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Die Haut verfügt in der Darstellung multifaktorieller Reaktions-
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möglichkeiten des Organismus über eine schwer defenierbare Variationsbreite.
Neben unterschiedlicher Umweltreize können Hautveränderungen als Folge von Allgemeinerkrankungen
auftreten.
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Die Oberhaut des Menschen kann unter normalen physiologischen Bedingungen
bis zu 1 g Keratin/Tag aufbauen. Bei einem krankhaften Zustand steigert sich die
Produktion des Keratins bis zu 13 g/Tag.
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Diese hyperkeratotische Aktivität der Haut ist eines der Symptome,
die bestimmte Formen von Hautkrankheiten, wie seborrhoisches Ekzem, verschiedene
Psoriasis-Formen u.a., hervorrufen kann.
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Diese Hauterkrankungen weisen häufig eine mikrobielle Komponente auf.
Ursache dieser kombinierten Hauterkrankungen ist eine mikrobielle Besiedelung der
Haut, die der anomale physikalische Zustand der Haut, bzw. die anomale Zusammensetzung
ihrer Exkrete ermöglicht.
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Therapie: Bei dieser Art von Erkrankungen überwiegt die äusserliche
Therapie mit Schwefelschüttelmixtur, anorganischen oder organischen Schwefelverbindungen,
sowie Cadmiumpräparate u.a. Bei einer mikrobiellen Besiedelung dürfen antibiotikahaltige
Zusätze, zB. Neomycin, wirkungsvoll sein. Die Behandlung eines seborrhoischen Ekzeme
ähnelt oft der äusserlichen Behandlung von Psoriasis. Hier wird die Therapie mit
Teerpräparaten, mit 1,8-dihydroxy-9-Anthranol (Cignolin), 3-Methyl-l,8-dihydroxyanthranol
(Chrysarobi), orthohydroxy-Benzoesäure (Salizylsäure), ferner duch die Strahlenbehandlung
(UV- und Höntgen-strahlen) angewendet,
Der Einfluss von äusserlich
verabreichten Nebennierenrinden-Präparaten (Corticoid-Präparate) unter abschliessenden
Dunstverbänden ist bei manchen Patienten sehr erfolgreich. Im Bezug auf die Nebenwirkungen
der einzelnen Corticoide ist zu vermerken, daß die Anwendung von verschiedenen Esterderivaten
des Hydrocortisons weniger problematisch war, als die der schneller wirkenden Glucocortisoide,
die in Form von fluorierten Präparaten in stärkerer Konzentration generell Nebenwirkungen
auf der Haut verursachen, Sie sind wegen ihrer hautatrophierenden Wirkung bedenklich,
Diese Präparate werden oft zur innerlichen Behandlung vorgeschrieben. Die durch
diese Uedikamente verursachten Nebenwirkungen führen zT, wieder zur Anwendung von
älteren mitteln und damit zurück zur äusserlichen Behandlung, Aber auch diese ist
nicht ohne Nebenwirkungen, wegen der Resorption durch die Haut, hauptsächlich bei
langandauernder grossflächiger Applikation, Diese Therapien sind manchmal mit UV-Strahlen
kombiniert, Zu den moderneren methoden gehört die Einführung photosensibilisierender
Substanzen in die Haut, mit nachfolgender UV-Bestrahlung, Zur inneren Behandlung
wird Amethopterin injiziert; Azathioprin, Vitamin A, Vitamin-A-Säure und Fumarsäure
beeinflussen die Keratinisierung günstig, Es gibt eine grosse Anzahl von eiteren
Substanzen und Kombinationspraparaten, die zur Kontrolle der keratopathogenen Erkankungen
herangezogen werden; diese sind zum grössten Teil in der "Roten Liste (Verzeichnis
pharmazeutischer Spezialpräparate, Ed, Canter, Aulendorf/Württ.,1974, Kp, Antipsoriatika)
aufgelisten, Aus dem Ausgeführten ist erkennbar, dass ein befriedigendes Präparat
eine die Haut unterstützende Wirkung aufweisen soll, Viele Studien der Pathogenese
zeigen mit Vorrang Stoffwechselveranderungen in der Haut auf, die in einer Störung
der epithelialen Zellenbildung münden, Neben der Steuerung dieser Hautaktivitäten
ist eine Hemmung der mikrobiellen Tätigkeit auf der taut oft eine Voraussetzung
für eine erfolgreiche Abheilung, Ausgehend von diesen Voraussetzungen, wurde ein
breitgelegtes Screening der keratinisierungegulierenden Substanzen durch£eführt,
wobei nur die Verbindungen geprüft wurden, deren mehrfach
grössere
Konzentration, als die der Heildosis, keine Nebenwirkungen auf aer Haut auslösten.
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Der Erfindung liegt die Ersenlltnis zugrunde, aass die Undecylensäure
einen keratinisierungs steuernden Wirkungsmechanismus besitzt. Ihre Wirksamkeit
ist mit der der Corticoide zu vergleichen. Es gehört zu den Vorteilen dieser Verbindung,
dass sie auch bedeutende antimikrobielle Eigenschaften hat, die aurch die Komoination
mit Fettsäuren una durch den niedrig gehaltenen pH-Wert weiter gesteigert werden
können.
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Die chemisch-physikalischen Eigenschaften der Undecylensäure: Bis
250C ein fester, kristalliner, faroloser Stoff, mit dem spez.
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Gewicht von 0,909, sehr gut löslich in organischen Lösungsmitteln;
im Wasser bei 26 0C beträgt die Löslichkeit 0,04%. Alle chemischen ReaKtionen sind
bedingt durch aie Aethylen-Gruppe oC - C<,die eine Präparation von Halogen-,
Cyan-, Hyaroxyl-, Amino- und anderen Derivaten ermöglicht, rerner durch die Karboxyl-Gruppe
OH welche die Herstellung von Seifen, Estern / und anderen Verbinciungen ermöglicht,
In der Kosmetik werden die fungistatischen und bakteriostatischen Eigenschaften
der Undecylensäure, und deren Alkylcamide und Metalsalze zur Sicherung uer körperlichen
Hygiene, in aer Pharmazie als antimykotische Präparate, in der Parfümerie als Stabilisatoren
aer Duitstoffe ausgenutzt.
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Es liegen Keii,e Beschweraen bezüglich einer Hautunverträglich-Keit
ouer einer toxischen Wirkung vor. Eine Einschänrung beueutet hier aie höhere Empfindlichkei
aer Schleimhaut, wo Reizerscheinungen aer Undecylensäure in einer Konzentration
über 1% festgestellt wurde.
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Eine sehr interessante Möglichkeit der Wirkungssteigerung bietet die
Kombination mit Askoroinsäure. Das Vitasin C hemmt bestimmte Vorgänge, aie zur Zersetzung
aes Gewebeverbungs führen. Die mkontrollierte Nachproduktion der fehlenden Hautbestandteile
ist als hyperkeratotische Aktivität erkenndar. Die Stimmulierung der
Synthese-Rate
von Kollagemiorillen durch die Asxorbinsäure wirkt Qiesem Vorgang entgegen. Die
reauzierenue Wirkung von Asxorbinsäure in einer Kombination mit der Undecylensäure
(bzw.
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deren Derivaten) bewirkt eine Stabilisierung der Ungesättigten Form
der Letzteren; ferner bewirkt die Asxorbinsäure einen niedrigen pH-Wert uer Komposition.
dadurch ist die Dissoziirung der Unaecylensäure verhindert (aie dissoziirte ForS
uer Undecylensäure weist einen niedrigeren hautheilennen unu antimikrobiellen Effekt
auf).
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Die Undecylensäure kann Illit verschiegenen Sekreten der Haut begrenzt
esterizieren. Es ist anzunehmen, dass diese Es-Gerifikation keine Verminderung der
Heileflekte hervorruit - da aber diese Esteriiikation ein Gemisch von Unkontrollierten
Reaktionsprodukten je nach der Individualität des zu behandelnden Patienten darstellt,
ist aie Anwendung von Estern,1 die eine gesteuerte Behandlung gewährleisten, ratsam.
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Es wurae festgestellt, dass bestimmte Derivate der Undecylensäure
bei sehr unterschiedlichen physikalisch-chemischen Eigenschaften ihre heiwirkung
bei einer äusserliche Behandlung gesteigert haben. Dabei konnten z.B. durch den
Undecylensäure-Methylester, oder -Monoäthanolamidester in einer Alkohol/Wasser Emulsion
die sensorischen Eigenschaften wesentlich verbessert werden, sodass auch anspruchsvolle
Patienten, die der eigenartige Geruch d-r Undecylensäure störte, zufriedengestellt
wurden. Der höhere Dampfdruck dieser Verbindung verursachte, dass der Esteranteil,
uer nicht in die Haut diffuncierte, verdampfte und die Haut sauber blieb. Diesen
Vorteil sollte man nicht durch Zugabe anderer Substanzen, die an der Haut haften
bleiben, verligren.
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Bei äusserlichen Anwendung der Undecylsäure /-Verbindungen/ ist zu
beachten, dass diese in Gemisch mit obertlächenaktiven Substanzen eine potentierte
Aktivität au2weisen. Dies ist die Er-Klärung für uen guten EffeKt aieser Verbindungen
in Tensiden, aie als Grunulabe Iür Seiten oder Schampons zur Kontrolle des seborrhoischen
Formenkreises errolgreich eingesetzt werden können.
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Sowohl Seifen als auch Syndets haben enttetende Eigenschaften.
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Im Allgemeinen ist das für die Haut nicht von Nachteil, weil
Seborrhoiker
meistens an erhöhter Fettabsonderung leiten, Anuererseits fördert eine chronisch
durchgeführte Entfettung aie Fettproduktion. Gegen die EKsiKation der Haut durch
Syndets hilit deren Anreicherung mit Fettkörpern, oder auch mit fettbildenden Komponenten,
wie Undecylensäure. Diese tragen zum Gleichgewicht aer Hautzusammensetzung bei,
und regen nicht die Fettüberproduktion an.
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Bei uer Applikation der Undecylensäure und aeren Derivate ohne synthetische
Detergentien als Grundlage, besteht selbstverständlich Keine Gefahr aer Entfettung
aer Haut oder aer Fettüberabsonaerung auch nach länger anhaltenuer Behandlung.
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Die Anwendung von Emulsionen und aes Schawpons /Seife/ sind der unangenehmeren
Anwendung der Wirkstoffe in Salbelorm oder Creme vorzuziehen. Obwohl keine Interaktion
zwischen den Aktivsubstanzen und der Salbe- oder Cremegrundlage festgestellt wurde,
ist die Wirkung in der Regel etwas geringer, da die Salbe die furnahmerähigkeit
der erkrankten Haut veruindert; jede Folge-Dehanalung erhöht diese Bariere. Die
Retention des Schweisses durch aie Salbeschicht ist ein weiterer Nachteil, der durch
die Anwendung von Präparaten in Form von Creme oder Paste zwar umzugehen ist, aber
Keine Vorteile bietet. Die Tinkturiorm /Lotion/ stellt die optiuiale Anwendungsform
aar, wenn kein Reinigungseftekt /Seife, Schampon/ beabsichtigt ist.
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Insgesamt gesehen wirken die Undecylensäure bzw. aeren Derivate nicht
als "Antistoffe" /abgesehen von der antimikrobiellen Wirkung/, sondern als hautunterstützenae
Substanzen, die die Mangelerscheinungen des defekten Gesamtstoffwechsels nachträglich
beheben.
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Diese Annabme wira durch die Tatsache erhärtet, dass die Undecylensäure
eine wesentliche Verbesserung bei aer Psoriasis der Nägel uewirst.
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Dieser Effekt spricht tür die orale ouer parentale Behanalung, Hier
müssen allerdings Veränderungen am Wirkstoffmolekül vorgenommen werden, aamit das
oral verabreichte Präparat die Zielorgane vor seiner Inaktivierung in der Leber
erreicht. Oral zugeführte Estere aer Undecylensäure mit bestimmten körpereigenen
Stoffen umgehen aie Leber und bleiben phamakologisch aKtiv,
Bei
der nachfolgenden Resorbtion durch das Lymphsytem werden diese Stoffe in die periphere
Zirkulation befördert. dadurch können die Probleme der oralen (parentalen) verabreichung
- das Präparat ist oral gering wirksam oder lebertoxisch, oder parental zwar wirksam
aber mit weniger Akzeptanz - gelöst werden.
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Die hervorragende Heileigenschaft der Undecylensäure und derer Derivate
liegt darin, daß diese Verbindungen keine destruktive Wirkung auf die haut ausüben,
im Gegenteil, sie tragen der Ernährung der laut bei. Sie belästigen den Patienten
weder durch die Konsistenz noch die Farbe, oder (mit Einschränkung, was die einzelnen
Undecylensäure-Derivate betrifft) durch den Geruch.
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Die Tinkturform ermöglicht eine zeitbegrenzt gerichtete Behandlung,
indem die Wirksubstanz nach dem Eindringen in die Haut in den unteren Hautschichten
weiter wirkt, während sie auf der Oberfläche verdampft. Je nach dem Bedarf kann
man auch andere Externa wählen, wie Schampons, Salben und Creme. Die ölige Konsistenz
der Wirkstoffzusätze reizt nicht mechanisch die Haut wie dies bei den kristallisierten
Feststoffen vorkommen kann. Die Ablösung der Schuppen bei Psoriasis vulgaris erfolgt
automatisch nach dem Abheilen durch die oben erwähnte Therapie; eine Ablösung der
Schuppen durch keratolytisch aktive Substanzen, die sicherlich eine nicht definierbare
Zerstörung der Hautstruktur hervorruft (Salizylsäure), erübrigt sich.
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Da die erkrankte Haut nur bedingt über ein System der automatischen
Eigenregeneration ihrer Funktionen verfügt, besteht immer eine erhöhte gefahr der
bakteriellen oder mikrobiellen Kontamination. Die antimikrobielle Aktivität der
Undecylensäure und mancher ihrer Derivate füllt hier dadurch eine sehr wichtige
Funktion aus.
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Der pH-Wert der Undecylensäure-Präparate liegt leicht über 4. Wenn
das Neutralisationsvermögen der Haut im physiologischen bereich infolge krankhafter
Veränderungen beeinträchtigt wird, kann es z.B. bei der Anwendung von Alkaliseifen
oder neutralen Tensiden und nachträglicher Behandlung mit Undecylensäure zur Dissoziirung
letzterer und dadurch zum verlust der antimikrobiellen Eigenschaften kommen. In
diesem ?ll ist der Zusatz von 0,196 Askorbinsäure zu diesen Mixturen zu empfehlen.
Die Askorbinsäure hat positive
hautunterstützende Eigenschaften,
senkt den pH-Wert der omposition und wirkt als Antioxidant stabilisierend auf Undecylensäure.
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Die Behandlung der hyperkeratotischen Krankheiten sollte erst nach
Waschung der erkrankten Flächen erfolgen. Waschpräparate mit antimikrobiell aktiven
Substanzen wie Syndets mit Undecylensäurezugabe bieten Vorteile gegen die alkalisierenden
Seifen, darüberhinaus hemmen sie die mikrobielle besiedelung der Haut.
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Die hautpflege mit alkali freien synthetischen Uetergentien mit Undecylensäurezusatz
bietet gegenüber der Reinigung mit gewöhnlichen Seifen den Vorteil, daß neben der
hautreinigung und der Desodoriirung die autoberfläche angesäuert und mit Umdecylensäure
eine massive antimikrobielle und antimykotische Aktivität bewirkt wird. Durch die
Entfernung des Talgfilms der Haut wird wird die Hesorbtion der Wirksubstanzen erheblich
begünstigt.