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Die Erfindung betrifft ein Schloßsystem
für ein
mehrläufiges
Gewehr nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Ein derartiges Schloßsystem
ist aus der
DE 42 44
168 C1 bekannt. Dort ist zum Schutz gegen Doppeln oder
das unbeabsichtigte Auslösen
eines Schusses bei Stößen und
Erschütterungen
ein mit einer Schloßstange
zusammenwirkendes Pendelgewicht um eine zur Stangenachse parallele
Achse verschwenkbar am Schloßblech
angelenkt. Das Pendelgewicht weist eine speziell geformte Aussparung
auf, in die ein von der Schloßstange
seitlich vorstehender Bolzen eingreift. Die Aussparung des Pendelgewichts
ist derart ausgeführt,
daß die
Schloßstange nur
bei einer nicht verschwenkten Mittelstellung des Pendelgewichts
zur Abgabe eines Schusses frei beweglich ist. In dieser Mittelstellung
wird das Pendelgewicht durch zwei an dessen Unterseite angeordnete
Rückstellfedern
gehalten. Wenn dagegen das Pendelgewicht z.B. bei einem Rückstoß oder beim Zurückprallen
des Gewehrs von der Schulter des Schützen aufgrund seiner Trägheit nach
vorne oder hinten verschwenkt wird, greift der Bolzen der Schloßstange
in eine vordere oder hintere seitliche Rast der Aussparung am Pendelgewicht
derart ein, daß die
Schloßstange
blockiert wird. In dieser Stellung kann dann kein Schuß abgegeben
werden. Erst wenn das Schloßsystem
anschließend
wieder zur Ruhe kommt, wird das Pendelgewicht unter der Kraft der
beiden Federn wieder in seine Mittelstellung verschwenkt, in der
die Schloßstange
zur Freigabe der Schlagstücke
frei beweglich ist. Dadurch wird eine Doppler-Stangensicherung zur
Vermeidung eines ungewollten Auslösens eines zweiten Schusses
bei der Abgabe des ersten Schusses erreicht. Ein Nachteil dieses
Systems besteht darin, daß bei
einer z.B. durch Korrosion bedingten Funktionsstörung der Rückstellfedern oder bei deren
Bruch keine Zurückstellung
des Pendelgewichts in die Mittelstellung erfolgt und somit die Blockierung
der Schloßstange
aufrechterhalten bleibt. Bei einer derartigen Sicherung müssen die
zusammenwirkenden Teile zur Gewährleistung
der Funktionsweise ferner äußerst genau gefertigt
und exakt aufeinander abgestimmt werden, was einen erheblichen Fertigungs-
und Montageaufwand erfordert. Darüber hinaus muß eine solche
Sicherung sorgfältig
gewartet werden, da bereits kleinere Staub- oder Schmutzpartikel
deren Funktionsweise beeinträchtigen
können.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein
Schloßsystem
der eingangs genannten Art zu schaffen, das eine unempfindliche
und zuverlässige
Sicherung gegen Doppeln und unbeabsichtigtes Losgehen eines Schusses
bei Stößen, Erschütterungen
oder dgl. ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird durch ein Schloßsystem mit
den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen und vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Das erfindungsgemäße Schloßsystem zeichnet sich dadurch
aus, daß an
dem Abzug ein verschwenkbares Pendelgewicht derart angelenkt ist,
daß dessen
Schwenkachse in Schußrichtung
gesehen vor der Abzugsachse und dessen Schwerpunkt oberhalb der
Abzugsachse liegt. Dadurch wird an dem Abzug sowohl bei einer z.B.
durch Rückstoß bedingten
Rückwärtsbewegung
als auch bei einer durch Rückprall
des Gewehrs von der Schulter des Schützens bedingten Vorwärtsbewegung
ein in gleicher Richtung wirkendes Moment erzeugt, durch das die
zur Betätigung
des Abzugs erforderliche Kraft erhöht, d.h. der Abzugswiderstand
vergrößert wird. Dieses
Moment ist um so größer, je
stärker
der Rückstoß oder der
Rückprall
und damit die Beschleunigung des Pendelgewichts ist. Es wird somit
eine an die Stoßwirkungen
angepaßte
dynamische und kaliberneutrale Sicherung ohne Blockierung der Abzüge oder
anderer Teile erreicht. Je stärker
die Stoßwirkungen
in der Längsrichtung
des Gewehres sind, desto mehr wird der Abzugswiderstand zur Verhinderung
eines ungewollten Auslösens
eines Schusses erhöht.
Das Sicherungssystem ist vergleichsweise unempfindlich und würde seine
Funktionsweise sogar beibehalten, wenn die zwischen dem Abzug und dem
Pendelgewicht vorgesehene Feder bricht.
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Bei einem Schloßsystem mit einem vorderen und
hinteren Abzug ist zweckmäßigerweise
an jedem der Abzüge
ein verschwenkbares Pendelgewicht angeordnet. Die Form der Pendelgewichte
kann derart angepaßt
sein, daß sie
in den innerhalb eines Schloßkastens
zur Verfügung
stehenden Raum passen.
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Weitere Besonderheiten und Vorzüge der Erfindung
ergeben sich aus der folgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
anhand der Zeichnung. Es zeigt:
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1 eine
Seitenansicht eines in der Spannstellung befindlichen Gewehrschlosses
mit einem nach vorne verschwenkten Pendelgewicht;
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2 die
Kräfteverhältnisse
am freigemachten Pendelgewicht und die von diesem auf den Abzug
ausgeübten
Kräfte
bei einer Rückstoßbewegung des
Gewehrschlosses in der Pfeilrichtung x von 1;
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3 eine
Seitenansicht des Gewehrschlosses von 1 mit
einem infolge Trägheit
teilweise nach hinten verschwenkten Pendelgewicht bei einer Rückprallbewegung
des Gewehrschlosses in Pfeilrichtung x';
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4 die
Kräfte-
und Momentenverhältnisse am
Pendelgewicht und Abzug im Zustand von 3;
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5 eine
Seitenansicht des Gewehrschlosses von 1 mit
einem infolge Trägheit
vollständig nach
hinten verschwenkten Pendelgewicht bei einer Rückprallbewegung des Gewehrschlosses
in Pfeilrichtung x';
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6 die
Kräfte-
und Momentenverhältnisse am
freigemachten Pendelgewicht und Abzug im Zustand von 5;
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7 eine
Seiten- und Rückansicht
eines hinteren Abzuges mit dem zugehörigen Pendelgewicht im Gewehrschloß von 1;
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8 eine
Seiten- und Rückansicht
eines vorderen Abzuges mit dem zugehörigen Pendelgewicht im Gewehrschloß von 1 und
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9 eine
Schnittansicht eines Schloßsystems.
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In der Seitenansicht von 1 ist das in Schußrichtung
gesehen linke Schloß eines
in 9 in einem Querschnitt
dargestellten Schloßsystems für mehrläufige Gewehre
gezeigt. Wie aus 9 ersichtlich,
enthält
das Schloßsystem
zwei nebeneinander liegende Schlosse mit jeweils einem Schlagstück 1 und 2,
die durch einen hinteren und vorderen Abzug 3 bzw. 4 zur
Abgabe eines Schusses freigegeben werden können. Die beiden Schlagstücke 1 und 2 haben
jeweils eine Bohrung 5 bzw. 6, in denen jeweils
eine – nicht
dargestellte – Schlagfeder
zur Vorspannung der beiden Schlagstücke 1 und 2 untergebracht
ist. An den beiden Abzügen 3 und 4 ist
jeweils ein im folgenden näher
erläutertes
Pendelgewicht 7 bzw. 8 verschwenkbar angeordnet.
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Wie aus 1 hervorgeht,
ist das Schlagstück 1 in
dessen Längsrichtung
verschiebbar in einem Führungsteil 9 geführt, das
auf einem Schloßblech 10 angeordnet
ist. An dem Schloßblech 10 ist außerdem ein
Spannhebel 11 angelenkt, durch den die im Schlagstück 3 angeordnete
Schlagfeder mittels eines – nicht
gezeigten – Spannschiebers
gespannt werden kann. Zwischen dem Führungsteil 9 und dem
Spannhebel 11 ist eine Rückholfeder 12 eingespannt.
An dem Führungsteil 9 ist
ein um einen Bolzen 13 verschwenkbarer Abzugshebel 14 angelenkt,
durch den das Schlagstück 1 in
seiner zurückgezogenen
Spannstellung gehalten wird. Der Abzugshebel 14 hat eine
obere Rastnase 15, die in der oberen Sperrstellung des
Abzugshebel 14 in Eingriff mit einer entsprechenden Vertiefung 15 des
Schlagstücks 1 steht.
Der Abzugshebel 14 hat außerdem eine untere Rastnase 17,
die in eine in 2 gezeigte
Ausnehmung 18 an einem Abzugsblatt 19 des Abzugs 3 eingreift.
Der Abzug 3 ist um eine Abzugsachse 20 drehbar
am Schloßblech 10 angeordnet.
Durch einen Querstift 21 und eine im Durchmesser größere Querbohrung 22 im
Abzugsblatt 19 wird die Verschwenkbewegung des Abzugs 3 begrenzt.
An dem Schloßblech 10 sind
außerdem
Federbleche 23 befestigt, die mit ihren freien Enden auf
eine hintere Endkante 24 des Abzugsblatts 19 drücken und
den Abzug 3 so in eine Ausgangsstellung beaufschlagen.
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An einem nach oben vorstehenden Teil
des Abzugsblatts 11 ist das in 2 gesondert dargestellte Pendelgewicht 7 um
eine zur Abzugsachse 20 parallele Schwenkachse 25 verschwenkbar
angeordnet. Das Pendelgewicht 7 ist derart an dem Abzugsblatt 11 angelenkt,
daß es
zwischen einer in 1 gezeigten
vorderen Ausgangsstellung und einer in 5 dargestellten hinteren Endstellung
verschwenkbar ist. Das Pendelgewicht 7 hat an seiner Unterseite
eine vordere vorstehende Kante 26, mit der das Pendelgewichts 7 in
seiner vorderen Ausgangsstellung auf dem Schloßblech 10 aufliegt.
Das Pendelgewicht 7 hat an seiner Unterseite außerdem eine
hintere vorstehende Kante 27, die in der hinteren Endstellung
des Pendelgewicht 7 zur Auflage auf dem Schloßblech 10 gelangt.
Die zwischen der vorderen Kante 21 und der hinteren Kante
angeordnete Schwenkachse 25 ist in der Schußrichtung
gesehen vor und oberhalb der Abzugsachse 20 angeordnet. Das
Pendelgewicht 7 ist derart ausgeführt, daß dessen Schwerpunkt s oberhalb
der Schwenkachse 25 liegt. An dem Abzugsblatt 19 ist
die Schwenkachse 25 gemäß 2 mit einem horizontalen
Abstand L vor der Abzugsachse 20 und einem vertikalen Abstand
H oberhalb der Abzugsachse 20 angeordnet. Der Abstand L
ist bei der gezeigten Ausführung
größer als
der Abstand H. Zwischen dem Abzugsblatt 11 und dem Pendelgewicht 19 ist
eine Druckfeder 28 eingespannt, durch die das Pendelgewicht 7 zur
Drehung in seine vordere Endstellung beaufschlagt 19 wird.
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Wie aus den 7 bis 9 hervorgeht,
weisen die an dem vorderen und hinteren Abzug 3 und 4 angelenkten
Pendelgewichte 7 bzw. 8 eine unterschiedliche
Form auf. Das Pendelgewicht 7 des hinteren Abzugs 3 hat
einen an der Außenseite
des Abzugsblatts 19 angeordneten größeren Teil 29, einen
an der Innenseite des Abzugsblatts angeordneten kleineren Teil 30 und
einen dazwischenliegenden Spalt 31 zur Aufnahme des Abzugsblatts 19.
Es ist um die Schwenkachse 25 verschwenkbar an dem Abzugsblatt 19 des
Abzugs 3 angelenkt. Das Pendelgewicht 8 des vorderen
Abzugs 4 hat einen an der Innenseite seines Abzugsblatts 32 angeordneten
kleineren Teil 33, einen an der Außenseite angeordneten größeren Teil 34 und
einen Spalt 35 zur Aufnahme des Abzugsblatts 32.
Bei diesem Pendelgewicht 8 weist der größere Teil 33 einen
vergrößerten äußeren Steg 36 auf, der
sich gemäß 9 an der Außenseite
des Schlagstücks 2 erstreckt.
Das Pendelgewicht 8 ist über eine Schwenkachse 37 verschwenkbar
am Abzugsblatt 32 des Abzugs 4 angelenkt.
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Die Funktionsweise des vorstehenden Schloßsystems
wird im folgenden anhand der 1 bis 6 erläutert.
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1 zeigt
den Ausgangszustand des noch nicht ausgelösten linken Schlosses. In diesem
Zustand wird das Pendelgewicht 7 durch die Kraft der Druckfeder 28 so
beaufschlagt, daß es
mit seiner vorderen Kante 26 auf dem Schloßblech 10 aufliegt.
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Bei einer z.B. durch den Rückstoß nach der Auslösen eines
Schusses durch das rechte Schloß bedingten
Rückwärtsbewegung
des Schloßsystems in
Richtung des Pfeils x von 1 wird
das Pendelgewicht 7 aufgrund seiner Massenträgheit nach
vorne gedrückt.
In der dazugehörigen 2 sind die in diesem Zustand
bestehenden Kräfteverhältnisse
am freigemachten Pendelgewicht 7 unter Vernachlässigung
der Kraft der Druckfeder 28 und die infolge der Beschleunigung
des Pendelgewichts 7 auf den Abzug 3 wirkenden
Kräfte
und Momente gezeigt. Wie aus 2 hervorgeht,
wird durch die bei der Rückstoßbewegung
des Pendelgewichts 7 auf den Abzug 3 wirkenden
Kräfte
F1
* und F4
* an dem Abzug 3 ein Moment
M erzeugt, durch das die zur Betätigung
des Abzugs erforderliche Kraft erhöht, d.h. der Abzugswiderstand
vergrößert wird.
Dieses Moment M ist um so größer, je
stärker
die durch den Rückstoß bedingte Beschleunigung
des Pendelgewichts 7 wird. Das bedeutet, daß der Abzugswiderstand
ansteigt, je stärker
der Rückstoß ist. Dadurch
wird eine dynamische Abzugssicherung erreicht. Es erfolgt keine
Blockierung des Abzugssystems, sondern nur eine zur Beschleunigung
proportionale Erhöhung
des Abzugswiderstandes, wobei die Funktion des Schloßsystems gewährleistet
bleibt.
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Wenn die Waffe nach dem Rückstoß von der Schulter
des Schützen
zurückprallt
und sich das Schloßsystem
in der entgegengesetzten Pfeilrichtung x' gemäß 3 bewegt, wird das Pendelgewicht 7 aufgrund
seiner Trägheit
um den Winkel φ nach
hinten verschwenkt. Je stärker
der Rückprall vor
der Schulter ist, desto mehr wird das Pendelgewicht 7 verschwenkt.
Bei geringeren Beschleunigungen oder am Beginn der Bewegungsumkehr
hebt dabei gemäß 3 die vordere Kante 26 des
Pendelgewichts von dem Schloßblech 10 ab,
ohne daß die hintere
Kante 27 in Kontakt mit dem Schloßblech 10 gelangt.
Auch in dieser Phase wirkt gemäß 4 auf den Abzug 3 eine
durch die Beschleunigung der Pendelmasse bedingte Kraft F5, die am Abzug 3 ein den Abzugswiderstand
erhöhendes
Moment M erzeugt.
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Bei größeren Beschleunigungen des
Schloßsystems
in Richtung x' wird
das Pendelgewicht 7 gemäß 5 so weit nach hinten verschwenkt,
daß seine
hintere Kante 27 zur Anlage auf dem Schloßblech 10 gelangt.
Die in diesem Zustand bestehenden Kräfteverhältnisse am freigemachten Pendelgewicht 7 und
die dadurch auf den Abzug 13 wirkenden Kräfte F5 und F8
* sind
in 6 gezeigt. Auch in
dieser Phase wird durch die infolge der Beschleunigung der Pendelmasse
beim Rückprall
auf den Abzug 3 wirkenden Kräfte F5 und
F8
* an dem Abzug 3 ein
Moment M erzeugt, durch das die zur Betätigung des Abzugs erforderliche
Kraft und damit der Abzugswiderstand erhöht wird.
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Wenn nach der Abklingen der Rückprallbewegung
des Schloßsystems
keine Beschleunigungskräfte
mehr auf das Pendelgewicht 7 wirken, wird dieses unter
der Wirkung der Feder 28 nach vorne geschwenkt, so daß es mit
seiner vorderen Kante zur Auflage auf dem Schloßblech 10 kommt. Dann
kann der Abzug 3 ohne erhöhtes Gegenmoment betätigt werden,
bis neben seiner vorderen Kante 26 auch die hintere Kante 27 zur
Auflage auf dem Schloßblech 10 kommt.
Dabei gelangt die Rastnase 17 des Abzugshebels 14 außer Eingriff
mit der Ausnehmung 18 des Abzugsblatts 19, wobei
der Abzugshebel 14 nach unten schwenkt und das Schlagstück 1 freigibt.