DE3041460C2 - - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues und sehr günsti
ges Verfahren zum Ausfällen von Schwermetallen aus Abwasser.
Verschiedene Industrieabwässer enthalten Schwermetalle und
Sulfat-Substanzen, die vom Gesichtspunkt des Umweltschutzes
aus zu beanstanden sind. Es sind hauptsächlich zwei Typen von
Industrien, die solche Abwässer ablassen, nämlich Industrien,
die Säurebeizen in Verbindung mit einer Metallbehandlung und
Anlagen zur Konzentrierung von Sulfiderzen verwendet. Ein Ver
fahren zur Wiedergewinnung von Schwefel und Schwermetallen aus
solchen Abwässern würde nicht nur die Umwelt schützen, sondern
auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus vorteilhaft sein.
Zu hohe Gehalte an Metall- und Sulfationen in Abwässern werden
den natürlichen, biologischen Reinigungsprozeß stören. Noch
weitere ernsthafte Folgen sind die biologische Anreicherung
von toxischen Schwermetallen in der menschlichen "Nahrungs
kette" und die mikrobiologische Umwandlung von Sulfat zu
toxischen Schwefelwasserstoff, wobei in bestimmten Fällen sich
eine weitgestreute Vergiftung von Fischen ergibt. Auch ver
gleichsweise niedrige Konzentrationen von Metallen in dem Ab
wasser können auf die Dauer pflanzliches und tierisches Leben
in Seen und Strömen beeinflussen, da die Organismen progressiv
die Metalle in der Nahrungskette anreichern.
Die Methoden, die bis jetzt hauptsächlich für die Entfernung
von Schwermetallen aus Abwasser verwendet oder getestet wurden,
sind die folgenden:
- 1. Ausfällung von spärlich löslichen Metallen durch chemische Zusätze.
- 2. Elektrolytische Ausfällung.
- 3. Austausch des in Frage kommenden Metallions mit einem äquivalenten Anteil eines anderen positiven Ionsmittels Ionen austauschertechniken.
- 4. Chemische Extraktion.
Die einfachste dieser vier Methoden und daher die am meisten
verwendete Methode ist zur Zeit die ersterwähnte Methode. Sie
umfaßt die Ausfällung von schwer löslichen Schwermetallsalzen
mittels z. B. eines Hydroxyds. Diese Ausfällung muß bei einem
bestimmten optimalen pH-Wert durchgeführt werden. Nach der Aus
fällungsstufe wird der pH-Wert des Abwassers auf einen Wert
eingestellt, der für das Gewinnen der Wassermasse geeignet ist.
Diese pH-Einstellung kann oft gleichzeitig mit der Trennung
des Schwermetall enthaltenden Schlamms durchgeführt werden.
Die elektrolytische Ausfällung von Metallen ist zur Zeit schwer
als ein mögliches Mittel zur Reinigung von Abwässern vorstell
bar, aber sie kann für bestimmte, konzentrierte Bäder geeignet
sein. Ionenaustauschertechniken können auch nicht mit der
chemischen Ausfällung konkurrieren. Dies ist wohl auf die
außerordentlich hohen Investionskosten für Ionenaustauscher
anlagen zurückzuführen, die für große Mengen von Wasser be
stimmt sind. Die chemische Extraktion ist möglich, aber sie
ist mühsam, wenn große Volumen an Wasser zu behandeln sind.
Es ist auch bekannt, daß ein mikrobiologisches Verfahren zur
Ausfällung von Schwermetallen verwendet werden kann. In diesem
Verfahren wird das Wasser mit sulfatreduzierenden Bakterien
behandelt, die die Sulfationen zu Schwefelwasserstoff reduzie
ren, der in der Folge die Metallionen in Form von Metallsulfi
den ausfällt. Diese Methode wurde jedoch nicht für die Verwen
dung in der Praxis infolge der Tatsache angepaßt, daß das ge
samte Verfahren in einem einzigen Kessel ausgeführt werden muß.
Wenn das Verfahren in dieser Weise ausgeführt wird, ergibt es
einen sehr feinen kristallinen Sulfidniederschlag, dessen Entfer
nung durch Sedimentierung oder Filtrierung außerordentlich
schwierig ist.
Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein
verbessertes mikrobiologisches Ausfällungsverfahren vorzusehen,
das in zwei Stufen ausgeführt wird und das im industriellen
Maßstab verwendet werden kann. Dieses Ziel wird mittels eines
neuen Verfahrens zur Ausfällung von Schwermetallen aus Sulfat
ionen enthaltendem Abwasser erreicht, wobei das Wasser mit sul
fatreduzierenden Bakterien behandelt wird, die die Sulfationen
zu Schwefelwasserstoff reduzieren, der in der Folge die Metall
ionen in Form von Metallsulfiden ausfällt. Das erfindungsgemäße
Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Bakterien in
einem oder mehreren Kulturgefäßen in Gegenwart einer Nährlösung
und eines Teils des Abwassers kultiviert werden und daß die
entstehende wäßrige Lösung, die den durch die Bakterien erzeug
ten Schwefelwasserstoff enthält, in ein Ausfällungsgefäß zu
sammen mit dem verbleibenden größeren Teil des Abwassers einge
führt wird.
Die Ausfällung in diesem Ausfällungskessel ergibt die Metall
sulfide in Form eines flockigen Niederschlags (Flocken), die
sich leicht absetzen, insbesondere, wenn das Abwasser Eisen-
(III)-Ionen enthält. Durch die Verwendung eines getrennten
Kulturgefäßes ist es weiterhin möglich, die Kultivierung unter
kontinuierlichem Rühren durchzuführen, und der Anteil an zuge
gebenem organischem Material kann reduziert werden, wobei das
Verfahren wirtschaftlicher gemacht wird.
Die Ausfällung der Metallsulfide erfolgt sofort infolge des
niedrigen Löslichkeitsprodukts derselben. Metalle, die gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren ausgefällt werden können, sind
z. B. die Biocide Pb, Hg und Cd und einige andere Metalle, wie
Fe, Cu, Ni, Zn, Co, Mn und Ag. Versuche haben gezeigt, daß
dieses Verfahren von hohem potentiellen Wert ist, wenn es auf
die Reinigung dieser Abwassertypen angewandt wird. Das Verfahren
arbeitet gemäß einem zuverlässigen biologisch-chemischen Prin
zip. Die ausgefällten Metallsulfide können z. B. recyclisiert
werden und einem neuen Konzentrierungsverfahren unterworfen
werden.
Sulfatreduzierende Bakterien, die bei dem Verfahren verwendbar
sind, sind z. B. Desulfovibrio und Desulfotomaculum.
Ein geeignetes Nährsubstrat muß zugegeben werden, um das Wachs
tum der Bakterien zu beschleunigen. Ein Nährstoffe enthaltendes
Industrieabwasser, wie Abwasser von Hefefabriken, Brauereien
oder Molkereien, kann vorteilhaft als Nährlösung verwendet
werden. Auf diese Weise kann der Anteil an organischem Rück
stand aus dem Verfahren auf einem sehr niedrigen Stand gehalten
werden.
Der pH-Bereich, der für die Kultivierung der Bakterien geeignet
ist, beträgt 5,5 bis 9. Der optimale pH-Wert liegt zwischen 6
und 8, vorzugsweise etwa 7. Der bakterielle Abbau des Nähr
substrats ergibt die Bildung von organischen Säuren, haupt
sächlich Essigsäure, so daß der pH-Wert während des Verlaufs
der Kultivierung sinken wird. Es ist daher normalerweise not
wendig, den pH-Wert durch Zugabe von Alkali, z. B. NaOH, zu
regeln.
Das Verfahren gemäß der Erfindung kann schubweise oder kon
tinuierlich durchgeführt werden. Ein kontinuierliches Verfahren
gemäß der Erfindung ist im folgenden näher beschrieben.
Das Verfahren wird in zwei getrennten Gefäßen (Behältern,
Tanks, Basins) durchgeführt, nämlich einem Kulturgefäß und
einem Ausfällungsgefäß. Der größte Teil der Kultivierung der
Bakterien erfolgt in dem Kulturgefäß. Nahezu alles organische
Material wird in diesem Gefäß konsumiert. Ein Teil des von
Schwermetallen zu reinigenden Abwassers, eine Nährlösung und
eine Alkalilösung (z. B. eine NaOH-Lösung) für die pH-Regelung,
werden kontinuierlich in dieses Gefäß eingeführt. Wenn der pH-
Wert auf z. B. pH 6 eingestellt ist, ist der entstehende Nieder
schlag vorwiegend Eisen in Form des Hydroxyds und/oder Oxy
hydroxyds. Andere Metalle werden in einem variierenden Ausmaß
copräzipitiert. Die pH-Einstellung des Abwassers und die be
gleitende Hydroxydausfällung kann gewünschtenfalls in einer
separaten Stufe durchgeführt werden, bevor das Abwasser in das
Kulturgefäß eingeführt wird. Die Inhalte des Kulturgefäßes
werden langsam gerührt und der so gebildete Niederschlag kann
in einem bestimmten Ausmaß durch ein Bodenventil abgeführt wer
den. Die Aufenthaltszeit in dem Kulturgefäß kann zwischen 10
und 40 Std. liegen.
In dem Kulturgefäß werden die in dem Abwasser vorliegenden
Sulfationen zu H2S durch die Wirkung der Bakterien reduziert.
Die entstehend, wäßrige, H2S enthaltende Lösung wird konti
nuierlich in das Ausfällungsgefäß eingeführt, in das auch der
restliche Teil des Abwassers kontinuierlich eingeführt wird.
Die Ausfällung der Metallsulfide schreitet schnell in dem Aus
fällungsgefäß fort und diese Metallsulfide werden als eine
flockige Ausfällung erhalten, die sich schnell unter Bildung
einer Niederschlagablagerung absetzt. Die Ablagerung kann
durch ein Bodenventil in dem Ausfällungsgefäß entfernt werden.
Die Ausfällung kann auch in einem nachfolgenden dritten Gefäß
zum Absetzen gebracht werden. Weiterhin können feinere Teilchen
in einem nachfolgenden Filter von jedem geeigneten Typ abge
trennt werden. Die Aufenthaltszeit in dem Ausfällungsgefäß kann
zwischen 0,5 und 2 Std. liegen. Durch eine geeignete Wahl und
Einstellung der relativen Verhältnisse von (a) der Anteile
(Ströme) von Abwasserbeschickung direkt zu dem Ausfällungsge
fäß und (b) der Beschickungsanteile zu dem Kulturgefäß wird
es ermöglicht, eine vollständige Ausfällung der Schwermetalle
in dem Abwasser zu erreichen und gleichzeitig zu verhindern,
daß das gereinigte Wasser noch einen unangemessen hohen Rück
standgehalt an Schwefelwasserstoff besitzt.
Das gereinigte, ausgebrachte Wasser kann Bakterien enthalten,
die fähig sind, weiterhin die Reduzierung von Sulfat fortzu
setzen, aber diese Bakterien werden nur unter der zweifachen
Bedingung aktiv sein, daß sie mit Nährsubstanzen angereichert
werden und daß der pH-Wert höher als 5,5 ist. Keine dieser bei
den Bedingungen ist in dem ausgebrachten Wasser erfüllt. Viel
mehr kommen Bakterien dieser Art in allen natürlichen Wasser
massen vor und daher ergeben die über das Austragswasser einge
führten Bakterien keinen Beitrag, der geeignet ist, das vorher
existierende ökologische System zu ändern.
Bei praktischen, gemäß dem vorausgehend beschriebenen Verfahren
durchgeführten Versuchen wurden die folgenden Resultate erhal
ten: ein simuliertes Abwasser wurde gereinigt, das die folgen
den Sulfat- und Metallgehalte besaß: SO4≈600 mg/l; Cu 10 mg/l;
Zn≈600 mg/l; Fe≈500 mg/l. Das unfiltrierte Wasser, das von
dem Ausfällungsgefäß stammte, enthielt: Cu<0,1 mg/l;
Zn<0,1 mg/l; Fe 10-50 mg/l; H2S≈10 mg/l. Absichtlich wurde
der Ausstoß an Fe-Gehalt nicht auf 0 gesenkt, was tatsächlich
mittels einer pH-Einstellung in dem Ausfällungsgefäß möglich
sein würde. Statt dessen kann das restliche Eisen vorteilhafter
weise in Kombination mit anderen Verfahren verwendet werden.
Eine nachfolgende Belüftung des ausgestoßenen Wassers wird den
restlichen H2S zu Sulfat oxydieren und Fe2+ zu Fe3+. Das drei
wertige Eisen kann entweder zu einem mikrobiellen Prozeß zur
Auslaugung von Sulfiderz recyclisiert werden oder als Floc
kungsmittel in der aufzunehmenden Wassermasse verwendet werden.
In letzterem Falle werden nicht nur Metalle, sondern auch
Phosphor copräzipitiert werden.
Das biologische Verfahren gemäß der Erfindung besitzt größere
Vorteile im Vergleich mit einer rein chemischen Ausfällung von
Metallionen. Das Verfahren ist reiner. Kein Zusatz von Chemi
kalien ist notwendig, was das Risiko von Kettenreaktionen mit
anderen Substanzen auf ein Minimum herabsetzt.
Die Löslichkeitsprodukte von Sulfiden sind wesentlich niedri
ger als diejenigen von Hydroxyden, so daß der Restgehalt von
Schwermetallen nach der Behandlung wesentlich geringer bei dem
biologischen Verfahren ist. Dies bedeutet, daß das biologische
Verfahren auch gut mit Abwässern durchführbar ist, die sehr
niedrige Einspeisegehalte an Schwermetallen aufweisen, im Gegen
satz zu dem chemischen Ausfällungsverfahren, das nicht für
niedrige Einspeisgehalte verwendet werden kann. (Beispiele für
Löslichkeitsprodukte: CuS 10-36, Cu(OH)2 10-19; CdS 10-26,
Cd(OH)2 10-14, ZnS 10-25, Zn(OH)2 10-17.)
Zusammenfassend ist das Verfahren gemäß der Erfindung aus fol
genden Gründen von großem wirtschaftlichen Wert:
Es eignet sich ausgezeichnet zu einer kontinuierlichen Ver
fahrensweise; es ist billig, da keine kostspieligen Chemika
lien zugesetzt werden müssen; es erfordert nicht irgendwelche
hohe Kapitalinvestitionskosten, da die Tankvolumen innerhalb
akzeptabler Grenzen gehalten werden können; es kann in Indu
strien mit großen Abwasservolumen angewandt werden; es wird
hohe Metallkonzentrationen zulassen.
Claims (1)
- Verfahren zur Ausfällung von Schwermetallen aus Sulfat ionen enthaltendem Abwasser, wobei das Wasser mit sulfatredu zierenden Bakterien behandelt wird, die die Sulfationen zu Schwefelwasserstoff reduzieren, der in der Folge die Metall ionen in Form von Metallsulfiden ausfällt, dadurch gekennzeichnet, daß die Bakterien in einem oder mehreren Kulturgefäßen in Gegenwart einer Nährlösung und eines Teils des Abwassers kultiviert werden und daß die entstehende, durch die Bakterien produzierte Schwefelwasserstoff enthalten de Lösung in ein Ausfällungsgefäß zusammen mit dem verbleiben den größeren Teil des Abwassers eingeführt wird.
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