DE2731723C3

DE2731723C3 - Haftvermittler zur Verbindung von thermoplastischen Fügeteilen

Info

Publication number: DE2731723C3
Application number: DE2731723A
Authority: DE
Inventors: Hermann 7000 Stuttgart Seyffer
Original assignee: Chemische Werke Salamander 7014 Kornwestheim GmbH
Current assignee: Chemische Werke Salamander 7014 Kornwestheim GmbH
Priority date: 1977-07-13
Filing date: 1977-07-13
Publication date: 1980-02-07
Also published as: DE2731723A1; DE2731723B2

Description

Die Erfindung betrifft einen Haftvermittler zur Verbindung von thermoplastischen Fügeteilen für die Verklebung von losen Fügeteilen oder für das unmittelbare Anspritzen von Fügeteilen. Solche Haftvermittler werden z. B. beim Verbinden thermoplastischer Sohlen mit einem Schuh bzw. Schuhoberteit benutzt.

Mit dem seit Jahren zunehmenden Einsatz von Kunststoffen beispielsweise in der Schuhfertigung sind auch die Probleme bei der Verklebetechnik gewachsen. Während früher in der Schuhfertigung neben Leder- und Gummisohlen vorwiegend Polyvinylchlorid-Sohlen Einsatz fanden, wurden später auch Polyurethansohlen in großem Umfang verarbeitet. Seit einiger Zeit finden in besonders hohem Maße sogenannte thermoplastische Sohlen in der Schuhfertigung Verwendung, die neben guten physikalischen Eigenschaften dem Schuh auch ein modisches Aussehen verschaffen.

Thermoplastische Sohlen bestehen in der Regel aus einem Styrol-Butadien-Styrol-BIockpolymerisat. Diese thermoplastischen Sohlen werden mit den Schuhen verklebt. Vor dem Klebstoffauftrag müssen die Sohlen halogeniert werden. Die Halogenierung stellt eine Polarität auf der Sohlenoberfläche her und ermöglicht dadurch die Adhäsion des Klebstoffes. Die bekannten handelsüblichen Halogeniermittel sind Lösungen organischer Chlorverbindungen in organischen Lösungsmitteln, Sie werden auf die Sohle ge^ strichen, und anschließend öder nach mehrwöchiger Lagerung kann der Klebstoff aufgetragen werden. Der Nachteil dieses Verfahrdns ist die starke GesundhcltsgefährdUüg der mit dem Auftrag des Hälogeniermil· tels beschäftigten Personen durch das sich aus dem

Halogeniermitte] abspaltende Chlor. Daher sind beim Arbeiten mit diesen Halogeniermitteln kostenaufwendige Abzüge unerläßlich. Die Herstellungskosten des Schuhes werden aus diesem Grunde erheblich verteuert.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, an Stelle der allgemein verwendeten Halogeniermittel einen Haftvermittlerzu schaffender kein freies Halogen abspaltet und somit ohne Gesundheitsgefährdung verwendet werden kann und keinen apparativen Aufwand erforderlich macht.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Haftvermittler ein Styrol-Butadien-Styroi-BIockpoIymerisat enthält, an das in Lösung HaIogen bis zur Sättigung angelagert worden ist.

Dadurch ist kein freies Halogen mehr vorhanden. Nach Auftrag dieser Lösung auf den thermoplastischen Fügeteil, wie eine Sohle, verbleibt auf dessen Oberfläche ein polarer Film gleichmäß'^er Zusammensetzung, was beim Halogenieren bedingt durch Auftragsstärke und Alter der Halogenierlösung nicht im selben Maße der Fall ist und häufig Ursache mangelhafter Verklebung sein kann.

Die mit dem erfindungsgemäßen Haftvermittler vorgestrichenen Fügeteile können unmittelbar danach mit Klebstoff eingestrichen und verklebt werden, oder auch mehrere Wochen gelagert und dann verklebt werden. Als Klebstoff können die üblichen Klebstoffe verwendet werden, wie Polyurethan- oder Polychloropren-Klebstoffe,die allerdings in ihrer Harzkomponente auf die Verträglichkeit mit Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisat-Material abgestimmt sein müssen. Dies ist für den Arbeitsablauf von großer Bedeutung, weil beispielsweise in der Schuhfabrikation üblicherweise beide Klebstoffgruppen eingesetzt werden. Dadurch ist nui eine Art von Haftvermittler für beide Klebstoffgruppen erforderlich. Mit dem als Vorstreichlosung dienenden Haftvermittler können die thermoplastischen Fügeteile sicher mit dem zugehörigen anderen Fügeteil verklebt werden. Ein Lösen der Fügeteile tritt auch bei einer Langzeitalterung von 3 Wochen bei 50" C nicht auf. Der Haftvermittler ist daher vorteilhaft bei der Verklebung von thermoplastischen Sohlen mit dem Schuh verwendbar. Die Sohle löst sich hei Verwendung des erfindungsgemäßen Haftvermittlers Ix ι der Lang/eitalterung nicht vom Schuh.

Das fur den erfindungsgemäßen Haftvermittler verwendete Styroi-Butadicn-Styrol-Blockpolymer kann linear oder radial polymerisiert sein. Der erfindungsgemäße Haftvermittler kann <>ber auch eine Mischung aus linear und radial polymerisiertcn Styrol-Butadien-Styrol-ßlockpolymerisatenenthalten Auch jedes handelsübliche ölgestreckte Styrol-Butadicn-Styrol-Granulat mit den üblichen Zusätzen wie Styrol, Äthylen-Vinylacetat. Har/en und Füllstoffen kann /ur Herstellung des Haftvermittlers verwendet werden. Mit sämtlichen angegebenen Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisaten ist eine einwandfreie feste Verklebung gewährleislet. Fintscheidend fur die chemische Reaktion mit dem Halogen, insbesondere Chlor, ist lediglich das Slyrol-Butadien-Styrol in der Granulatmischüng, Die Zusätze in den handelsüblichen Styröl-Butadicn-'Styrol-Granulatcn können at' lefdings Absetzerscheinufigen bei dem damit liefge= stellten Haftvermittler hervorrufen, ohne daß seine Tauglichkeit dadurch herabgesetzt wird. Die Lösung ist allerdings in diesen Fällen vor dem Gebrauch auf-

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zuruhren.

Die Anlagerung von Halogen an das Styrol-Butadien-Styrol-BIockpoIymerisat oder an das thermoplastische Granulat, gelöst in organischen Lösungsmitteln, vorzugsweise Äthylacetat, kann mit handelsüblichen Halogeniermitteln durchgeführt werden, insbesondere eignet sich NN-Dichlorbenzolsulfonamid.

Das NN-Dichlorbenzolsulfonamid wird in Lösung der Lösung von Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisat langsam zugegeben. Ein geeignetes Lösungsmittel für das NN-Dichlorbenzolsulfonamid ist Methylenchlorid. Die Zusatzmenge des NN-Dichlorbenzolsulfonamid hängt vor allem von der Art des Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymeren ab. Vorteilhaft sollte das NN-Dichlorbenzolsulfonamid in einer solchen Konzentration der Lösung von Styrol-Butadien-StyroI-BIockpolymerisat zugegeben werden, bis eine Sättigung erreicht ist, die durch Titration ermittelt werden kann.

Bei einer vorteilhaften Zusammensetzung weist der Haftvermittler eine etwa 20 bis 3()%ige Lösung des Styrol-Butadierv-ityroI-Blockpolymerisat in organischen Lösungsmitteln, vorzugsweise Äihyiacetai, und einem Zusatz einer etwa 4%igen Lösung einer halogenabspaltenden Verbindung in Methylenchlorid auf. Zur Erhöhung der Klebrigkeit und Verbesserung der Adhäsion können dem Haftvermittler geeignete übliche Harze zugesetzt werden, di; mit dem so hergestellten Haftvermittler weitgehend verträglich sind. Geeignete Harze sind Alkylphenole Phenol- oder Styrol-Butadien-Harze.

Wenn die mit dem Haftvermittler vorgestrichenen Fügeteile gleich -ii dem Trägerteil mit Hilfe eines Polychloroprenklebstoffes verkleb' werden sollen, ist es vorteilhaft, wenn dem Haftvermittler etwa 5 bis 20% Polychloroprenklebstoff zug'-^etzt sind. Das gleiche gilt sinngemäß auch für Polyurethankiebstoff. Es ist auch bekannt, thermoplastische Fügeteile direkt anzuspritzen, wie dies beispielsweise beim Anspritzen von thermoplastischen Sohlen an Schuhoberteile der Fall ist. Die Schuhoberteile bestehen aus Leder. Gummi, Polyvinylchlorid oder anderen synthetischen Materialien. Die bekannten Haftvermittler fur das Direktanspritzen von Sohlen an den Schuhoberteil sind nicht universell anwendbar. Kein Haftvermittler eignet sich zum Direktanspritzen an alle Arten von Schuhobermaterialien. Darüber hinaus ist das Langzeitverhalten solcher angespritzten Sohlen häufig nicht ausreichend. Nach der Langzeitalterung (3 Wochen bei 50° C) hat sich gezeigt, daß bei den bisher bekannten Haftvermittlern die Haftung oft sehr stark nachläßt, insbesondere wenn die thermoplastischen Sohlen an stark fetthaltige Leder oder gewisse Gummi- und Polyvinylchlorid-Qualitäten angespritzt werden.

Zur Lösung dieses Problems wird nach einem wesentlichen Merkmal der Erfindung dem Haftvermittler außer dem Styrol-Butadien-Styml-Blockpolymerisat und dem in gebundener Form vorliegenden Halogen in organischen Lösungsmitteln, wie Ester. Ketone, Aromaten, gelöstes Hydroxylpoiyurethan oder handelsübliche Polyurethan-Klebstoffe zugesetzt Ein solcher Haftvermittler eignet sich hervorragend zürn Anspritzen von thermoplastischem Material an. Polyvinylchlorid und andere synthetische Materialien, Mit diesem Haftvermittler können auch thermoplastische Fügeteile direkt an Leder^ oder Gummima^ teriälten angespritzt werden. Das an Leder, Polyvinyl·

chlorid, Gummi oder an anderes synthetisches Material angespritzte thermoplastische Material zeigt auch nach der Langzeitalterung unveränderte Haftwerte.

Der Haftvermittler zum direkten Anspritzen von thermoplastischen Fügeteilen enthält einmal das Halogen in gebundener Form, so daß kein Halogen während des Arbeitsablaufes frei wird. Zum anderen wird in vorteilhafter Weise durch den Polyurethananteil im Haftvermittler eine Haftung auf vielen Materialien erreicht. Durch den Styrol-Butadien-Styrol-Polymerisatanteil im Haftvermittler wird die Verbindung zwischen dem Haftvermittler und dem aus Styrol-Butadien-StyroI-Material bestehenden thermoplastischen Fügeteil und durch den Polyurethananteil die Verbindung zwischen dem angespritzten thermoplastischen Material und dem Material, insbesondere Polyvinylchlorid, des Trägers für den Fügeteil erreicht. Das Mischverhältnis zwischen dem Styrol-Butadien-Styrol-BIockpolymerisat und dem Polyurethan kann variabel gewählt werden. Bei höheren Anteilen an Styrol-Butadien-StyroI-BIockpolymerisat neigt die Losung zum Entmischen. Dies hat aber keinen Einfluß auf die Klebefestigkeit, wenn der Haftvermittler unmittelbar vor Gebrauch aufgerührt wird.

Auf diese Weise ist ein Haftvermittler geschaffen, der zum Direktanspritzen an alle Arten von Materialien geeignet ist. Mit einem einzigen Haftvermittler lassen sich thermoplastische Fügeteile an Leder, Gummi, Polyvinylchlorid und andere synthetische Materialien direkt anspritzen.

Im folgenden werden einige Ausführungsbeispiele naher beschrieben.

'" Ausführungsbeispiel 1

Für einen Haftvermittler, der an Stelle einer HaIogenierlösung für die nachfolgende Verklebung mit Polyurethan- oder modifizierten Polychloropren-Klebstoffen verwendet wird, wird folgende Zusammensetzung gewählt:
300 g Styrol-Butadien-StyroI-ßlockpulymerisatoder

thermoplastisches Granulat
5(10 g Essigsäure-Äthylester
2(K) g Toluol

'' 500 g NN-Dichlorbenzolsulfonamid ca. 4%ig in Methylenchlorid

Ausführungsbeispicl 2

-„, Ein Haftvermittler, der zum Anspritzen von thermoplastischem Material an Gummi, Leder, Textilien, nicht aber an Polyvinylchlorid und synthetische Materialien geeignet ist, weist folgende Zusammensetzung auf:

,-, 800 g Haftvermittler nach Ausführungsbeispiel 1
g Harz (Basis Alkylphenol, Styrol-Butadien.

Styrol)
2(M) g Toluol
g Benzin 80 1 K)

Ausführungsbeispiel 3

Ein Haftvermittler, der zum Anspritzen von therrrioplastischem Materialan Polyvinylchlorid und Syn* &-) thctics geeignet und bei Leder, Gummi, Textil etc, Universell anwendbar ist, hat folgende Zusammensetzung:
g Haftvermittler gemäß Ausführungsbeispiel 1

150 g Polyurethankleber handelsüblich oder eine cq. 2ü%ige Lösung von Hydroxylpolyurcthanen in Essigsäure-Äthylester oder Toluol
230 g Essigsäure-Äthylester

Dns NN-Dichlorbenrolsulfonnmid wird in ca. 4"nigLT Lösung in Methylenchlorid langsam einer ca. 3l)"iiigL'ii Lösung \on Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisat in Athylacetal und Toluol zugerührt. Dt-r so hergestellte Haftvermittler- gemäß Ausführungsbetspiel 1 ist sofort gebrauchsfertig und kann zum Vorstreichen der thermoplastischen Fügcieile verwendet werden.

Soll dieser Haftveimittler zum direkten Anspritzen von thermoplastischen Fügeteilen eingesetzt werden, wird dieser Lösung noch eine 18 bis 20%ige Lösung eines Hydroxylpolyurethans in organischen Lösungsmitteln, wie Ester, Ketone, Aromaten oder ein han-

delsiiblicher Polyurethanklebstoff zugesetzt (Ausfiihrungsbcispiel 3).

Der erfindungsgemäße Haftvermittler eignet sich vorteilhaft an Stelle von Halogenierung für die

^s nachfolgende Verklebung von losen thermoplastischen Sohlen mit Schuhoberteilen und zum direkten Anspritzen von thermoplastischen Sohlen ;>.n Schuhoberteile aus Polyvinylchlorid und anderen synthetischen Materialien sowie aus Leder und Gummi.

Der Haftvermittler kann aber auch überall dort eingesetzt werden, wo thermoplastische Fügeteile mit entsprechenden Trägerteilen verklebt odei wo thermoplastisches Material direkt an das Trägermaterial aus Polyvinylchlorid, anderen synthetischen Materialien,

• > Leder und Gummi angespritzt werden soll. Derartige Anwendungsgebiete finden sich beispielsweise in der Autornobilindustrie.

Claims

27 3] 723 Patentansprüche:

1. Haftvermittler zur Verbindung von thermoplastischen Fügeteilen, für die Verklebung von losen Fügeteilen oder für das unmittelbare Anspritzen von Fügeteilen, dadurch gekennzeichnet, daß der Haftvermittler ein Styrol-Butadien-StyroI-BIockpoIymerisat enthält, an das in Lösung Halogen bis zur Sättigung angelagert worden ist.

2. Haftvermittler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Anlagerung des Halogens NN-Dichlorbenzolsulfonamid verwendet worden ist.

3. Haftvermittler nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Haftvermittler etwa 5 bis 20% eines Polychloropren-Klebstoffes zugesetzt sind.

4. Haftvermittler nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dieser außer Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisat mit dem angelagerten Halogen noch Hydroxylpolyurcthanc enthält.

5. Haftvermittler nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß außer Styrol-Butadien-Styrol-Blockpolymerisat und dem in gebundener Form vorliegenden Halogen noch ein handelsüblicher Polyurethan-Klebstoff enthalten ist.