DE2940446C2 - Züchtung von tierischen Zellen in Suspensions- und Monolayerkulturen in Fermentationsgefäßen - Google Patents
Züchtung von tierischen Zellen in Suspensions- und Monolayerkulturen in FermentationsgefäßenInfo
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- C12M—APPARATUS FOR ENZYMOLOGY OR MICROBIOLOGY; APPARATUS FOR CULTURING MICROORGANISMS FOR PRODUCING BIOMASS, FOR GROWING CELLS OR FOR OBTAINING FERMENTATION OR METABOLIC PRODUCTS, i.e. BIOREACTORS OR FERMENTERS
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- C12M23/00—Constructional details, e.g. recesses, hinges
- C12M23/24—Gas permeable parts
Description
Erfindungsgegenstand ist das im Patentanspruch 1 angegebene Verfahren. Die Ansprüche 2 und 3 nennen
Ausgestaltungen dieses Verfahrens.
Die Vermehrung bestimmter tierischer Zellen in Gefäßen mit einem größerem Volumen als 3 Liter
wurde bisher durch das Problem der Sauerstoffversorgung behindert. Ganz gleich, ob diese Zellen in der
Kulturlösung des Fermentors schweben oder ob sie an den Oberflächen des Fermentorgefäßes anwachsen, von
einem gewissen Verhältnis A/V an stagniert das Wachstum (wobei A = Fläche für die Sauerstoffdiffusion
aus der Gasphase ii, die ^e'öste Phase und
V = Fermentationsvolumen bedeuten).
Die Vermehrung von beispielsweise insektenzellen in
größerer Menge ist eine der Voraussetzungen für eine Massenproduktion von Insektenviren, die in neuerer
Zeit zunehmend genauer untersucht werden. Gerade über die Gruppe der zu den Insektenviren gehörenden
Baculoviren sind in verschiedenen Arbeitsgruppen seit einigen Jahren Forschungsprojekte in Angriff genommen
worden, weil diese Viren evtl. als biologische Insektizide mit Spezies-spezifischer Wirkung eingesetzt
werden können. Die Produktion der Baculoviren in Zellkulturen würde die Möglichkeit eröffnen, jederzeit
unter kontrollierten und reproduzierbaren Bedingungen standardisierte Viruspräparate für den Einsatz in der
Schädlingsbekämpfung herstellen zu können. Die Vermehrung von Insektenzellen in Suspensionskulturen
als Substrat für die Virusvermehrung in größerem Umfang ist also hierfür eine wichtige Voraussetzung.
Die Vermehrung von Insektenzellen in Suspensionskulturen kann — wie bei Vertebratenzellen — in
geschüttelten Gefäßen, in sog. »Roller«-Flaschen, in »Spinner«-Flaschen oder in ähnlichen Gefäßen erfolgen.
Meistens ist die »Massenproduktion« aber
1. begrenzt durch die Größe der Gefäße, die handlich
und manipulierbar bleiben müssen, und
2. durch den mit zunehmendem Nährmedium-Volumen relativ schlechter werdenden OrPartialdruck
im Nährmedium.
In der Regel reicht die in einem geschlossenen Gefäß über dem Nährmedium befindliche Luft nur für eine
gegrenzte Zeit aus, um im Nährmedium den Sauerstoff zu ersetzen, der durch die sieh vermehrenden Zellen
verbraucht wird. Es kommt dann zur Sauerstoffverarmung im Nährmedium und als Konsequenz davon zur
Verminderung der Zellvermehrung und zum vermehrten Absterben von Zellen. Aus diesem Grunde ist für
größere Nährmediumvolumina neben mechanischer Umwälzung des Nährmediums auch das Einblasen von
steril gefilterter Luft in Form von fein verteilten Luftblasen eine notwendige und gängige Methode
geworden. Damit wird der Sauerstoffgehalt des Nährmediums angereichert.
Dieses in der Fermentationstechnik gängige Verfahren, die Sauerstoffdiffusionsrate durch Einblasen von
entkeimter Luft in die Kulturlösung zu steigern, versagt hier aus mehreren Gründen.
Bei diesem Verfahren wird durch eine oder mehrere Öffnungen im Luftzuführungsrohr unterhalb des Flüssigkeitsspiegels
erreicht, daß die Luft in Form von B'asen zur Oberfläche hin aufperlt. Je mehr Blasen dabei
aus einem Liter Luft entstehen, dest größer ist die Phasengrenzfläche Luft/Flüssigkeit Die Blasengröße
und Blasenzahl läßt sich nur in Grenzen variieren.
Sind die Öffnungen und damit die Blasen zu groß, vereinigen diese sich möglicherweise noch vor Erreichen
des Flüssigkeitsspiegels. Sind die Öffnungen sehr klein, um viele kleine Blasen zu erzeugen, so besteht die
Gefahr des Zuwachsen der Öffnungen. Außerdem ist die Herstellung sehr vieler und sehr kleiner Öffnungen ein
technisches Problem.
Daher muß man von einer mittleren Blasenzahl und Blasengröße und dawit von einer unbefriedigenden
Phasengrenzfläche ausgehen.
Die Phasengrenzfläche wird nachträglich dadurch auf das geforderte Maß gebracht, daß die Blasen mittels
eines Rührwerks zerteilt und über das Volumen der Kulturlösung im Fermentor verteilt werden. Die damit
verbundenen Druck- und Zugkräfte (Schubspannungen und Scherkräfte) schädigen tierische Zellen vielfach so
stark, daß sie absterben können.
Außerdem enthalten die Kulturflüssigkeiten Mindestmengen von Kälberserum oder anderen eiweißhaltigen
Nährmedien, so daß das Lufteinblasen zu einer unerträglichen Schaumbildung führt, .''ie den Versuchsablauf außerordentlich stark stören und behindern kann.
Weiter treten zusätzliche Scherkräfte auf, wenn die
Gasblasen an der Grenzfläche (Kulturflüssigkeit/Gasraum)
zerplatzen. Auch diese Kräfte schädigen die Zellen, so daß das Verhältnis von intakten zu
geschädigten und abgestorbenen Zellen immer ungünstiger wird, obwohl die Gesamtzahl noch zunehmen
kann.
Im Falle einer notwendigen stärkeren Luft-(Sauerstoff-)Zufuhr,
d. h. bei zunehmender Menge an Luftblasen, steigt somit die Anzahl an geschädigten und
absterbenden Zellen, was nicht nur der erstrebten Zellvermehrung entgegenläuft, sondern auch zunehmend
zur Anreicherung von toxischen Zcll-Zerfallprodukten
führt. Diese können die Zellvermchrung zusätzlich beeinträchtigen. Außerdem haben Messungen
in Spinner-Gefäßen von mehreren Litern ergeben, daß ab einer Nährmediummenge von etwa 3 Litern der
O2-Gehalt im Nährmedium auch durch stärkeres
Einblasen von Luft nicht mehr auf einem Niveau gehalten werden kann, das für normal proliferierende
Zellen erforderlich wäre.
Wird die Oberfläche, an denen animale Zellen bestimmter Zellstämme bevorzugt wachsen, künstlich
vergrößert, indem man z. B. den Fermenterinhalt mit Kunststoffkügelchen füllt, die dann in der Kulturlösung
schweben oder sedimentieren, treten beim Lufteinblasen und Rühren noch größere Probleme auf, da die
Kugeln gegen die Rührblätter und/oder gegeneinander stoßen, so daß die schädigenden Scherkräfte und
Schaumbildung vorhanden sind.
Die Konstanthaltung des pH-Wertes, der Kultivierungstemperatur
und der Nährmediumqualität (durch Zugabe frischen Nährmediums) ist zwar wichtig, doch
ist der begrenzende Faktor für die Volumina der Fermentationsgefäße der im Nährmedium gelöste
Sauerstoff.
Zu betonen sei noch, daß zwar auch die mechanische Umwälzung durch ein Rührwerk standardisiert vorgenommen
werden muß (ca. 70 Umdrehungen/Minute), daß aber die Verarmung an O2 von Nährmediumkompartimenten
durch die mechanische Umwälzung nicht beseitigt wird.
Die DE-OS 24 31 450 betrifft ein Verfahren zur in-vitro-Fortpflanzung oder in vitro-Erhaltung von
Zellen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
a) eine Suspension von Zellen in einem Zellenkulturmedium mit einer Wand einer nicht-toxischen
sauerstoffdurchlässigen Hohlfasermembrane in Be rührung gebracht wird, wobei die Zellen an diese
Wand der Hohlfasermembrane gebunden werden.
b) die gegenüberliegende Wand der Membrane mit intermittierenden Stoßen eines gasförmigen Sauerstoffträgers
in Berührung gebracht wird, wobei der Durchgang des Sauerstoffes durch die Membrane
bewirkt und der Sauerstoff mit den an der anderen Seite der Membrane gebundenen Zellen in
Berührung gebracht wird und gleichzeitig die Zellen in einem Zellenkulturmedium unter Zellenwachstums-
oder Zellenerhaltungs-Bedingungen von pH und Temperatur inkubiert werden und der
Sauerstoff in einer solchen Konzentration zugeführt wird, die ausreicht, um den maximalen
Sauerstoffbedarf zu überschreiten und um aerobe Bedingungen zu schaffen.
Bei diesem Verfahren werden die Zellen an die Wand einer Hohlfas rmembran gebunden und der Sauerstoff
kommt durch die Hohlfasermembran mit den daran gebundenen Zellen in Berührung. Als Materialien für die
Hohlfasermembranen, an die die Zellen gebunden werden, werden auf S. 13/14 der DE-OS 24 31450
Polyolefine wie Polyacrylnitril und Polystyrol, polyionische Polymerisate, Polykohlenhydraie wie Cellulose
und Cellulosederivate, beispielsweise Celluloseester. Polypeptide wie Collagen, S'likonkautschukpoiymerisate,
Fluorkohlenwasserstoffpolymerisate usw. genannt. Hier wird dem Fachmann die Lehre gegeben, daß die
genannten Materialien dazu geeignet sind, daß Zellen auf ihnen gebunden werden können, um sie dem
Verfahreii der DEOS 24 31 450 zugänglich zu machen.
Ganz im Gegenteil dazu hat die vorliegende Erfindung das Ziel, ein Anwachsen oder Anbinden der
Zellen an Membranen zu verhindern. Nur wenn auf permeablen Membranen aus gasdurchlässigem synthetischem
Material fast kein Zellwachstum stattfindet, läßt sich eine ausreichende Sauerstoffzuführung gewährleisten.
Durch die Offenbarung der DE-OS 24 31 450 wird der Durchschnittsfachmann gerade davon abgehalten,
die dort befindlichen Materialien zu verwenden, da dort das Anwachsen oder Binden der Zellen auf der
Membran gerade gewünscht wird.
Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, die Sauerstoffversorgung eier Zellen sicherzustellen, ohne
die oben aufgezählten gravierenden Nachteile des Lufteinblasens in Kauf r ehmen zu müssen.
Bei der Lösung der Aufgabe der Erfindung muß außerdem sichergestellt werden, daß die erforderliche
Mikro- und Makrodurchmischung des Fermentorinhalts (Kulturflüssigkeit) erhalten bleibt. Das heißt, es muß
gewährleistet bleiben, daß pro Volumen vom Liter- bis zum μ-Litermaßstab immer gleich viel Zellen, Nährmedium
und Sauerstoff vorhanden sind. Unter Mikrodurchmischung wird die Durchmischung in Zellumgebung
von 1 — 10 Zelldurchmessern und unter Makrodurchmischung die Durchmischung des ganzen Gefäßes
verstanden.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß es möglich ist, den für die Züchtung von tierischen Zellen in
Suspensions- und Monolayerkulturen in Fermentationsgefäßen zum Stoffwechsel erforderlichen Sauerstoff
allein über permeable Membranen zuzuführen, ohne das Einperlen von Luftblasen oder sonstige Sauerstoffzufuhr
nach den bekannten Verfahren zu benötigen. Beim Verfahren .<jemäß der Erfindung werden nicht nur die
Scherkräfte vermieden, die beim Fiblasen von Luft
entstehen, sondern es findet auch keif ic Pcfrfiurfibiiduiig
statt und Probleme der Dimensionierung der Öffnungen für die Luftblasen lallen fort.
Darüber hinaus ist ein ganz wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung darin zu sehen, daß es mit dem
Verfahren gemäß der Erfindung erstmals möglich ist, Züchtungen von tierischen Zellen und insbesondere von
Insektenzellen in Suspensions- und Monolayerkulturen in Fermentationsgefäßen durchzuführen, deren Volumen
die bisher üblichen Volumina in Flaschen oder sonstigen Gefäßen bei weitem überschreiten. So ist es
z.B. möglich, in Suspensionskulturvolumina von 10 Litern und mehr zu arbeiten, wobei sich die Zellen
optimal vermehren. Auch Volumina von 15, 20 oder mehr Litern sind ohne weiteres mit dem Verfahren der
vorliegenden Erfindung realisierbar, was bisher nicht möglich war. Selbst Volumina von 50 und sogar 100
Litern sind nicht ausgeschlossen.
Der Sauerstoff diffundiert durch die aus Kunststoff bestehenden permeablen Membranen, wnbei es wesentlich
it. daß die Zellen nicht auf dem Kunststoff wachsen,
weil sonst die Sauerstoffzufuhr verringert und schließlich unterbrochen würde. Daher ist er. wesentlich, daß
das zu verwendende Material einerseits gasdurchlässig,
d. h. sauerstoffdurchlässig und andererseits so beschaffen ist, daß auf ihm kein Zellwachstum oder Anwachsen
von Zellen stattfindet. Zumindest sollte sichergestellt werden, daß das Zellwachstum auf dem Material, aus
dem die permeablen Membranen bestehen, nur so wenig erfolgt, daß die nötige Sauerstoffversorgung des
Systems nicht gestört wird.
Geeignete Kunststoffe für die permeablen Membranen si'.J z. B. die Silikonkunststoffe oder Silikon-beschichtete
Kunststoffe. Als Kunststoffe kommen außerdem andere verfügbare Kunststoffe infrape, wobei
jedoch darauf zu achten ist, daß tierische Zellen nicht auf den sauerstoffpcrmeablen Kunststoffen anhaften
und auf ihnen wachsen können. Silikonfolie und .Silikonschläuche huDen eine Oberfläche, auf der sich
Zellen nicht oder nur sehr schwer festsetzen können, Daher ist Silikonkunststoff ein bevorzugtes MiMe. ial.
Es ist für den Fachmann selbstverständlich, daß das Material und die geometrische Ausbildung der Kunststoffmembranen
sowie ihre konstruktive Einfügung in die Fermentationsgetäße den üblichen biotechnologischen
Forderungen angepaßt sein müssen.
Als Sauerstoffauelle kommt iiblicherwrisr Luft
infrage. Eis kann jedoch auch ein Luft/Sauerstoff-Gemisch
verwendet werden. Auch ist es möglich, ein Sauerstoff/Stiekstoff-Gemisch zu verwenden.
Die Verwendung von ausschließlich pcrmeablen Membranen zur Zuführung des Sauerstoffs in die
Kulturbrühe hat den weiteren Vorteil, daß eine Filterwirkung durch die Membran eintritt, wodurch ciie
in der Luft enthaltenen Keime zurückgehalten werden.
Es versteht sich von selbst, daß bei der Durchführung
des Fermentationsverfahrens gemäß der F.rfindung die gesamte Apparatur und die verwendeten Ktilturflüssigkcitcn
steril gemacht sind
Die l-'orm der pcrmeablen Membran kann beliebig
sein, muß jedoch so gewählt werden, dall eine
ausreichende Sauerstoffdiffiision /ur Versorgung des
/elKmffw echsels möglich ist und die Anordnung die
/eihermchrung nicht ston. AK geeignet haben sich als
permeable Membranen /. H solche aus Silikongummi erwiesen, /um Beispiel kann man einen Silikongumm1-Schiaucii
um einen T-agcr. der sich im i ermeniationsge
fait befindet, wickeln. Als Träger bieten sich normalerweise
z. I) Wärmeaustauscher an.
Die r.rfindung wird nachstehend anhand der AbbilduiiL'en
und der Aiisfüiirungsbeispiele weiter erläutert.
A hb. I zeigt ein I ermentationsgefäH fur die Anwendung
des Verfahrens gemäß der Erfindung bei der /iichinng von Insekten/eilen in Suspensionskulturen.
Λ b b 2 zeigt ein Fermentationsgefäß zur Anwendung
des Verfahrens gemäß der Frfindung zur Züchtung von Wirbekierzellen in Suspensions- sowie Monola\erkulturen.
In Abb. I ist das Fermentationsgefäß ein Glasrohrabschnitt
(I) aus Borsilikatglas. de' durch einen Boden (7) und einen Deckel (2) aus Edelstahl abgeschlossen
wird. -\m Deckel (2) ist cn Wärmetauscher (3)
angebracht, der hier als mäanderförmiges Stahlrohr ausgebildet ist. Auf dieses Stahlrohr ist ein Schlauch (4)
.!us Silikongummi so gewickelt, daß die Windungen
HK ht ganz aneinander anliegen. Mit den Oliven (5) wird
lic Druckluft durch den Silikonschlauch geleitet. Mit ι
den Oliven (6) wird dem Wärmetauscherrohr das Temperiermedium zugeführt. Der Boden (7) des
Fer-nenlation.sgefäßes ist ebenso wie der Deckel über
einen Dichtung (8) mit dem Glasrohrabschnitt verbunden. Der Motor (9) treibt über eine Welle (10) den :
Propeller (II) an. Der Propeller (II) rotiert mit ca.
60 UpM ind gewährleistet durch seine konstruktive
Ausbildung und seine geringe Umdrehungszahl die u'i-onende Makrodurchmischung des Fermentorinhaltes
(12). Die Mikrodurchmischung entsteht durch ■
Turbulenzen an dem spiraiig aufgewickelten Kunststoff
schlauch. Der in Jie Flüssigkeit diffundierte Sauerstoff wird mittels dieser Mikrodurchmischung vorverteil! und
mit der Propellerströmung über das gesamte Gefäß verteilt. Die durch den gewickelten Schlauch erzeugten
Turbulenzen in der Gesamtströmung und durch die G-csarntsirömung selbst wird außerdem gewährleisten.
da3 die Nährstoffe und Zellen sich gleichmäßig über das
Fermentations volumen verteilen.
in A b b. 2 i-t das Fermentationsgefäß ein Glasrohr- abschnitt
M) au1, Borsilikatglas. der durch einen Boden
(7) und einen Deckel (2) aus Edelstahl abgeschlossen wird. Am Deckel (2) ist ein Wärmetauscher (3)
angebracht, der hier als Doppelzylinder aus zwei konzentrischen, oben und unten miteinander durch je e'ren
Kreisring verbundenen Doppelrohrhohlkörper ausgebildet ist. Auf die Außenfläche dieses Stahlrohres
;s! ein Sch auch (4) aus Silikongummi so gewickelt, daß
die Windungen nicht ganz aneinander anliegen. Mit den Oliven (5) wird die Druckluft durch den Silikonschlauch
geleitet. Mit den Oliven (6) wird dem Wärmetauscherrohr das Temperiermedium zugeführt. Der Boden (7)
des Fermentationsgefäßes ist ebenso wie der Deckel über einen Dichtring (8) mit dem Glasrohrabschnitt
verbunden. Der Motor (9) treibt über eine Welle (10) den Propeller (11) an. Der Propeller (11) muß durch
adäquate Umdrehungszahl (50—200 UpM) die schonen-
■ de Makrodurchmischung des Fermentorinhaltes (12)
gewährleisten — hier in der Hauptsache die Kulturflüs-MgV.eit
mit dem Niihrmediiim. die im Ringspalt (13)
abwart«, strömt und sich mit Sauerstoff anreichern konnte. Die Kulturflüssigkeit (12) durchströmt das Sieb
(14) und umspült die Kügelchen (15), auf denen die
/eilen wachsen. Durch eine entsprechende Ausbildung des Siebes, durch die Wahl der Kugelgröße (Strömungswiderstand
der Kugelpackung), durch das spezifische (iewii In der Kugeln und durch die Umdrehungszahl des
i'ropcilers kann erreicht werden. daU die Kugclpackung
nicht scdimentiert, sondern in Schwebe gehalten wird.
Somit wird verhindert, daß sich in den Kontaktflächen
Kugel/Kugel. Kugel/Sieb und Kugel/Zylinderwand an Nährmedium und Sauerstoff verarmte Zonen bilden, in
denen die Zellen absterben würden.
Zur Erzielung der Mikrodurchmischung dient der spiraiig aufgewickelte Schlauch mit seinen Zwischenräumen
und das inhomogene Strömungsfeld in der Kugelpjckung. Die Umlaufzeit der Strömung durch den
Ringspalt (13) und die Kugelpackung kann so eingestellt werden, daß die Sauerstoffkonzentration innerhalb der
Kugclpackung von unten nach oben nicht nennenswert absinkt.
Bei der Durchführung von Versuchen gemäß der Erfindung wurde das F.inperlen von Luftblasen völlig
vermieden. Die einzige Sauerstoffzufuhr erfolgte durch das Schlauchsystem aus Silikonschlauch. der um den
Wärmeaustauscher gewickelt war. Der mit der Sauerstoffelektrode kontinuierlich gemessene Oi-Gehalt
. konnte auf diese Weise über mehrere Tage auf gleicher Höhe gehalten werden. Dies bedeutet, daß der
Sauerstoff aus der strömenden Luft im Silikonschlauch in das Nährmedium übertritt und auch bei zunehmender
Zeitzahl in der sich vermehrenden Kultur immer in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Durch
Erhöhung der Durchströmgeschwindigkeit der Luft im Schlauch bzw. durch Erhöhung des Druckes würde sich
bei sehr stark Sauerstoff verbrauchenden Kulturen der Übergang des O2 in das Nährmedium noch erhöhen
lassen. In Versuchen mit Zellkultursuspensionen von 4 und 10 1 konnte mit dieser Methode eine stetige
Vermehrung der Mamestra brassicae-Zellen erreicht werden Im Vergleich zu allen bisher verwendeten
Suspensionskulturmethoden war es damit erstmals
■ möglich, in einem Nährmediumvolumen von 10 1 Zellen
nicht nur zu vermehren, sondern eine 30fache Zeüvermehrung zu erreichen. Die bisher in Volumina
bis zu 31 erreichte Vermehrung war 4- bis 5fach. Weiterhin ist tu bemerken, daß das morphologische
Aussehen der Zellen optimal war und daß der Prozentsatz an toten Zellen bei nur höchstens 10% lag.
In Suspensionskulturen kleinerer Volumina (1 bis 3 i) liegt dieser Prozentsatz oft wesentlich höher.
Die Methode der 02-Anreicherung von Nährmedien
= über Oj-permeable Materialien in Form von Folien oder
Schläuchen aus Teflon. Silikon o. ä. macht es daher möglich. Insektenzellen in Suspensionskultur-Volumina
von 101 und mehr optimal zu vermehren. Die Zellen
können sich dabei auf dem Silikonschlauch nicht festsetzen (und damit den Übergang des O2 nach und
nach blockieren), weil Silikon eine zum Anheften der Zellen nicht geeignete Oberfläche hat. Auch setzen sich
daher zwischen den Schlauchwindungen keine Zellen fest, die dort absterben, zerfallen und das Nährmedium
mit toxischen Zerfallprodukten anreichern könnten.
Verwendet wurde die Insektenzellinie IZD-Mb 0503 (IZD = Institut für Zoologie Darmstadt; Mb = Mamestrn
brassiae = Kohleule, eine Schmetterlingsart; 0503 = Code-Nummer der Zellinie; Lepidopteren-Zellinie
ATCC Nr. CRl. 8003). Von dieser Zellinie wurde eine Suspensionskultur angesetzt, d. h. in einem sog. Spinnergefäß
werden — unter ständigem Rühren mit Hilfe eines Magnetrührers — die Zellen frei schwebend im
Nährmedium zur Vermehrung gebracht. Bei einer für die VLimchrung notwendigen Ausgangszahl von etwa
1 χ IU1 Zeilen/ml Nährmedium erreicht man in der
Regel nach 3 Tagen eine Zellkonzentration von etwa 6 bis 10 χ 105 Zellen, d. h. eine 3 bis 5fache Vermehrung.
Wegen Nährmediumserschöpfung und »Alterung« dieser Kultur ist auch bei längerer Bebrütung eine
höhere Zellzahl nicht erreichbar.
Von dieser »Stammkultur« wird der Ansatz entnommen, um die Zellkultur im Fermenter anzusetzen.
Die O:- und pH-Meßelektroden wurden geeicht, autoklaviert und nachgeeicht. Danach wurden sie in den
Deckel des Fermenters eingesetzt. Als Membran wurde ein Schlauch aus Silikongummi verwendet und auf den
Wärmeaustauscher gewickelt. Der Deckel (mit den Elektroden) und alle Teile des Fermenters, die mit der
Zellsuspension und dem zu- und ablaufenden Nährmedium in Berührung kommen sowie die Luft zu- und
abführenden Systeme müssen sterilisiert werden. Dies geschah im Autoklaven.
Das Fermentergefäß wurde unter Beachtung der Sterilbedingungen zusammengesetzt und die gewünschte
Nährmediummenge wurde durch vorgesehene Öffnungen im Deckel des Fermentergefäßes eingefüllt.
Bei einem Gefäß mit Gesamtinhalt 12 1 wurden zunächst
2 I eingefüllt. In dieser Nährmediummenge sind die Zellen bereits vor dem Einfüllen zugegeben worden. Die
Konzentration ist 105 Zellen/ml.
Dann wurde der Fermenter in Betrieb gesetzt und folgende Bedingungen eingehalten:
Druck von 0,5— 1,0 At eingeleitet. Bei Bedarf kann der Druck bis auf 2,0 At gesteigert werden.
Durch die erfindungsgemäße O2-Diffusionsmethode
wurde die Zahl der Zellen pro ml Nährmedium in 4 Tagen von 105 auf 2 bis 3 χ 106 Zellen gebracht.
Nach 2—3 Tagen ist das Optimum der Zellvermehrung überschritten, d. h. daß die Zellkultur in die
stationäre Phase übergeht, in der die Zellen nach und nach ihre Teilungsaktivität einstellen. Jeder ml enthält
jetzt 2 —3 χ 10* Zellen. Es wurden dann 6 bis 7 I frisches
Nährmedium steril zugegeben. Dadurch wird die Zellkonzentration entsprechend herabgesetzt. Die Zellen
gehen aus der Stationärphase wieder in eine Vermehrungsphase über. Innerhalb von 2 — 3 Tagen
führte dies wieder zu Zellkonzentrationen von 2 bis 3 χ 106ZmI. In einem Gesamtvolumen von 10 1 sind
somit aus anfänglich 3 χ 10» Zellen/3 1 bis etwa 10" Zellen entstanden.
Mit der Luftblasen-Methode des Standes der Technik wäre eine Vermehrung in Volumina über 4 I überhaupt
nicht möglich gewesen. Die Züchtung in 4 χ 2,5 I-Volumina
hätte jedoch ingesamt höchstens nur etwa 4 χ 10" Zellen ergeben. Die erfindungsgemäße Memhran-Methode
erbringt also eine etwa 20fach höhere Zellzahl.
Vom 10 I-Volumen wurden etwa 51 der Zellsusp<;nsion
abgezogen, wenn die Stationärphase wieder erreicht ist (2. bis 3. Tag). Dann wurden 5 I frisches
Nährmedium steril in den Fermenter gegeben. Dadurch wird die verbliebene Suspension verdünnt und die
Zellen beginnen sich durch erneuten Eintritt in eine Vermehrungsphase wieder zu teilen. Wiederholungen
dieser Verdünnungs-Vermehrungsphasen können — bei Erhaltung steriler Bedingungen im Fermentergefäß —
so lange durchgeführt werden, wie es der Gesamtzustand der Zellen erlaubt. Bei stabilisierten Zellinien kann
dies zu einem kontinuierlichen Dauerbetrieb werden.
Bei dem in Beispiel 1 beschriebenen Verfahren können auch folgende andere Zellinien für eine
Massenproduktion eingesetzt werden:
— IZD-Mb 2006 = Mamestra brassicae
— IZD-Mb 1203 = Mamestra brassicae
— IZD-Mb 0504 = Mamestra brassicae
— IZD-Mb 0504 = Mamestra brassicae
— IZD-Ld 1307 = Lymantria dispar
— IZD-Ld 1407 = Lymantria dispar
— Rühren mit 60—70 UpM
— Einregulieren der Temperatur in der Suspension auf 28° C. wobei die
— O2- und pH-Wert-Regulierung über die Meßelektroden
erfolgte.
In den ersten 16—24 Stunden nach Beginn der Kultivierung ist eine 02-Anreicherung des Nährmedi
ums nicht unbedingt erforderlich. Sie wird jedoch notwendig, wenn die Zellkultur in die logarithmische
Wachstumsphase eintritt und durch Zunahme der Zellzahl und durch erhöhte Stoffwechselleistungen der
im Nährmedium vorhandene Sauerstoff verbraucht wird.
Die Zufuhr des O2 erfolgt dann über den Silikonschlauch als »Membran«, durch die O2 aus der
atmosphärischen Luft oder aus 02/Luft-Gemischen in
das Nährmedium eindiffundiert
Zur Anreicherung des Nährmediums nach den ersten 16 bis 24 Stunden wurde Kompressorluft bei einem
Nach entsprechender Selektion können auch alle anderen Insektenzellinien, die als Suspensionskulturen
wachsen, mit der Membran-Methode vermehrt werden. Eine ähnlich gute Vermehrungsrate wie bei IZD-Mb
0503 ist für alle diese angeführten Insektenzellinien zu erwarten.
Da es sich bei der Membran-Methode um eine grundsätzliche Verbesserung der Milieubedingungen
bei ZellkuHuren handelt, ist zu erwarten, daß auch bei
allen anderen Suspensionskulturen von wirbellosen Tieren und Wirbeltieren bessere Zellvermehrungsraten
erzielt werden. Von den Wirbeltier-Zellinieii seien
beispielhaft vor allem diejenigen genannt, die zur Produktion von Bio-Produkten wie Immunfaktoren,
Hormonen, Enzymen, antiviralen Agenzien, Viruspräparaten/Vaccinen u. dgL im industriellen Maßstab einge
setzt werden. Dies sind z. B. die Säugerzellinien BHK 21,
NAMALWA und 1301-Zellinie (aus der Leukämie-Linie
CCRF-CEMT).
sionskultur vermehrbar sind, ist in neuerer Zeit auch in Fermentern möglich. Durch Einsatz der sog. microcarrier,
das sind z. B. kleine Polystyrol-Harzkugeln mit in der Regel weniger als 1 mm Durchmesser, können
Zellen, die nur in Form eines Zellrasens auf einer festen Unterlage wachsen, auf der Oberfläche dieser Kugeln
vermehrt werden. Etwa 5 g dieser Kugeln/l Nährmedium in einen Fermenter eingebracht ergibt eine
Oberfläche \ jn bis zu 30 000 cm2. Versuche mit
nichtdiploiden Säugerzellen haben in einer Suspensionskultur mit micro-carrier Zellzahlen von 4 χ IO*/ml
Nährmedium ergeben. Dadurch, daß beim Einsatz der
10
micro-carrier große Zellzahlen entstehen können, wird
der O2-Verbrauch entsprechend hoch. Mit der Luftblasen-Methode
des Standes der Technik ist dieser erhöhte 02-Bedarf wesentlich schlechter zu decken als mit der
erfindungsgemäßen Membran-Methode. Mit der Mem· bran-Mcthodc können daher die auf den micro-carrier-Kugeln
wachsenden Zellen insgesamt zu besseren Stoffwechselleistungen gebracht werden, was mehr und
schnellere Teilungen bedeutet. Die Zellzahl nimmt dann pro Zeiteinheit schneller zu, d. h. auch Fermenteransätze
mit micro-carrier-Kulturen liefern mehr Zellen.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (3)
1. Verfahren zur Züchtung von tierischen Zellen in
Suspensions- und Monolayerkulturen in Fermentationsgefäßen mit einem Inhalt von größer als 3 Liter
in üblichen Nähmedien unter Zufuhr von Sauerstoff, wobei die Zuführung des Sauerstoffs über permeable
Membranen erfolgt, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zuführung des Sauerstoffs allein über permeable Membranen aus gasdurchlässigem synthetischem
Material, auf dem fast kein Zellenwachstum stattfindet, erfolgt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die permeable Membran aus Silikongummi
besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Membran als Oberfläche
eines in Spiralform gewickelten Schlauches vorliegt.
Priority Applications (5)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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