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"Verfahren zum Musterscheren"
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Musterscheren auf einer Schermaschine
unter Verwendung einer Walze mit erhabenem Oberflächenmuster als Roll-Schertisch.
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Eine Musterschermaschine dieser Art ist aus der DE-PS 71 735 bekannt.
Mit dieser Maschine sollen in samtartigen Stoffen scharfkantige Muster dadurch helUzustellen
sein, daß der Stoff über eine den festen Schertisch einer Schermaschine ersetzende
feste, harte, vorspringende Zapfen beliebigen Querschnitts tragende, verstellbare
Walze - d. h. über einen Rolltisch - hinweggeführt wird. Der Rolltisch wird dabei
durch den auf den Stoff ausgeübten Zug in Umdrehung versetzt.
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Bei seinem Lauf über den Rolltisch wird der zu musternde Stoff an
den Stellen, an denen sich harte Vorsprünge befinden, von diesen scharf ausgebaucht,
während der übrige Teil des Stoffs sich glatt an den Umfang des im wesentlichen
als Walze ausgebildeten Rolltisches anlegt. Bei der bekannten Maschine läßt sich
der Abstand zwischen der Musterwalze und den Scherwerkzeugen nach Bedarf verändern,
beispielsweise wird darauf hingewiesen, daß der Flor der durch die erhabenen Stellen
ausgebauchten Teile der Stoffbahn Je nach Einstellung der Musterwalze mit Bezug
auf die Scherwerkzeuge mehr oder weniger verkürzt oder bis auf den Grund des Stoffes
abgeschert werden können. Abgesehen von dieser Variationsmöglichkeit, kann mit ein
und derselben Musterwalze aber nur ein bestimmtes Muster geschoren werden.
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Der F.lnfiledung liegt die aufgabe zugrunde, das eingangs genannte
Verfahren so auszugestalten, daß sich das Scherergebnis bei unveränderter Musterwalze
so einstellen läßt, daß ein bestimmter vom Hersteller ewünschter Effekt entsteht.
Ein solcher Effekt kann 7um Beispiel in einem mehr oder weniger scharfen Übergang
zwischen zu scherenden und nicht zu scherenden Bereichen der Stoffbahn und auch
in einem zeitlichen Wechsel von schärferen und weniger scharf ausgeprägten Mustern
bestehen. Die erfindungsgemäße Lösung besteht darin, daß die Kantenschärfe und/oder
die Mustertiefe durch Einstellen bzw. Anpassen der auf die zu musternde Stoffbahn
beim Lauf über den Rolltisch ausgeübten Längsspannung geregelt wird.
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Wenn also die Stoffbahn extrem straff - d. h. mit einer für die Stoffbahn
gerade noch zulässigen Längs spannung - über den Rolltisch der Schermaschine geführt
wird, entstehen durch die Einwirkung des Scherzeugs im wesentlichen unabhängig von
der Breite des Scherspalts - wenn überhaupt geschoren wird - außerordentlich scharf
umrandete Muster.
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Das gilt beispielsweise auch für sehr kleinflächige Musterteile mit
eng in axial und/oder Umfangsrichtung aneinanderliegenden Kanten. Wird nun die auf
die Stoffbahn beim Lauf über den Muster-Rolltisch ausgeübte Längsspannung beginnend
bei der maximal zulässigen Spannung allmählich bis zu einer maschinenabhängigen
Minimal spannung herabgesetztt so werden die Kanten an den Umrandungen der einzelnen
Musterteile allmählich immer schräger, d. h. weniger scharf geschnitten, bis sich
ein mehr oder weniger erschwommenes Muster ergibt, indem zusätzlich die vorgenannten
eng begrenzten Musterteile auch in dem Zentrum des der jeweiligen Vertiefung des
Muster-Rolltisches entsprechenden Bereich der Stoffbahn mehr oder weniger stark
geschoren bzw. angeschoren sind.
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Bei Anwendllng des erfindungsCc?rrl n Verfalirrns kann also a] so
allein durch Variation der auf die Ware beim Lauf jiber den Rolltisch ausgeübten
Längsspanniing ein voreinzustellender Schereffekt erzielt werden, der bei entsprechender
zeitlichen Veränderung der auf die Stoffbahn ausgeübten Längsspannung auch noch
zum Erzeugen eines in Längsrichtung der Stoffbahn, zum Beispiel nach einem bestimmten
Rhythmus, veränderten Scherbildes auszunutzen ist.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Stoffbahnen aller Art,
zum Beispiel Web-, Wirk- oder Strickware aber auch Teppiche und sonstige Bodenbeläge
incl. Non Wovens, bearbeitet werden, Voraussetzung ist lediglich ein gewisser der
Schermaschine zugänglicher Flor. Selbstverständlich kann nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren auch Hoch-Flor-Ware bearbeitet werden.
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Um zu erreichen, daß die in den Flor der zu bearbeitenden Stoffbahn
zu scherenden Muster bei straffer Warenspannung deutlich und scharf begrenzt werden
können, soll der Durchmesser des Rolltisches so klein wie mit Rücksicht auf seine
Stabilität irgend möglich gewählt werden. Geeignet sind zum Beispiel Rolltische
mit einem Kerndurchmesser (Durchmesser im Bereich der Vertiefungen des Musters)
bis 20 mm, insbesondere maximal etwa 40 mm, und einem Stegdurchmesser (Durchmesser
im Bereich der erhabenen Teile des Musters) von etwa 10 bis 50 mm. Grundsätzlich
soll der Steg mindestens um den Betrag der um die Florhöhe vermehrten Dicke der
zu scherenden Stoffbahn höher als die benachbarten Vertiefungen des Musters sein.
Die Differenz der Radien im Bereich von Vertiefungen und Stegen wird daher im allgemeinen
bei etwa 5 mm liegen.
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Zum Durchfiihren des erfindungsgemäßen Verfahrens ist letztlich ein
im Verhältnis zu sciner in Axialrichtung gemessenen Länge stabartig dünner Rolltisch
vorzusehen. Bei üblichen Stoffbahnbreiten von 1 bis 2 Metern kann also der Spalt
zwischen dem aus Schermesserwalze und Untermesser bestehende Scherzeug und dem Rolltisch
nur dadurch über die Warenbreite konstant gehalten werden, daß der Rolltisch im
Bereich zwischen seinen endständigen Lagern auf mehrere Stützlager aufgelegt wird.
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Anhand der schematischen Darstellung eines Ausführungsbei spiels werden
weitere Einzelheiten der Erfindung erläutert.
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Es zeigen: Fig. 1 einen Schnitt senkrecht zur Scherzeugachse einer
Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens zum Musterscheren; und Fig. 2 einen Schnitt
parallel zur Längsachse des Rolltisches von Fig. 1.
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Gemäß Fig. 1 läuft eine Stoffbahn 1 in Pfeilrichtung 2 von einer Zuführzugwalze
3 über einen Rolltisch 4 zu einer in der Drehzahl regelbaren Abführzugwalze 5. Im
Bereich des Rolltisches 4 passiert die Stoffbahn im Scherspalt das aus Schermesserwelle
6 und Untermesser 7 bestehende Scherzeug.
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Der Rolltisch 4 gemäß Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 und 2 ist außer
in endständigen Lagern 8 auf einer Mehrzahl von Stützlagerpaaren - bestehend aus
jeweils zwei nebeneinanderstehenden Stützlagern 9 und 10 mit Stützrollen 11 und
12 -gehalten. Zum Justieren, d. h. zum genauen Zuordnen des Rolltisches 4 zum Scherzeug
6, 7, sollen die Stützlager 9 und 10 zweckmäßig in der jeweilig angegebenen Pfeilrichtung
13 und 14 zu verstellen sein. Die Stützlager 9 und 10 sind auf einem den Rolltisch
4 tragende Halter 15 befestigt, welcher zum Beispiel über eine Schwalbenschwanz-Kupplung,
mit dem Untertisch 16 verbunden sein kann. Letztere ist vorzugsweise so gelagert,
daß er einerseits in einer in der Zeichnungsebene auf die Schermesserwelle 6 zulaufenden
Pfeilrichtung 17 zu verstellen ist, um die Scherspaltbreite einzustellen, und andererseits
in einer etwa senkrecht zur Richtung 17 in der Zeichnungsebene verlaufenden Pfeilrichtung
18 um eine Schwenkachse 19 zu kippen ist, um sowohl die Scherspaltweite nachstellen
als auch - und vor
allem - den Sc0ertisch vom Scherzeug, beispielsweise
bei einem Nahtduchgang, trennen zu können.
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In Fig. 2 ist der Rolltisch 4 im Längsschnitt im Prinzip dargestellt
worden. Die Stützlagerrollen 11 - und auch natürlich die Rollen 12 - sollen in der
Regel so breit sein, daß das auf dem Rolltisch 4 vorgesehene Muster in Jeder Umfangsstellung
ohne Absatz auf der Rolle 11 abrollt.
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Wenn auf dem Rolltisch 4 umlaufende Nuten 20 vorgesehen sind, können
auch Stützrollen verwendet werden, die in den Nuten laufen.
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Beim Spannen der Stoffbahn 1 werden die erhabenen Teile bzw.
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Stege 21 des Musters des Rolltisches 4 je nach Einstellung der Warenspannung
mehr oder weniger deutlich abgezeichnet.
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Beim straffen Spannen der Stoffbahn 1 bildet der Flor 22 beispielsweise
an den Rändern am Umfang von Stegen 21 Scheitel 23. Ersichtlich wird dann beim Scheren
erreicht, daß nur die radial vom Rolltisch abstehenden Florteile geschoren werden,
während die axial oder in Umfangsrichtung zu den Seiten der erhabenen Stege 21 gerichteten
Florteile nicht in das Scherzeug gelangen können. Wird nun die auf die Stoffbahn
1 beim Lauf über den Rolltisch 4 ausgeübte Längsspannung herabgesetzt, so werden
ersichtlich die Scheitel 23 immer undeutlicher, und es entsteht ein mehr oder weniger
fließender Übergang zwischen scharf geschorenen Teilen der Stoffbahnen auf der Oberfläche
der Stege 21 und mehr oder weniger angeschorenen Teilen am Rand und in der Mitte
der Vertiefungen 20 des Rolltisches 4. Ist dabei einmal der Abstand zwischen benachbarten
Kanten von Nuten 20 relativ gering, so kann beim Nachlassen der auf die Stoffbahn
1 ausgeübten Längs spannung der Fall eintreten, daß der über der Vertiefung 20 liegende
Teil der Stoffbahn
zwar nicht bis auf den Grund - wie gleichzeitig
im Bereich der Stege möglich - aber doch statik .Ib/eschorcn wird, während der Flor
eines über eine relativ breite Nut 20 laufenden Stoffbahnteils zumindest im Zentrum
oberhalb der Nut ungeschoren bleibt. Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann also
ohne Änderung der Musterwalze ein stark variiertes und im Effekt dem jeweiligen
Wunsch angepaßtes Muster hergestellt werden.
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L e e r s e i t e