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Titel: Kunststoffwabe.
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Kunststoffwabe Die Erfindung bezieht sich auf Kunststoffwaben - insbesondere
solche, die im Spritzgußverfahren mit verringerter Zellenwandhöhe hergestellt werden
- sowie auf ein Verfahren zur Bekämpfung der Varroa-Milbe mit Hilfe bzw. unter Verwendung
derartiger Kunststoffwaben.
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Kunststoffwaben der vorstehend angegebenen Art sind z.B. aus DE-PS
21 18 676 und aus DE-OS 25 39 494 bekannt. Die Zellen derartiger bekannter Kunststoffwaben
werden von den Bienen mit körpereigenem Wachs zur vollen Zellenwandhöhe aufgebaut,
die Bienen legen ihre Eier auf den Zellengrund und umhüllen die Brut mit sog. Häutchen.
Beim Schlüpfen der Maden wird dieses Häutchen in der Zelle zurückgelassen. Die Häutchen
sammeln sich bei aufeinanderfolgenden Brutvorgängen übereinander in den Zellen an
und werden in größeren Zeitabständen vom Imker entfernt. Da die Häutchen die Zellen
überspannen und auch die Seitenwandungen bedecken, werden der Zellenboden unddie
Zellenwände, die im unteren Teil aus Kunststoff, im oberen Teil aus bieneneigenem
Wachs bestehen, im Laufe kürzerer Zeit bereits mit einem Belag aus Häutchen überzogen,
der verhindert, daß die Bienen mit dem Kunststoff der Wabe in Berührung kommen können.
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Das Kunststoffmaterial der Kunststoffwaben wird bei der Herstellung
elektrostatisch aufgeladen; die Aufladung wird dadurch beibehalten, daß die Bienen
ständig in Reibkontakt mit dem Kunststoff kommen. Die elektrostatische Aufladung
und die sie erzeugende, durch die Bienen verursachte Reibbewegung wird somit auf
natürliche Weise erzielt. Um dies zu vermeiden, ist man bisher dazu übergegangen,
die Kunststoffoberfläche der Wabenmit Wachs zu überziehen, so daß die elektrostatische
Ladung unwirksam wurde. Der gleiche Effekt wird auch erreicht, wenn Häutchen die
Kunststoffoberfläche überspannen; da die Häutchen jedoch im
Laufe
der Zeit die Zellen zusetzen, müssen sie von Imker in einem Reinigungsvorgang in
regelmäßigen Abständen entfernt werden.
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Die verheerenden Schäden, die in der Bienenzucht durch die Varroa-Milben
verursacht worden sind, sind bekannt. Es ist weiterhin bekannt, daß der Einsatz
chemischer Mittel keine wirksame Bekämpfung dieser Krankheit gestattet, so daß diese
Seuche weiter fortschreitet, da bisher auch keine anderen Lösungen für die Bekämpfung
dieser Krankheit gefunden worden sind, die für die Praxis brauchbar oder tragbar
wären In längeren Versuchsreihen wurde festgestellt, daß die Brut der Varroa-Milben,
die ihre Eier in den Zellengrund legen, sich in Wachswaben gut entwickeln, jedoch
in Kunststoffwaben erheblich weniger gut gedeihen und teilweise sogar eingehen,
was offensichtlich auf die Einwirkung der in den Kunststoffwaben vorhandenen elektrostatischen
Ladung des Kunststoff zurückzuführen ist. Diese Versuche haben ferner ergeben, daß
das Absterben der Brut, insbesondere der Maden der Varroa-Milben, gerade dann eintritt,
wenn frische Kunststoffwaben verwendet werden, d.h.
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solche, deren Kunststoffoberfläche nicht oder nur unwesentlich mit
Häutchen bedeckt ist, so daß daraus resultiert, daß die freie Kunststoffoberfläche
den Maden der Varroa-Milbe schadet, was auf die in einer freien Kunststofffläche
vorhandene elektrostatische Ladung zurückzuführen ist.
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Hieraus ergibt sich, daß ein wirksamer Weg zur Bekämpfung der Varroa-Milbe
darin besteht, daß die Brut bzw. Maden dieser Milben stets einer elektrostatischen
Aufladung ausgesetzt werden, um ihre Lebensbedingungen zu verschlechtern. Dies geschieht
vorzugsweise dadurch, daß an der Kunststoffwabe freie Flächen geschaffen werden,
die ein Wirksamwerden der elektrostatischen Ladung gewährleisten. Werden somit die
von der Varroa-
Milbe in den Zellengrund gelegten Eier einer elektrostatischen
Aufladung ausgesetzt, wird die in den Eiern befindliche Brut abgetötet und eine
Vermehrung der Varroa-Milbe unterbunden.
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Demgemäß ist es Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren
zu schaffen, um an den Oberflächen von Kunststoffwaben eine elektrostatische Aufladung
zu erzeugen und aufrecht zu erhalten, und dies vorzugsweise in der Weise zu erreichen,
daß die Bienen selbst dazu beitragen, diese elektrostatische Aufladung zu erzeugen
bzw. aufrecht zu erhalten.
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Gemäß der Erfindung wird dies mit den Merkmalen des Kennzeichens des
Anspruches 1 und des Anspruches 12 erreicht. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung
sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Mit der erfindungsgemäßen Ausgestaltung wird erreicht, daß die Bienen
fortlaufend an den freien Enden der Zapfen aus Kunststoffmaterial nagen und versuchen,
die Höhe der Zapfen bis zur normalen Zapfenwandhöhe abzubauen. Hierdurch und durch
den Reibkontakt der sich auf dem Zapfenmaterial bewegenden Bienen wird das Material
elektrostatisch aufgeladen bzw. die elektrostatische Aufladung aufrecht erhalten
oder aufgefrischt. Durch gleichmäßige Verteilung derartiger Stellen über die gesamte
Oberfläche der Kunststoffwabe wird erreicht, daß die gesamte Kunststoffwabe gleichmäßig
elektrostatisch aufgeladen wird, und zwar ausreichend stark, damit die erzielte
Aufladung durch die Häutchen in den Zellenvertiefungen bzw. benachbarten Zapfen
wirkt. Die Praxis hat gezeigt, daß die elektrostatische Ladung, die durch die Bewegung
der Bienen und deren Nagen an den Zapfen erzeugt wird, ausreicht, um die in den
Zellen der Waben befindliche Brut der Varroa-Milbe abzutöten bzw. zumindest empfindlich
in ihrer Lebensweise zu stören. Die Praxis hat auch gezeigt, daß die beim Spritzen
der Kunststoffwaben notwendigerweise auftretende elektrostatische Aufladung für
das Abtöten der Brut der Varroa-Milbe ausreichend groß ist, so daß ein Auffrischen
der elektrostatischen Ladung durch die Bienen selbst die elektrostatische
Ladung
an der Kunststoffwabe auf einem ausreichend hohen Wert hält. Unterschiedliche Kunststoffmaterialien
haben nach dem Spritzen eines Gegenstandes eine unterschiedlich hohe elektrostatische
Aufladung, und es wurde in der Vergangenheit versucht, bei Kunststoffwaben die elektrostatische
Ladung soweit wie möglich zu beseitigen, d.h. das Material antistatisch zu machen.
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Unter den Kunststoffen, die für den erfindungsgemäßen Vorschlag eine
ausreichend hohe elektrostische Aufladung besitzen, haben sich Polypropylene als
geeignet herausgestellt, insbesondere Polyporpylen-Homopolymerisate mit höherem
ataktischem Anteil, die unter der Bezeichnung "Novolen 1.300" bekannt sind. Die
Versuchsreihen wurden mit diesem Kunststoff durchgeführt.
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Die hierbei erhaltende elektrostatische Ladung hat ein 100-prozentiges
Abtöten der Brut der Varroa-Milben ergeben; gleichzeitig wurde der Einfluß der elektrostatischen
Ladung auf die Bienenbrut als sehr gering bis vernachlässigbar festgestellt, was
bedeutet, daß die Bienenbrut bei derartiger, relativ geringer elektrostatischer
Aufladung nicht in nennenswertem Maße beeinflußt wird; allenfalls wird geschwächte
oder kranke Bienenbrut hiervon beeinflußt, was im Hinblick auf die natürliche Auslese
und das Bestreben, besonders kräftige und widerstandsfähige Bienen zu züchten, sogar
erwünscht ist. Dies ist offensichtlich dadurch bedingt, daß die Bienenbrut widerstandsfähiger
gegen derartige elektrostatische Aufladung ist, daß aber andererseits diese erhöhte
Widerstandkraft daraus resultiert, daß bei Kunststoffwaben der Futtersaft auf dem
Zellengrund entscheidend besser erhalten bleibt als bei Wachswaben und deshalb die
Ernährung der Bienenbrut bei Kunststoffwaben wesentlich besser ist als bei Wachswaben,
was wiederum eine gesteigerte Widerstandskraft der Brut und der daraus hervor gehenden
Bienen ergibt.
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Mit dem erfindungsgemäßen Vorschlag wird erreicht, daß die Brut der
Varroa-Milbe innerhalb einer Kunststoffwabe vollständig abgetötet werden kann, so
daß hiermit eine außerordentlich
einfache, billige und sichere
Möglichkeit geschaffen ist, die Bienen gegen die verheerenden Auswirkungen der Varroa-Milbe
zu schützen und sie auf Dauer frei von dieser Krankheit zu halten.
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Das Aufbringen bzw. Aufrechterhalten der elektrostatischen Aufladung
auf den Kunststoffwaben kann von außen erfolgen, in-dem mit elektrischen Mitteln
die einzelnen Kunststoffwaben von Zeit zu Zeit elektrisch aufgeladen werden. Diese
Methode ist jedoch für den Imker umständlich und aufwendig, erfordert eine regelmäßige
Beobachtung und bedingt auch von Zeit zu Zeit einen Eingriff in den normalen Lebensablauf
der Bienen, da die Kunststoffwaben zur Aufladung in der Regel aus den Kästen entfernt
werden müssen.
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Wesentlich einfacher und für jeden Imker ohne jegliche Probleme durchführbar
ist deshalb die Lösung nach der Erfindung, bei der die Kunststoffwabe mit freien
Oberflächen versehen wird, die beim Bebrüten nicht mit Häutchen oder dgl. überzogen
werden und mit denen die Bienen dauernd in Reibberührung kommen, so daß die elektrostatische
Aufladung ganz von selbst und ohne jedes menschliche Zutun erreicht wird. Die Bienen
nagen an den über die normale Zellenwandhöhe der Kunststoffwabe hinausstehenden
Zapfen und krabbeln an diesen Zapfen. Durch diese Bewegungsvorgänge wird das Kunststoffmaterial
elektrostatisch aufgeladen bzw. wird die vorhandene elektrostatische Ladung aufgefrischt,
ohne daß eine Beeinflußung von außen erforderlich ist.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, die Kunststoffwabe
so auszugestalten, daß im unteren Bereich, insbesondere im Bereich der unteren Ecken,
Drohnenzellen mit entsprechend größerem Durchmesser in die Kunststoffwabe integriert
werden. Drohnen sind gegenüber der Varroa-Milbe besonders gefährdet, da die etwas
kältere Zone im Bereich der unteren äußeren Ecken der Wabe sowohl von den Drohnen
als auch von der Brut der Varroa-Milben bevorzugt wird und damit die Drohnenbrut
in stärkeren Maße befallen wird.
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Nachstehend wird die Erfindung in Verbindung mit der Zeichnung anhand
eines Ausführungsbeispieles erläutert. Es zeigt: Fig. 1 eine Aufsicht auf eine erfindungsgemäße
Kunststoffwabe in Prinzipdarstellung, Fig. 2 eine Seitenschnittansicht eines Ausschnittes
einer Wabe nach Fig. 1 in vergrößerten Maßstab, und Fig. 3 eine Darstellung ähnlich
der Fig. 2, jedoch zweier gegenüberliegend angeordneter Kunststoffwaben, wie dies
dem praktischen Einsatz entspricht.
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Die Kunststoffwabe 1 mit ihren Zellen 2 ist mit verringerter Zellenwandhöhe
ausgebildet, z.B. einer Höhe von 3,0 mm. Im Abstand von mehreren Zellendurchmessern
sind bestimmte Zellen, zweckmäßigerweise in gleichförmig verteilter Anordnung voll
mit Kunststoff ausgeführt, und diese voll ausgefüllten Zellen sind nach oben durch
einen Kunststoffzapfen 3 verlängert, dessen Höhe größer ist als die volle Zellenwandhöhe
(12,5 mm). Bei der dargestellten Ausführungform nach Fig. 2 ist die Höhe der Zapfen
mit etwa 4 bis maximal 10 mm größer als die volle Zellenwandhöhe angegeben. Die
Zapfen 3 können auswechselbar ausgebildet sein, so daß sie in die hierfür vorgesehenen
Zellen eingesetzt, z.B.
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eingesteckt, eingeklebt oder eingeschraubt werden können. Auf diese
Weise ist es möglich, vorhandene Kunststoffzellen für den erfindungsgemäßen Zweck
umzurüsten bzw. die Herstellung der Kunststoffwaben zu vereinfachen. In der Regel
wird sich jedoch eine einstückige Herstellung von Kunststoffwabe 1 und Kunststoffzapfen
3 als die sicherere Lösung anbieten. Die Gesamthöhe der Zapfen 3 setzt sich aus
einem Abschnitt 4, der der vollen Zellenwandhöhe entspricht, und einem Abschnitt
5, der dem die volle Zellenwandhöhe übersteigenden Abschnitt der Zapfen 3 entspricht,
zusammen.
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Die Kunststoffwabe 1, ist wie in Fig. 2 dargestellt, beispielsweise
zusätzlich mit einem einstückig angeformten Rand 6 versehen, der die Kunststoffwabe
1 entweder vollständig oder teilweise umgibt. Mit diesem Rand 6 wird die von den
Bienen für die Erzielung der die elektrostatische Aufladung ergebenden Reibbewegung
benötigten freien Fläche vergrößert.
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Die Stellen, an denen die Zapfen 3, 3 an einander gegenüberliegenden,
einander zugewandten Oberflächen zweier benachbarter Kunststoffwaben 1, 1 angeordnet
sind, sind -vorzugsweise ebenfalls symmetrisch- gegeneinander versetzt, so daß die
Zapfen 3 der Kunststoffwabe 1 sich zwischen jeweils benachbarten Zapfen 3 der gegenüberliegenden
Wabe 1 erstrecken und sich somit gegenseitig die Zapfen nicht behindern. Auf diese
Weise kann der Abstand von 10 mm zwischen zwei benachbarten Kunststoffwaben 1, 1
beibehalten und trotzdem eine Zapfenhöhe von annähernd 10 mm (gemessen von der Oberkante
der Kunststoffwabe mit voll aufgebauten Zellenwänden) erzielt werden.
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In Fig. 1 sind schematisch dreieckförmige Bereiche 7 und 8 der Kunststoffwabe
1 angedeutet, in denen Drohnenzellen 9 mit vergrößertem Durchmesser (6,8 bis 7,2
mm) ausgebildet sind, während der übrige und damit überwiegende Teil der Kunststoffwabe
1 mit Zellen für die Arbeitsbienen versehen ist. Entsprechend sind die Zapfen 3
in Bereich 7, 8 mit einem Durchmesser ausgeführt, der dem Durchmesser der Drohnenzellen
entspricht. Im übrigen jedoch ist der Aufbau dieser Abschnitte 7 und 8 identisch
mit dem der Kunststoffwabe 1.
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