DE2608320B1 - Verfahren zum kontinuierlichen erschmelzen von stahl mit hohem reinheitsgrad - Google Patents
Verfahren zum kontinuierlichen erschmelzen von stahl mit hohem reinheitsgradInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum kontinuierlichen Erschmelzen von Stahl mit hohem Reinheitsgrad,
insbesondere mit extrem niedrigem Kohlenstoffgehalt. Das Erschmelzen derartiger Stähle ist
deshalb von großem Interesse, weil sie als Ausgangsprodukt für eine große Anzahl von Stahlqualitäten
verwendet werden können, deren endgültige Zusammensetzung durch Zulegieren, z. B. in der Pfanne oder
in einem nachgeschalteten metallurgischen Aggregat, hergestellt wird. Voraussetzung ist, daß ein solches
Verfahren wirtschaftlich und in industriellem Maßstab
durchführbar ist.
Es wurde bereits vorgeschlagen, sehr kohlenstoffarmes Eisen durch Reduktion von Eisenerz im Elektroofen
dadurch herzustellen, daß man im Ofen ständig eine mindestens 20 cm dicke Schicht des flüssigen
Metalls beläßt, die ständig von einer metalloxydhaltigen flüssigen Schlackenschicht von solcher Dicke bedeckt
ist, daß die im oberen Teil der Schlackenschicht zum Schmelzen der Charge und zur Reduktion erforderliche
Hitze gerade ausreicht, um die Metallschicht in flüssigem Zustand zu halten, ohne sie zu überhitzen.
Nach diesem Verfahren kann der Kohlenstoffgehalt des Stahls zwar bis auf 0,05% gesenkt werden, eine
weitergehende Verringerung ist jedoch nicht möglich.
Es wurde nun gefunden, daß es gelingt, einen Stahl höchster Reinheit, praktisch technisch reines Eisen,
mit niedrigsten Endkohlenstoffgehalten von bis zu 0,015% kontinuierlich und großtechnisch im geschlossenen
Elektro-Niederschachtofen unter Verwendung einer das geschmolzene Metall ständig bedeckenden
Schlacke, in die die Elektroden eintauchen, zu erschmelzen, wenn dabei folgende Bedingungen
eingehalten werden:
a) Es wird vorreduziertes Material — Eisenschwamm - eingesetzt, das Kohlenstoff zu
Sauerstoff mindestens im Verhältnis 1:1,4 ent
hält.
b) Es wird die Schlackenschicht auf einen Schäumgrad von 1,2 bis 5 gehalten, wobei unter Schäumgrad
die Volumenzunahme der Schlacke beim Schäumen gegenüber der nicht schäumenden Schlacke verstanden wird, deren Volumen oder
»Schäumgrad« mit »1« bezeichnet ist.
c) Es wird eine gut flüssige und reaktionsfähige basische Schlacke (CaO/SiO2) mit einem FeO-Gehalt
von 7 bis 30% und 5 bis 12% MgO verwendet.
Das erfindungsgemäße Verfahren macht sich die spezifischen Eigenschaften des Eisenschwamms zunutze,
welche insbesondere in folgendem bestehen:
Der Eisenschwamm enthält Kohlenstoff, der vom Vorreduziervorgang her sowohl in freier Form als
auch chemisch im Fe3C gebunden vorliegt, sowie FeO. Dadurch sind die Reaktionspartner FeO und C in kürzester
Entfernung nebeneinander vorhanden, wo-
ao durch sich gute Reaktionsbedingungen ergeben. Gleichzeitig ist es möglich, das Verhältnis von C zu
O im Eisenschwamm beim Herstellungsvorgang weitgehend konstant einzustellen. Darüber hinaus hat
Eisenschwamm eine hohe Porosität und ein im Vergleich zum Roherz und Schrott geringes spezifisches
Gewicht. Schließlich bringt der Eisenschwamm Schlackenbildner mit, welche die Voraussetzung für
die Energieübertragung durch Widerstandsbeheizung im Elektro-Niederschachtofen schaffen.
Wird nach der Erfindung gearbeitet, so ergeben sich eine Anzahl von zum Teil unvorhergesehenen Vorteilen.
So werden nicht nur Stahlqualitäten mit C-Gehalten bis herab zu 0,015% erreicht, sondern durch gezielte
Schlackenführung werden auch die Elemente Phosphor und Schwefel weitgehendst entfernt. Ohne
zusätzliche Einrichtungen zur Nachbehandlung werden im vergossenen Stahl niedrigste N-Werte, nämlich
von unter 0,001%, erhalten. Das Eisenausbringen wird durch weitgehende Vermeidung von Abbrand-Verlusten
sowie durch Arbeiten mit den stöchiometrisch erforderlich geringsten Zusatzschlackenmengen
erhöht. Die geringen Abbrandverluste beruhen darauf, daß mit in die Schlacke eintauchenden Elektroden
gearbeitet und dadurch ein günstiger spezifischer Energieverbrauch erzielt wird.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß ein geringerer Verbrauch
an Feuerfestmaterial eintritt, weil der Schmelzbetrieb kontinuierlich abläuft und deshalb thermische
Schwankungen, die beim Chargenbetrieb auftreten und die Gefäßzustellung beeinträchtigen, unterbleiben.
Durch das Eintauchen der Elektroden in die Schlacke wird die Wärmeabstrahlung verringert und
die Lebensdauer der Ofenzustellung erhöht. Da ein feststehendes Ofengefäß verwendet wird, unterbleiben
mechanische Beanspruchungen des Feuerfestmaterials. Gleichzeitig kann am Mantel des feststehenden
Ofengefäßes in Höhe der Schlackenschicht eine Wasserkühlung angeordnet werden, wodurch eine weitgehende
Absteifung der Schlacke in den gefährdeten Randzonen erfolgt und der Verschleiß der Ausmauerung
zusätzlich herabgesetzt wird. Das feststehende Ofengefäß gestattet es ferner, schlackenfreien Stahl
abzustechen, wodurch die Haltbarkeit der Pfannenausmauerung verbessert wird, weil diese dem Angriff
von Schlacke nicht ausgesetzt ist.
Der verfahrensgemäß betriebene Ofen kann mit den preisgünstigen Söderbergelektroden gefahren
werden. Da - wie erwähnt—die Schmelzwärme durch
Widerstandsbeheizung übertragen wird, tritt keine Lärmbelästigung der Umgebung auf. Schließlich
kommt der verfahrensgemäß betriebene Ofen mit einer unkomplizierten Entstaubungsanlage aus, weil nur
geringe Gasmengen anfallen. Ebenfalls wegen des geringen Gasanfalls bleiben die Verdampfungsverluste
gering.
Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet wie folgt: In einem stehenden Ofengefäß wird kontinuierlich
die elektrische Energie durch die in die Prozeßschlacke tauchenden Elektroden in an sich bekannter
Weise weitgehend in JouFsche Wärme umgesetzt und liefert auf diese Weise die für die Durchführung des
weiteren Prozeßablaufs notwendige Wärmeenergie, wobei die Schlacke als Heizelement dient.
Der als Einsatzmaterial dienende kontinuierlich aufgegebene Eisenschwamm bringt in seinem strukturellen
Aufbau die Komponenten FeO und Kohlenstoff mit, wobei der Kohlenstoff teils als freier Kohlenstoff
dem Pellet anhaftet, teils als Eisenkarbid (Fe3C) chemisch
gebunden vorliegt (ca. 0,3 bis 2% C im Eisenschwamm).
Grundsätzlich wird mit einer heißen Schäumschlacke gearbeitet, die eine Mindestdicke von 200
mm hat. Diese ständig aufrechterhaltene Mindestdicke wird dadurch gewährleistet, daß das Schlackenabstichloch
mindestens 200 mm über dem Metallabstichloch angebracht wird. Der Schäumeffekt wird
erzielt durch die Entkohlungsreaktion des im Eisenschwamm befindlichen Kohlenstoffs mit dem ebenfalls
im Eisenschwamm befindlichen FeO unter Bildung eines weitgehend kohlenstofffreien Eisens und
der Gaskomponente CO. Das entstehende CO schäumt bei seinem Aufsteigen in der Schlacke bis
zu seinem Entweichen in die Ofenatmosphäre die Schlacke auf.
Um eine weitgehende Entkohlung zu erhalten, ist es erforderlich, daß der Eisenschwamm nicht zu
schnell die Schlackenschichi durchdringt. Er wird deshalb gezielt in einem Zustand der Schwebe und Turbulenz
in der Schlacke gehalten, und zwar so lange, bis die Reaktionen nahezu vollständig abgelaufen
sind. Dieser Zustand der Schwebe und Turbulenz kann gesteuert werden durch einen entsprechenden
Schäumgrad der Schlacke. Unter Schäumgrad der Schlacke ist der Faktor zu verstehen, um den sich das
Volumen der Schäumschlacke im Vergleich zum normalen Schlackenvolumen ohne Schäumwirkung »Schäumgrad
Ie - vermehrt. Dieser Schäumgrad nimmt durch seine Auftriebbildung wesentlichen Einfluß
auf die Verweilzeit des Eisenschwamms in der Schlacke. Gezielt angestrebt wird ein Schwebezustand,
der den Eisenschwamm bis zu seiner vollständigen Metallisierung zum Eientröpfchen hin in der
Schlacke hält, wobei dieses Eisentröpfchen dann naturgemäß infolge seines spezifischen Gewichtes absinkt.
Dieser Zustand der Schwebe und Turbulenz, in dem der Eisenschwamm bis hin zum Eisentröpfchen dem
kinetisch günstigsten Zustand für den Ablauf der Reaktionen ausgesetzt ist, wird durch einen Schäumgrad
von 1,2 bis 5 erreicht, wobei als Steuergrößen die folgenden Faktoren gelten:
- Stückgröße des Eisenschwamms,
- C/O-Verhältnis des Eisenschwamms,
- Viskosität und Temperatur der Schlacke,
- ■ Energiekonzentration.
Im eingesetzten Eisenschwamm muß zur Erzielung
von Stahlqualitäten mit niedrigsten C-Gehalten von 0,015% und hoher Reinheit ein C/O-Verhältnis von
minimal 1:1,4, empfehlenswerterweise jedoch darüber (z.B. 1:1,55) vorliegen.
Durch die Möglichkeit, die Verweilzeit des Eisenschwamms bis hin zum Eisentröpfchen in der Schlacke
gezielt zu steuern, können auch die Entschwefelungsund Entphosphorungsreaktionen der Schlacke mit
to den blanken Eisentröpfchen noch teilweise in die Schlacke verlegt werden, was kinetisch äußerst günstig
ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist auch bei Zusatz eines gewissen Schrottanteils zum Eisenschwamm
anwendbar.
Durch die Gesamtkonzeption der Widerstandserwärmung, der das Metallbad abdeckenden Schlackenschicht
und des Schäumeffektes (Auskochen) kann auch der N-Gehalt im Stahl auf Minimalstwerte gebracht
werden. Es lassen sich mühelos N-Werte von unter 0,001 % im Endprodukt erreichen ohne jegliche
Nachbehandlung.
Eine weitere Voraussetzung für einen guten Reaktionsablauf ist eine gut flüssige und reaktionsfähige
»5 Schlacke, wobei neben der für die Entschwefelung und
Entphosphorung erforderlichen Basizität (CaO/SiO2)
und dem vor allen für die Entkohlung erforderlichen FeO-Gehalt, delr zweckmäßigerweise zwischen 7 und
30% liegt, eine wesentliche Steuergröße der MgO-Gehalt darstellt. Unter Einschluß aller den Prozeß bestimmender
Faktoren soll er zwischen 5 und 12% liegen.
Durch die im Ofen ständig verbleibende Mindestschlackenmenge, gegeben durch den Abstand von
Metallabstich zu Schlackenabstich, kann man mit sehr geringen Neuschlackenmengen arbeiten, die sich aus
der stöchiometrisch erforderlichen Mindestschlakkenmenge ergibt, was sich wiederum positiv auf den
Energieverbrauch auswirkt. Diese ständig im Ofen verbleibende Schlackenschicht trägt wesentlich zu einem
gleichmäßigen, ruhigen und elektrisch stabilen Ofenbetrieb bei. Durch die Widerstandsbeheizung
unter ständig gleichen elektrischen Bedingungen werden Flickererscheinungen, stark schwankende Leistungsaufnahmen
(Auftreten eines Kurzschlusses) und starke Geräusche (hervorgerufen durch Lichtbogen)
vollkommen vermieden. Die Vermeidung von Flickererscheinungen und Geräuschen tragen einen
wesentlichen Teil zur Umweltfreundlichkeit der erfindungsgemäßen Siahlschmelztechnologie bei.
Während einer Versuchsserie wurde auf der Einsatzseite mit einem Eisenschwamm der folgenden chemischen
Zusammensetzung gearbeitet:
CaO: | 0,244 |
SiO2: | 1,550 |
MgO: | 0,398 |
AI2O3: | 0,588 |
C: | 1,165 |
Fe met: | 87,770 |
FeO: | 7,840 |
V: | 0,150 |
Ti: | 0,260 |
S: | 0,010 |
P: | 0,025 |
Aus diesem Eisenschwamm wurden mit Hilfe der erfindungsgemäßen Arbeitsweise Stahlqualitäten er-
6
schmolzen, die im Durchschnitt folgende Endanalyse nen Fe-Gehalt von min. 98,82% und kann als techhatten:
nisch reines Eisen angesehen werden.
Die Zeichnung stellt schematisch einen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren betriebenen Elektro-5
ofen dar.
1 sind die Kohle- bzw. Söderbergelektroden, 2 die Beschickungseinrichtungen. Das Metallbad 5 ist mit
einer Schlackenschicht bedeckt, die in ihrem unteren Teil 4 weniger stark, in ihrem oberen Teil 3 stärker
ίο schäumt. 6 ist das Schlackenabstichloch, 7 das Metallabstichloch,
wobei das letztere um die Mindestdicke der gewünschten Schlackenschicht tiefer als der
Der nach der erfindungsgemäßen Verfahrensweise Schlackenabstich 6 angebracht ist. Der Ofendeckel ist
erzeugte Stahl hatte in seinen Durchschnittswerten ei- mit 8, das Ofengefäß mit 9 bezeichnet.
C: | 0,015-0,025 % |
Si: | ^0,01 % |
Mn: | ^0,01 % |
P: | ^ 0,005 % |
S: | g 0,004% |
N: | ^ 0,001 % |
V: | ^0,01 % |
Ti: | ^0,01 % |
O: | =3 0,1 % |
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zum kontinuierlichen Erschmelzen von Stahl mit hohem Reinheitsgrad, insbesondere mit extrem niedrigem Kohlenstoffgehalt, im geschlossenen Elektro-Niederschachtofen unter Verwendung einer das geschmolzene Metall ständig bedeckenden Schlacke, in die die Elektroden eintauchen, gekennzeichnet durch folgende Maßnahmen:a) es wird vorreduziertes Material — Eisenschwamm - eingesetzt, das Kohlenstoff zu Sauerstoff mindestens im Verhältnis 1:1,4 enthält;b) es wird die Schlackenschicht auf einem Schäumgrad von 1,2 bis 5 gehalten, wobei unter Schäumgrad die Volumenzunahme der Schlacke beim Schäumen gegenüber der nicht schäumenden Schlacke verstanden wird, deren Volumen oder »Schäumgrad« mit »1« bezeichnet ist;c) es wird eine gut flüssige und reaktionsfähige basische Schlacke (CaCVSiO2) mit einem Fe-Gehalt von 7 bis 30% und 5 bis 12% MgO verwendet.
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