DE2329700B2 - Verfahren zur hydrierenden Raffination und/oder hydrierenden Spaltung von kohlenwasserstoffhaltigem Einsatzmaterial - Google Patents
Verfahren zur hydrierenden Raffination und/oder hydrierenden Spaltung von kohlenwasserstoffhaltigem EinsatzmaterialInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur hydrierenden Raffination und/oder hydrierenden Spaltung von
kohlenwasserstoffhaltigem Einsatzmaterial in Gegenwart von schwefelfesten Hydrierkatalysatoren. Zur
Abführung der Hydrierwärme wird die Reaktion in verschiedenen Katalysatorbetten durchgeführt, die
durch Kühlzonen voneinander getrennt sind. In diese Kühlzonen wird ein Teil des Rohstoffes zur Begrenzung
des Temperaturanstiegs eingeführt.
Die hydrierende Raffination und die hydrierende Spaltung von Destillatölen gehört zum Stand der
Technik (vgl. Riediger »Die Verarbeitung des Erdöles«, Springer-Verlag, 1971, Seite 853 ff). Bevorzugt wird
hierbei eine Arbeitsweise unter Verwendung stückiger oder geformter Katalysatoren, die im Reaktionsraum in
Form eines Festbettes angeordnet sind.
Neuerdings werden in zunehmendem Umfang auch Rückstandsöle und gegebenenfalls Gesamtrohcle einer
hydrierenden Raffination oder hydrierenden Spaltung unterworfen. Diese unterscheiden sich von den Deslillatölen,
abgesehen von ihrem im allgemeinen höheren Schwefel- und Stickstoffgehalt, noch dadurch, daß sie
einerseits Asphalte, andererseits Alkalimetalle und Scbwermetalle. insbesondere Vanadium. Nickel und
Eisen, enthalten. Bei der Hydrierung von Rückstandsölen kann die Festbettechnik mit Katalysatoren vom
Stand der Technik angewendet werden. Die Betriebsbedingungen müssen bei der hydrierenden Raffination
oder hydrierenden Spaltung von Rückstandsölen jedoch gegenüber der Hydrierung von Dcstillatölcn im
allgemeinen verschärft werden, d. h. es -.ind höhere
Wasserstoffdrücke und niedrigere Katalysatorbelastungen
anzuwenden. Meist wird auch die HydriertemperatuT
höher gewählt, um die Katalysatorbelastung nicht zu weit absenken zu müssen.
Zwischen der hydrierenden Raffination und der hydrierenden Spaltung von Rückstandsölen bestehen
nur graduelle Unterschiede, Beide Gebiete lassen sich nicht scharf voneinander trennen, da die hydrierende
Raffination in Abhängigkeit vom angewendeten Katalysator stets mit einem mehr oder weniger großen
unvermeidlichen Anteil an Spaltung verknüpft ist. Die
Erfindung läßt sich daher sowohl auf dem Gebiet der hydrierenden Raffination als auch auf dem der
hydrierenden Spaltung anwenden.
Ein weherer technisch bedeutsamer Unterschied zwischen der Behandlung höhersiedender Destillate und
der von Rohölen bzw. Rückstandsölen ergibt sich aus dem höheren Wasserstoffverbrauch der Rohfile bzw.
Rückstandsöle. Die hydrierende Raffination und die hydrierende Spaltung sind mit einer dem Wasserstoffverbrauch
bei der Hydrierung entsprechenden Wärmeentwicklung verbunden, so daß sich bei der
Festbettarbeitsweise ein adiabatischer Temperaturanstieg im Katalysatorbett ergibt. Dieser Temperaturanstieg
beträgt bei der Hydrierung von Destillatölen gewöhnlich 20 bis 400C Im Falle der Hydrierung von
Rückstandsölen ergeben sich dagegen Temperaturanstiege im Katalysatorbett von beispielsweise 100, ja
sogar bis 2000C.
jo Wegen dieser hohen Wärmeentwicklung sind bei technischer Arbeitsweise Maßnahmen erforderlich, um
die Reaktionswärme mindestens teilweise abzuführen, da sonst erfahrungsgemäß mit stärkerer Verkokung, mit
zusätzlichem Wasserstoffverbrauch und zusätzlicher
Γι Wärmeentwicklung (durch Spaltung und Aromatenhydrierung)
und anderen unerwünschten Nebenreaktionen zu rechnen ist.
Zur Abführung der Reaktionswärme bei Hydrierreaktion und damit zur Begrenzung des Temperaturanstiegs
im Katalysatorbett sind bereits verschiedene Maßnahmen angewendet worden. Die beste Wirkung
kann mit dem sogenannten Röhrenreaktor erreicht werden. Bei diesem Reaktor ist der Katalysator in einer
Vielzahl paralleler und enger Rohre angeordnet, die von
4r> außen gekühlt werden. Wegen der Schwierigkeit,
Flüssigkeiten gleichmäßig auf die einzelnen Rohre zu verteilen, kommen Röhrenreaktoren für die Hydrierung
von Rückstandsölen nicht in Frage.
Eine weitere Maßnahme zur Begrenzung des
το Temperaturanstiegs bietet die Kaltgasküivfung. Hierbei
werden kalte Gase zwischen mehrere hintereinandergeschalte.e
Reaktoren oder zwischen einzelne Schichten eines unterteilten Bettes in einem einzigen Reaktor
eingeleitet. Die Kaltgaskühlung wird insbesondere bei
■η der hydrierenden Spaltung (dem sogenannten Hydrocracken)
von Destillatölen angewendet; bei der hydrierenden Raffination von Dcstillatölen ist sie wegen
der geringeren Wärmeentwicklung im allgemeinen nicht erforderlich.
Es läge daher nahe, die Kaltg&skühlung auch bei der
Hydrierung von Riickilandsölen anzuwenden. Die
Kaltgaskühliing erfordert jedoch eine Vergrößerung der Kreislaufgaskompressoren und damit eine entsprechende
Vergrößerung aller Wärmetauscher. Kühler und
h". sonstiger Apparate: die Vergrößerung des Kreislaufgaskompressors
hat eine starke F.rhöhung des Knergievcrbrauches zur Folge. Außerdem ist für clic intensive
Mischung des Kaltgases mit dem heißen Gas-Flüssig-
kßitsstrom der Einbau von Blenden und Umleitungssystemen im Reaktor erforderlich, die einen erheblichen
Druckverlust zur Folge haben, weswegen die Leistung des Kreislaufgaskompressors weiter erhöht werden
müßte,
Eine Kaltöl- oder Kühlölkühlung ist wegen der im
Vergleich zu Gasen höheren spezifischen Wärme von Ölen wirkungsvoller und hat einen geringeren Energiebedarf,
da nur ein Flüssigkeitsvolumen zu komprimieren ist Es ist bei verschiedenen petrochemischen Verfahren
bekannt, das flüssige Endprodukt des Verfahrens selbst als Kühlöl zu verwenden. Hierbei sind jedoch
zusätzliche Flüssigkeitspumpen erforderlich und es vergrößert sich die Flüssigkeitsmenge in den Wärmetauschern,
Kühlern und Produktabscheidern hinter dem Reaktor. Dies bedingt eine Vergrößerung dieser
Apparate.
Alle vorstehend genannten Nachteile könnten vermieden
werden, wenn als Kühlöl ein Teilstrom des Rohstoffes verwendet wird.
Bei Verwendung-des Rohstoffes als Kühlflüssigkeit
bei der Hydrierung von Rückstandsölen war jedoch zu befürchten, daß das Raffinat durch nicht oder nur
schlecht raffinierte Anteile zu stark in seinen Eigenschaften verschlechtert würde, da ja der KOhlölanteil
des Rohstoffes nur über einen Teil des Katalysatorbettes geführt wird und daher nur unvollständig raffiniert
sein würde. Aus diesem Grunde wurde eine Kühlung mit kaltem Rohstoff bei der hydrierenden Raffination oder
der hydrierenden Spaltung von Rückstandsölen bisher tu nicht in Erwägung gezogen.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß unter bestimmten Umständen bei Vf .Wendung des
Rohstoffes als Kühlflüssigkeit im Falle der Hydrierung von Rückstandsölen keine Verschlechtet' ig der Pro- s>
dukteigenschaften gegenüber der Arbeitsweise mit Kaltgaskühlung bzw. Raffinatkühlung eintritt, sondern
sogar eine deutliche Erhöhung des Entschwefelungsgrades, d. h. eine Verbesserung des Umsatzgrades erzielt
werden kann. -in
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur hydrierenden Raffination und/oder hydrierenden Spaltung
von kohlenwasserstoffhaltigem Einsatzmaterial (Rohstoff), wobei dessen Dämpfe und Flüssigkeit im
Gleichstron·, mit dem Hydriergas von oben nach unten -n
über im Festbett angeordnete schwefelfeste Hydrierkatalysatoren geführt werden, und wobei man das
Katalysatorbett in Reaktionszonen unterteilt und 60 bis 90% des Rohstoffes in die erste Reaktionszone und
einen weiteren Teil des Rohstoffes mit einer unter der w
Reaktionsiemperatur liegenden Temperatur in mindestens eine weitere Reaktionszone einführt, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß Rohöle und Rückstandsöle als Rohstoff verwendet werden und die Temperatur des
Rohstoffes, der als Teilstrom in weitere Reaktionszonen v, eingeführt wird, mindestens 1500C unter der Reaktionstemperatur liegt, wobei man den Katalysator in
mindestens drei hintereinandergeschalteten Reaktoren anordnet und die Zuführung der weiteren Teile des
Rohstoffes in Anteilen von 5 bis 20% zwischen diesen w> Reaktoren erfolgt.
Als Rohstoffe für das erfindungsgemäße Verfahren kommen Rückstandsöle in Betracht. Unter Riirkstandsolen
sollen im folgenden von Ben/in gjtoppic Rohöle.
Sumpfprodüklf der atmosphärischen Rohöldcstilliition ir>
oder einer sieh an diese anschließenden Vakuumdestillation
verstanden werden. Ferner sind auch Öle und Postillationsrückstnndc, die bei Crack . Koker- und
Schwelprozessen anfallen und oberhalb von 600° C siedende Anteile enthalten, eingeschlossen.
Der Temperaturanstieg in den Teilabschnitten des Katalysatorbettes bzw, in den verschiedenen Reaktionszonen wird mit Hilfe der KaJtölmenge beim erfindungsgemäßen Verfahren auf jeweils maximal 500C, vorzugsweise auf Werte bis zu 35"C1 begrenzt Hierzu werden
an den Kaltölzuführungsstellen jeweils 5 bis 20%,
vorzugsweise jedoch 8 bis 15%, des zu verarbeitenden
Rohstoffes zugeführt (alle Angaben in Gew.-%). Das Volumen jeder der aufeinanderfolgenden Reaktionszonen
wird zweckmäßig um mindestens 20%, vorzugsweise um mindestens 25%, größer gewählt als das Volumen
des vorhergehenden Teilabschnittes. Bei einer Unterteilung des gesamten Katalysatorvolumens in drei
Reaktoren können sich die Volumina in Strömungsrichtung gesehen z. B. wie 20 zu 30 zu 50 verhalten.
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die hydrierende Raffination von Rohölen und/oder Rückstandsölen
unter den nachstehend genannten Bedingungen durchgeführt werden: Als Katalysatoren werden
Gemische von Oxyden oder Sulfiden von Elementen der Gruppe VIa, wie z. B. Molybdän oder Wolfram, und der
achten Nebengruppe des periodischen Systems, insbesondere Kobalt und/oder Nickel, auf einem im
wesentlichen aus aktiver Tonerde bestehenden Katalysatorträger verwendet. Irr. Reaktor werden Wasserstoffdrücke
von 30 bis 200 bar, vorzugsweise solche von 50 bis 120 bar, angewendet Die Raffination wird bei
Temperaturen von 325 bis 475° C, vorzugsweise jedoch im Bereich von 365 bis 425°C, durchgeführt Der
Katalysator kann dabei mit 0,3 bis 3, vorzugsweise jedoch mit 0,4 bis 1,51 Rohstoff (einschließlich der
Kaltöiteilströme) je Liter Katalysator (Gesamtmenge) und Stunde belastet werden. Das Hydriergas wird
vorzugsweise im Kreislauf geführt Die aus dem Produktabscheider mit Hilfe eines Kreislaufgaskompressors
in die hydrierende Raffination zurückgeführte und durch Frischgas ergänzte KreisJaufgasmenge
beträgt 150 bis 150ONm3 je m3 Gesamtrohstoff, vorzugsweise werden jedoch Mengen von 250 bis
1000 Nm3 angewendet. Als Frischgas können hochprozentiger Wasserstoff oder Gemische von Wasserstoff
mit gasförmigen Kohlenwasserstoffen oder Inertgas verwendet werden. Auch Kohlenoxyde können im
Frischgas zugelassen werden; die Summe von Kohlenoxyd und Kohlendioxyd soll jedoch zweckmäßig 3
VoI.-% nicht überschreiten. Bei hohem Schwefelgehalt des Rohstoffes ist es zweckmäßig, einen Teil oder die
Gesamtmenge des Kreislaufgases vor der Rückführung in an sich bekannter Weise, z. B. durch eine Wäsche, von
Schwefelwasserstoff zu befreien.
In einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die hydrierende Spaltung
von Rohölen und/oder Rückstandsölen unter den nachstehend genannten Bedingungen durchgeführt: Als
Katalysatoren werden Gemische von Oxyden oder Sulfiden von Elementen der Gruppe VIa, wie z. B.
Molybdän und Wolfram, und der achten Nebengruppe des periodischen Systems, insbesondere Kobalt
und/oder Nickel, auf einem überwiegend aus aktiver Tonerde bestehenden, daneben bis insgesamt 45
Gew.-%, bezogen auf den Träger, Kieselsäure und/oder amorphe oder kristalline Aluminiumsilikate und/oder
Magnesiumoxyd und gegebenenfalls zusätzlich 0 bis 5 Gcw.-% Phosphorsäure oder Halogen enthaltenden
Katalysatorträger verwendet. Es werden Wasserstoff drücke von 60 bis 240 bar. vorzugsweise solche
zwischen 90 und 180 bar, angewendet Die Spaltung wird bei Temperaturen von 325 bis 475, vorzugsweise im
Bereich von 375 bis 425"C, durchgeführt Der Katalysator kann dabei mit 0,2 bis 2, vorzugsweise
jedoch mit 0,4 bis 1,51 Rohstoff (einschließlich der
Kaltölteilströme) je Liter Katalysator (Gesamtmenge) und Stunde belastet werden. Das Hydriergas wird
vorzugswehe im Kreislauf geführt Als Frischgas können die vorstehend genannten wasserstoffhaltigen
Gase verwendet werden. Nach der destillativen Auftrennung des Froduktes aus der Hydrocrackzone
kann ein etwa verbleibender Destillationsrückstand in die Spaltstufe zurückgeführt v/erden.
Die Zuführung des Rohstoffes als Kühlflüssigkeit kann in an sich bekannter Weise erfolgen. Ist
beispielsweise der Katalysator in drei oder mehreren hintereinandergeschalteten Reaktoren angeordnet so
wird das Kaltöl zwischen diese Reaktoren eingeführt Die Temperatur der Kühlflüssigkeit (des Kaltöls) liegt
mindestens !500C unter der Reaktortemperatur des
betreffenden Reaktors.
Da die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bezüglich der Förderung und Aufheizung des
Rohstoffes und des Gases, der Abkühlung des Produkt-Gas-Stromes hinter dem Reaktor, der Trennung
von Raffinat und Kreislaufgas in einem Druckabscheider, der Weiterbehandlung des Raffinates, sowie
gegebenenfalls der Wäsche des Kreislaufgases oder eines Teilstromes desselben zur Entfernung oder
Verminderung des in ihm enthaltenen Schwefelwasser- jo Stoffs weitgehend dem Stand der Technik bei üer
Entschwefelung von Destillatölen entspricht sei wegen weiterer Einzelheiten auf B. Riediger (loc. cit., Seite
853 ff) verwiesen.
Die Hauptvorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber einem Verfahren mit Raffinatkühlung
oder Kaltgaskühlung sind nachfolgend aufgeführt:
1. Eine Vergrößerung der Kreislaufgaspumpe bzw. eine zusätzliche KUhlölpumpe entfällt; das Kiihlöl
kann direkt von der Rohstoffeinspritzpumpe 4n
abgezweigt werden. Die insgesamt zu pumpende Ölmenge ist gleich der Rohstoffmenge, während sie
bei einer Kühlung mit Raffinat gleich der Rohstoffmenge zuzüglich der Kühlmenge wäre.
2. Die aufzuheizende Rohstoffmenge ist um den 4'
Kühlölanteil vermindert; die Gas- und Flüssigkeitsmenge wird nicht zusätzlich durch eine Kühlgasoder
Raffinatmenge erhöht
3. Die zu übertragenden Wärmemengen und der Flächenbedarf in den Wärmetauschern, Vorheizern
und Kühlern werden dadurch wesentlich verringert
4. In Folge der insgesamt geringeren durchzusetzenden Flüssigkeits- bzw. Gasmenge ergeben sich
geringere Druckverluste in den Rohrleitungen und " im Katalysatorbett. Bei den Wärmetauschern,
Vorheizern und Kühlern kann ein vorgegebener Druckverlust auch bei Verkleinerung dieser Apparate
aufrecht erhalten werden.
Ml
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß sich bei Verwendung des Rohstoffes als Kühlflüssigkeit
insgesamt erhebliche Einsparungen an Apparate- und Energiekosten ergeben.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verlah *■.
rens besteh! in de" Verbesserung der Qualität des Raffinats. Bei gleicher Reaktionstemperatur und gleichem
Katalysatorvolumen wird bei Rohstoffkühlung ein höherer Entschwefelungsgrad erzieh als bei Raffinatkühlung
oder Kaltgaskühlung. Bei gegebenen Anforderungen an den Entschwefelungsgrad können daher im
Fall der Kühlung mit Rohstoff das Katalysatorvolumen entsprechend verringert oder die Betriebstemperatur
bzw. der Betriebsdruck gesenkt werdea
Um den im Beispiel erzielten Entschwefelungsgrad von 78% mit einer Kaltgaskühlung zu erzielen, müßte
das Katalysatorvolumen um fast 10%, für den Fall der
Kühlung mit Raffinat sogar um fast 25% vergrößert werden. Dieses Beispiel zeigt die überlegene Wirkung
des erfindungsgemäßen Verfahrens bei der hydrierenden Raffination (Entschwefelung) von Rückstandsölen.
Ähnliche Vorteile ergeben sich auch bei der hydrierenden Spaltung von Rohölen bzw. Rückstandsölen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird im nachfolgenden
Beispisl anhand der Entschwefelung eines atmosphärischen Destillationsrückstandes erläutert und
sein Vorteil an einem Vergleichs1·· Tsuch aufgezeigt
Für den Vergleichsversuch wurde eine kontinuierlich zu betreibende Technikumsapparatur verwendet Die
Apparatur bestand aus drei hintereinandergeschalteten Reaktoren mit 2,5; 5 und 7,5 1 Inhalt. Die Reaktoren
waren mit in je 4 Heizkreise aufgeteilten elektrischen Heizmänteln umgeben. Der Zwischenraum zwischen
Reaktorwand und Heizmantel war mit einem pulverförmigen Isoliermaterial gefüllt Die Hetzmäntel dienten
lediglich dazu, die trotz der Isolierung unvermeidlichen Wärmeverluste durch Abstrahlung zu kompensieren,
indem die Temperatur der einzelnen Heizmantelabschnitte jeweils durch einen Temperaturregler mit einer
Genauigkeit von ±2° C auf dem Wert der in gleicher Höhe gemessenen Innentemperatur des Katalysatorbettes
gehalten wurde. Auf diese Weise war bei diesem Kleinversuch, wie in früheren Versuchen in dieser
Apparatur festgestellt worden war, eine völlig adiabatische Arbeitsweise möglich.
Die Apparatur bestand weiter aus einer elektrisch beheizten Vorheizerschlange zur Aufheizung von Gas
und öl auf die gewünschte Reaktoreinfrittstemperatur.
aus Kühler und Druckabscheidegefäß anschließend an den dritten Reaktor, einer Kre&aufgaspumpe zur
Gasrückführung aus dem Druckabscheider zum Eingang der Apparatur und gegebenenfalls als Kühlgas
zwischen die Reaktoren und zwei Flüssigkeitseinspritzpumpen für den Rohstoff und das Kühlöl. Das Kühlöl
bzw. das Kühlgas wurde zwischen den Reaktoren zugeführt. Da trotz elektrischer Heizung des Überganges
zwischen den Reaktoren eine Wärmeabstralilung nicht ganz vermieden werden konnte, wurde die zur
gewünschten Absenkung der Katalysatortemperatur bei Abwesenheit von Abstrahlungsverlusten und bei
einer angenommenen Kühlöl- bzw. Kühigastemperatur von 4O0C theoretisch erforderliche Kühlöl- bzw.
Kühlgasmenge aus dem Enthalpiediagramm des Systems errechnet. Die so errechneten Öl- bzw. Gasmengen
wurden über getrennte elektrisch beheizte Schlangen unter automatischer Temperaturregelung so weit
aufgeheizt, daß sich am Eintriit des folgenden Reaktors die gewünschte Eintrittstcmpeniiur einstellte.
Die Frischgaszufuhr wurde aus einer Hochdruckwasscrstofflcitutig
ü'.ier ein Druckminderventil gespeist und mit HiIIe des Druckes am Druckabschcidcr automatisch
geregelt. Als Frischgas wurde 98%iger Wasserstoff verwendet, der als Rest Stickstoff, Argon und Mcihiin
enthielt. Als Rohstoff wurde ein atmosphärischer
Destillationsrückstand aus Kuwait-Rohöl mit einem Siedebeginn von 325°C. einer Dichte von 0.958 (15°C),
einem Schwefelgehalt von 3,9 Gew.-°/o und einem Gesamtmetallgehalt von 75 ppm verwendet. Die Reaktoren
waren mit einem handelsüblichen Kobalt-Molyb- ί
dän-Tonerdekatalysator in Form von 1,5 mm Strangpreßlingen
gefüllt. Der Katalysator hatte im oxydischen Zustand ein Schüttgewicht (nach Einrütteln in einen
1-l-Meßzylinder) von 0,65 kg/l und war vor dem
Einfüllen in die Reaktoren im Wasserstoff-Schwefelwasserstoffstrom
bei erhöhter Temperatur geschwefelt worden.
Zunächst wurde eine Versuchsreihe mit Rohstoffkühlung durchgeführt; die Reaktoreintrittstemperaturen
wurden so gewählt, daß in jedem der drei Reaktoren etwa die gleiche Wärmetönung auftrat und insgesamt
ein Entschwefelungsgrad von nahezu 80% erreicht
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der Versuch eine Woche lang unter diesen Bedingungen betrieben. Unter Konstanthaltung der Kühlölmenge
wurde auf Raffinat als Kühlflüssigkeit umgestellt und die gesamte Rohstoffmenge dem Reaktor 1 zugeführt. Da
Betriebsbedingungen und Versuchsergebnisse
der Entschwefelungsgrad nach der Umstellung abgesunken war, mußten die mittleren Reaktortemperaturen
etwas angehoben werden. Nach dieser Korrektur wurde der Versuch wieder eine Woche unter diesen Bedingungen
betrieben. In einer dritten Versuchsperiode wurde auf Kaltgaskühlung umgestellt. Da hierbei der Entschwefelungsgrad
etwas anstieg, konnten die mittleren Reaktortemperaturen etwas abgesenkt werden. Diese
Versuchsperiode dauerte ebenfalls eine Woche. Im Anschluß an diese Versuche wurde erneut eine Woche
lang mit Rohstoff gekühlt. Betriebsbedingungen, Temperaturverteilung in den Reaktoren und die Ergebnisse
der einzelnen Versuchsperioden sind in der nachfolgenden Tabelle wiedergegeben. Die Schwefelgehalte der
Hydrierprodukte sind Mittelwerte über die einzelnen Versuchsperioden; im Falle des Kühlens mit Rohstoff ist
der Mittelwert über die erste und letzte Versuchsperi-
Versuche wurden bei einem Gesamtüberdruck von 100 bar durchgeführt; dieser wurde an der Druckseite
des Kreislaufgaskompressors gemessen.
Mengenflüsse
Rohstoff Gesamtdurchsatz
hiervon zu Reaktor 1
Kaltöl vor Reaktor 2
Kaltöl vor Reaktor 3
Raffinat als Kaltöl gesamt
Raffinat als Kaltöl gesamt
hiervon vor Reaktor 2
hiervon vor Reaktor 3
Frischgas
Kreislaufgas gesamt
Frischgas
Kreislaufgas gesamt
hiervon zu Reaktor '.
Kaltgas vor Reaktor 2
Kaltgas vor Reaktor 3
Temperaturen
Temperaturen
Reaktor 1 Eintritt
Austritt
Austritt
Reaktor 2 Eintritt
Austritt
Reaktor 3 Eintritt
Reaktor 3 Eintritt
Austritt
Mittel Reaktor 1-3
Mittel Reaktor 1-3
Hydrierprodukt
S-Gehalt
Entschwefelungsgrad
Entschwefelungsgrad
Relative Mengenflüsse
Rohstoff + ggf. Kühlöl
Kreislaufgas
Flüssigkeit Mittel Hin- und Rückweg Gase Mittel Hin- und Rückweg
Kühlung mit | (b) Raffinat | (C) Kaltgas | |
(a) Rohstoff | 8 | 8 | |
Ltr/h | 8 | 8 | 8 |
Ltr/h | 6.2 | - | - |
Ltr/h | 0,8 | - | - |
Ltr/h | 0,8 | 1,6 | - |
Ltr/h | - | 0,8 | - |
Ltr/h | - | 0,8 | - |
Ltr/h | - | 0,9 | 0,9 |
NmVh | 0,9 | 3,6 | 6,4 |
NmVh | 3,6 | 3,6 | 3,4 |
NmVh | 3,6 | - | 1,5 |
NmVh | - | — | 1.5 |
NmVh | — | 361 | 360 |
C | 355 | 384 | 383 |
C | 381 | 365 | 361 |
C | 358 | 387 | 383 |
C | 383 | 368 | 361 |
C | 362 | 388 | 382 |
C | 386 | 375,5 | 372 |
C | 371 | 0,97 | 0,90 |
Gew.-% | 0,85 | 75 | 77 |
% | 78 | 120 | 100 |
100 | 100 | 178 | |
100 | 120 | 110 | |
100 | 100 | 142 | |
100 | |||
Aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß der Entschwefelungsgrad im Falle (a) Kühlung mit Rohstoff
am höchsten wir und in den Fällen (b) und (c) trotz Temperaturkorrektur dieser Wert für den Entschwefelungsgrad
nicht ganz erreicht wurde. -,
Im letzten Abschnitt der Tabelle sind die relativen Gröf-jn der für die Auslegung der wichtigsten Apparate
einer iechnischen Anlage wesentlichen Mengenflüsse angegeben. Aus diesen Angaben folgt, daß im Falle des
Kühlens mit Raffinat (b) eine zusätzliche Kühlölpumpe in mit 20% der Förderkapazität der Rohstoffeinspritz-
pumpe erforderlich wäre b/w. im Falle der Kaltgaskühlung
(l) der Kreislaufgaskompressor um ca. 80% vergrößert werden müßte. In den Fällen (b) und (c) sind
außerdem die Mengenflüsse durch Wärmetauscher, Vorheizer und Kühler erheblich größer als im Falle (a)
(Kühlung mit Rohstoff). Trotz dieses zusätzlichen apparativen und energetischen Aufwandes würde die
Entschwefelungsleistung einer unter gleichen Bedingungen, insbesondere bei gleicher Temperatur, arbeitenden
Anlage mit Rohstoffkühlung nicht erreicht.
Claims (2)
1. Verfahren zur hydrierenden Raffination und/oder hydrierenden Spaltung von kohlenwasserstoffhaltigem
Einsatzmaterial (Rohstoff), wobei dessen Dämpfe und Flüssigkeit im Gleichstrom mit
dem Hydriergas von oben nach unten über im Festbett angeordnete schwefelfeste Hydrierkatalysatoren
geführt werden, und wobei man das Katalysatorbett in Reaktionszonen unterteilt und 60
bis 90% des Rohstoffes in die erste Reaktionszone und einen weiteren Teil des Rohstoffes mit einer
unter der Reaktionstemperatur liegenden Temperatur in mindestens eine weitere Reaktionszone
einführt, dadurch gekennzeichnet, daß Rohöle und Rückstandsöle als Rohstoff verwendet
werden und die Temperatur des Rohstoffes, der als Teilstrom in weitere Reaktionszonen eingeführt
wird, mindestens 1500C unter der Reaktionstemperatur liegt, wobei man den Katalysator in mindestens
drei hintereinander geschalteten Reaktoren anordnet und die Zuführung der weiteren Teile des
Rohstoffes in Anteilen von 5 bis 20% zwischen diesen Reaktoren erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Katalysatorbett in Reaktionszonen unterteilt, wobei das Volumen jedes der
aufeinanderfolgenden Teilabschnitte des gesamten Katalysatorvolumens um mindestens 20% größer ist
als das Volumen des vorhergehenden Teilabschnittes.
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