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Pharmazeutisches Präparat und Verfahren zu seiner Herstellung Die
Erfindung bezieht sich auf ein Mittel zur Behandlung pathologischer Zustände und
Krankheiten der Haut, insbesondere auf ein Mittel, um die pathologische alkalische
Reaktion-der Haut zu korrigieren und als Oxydationsschutzmittel zu dienen und hierbei
den krankhaften Stoffwechsel und die Zellschädigung der entzündeten Haut zu vermindern.
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Die Erfindung bezieht sich gleichzeitig auf ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen Mittels.
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Bei der pathologischen Veränderung gesunder Haut treten bekanntlich
zwei Erscheinungen auf, 1) der pH-Wert der Haut verändert sich in das alkalische
Gebiet, wenn die Hautreaktion nicht schon vorher alkalisch geworden ist, und b)
der Oxydationsprozeß der Haut wird erheblich gesteigert.
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Diese Feststellungen-treffen für 9O/o aller Hautveränderungen zu,
wobei gegebenenfalls noch andere Symptome von Håutkrankheiten,
wie
das Anschwellen, das Schmerzen, Jucken, Nässen und dergleichen, auftreten können.
Diese Sgmptome schwanken naturgemäß entsprechend der speziellen Krankheit des in
Betracht gezogenen Patienten.
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Daß die pathologische Haut in den meisten Fällen alkalisch reagiert,
ist bereits seit langem bekannt. Es ist daher auf der Hand liegend, daß beispielsweise
die Anwendung von Seife die auf einer solchen Haut herrschenden Bedingungen verschlechtert,
da Seife ein alkalisches Mittel ist und die schon alkalische Haut noch stärker alkalisch
macht. Es sind daher Forschungen über die Möglichkeit der Herstellung einer sauren
Seite durchgeführt worden. Diese versuche haben zur Entwicklung von Reinigungsmitteln
zur Anwendung als Hautreiniger in der Dermatologie geführt. Diese Hautreiniger haben
jedoch, obwohl sie besser als Seife sind, niemals allgemeine Anerkennung erlangt,
da sie in flüssiger Form vorliegen. Außerdem ist ihr Säuregehalt im allmeinen unzureichend,
um die pathologische alkalische Reaktion der Haut wesentlich zu beeinflussen. Mit
Ausnahme von Borsäure zeigt keine andere Säure einen günstigen Einfluß auf die pathologischen
Zustände der Haut; es wurde auch praktisch keine Säure angewendet. Borsäure ist
verhältnismäßig die ildest)a Säure, aber sie hat den Nachteil,der anderen Säuren
noch wesentlich stärker anhaftet, daß die zu behandelnde Haut, sich bereits in einem
Stadium erhöhter Oxydation befindet. Tatsache ist nun, daß die Säuren in der Lage
sind, Sauerstoff Zu übertragen. Sie erhöhen bekanntlich die Oxydation von Eisen
beim Rosten, das A1-tern des Kautschuks und dergleichen. Obwohl es gelingt, die
Stärke der alkalischen Reaktion einer pathologischenHaut bei der Behandlung mit
einer normalen Säure in verdünnter Form einige Zeit lang zu korrigieren, erhöht
eine solche Behandlung
gleichzeitig den Oxydationsprozeß der Haut,
die sich bereits in einem Stadium erhöhter Oxydation befinde, und verstärkt diese
Erscheinung noch. sie Erfordernisses die zur Korrektion der angegebenen Bedingungen
einer kranken Haut notwendig sind, bestehen also a) in einer Veränderung der pathologischen
alkalischen Reaktion in eine schwachsaure und b) in der Verhinderung der Oxydation,
um den krankhaften Stoffwechsel und die Zellschädigung der entzündeten Haut zu vermindern.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines pharmazeutischen
Präparats, das nicht nur die pathologische alkalische Reaktion der Haut korrigiert,
sondern gleichzeitig als Oxydationsschutzmittel dient. Ein weiterer Gegenstand der
Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens zur Herstellung eines solchen Mittels.
Weitere Gegenstände der vorliegenden Erfindung und ihre Vorteile ergeben sich aus
der folgenden Beschreibung.
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Grundsätzlich erreicht das Mittel gemäß der vorliegenden Erfindung
die Eorrektion der pathologischen alkalischen Reaktion der Haut ohne Erhöhung der
Oxydationsreaktion der Haut, indem das Mittel als aktives saures Medium und gleichzeitig
als Oxydationsschutzmittel Fluorwasserstoffsäure enthält. Fluorwasserstoffsäure
ist die einzige Säure, von der keine Sauerstoffverbindungen bekannt sind. Fluorwasserstoffsäure
kann daher keinen Sauerstoff übertragen, wie dies durch alle anderen Säuren einschließlich
der Borsäure geschieht. Die Fluorwasserstoffsäure erhöht daher nicht die Oxydationsreaktion
der Haut. Da bekanntlich Fluor einen Stoffwechsel von Eohlehydraten verhindert,
bewirkt es im vorliegenden Fall eine Verzögerung der t}broxydation,
die
in der pathologischen Haut vor sich geht. Andererseits hat die Flußsäure eine bemerkenswerte
Affinität für Bindegewebe. Sie wird daher in der Haut für die Dauer einer längeren
günstigen Wirkung gebunden. Messungen des pH-Wertes der Haut haben ergeben, daß
bei örtlicher Anwendung einer Mischung, vorzugsweise eines öligen Präparates oder
einer Salbe, die etwa zwischen 0,05 und etwa 0,25, vorzugsweise zwischen etwa 0,1
und 0,2 % Flußsäure enthält, bei mehrmaliger Behandlung der Haut deren alkalische
Reaktion korrigiert und in eine schwachsaure Reaktion verwandelt. Als Ergebnis einer
solchen Umwandlung und Wiederherstellung der normalen Hautreaktion werden durch
die gleichzeitige, spezifische òxydationsverhindernde Wirkung der Flußsäure Entzündungsprozesse
der Haut mindestens erheblich gebessert.
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Die entzündungshemmende Wirkung kann weiterhin durch Zusatz entzündungshemmender
Steroidverbindungen zu dem 0,05 bis 0,25 * Flußsäure enthaltenden Mittel noch verbessert
werden. So hat beispielsweise Cortison einen synergistischen Effekt im Hinblick
auf die entzündungshemmende Wirkung des Flußsäure enthaltenden Mittels gemäß der
Erfindung. Dies rührt von der Tatsache her, daß Flußsäure als eine Art Bremse für
den Stoffwechsel der Hautzellen wirkt, während CortisoRn E dere entzündungshemmende
Steroidverbindungen speziell auf die Entzundungsprozesse einwirken, die sich in
den Zellen der Oberhaut und in den Hautblutgefäßen abspielen.
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Es dürfte auf der Hand liegen, daß lediglich solche im wesentlichen
neutralen Trägerstoffe bei der Herstellung flußäurehaltiger Mittel gemäß der Erfindung
verwendet werden können, die die Fluß säure nicht neutralisieren oder anderweitig
mit ihr reagieren
oder sich mit ihr vereinigen.
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Speziell geeignete Trägerstoffe für Flußsäure sind-ölige Grundstoffe,
die aus Vaselin bestehen, einem hochgereinigten Erdölab@kömmling, das gegebenenfalls
mit Zusatzstoffen wie Lanolin zur Absorption von Wasser und/oder mit Paraffinwachsen
oder Bienenwachs zur Erhöhung der Viskosität gemischt sein kann.
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Gold Creams, die Ol-in-Wasser- oder Wasser-in-Öl-Emulsionen darstellen
und als Kosmetika verwendet werden, können ebenfalls für den angegebenen Zweck dienen.
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Es ist auch möglich, wäßrige Lösungen zu verwenden, die zwischen etwa
0,05 und etwa 0,25 % Flußsäure enthalten. Solche Lösungen erfordern naturgemäß ein
Verpacken und Lagern in Behältern aus Kunststoff und dergleichen, die der Wirkung
der Flußsäure zu widerstehen vermögen. Es können auch Aerosole oder ölige Sprühmittel
verwendet werden.
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Vorzugsweise werden jedoch wasserhaltige Hautöle und Hautocremes verwendet.
Solche Cremes nach der Art der kosmetischen Cold Creams können aus pflanzlichen
Olen wie Mandelöl, Olivenöl, Sesamöl, Rizinusöl, Kakaobutter und dergleichen, ferner
aus Bienenwachs, Spermazeti, Mineralölen, Paraffin, Paraffinwachs und dergleichen
sowie Wasser bestehen. Die Zusammensetzungsolcher Cremes und Ölpräparate sind in
der einschlägigen Technik allgemein bekannt.
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In manchen Fällen ist es ratsam, den flußsäurehaltigen Mitteln noch
Cortison oder seine Ester und andere' zu ent entzündungehemmende Steroidhormone
ëinzuverieiben.
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Obwohl Flußsäure das bevorzugte Mittel zur Ansäuerung der Haut darstellt,
ist es auch möglich, saure Alkalifluoride, sog. Bifluoride, entweder allein oder
in Verbindung mit Flußsäure und oder mit entzündungswidrigen Steroidhormonen zu
verwenden. In Betracht kommen Natriumbifluorid (NaHF2,) oder Kaliumbifluorid (EHR2)
und andere, vorausgesetzt, daß sie der alkalischen Haut eine saure Reaktion verleihen.
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Da etwa 90 * aller Hautkrankheiten mit einer Erhöhung des pH-Wertes
der Haut und einer Steigerung der Oxydationsreaktion des Gewebes verbunden sind,
ist ein Flußsäure als wirksames Prinzip enthaltendes Hautöl bei den meisten Hautkrankheiten
von erheblichem Vorteil, insbesondere bei den üblichen Hautleiden, wie Ekzemen,
Dermatitis, Psoriasis und dergleichen.
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Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der vorliegenden Erfindung,
ohne diese jedoch zu beschränken.
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Beispiel 1 Eine Salbe wird durch Erhitzen von 400 g Polyäthylenglykol
4000 u600 g Polyäthylenglykol 400 auf einem Wasserbad bei 650 C hergestellt. Hierzu
werden 10 ccm einer 1obigen wäßrigen Flußsäure lösung zugesetzt, die innig vermischt
werden. Die entstandene Salbe wird aus dem Wasserbad herausgenommen undbLs' zum
Erstarren gerührt. Die Polyäthylenglykolsalbe enthält nunmehr etwa 0,1 % Flußsäure.
Sie verunreinigt weder die Kleidung noch die Bettwäsche. Sie erzeugt keine Reizung
oder andere unerwünschte Nebeneffekte, selbst bei verlängerter Wirkung während mehrerer
Monate.
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Beispiel 2 Eine hydrophile Salbe wird erzielt, indem man 250 g Stearyl
alkohol und 250 g weißesVaseiin auf einem Dampfbad schmilzt und die geschmolzene
Mischung auf eine Temperatur von etwa 750 C erhitzt. Auf der anderen Seite werden
120 g Propylenglykol und 50 g Polyoxyl-40-Stearat (ein unter dem Warenzeichen Myrå
52 von der Atlas Powder Company in den Handel gebrachtes Präparat) in 330 g Wasser
gelöst, welches 1,5 g Flußsäure enthält. Diese Lösung wird der geschmolzenen Mischung
aus Stearylalkohol und Vaselin unter Erhitzen auf 750 C und Rühren zuge,-setzt.
Das Rühren wird-ohne weitere Erhitzung fortgesetzt, bis die Mischung erstarrt. Infolge
des Vaselingehalts besitzt die Q,15 * Flußsäure enthaltende Salbe die erwünschte
Geschmeidigkeit und eine weichmachende Wirkung bei ihrer Anwendung auf die Haut.
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Beispiel 3 350 g Mandelöl, 120 Bienenwachs, 150 g Lanolin und 120
Spermazeti werden zum Schmelzen auf einem Wasserbad erhitzt. Dann werden 10 g Hydrocortison
hiermit vermischt. Der entstehenden warmen Mischung werden unter Rühren 290 g destilliertes
Wasser mit einem Gehalt von 1,2 g Flußsäure zugesetzt. Die entstehende cremeartige
Masse:wird unter Rühren gekühlt. Sie enthält 1 * Hydrocortison und 0,12% Flußsäure.
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Beispiel 4 5 g Cetylalkohol, 80 g Glyzerin und 200 g stearinsäure
werden unter Rühren zum Schmelzen erhitzt. Hierzu werden 715 g Wasser mit einem
Gehalt von 2 g Flußsäure zugesetzt. Man läßt die Mischung
unter
Rühren abkühlen. Die entstehende cremeartige Masse enthält 0,2 * Flußsäure.
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Beispiel 5 90 g Bienenwachs, 500 g Mineralöl, 180 g Paraffinwachs
und 215 g Vaselin werden im Wasserbad unter Rühren zu einer geschmolzenen Mischung
erhitzt. 15 g einer zeigen wäßrigen Lösung von Flußsäure werden hiermit vermischt.
Die entstehende 0,15 * Flußsäure enthaltende Creme wird unter beständigem Rühren
gekühlt.
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Anstelle der in den vorhergehenden Beispielen verwendeten Stoffe
können auch andere Verbindungen, wie Rizinusöl, Ceresin, Kakaobutter, Olivenöl,
Ölsäure, Erdnußöl, Colesterin und seine Derivate als Emulgatoren, ferner Stearglalkohol,
weißes oder gelbes Paraffin, Glyzerinmonostearat und andere Stoffe verwendet werden.
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Anstelle von Hydrocortison können andere entzündungswidrige Corticosteroide,
wie Cortison selbst, Cortisonacetat, Fluorcortisonacetat (9flu17-hydroxycorticosteron-21-acetat),
ferner Triamcinolon (9s fluor-16s-hydroxyprednisolon) und andere Verbindungen in
Mengen zwischen 0,025 und 2,5 * zugesetzt werden.
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Wie oben angegeben, kann die Flußsäure auch in Form von Hautwässern
oder schleimigen Mitteln angewendet werden, die beispialsweise mit Hilfe von Polyvinylalkohol,
Methylcellulose, Carboxgmethylcellulose, Tragant und anderen pflanzlichen Gummiarten
hergestellt sind oder auch in Form wäßriger Lösungen
die vorzugsweise
in Form einer Zubereitung auf die Haut aufgebracht werden. Die bevorzugte Änwendungsmethode
ist Jedoch die Verwendung von Cremes und Salben.
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Die überaus günstige Wirkung des neuen Mittels ergibt sich unter anderem
aus folgenden klinischen Feststèllungén Ein Patient, der an beiden Händen, speziell
an den Handflächen, unter Kontaktdermatitis litt und ohne Erfolg mit Cortison oder
Cortisonabkömmlinge enthaltenden Salben behandelt war, wurde mit der Fluorwasserstoffsäure
enthaltenden Salbe gemäß Beispiel 1 behandelt. Es wurde eine rasche Besserung des
Zustandes festgestellt, und nach dreiwöchiger Anwendung der Salbe dreimal täglich
war der Patient vollständig geheilt. Ein Rückfall, der vier Wochen nach Unterbrechung
der Behandlung eintrat, erforderte eine weitere Anwendung der Salbe nach Beispiel
1 während einiger Wochen. Dabei wurden die entzündeten und rissigen Handflächen
beider Hände rasch geheilt,, Bei nachfòlgender prophylaktischer Anwendung der Salbe
während eines Tages erfolgte kein Rückfall mehr.
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Die gleichen guten Ergebnisse wurden bei einem Patienten erzielt,
der in seinem Gesicht und seinem Rücken-an juveniler Akne conglobata litt. Dieser
wurde mit der Salbe nach Beispiel 2 drei Monate lang behandelt.
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Diese und andere Fälle zeigen, daß das Mittel, welches.geringe Mengen
an Flußsäure enthält, Hautkrankheiten heilt oder zumindest wesentlich bessert, die
durch die- alk,alicheReaktion der Haut verursacht sind.