DE277039C

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Publication number: DE277039C
Application number: DENDAT277039D
Authority: DE
Priority date: 1913-03-14
Also published as: GB191306404A; FR455172A

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Jedes formbare Material, welches zur genauen Wiedergabe der Form einer mehr oder weniger starken Pressung bedarf, erfordert gewöhnlich eine Patrize oder Gegenmatrize, die den Druck auf die ganze Fläche des Modells möglichst gleichmäßig verteilen soll. Indessen ist die Herstellung einer Patrize, die den Materialverschiebungen, die das zu erzeugende Relief erforderlich macht, genau Rechnung

ίο trägt, sehr kostspielig und beinahe unausführbar, . sobald es sich um etwas kompliziertere Modelle handelt.

Die aus Faserstoffen und hydraulischen Bindemitteln bestehenden Materialien, insbesondere wenn Zement, als Bindemittel verwendet wird, haben den Ubelstand, daß sie schon unter einem schwachen Druck ihren Wasserüberschuß abgeben und dadurch an Geschmeidigkeit stark verlieren. Hieraus folgt, daß die Materialverschiebungen, welche die Reproduktion des Modells erfordert, bedeutend schwerer erfolgen, so daß das Material nicht gleichmäßig in alle Details der Form eindringt und daher das Modell nicht getreu wiedergegeben wird. Eine starre Patrize ist infolgedessen nicht in der Lage, einen gleichmäßig verteilten Druck auf die Platte auszuüben. Diese wird sehr fest und scharf an Stellen, wo sie stark gepreßt worden ist, und bleibt schwammig und unscharf an jenen Stellen, an denen infolge Mangels an Material die Pressung und der Kontakt mit der Form ungenügend waren.

Zur Herstellung von ebenen Platten aus Zement- und Asbestfasern ist ein Verfahren bekannt, bei welchem das Material zwischen · zwei ebenen Flächen in der hydraulischen Presse ausgepreßt wird. Die Erfahrung zeigt, daß selbst in diesem Falle, wo die Materialverschiebungen den geringsten Schwierigkeiten begegnen, es unmöglich ist, für alle Teile der Platte eine gleichförmige Pressung des Materials zu erzielen. Wenn es sich nun darum handelt, statt ebener Platten solche mit mehr oder weniger ausgesprochenem Relief herzustellen, so ist eine gleichmäßige Dicke der Platte selbst von keinem Belang, wohl aber die gleichförmige Pressung von größter Wichtigkeit, damit das Produkt in allen seinen Teilen dieselbe Festigkeit und die gleiche Schärfe des Abdrucks der Form aufweise.

Durch vorliegende Erfindung sollen die Schwierigkeiten dadurch beseitigt werden, daß die für die Treibarbeit allgemein angewendete starre Patrize durch eine elastische ersetzt wird, welche vermöge der eigenen Verschiebungen, die sie während des Beginnens der Pressung erleidet, das Material mit sich fortzieht, somit die Verschiebungen des letzteren begünstigt und eine nahezu vollständig gleichmäßige Verteilung des Druckes sichert.

Das Verfahren besteht in der Anwendung

einer hydraulischen oder anderen Presse, deren Plateau α (Fig. i) an seiner unteren Fläche einen Rahmen b trägt, dessen Höhe größer ist als-» die stärksten Erhebungen des zu reproduzierenden Modelles. Auf diesem Rahmen ist mittels eines zweiten gleichgroßen Rahmens c ein Kautschukblatt d befestigt. Zwischen diesem Blatt und dem Preßkopf α bleibt demzufolge ein geschlossener

ίο Raum e, der durch die verschließbaren öffnungen f, f mit Wasser gefüllt wird. Das Modell g ist auf einem Tisch h angebracht, der einen Rahmen oder einen Rand i besitzt, der mit möglichst wenig Spiel in den Rahmen c des Preßplateaus hineinpaßt.

Das zu formende und zu treibende Material j wird über dem Modell in einer möglichst gleichförmigen Schicht ausgebreitet und mit Hilfe des oben beschriebenen Preßplateaus komprimiert.

Das im Raum e eingeschlossene Wasser wird durch die Erhebungen des Modells verdrängt und entweicht in die Höhlungen des letzteren. Das Gummiblatt folgt diesem Drucke und begünstigt durch seine eigene Ausdehnung die Verschiebungen der zu formenden Masse. Sobald der Kautschuk überall anliegt, wird sich der Druck gleichmäßig auf alle Stellen des Modells verteilen und der Masse eine gleichmäßige Pressung geben, derzufolge eine Reproduktion entsteht, deren Schärfe überall die gleiche sein wird.

Für Massen, welche unter dem Einfluß der Pressung Luft oder überschüssiges Wasser abgeben, wird zwischen die zu pressende Masse und das Kautschukblatt eine Filzlage k eingelegt, die sich bis zum Rand des Rahmens i des Tisches erstreckt. Der Teil des Filzes, welcher auf dem Rahmen aufliegt, ist mit einem Blechrahmen / bedeckt, welcher Vorsprünge m in kleinen Abständen besitzt, die das Kautschukblatt hindern, den Filz in jenen Teilen zusammenzudrücken, die sich zwischen diesen Vorsprüngen befinden. An diesen Stellen können somit das Wasser und die Luft, welche aus der Masse in den Filz übergetreten sind, nach außen entweichen. Das Ausbreiten der Masse auf dem Modell ist eine langwierige und viel Sorgfalt erfordernde Arbeit; es ist daher auch vorteilhaft, wenn die Reliefs " des Modells nicht zu beträchtliche sind, die Masse in Form von nach irgendeinem bekannten Verfahren erhaltenen Blättern zu verwenden.

Die Fähigkeit des Kautschuks, die Masse mitzunehmen, und die Tatsache, daß beim vorliegenden Verfahren die erhabenen Teile zuerst zusammengepreßt werden, macht es bei wenig starken Reliefs möglich, das Reißen der Blätter zu vermeiden.

Wenn die Reliefs sehr klein sind, kann man die Einrichtung Vereinfachen und sich eines einfachen Kautschukblattes η (Fig. 2) bedienen, dessen Dicke ein Mehrfaches der stärksten Erhabenheiten des Modells beträgt, und welches auf der unteren Fläche des Preßplateaus angebracht wird.

Je dicker das Kautschukblatt ist, desto gleichmäßiger wird die erzielte Endpressung sein. Ein zu dünnes Blatt würde dagegen eine zu schwache Pressung in den Höhlungen des Modells ergeben.

Man kann sich leicht von der Verschiebungsarbeit, die der Kautschuk auf die Masse ausübt, ein Bild machen; die Masse auf den vorspringenden Teilen des Modells wird zuerst der Pressung unterworfen und wird an diesen Stellen festgehalten, während gleichzeitig die in den Höhlungen des Modells befindliche Masse noch vollständig frei ist. Man wird daher in der Masse η nebeneinander Teile haben, in denen die Pressung schon verhältnismäßig stark ist und in denen die Pressung noch gar nicht eingetreten ist. Anderseits wird der Kautschuk, da er sich in dem gleichen Zustand ungleichförmiger Pressung befindet, in die Höhlungen eindringen und dieselben Verschiebungswirkungen erleiden, die in der zu formenden Masse hervorgebracht werden sollen, und wird daher diese letztere mitnehmen.

Sobald die Höhlungen ausgefüllt sind, wird die Pressung der verschiedenen Teile immer mehr gleichförmig werden, und zwar in dem Maße, als der Gesamtdruck zunimmt; der in den Höhlungen enthaltene Kautschuk wirkt von diesem Augenblick ab, wie die in dem Raum β (Fig. 1) enthaltene Flüssigkeit.

Claims

Patent-Ansprüche:

1. Verfahren zum Formen bzw. Ausprägen von Gegenständen aus Faserstoffen und hydraulischen oder anderen Bindemitteln mittels hydraulischer oder anderer Pressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Pressung unter Zwischenlage einer Flüssigkeitsschicht erfolgt, welche in einem durch das Preßplateau und durch eine Gummiplatte begrenzten Raum enthalten ist.

2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wasserschicht durch Vergrößerung der Dicke des Kautschuk- oder dergleichen Blattes ersetzt ist.

3. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, bestehend aus einem das Modell tragenden, mit einem Rahmen versehenen Tisch, einem Preßplateau, welches an seiner unteren Fläche einen Rahmen trägt; der die Seitenwände eines für die Aufnahme einer

Flüssigkeit dienenden Raumes bildet und durch ein Gummiblatt geschlossen ist, welches durch einen genau auf den Tischrahmen passenden zweiten Rahmen festgehalten und abgedichtet wird.

4. Bei dem Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, die Verwendung einer zwischen Gummiplatte und dem zu formenden Material eingelegten Filzschicht zum Zwecke der Ableitung von in der Materialschicht enthaltener Luft oder Wasser, wobei die Ränder des betreffenden Filzes auf einen geriffelten Rahmen aufliegen, damit keine Abdichtung entsteht.

Hierzu ι Blatt Zeichnungen.