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Verfahren zur Aufbereitung von Rohmaterialien hoher
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Grubenfeuchte Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung
von Rohmaterialien hoher Grubenfeuchte, die bei der Zerkleinerung klebrige oder
schmierende Eigenschaften aufweisen, insbesondere zur Aufbereitung von Kreide und
plastischem Ton als Hauptgemengekomponenten von Zementrohmaterial.
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Bei der Zementherstellung unter Verwendung von Kreide und plastischem
Ton als Hauptgemengekomponenten des Rohmateriales, aber auch bei anderen Rohmaterialien
mit hoher Grubenfeuchte, wird häufig nach dem sog.
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"Naßverfahren" gearbeitet. Die Rohstoffe werden hierbei aufgeschlämmt
und in schlammförmigem Zustand zur Zerkleinerung der Teile, die bei der Aufschlämm'ung
nicht zerfallen, in Naßkugelmühlen vermahlen. Bei der Vermahlung wird gleichzeitig
die für den späteren Brennprozeß erforderliche homogene Vermischung der Komponenten
bewirkt.
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Bei den älteren Verfahren wird der Schlamm direkt in langen Drehrohröfen
getrocknet, kalziniert und zu Klinker gebrannt. Bekannt sind auch Verfahren, bei
denen dem Drehrohrofen noch ein SchlammvorwSrmer (ein sog. Kalzinator) vorgeschaltet
ist. Der wesentliche Nachteil dieser Verfahren
ist der für die Wärmebehandlung
des Schlammes erforderliche große Wärmebedarf.
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Wärmewirtschaftlich wesentlich günstiger ist ein neueres Verfahren,
bei dem der in der eingangs geschilderten Weise hergestellte Schlamm (mit einer
Feuchte von 40 bis 50%) in Druckfilterpressen auf eine Feuchte von 15 bis 22% teilentwässert
wird. Aus diesem Filterkuchen werden dann in Siebknetern zylindrische Formlinge
hergestellt, die in einer Wanderrost-Drehrohrofen-Anlage zu Zementklinker gebrannt
werden. Nachteilig ist bei diesem Verfahren der für die Filtration des Schlammes
erforderliche apparative Aufwand.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, upter Vermeidung
der geschilderten Mängel ein Verfahren zu entwickeln, das mit geringem anlagentechnischen
Aufwand und hoher Wärmewirtschaftlichkeit die Aufbereitung von Rohmaterialien hoher
Grubenfeuchte, die bei der Zerkleinerung klebrige oder schmierende Eigenschaften
aufweisen, gestattet, insbesondere die Aufbereitung von Kreide und plastischem Ton
als Hauptgemengekomponenten von Zementrohmaterial.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Rohmaterialkomponenten
unter Zugabe eines das freiwerdende Poren- und Kapillarwasser des Rohmateriales
wenigstens teilweise bindenden Zusatzstoffes im grubenfeuchten Zustand zerkleinert
und gemischt werden.
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Bei den der Erfindung zugrundeliegenden umfangreichen Versuchen wurde
zunächst erwogen, die Rohstoffe im grubenfeuchten, plastischen Zustand zu zerkleinern
und in der
zerkleinerten Form homogen miteinander zu vermischen.
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Versuche zur Zerkleinerung von 15 bis 20% feuchter Kreide auf eine
Kornfeinheit ( 200vu verliefen Jedoch negativ.
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Die Kreide wurde bei der Zerkleinrun zunehmend klebrig und schmierend,
was zu erheblichen Schwierigkeiten in den Mahlaggregaten führte (Verschmierung der
Mahlwerkzeuge, Anbackungen usw.) und das Erreichen der erforderlichen Mahlfeinheit
verhinderte.
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Nähere Untersuchungen zeigten sodann , daß diese Schwierigkeiten
bei der Zerkleinerung darauf zurückzuführen sind, daß die Kreide wShrend des Zerkleinerunsvorganges
das in Poren und Kapillaren enthaltene Wasser freisetzt. Auf diesErkenntnis basiert
der erfindungsgemäße Gedanke; das bei der Kreidezerkleinerung freiwerdende Poren-
und Kapillarwasser mittels eines geeigneten Zusatzstoffes zu binden und auf diese
Weise die nachteiligen Begleiterscheinungen zu unterdrücken, die ansonsten durch
das Überschußwasser verursacht werden.
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Auf diese Weise läßt sich eine Vermahlung der Kreide auf die gewünschte
Endfeinheit von <200/u und eine homogene Vermischung aller Rohstoffkomponenten
im grubenfeuchten Zustand erreichen. Man vermeidet auf diese Weise die bisher bei
der Aufbereitung derartiger Rohmaterialien als unumgänglich erachtete Herstellung
eines Naßschlammes, was einen großen wärmewirtschaftlichen Vorteil mit sich bringt,
ohne Jedoch einen anlagentechnischen Mehraufwand (für Filterpressen und dgl.) zu
erfordern.
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Als Zusatzstoffe können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vor allem
wasserlösliche Verbindungen der Erdalkalimetalle Verwendung finden. Als besonders
geeignet hat sich Kalziumhydroxyd (Kalkhydratpulver bzw. Kalkmilch) erwiesen,
da
es für die Funktion des Wasserabbindens sehr wirksam, für die Qualität des Endproduktes
(Zementklinker) unschädlich ist und im übrigen preiswert zur Verfügung steht. Geeignete
weitere Zusatzstoffe sind beispielsweise Kalziumchlorid, Magnesiumhydroxyd, Magnesiumchloridt
und teilentsäuerter Staub des Drehrohrofens.
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Die Menge des Zusatzstoffes wird zwecksmäßig so bemessen, daß einerseits
das freiwerdende überschüssige Poren- und Kapillarwasser des Rohmateriales abgebunden
wird, andererseits Jedoch die Rohmaterialmischung eine genügende Plastizität zur
Herstellung von Formlingen aufweist.
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Die Zugabe des Zusatzstoffes während des Zerkleinerungs-und/oder
Mischvorganges soll zeitlich so dosiert werden, daß in Jeder Phase des Zerkleinerungs-
und Mischvorganges etwa nur die zum Abbinden des in dieser Phase freiwerdenden Poren-
und Kapillarwassers notwendige Menge des Zusatzstoffes in weitgehend gleichmäßiger
Verteilung in der Rohmaterialkomponente bzw. in der Mischung vorhanden ist.
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Auf diese Weise wird der Zusatzstoff bei beginnender Wasserabsonderung
optimal wirksam, ohne Jedoch vorher eine unerwünschte Versteifung des Rohmateriales
herbeizuführen (dies könnte einen erhöhten Kraftverbrauch in den Aufbereitungsmaschinen
zur Folge haben). Je nach Art des Rohmateriales wird der Zusatzstoff somit schon
mehr oder weniger während des Zerkleinerungsvorganges oder erst während des Mischvorganges
zugegeben.
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Das erfindungsgedäße Verfahren sei an folgendem
Beispiel
näher erläutert.
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Ausgangsstoffe Feuchte Korngröße Mischungsanteil (bez. auf Trockengewicht)
Kreide 18,0% Z300 mm 79,3% plastischer Ton 19,8% (300 mm Flugasche 10,0% <0,15
mm 5,8% Die Aufbereitung der grubenfeuchten Rohstoffe, d.h. ihre Zerkleinerung,
die Herstellung einer homogenen Mischung sowie die Verpressung der Mischung zu Formlingen
von ca. 20 mm Durchmesser und 20 bis 40 mm Länge, wurde nach folgendem Schema durchgeführt:
Kreide Ton Flugasche |
(300 mm 4300 mm 4100 |
I t |
Walzenbrecher Walzenbrecher |
mm mm <10 mm |
1. Walzwerk |
<2,5 mm |
1 |
2. Walzwerk |
40,7 mm |
Mischer |
Siebkneter |
t |
Ofen |
Kreide und Ton wurde somit vor der Aufgabe auf den Mischer separat
vorzerkleinert. Die Kreide wurde in einem Walzenbrecher von ca. 300 mm auf Korngröße
<10 mm vorgebrochen und anschließend zweistufig mittels Differentialwalzwerken
auf eine Korngröße <0,7 mm gemahlen. Der plastische Ton wurde in einem Walzenbrecher
auf eine Korngröße <10 lo mm zerkleinert. Ton und Kreide wurden dann beim Mischvorgang
in einem geeigneten Mischer, beispielsweise einem Gegenstrom-Intensiv-Mischer, dem
auch die Flugasche zugesetzt wurde, weiter auf die für den nachfolgenden Brennprozeß
ausreichende Feinheit zerkleinert.
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Die verwendete Kreide war im grubenfeuchten Zustand durchweg von
splittähnlicher Beschaffenheit, hatte also scharfkantige Bruchflächen; sie war Jedoch
trotz ihrer hohen Feuchte von etwa 18 bis 22% nicht schmierend. Bei den durchgeführten
Versuchen zeigte die Kreide auch nach dem Durchgang durch das zweite Walzwerk (Korngröße
0,7 mm) noch keine ausgeprägte Klebeneigung, sondern stellte ein grießiges, rieselfähiges
Pulver dar, das sich Jedoch von Hand klumpen ließ. Die Beschaffenheit der auf eine
Korngröße (0,7 mm zerkleinerten Kreide deutete darauf hin, daß das Poren- und Kapillarwasser
noch nicht in nennenswertem Umfang freigesetzt worden war. Aus diesem Grunde wurde
bei dem beschriebenen Versuch der wasserbindende Zusatzstoff (0,5% Ca(OH)2-Pulver)
erst im Mischer zugesetzt.
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Aus dem oben Gesagten folgt Jedoch, daß es bei Verwendung anderer
Kreidesorten durchaus zweckmäßig bzw.
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notwendig sein kann, den wasserbindenden Zusatzstoff schon in der
Grobzerkleinerungsstufe (Walzenbrecher) bzw. vor dem ersten oder zweiten Feinwalzwerk
zuzusetzen. Wie erwähnt,
soll die Zugabe so rechtzeitig erfolgen,
daß eine wirksame Einmischung des Zusatzstoffes vor der manchmal spontan erfolgenden
Freisetzung des Poren- und Kapillarwassers erfolgt.
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Die aus den zerkleinerten Rohmaterialkomponenten hergestellte homogene
Mischung wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zweckmäßig anschließend zu Formlingen
von ca. 20 mm Durchmesser und 20 bis 40 mm Länge verpreßt (was vorzugsweise unter
Druck in Siebknetern erfolgt). Die Formlinge werden anschließend einer Wärmebehandlung,
vorzugsweise auf einer Wanderrost-Drehrohrofen-Anlage, unterworfen.