DE2063933B2 - Verfahren zur Herstellung von Polyolefinfasern - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von PolyolefinfasernInfo
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Description
Es ist bekannt, Fäden aus thermoplastischem Polymerem
durch Schmelzspinnen herzustellen, also durch Extrudieren eines geschmolzenen Polymerisats durch
eine Spinndüse. Es ist ebenfalls bekannt, derartige Fäden oder Fasern durch Fibrillieren einer Folie herzustellen.
Nach diesem Verfahren wird das geschmolzene Polymerisat durch einen geraden oder ringförmigen
Schlitz zu einer Folie extrudiert, die anschließend zur molekularen Orientierung verstreckt und dann fibrillii-rt
wird.
Bei diesen bekannten Verfahren zur Herstellung von Chemiefasern ist es üblich, zum polymeren Ausgangsmaterial
kleine Mengen feiner und gewöhnlich nicht-polymerer Feststoffe zuzufügen, um eine oder
mehrere Verfahrensstufen zu erleichtern und/oder bestimmte Eigenschaften der Fäden oder Fasern zu
verbessern. Derartige Substanzen können Antioxidationsmittel, Stabilisatoren, Füllstoffe, Pigmente,
Farbstoffe, Weichmacher oder Mittel zur Verbesserung des Fließverhaltens sein. In der Praxis beträgt
die Gesamtmenge solcher Zusätze im allgemeinen etwa 2 Gew.-%. obwohl auch schon bis 5 Gew.-% in
der Literatur erwähnt sind. In vielen Fällen ist die Verwendung viel größerer Mengen von Substanzen
der obengenannten Kategorie zu beanstanden. Beim Schmelzspinnen kann es dann z. B. zu einer Blockierung
der Spinndüse kommen.
Es ist zwar bekannt, Chemiefasern aus Polyamiden, Polyester oder Polyacr,ylnitrilen größere Mengen
Füllstoffe einzuverleiben. Die Herstellung von sehr feinen Chemiefasern, d.h. solchen mit einem Titer
unter 5,6 tex, bereitet jedoch mit zunehmendem Füllstoffgehalt immer größere Schwierigkeiten. Ein Extrudieren
zur Herstellung von Polyolefinfasern mit 20 bis 60Gew.-% Füllstoffen ist undurchführbar, denn
es kommt zur Verstopfung der Düsen. Andererseits würde ein derartig hoher Gehalt an Füllstoffen zu einem
ungleichmäßigen Fadenmaterial führen.
Es wurden auch bereits Fäden mit hohen Denicrzahlen,
die eine erheblich größere Menge fester anorganischer Stoffe enthielten, beschrieben. Solche Fäden
mit etwa 7000 den und darüber werden dadurch hergestellt, daß füllstoffhaltige Folien in Bänder geschnitten,
die Bänder verdreht und dann verstreckt werden. Jedoch wurden Fäden oder Fasern mit niedrigerem
Titer (Denierzahlen) und erheblichen Mengen an Füllstoff noch nicht beschrieben. Es war nämlich
anzunehmen, daß solche Fäden oder Fasern für viele Anwendungszwecke ungeeignet sind, weil die große
Füllstoffmenge die Zugfestigkeit und andere Fadeneigenschaften ungünstig beeinflussen würde.
Überraschenderweise wurde nun festgestellt, daß Fäden aus Homo- oder Copolymerisaten niederer
»ι Olefine mit niedrigen Denierzahlen und großen Mengen an feinen nicht-polymeren Füllstoffen eine Zugfestigkeit
besitzen, die in vielen Fällen nicht geringer und häufig höher ist als die vergleichbarer Fäden ohne
Füllstoff. Außerdem hat^n die gefüllten Fäden ge-">
genüber ungefüllten Fäden andere wichtige Vorzüge. Aufgabe der Erfindung ist nun die Herstellung eines
Fadenmaterials aus einem Homo- oder Copolymerisat niederer Olefine mit einem Titer von maximal
5,6 tex (50 den) und hohem Füllstoffgehalt. Diese
-'Ii Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
man eine verstreckte Polyolcfinfoüc, die 20 bis
50 Gew.-% feinen nicht-polymeren Füllstoff enthält, mechanisch zu Fibrillen aufspaltet. Der Füllstoff kann
die Anfärbbarkeit des Fadenmaterials oder dessen
r> Flammfestigkeit veibessern. Zweckmäßigerweise
wird ein Füllstoff mit einer Dichte > 1 in einer solchen Menge angewandt, daß die Dichte des Fadenmaterials
0,95 bis 1,05 beträgt.
Trotzdem das Fibrillieren von Kunststoffolien zur
;n Herstellung von Fasermaterialien einerseits und das Extrudieren von Fäden aus Polyolefinen andererseits
bekannt war, ist es doch sehr überraschend, daß es durch die erfindungsgemäße Methode gelingt, ein Fadenmaterial
herzustellen, welches einen extrem hohen
Γι Füllungsgrad aufweist und dabei trotzdem gleichmäßig
hinsichtlich des Aussehens und der Festigkeitseigenschaften ist und darüber hinaus sich noch durch
verschiedene andere Eigenschaften, wie Griff, Mattigkeit und Zugfestigkeit auszeichnet. Es hat nämlich
in ohne Zweifel in der Fachwelt ein Vorurteil bestanden,
Polyolefinmassen mit so hohem Füllgrad nach der Fibrillierungsmethode auf Fasermaterial zu verarbeiten,
weil man befürchten mußte, daß es beim Recken der Folie zu Schwierigkeiten kommt, insbesondere sich
ι ·, unerwünschte Risse bilden, schließlich der hohe Füllstoffanteil
das Aufspalten der Folien erschweren könnte. Überraschenderweise gelingt es jedoch nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren, qualitativ hochwertiges Fasermaterial in einfacher und wirtschaftli-
-,(i eher Weise herzustellen.
Als Grundstoff für die erfindungsgemäß herzustellenden Fäden oder Fasern ist jedes thermoplastische
Polymere niederer Olefine geeignet, wie Homo- und Copolymerisate von Äthylen und Propylen, wobei
v» insbesondere Polypropylen und Niederdruck-Polyäthylen bevorzugt sind.
Der Ausdruck »nicht-polymer'< für die Füllstoffe schließt Polymerisate organischer Verbindungen aus,
nicht jedoch anorganische Verbindungen, die aus vic-
h,i len Moleküleinheitcn der gleichen Art zusammengesetzt
sind.
Wie bereits erwähnt, haben die erfindungsgemäß hergestellten Fiiden oder Fasern neben einer überraschend
hohen Zugfestigkeit noch weitere wichtige
n, Vorteile. Hierzu gehört ein weicherer Griff und ein
weniger künstliches und daher attraktiveres Aussehen, v/eil sie erheblich weniger glänzen. Außerdem
ist die Anfärbbarkeit besser. Schließlich sind sie wegen
des hohen Anteils an billigen Füllstoffen und geringeren Anteils an teurem Kunststoff insgesamt preiswerter.
Die Vorteile der erfindungsgemäß hergestellten Fäden oder Fasern zeigen sich natürlich am deutlichsten
im Bereich niedriger Denierzahlen, vorzugsweise <20 den, insbesondere zwischen 8 und 15 den
(<2,2 tex, insb. 0,9 bis 1,7 tex).
Die Art des Füllstoffs kann weit variieren. Geeignete Füllstoffe sind z. B. Metallsalze von organischen
Säuren wie Calciumstearat, Oxide von z. B. Zink, Barium, Titan und Silicium und anorganische Salze wie
Magnesiumcarbonat, Bariumsulfat und Calciumsulfat. Pulverisierte Silicate, wie Asbestpulver und insbesondere
Talkumpulver, sind ebenfalls geeignet. Ein besonders bevorzugter Füllstoff ist Calciumcarbonat
in Form von Kreide. Der Füllstoff kann aus z. B. mit einer Fettsäure oder einem Salz oder Ester einer Fettsäure
vorbeschichteten Teilchen bestehen, um sie mit dem thermoplastischen Material verträglicher zu machen.
Füllstoffe, die die Anfärbbarkeit verbessern, sind Verbindungen mehrwertiger Metalle, wie solche von
Nickel, Chrom, Kobalt und Titan, z. B. deren Oxide, Hydroxide und organische oder anorganische Salze.
Bevorzugt werden im Hinblick auf die Einstandskosten der Fäden anorganische Salze von Aluminium
(z. B. Aluminiumsulfat) und inbesondere organische Salze, wie solche von hohen Fettsäuren (insbesondere
Aluminiumstearat).
Füllstoffe, die die Entflammbarkeit vermindern, sind z. B. Phosphorverbindungen, wie sekundäre oder
tertiäre Phosphate von Magnesium oder Calcium, und silicatische Stoffe, wie Asbestpulvc··.
Für verschiedene Anwendungsgebiete soll die Dichte der Chemiefasern hoch sein, insbesondere
wenn sie zusammen mit Zellulosematerial zur Papierherstellung dienen sollen. Die meisten Chemiefasern
haben den Nachteil, daß sie in einem wäßrigen Medium aufschwimmen. Durch eine entsprechende
Menge Füllstoff, dessen Dichte > ! liegt, ist es beim erfindungsgemäßen Verfahren möglich, in wäßrigen
Medien gut dispergierbares Fasermaterial herzustellen. Vorzugsweise haben Fasern für die Papierherstellung
eine Dichte von 0,95 bis 1,05, insbesondere von 0,98 bis 1,02.
Zur mechanischen Fibrillierung können alle bekannten
Verfahren zum Aufspalten von Folien dienen, wie Kratzen, Drehen, Bürsten, Schneiden, Reiben,
das Einwirkenlassen eines Gasstrahls oder eines schnellen Stroms fester Teilchen sowie unter bestimmten
Bedingungen das bloße Aufwickeln unter Spannung. Ein erfindungsgemäß besonders bevorzugtes
Verfahren besteht darin, eine verstreckte Folie unter Spannung über einen rotierenden Zylinder zu
führen, dessen Oberfläche mit Stiften versehen ist, wobei die Stifte sich im Berührungsbereich in gleicher
Richtung aber schneller als die Folie bewegen. Besonders bevorzugt ist die Anwendung eines Zylinders mit
Stiften, die im wesentlichen in parallelen Reihen zur Zylinderachse angeordnet sind. Damit erhält man ein
reguläres oder irreguläres Netzwerk von feinen Fasern.
Die große Füllstoffmenge hat den zusätzlichen Vorteil, daß die Durchschnittslänge der Fasern größer
ist als die von in gleicher Weise hergestellten ungefüllten Fasern. Dies ist besonders günstig bei der Verarbeitung
des Fibrillats, z. B. zur Herstellung von Garnen durch Zwirnen von Stapelfasern.
Das Verfahren gemäß der Erfindung kann in vielen anderen Weisen durchgeführt werden. Zum Beispiel
ist es bei einer verstreckten profilierten, füllstoffhaltigen
Folie mit parallelen Graten oder Rippen auf einer Fläche oder auf beiden Flächen in einem bestimmten
ί Ausmaß die Fibrillierung vorbestimmi. Solche Folien
können durch Extrudieren des füllstoffhaltigen Polymerisats
durch einen Schlitz mit Vorsprüngen hergestellt werden. Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens wird die zu fibrillierende
ι» Folie dadurch erhalten, daß die füllstoffhaltige Folie
unterhalb des Kristallschmelzpunktes des Polymerisats geprägt und dann verstreckt wird. Gegebenenfalls
kann die Fibrillierung unter Verstreckungsbedingungen vorgenommen werden, jedoch reicht in vielen
ι ϊ Fällen das Aufwickeln unter Spannung aus, um eine
zufriedenstellende Fibrillierung zu erreichen. Das Prägen erfolgt im allgemeinen dadurch, daß die Folie
unter Druck durch den Spalt zweier gegenläufiger Walzen oder Bändern mit starren Flächen geführt
ja wird, von denen wenigstens eine (eines) profiliert
ist.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele näher erläutert:
Es wurde ein inniges Gemisch aus 100 Gew.-Teilen Polypropylen mit einem Schmelzindex von 1,6 g/
10 min und 40 Gew.-Teilen Calciumcarbonat zu einem Folienschlauch extrudiert: Massentemperatur
in 230° C; Foliendicke 70 [im und somit des flachgelegtcn
Schlauchs 140 (im. Dieser wurde monoaxial in einem Heißluftofen bei 145° C bei einem Verstrekkungsverhältnis
von 1:8 mit einer Einlaufgeschwindigkeit von 5 m/min verstreckt und dann mechanisch
;-, durch eine mit Stiften versehene Walze fibrilliert. Das
erhaltene Fibrillat hatte folgende Fasereigenschaften, verglichen mit in gleicher Weise hergestellten reinen
Polypropylenfasern:
(1) 3 bis 14 den mit einem Mittel vcn lOden. Die
in Verteilung der Mittelwerte war unter den gleichen
Bedingungen viel enger als bei reinem Polypropylen, wo 15 bis 20 festgestellt werden,
(2) sehr weicher Griff;
(3) weniger verzweigt, daher ähnlicher einem Multir.
filfaden;
(4) mattes Aussehen;
(5) Zugfestigkeit ungezwirnt 0.4 g/den, gezwirnt (25/m) 2.5 g/den.
n Beispiel 2
Es wurde gemäß Beispiel 1 gearbeitet, jedoch als Füllstoff 40 Gew.-% Kaolinit verwendet. Die erhaltenen
Ergebnisse entsprachen denen des Beispiels 1.
B e i s ρ i e I 3
Es wurde gemäß Beispiel 1 gearbeitet, jedoch als Füllstoff 20Gew.-% Calciumcarbonat verwendet.
Das erhaltene Fibrillat hatte einen weniger weichen Griff als das gemäß Beispiel 1.
Es wurde gemäß Beispiel 1 gearbeitet, jedoch ein Polypropylen-Copolymerisat mit 6% Äthylen verwendet.
Die Folie hatte ein papierartiges Aussehen - und einen entsprechenden Griff bei erhöhter Steifheit
und war bedruckbar. Die erhaltenen Fasern hatten einen weicheren Griff als in Beispiel I.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren her-
gestellten Fasern sind für verschiedene Verwendungen besonders geeignet,
So können die Fasern aus den Beispielen 1 bis 4 auf eine Länge von 3 mm geschnitten werden und die
Stapelfasern dem Faserbrei von Cellulosefasern zur Verbesserung der Naßfestigkeit von Papier zugesetzt
werden. Das matte faserartige Aussehen und die hohe Dichte machen die erfindungsgemäß hergestellten
Fasertypen hierfür besonders geeignet, da im Mischer die Polypropylenfasern nicht aufschwimmen, wie dies
bei Fasern aus reinem Polypropylen der Fall ist.
Werden Faservliese und Gewebe aus Fasern nach den Beispielen 1 bis 4 hergestellt, so haben diese Produkte
einen besseren textilartigen Griff als solche aus Fasern aus reinem Polypropylen oder Polypropjlen-Copolymerisat.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von Homo- oder Copolymerisat-Fasern oder -Fäden aus niederen
Olefinen mit einer Denierzahl von 50 oder niedriger, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
verstreckte Polyolefinfolie, die 20 bis 50 Gew.-% fein zerteilten nicht-polymeren festen Füllstoff
enthält, mechanisch zu Fibrillen aufspaltet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Füllstoff verwendet,
der die Anfärbbarkeit oder die Flammfestigkeit des Polymerisats verbessert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Füllstoff mit einer
Dichte > 1 in einer solchen Menge verwendet, daß die Dichte der Fasern oder Fäden 0,95 bis 1,05
beträgt.
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