 40 γ/ml ergibt.
Bei Erwachsenen kann die zu verabreichende Dosis Bendazac oder einer entsprechenden Menge des pharmazeutisch
verträglichen Salzes davon mit einer organischen oder anorganischen Base 600 bis 1200 mg, vorzugsweise 900 mg,
betragen. Diese Menge kann in einer einzelnen Dosis verabreicht werden, es ist Jedoch bevorzugt, zwei oder drei
Dosen in gleichen Zeitabständen zu geben.
Die Behandlung wird im Hinblick auf die Tatsache, daß Bendazac einen Schutzeffekt ausübt und Retinitis pigmentosa
eine chronische, fortschreitende Krankheit darstellt, auf unbestimmte Zeit fortgesetzt. Der bevorzugte
Behandlungsplan umfaßt die fortdauernde, orale Verabreichung von 900 mg Bendazac/Tag. Unter besonderen Umständen
kann man 3 bis 6monatige BehandlungsZeiträume mit Verabreichung von 600 bis 1200 mg/Tag zwischen 2 und
4monatige BehandlungsZeiträume schieben, während derer
ein niedrigere tägliche Dosis, wie 300 mg, an Bendazac oder einer entsprechenden Menge eines pharmazeutisch ver-
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träglichen Salzes davon mit einer organischen oder anorganischen Base verabreicht wird.
Um Bendazac in der gewünschten Weise zu verwenden, wird es im allgemeinen als pharmazeutisches Mittel gemäß üblichen
pharmazeutischen Regeln formuliert.
Typische pharmazeutische Mittel gemäß der Erfindung sind beispielsweise Tabletten, Kapseln und Augentropfen. Vorzugsweise
liegt das pharmazeutische Mittel in Einheitsdosisform, z.B. als Tablette oder Kapsel, vor und enthält
500 bis 1500 mg Bendazac-lysindihydratsalz zusammen mit einem oder mehreren pharmazeutischen Trägern,
welche üblicherweise zur Herstellung pharmazeutischer Mittel verwendet werden. Derartige Träger sind beispielsweise
Magnesiumstearat, Stärke, Lactose und Saccharose.
Ein typisches pharmazeutisches Mittel in Form von Augentropfen enthält 0,1 bis Λ% Bendazac in einem flüssigen,
pharmazeutischen Träger oder einer Mischung derartiger Träger.
Ein bevorzugtes pharmazeutisches Mittel zur oralen Verabreichung enthält etwa 500 mg Bendazaclysindihydratsalz,
wobei dieses Mittel dreimal pro Tag verabreicht wird.
Claims (8)
1. Verwendung von Bendazac oder dessen pharmazeutisch
verträglichen Salzen mit organischen oder anorganischen Basen zur Behandlung von Retinitis pigmentosa.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei Bendazac oder dessen pharmazeutisch verträgliche Salze oral verabreicht
werden.
3. Verwendung nach Anspruch 2, wobei Bendazac oder dessen pharmazeutisch verträgliche Salze in einer Dosis
verabreicht werden, die Blutspiegel im Bereich von 20 bis 40 γ/ml ergibt.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die tägliche Dosis an Bendazac oder seinen pharmazeutisch
verträglichen Salzen 600 bis 900 mg beträgt.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei Bendazac in Form des Lysinsalzes verabreicht wird.
6. Verwendung nach Anspruch 5, wobei die tägliche Dosis an Bendazac-Lysinsalz-dihydrat 100 bis 1500 mg beträgt.
7. Verwendung nach Anspruch 1, wobei Bendazac oder dessen pharmazeutisch verträgliche Säureadditionssalze
topisch auf das Auge verabreicht werden.
M/25 077 2 3 A 1 A56
8. Pharmazeutisches Mittel zur Behandlung von
Retinitis pigmentosa, enthaltend Bendazac oder wenigstens ein pharmazeutisch verträgliches Salz davon, gegebenenfalls
in Kombination mit üblichen, pharmazeutisch verträglichen Trägern und/oder Zusatzstoffen.
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