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verfahren zur Herstellung von 2-Methylcrotonaldehyd
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von 2-Methylcrotonaldehyd
durch Umsetzung von 2-tIethyl-1.4-diacyloxy-2-butenen mit Wasser in Gegenwart von
Säuren. (E)-2-Methylcrotonaldehyd ist auch unter der Bezeichnung Tiglinaldehyd bekannt.
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Es ist aus Journal of the American Chemical Society, Band 54, Seite
4390 (1932) bekannt, daß man Tiglinaldehyd durch Erhitzen von 2-Methyl-2-buten-1.4-diol
mit wasserfreiem Zinkchlorid oder einer Spur Chlorwasserstoff oder durch Erwärmen
von 2-Methyl-2-buten-1.4-diol-diacetat in einer Lösung von Chlorwasserstoff in Methylalkohol
herstellen kann.
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Nach der Arbeitsvorschrift für die präparative Herstellung von Tiglinaldehyd
wird 2-Methyl-2-buten-1.4-diol bei 0 0C mit äquimolaren Mengen wäßriger, 11 n Salzsäure
zwei Stunden behandelt. Die Wassermenge beträgt 3,25 Mol pro Mol eingesetztes Diol.
Zur Neutralisation der Salzsäure setzt man äquimolare Mengen Pyridin zu, erwärmt
das Gemisch vorsichtig, trennt die wäßrige Phase ab und destilliert sie.
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Der rohe Tiglinaldehyd wird zur Entfernung von Pyridinresten in leicht
saurer Lösung einer Wasserdampfdestillation unterworfen, getrocknet und erneut fraktioniert.
Die Tiglinaldehyd-Ausbeute beträgt 65 %. Nachteilig an dem Verfahren ist insbesondere,
daß man vom Diol ausgeht, das aus dem Diacetat durch Verseifung mit mindestens äquimolaren
Rengen
Alkali- oder Erdalkalihydroxid zugänglich ist. Wei- ' terhin ist nachteilig, daß
man äquimolare Mengen Säure verwendet, die später mit Pyridin wieder neutralisiert
werden müssen und daß dadurch Salze anfallen. Dieses bekannte Verfahren ist im Hinblick
auf Wirtschaftlichkeit, Ausbeute, Raum-Zeit-Ausbeute, Aufarbeitung, Reinheit des
Endstoffes und Salzanfall unbefriedigend.
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Es wurde nun gefunden, daß man (E)-2-Methylerotonaldehyd durch Umsetzung
von 2-Methyl-1.4-diacyloxy-2-butenen mit Wasser und in Gegenwart von Säuren besonders
vorteilhaft herstellen kann, wenn man 2-Methyl-1.4-diacyloxy-2-butene der~Formel
in der R1 ein Wasserstoffatom oder einen aliphatischen Rest bedeutet, mit 0,002
bis 0,25 Äquivalenten einer starken Säure und 5 bis 50 Mol Wasser pro Mol 2-Methyl-1.4-diacyloxy-2-buten
umsetzt und den gebildeten (E)-2-Methylcroton--aldehyd zusammen mit Wasser aus dem
Reaktionsgemisch abdestilliert und durch Phasentrennung isoliert.
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Die Umsetzung kann für den Fall der Verwendung von 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten
durch die folgenden Formeln wiedergegeben werden:
Im Vergleich mit den bekannten Verfahren liefert das Verfahren
nach der Erfindung überraschend auf einfacherem und wirtschaftlicherem Wege Tiglinaldehyd
in besserer Ausbeute und Reinheit. Die Aufarbeitung ist einfach, teure oder schwer
zugängliche Reaktionskomponenten sind nicht erforderlich. Vorteilhaft kann das Verfahren
im industriellen Maßstab durchgeführt werden. Der Ausgangsstoff kann in einstufiger
Reaktion ohne vorangehende Umsetzung zum Diol zu Tiglinaldehyd umgesetzt werden.
Große Mengen an Salz infolge Neutralisation werden vermieden. Alle diese Vorteile
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Überraschend.
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Es war nicht vorauszusehen, daß sich die Ausbeute an Tiglinaldehyd
durch Senken der Säuremenge und Erhöhen der Wassermenge im gefundenen Maße würde
steigern lassen.
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Es war auch nicht vorauszusehen, wie die 2-Methyl-1.4-diacyloxy-2-butene
der Formel I und/oder die bei der Verseifung entstehenden entsprechenden Diole in
Gegenwart von Wasser, Mineralsäuren und Carbonsäuren weiterreagieren war den. Nach
Houben-Weyl, Methoden der Organischen Chemie, Band 6/3, Seiten 592-594, bilden sich
aus 1.4-Dihydroxyalkenen-(2) in Gegenwart sauer reagierender Katalysatoren Dihydrofurane.
So setzt sich beispielsweise Buten-2-diol--1.4 mit Chlorwasserstoff oder Schwefelsäure
zu 2,5-Di--hydrofuran, Hexen-3-diol-2.5 mit Chlorwasserstoff zu 2.5-Dimethyl-2.4-dihydrofuran
um. Die deutsche Offenlegungsschrift 20 62 950 beschreibt die Umsetzung von cis-2-Buten-1.4-diol-monoacetat
oder -diacetat in Gegenwart von Säuren zu 2.5-Dihydrofuran.
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Die Ausgangsstoffe der Formel I, z.B. das 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten,
lassen sich, ausgehend z.B. von Isopren, entweder über Stoffe wie 2-Methyl-1.4-dibrom-2-buten
und anschließende Umsetzung mit den Alkalisalzen entsprechender Carbonsäuren (Journal
of the American Chemical Society, Band 54, Seite 4388 (1932)) oder günstiger in
einstufiger
Reaktion durch Acyloxylierung von Olefinen, z.B. Acetoxylierung
von Isopren mit Essigsäure und Sauerstoff in Gegenwart von tellurhaltigem Platin
und Palladium, entsprechend dem in den deutschen Offenlegungsschriften 24 17 658
und 22 17 452 beschriebenen Verfahren, herstellen. Bevorzugte Ausgangsstoffe der
Formel I sind solche, in deren Formeln R ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest
mit 1 bis 7 Kohlenstoffatomen bedeutet. Ebenfalls können als Ausgangsstoffe solche
Stoffe verwendet werden, die unter den Reaktionsbedingungen die Ausgangsstoffe der
Formel I bilden, z.B. 2-Methyl-1-but.en-3.4-diol- und 3-Methyl-1-buten-3.4-diol-diester.
Es kommen z.B. folgende Ausgangsstoffe in Betracht: Die Diester von 2-Methyl-2-buten-1.4-diol,
2-Methyl-l-buten-3.4-diol und 3-Methyl-1-buten-3 . 4-diol mit Ameisensäure, Propionsäure,
Buttersäure, Isobuttersäure, Valeriansäure, Isovaleriansäure, Capronsäure, Onanthsäure
und insbesondere Essigsäure; homogene Diester des 2-Athyl-, 2-Propyl-, 2-Isopropyl-,
2-Butyl-, 2-Isobutyl-, 2-sek.-Butyl-, 2-tert.-Butyl-, 2-Pentyl-, 2-Isopentyl-, 2-Hexyl-1.4-diols.
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Die Umsetzung wird im allgemeinen bei Temperaturen von 0 bis 200 OC,
vorzugsweise von 80 bis 120 OC, drucklos oder unter Druck, diskontinuierlich oder
kontinuierlich in Gegenwart von Was-ser durchgeführt. Die Wassermenge beträgt 5
bis 50, insbesondere 10 bis 20 Mol je Mol Ausgangsstoff der Formel I. Zusätzlich
können unter den Reaktionsbedingungen inerte organische Lösungsmittel verwendet
werden.
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Hierfür kommen vor allem solche in Betracht, die mit Wasser mischbar
sind oder ein gutes Lösungsvermögen für Wasser aufweisen, z.B. Alkanole und Cycloalkanole
wie Athanol, Methanol, n-Butanol, Isobutanol, tert.-Butanol, Glykol, Glycerin, sek.-Butanol
und Cyclohexanol.
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Die Umsetzung wird in Gegenwart von starken Säuren wie Salzsäure,
Schwefelsäure, Salpetersäure oder Bromwasserstoffsäure durchgeführt. Man verwendet
0,002 bis 0,25 Äquivalente der genannten Säure je Mol der Ausgangsverbindung der
Formel I.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird beispielsweise wie folgt durchgeführt:
Ein Gemisch aus der Ausgangsverbindung der Formel I, Wasser und der jeweiligen starken
Säure wird in einem Reaktionskolben auf die Reaktionstemperatur erwärmt. Das aus
dem Reaktionsgemisch abdestillierende Gemisch aus Tiglinaldehyd und Wasser wird
kondensiert, wobei es sich in eine Tiglinaldehydphase und eine Wasserphase auf trennt.
Das Wasser fließt in den Reaktionskolben zurÜck, so daß die Wassermenge dort, abgesehen
von dem bei der Tiglinaldehyd-Bildung verbrauchten Wasser, konstant bleibt.
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Das verbrauchte Wasser kann gegebenenfalls während der Umsetzung ergänzt
werden. Im Rohprodukt noch enthaltene Carbonsäure wird gegebenenfalls durch Neutralisation
entfernt.
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Der Tiglinaldehyd wird gegebenenfalls nach Trocknung mit einem Trockenmittel,
fraktioniert destilliert.
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Im Destillationssumpf bleibt bei der Verwendung von 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten
wäßrige Essigsäure zurück, die gegebenenfalls nach Entwässerung wieder für die Herstellung
des Diacetats verwendet werden kann.
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Der nach dem Verfahren der Erfindung erhältliche Tiglinaldehyd ist
ein wertvoller Ausgangs stoff. Er kann z.B. als Zwischenprodukt für die Herstellung
von Terpenen verwendet werden oder dient als Polymerisationsinhibitor bei der Herstellung
von Polyvinylchlorid (US-Patentschrift 2 616 887).
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Das syn.-Oxim des Tiglinaldehyds wird als Süßstoff in der US-Patentschrift
3 780 194 beschrieben.
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Die in den folgenden Beispielen angegebenen Teile sind Cewichtsteile;
sie verhalten sich zu den Raumteilen wie Kilogramm zu Liter.
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In den Vergleichsb eispielen wird gezeigt, daß bei Verwendung geringer
Mengen an Säure die zur vollständigen Umsetzung notwendige Reaktionszeit beträchtlich
ansteigt und daß größere Mengen die Ausbeute erniedrigen (siehe Vergleichsbeispiele
b, d, e und f).Ohne Säurezusatz (siehe Vergleichsbeispiel a) werden zwar auch günstige
Ausbeuten an Tiglinaldehyd erzielt, die notwendigen Reaktionszeiten steigen jedoch
beträchtlich an.
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Beispiel 1 Ein Gemisch aus 186 Teilen 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten,
360 Teilen Wasser und 5,7 Teilen 32 %iger Salzsäure (= 0,05 Äquivalente HC1, bezogen
auf 1 Nol 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten) wird in einer Apparatur, die aus einem
Reaktionskolben und einem Wasserabscheider besteht, zum Sieden erhitzt (Sumpftemperatur
100 OC). Das abdestillierende Gemisch aus Tiglinaldehyd und Wasser wird in der Vorlage
kondensiert, in der sich die Tiglinaldehydphase von der Wasserphase trennt. Die
Vorlage ermöglicht es, die Wasserphase in den Reaktionskolben zurückfließen zu lassen
und die organische Phase der Apparatur zu entnehmen. Innerhalb von 2,5 Stunden werden
so 99,1 Teile Rohprodukt gewonnen.
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Das Rohprodukt enthält nach gaschromatographischer Analyse 82,9 Teile
Tiglinaldehyd (98,6 % d.Th.). Man schÜttelt den Tiglinaldehyd mit einer Lösung von
18,1 Gew.-Teilen Natriumcarbonat in 100 Gew.-Teilen Wasser aus. Durch fraktionierte
Destillation erhält man 71,5 Teile Tiglinaldehyd (85 % d.Th.) vom Siedepunkt 116-118,5
OC/1 020 mbar, 20 1 4 nD , 480.
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Beispiele 2 bis 7 Ein Gemisch aus 186 Teilen 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten,
180 Teilen Wasser und der in der Tabelle angegebenen Menge Salzsäure (berechnet
als wasserfreie Salzsäure) wird, wie im Beispiel 1 beschrieben umgesetzt. Die für
eine vollständige Abscheidung des Tiglinaldehyds benötigte Reaktionszeit und die
im ausgekreisten Reaktionsprodukt gaschromatographisch bestimmte Ausbeute an Tiglinaldehyd
sind in der Tabelle angegeben.
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Tabelle: Herstellung von Tiglinaldehyd in Gegenwart wechselnder Mengen
Salzsäure
Molverhält- Molverhält- Reaktions- Ausbeute an |
Beisniel nis Diace- nis Diace- zeit Tiglinalde- |
tat : H20 tat : HCl (Stunden) hyd (d.Th. |
bez.auf Di- |
acetat) |
d 1 : 0,0007 18 86,8 |
2 1 : 0,002 12 90,3 |
3 1 0,01 4 98 |
4 1 : 10 1 : 0,025 3 97,8 |
5 1 : 0,05 2 94,3 |
6 1 : 0,1 2 94,6 |
7 1 : 0,25 1,5 88,6 |
e 1 : 0,5 1 82 |
f 1 : 1 1 59,7 |
Vergleichsbeispiel a Ein Gemisch aus 186 Teilen 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten und
180 Teilen Wasser wird zum Sieden in der im Beispiel 1 beschriebenen Apparatur erhitzt
(Sumpftemperatur 100 OC).
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Das abdestillierende Gemisch aus Tiglinaldehyd und Wasser wird in
einer Vorlage kondensiert, in der sich die Tiglin-
'aldehyd- von
der Wasserphase trennt. Der Tiglinaldehyd wird' aus der Apparatur entnommen, das
Wasser fließt in den Reaktionskolben zurück. Erst nach 21 Stunden geht praktisch
kein Tiglinaldehyd mehr über. In dem abgeschiedenen Rohprodukt sind nach gaschromatographischer
Analyse 71 Teile Tiglinaldehyd (Rohausbeute 84,4 ,0 d.Th.) enthalten. Man schüttelt
mit wäßriger Natriumcarbonatlösung und erhält bei der fraktionierten Destillation
58,9 Teile Tiglinaldehyd vom Siedepunkt 116,5-118 C/1 011 mbar, nD20 = 1,4475 (70
% d.Th.).
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Vergleichsbeispiel b Analog zu der in Journal of the American Chemical
Society, Band 54, Seite 4390 (1932) beschriebenen Vorschrift zur Herstellung von
Tiglinaldehyd wird ein Gemisch aus 186 Teilen 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten und
188 Teilen 11 n Salzsäure in der im Beispiel 1 beschriebenen Apparatur zum Sieden
erhitzt. Innerhalb von 50 Minuten werden 187 Teile Reaktionsprodukt aus der Vorlage
entnommen. Da die Phasentrennung unvollkommen ist, fließt nur ein Teil des Wassers
in den Reaktionskolben zurück. Im Austrag sind 38 g Essigsäure, 19,9 % Wasser und
10,8 % Salzsäure enthalten. Gaschromatographisch wird ein Gehalt an Tiglinaldehyd
von 56,4 Teilen (67,1 % d.Th.) ermittelt.
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Vergleichsbeispiel c Ein Gemisch aus 186 Teilen 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten
und 54 Teilen Wasser, das 3,7 Teile Salzsäure (= 0,1 Äquivalente HC1, bezogen auf
1 Mol 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten) enthält, wird in der im Beispiel 1 beschriebenen
Apparatur zum Sieden erhitzt. Innerhalb von 0,7 Stunden werden 136,1 Teile Reaktionsprodukt
in der Vorlage abgeschieden. Da hierbei eine nur unvollkommene Phasentrennung erzielt
wird, kann nur ein Teil des Wassers in den Reaktionskolben zurückfließen. Im Austrag
sind 31,8 X Essigsäure, 23,8 % Wasser und 1,2 % Salzsäure enthalten. Gas-
chromatographisch
wird ein Gehalt an Tiglinaldehyd von 55,6 Teilen (66,1 % d.Th.) ermittelt.
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Setzt man unter gleichen Versuchsbedingungen anstelle der Salzsäure
51 Teile 96 %ige Schwefelsäure ( 1 Äquivalent H2S04, bezogen auf 1 Mol 2-Methyl-1.4-diacetoxy-2-buten)
ein und erhöht die Wassermenge auf 180 Teile, so erhält man nach 0,75 Stunden 93,2
Teile Rohaldehyd, in dem 61,4 Teile Tiglinaldehyd (73 % d.Th.) enthalten sind.
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Vergleichsbeispiel d, e und f Man verfährt wie in den Beispielen 2
bis 7 angegeben, wobei man jedoch, wie aus der Tabelle ersichtlich, geringere oder
größere Salzsäure-Konzentrationen anwendet. Die dabei erhältlichen Ergebnisse sind
in der Tabelle angegeben.