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Preßfuttermittel für Versuchstiere Die Erfingung betrifft ein Preßfuttermittel
für Versuchstiere. Bei der Durchführung von Tierversuchen werden zur Ernährung der
Versuchstiere in steigenden @aße halbsynthetische Diäten ("half synthetic diets"
oder "purified diets" im angloamerikanischen Sprachraum) eingesetzt. Diese ermöglichten
durch ihren geringen Anteil an Inhalts stoffen mit Sonderwirkung und ihre leichtere
Standardisierbarkeit bezüglich des iTährstoffgehaltes eine erhöhte Aussagekraft
und bessere Reproduzierbarkeit von Versuchsergebnissen.
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Derartige halbsynthetische @iäten haben in der Regel den Nachteil,
daß sie durch ausschließliche Verwendung von isolierten Nährstoffen eine unphysiologisch
hohe Mährstoffkonzentration pro Volumeneinheit des Futters besitzen. Da die Futteraufnahme
vornehmlich vom Gehalt des Futters an u@-setzbarer Energie abhängt (Guzy et al.,
Vortrag 11. @iss.
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Jahrestag. d. Ges. f. Versuchstierkunde 9. - 12.5.73, Antwerpen),
werden zudem bei dem hohen Energiegehalt solcher Diäten unphysiologisch geringe
Futtermengen von den Tieren aufgenommen. Diese Tatsache beeinträchti@t die Aussagekraft
der Versuchsergebnisse, die bei Verwendung solcher Diäten zur Ernährung der Versuchstiere
erhalten werden. Es ist daher notwendig, bei halbsynthetischen Futtermischungen
den Energiegehalt durch einen Füllstoff regulieren zu können. Außerdem muß für verschiedene
Versuchsanordnungen auch bei herkömmlichen Mischfuttern der Energiegehalt auf bestimmte
Werte eingestellt werden.
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J-s sind mehrere Möglichkeiten bekannt, den Nährstoffgehalt voii Versuchsfuttermischungen
zu regulieren. Die älteste besteht in der Aufldsung der erforderlichen Nährstoffe
in Wasser (Fed. Proc. 15, (195S) 221)o Der Nachteil dieser Methode besteht darin,
daß eine Ernährung von Tieren ausschließlich mit Flüssigkeiten bei den meisten Tierversuchen
als unphysiologisch anzusehen ist.
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ine weitere bekannte Methode zur Verringerung des Nährstoff- und Energiegehaltes
im Futter besteht in der Beimischung von Zellulose zum Futter. Der Nachteil dieser
Futtermischung besteht darin, daß Rohfaser in einem gewissen, je nach Tierart und
Zusammensetzung der Bakterienflora im Verdauungstrakt wechselnden Ausmaß verdaut
werden kann und somit mehr oder weniger als Nährstoff fungiert, Auch die Verwendung
von unverdaulicher Zellulose, z. B. Alphacel (J. Nutrition 59, (1956) 385; J0 Nutrition
62, (1957) 171; J. Nutrition 101, (1971) 1057; J. Nutrition 103, (1973) 347) ist
fragwürdig, da der Rohfasergehalt des Futters die Verdaulichkeit der anderen Nährstoffe
beeinf'lußt ( IIandbuch der Tierernährung, Band I, Paul Parey Verlag, Hamburg-Eer
lin (1969)). Dies gilt auch für Alphacel (J. Nutrition (1956) 385).
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Als dritte liethode zur Verringerung des Nährstoff- und Energiegehaltes
im Futter ist das Zumischen von Caolin oder Perlite (J. Nutrition 101, (1971) 1057;
J. Nutrition 101, (1971) 1069; J. Nutrition 103, (1973) 347) bekannt. Der Nachteil
dieser Futtermischung liegt darin, daß diese Stoffe verdauliche Anteile an Mineralien
und Spurenelementen enthalten, Alle in den oben beschriebenen Futtermischungen genannten
Füllstoffe erfüllen den Zweck einer Erniedrigung des Nährstoff- und Energiegehaltes
nur unvollkommen, da sowohl Wasser als auch Zellulose und mineralische Gemische
wie Caolin oder Perlite mehr oder weniger verdaulich sind oder die Verdaulichkeit
anderer Nährstoffe beeinflussen0 Erforderlich ist
jedoch ein völlig
unverdaulicher und anderen Nährstoffen gegenüber neutraler Füllstoff.
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Gegenüber den oben beschriebenen methoden bzw. Füllstoffen bietet
die Verwendung von hochpolymeren Stoffen in l'ulverform, wie z. B. Polyäthylen,
Vorteile. Diese 8toffe werden durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Säuren,
T3asen und anderen aggressiven Chemikalien als unverdaulich angesehen (Chemie und
Toxikologie der Kunststoffe, Krausskopf Verlag Mainz (1966))und besitzen d.aher
keine Nährstoffun1tionen0 Sie werden während des Verdauungsvorganges weder chemisch
noch physikalisch verändert, noch beeinflussen sie andere Nährstoffe. Ihr Nachteil
besteht jedoch darin, daß sie wegen ihrer Hitzeunbeständigkeit nur für Mehlfutter
geeignet sind, dem sie als Pulver beigemischt werden0 Wird ein Futter mit Zusatz
von beispielsweise Polyäthylen dagegen gepreßt, so erfolgt durch die bei diesem
Preßvorgang erreichten Temperaturen von 600 - 800 C ein Verklumpen des Polyäthylens
und damit ein Entmischen des Futters. Zudem werden infolge der Thermoplastizität
dieses Stoffes die Bohrgänge der Preßmatrizen verklebt und dadurch der Preßvorgang
gestört. Da ausserdem Mehlfutter für Nager als Alleindiät ebenfa.lls als unphysiologisch,
zudem für die meisten Versuchsanordnungen vom Arbeitsaufwand und der Verabreichungsform
her als ungeeignet angesehen werden muß, entspricht auch dieses Futter nicht den
Anforderungen, die an ein optimales Versuchstierfutter zu stellen sind.
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Das erfindungsgemäße Preßfuttermittel für Versuchstiere hat nun die
in den oben genannten bekannten Futtermitteln beschriebenen Nachteile nicht0 Es
ist dadurch gekennzeichnet, daß es zur Regulierung seines Nährstoff- und insbesondere
seines Energiegehaltes einen nicht resorbierbaren und beim Herstellungsverfahren
und bei der Verdauung des Futters chemisch und physikalisch unveränderlichen Füllstoff
enthält.
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Diese an einen solchen Füllstoff zu stellenden Bedingungen erfüllt
z. B. Polypropylen, das durch Säuren, Basen und andere aggressive Chemikalien nicht
angegriffen und erst bei 1600 C thermoplastisch wird0 Dieser Füllstoff wird dementsprechend
durch Verdauungsvorgänge nicht verändert. Er ist nicht resorbierbar und besitzt
daher keinerlei Nährstofffunktionen. Außerdem bleibt er durch seinen hohen Schmelzpunkt
beim Preßvoggsug, bei dem normalerweise Temperaturen von etwa 800 C auftreten, physikalisch
unverändert, d.h.
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es erfolgt beim Pressen kein Verklumpen des in Pulverform der Mehlfuttermischung
beigemischten und dann homogen vermischten Füllstoffes und damit auch kein Entmischen
der Futterbestandteile und kein Verkleben der Matrizenlöcher der Futterpresse. Es
können außer Polypropylen auch andere Stoffe als Füllstoffe verwendet werden, soweit
sie nicht resorbierbar sind und bei höheren als den beim Formungsvor gang des Futters
erreichten Temperaturen nicht thermoplastisch werden.
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Folgendes Beispiel soll mit Hilfe von Tabellen die Komposition eines
Mischfuttermittels gemäß der Erfindung zeigen, ohne sie auf dieses Beispiel zu beschränken.
Bei dem betreffenden Tierversuch soll die kanzerogene Wirkung eines Stoffes in einem
Haltungsversuch an Ratten getestet werden. Um dabei die Tiere möglichst nicht mit
anderen Kanzerogenen in Kontakt zu bringen, wird ein halbsynthetisches Futter eingesetzt.
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Tabelle 1 zeigt die vorgesehenen- Futterkomponenten sowie deren Nährstoffgehalte,
die mittels Analysen bestimmt wurden.
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In Tabelle 2 ist der Nährstoffgehalt der fertigen Mischung wiedergegeben0
Mittels linearer Programmierung kann errecht net werden, daß dieser Gehalt an Nährstoffen
durch die in Tabelle 3 angegebenen Prozentzahlen der Futterkomponenten aus Tabelle
1 erreicht wird. Wie diese Tabelle 3 zeigt, werden
zur Erreichung
des erwünschten Nährstoffgehaltes der Mischung nur 80,671 % der fertigen Mischung
benötigt. Eine Vitaminvormischung und der zu prüfende kanzerogene Stoff von jeweils
0,5 % erhöhen den Prozentsatz auf 81,671 %. Die restlichen 18,329 % werden durch
den erfindungsgemäßen Füllstoff aufgefüllt.
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Tabelle 1 Futterkomponenten und deren Nährstoffgehalt Angaben in
kcal/kg g/kg |
Futtermittel |
Ums. Roh- Roh- Roh- |
Ca P Na K Mg Fe Mn Cu Zn |
Energie prot. fett fas. |
isol. Sojaprot 3560 910 0,3 0,2 3,9 5,6 0,8 0,2 0,058 0,064
0,0012 0,0068 0,0116 |
Maisstärke 4180 |
Saccharose 3923 |
Sojaöl 8969 998 |
Holzschliff 128 5 775 0,98 0,33 0,26 0,13 |
CaCO3 380 |
CaHPO4 282 218 |
NaCl 393,4 |
K2SO4 445 |
MgO 530,7 |
Fe-fumarat 249,4 |
MnO 774,5 |
CuSO4 254,5 |
ZnO 227,3 |
Polypropylen |
Tabelle 2 Erwünschter Nährtoffgehalt der fertigen Futtermischung
Nährstoffe Gehalte in Nährstoffe Sehalte in der Mischung der Mischung Umsetzbare
Energie 3000 kcal % % Rohrpotein 20,0 k 0,5 Rohfett 4,0 Mg 0,05 Rohfaser 4,0 Fe
0,01 Ca 0,9 Mn 0,005 P 0,75 Cu 0,0005 Na 0,2 Zn 0,002 Tabelle 3 Zusammensetzunq
des Preßfuttermittels Futterkomponenten Mischungsanteil in % isol. Sojaprotein 21,9780
Maisstärke 34,9787 Saccharose 10,0000 Sojaöl 3,9755 Holzschliff 5,1556 CaCO3 0,0012
CaHPO4 2,8679 NaCl 0,4602 K2S04 1,1137 MgO 0,0905 Fe-fumarat 0,0344 MnO 0,0064 CuSO4
0,0013 ZnO 0,0076 80,6710 Vitaminvormischung 0,5000 Kanzerogener Stoff 0,5000 Polypropylen
18,3290 Summe 100,0000