DE223427C - Verfahren und Vorrichtung zum Trocknen von Milch und anderen Flüssigkeiten - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Die bisher zur Trocknung von Milch und anderen Flüssigkeiten angewendeten Verfahren und Apparate ergaben ein Produkt, das den in bezug auf Haltbarkeit, Löslichkeit und Geschmack gestellten Anforderungen nicht genügte, so daß die erzeugte trockene Substanz, z. B. Milchpulver, keinen ausreichenden Ersatz für die frische Flüssigkeit (Milch) bot. Um eine möglichst rasche Trocknung zu erreichen und die Bildung von unlöslichen oder angebrannten Schichten zu verhindern, wurde bei einigen der bekannten Verfahren die Milch in dünner Schicht unter gleichzeitiger Einwirkung eines gereinigten oder getrockneten Luftstromes ο. dgl. auf in entgegengesetzter Richtung rotierenden Walzen eingedampft. Ferner wurde vorgeschlagen, Milch und andere Flüssigkeiten beim Trocknen auf Walzen von beiden Seiten zu erhitzen. Bei diesen Verfahren besteht jedoch der Nachteil, daß das Produkt entweder einer zu lange dauernden einseitigen Einwirkung der Hitze unterworfen wird, während die andere Seite von dem darüberstreichenden Luftstrom ungünstig beeinflußt werden kann, oder die Hitze wirkt von beiden Seiten zu plötzlich ein, so daß die Milch usw. zum Teil an die Trockentrommel anbrennt. In jedem Fall zeigte das Produkt zwei oder mehr Schichten von unregelmäßiger Beschaffenheit, verschiedener Löslichkeit und gegebenenfalls von verschiedenem Geschmack.

Bei dem Verfahren, welches nebst dem zur Ausführung dienenden Apparat den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet, sind diese Mängel beseitigt, indem das Trockengut in dünner Schicht derart auf in entgegengesetzter Richtung umlaufenden Trockentrommeln getrocknet wird, daß es während des ersten Teiles des Trocknungsvorganges von der einen Seite erwärmt, dann gewendet und während des zweiten Teiles des Vorganges von der anderen Seite erwärmt wird, wobei jeweils die der Trommel abgekehrte Seite von einem gereinigten, entfeuchteten und gegebenenfalls von gewissen Bestandteilen, z. B. Sauerstoff, befreiten, je nach Bedarf erwärmten oder gekühlten Luftstrom bestrichen wird. Das Verfahren wird in bekannter Weise in einem gegen Licht und Außenluft abgeschlossenen Raum ausgeführt, in dem ein gewisser Überdruck herrschen kann. Das Ablösen und Umlegen der Schicht von der Trockenwalze erfolgt durch einen Schaber, wie solche bereits bei bekannten Trocken Vorrichtungen, z. B. in der Patentschrift 184227, Verwendung gefunden haben. Der Schaber dient jedoch dort nicht zum Wenden, sondern nur zum Befördern der hautförmigen Trockengutschicht auf eine Ableitwalze, auf welcher sie nicht, wie im vorliegenden Fall, noch weiter getrocknet wird.

Der zur Ausführung des Verfahrens dienende Apparat ist in der Zeichnung in einer Ausführungsform schematisch dargestellt. Er besteht aus zwei sich fast berührenden Walzen α und b von geeignetem Durchmesser und entsprechender Breite, welche in verschiedenen Richtungen umlaufen. Die beiden Walzen, die z. B. übereinander liegen, sind in einem allseitig geschlossenen Gefäß c untergebracht, zu welchem weder die freie Außenluft noch Licht außer durch die Schaugläser Zutritt haben. An der höchsten Stelle der unteren Walze a, an welcher sich

Claims (2)

beide Walzen am nächsten sind, ist ein Schaber d angeordnet, dessen Schneide der Drehungsrichtung der unteren Walze entgegensteht , und welcher eine rückwärtige Verlängerung e- hat, die dem Umfang der oberen Walze b parallel läuft. An einer geeigneten Stelle ist an der zweiten Walze b ein zweiter Schaber f angeordnet, dessen Schneide der Drehungsrichtung der oberen Walze b entgegensteht. ίο Unterhalb dieses Schabers f befindet sich eine Auffang- und Ableitvorrichtung. Für den Zutritt der Milch ist eine Leitung g an einer beliebigen Stelle des Kessels c angeschlossen, außerdem sind Eintrittsstellen h und i für die Luft vorgesehen, wobei die Luftströme nach Bedarf auf bestimmte Stellen der Walzen gerichtet werden können. Die Walzen können innen in beliebiger Weise geheizt werden, wobei die Temperatur so bemessen wird, daß das ao Eiweiß nicht gerinnt. Dem Grad der Erwärmung entspricht auch die Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen, die um so geringer ist, je geringere Wärme in den Trommeln herrscht. Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende: Die sich drehende Walze α schöpft aus einem durch Einleitung von Milch in den Kessel c gebildeten Sumpf und nimmt eine verhältnismäßig dünne Schicht mit. Die Wärme der Walze beginnt nun auf die ihr zugekehrte Seite der Milchschicht zu wirken, während die eingeblasene Luft die Entfernung des verdunstenden Wassers besorgt und durch Aufnahme von Wasser selbst zur Trocknung beiträgt. Gleichzeitig übt die Luft gegebenenfalls eine kühlende Wirkung aus und schwächt die Wärme wirkung der Walze ab. Umgekehrt kann man natürlich auch die Walzen kühlen und erhitzte Luft einführen. Wenn die Walze a sich so weit gedreht hat, daß die Milchschicht gegen die Schneide des Schabers d trifft, so hebt letzterer die Schicht ab und leitet sie mit Hilfe seiner Verlängerung e oder einer anderen geeigneten Vorrichtung auf die andere Walze δ über. Dabei kommt jetzt die bisher außen gelegene Oberfläche der Milchschicht gegen die Fläche der Walze b zu liegen, d. h. die Schicht ist gewendet worden, so daß die Wärme der Walze b auf die vorher von der Luft bestrichene Schichtseite wirkt, und unigekehrt die Luft auf die vorher an der Oberfläche der Walze α gelegene Seite der Milchschicht. Auf der Walze b wird nun die Trocknung vollendet, worauf der Schaber f das getrocknete Material von der Walze b abnimmt, welches nun in die Auffangvorrichtung und von da aus in einen Behälter gelangt. Die im Kessel c entstehenden Brüden (Wrasen) bzw. die mit Feuchtigkeit geschwängerte Luft kann durch ein Abzugsrohr k austreten, sei es infolge ihres Überdruckes von selbst oder durch Absaugen mittels eines Gebläses. Statt wie oben angeführt kann die Milch auch in anderer Weise auf die Walze α aufgetragen werden, ζ. Β. durch Aufspritzen u. dgl. Ferner kann die Milch zuerst auf die obere Walze aufgetragen werden und von dieser auf die untere übertreten. Der Apparat wird überhaupt den jeweiligen Umständen entsprechend angeordnet, so kann z. B. auch der ganze Kessel c erwärmt oder gekühlt werden. Die Schaber d und f können aus starrem oder elastischem Material hergestellt sein. Pate NT-A ν Sprüche:

1. Verfahren zum Trocknen von Milch und anderen Flüssigkeiten, bei dem die Milch o. dgl. in dünner Schicht auf in entgegengesetzter Richtung sich drehenden, gegen den Zutritt von Licht und Luft geschützten Walzen der Einwirkung eines Heizmittels (z. B. Dampf) und eines gereinigten, trockenen, entweder erwärmten oder gekühlten, gegebenenfalls von Sauerstoff befreiten Luftstromes ausgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß während des Trocknens eine Umwendurig der Milchschicht erfolgt, so daß diese erst auf der einen und dann auf der anderen Seite erhitzt wird.

2. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1, bei welcher der die Trockenwalzen enthaltende geschlossene Raum mit Zuführungsöffnungen für die Milch o. dgl. und die gereinigte Luft versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß zwisehen den in bekannter Weise in entgegengesetzter Richtung sich drehenden, übereinander angeordneten Walzen (a und b) ein Schaber (d) derartig angebracht ist, daß er die auf der unteren Walze (a) benndliche, teilweise getrocknete Milchschicht fortwährend von der Walze (a) ablöst und umgewendet auf die obere Walze (b) überleitet.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.