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In der deutschen Patentschrift 20 00 033 ist ein Verfahren zur Herstellung
von passiviertem rotem
Phosphor beschrieben, wobei 10 bis 85 Gewichts-%
pulverförmiger roter Phosphor mit einer Korngröße von bis zu etwa 100 L in einer
Inertgasatmosphäre mit etwa 90 bis 15 Gewichts-% schmelzflüssigem E-Caprolactam
gemischt werden. Die erhaltene phosphorhaltige Schmelze wird bis zur Erstarrung
abgekühlt und das feste Produkt aus der Kühlvorrichtung in stückiger oder geschuppter
Form abgezogen. Diese Arbeitsweise hat den Nachteil, daß sie nur in einer Inertgasatmosphäre
durchgeführt werden kann, und daß der passivierte rote Phosphor in stückiger und
nicht in pulverförmiger oder körniger Form anfällt. Außerdem ist ein derart präparierter
roter Phosphor nicht zur Einarbeitung in Kunststoffe bei hohen Temperaturen geeignet,
da unter diesen Bedingungen das E-Caprolactam verdampft.
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Schließlich betrifft der Gegenstand DT-OS 22 49 638 einen phlegmatisierten,
freifließenden, roten Phosphor, bestehend aus einem an sich homogenen Gemisch, aus
etwa 80 bis 98 Gew.-% rotem Phosphor einer oberen Teilchengröße von bis zu etwa
2 mm und etwa 2 bis 20 Gew.-% einer bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck flüssigen,
reaktionsträgen und einen geringen Dampfdruck aufweisenden organischen oder silikonorganischen
Verbindung als Phlegmatisierungsmittel.
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Der Hinweis auf die Verwendung eines Phlegmatisierungsmittel als
Gemischkomponente des roten Phosphors bringt zum Ausdruck, daß dem Gegenstand der
DT-OS 22 49 638 primär die Aufgabe zugrunde lag, die Zündfähigkeit des roten Phosphors.
die bei staubförmigem rotem Phosphor besonders groß ist, herabzusetzen.
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Der Einsatz von flüssigen hochsiedenden Phlegmatisierungsmitteln verfolgt
das Ziel, eine Agglomeration der Phosphorpartikel herbeizuführen. Vorbeschriebene
Behandlungsweise des roten Phosphors reicht jedoch nicht aus, den Phosphor auch
vollständig gegen Oxidation zu schützen, wie dies im Falle vorliegender Erfindung
durch die Mikroverkapselung der Phosphorteilchen zutrifft.
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Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß eine gute Stabilisierung
des roten Phosphors dann erreicht wird, wenn die Oberfläche der roten Phosphorteilchen
mit einem gehärteten Melamin/Formaldehyd-Harz bedeckt ist.
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Somit betrifft die Erfindung stabilisierten, pulverförmigen, roten
Phosphor, bestehend aus Phosphorteilchen mit einer Teilchengröße von höchstens 2
mm und 1 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Menge des roten Phosphors. eines Oxidationsstabilisators,
wobei die Oberfläche der Phosphorteilchen mit einer dünnen Schicht des Oxidationsstabilisators
bedeckt ist, welcher dadurch gekennzeichnet ist, daß der Oxidationsstabilisator
ein Polykondensationsprodukt aus Melamin und Formaldehyd ist.
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Der Oxidationsstabilisator kann auch ein teilveräthertes Polykondensationsprodukt
aus Melamin und Formaldehyd sein. Ein in der Praxis bewährtes Produkt stellt das
Polykondensationsprodukt des methylverätherten Trimethylolmelamins dar.
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Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist das Verfahren zur Herstellung
des stabilisierten pulverförmigen roten Phosphors durch inniges Vermischen der Phosphorteilchen
mit einer Lösung des Oxidationsstabilisators, welches dadurch gekennzeichnet ist,
daß man die Phosphorteilchen mit einer wässerigen, 1 -95gewichtsprozentigen Lösung
eines Vorkondensates aus Melamin und Formaldehyd innig vermischt, das Vorkondensat
aushärtet und schließlich die Phosphorteilchen bei erhöhter Temperatur trocknet.
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Die Benetzung der Oberflächen der Phosphorteilchen, die im allgemeinen
eine Größe von 0,01 bis 0,15 mm besitzen, kann mit einer 5- bis 75gewichtsprozentigen
wässerigen Lösung des Vorkondensates erfolgen. Der Anteil des Vorkondensates, bezogen
auf die Menge des roten Phosphors, beträgt vorteilhafterweise 2 bis 10 Gew.-%.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung
verwendet man ein teilweise veräthertes Vorkondensat aus Melamin und Formaldehyd.
Beispielsweise kann als Vorkondensat das methylverätherte Trimethylolmelamin eingesetzt
werden.
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Letzteres ist als etwa 75gewichtsprozentige wässerige Lösung beziehbar
und besitzt eine dynamische Viskosität bei 20" C von 450-600 cP, einen pH-Wert bei
20"C von 8,2-9,2, eine Dichte bei 20"C von 1200-1220 (g/ml) sowie eine Gelierzeit
bei 100ob in Gegenwart von 0,2 Gew.-% p-Toluolsulfonsäure von 18-30 Minuten.
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Das Aushärten des Vorkondensates auf der Oberfläche der Phosphorteilchen
kann entweder durch Anwendung erhöhter Temperatur von 100" bis 1800C oder durch
Ansäuern der wässerigen Lösung des Vorkondensates bis zu einem pH-Wert von 3-7 erfolgen.
Im Falle der Verwendung des methylverätherten Trimethylolmelamins ist die Aushärtung
des Vorkondensates bei einem pH-Wert von 3-5 vorzunehmen.
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Schließlich besteht eine bevorzugte Verfahrensmaßnahme des Verfahrens
der Erfindung darin, den stabilisierten, noch feuchten roten Phosphor bei einer
Temperatur von 800 - 1800C und gegebenenfalls unter vermindertem Druck zu trocknen.
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Bezüglich der Benetzung der roten Phosphorteilchen ist noch folgendes
zu bemerken. Letztere kann beispielsweise derart durchgeführt werden, daß man in
eine wässerige Dispersion des pulverförmigen roten Phosphors eine bestimmte Menge
einer wässerigen Lösung des Vorkondensates aus Melamin und Formaldehyd einträgt
und das Aushärten des Vorkondensates durch Ansäuern der wässerigen Dispersion und
Erwärmen in Gang setzt. Nach Beendigung des Aushärtungsprozesses wird die wässerige
Dispersion filtriert, der Filterrückstand mit Wasser gewaschen und getrocknet.
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Der nach der Erfindung stabilisierte rote Phosphor sowie das Verfahren
zu seiner Herstellung sind als technisch fortschrittlich zu bezeichnen, da das Stabilisierungsmittel
temperaturbeständig ist und hierdurch erstmalig die Einarbeitung eines stabilisierten
roten Phosphors in Kunststoffe bei Verarbeitungstemperaturen von über 2500 C ermöglicht
wird.
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Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiel le näher erläutert:
Beispiel 1 150 ml einer wässerigen Phosphor-Maische mit einem Gehalt von 100 g pulverförmigem
rotem Phosphor wurden mit 350 ml Wasser verdünnt, mit 10 ml einer wässerigen, 75gewichtsprozentigen
Lösung eines methylverätherten Trimethylolmelamins versetzt und durch Zugabe von
5%Der Phosphorsäure auf einen pH-Wert von 3 eingestellt. Unter Rühren wurde die
Suspension auf 90"C erwärmt und nach Ablauf einer Reaktionszeit von 30 Minuten filtriert.
Der Filterrückstand wurde mit Wasser gewaschen und bei 100"C im Stickstoffstrom
getrocknet Der Melamin/Formaldehyd
-Harzanteil im stabilisierten
roten Phosphor betrug 7,5 Gew.-%.
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Zur Prüfung der Oxidationsstabilität des auf vorbeschriebene Weise
behandelten roten Phosphors wurden in einem mit Gaseinleitrohr, Thermometer, Rückflußkühler
und Magnetrührer ausgestatteten Dreihalsrundkolben 450 ml Wasser und 1 g des präparierten
roten Phosphors vorgelegt, das Gemisch auf 80"C erwärmt und unter gleichzeitigem
Rühren 10 Liter Sauerstoff pro Stunde in das Gemisch eingeleitet. Das über den Rückflußkühler
entweichende Gasgemisch aus Sauerstoff und Phosphorwasserstoff, der durch Disproportionierung
des roten Phosphors neben Säuren des Phosphors verschiedener Oxidationsstufen entstanden
war, wurde durch zwei nachgeschaltete Waschflaschen geleitet, welche jeweils mit
100 ml einer 5gewichtsprozentigen wässerigen Quecksilber(ll)-chloridlösung beschickt
waren.
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Hierbei reagierte der Phosphorwasserstoff mit dem Quecksilber(II)-chlorid
gemäß folgender Reaktionsgleichung: PH3 +3 HgCI2oP(HgCI)3+3 HCI Als Maß für die
Oxidationsstabilität des roten Phosphors diente einmal die Menge der in der wässerigen
Suspension des roten Phosphors enthaltenen Oxosäuren des Phosphors sowie die in
den Gaswaschflaschen enthaltene Salzsäure. Die Gehalte an Phosphorsäuren und Salzsäure
wurden titrimetrisch ermittelt. Die daraus berechneten Werte sind in der Tabelle
dargestellt Beispiel 2 Es wurde analog Beispiel 1 verfahren, wobei jedoch 20 ml
der wässerigen Lösung des methylverätherten Trimethylolmelamins eingesetzt wurden.
Der Melamin/ Formaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor betrug 12,5 Gew.-%. Die Werte
für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten roten Phosphors sind
in der Tabelle dargestellt Beispiel 3 Es wurde analog Beispiel 1 verfahren, wobei
jedoch 30ml der wässerigen Lösung des methylverätherten Trimethylolmelamins eingesetzt
wurden. Der Melamin/ Formaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor betrug 17,5 Gew.-%.
Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten roten Phosphors
sind in der Tabelle dargestellt Beispiel 4 (Vergleichsbeispiel) Es wurde analog
Beispiel 1 verfahren, wobei jedoch auf die Zugabe eines Oxidationsstabilisators
zum roten Phosphor verzichtet wurde. Die Werte für die Oxidationsstabilität des
auf diese Weise präparierten roten Phosphors sind in der Tabelle dargestellt.
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Tabelle 1 Beispiel A B 1 .0;10 S,8 2 ,06 ZG 3 0,04 4 (Vergleichs
.0,52 7,0 beispiel)
Die Werte in Spalte A geben die bei der Oxidation der präparierten
Phosphorproben entstandenen Mengen an Phosphorwasserstoff wieder (mgPH/g . Std.).
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Die Werte in Spalte B sind ein Maß für die Azidität der wässerigen,
phosphorhaltigen Suspension, verursacht durch die Bildung von Phosphorsäuren bei
der Oxidation des roten Phosphors (mgKOH/g Std.).
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Aus den Angaben in den Spalten A und B der Tabelle geht hervor, daß
die erfindungsgemäßen Melamin-Formaldehyd-Harze dem roten Phosphor einen erheblichen
Stabilisierungseffekt verleihen.
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Beispiel 5 200 ml einer wässerigen Phosphor-Maische mit einem Gehalt
von ungefähr 100 g pulverförmigem rotem Phosphor wurden mit 300 ml Wasser verdünnt,
mit 5 g eines unverätherten Melamin/Formaldehyd-Kondensationsproduktes, dessen Melamin/Formaldehyd-Molverhältnis
1:2,6 betrug, versetzt und durch Zugabe von Sgewichtsprozentiger Phosphorsäure auf
einen pH-Wert von 3 eingestellt. Unter Rühren wurde die Suspension auf 90"C erwärmt
und nach Ablauf einer Reaktionszeit von 1 Stunde filtriert. Der Filterrückstand
wurde mit Wasser gewaschen und bei 100°C im Stickstoffstrom getrocknet. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil
im stabilisierten roten Phosphor betrug 5,6 Gewichts-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 6 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 10
g eines unverätherten Melamin/Formaldehyd-Kondensationsprodukts mit einem Melamin/Formaldehyd-Molverhältnis
von 1: 2,6 eingesetzt wurden. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor
betrug 11,8 Gewichts-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 7 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 7 g
einer wässerigen, etwa 75gewichtsprozentigen Lösung des Trimethylolmelamintrimethyläthers
eingesetzt wurden. Der MelaminfFormaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor betrug 6,7
Gewichts-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 8 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 15
g einer wässerigen, etwa 75gewichtsprozentigen Lösung des Trimethylolmelamintrimethyläthers
eingesetzt wurden. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor betrug 13,3
Gewichts-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestelltt Beispiel 9 Es wurde analog Beispiel
5 verfahren, wobei jedoch 5 g Hexamethylolmelaminhexamethyläther eingesetzt wurden
und die Reaktionszeit auf 24 Stunden verlängert wurde. Der MelaminlFormaldehyd-Harzanteil
im roten Phosphor betrug 6,1 Gew.-%
Die Werte für die Oxidationsstabilität
des auf diese Weise präparierten roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 10 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 10
g Hexamethylolmelaminhexamethyläther eingesetzt wurden und die Reaktionszeit auf
24 Stunden verlängert wurde. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil im roten Phosphor
betrug 11,6 Gew.-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 11 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 5
g Pentamethylolmelamin-trimethyläther eingesetzt wurden. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil
im roten Phosphor betrug 5,8 Gew.-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 12 Es wurde analog Beispiel 5 verfahren, wobei jedoch 10
g Pentamethylolmelamin-trimethyläther eingesetzt wurden. Der Melamin/Formaldehyd-Harzanteil
im roten Phosphor betrug 10,5 Gew.-%.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Beispiel 13 (Vergleichsbeispiel) Es wurde analog Beispiel 5 verfahren,
wobei jedoch auf die Zugabe eines Oxidationsstabilisators zum roten Phosphor verzichtet
wurde.
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Die Werte für die Oxidationsstabilität des auf diese Weise präparierten
roten Phosphors sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Tabelle 2 Beispiel A B 5 0,15 2,1 6 0,13 2,1 7 0,13 1,9 8 0,09 1,6
9 0,12 2,2 10 0,05 1,7 11 0,12 1,8 12 0,08 1,6 13 0,52 7,0 Die Werte in Spalte A
der Tabelle 2 geben die bei der Oxidation der präparierten Phosphorproben entstandenen
Mengen an Phosphorwasserstoff wieder (mgPH g Std.).
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Die Werte in Spalte B der Tabelle 2 sind ein Maß für die Azidität
der wässerigen, phosphorhaltigen Suspensionen, verursacht durch die Bildung von
Phosphorsäuren bei der Oxidation des roten Phosphors (mgKOH/ g Std.).
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Aus den Angaben in den Spalten A und B der Tabelle 2 geht hervor,
daß die erfindungsgemäßen Melamin-Formaldehyd-Harze dem roten Phosphor einen erheblichen
Stabilisierungseffekt verleihen.