DE26737C - Neuerungen an Apparaten zur Nutzbarmachung der Sonnenwärme - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 42: Instrumente.

in PARIS.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 11. April 1883 ab.

Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Neuerungen an Apparaten zur Nutzbarmachung der Sonnenwärme, und erstrecken sich dieselben auf:

1. die Gruppirung mehrerer Apparate auf einem einzigen Support, welcher ihre gleichzeitige Einstellung zuläfst;

2. das Abschliefsen der oberen grofsen Basis der Reflectoren vermittelst eines verglasten Deckels zum Abhalten von Staub und Concentriren der aufgefangenen Wärme;

3. die speciellen Einrichtungen zum Tragen und Einstellen mehrerer combinirten Insolatoren;

4. mehrere specielle Einrichtungen der Insolatoren in Bezug auf specielle industrielle Anwendungen;

5. in der Gruppirung einer Anzahl kleinerer Insolatoren auf einem gemeinsamen orientirbaren Support zur Herstellung einer Art von multiplem Kochherd.

Die für besonders kräftige Wirkungen bestimmten Apparate (Insolatoren) boten bisher schwere Unzuträglichkeiten in den grofsen Dimensionen des Reflectors, welche demselben nicht nur ein bedeutendes Gewicht verleihen, sondern auch den Transport ungemein schwierig machen. Unseren Neuerungen gemäfs wird dieser Uebelstand dadurch aufgehoben, dafs auf einem einzigen Rahmen eine Gruppe von aus einander nehmbaren Reflectoren mittlerer Gröfse und leichter gleichzeitiger Einstellbarkeit montirt werden, deren jeder mit einer festen Rohrleitung für den Transport der entwickelten Dämpfe nach der Dampfmaschine oder den anderen Receptoren versehen ist.

Nach den Fig. 1 und 3 der beiliegenden Zeichnungen wird das Tragegestell oder der Support von einer Krone B aus Eisen oder Holz gebildet, welche auf Füfsen A ruht. Auf B sitzt eine horizontal drehbare Plattform D, auf welcher vertical beweglich eine zweite Plattform H zum Tragen der Insolatorgruppe R vorgesehen ist. Weiter trägt die Plattform D noch einen Support F, welcher die vom Rade E aus bewegte endlose Schraube und die Getriebe aufnimmt, welche die unter der Plattform H angebrachten. Zahnstangen/ in Thätigkeit setzen. Die Reflectorgruppe besteht aus vier einzelnen Reflectoren R; jeder derselben sitzt auf dem äufseren Ende eines metallischen, 'an der Plattform H befestigten Armes K. R¹ Z^! bedeutet einen kleinen, in der freien Mitte angebrachten Insolator zum Nachwärmen der aus den vier Generatoren Z zugeleiteten Dämpfe.

In den Fig. 2 bis 4 ist ein Doppelreflector mit centralem Receptor S dargestellt. Bei dieser Anordnung ist es oft vortheilhaft, die Getriebe und endlose Schraube an der oberen Plattform anzubringen; die untere feste Plattform trägt alsdann die nach oben gerichteten und zwischen den beiden Reflectoren aufsteigenden Zahnstangen, wodurch der ganze untere Theil des Trägers für die Aufstellung von Motoren oder anderen Apparaten disponibel- wird. Auch könnte man daselbst einen elektrischen Accumulator aufstellen, in welchen aus jedem Re-

flector die Leitungsdrähte der daselbst installirten Thermosäule geführt sind.

In den Fig. ii, 12 und 13 ist ein specieller Typus veranschaulicht. Hier können die combinirten Reflectoren um eine beliebige Anzahl vermehrt werden. Der Träger ist bei dieser Anordnung durch einen polygonalen Rahmen UU. ersetzt, an dessen Ecken sich Rollen V befinden, die auf einer Kreisschiene Xlaufen. Weiter trägt der Rahmen U U einen zweiten Rahmen W W, auf welchem die Reflectoren (in der Zeichnung 14) sitzen, und welcher infolge seiner scharnierartigen Verbindung mit dem ersteren und unter Anwendung von gewöhnlichen oder hydraulischen Winden unter jedem Winkel geneigt werden kann, so dafs der Apparat während der ganzen Dauer des Tages der Sonne zugewendet werden kann, Fig. 13.

Alle Generatoren des Apparates sind an eine gemeinschaftliche Rohrleitung geschlossen, welche den erzeugten Dampf nach der im freigebliebenen Raum innerhalb des Rahmens U U placirten Dampfmaschine oder einem anderen Apparat leitet.

Als Herstellungsmaterial für unsere Reflectoren benutzen wir Messing, versilbertes Kupfer, Silber oder ein anderes polirtes Metall, welches geeignet ist, die Lichtwärme zurückzustrahlen; man könnte dieselben auch aus belegtem Glas u. dergl. Material herstellen.

Um den glänzenden Reflectorflächen Schutz gegen das Ansetzen von Staub zu gewähren ■ und um die zusammengestrahlte Wärme besser zusammenzuhalten, sowie auch eine Abkühlung der Generatoren durch äufsere Luftströmungen zu verhindern, verschliefsen wir die grofse Reflectorbase vollständig durch einen verglasten Deckel.

Die beschriebene Einrichtung, Fig. 13, ist auf alle Arten einzeln oder in Gruppen benutzter Apparate anwendbar und kann allein oder in Verbindung mit der Glashülle gebraucht werden, welche den in der Mitte jedes Reflectors aufgestellten Generator umhüllt.

Die Fig. 5, 6 und 7 zeigen die Anordnung unserer Neuerungen auf Einzelapparate zur Erzeugung von Dampf, heifsem Wasser, heifser Luft, sowie von Elektricität oder zum Trocknen oder Calciniren fester Körper, zum Kochen von Speisen, zur Darstellung von Salpeter und Gewinnung von Nitraten u. s. w.

Der Reflector R (ebenfalls aus konischen Zonen zusammengesetzt und mit glasbedeckter oder offener Sonnenbasis) ruht sammt seinem Generator Z auf einer drehbaren Plattform D, an welcher scharnierartig eine zweite, von den beiden Zahnstangen / mittelst zweier auf der Achse eines Schneckenrades F sitzenden Zapfen bewegte Plattform H angeschlossen ist; Gleitrollen G dienen beiden Zahnstangen / als Anschlag.

Der Apparat Fig. 5 ist zur Erzeugung von Dampf bestimmt; die stehende Dampfmaschine, deren Cylinder J in die Mitte der Plattform D gelegt ist, ist so angeordnet, dafs sie die Betriebswelle am unteren Theil der Füfse A in Umdrehung setzt, deren einer ausgebaucht ist, um Platz für das Schwungrad und den Betriebsriemen zu gewinnen.

Der Apparat Fig. 6 ist speciell für Destillationszwecke eingerichtet und seitwärts mit einem Kühler k ausgestattet, in welchem sich die aus dem hier als Retorte benutzten Generator, kommenden abdestillirten Dämpfe condensiren.

Der Apparat Fig. 7 ist zur Gewinnung von Nitraten bestimmt; die Dämpfe gelangen durch Rohre L zwischen den Doppelboden' eines die Rohmaterialien aufnehmenden Kastens M. Letzterer steht auf einem kleinen auf Schienen laufenden Wagen N.

Für den Haus- und Feldgebrauch sind die Apparate Fig. 8, 9 und 10 construirt. Derjenige in Fig. 8 zeigt einen in einzelne Scheiben zerlegbaren Reflector R auf dem Deckel <2' einer Kiste Q montirt, welche den aus einander genommenen Reflector aufnimmt. Der Bogen .S vermittelt die Einstellung. Der in der Achse von R befindliche Generator sitzt mit drei Haken c am Deckel (?' und wird ebenfalls bei einem Ortswechsel u. s. w. nebst dem Küchengeschirr im Kasten Q untergebracht.

Der dem vorigen sonst ähnliche Apparat Fig. 9 unterscheidet sich insofern, als seine Plattform Q¹ drehbar an einem besonderen Holzsockel. T sitzt. Der Apparat Fig. ι ο .besitzt nur eine einzige Zone, ist aber im übrigen dem vorigen gleich und besonders für den Feldgebrauch des Militairs bestimmt.

Claims (6)

Patent-Ansprüche: ·

1. Die Gruppirung mehrerer Insolatoren RR von mittleren Dimensionen, deren Generatoren Z mit Leitungen zur gleichzeitigen Speisung und Abführung der erzeugten Dämpfe nach einem centralen, ebenfalls mit Reflector versehenen Recipienten versehen sind, auf einem gemeinsamen orientirbaren Träger.

2. Die Anwendung desselben Gruppirungsmodüs einer variablen Anzahl von Insolatoren R, deren Reflectoren auf Thermosäulen wirken, die mit einem in der Mitte des Trägers angeordneten Accumulator in Verbindung stehen.

3. Zur gleichzeitigen Orientirung mehrerer auf gemeinsamem Träger sitzenden Insolatoren mittelst derselben Vorrichtung die auf dem Fufs B, Fig. i, horizontal drehbar angeordnete Plattform D in Combination mit der an ihr vertical drehbar befestigten Plattform H mit den die Plattformen L für die einzelnen Insolatoren R tragenden Armen K.

4· Das Heben und Senken des gesammten Systems durch die Combination einer auf der Plattform D gelagerten endlosen Schraube und eines Getriebes mit einer oder mehreren an der Plattform H befestigten Zahnstangen /, Fig. i, 5, 6 und 7.

5. Die Modification der Anordnung unter 4., bei welcher die endlose Schraube sammt Getriebe fest mit der Plattform H verbunden und die gekrümmten Zahnstangen mit ihrem unteren Ende am Fufs B befestigt ist, wodurch der Innenraum des letzteren für die Aufstellung von Motoren oder anderen Apparaten frei wird.

6. In Combination mit einem auf Kreisschienen V laufenden Metallrahmen U ein zweiter, drehbar an diesem befestigter Rahmen W zur Aufnahme einer gröfseren Anzahl von kleineren Insolatoren R behufs gleichzeitiger Orientirung aller dieser durch die Verschiebung des Rahmens U und Hebung bezw. Senkung ' des Rahmens W mittelst eines hydraulischen oder anderen geeigneten Apparates, Fig. 11, 12 und 13.

Das Verschliefsen der Reflectoren mittelst einer Verglasung zum Schutz gegen das Eindringen von Staub und zur besseren Concentration der aufgefangenen Wärme.

Auf gemeinsamen, mit beschriebener Orientirung versehenen Rahmen die Gruppirung einer beliebigen Anzahl von Insolatoren zur Herstellung einer Art von Kochofen mit multiplem Herd.

Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.