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Verschlußvorrichtung für einen künstlichen
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Darm- oder Harnausgang Die Erfindung betrifft eine Verschlußvorrichtung
für einen künstlichen Darm- oder Harnausgang.
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Künstliche Darm- oder Harnausgänge werden bisher durch einen Magnetverschluß
verschlossen.
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Außerdem sind auch noch andere mechanische Vorrichtungen unterschiedlichlicher
Bauart und Wirkungsweise in Gebrauch.
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Diese Verschlüsse haben aber die Nachteile, daß sie entweder kompliziert
in der Anwendung und daher lästig für den Träger sind, oder daß eine totale Abdichtung
des Stoma nicht gewährleistet ist.
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Aufgabe der Erfindung ist daher die Schaffung eines Verschlusses für
Stoma-öffnunqen, der diese Nachteile bekannter Verschlüsse nicht aufweist, sondern
zuverlässig und rasch dichtet, nachgiebig und weich ist und darüber hinaus einfach
anzubringen und handzuhaben ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Verschlußeinrichtung
gelöst, die aus einem Behälter aus porösem dehnbarem Material besteht, in dem ein
Quellmittel angeordnet ist, das in Gegenwart von Wasser ein Gel bildet.
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Der Behälter kann im einfachsten Fall aus einem kleinen Säckchen aus
dehnbarem und porösem Textil, vorzugsweise einem gewirkten Textil oder aber einem
netzartigen Textil bestehen.
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Geeignet ist beispielsweise ein gewirktes Textilmaterial, wie es für
Fingerstrumpfverbände verwendet wird. Als Grundfaser für die Wirkware sind natürliche
Fasern, wie Baumwolle, ebenso geeignet wir Kunstfasern, z.B. Nylon. Anstelle von
gewirktem Textil kann der Behälter auch aus Textilgewebe aus entsprechend elastischen
Fasern vom Typ Helanca bestehen, vorausgesetzt, die Webweise ist grob genug, um
eine gewisse Porosität, die für das Hindurchtreten von Wasser und Verdickungsmittel
durch die Behälterwand erforderlich ist, zu ermöglichen. Wenn der Behälter aus einem
netzartig gewebten oder gewirkten Textilmaterial besteht, so kann er auf beliebige
bekannte Weise hergestellt werden, z.B. kann ein rundgewirktes schlauchförmiges
Textilstück am unteren Ende und - nach Einbringen des Quellmittels am oberen Ende
- nach beliebigen bekannten Methoden, z.B. durch Zunähen oder Verkleben, verschlossen
werden.
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Das Quellmittel liegt im Behälter vorteilhaft als Formkörper vor,
wobei die Form eines Zäpfchens besonders vorteilhaft ist, jedoch kann das Quellmittel
auch in Form von einer oder mehreren Tabletten in den Behältern eingeführt werden.
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Der mit dem Quellmittel beschickte verschlossene Behälter wird vom
Träger in die Stoma-Öffnung eingeführt, vor dem
Einführen wird der
Behälter zweckmäßig 1 bis 2 Minuten in Wasser getaucht, um eine Vorquellung des
Quellungsmittels zu bewirken.
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Durch die aus dem Darminnern kommende Feuchtigkeit quillt das Quellmittel
unter Ausbildung eines Gels, welches durch die poröse Behälterwand austritt und
zwischen Behälter und Stoma-Wanaung einen flüssigkeits- und gasdichten Gelverschluß
bildet. Durch die Quellung des Quellmittels im Behälter erweitert sich dessen Lumen
in seinem unteren, mit der Körperflüssigkeit in Berührung stehenden Teil, wodurch
das verdickte untere Behälterende fest gegen die Stoma-Wandung angepreßt wird (Sektkorkeneffekt),
was sowohl zur sicheren Abdichtung als auch zum festen Sitz des Verschlusses beiträgt,
der dadurch nicht aus der Stoma-Offnung herausgedrückt werden kann. Andererseits
ist der Sitz wiederum nicht so fest, daß er nicht vom Träger auf einfache Weise
herausgezogen werden kann.
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Um ein Hineinrutschen des Verschlusses in die Körperöffnung zu vermeiden,
weist der Behälter zweckmäßig am oberen Ende eine Querschnittsvergrößerung auf;
diese kann aus einer Deckplatte aus dem gleichen Material wie der Behälter oder
auch aus einem anderen Material bestehen, die einen etwas größeren Durchmesser als
die Stoma-Öffnung hat.Die Deckplatte bildet zweckmäßig zugleich den oberen Behälterverschluß,
so daß ein separates Verschließen des Behälters vor dem Anbringen der Deckplatte
entfällt. Die Deckplatte kann z.B. aus besonders verstärktem Verbandstoff oder aber
auch aus dünnem flexiblem Kunststoff bestehen, ggf. kann auch eine Kombination mit
einem modifizierten Magnetverschluß verwendet werden.Im einfachsten Fall genügt
es aber bereits, am oberen Behälterende einen einfachen Gewebeverschluß aus geeignetem
Textilmaterial (Leinen, Baumwolle usw) anzubringen. Deckplatte oder Gewebeverschluß
können auf beliebige bekannte Weise mit dem Behälter verbunden, z.B. verklebt oder
vernäht sein.
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Als Quellmittel haben sich als besonders geeignet in Wasser
nicht
mehr lösliche; sondern nur noch quellbare Polymere, und zwar bevorzugt solche auf
der Basis von Acrylsäure, Methacrylsäure, Acrylamid Methacrylamid1 Acrylnitril cder
Methacrylnitril erwiesen. Es zeigt sich, daß diese Polymeren durch die im Darminhalt
oder Harn enthaltene Feuchtigkeit innerhalb kürzester Zeit zu einem Gel aufquellen,
welches die Stoma-Öffnung wirksam verschließt Besonders geeignet sind als Quellmittel
vernetzte Homopolymere von Salzen der Acrylsäure oder Methacrylsäure, z.B. der Alkaliacrylate
und -methacrylate, Insbesondere der entsprechenden Natriumsalze oder Gemische von
Polymeren aus Acrylaten und Methacrylaten.
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Weiterhin sind als Polymere 1> Homopolymere auf Basis Na-acrylat
Na-methacrylat Acrylamid Vinylpyrrolidon 2B Copolymere auf Basis Na-acrylat und
Acrylsäure Na-acrylat und Na-methacrylat Na-acrylat und Acrylamid Na-methacrylat
und Acrylamid Na-acrylat und Acrylnitril Na-methacrylat und Acrylnitril Vinylpyrrolidon
und Acrylnitril Acrylamid und Acrylnitril geeignet.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Homo- und Copolymeren werden nach
an sich bekannten Verfahren hergestellt Als Vernetzungsmittel für die Polymeren
gemäß 1) und 2) eignen sich alle olefinisch mindestens bifunktionelle Monomere,
wie Methylenbisacrylamid, Divinylbenzol, Trisallylcyanurat, Trisallylphosphat usw.,
die - bezogen auf die Masse der Monomeren nach 1) und 2) - in Mengen von 0,05 bis
3,00 Gew.-%, besonders von 0,1 bis 1,0 Gew.-%, zur Anwendung kommen. Die Herstellung
der entsprechenden vernetzten Polymeren durch radikalische oder Redoxpolymerisation
ist bekannt.
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Dem Quellmittel können weitere Zusätze, wie Riechstoffe, Desinfektionsmittel,
Enzymhemmer (z.B. Allantoin sowie cilbersalze) zugesetzt werden. Desgleichen können
beim Verformen des pulverförmigen Quellungsmittels zu Zäpfchen oder Tabletten übliche
bekannte Bindemittel oder sonstige Hilfs-oder Trägerstoffe zugesetzt werden.
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Vorteilhaft wird dem polymeren Quellungsmittel ein hydrophiles Adsorptionsmittel
zugegeben, wodurch von Fall zu fall die Wirkung verbessert werden kann. Der Zusatz
eis hdrophilen Adsorptionsmittels beeinflußt die Struktureigenschaften des durch
Quellung erhaltenen Gels in Richtung auf ein steiferes, weniger fließendes Gel.
Das hydrophile Adsorptionsmittel ist bereits in verhältnismäßig geringen Mengen
wirksam. Zweckmäßig liegt das Verhältnis von polymerem Quell mittel zu Adsorptionsmittel
im Bereich von etwa 2 : 0,2 bis 2 : 1, wobei ein Bereich von 2 : 0,5 bis 3 : 1 bevorzugt
ist (alle Teile sind Gewichtsteile). Für praktische Zwecke enthält das im Behälter
gelagerte Quellmittel zwischen 1C bis 30 Gew.-% an hydrophilem Adsorptionsmittel,
bezogen auf die Gesamtmenge aus polymerem Quellmittel + Adsorptionsmittel.
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Als Adsorptionsmittel haben sich die nach verschiedener. bekannten
Methoden hergestellten synthetischen Kieselsäuren, z.B. die pyrolytisch hergestellten,
im Handel unter der Bezeichnung "Aerosile" bekannten Kieselsäuren ebenso bewährt
wie die durch Fällung der kolloiden Lösungen von Wasserglas hergestellten feinverteilten
Kieselsäuren.
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Überraschend ist die überaus rasche Entstehung eines wirksamen Verschlusses
unter Verwendung der polymeren Quellmittel.
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Bei einer kurzen Vorquellung vor dem Verschließen der Stomaöffnung
ist innerhalb von 1 bis 3 Minuten ein vollständiger Verschluß erhältlich, während
übliche Quellmittel, wie Alginate oder Cellulosederivate, die außerdem den Nachteil
der enzymatischen Abbaubarkeit aufweisen, eine wesentlich längere
Quellungszeit
und damit Zeit bis zur Herstellung eines dichten Verschlusses benötigen. Da das
erfindungsgemäß bevorzugt verwendete polymere Quellungsmittel hautverträglich, nicht
sensibilisierend und auch nicht enzymatisch abbaubar ist, besteht weder die Gefahr
einer Hautreizung, noch die Gefahr, daß durch enzymatischen Abbau des gequollenen
Gels der Verschluß undicht wird.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt
und wird im folgenden näher beschrieben. E3 zeigen Figur 1 eine Ausführungsform
einer erfindungsgeräßen Verschlußvorrichtunq, bei der das zäpfchenförrige Quellmittel
2 allseitig von einer Halle aus porösem; Aextmaterial 1 umgeben ist, an derem oberen
Ende eine Platte aus verstärktem Verbandstoff befestigt ist.
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Figur 2 zeigt die Verschlußeinrichtung von Figur 1 im gequollenen
Zustand nach dem Einbringen in die Stcna-Öffnung. Der untere Teil des Behälters
1 hat sich durch die Quellung verdickt und liegt fest an der Stoma-Wandung an. Das
Quellmittelzäpfchen 2 hat sich praktisch vollständig in ein Gel umgewandelt, das
teilweise durch die poröse Wandung des Behälters 1 ausgetreten ist und in dem schmalen
Spalt zwischen Stoma-Wandung und Behälter-Wandung einen dichtenden Gelverschluß
bildet.
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Die Herstellung und Zusammensetzung des im Behälter gelagerten, bevorzugt
verwendeten polymeren Quellmittels wird durch die folgenden Beispiele erläutert:
Beispiel
1 5 g vernetztes Polyacrylat (hergestellt durch Polymerisation von 100T Na-Acrylat
mit 0,IT Methylenbisacrylamid in 30 %iger wäßriger Lösung durch Initiierung mit
Kaliumpersulfat bei Raumtemperatur. Die Temperatur steigt unter Bildung eines steifen
Gels auf 97GC.
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Das Gel wird zerkleinert, in üblicher Weise getrocknet und gemahlen.)
Beispiel 2 5 g vernetztes Polyacrylat (hergestellt durch Polymerisation einer 30
igen wäßrigen Lösung von Na-Acrylat und Acrylsäure in einem solchen Mischungsverhältnis,
daß der pH-Wert der Lösung des gebildeten Copolymerisates 5,0 ist, unter Zusatz
von 0,1 S Y.ethylenbisacrylamid, bezogen auf den Feststoffgehalt der Lösung und
Initiierung mit Kaliumpersulfat bei Raumtemperatur. Die Temperatur steigt unter
Bildung eines steifen Cels auf 97-C.
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Das Gel wird zerkleinert, in üblicher Weise getrocknet und gemahlen.)