DE2231839C2 - Hydrodynamisches kombiniertes Axial- und Radiallager für rasch umlaufende Wellen - Google Patents
Hydrodynamisches kombiniertes Axial- und Radiallager für rasch umlaufende WellenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein hydrodynamisches kombiniertes Axial- und Radiallager für rasch umlaufende
Wellen von Abgasturboladern gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Derartige Lager sind aus der Zeitschrift »Brown Boveri-Mitteilungen«, Band 48, Nr. 1/2, Seiten 134, 135,
bekannt. Die radial elastische Abstützung der Lagerscheibe geschieht hierbei über Federlamellen, beispielsweise
gemäß einer Ausführung nach DE-AS 12 69 842. Um ein genaues Positionieren der Welle zu ermöglichen,
werden entweder zwischen den beiden oder nur einer der radial verlaufenden Endflächen der Lagerscheibe
und einer oder den beiden auf der Welle befestigten Kammringen mehrere Beilagebleche von
0,25—0,30 mm Stärke angeordnet. Diese öldurchflossenen Bleche, welche eine Einstellgenauigkeit von
0,0.5 mm garantieren, wirken zudem in axialer Richtung stoßdämpfend.
Als Nachteil dieser Lagerart wird die Starrheit der Lagerscheibe in axialer Richtung angesehen. Die Welle
kann nicht um einen geringen Winkel kippen, ohne daß eine einseitige Belastung der Gleitflächen auftritt. Dies
hat zur Folge, daß der Schmierspalt an der Abhebestelle zu groß und an der Andruckstelle abgequetscht wird.
Damit ist aber die Funktionstüchtigkeit des Lagers auf einen engen Bereich begrenzt
Aus den hohen spezifischen Belastungen der Gleitflächen
resultieren geringe Schmierspaltdicken, deren Tragfähigkeit einerseits durch die Wärmeeinflüsse auf
Öizähigkeit und Lagerform und andererseits schon bei minimalen Kippen der Welle vermindert wird, zumindest
aber begrenzt ist. Dabei haben die öltemperaturen an den verschiedenen Gleitflächen großen Einfluß. Beim
bekannten Lager der oben angegebenen Bauart wird ίο den Gleitflächen der beiden Axiallager öl von nahezu
gleicher Temperatur zugeführt Dies ist indes ungünstig bei Lagern, die mit einer axialen Vorzugsrichtung
belastet werden, da die unbelastete Gleitfläche quasi mit Frischöl versorgt wird, während die belastete Gleitfläehe
entweder ungenügend versorgt wird oder aber zur Abhilfe überdimensioniert werden muß und mit
Zusatzöl versorgt wird, woraus ein erhöhter Schmierölverbrauch resultiert
Weiter wird durch die ungleichmäßige Belastung mit Öl- und Reibungswärme der Lagerkörper thermisch
verformt, wodurch die Tragfähigkeit der Gleitflächen herabgesetzt wird.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, zum Vermeiden des einseitigen Abriebes unter allen
Betriebsbedingungen die Parallelität der im Eingriff stehenden Gleitflächen zu gewährleisten.
Erfindungsgemäß wird dies bei einem Lager der eingangs genannten Art durch die Kombination der
kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1 erreicht.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Lösung sind darin zu sehen, daß neben der erhöhten Tragfähigkeit
aufgrund des kühlen Frischöles auch ein verminderter Ölverbrauch erzielt wird. Dies ergibt sich aus der
Tatsache, daß die Gleilflächen in Serie vom Schmieröl durchflossen werden, wobei das aus dem belasteten
Axiallager austretende, erwärmte Aböl noch eine ausreichende Tragfähigkeit im wenig belasteten Radiallager
und dem unbelasteten Axiallager am zweiten Kammring gewährleistet.
Darüber hinaus wird durch diese Bauart die stark asymmetrische Temperaturverteilung und somit auch
die konische Verwerfung an der Lagerscheibe gänzlich verhindert, da der belasteten Gleitfläche nur Frischöl
und den unbelasteten Gleitflächen nur erwärmtes Öl zugeführt wird. Dadurch tritt ein Ausgleich auf, da
einerseits die große Reibungswärme der belasteten Gleitflächen rasch abgeleitet wird und andererseits an
den unbelasteten Gleitflächen, die bisher relativ kühl blieben, die Wärme aufgenommen wird, ohne die
Tragfähigkeit zu beeinflussen.
Ein weiterer Vorteil tritt bei Wellen auf, deren Wellenachsen auf Grund von Verformungen während
des Betriebes oder Bearbeitungstoleranzen nicht mehr mit der vorgesehenen Achse im Gehäuse übereinstimmen,
und liegt darin, daß die Gleitflächen der Kammringe und der Welle gegenüber den Gleitflächen
der Lagerscheibe immer planparallel bleiben. Damit wird aber der relativ geringe Schmierspalt, wie er bei
spezifisch hoch belasteten Gleitlagern auftritt, nicht beeinflußt und kann somit die geforderte Tragfähigkeit
während jedes Betriebszustandes gewährleisten. Dieser Vorteil kann auch bei Wellen ausgenutzt werden, die im
Bereich um die kritischen Drehzahlen eines Wellenstranges laufen.
Eine Ausführungsform ist dadurch ausgezeichnet, daß die Lagerscheibe in Achsrichtung durch eine Scheibenfeder
mit U-Profil am Gehäuse abgestützt ist, wobei der
Stützrand einen möglichst kleinen Durchmesser aufweisen soll. Dies bietet den Vorteil, daß die Steifigkeit der
Abstützung gegenüber dem Kippmoment klein, gegenüber der Axialkraft aber groß gehalten ist. Die
Lagerscheibe kann daher einer Auslenkung der Welle leicht folgen, ohne daß der Schmierspalt des belasteten
Axiallagers ungleichmäßig wird.
Bei Verwendung einer anderen axialen Abstützung, beispielsweise durch axiale Schraubenfedern, ähnlich
einem Kippsegmentlager, kann auch eine Reduzierung zwischen Lagerscheibe und den Federn eingesetzt
werden, deren Durchmesser des Stützrandes mindestens an der an der Lagerscheibe anliegenden Seite
nahezu dem Außendurchmesser des unbelasteten Kammringes entspricht.
Ferner ist es von Vorteil, daß bei einer elastischen Abstützung der Lagerscheibe am Gehäuse eine durch
Kippen der Welle auftretende Ungleichmäßigkeit der Massenverteilung unwirksam bleibt, da die ungleiche
Massenverteilung wegen der ruhenden Teile keine Beeinflussung ausübt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der Folge näher
beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 einen Längsschnitt durch eine Lagerstelle an
einem Turbolader,
Fig. 2 einen Querschnitt entlang der Linie A-A in
Fig. 1.
F i g. 1 zeigt im Längsschnitt einen Teil des Gehäuses 2 des Turboladers, in dem eine Lagerstelle der Welle 3
angeordnet ist. Das Gehäuse 2 ist mit ein;m Gehäusedeckel 2a und einem Lagerdeckel 2b versehen,
die mittels nicht gezeigten Schraubenbolzen am Gehäuse befestigt sind. Der Lagerdeckel 2b ist mit einer
Nase 26 ausgerüstet, an der die Lagerscheibe 1 in Achsrichtung lose anliegt. Ferner ist im Lagerdeckel 2b
eine Dichtung 27 untergebracht, die z. B. hier als Berührungsdichtung ausgebildet ist und den Austritt
von Schmieröl zwischen Welle 3 und Gehäuse 2 verhindert.
Die Welle 3 ist im Bereich der Lagerstelle dargestellt und mit mehreren Absätzen versehen, wovon einer den
Kamm 8 für das Axiallager 4 bildet. Die Lauffläche 9 für das Radiallager 6 schließt daran an und wird durch den
auf den nächsten Absatz aufgeschobenen Kammring 10 begrenzt. Dieser ist mit einem Keil oder einer Feder 11
und der Befestigungsmutter 12 an der Welle 3 fixiert.
Die Lagerscheibe 1 ist in die Hülse 13 eingepreßt, wobei die radial elastische Verbindung zum Gehäuse 2
über das Federpaket 14 hergestellt wird, das aus mehreren konzentrischen Ringblechen 14a mit Nocken
15 an deren freien Enden gebildet ist. Die Nocken 15 werden in Ausnehmungen oder Rücksprünge 25 am
Gehäuse 2 eingesetzt, so daß eine Drehsicherung für die Ringbleche 14a gebildet ist.
Die Lagerscheibe 1 ist mit mehreren Bohrungen 7 versehen, durch die das Schmieröl 22 von der Zuführung
18 zur Gleitfläche 4', des im Betrieb belasteten Axiallagers 4 gelangt und an den Keilflächen 4a ein
Druckpolsler aufbaut.
An der Innenumfangsfläche der Lagerscheibe 1 ist die Gleitfläche 6' des Radiallagers 6 vorgesehen, das mit der
Lauffläche 9 der Welle 3 zusammenarbeitet. Die Gleitfläche 6' ist mit Keilflächen 6a, Rastflächen 6b und
Schmiernuten 20 versehen, so daß auch hier ein hydrodynamisches Ölpolster im Schmierspalt aufgebaut
wird.
An der zweiten Radialfläche der Lagerscheibe 1 ist die während des Betrieoszustandes unbelastete Gleitfläche
5' des Axiallagers 5 angeordnet, die ebenso wie die anderen Gleitflächen 4' und 6' mit Keilflächen 5a und
Rastflächen 5b, sowie Schmiernuten 21 ausgerüstet ist Die Gleitfläche 5' des im Betrieb unbelasteten
Axial lagers 5 ist durch den Reduzierring 23 umschlossen, dessen Innendurchmesser am Stützrand 24 nahezu
gleich dem kleinsten Außendurchmesser des Kammringes 10 ist. Er wird nur soweit vergrößert, daß das Aböl
der Lagerstellen ohne Stauung abfließen kann. Der Reduzierring 23 ist mit der anderen Stirnfläche lose an
der Lagerscheibe 1 angelegt, wobei der Innendurchmesser an dieser Stirnfläche durch den größten Außendurchmesser
des Kammringes 10 und den notwendigen Spalt für das Aböl bestimmt ist. Der Reduzierring 23
weist am Stützrand 24 eine Versetzung auf, in die die U-Profil Scheibenfeder 17 eingreift Diese Scheibenfeder
17 ist ihrerseits mit einer Zentrierlücke am Gehäusedeckel 2a in ihrer Lage fixiert
In F i g. 2 ist ein Querschnitt durch die Lagerstelle dargestellt, wobei für einander entsprechende Teile die
gleichen Bezugszeichen wie F i g. 1 verwendet wurden.
Im Gehäuse 2 sind die konzentrischen, mit einem Schlitz versehenen Ringbleche 14a eingesetzt, die
ihrerseits die Hülse 13 elastisch, in radialer Richtung, gegenüber dem Gehäuse 2 abstützen.
In die Hülse 13 ist die Lagerscheibe 1 eingepreßt, die
den Grundkörper für die in beiden Achsrichtungen wirkenden Axiallager 4, 5 und das Radiallager 6 der
Welle 3 bildet. An der sichtbaren Gleitfläche 4' sind die Keilflächen 4a und Rastflächen 46 erkennbar, wobei von
der Bohrung 7, durch die das Schmieröl 22 zugeführt wird, radiale Schmiernuten 19 zu den Gleitflächen 6' des
Radiallagers 6 führen. Dieses ist gleichfalls mit Keilflächen 6a, Rastflächen 6b und Schmiernuten 20
ausgerüstet, um den hydrodynamischen Druck im Schmierspalt autzubauen.
Zum Zwecke der besseren Übersicht ist auch die unsichtbare Gleitfläche 5' des im Normalbetrieb
unbelasteten Axiallagers 5 dargestellt. Die Keilflächen 5a und Rastflächen 5b sowie die Schmiernuten 21 sind
mit strichpunktierter Linie eingetragen, um sie deutlich von der Kontur des ebenfalls unsichtbaren Reduzierringes
23 zu unterscheiden. Dieser umschließt das unbelastete Axiallager 5 vollkommen und ist daher eine
Art Scheidewand im Strömungsweg des Schmieröls 22. wie schon in F i g. 1 erkennbar.
Die Funktionsweise des Lagers wird nun anhand der beiden Figuren näher erklärt. Das Schmieröl 22 gelangt
über die Zuführung 18 und über die Bohrungen 7, die gleich den Keilflächen 4a bis 6a am Umfang angeordnet
sind, zum belasteten Axiallager 4. Im Schmierspalt zwischen der Gleitfläche 4' und dem Kamm 8 wird das
kalte Öl aufgrund der großen Reibarbeit, Jie durch die
Axiallast hervorgerufen wird, erwärmt und fließt über die Keilflächen 4a, die Rastflächen 4b und die
Schmiernuten 19 der Gleitfläche 6' des Radiallagers 6 zu.
Zwischen der Lauffläche 9 und den Keil- bzw. Rastflächen 6a bzw. 6b des Radiallagers 6 sind
gegenüber dem ersten Lagerteil 4 nur relativ schwache Traglasten vorgesehen, d. h. das bereits erwärmte
Schmieröl 22 wird nur wenig weiter erwärmt und verliert seinerseits wenig an Viskosität, die zum
Druckaufbau bzw. zur Tragfähigkeit notwendig ist.
Dieselbe Tatsache gilt für das zweite Axiallager 5, dessen Gleitfläche 5' während des Normalbetriebs keine
Traglast aufzunehmen hat. Nur bei Laständerung oder
beim Auslaufen ist eine kurzzeitige Belastung dieses Lagers notwendig, wobei aber auch die Traglast am
Hauptaxiallager 4 vermindert wird. Dadurch bleibt aber die Öltemperatur des die Lager 4 und 6 in Serie
durchlaufenden Schmieröls vor dem zweiten Axiallager 5 niedriger als bei Betriebszustand, wodurch wiederum
die Tragfähigkeit günstig beeinflußt wird. Hierdurch wird automatisch bei jedem Betriebszustand dem
jeweils belasteten Axiallager 4 oder 5 relativ kaltes Öl zugeführt und damit die spezifische Belastung verbessert.
In der Praxis bedeutet dies kleinere Lager und Platzeinsparung, aber außerdem geringeren Schmierölverbrauch.
Ferner kann durch die verminderte öltemperatur und die gleichmäßigere Temperaturverteilung
auf weniger warmfestes Material für die Gleitflächen übergegangen werden, so daß sowohl Herstellungs- als
auch Betriebskosten gesenkt werden.
Es liegt im Rahmen der Erfindung, die Scheibenfeder durch Tellerfedern oder am Umfang verteilt angeordnete
Schraubenfedern zu ersetzen, oder das radial elastische Abstützglied im Gehäuse gegen einen
hydroelastischen Balg auszutauschen.
In Abweichung von dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist es möglich, den starren Flansch 2a durch einen
federnden Flansch, z. B. aus radialen Blattfedern, zu ersetzen, so daß die im Ausführungsbeispiel gezeigte
Scheibenfeder 17 in der Funktionsweise mit der Abstützung vereinigt werden könnte.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Hydrodynamisches kombiniertes Axial- und Radiallager für rasch umlaufende Wellen von
Abgasturboladern, bei dem eine fest in eine Hülse eingesetzte Lagerscheibe radial elastisch über einen
Abstützring im Turboladegehäuse angeordnet und mit dem Gehäuse drehfest verbunden ist, die
Lagerscheibe an ihren radial verlaufenden Endflächen sowie an ihrer axial verlaufenden Innenumfangsfläche
mit Schmiernuten, Keil- und Rastflächen versehen ist, um mit zwei auf der Welle befestigten
Kammringen Axiallager sowie mit der WdIe selbst ein Radiallager zu bilden, und das Schmieröl über
eine Bohrung in der Lagerscheibe an die Lagerflächen geführt wird, gekennzeichnet durch
die Kombination folgender Merkmale:
a) die Lagerscheibe (1) ist mittels axial federnder Elemente (17) am Gehäuse (2a) radial so weit
innen elastisch abgestützt, daß die Abstützung gegen Axialschub praktisch steif und gegenüber
Kippmomenten nachgiebig wirkt,
b) die Schmierölzuführung erfolgt zunächst über die Bohrung (7) in der Lagerscheibe (1) in das im
Normalbetrieb belastete Axiallager (4, 4', 4a, 4b), darauf in das Radiallager (6, 6', 6a, 6b) und
schließlich in das normalerweise unbelastete Axiallager (5, 5', 5a, 5b), von wo es zwischen
dem Kammring (10) und der Lagerscheibe austritt.
2. Lager nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Scheibenfeder mit U-Profil als axial federndes
Element.
3. Lager nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Flansch als axial federndes Element.
4. Lager nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch einen zwischen Lagerscheibe
(1) und axial federndes Element (17) eingesetzten Reduzierring (23).
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