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Polyurethane Die vorliegende Anmeldung betrifft neue Polyurethankunststoffe,
die unter Verwendung von gegebenenfalls substituierten Diaminodiphenyldisulfiden
als Kettenverlängerer hergestellt wurden.
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Die Verwendung aromatischer Diamine als Kettenverlängerer bei der
Herstellung von Polyurethanen ist bekannt. Um angemessene Verarbeitungszeiten zu
gewährleisten, setzt man die technisch meist verwendeten reaktionsfähigen aromatischen
Isocyanate zweckmäßigerweise mit träge reagierenden Diaminen um. Als träge reagierende
Diamine haben sich vor allem solche aromatischen Diamine bewährt, deren Basizität
und damit auch Reaktivität gegenüber Isocyanaten durch Einführung von Halogen- oder
Carboxylsubstituenten herabgesetzt wurde. Als Beispiel sei das bisher am meisten
verwendete 3,31-Dichlor-4,4'-diaminodiphenylmethan (MOCA) genannt. Der Hauptnachteil
dieser Verbindung liegt jedoch in ihrer hohen Toxizität.
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Es wurde nun überraschenderfeise gefunden, daß eine am aromatischen
Kern sitzende Disulfidgruppierung die Reaktivität einer aromatischen Aminogruppe
gegenüber Isocyanaten ebenfalls so weit herabsetzt, daß ausgezeichnete Verarbeitungsbedingungen
(ausreichend lange Gießzeit bei kurzer Entformungszeit) sowohl bei der Herstellung
von Elastomeren als auch beim Verschäumen gegeben sind. Weitere Vorteile dieser
erfindungsgemäß zu verwendenden Kettenverlängerer sind ihre technisch einfache Zugänglichkeit
und ihre Spaltung unter reduzierenden oder oxydierenden Bedingungen in Produkte,
die biologisch leicht abbaubar und daher ökologisch unbedenklich sind.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit Polyurethane mit
Struktureinheiten der allgemeinen Formel
in der Rund R' gleich oder verschieden.mindundeinenADkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen,
einen Arylrest mit 6 bis 15, vorzugsweise 6 bis 10, C-Atomen, einen Cycloalkylrest
mit 4 bis 12, vorzugsweise 6 bis 9, C-Atomen, Halogen, -NO2, -CN oder einen Rest
darstellen, wobei R" für einen Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen steht.
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Erfindungsgemäß bevorzugt sind Produkte, bei denen die Harnstoffgruppe
in para-Stellung, besonders bevorzugt in ortho-Stellung, zur Disulfidbrücke steht.
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Die vorliegende Erfindung betrifft darüber hinaus auch ein Verfahren
zur Herstellung von Polyuretban-Kunststoffen durch Umsetzung von Polyhydroxylverbindungen
vom Molekulargewicht 400 bis 10 000 mit Diisocyanaten und aromatischen Diaminen
als Kettenverlängerungsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß als Diamine solche der
allgemeinen Formel
verwendet werden, in der R und R' die oben angegebene Bedeutung haben.
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Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Diamine erfolgt
nach an sich bekannten Verfahren.
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In der folgenden Tabelle sind erfindungsgemäß bevorzugt zu verwendende
Diamine sowie Literaturangaben über Verfahren zu ihrer Herstellung zusammengestellt:
1) K.A. Hofmann, Ber. 27, 2807 (1894): aus Anilin und Schwefel 2) Franz.Patent 714,682:
aus Chlornitrobenzol über das Aminothiophenol durch anschließende Luftoxidation
3) H.H.Hodgson et al., J.Chem, Soc. 127, 440 (1924) 1) Frank Patent 714,682 2) Hinsberg,
Ber. 38, 1131 (1905): 3) H.H.Hodgson et al., J.Chem.
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Soc. 127, 440 (1924) 4) C.C.Price, et al., Org. Synth.
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Coll.Vol 3, S. 86 (1955) P. Jacobson et al., Ber. 22, 904 (1889):
aus
durch Behandlung mit KOH und Sauerstoff H.H. Hodgson et al., J.Chem.Soc.
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127, 440 (1924)
Riegel et al., J.Am.Chem. Soc. 68, 1264 (1946) H.H. Hodgson et al., J.Chem.Soc.
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1948, 870,873 Boggust et al., J.Chem.Soc. 1949, 355, 361 Boggust et
al., J.Chem.Soc. 1949, 355, 361 Boggust et al., J.Chem.Soc. 1949, 355, 361
Für
das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Polyhydroxylverbindungen haben ein Molekulargewicht
von etwa 400 bis 10 000, vorzugsweise 600 - 4000. Es handelt sich dabei um mindestens
zwei, vorzugsweise 2 bis 4, Hydroxylgruppen aufweisende Polyester, Polyäther, Polythioäther,
Polyacetale, Polyearbonate undPolyesteramide,wie sie für die Herstellung von homogenen
und von zellförmigen Polyurethanen an sich bekannt sind.
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Die in Frage kommenden Hydroxylgruppen aufweisenden Polyester sind
z.B. Umsetzungsprodukte von mehrwertigen, vorzugsweise zweiwertigen und gegebenenfalls
zusätzlich dreiwertigen Alkoholen mit mehrwertigen, vorzugsweise zweiwertigen, Carbonsäuren.
Anstelle der freien Polycarbonsäuren können auch die entsprechenden Polycarbonsäureanhydride
oder entsprechende Polycarbonsäureester von niedrigen Alkoholen oder deren Gemische
zur Herstellung der Polyester verwendet werden. Die Polycarbonsäuren können aliphatischer,
cycloaliphatischer, aromatischer und/oder heterocyclischer Natur sein und gegebenenfalls,
z.B. durch Halogenatome, substituiert und/oder ungesättigt sein. Als Beispiele hierfiir
seien genannt: Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure,
Phthalsäure, Isophthalsäure, Trimellitsäure, Phthalsäureanhydrid, Tetrahydrophthalsäureanhydrid,
Hexahydrophthalsäureanhydrid, Tetrachlorphthalsäureanhydrid, Endomethylentetrahydrophthalsäureanhydrid,
Glutarsäureanhydrid, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Fumarsäure, dimere und trimere
Fettsäuren wie ölsäure, gegebenenfalls in Mischung mit monomeren Fettsäuren, Terephthalsäuredimethylester
und
Terephthalsäure-bis-glykolester. Als mehrwertige Alkohole kommen
z.B. Äthylenglykol, Propylenglykol-(i,2) und -(1,3), Butylenglykol-(i,4) und -(2>3),
Hexandiol-(1,6), Octandiol-(i,8), Neopentylglykol, Cyclohexandimethanol (1,4-Bis-hydroxymethylcyclohexan),
2-Methyl-193-propandiol Glycerin, Trimethylolpropan, Hexantriol-(1,2,6), Butantriol-(1,2,4),
Trimethyloläthan, Pentaerythrit, Chinit, Mannit und Sorbit, Methylglykosid, ferner
Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Tetraäthylenglykol, Polyäthylenglykol Dipropylenglykol,
Polypropylenglykole, Dibutylenglykol und Polybutylenglykole in Frage. Die Polyester
können anteilig endständige Carboxylgruppen aufweisen. Auch Polyester aus Lactonen,
z.B. £-caprolacton oder Hydroxycarbonsäuren, z.B.
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w-Hydroxyeapronsäure, sind einsetzbar.
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Auch die erfindungsgemäß in Frage kommenden, mindestens zwei, in der
Regel zwei bis acht, vorzugsweise zwei bis drei, Hydroxylgruppen aufweisenden Polyäther
sind solche der an sich bekannten Art und werden z.B. durch Polymerisation von Epoxiden
wie Äthylenoxid, Propylenoxid, Butylenoxid, Tetrahydrofuran, Styroloxid oder Epichlorhydrin
mit sich selbst, z.B. in Gegenwart von 3F3, oder durch AnXgerung dieser Epoxide,
gegebenenfalls im Gemisch oder nacheinander, an Startkomponenten mit reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen wie Alkohole oder Amine, z.B. Wasser, Xthylenglykol,Propylenglykol-(4,3)
oder -(1,2), Trimethylolpropan, 4,4'-Dihydroxydiphenylpropan, Anilin, Ammoniak,
Äthanolamin oder Äthylendiamin hergestellt. Auch Sucrosepolyäther, wie sie z.B.
in den deutschen Auslegeschriften 1 176 358 und 1 064 938 beschrieben werden, kommen
erfindungsgemäß in Frage. Vielfach sind solche Polyäther bevorzugt, die überwiegend
(bis zu 90 Gew.-%, bezogen auf alle vorhandenen OH-Gruppen im Polyäther) primäre
OH-Gruppen aufweisen. Auch durch Vinylpolymerisate
modifizierte
Polyäther, wie sie z.B. durch Polymerisation von Styrolund Acrylnitril in Gegenwart
von Polyäthern entstehen (amerikanische Patentschriften 3.383.351, 3.304.273, 3.523.093,
3.110.695, deutsche Patentschrift 1.152.536), sind geeignet, ebenso OH-Gruppen aufweisende
Polybutadiene.
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Unter den Polythioäthern seien insbesondere die Kondensationsprodukte
von Thiodiglykol mit sich selbst und/oder mit anderen Glykolen, Dicarbonsäuren,
Formaldehyd, Aminocarbonsäuren oder Aminoalkoholen angeführt. Je nach den Co-Komponenten
handelt es sich bei den Produkten um Polythiomischäther, Polythioätherester oder
Polythioätheresteramide.
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Als Polyacetale kommen z.B. die aus Glykolen, wie Diäthylenglykol,
Triäthylenglykol, 4,4'-Dioxäthoxy-diphenyldimethylmethan, Hexandiol und Formaldehyd
herstellbaren Verbindungen in Frage. Auch durch Polymerisation cyclischer Acetale
lassen sich erfindungsgemäß geeignete Polyacetale herstellen.
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Als Hydroxylgruppen aufweisende Polycarbonate kommen solche der an
sich bekannten Art in Betracht, die z.B. durch Umsetzung von Diolen wie Propandiol-(I,3),
Butandiol-(l,4) und/oder Hexandiol- (1,6), Diäthylenglykol, Triäthylenglykol oder
Tetrattthylenglykol mit Diarylca-rbonaten, z.B. Diphenylcarbonat, oder mit Phosgen
hergestellt werden können.
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Zu den Polyesteramiden und Polyamiden zählen z.B. die aus mehrwertigen
gesättigten und ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Anhydriden und mehrwertigen
gesättigten und ungesättigten Aminoalkoholen, Diaminen, Polyaminen und ihren Mischungen
gewonnenen, vorwiegend linearen Kondensate.
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Auch bereits Urethan- oder Harnstoffgruppen enthaltende Polyhydroxylveroindungen
sowie gegebenenfalls modifizierte natürliche Polyole, wie Rizinusöl, Kohlenhydrate
oder Stärke, sind verwendbar. Auch Anlagerungsprodukte von Alkylenoxiden an Phenol-Formaldehyd-Harze
bzw. an Harnstoff-Formaldehydharze können im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt
werden.
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Vertreter dieser erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen sind
z.B. in High Polymers, Vol. XVI, "Polyurethanes, Chemistry and Technology", verfaßt
von Saunders-Frisch, Interscience Publishers, New York, London, Band I, 1962, Seiten
32 - 42 und Seiten 44 - 54 und Band II, 1964, Seiten 5 - 6 und 198 -199, sowie im
Kunststoff-Handbuch, Band VII, Vieweg-Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München, 1966,
z.B. auf den Seiten 45 bis 71,beschrieben.
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Als erfindungsgemäß einzusetzende Ausgangskomponenten kommen weiter
aliphatische,cycloaliphatische,araliphatischewaromatische und heterocyclische Polyisocyanate
in Betracht, wie sie z. 3. von W. Siefken in Justus Liebigs Annalen der Chemie,
562, Seiten 75 bis 136, beschrieben werden, beispielsweise Äthylen-diisocyanat,
1 , 4-Tetramethylendiisocyanat, 1,6-Hexamethylendiisocyanat, 1,12-Dodecandiisocyanat,
Cyclobutan-1,3-diisocyanat, Cyclohexan-1,3- und -1, 4-diisocyanat sowie beliebige
Gemische dieser Isomeren, l-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclohexan
(DAS 1 202 785), 2,4-und 2,6-Hexahydrotoluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische
dieser Isomeren, Hexahydro-1,3- und/oder , 4-phenylen-diisocyanat, Perhydro-2,4'-
und/oder -4,4'-diphenylmethan-diisocyanat, 1,3- und ,4-Phenylendiisocyanat, 2,4-
und 2,6-Toluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische dieser Isomeren,
Diphenylmethan-2,4'-
und/oder -4,4'-diisocyanat, Naphthylen-1,5-diisocyanat, Triphenylmethan-4, 4' ,
4"-triisocyanat, Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanate, wie sie durch Anilin-Formaldehyd-Kondensation
und anschließende Phosgenierung erhalten und z.B. in den britischen Patentschriften
874 430 und 848 671 beschrieben werden, perchlorierte Arylpolyisocyanate? wie sie
z.B. in der deutschen Auslegeschrift 1 157 601 beschrieben werden, Carbodiimidgruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie in der deutschen Patentschrift 1 092 007 beschrieben
werden, Diisocyanate, wie sie in der amerikanischen Patentschrift 3 492 330 beschrieben
werden, Allophanatgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der britischen
Patentschrift 994 890, der belgischen Patentschrift 761 626 und der veröffentlichten
holländischen Patentanmeldung 7 102 524 beschrieben werden, Isocyanuratgruppen aufweisende
Polyisocyanate, wie sie z.B. in den deutschen Patentschriften 1 022 789, 1 222 067
und 1 027 394 sowie in den deutschen Offenlegungsschriften 1 929 034 und 2 004 048
beschrieben werden, Urethangruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B.
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in der belgischen Patentschrift 752 261 oder in der amerikanischen
Patentschrift 3 394 164 beschrieben werden, acylierte Harnstoffgruppen aufweisende
Polyisocyanate gemäß der deutschen Patentschrift 1 230 778, Biuretgruppen aufweisende
Polyisocyanate, wie sie z.B. in der deutschen Patentschrift 1 101 394, in der britischen
Patentschrift 889 050 und in der französischen Patentschrift 7 017 5i4 beschrieben
werden, durch Telomerisationsreaktionen hergestellte Polyisocyanate, wie sie z.B.
in der belgischen Patentschrift 723 640 beschrieben werden, Estergruppen aufweisende
Polyisocyanate, wie sie z.B. in den britischen Patentschriften 965 474 und 1 072
956, in der amerikanischen Patentschrift 3 567 763 und in der deutschen Patentschrift
1 231 688 genannt werden, sowie Usetdungsprodukte d$robehgena-ten- IsocyriSBte mit
Acetälern gemäß oder deutschenPätentschrjft 1-072 385.
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Es ist auch möglich, die bei der technischen Isocyanatherstellung
anfallenden Isocyanatgruppen aufweisenden Destillationsrückstände, gegebenenfalls
gelöst in einem oder mehreren der vorgenannten Polyisocyanate, einzusetzen. Ferner
ist es möglich, beliebige Nischungen dieser Polyisocyanate zu verwenden.
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Besonders bevorzugt werden in der Regel die technisch leicht zugänglichen
Polyisocyanate, z.B. das 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische
dieser Isomeren ("TDI"), Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanate, wie sie durch Anilin-Formaldehyd-Kondensation
und anschließende Phosgenierung hergestellt werden (rohes NDI") und Carbodiimidgruppen,
Urethangruppen, Allophanatgruppen, Isocyanuratgruppen, Harnstoffgruppen adsr Biuretgruppen
aufweisenden Polyisocyanate (nmodifizierte Polyisocyanate11).
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Sollen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Polyurethanschäume hergestellt
werden, dann werden Wasser und/oder leicht flüchtige organische Substanzen als Treibmittel
mitverwendet.
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Als organische Treibmittel kommen z.B. Aceton, Äthylacetat, Methanol,
Äthanol, halogensubstituierte Alkane wie Methylenchlorid, Chloroform, Äthylidenchlorid,
Vinylidenchlorid, Monofluortrichlormethan, Chlordifluormethan, Dichlordifluormethan,
ferner Butan, Hexan, Heptan oder Diäthyläther in Frage.
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Eine Treibwirkung kann auch durch Zusatz von bei höheren Temperaturen
unter Abspaltung von Gasen, beispielsweise von Stickstoff, sich zersetzenden Verbindungen,
z.B. Azoverbindungen wie Azoisobuttersäurenitril, erzielt werden.
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Weitere Beispiele für Treibmittel sowie Einzelheiten über die Verwendung
von Treibmitteln sind im Kunststoff-Handbuch, Band VII, herausgegeben von Vieweg
und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, Milzichen 1966, z.B. auf den Seiten 108 und 109,
453 und 455 und 507 bis 510 beschrieben
Erfindungsgemäß werden
ferner oft Katalysatoren mitverwendet. Als mitzuverwendende Katalysatoren kommen
solche der an sich bekannten Art infrage, z.B. tertiäre Amine, wie Triäthylamin,
Tributylamin, N-Methyl-morpholin, N-Äthyl-morpholin, N-Cocomorpholin , N, N,N1 ,
N1-Tetramethyl-äthylendiamin, 1 , 4-Diaza-bicyclo-(2,2 ,2)-octan, N-Methyl-N1-dimethylaminoäthyl-piperazin,
N,N-Dimethylbenzylamin, Bis-(N,N-diäthylaminoäthyl)-adipat, N, N-Diäthylbenzylamin,
Pentamethyldiäthylentriamin, N,N-Dimethylcyclohexylamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-1,3-butandiamin,
N,N-Dimethyl-B-phenyläthylamin, 1,2-Dimethylimidazol und 2-Methylimidazol.
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Gegenüber Isocyanatgruppen aktive Wasserstoffatome aufweisende tertiäre
Amine sind z.B. Triäthanolamin, Triisopropanolamin, N-Methyl-diäthanolamin, N-Äthyl-diäthanolamin,
N,N-Dimethyl-äthanolamin, sowie deren Umsetzungsprodukte mit Alkylenoxiden, wie
Propylenoxid und/oder Äthylenoxid.
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Als Katalysatoren kommen ferner Silaamine mit Kohlenstoff-Silizium-Bindungen,
wie sie z.B. in der deutschen Patentschrift 1 229 290 beschrieben sind, in Frage,
z.B. 2,2,4-Trimethyl-2-silamorpholin und 1,3-Diäthylaminomethyltetramethyl-disiloxan.
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Als Katalysatoren kommen auch stickstoffhaltige Basen wie Tetraalkylammoniumhydroxide,
ferner Alkalihydroxide wie Natriumhydroxid, Alkaliphenolate wie Natriumphenolat
oder Alkalialkoholate wie Natriummethylat in Betracht. Auch Hexahydrotriazine können
als Katalysatoren eingesetzt werden.
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Erfindungsgemäß können auch organische Metallverbindungen, insbesondere
organische Zinnverbindungen,als Katalysatoren verwendet werden.
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Als organische Zinnverbindungen kommen vorzugsweise Zinn(II)-salze
von Carbonsäuren wie Zinn(II)-acetat, Zinn(II)-octoåt, Zinn(II)-äthylhexoat und
Zinn(II)-laurat und die Dialkylzinnsalze von Carbonsäuren, wie z.B. Dibutyl-zinndiacetat,
Dibutylzinn-dilaurat, Dibutylsinn-maleat oder Dioctylzinndiacetat in Betracht.
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Weitere Vertreter von erfindungsgemäß zu verwendenden Katalysatoren
sowie Einzelheiten über die Wirkungsweise der Eatalysatoren sind im Kunststoff-Handbuch,
Band VII, herausgegeben von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München 1966,
z.B. auf den Seiten 96 bis 102 beschrieben.
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Die Katalysatoren werden in der Regel in einer Menge zwischen etwa
0,001 und 10 Gew.-Yo, bezogen auf die Menge an Polyhydroxyl-Verbindungen mit einem
Molekulargewicht von 400 bis 10 000, eingesetzt.
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Erfindungsgemäß können auch oberflächenaktive Zusatzstoffe (Emulgatoren
und Schaumstabilisatoren) mitverwendet werden.
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Als Emulgatoren kommen z.B. die Natriumsalze von Ricinusölsulfonaten
oder auch von Fettsäuren oder Salze von Fettsäuren mit Aminen wie ölsaures Diäthylamin
oder stearinsaures Diäthanolamin infrage. Auch Alkali-oder Ammoniumsalze von Sulfonsäuren
wie etwa von Dodecylbenzolsulfonsäure oder Dinaphthylmethandisulfonsäure oder auch
von Fettsäuren wie Ricinolsäure oder von polymeren Fettsäuren können als oberflächenaktive
Zusatzstoffe mitverwendet werden.
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Als Schaumstabilisatoren kommen vor allem wasserlösliche Polyäthersiloxane
infrage. Diese Verbindungen sind im allgemeinen so aufgebaut, daß ein Copolymerisat
aus Äthylenoxid und Propylenoxid mit einem Polydimethylsiloxanrest verbunden ist.
Derartige Schaumstabilisatoren sind z.B. in der amerikanischen Patentschrift 2 764
565 beschrieben.
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Erfindungsgemäß können ferner auch Reaktionsverzögerer, z.B. sauerfeagierende
Stoffe wie Salzsäure oder organische Säurehalogenide, ferner Zellregler der an sich
bekannten Art wie Paraffine oder Fettalkohole oder Dimethylpolysiloxane sowie Pigmente
oder Farbstoffe und Flammschutzmittel der an sich bekannten Art, z.B. Tris-chloräthylphosphat
oder Ammoniumphosphat und -Polyphosphat, ferner Stabilisatoren gegen Alterungs-
und Witterungseinflüsse, Weichmacher und fungistatisch und bakteriostatisch wirkende
Substanzen, Füllstoffe wie Bariumsulfat, Kieselgur, Ruß oder Schlänimkreide mitverwendet
werden.
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Weitere Beispiele von gegebenenfalls erfindungsgemäß mitzuverwendenden
oberflächenaktiven Zusatzstoffen und Schaumstabilisatoren sowie Zellreglern, Reaktionsverzögerern,
Stabilisatoren, flammhemmenden Substanzen, Weichmachern, Farbstoffen und FUllstoffen
sowie fungistatisch und bakteriostatisch wirksamen Substanzen sowie Einzelheiten
über Verwendungs- und Wirkungsweise dieser Zusatzmittel sind im gunststoff-Handbuch,
Band VI, herausgegeben von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München 1966,
z.B. auf den Seiten 103 bis 113 beschrieben.
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Die Reaktionskomponenten werden erfindungsgemäß nach dem an sich bekannten
Einstufenverfahren, dem Prepolymerverfahren oder dem Semiprepolymerverfahren zur
Umsetzung gebracht, wobei man sich oft maschineller Einrichtungen bedient, z.B.
solcher, die in der amerikanischen Patentschrift 2 764 565 beschrieben werden. Einzelheiten
über Verarbeitungseinrichtungen, die auch erfindungsgemäß infrage kommen, werden
im Kunststoff-Handbuch, Band VI, herausgegeben von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag,
München 1966, z.B.
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auf den Seiten 121 bis 205 beschrieben.
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Die Menge an Reaktionskomponenten werden im erfindungsgemäßen Verfahren
in der Regel so gewählt, daß das Molverhältnis von Polyisocyanaten zu Kettenverlängerer
plus Verbindungen mit reaktionsfähigen OH-Gruppen - abhängig vom jeweils angewendeten
Verarbeitungsverfahren - in der Regel zwischen 0,9 und 1,5 liegt, vorzugsweise zwischen
1,05 und 1,25. Der Prozentgehalt an NCO im Prepolymer, falls über die Prepolymerstufe
gearbeitet wird, kann zwischen 1 und 6 % liegen. Das Molverhältnis von reaktionsfähigem
Wasserstoff des Kettenverlängerers zu reaktionsfähigen OH-Gruppen kann in weiten
Grenzen variieren, vorzugsweise soll es zwischen 0,4 und 1,5 liegen, wobei weiche
bis harte Polyurethan-Typen resultieren.
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Neben den erfindungsgemäß zu verwendenden Diaminen können als Kettenverlängerer
anteilsweise auch weitere Diamine oder auch Diole eingesetzt werden, z.B. solche,
wie sie oben bei der Herstellung der Polyhydroxylverbindungen genannt wurden.
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Der Molenbruch des erfindungsgemäßen Amins im Kettenverlängerer soll
aber zwischen 1 und 0,5 liegen, vorzugsweise zwischen 1 und 0,8.
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Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann auf verschiedene
Weise erfolgen. So kann man z.B. die Verbindung mit mindestens zwei Hydroxylgruppen
und einem Molekulargewicht von 400 - 10 000 mit einem Überschuß an Diisocyanat zur
Reaktion bringen und nach der Zugabe des Kettenverlängerungsmittels die Schmelze
in Formen gießen. Nach mehrstündigem Nachheizen ist ein hochwertiger elastischer
Polyurethankunststoff entstanden.
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Eine weitere Ausführungsform besteht darin, daß man die höhermolekulare
Verbindung mit mindestens zwei Hydroxylgruppen im Gemisch mit dem Kettenverlängerungsmittei
in einem Überschuß an Diisocyanat umsetzt und das Reaktionsprodukt nach der Granulierung
in der Hitze unter Druck verformt. Je nach den angewendeten Mengenverhältnissen
der Reaktionsteilnehmer können hierbei Polyurethankunststoffe mit verschiedenartigen
Härten und verschiedenartige Elastizität erhalten werden.
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Man kann auf diese Weise auch Kunststoffe herstellen, die sich wie
Thermoplaste verarbeiten lassen. Eine weitere Ausführungsform besteht darin, daß
man die höhermolekulare Verbindung mit mindestens zwei Hydroxylgruppen im Gemisch
mit dem erfindungsgemäß zu verwendenden Kettenverlängerungsmittel mit einem Unterschuß
an Diisocyanat umsetzt, wobei ein walzbares Fell erhalten wird, das anschließend
z.B. durch Vernetzung mit weiterem Diisocyanat, in einen kautschukelastischen Polyurethankunststoff
übergeführt werden kann.
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Die erfindungsgemäßen Elastomere finden vielseitige Anwendung, z.B.
für mechanisch stark beanspruchte Formkörper, wie Rollen oder Keilriemen'oder zur
Herstellung von Folien, Textilbe schichtungen und Polyurethanpulvern.
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Schließlich kann die Kettenverlängerung auch in Gegenwart der oben
beschriebenen Treibmittel und Zusatzstoffe, bevorzugt in geschlossenen Formen, ausgeführt
werden, wobei Schäume mit zelligem Kern und kompakter Oberfläche gebildet werden.
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Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zugänglichen elastischen
und halbelastischen Schaumstoffe werden beispielsweise verwendet als Polstermaterialien,
Matratzen und Verpackungsmaterialien als Folien für Kaschierzwecke, als Isoliermaterial
und wegen ihrer Flammfestigkeit in jenen Bereichen, wo diese Eigenschaft besonders
geschätzt wird, wie z.B. in Automobilen, im Flugzeugbau und allgemeinem Verkehrswesen.
Die Schaumstoffe können dabei entweder nach dem Formverschäumungsverfahren hergestellt
werden oder durch Konfektionierung aus blockgeschäumten Material erhalten werden.
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Die folgenden Beispiele erläutern das erfindungsgemäße Verfahren.
Wo nicht anders vermerkt, sind Zahlenwerte als Gewichtsteile bzw. Gewichtsprozente
zu verstehen.
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Herstellung von 2 2' -Diaminodihenvldisulfid Ein Gemisch aus 450 g
2,2'-Dinitrodiphenyldisulfid und 150 g Wasser wird in 1,5 1 Tetrahydrofuran gelöst
und unter Zusatz von 30 g Palladium auf Kohle (5%ig) in einem Autoklaven katalytisch
hydriert. Der Katalysator wird abfiltriert und das Lösungsmittel abdestilliert.
Der Rückstand wird im Wasserstrahlvakuum fraktionierend destilliert. Man erhält
2-Aminothiophenol in 85 %iger Ausbeute und 98%iger Reinheit.
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312 g 2-Aminothiophenol werden in 1 1 Methanol gelöst. Bei 0 10 C
werden 135 g 35%iges Wasserstoffperoxid zugetropft, wobei das 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid
ausfällt. Man saugt ab,
wäscht mit wenig Methanol nach und trocknet
bei 50°C. Man erhält das 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid in praktisch quantitativer
Ausbeute. Fp = 930C.
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In analoger Weise läßt sich auch 4,4'-Diaminodiphenyldisulfid herstellen.
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Beispiel 1 100 Teile eines Prepolymers mit einem NCO-Gehalt von 3,9
96 aus einem Gemisch aus 65 % 2,4-Toluylendiisocyanat und 35 , 2,6-Toluylendiisocyanat
und einem Polyester (OH-Zahl 56) aus Adipinsäure, Äthylenglykol und Butylenglykol
(Molverhältnis 7:3) werden bei 950C mit 11 Teilen geschmolzenem 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid
versetzt (NCO:NH2 = 1,05). Innerhalb von 30 Sekunden wird das reagierende Gemisch
homogenisiert und in eine vorgewärmte Form vergossen. Die Gießzeit beträgt 100 Sekunden.
Der Gießling kann nach 20 Minuten entformt werden und weist nach einer Temperzeit
von 24 h bei 1100C folgende mechanische Werte auf: Zugfestigkeit: (DIN 53504) 330
kp/cm2 Bruchdehnung: (DIN 53504) 783 , Weiterreißwiderstand: (DIN 53515) 43 kp/cm
Shore-Härte A (DIN 53505) 80 Elastizität: (DIN 53512) 34 , Beispiel 2 100 Teile
eines Prepolymers aus Polytetrahydrofuran vom mittleren Molekulargewicht 1700 und
einem Gemisch aus 65 % 2,4-Toluylendiisocyanat und 35 % 2,6-Toluylendiisocyanat
(NCO-Gehalt des Prepolymers = 4,9 %) werden bei 95 0C mit
13,9
Teilen geschmolzenem 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid versetzt (NCO:NH2 = 1,05). Die
reagierende Mischung bleibt 105 Sekunden gießbar und kann nach 16 Minuten entformt
werden. Nach 24-stündigem Tempern bei 1100C werden folgende mechanischen Werte gemessen:
2 Zugfestigkeit: (DIN 53504) 300 kp/cm Bruchdehnung: (DIN 53504) 566 , Weiterreißwiderstand:
(DIN 53515) 51 kp/cm Shore-Härte A (DIN 53505) 89 Elastizität: (DIN 53512) 42 %
Beispiel 3 100 Teile eines Prepolymers aus einem Adipinsäure IÄ-thylenglykol-Polyester
(OH-Zahl 56) und 2,4-Toluylendiisocyanat (NCO-Gehalt des Prepolymers = 3,5 %) werden
bei 1100C mit 10 Teilen geschmolzenem 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid vermischt (NCO:NH2
= 1,05). Die Mischung bleibt 210 Sekunden gießbar und kann nach 20 Minuten entformt
werden. Nach 24-stündigem Tempern bei 110 0C werden folgende mechanischen Werte
bestimmt: Zugfestigkeit: (DIN 53504) 300 kp/cm2 Bruchdehnung: (DIN 53504) 870 %
Shore-Härte A: (DIN 53505) 50 Elastizität: (DIN 53512) 31 %
Beispiel
4 100 Teile des Prepolymers aus Beispiel 1 werden bei 90 0C mit 11 Teilen geschmolzenem
4,4'-Diaminodiphenyldisulfid versetzt. Innerhalb von 30 Sekunden wird die Mischung
homogenisiert und in eine vorgewärmte Form vergossen. Das reagierende Gemisch bleibt
10 Sekunden gießbar. Der Gießling kann nach 20 Sekunden entformt werden und weist
nach einer Temperzeit von 24 h bei 11OOC folgende mechanische Eigenschaften auf:
Zugfestigkeit: (DIN 53504) 245 kp/cm2 Bruchdehnung: (DIN 53504) 646 % Weiterreißwiderstand:
(DIN 53515) 41 kp/cm Shore-Härte A (DIN 53505) 78 Elastizität: (DIN 53512) 33 %
Beispiel 5 100 Teile des Prepolymers aus Beispiel 2 werden bei 95 0C in Gegenwart
eines Schaumstabilisators mit 0,4 Teilen Wasser und 13,9 Teilen geschmolzenem 2,2'-Diaminodiphenyldisulfid
versetzt. Innerhalb von 30 Sekunden wird das Gemisch homogenisiert und in eine vorgewärmte
Form vergossen. Nach 60 Sekunden ist die Gießzeit zu Ende.
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Man erhält nach der Entformung ein zelliges Elastomeres der Dichte
0,85 g/cm3.
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Beispiel 6 100 Teile eines Polyäthers, hergestellt durch Reaktion
von Propylenoxid und dann Äthylenoxid mit Trimethylolpropan, so daß endständig ca.
60 % primäre Hydroxylgruppen und eine OH-Zahl von 35,0 resultieren, 2,0 Teile Wasser
0,25 Teile Endoäthylenpiperazin 0,3 Teile Zinn(II)dioctoat und 1,6 Teile 2,2' -Diaminodiphenyldisulfid
werden miteinander vermischt und mit 28 Teilen eines Gemisches aus 80 Teilen 2,4-Toluylendiisocyanat
und 20 Teilen 2,6-Toluylendiisocyanat zur Reaktion gebracht. Man erhält einen Schaumstoff
der Dichte 0,060 g/cm3.