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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Bürostuhl gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und nebengeordneten Anspruchs 7.
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Technologischer Hintergrund
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Durch die Zunahme von Büro- bzw. Schreibtischtätigkeiten erhöht sich die durchschnittliche Sitzdauer von Berufstätigen fortlaufend. Das Sitzen über längere Zeitspannen in statischen Haltungen kann allerdings zu gesundheitlichen Schäden führen. Dies ist insbesondere auf eine geringe Bewegung und eine einseitige Belastung der Muskulatur zurückzuführen. Zudem verlangsamt die statische Haltung den Stoffwechsel, was zu einer Reduzierung der Aufnahme- und Leistungsfähigkeit führt.
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Um den gesundheitlichen Schäden aufgrund der einseitigen Belastung der Muskulatur entgegenzuwirken, wird das sogenannte „dynamische Sitzen“ angewendet. Hierbei soll regelmäßig zwischen einer vorderen, einer aufrechten und einer hinteren Sitzposition gewechselt werden. Dies verursacht eine wechselnde Belastung der Muskulatur, wodurch eine einseitige körperliche Belastung vermieden und die Muskulatur gestärkt wird. Zudem erhöht das dynamische Sitzen den Stoffwechsel, was die Aufnahme- und Leistungsfähigkeit erhöht.
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Druckschriftlicher Stand der Technik
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Die
DE 33 24 788 A1 offenbart einen Bürostuhl, welcher einen unter einem Sitz angeordneten Kasten umfasst. In dem Kasten sind motorisch betätigbare Huborgane angeordnet, welche an der Unterseite des Sitzes angelenkt sind. Durch ein Aus- bzw. Einfahren der Huborgane kann der Sitz gekippt werden. Je nach Anordnung der Huborgane kann der Sitz angehoben und abgesenkt bzw. seitlich und umlaufend verkippt werden.
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Die
DE 199 54 298 A1 beschreibt einen Hocker bzw. Stuhl mit einer auf fünf Spreizfüßen abgestützten Mittelsäule, einem Sitz, einer Rückenlehne und Armstützen. Hierbei sind mit dem Sitz bzw. der Rückenlehne Einrichtungen verbunden, die den Benutzer zu aktiven oder passiven Bewegungen des Beckens und/oder der Wirbelsäule veranlassen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Bürostuhl zur Verfügung zu stellen, welcher bei lang andauerndem Sitzen zu einer Reduzierung einer einseitigen Körperbelastung beiträgt und statischen Haltungen entgegenwirkt.
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Lösung der Aufgabe
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Die vorstehende Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 sowie des nebengeordneten Anspruchs 7 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen beansprucht.
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Erfindungsgemäß ist ein Sitzelement des Bürostuhls mit einem stangenartigen Körper verbunden, der von der Unterseite des Sitzelementes nach unten, vorzugsweise senkrecht nach unten, verlaufend angeordnet ist, wobei das Sitzelement über eine Gelenkeinrichtung am Untergestell derart gelagert ist, dass bei einer Auslenkung des dem Sitzelement gegenüberliegenden Endbereichs des stangenartigen Körpers zum Untergestell ein Verkippen des Sitzelementes zum Untergestell erfolgt. Die Erfindung ermöglicht eine einfache Ansteuerung zur Gewährleistung eines Verkippens des Sitzelementes. Eine Bewegung des von dem Sitzelement abgewandten Endes des stangenartigen Körpers wird auf das Sitzelement übertragen und bewirkt ein Verkippen des Sitzelementes zum Untergestell. Hierdurch kann die Sitzposition einer auf dem Bürostuhl sitzenden Person beeinflusst werden. Die Muskulatur der Person gleicht die Bewegungen des Sitzelementes aus bzw. wirkt diesen entgegen, wodurch die Muskulatur, insbesondere die Rücken- und/oder Beckenmuskulatur, der Person aktiviert werden kann. Durch das kippbare Sitzelement kann somit eine dynamische Sitzposition erreicht werden, wodurch eine dauerhafte einseitige Körperbelastung und/oder eine statische Sitzposition einer Person effektiv vermieden werden kann.
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Vorzugsweise umfasst der Bürostuhl eine Höhenverstellung, sodass die Höhe des Sitzelementes an das Bedürfnis der auf dem Bürostuhl sitzenden Person angepasst werden kann.
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Vorteilhafterweise umfasst das Untergestell eine Durchgangsöffnung zur Aufnahme des stangenartigen Körpers.
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Indem das Sitzelement mit dem stangenartigen Körper starr verbunden ist, wird die Auslenkung des stangenartigen Körpers zum Untergestell unmittelbar an das Sitzelement übertragen.
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Zweckmäßigerweise ist die Gelenkeinrichtung nach Art eines Kugelgelenks oder eines Drehgelenks oder eines Kardangelenks oder einer Kombination aus einem Kugelgelenk, einem Drehgelenk und/oder einem Kardangelenk ausgebildet. Hierdurch kann die Auslenkung des stangenartigen Körpers in konstruktiv einfacher Weise auf das Sitzelement übertragen werden.
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Vorzugsweise ist der stangenartige Körper an seinem von dem Sitzelement abgewandten Ende in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtung und/oder in einer zumindest im Wesentlichen längs zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtung verschwenkbar. Hierdurch kann das Sitzelement entsprechend nach vorne bzw. hinten und/oder zur Seite verkippt werden. Vorteilhafterweise ist auch eine Überlagerung dieser Bewegungen möglich. Durch die erfindungsgemäße Konstruktion kann sogar bei Bedarf eine umlaufende, also im Wesentlichen kreisförmige, Kippbewegung des Sitzelementes ermöglicht werden.
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Indem die Auslenkung des stangenartigen Körpers motorisch erfolgt, kann das Sitzelement unabhängig von einer Bewegung der auf dem Bürostuhl sitzenden Person bewegt werden. Die Muskulatur der Person muss dadurch auf eine unerwartete Bewegung des Sitzelementes reagieren, wodurch die Muskulatur besonders aktiviert wird. Diese Ausgestaltung ermöglicht es somit, durch aktives Einwirken erforderliche Bewegungen und damit Muskelbeanspruchungen zu erzwingen und hierdurch eine starre Körperhaltung zu vermeiden.
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Vorzugsweise kann als Antrieb ein Elektromotor vorgesehen sein, der über ein Getriebe auf den stangenartigen Körper in der für die gewünschte Verkippbewegung erforderlichen Weise einwirkt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft, auch nebengeordnet beansprucht, einen Bürostuhl, wobei mindestens eine Aufnahmeeinrichtung für ein zumindest teilweises Umfassen eines Unterschenkel- oder Fußbereichs unterhalb des Sitzelementes vorgesehen ist, die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung in einer Betriebsposition eine Auslenkung des zumindest teilweise umfassten Unterschenkel- oder Fußbereichs in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtung und/oder in einer zumindest im Wesentlichen längs zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtung ermöglicht und die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung von einer Betriebsposition in eine Verstauposition und umgekehrt bringbar ist. Durch Bewegung der Aufnahmeeinrichtung kann bei Ausübung eines entsprechenden Gegendrucks die Muskulatur, insbesondere die Beinmuskulatur, der auf dem Bürostuhl sitzenden Person aktiviert bzw. stimuliert werden. Außerdem kann die Durchblutung verbessert und die Beweglichkeit gefördert werden. Außerdem kann auch eine geführte Bewegung des Unterschenkel- oder Fußbereichs erfolgen, ohne dass es einer aktiven Muskelbetätigung bedarf.
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Vorzugsweise ist eine Überlagerung der zumindest im Wesentlichen längs und quer zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtungen der mindestens einen Aufnahmeeinrichtung möglich, sodass der Unterschenkel- oder Fußbereich in beliebige Richtungen bewegt werden kann. Falls mehrere Aufnahmeeinrichtungen vorgesehen sind, können die Aufnahmeeinrichtungen in synchronisierter oder nicht synchronisierter Weise zueinander bewegt werden. Hierdurch können gezielt verschiedene Muskelpartien der auf dem Bürostuhl sitzenden Person aktiviert werden. In der Verstauposition ist die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung in der Art angeordnet, dass sie die Person nicht stört und deren Unterschenkel- oder Fußbereich nicht umgreift.
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Vorzugsweise umfasst die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung einen Klappmechanismus, um die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung von der Betriebsposition in die Verstauposition und umgekehrt zu bringen.
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Zudem kann der Unterschenkel- oder Fußbereich mit einer Fixierung, z. B. einem Band, an der mindestens einen Aufnahmeeinrichtung fixiert werden.
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Vorteilhafterweise ist die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung mit dem Untergestell oder einem Gehäuse verbunden.
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Dadurch, dass die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung durch eine muskuläre Kraftanstrengung auslenkbar ist, kann die auf dem Bürostuhl sitzende Person die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung selbsttätig auslenken und dadurch ihre Muskulatur aktivieren. Durch die Kraftanstrengung kann die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung aus einer Ruheposition ausgelenkt werden. Die Ruheposition ist diejenige Position, in welcher sich die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung im nicht-ausgelenkten Zustand befindet. Die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung kann dabei wie eine Art Feder der Auslenkung entgegenwirken, wodurch die muskuläre Kraftanstrengung der Person intensiviert wird. Bei Wegfall der Kraftanstrengung bewegt sich die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung selbsttätig wieder in die Ruheposition zurück. Zweckmäßigerweise ist die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung federbelastet oder diese umfasst ein federelastisches Element oder eine elastische Stange.
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Vorteilhafterweise ist die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung motorisch angetrieben. Hierdurch kann die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung auch ohne eine Bewegung der auf dem Bürostuhl sitzenden Person bewegt werden.
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Vorzugsweise kann als Antrieb ein Elektromotor vorgesehen sein, der über ein Getriebe auf die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung in der für die Bewegungen erforderlichen Weise einwirkt.
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Zweckmäßigerweise umfasst die Aufnahmeeinrichtung ein, vorzugsweise U-förmiges Aufnahmeelement, zur Aufnahme des Unterschenkel- oder Fußbereichs der auf dem Bürostuhl sitzenden Person. Die Aufnahmeelemente können vorteilhafterweise an die anatomische Form des Unterschenkel- oder Fußbereichs angepasst sein, wodurch diese besonders ergonomisch umfasst werden können.
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Vorzugsweise umfasst das Untergestell einen unter dem Sitzelement angeordneten Sitzunterbau und mindestens einen, vorzugsweise mehrere Streben umfassenden Standfuß. Die Streben umfassen vorzugsweise Rollen, um einen auf dem Boden stehenden Bürostuhl verschieben zu können.
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Vorteilhafterweise ist eine Steuerungseinheit vorgesehen, welche die Bewegung des stangenartigen Körpers und/oder die Bewegung der mindestens einen Aufnahmeeinrichtung steuert. Hierdurch kann der stangenartige Körper und/oder die mindestens eine Aufnahmeeinrichtung unabhängig von der auf dem Bürostuhl sitzenden Person bewegt werden, um einen gezielten Effekt auf die Muskulatur zu erzielen. Vorzugsweise kann die Steuerungseinheit hierfür gezielt vorgegebene Bewegungen oder Bewegungsabläufe ausführen.
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Vorteilhafterweise umfasst der Bürostuhl und/oder das Sitzelement mindestens ein Sensorsystem zur Detektion der Sitzposition und/oder der Flächenbelastung des Sitzelementes der auf dem Bürostuhl sitzenden Person mit mindestens einem, vorzugsweise mehreren Sensoren. Durch die Detektion der Sitzposition und/oder der Flächenbelastung kann beispielsweise die Belastung der Muskulatur der Person oder eine muskuläre Fehlbelastung festgestellt und über die Steuerung bei der Festlegung der Bewegungsabläufe mit einbezogen werden.
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Dadurch, dass es sich bei dem Sensorsystem um mindestens einen, vorzugsweise mehrere Drucksensoren handelt, kann in besonders einfacher Weise die Flächenbelastung des Sitzelementes aufgrund der Sitzposition der auf dem Bürostuhl sitzenden Person ermittelt werden. Vorzugsweise sind die Drucksensoren rasterförmig über die Fläche des Sitzelementes verteilt angeordnet.
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Indem die Bewegung des stangenartigen Körpers und/oder die Bewegung der mindestens einen Aufnahmeeinrichtung in Abhängigkeit der Sitzposition der auf dem Bürostuhl sitzenden Person erfolgt, kann die Bewegung derart an die Sitzposition angepasst werden, dass während der Bewegung und/oder nach Erreichen einer neuen Sitzposition andere Muskelpartien beansprucht werden als in der ursprünglichen Sitzposition. Hierdurch kann insbesondere eine einseitige Belastung der Muskulatur der Person in effektiver Weise vermieden werden.
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Zweckmäßigerweise sind Armlehnen vorgesehen, die durch muskuläre Kraftanstrengung auslenkbar sind. Vorzugsweise werden die Armlehnen aus einer Ruheposition ausgelenkt und bewegen sich bei Wegfall der Kraftanstrengung selbsttätig wieder in diese zurück. Die Ruheposition ist diejenige Position, in welcher sich die Armlehnen im nicht-ausgelenkten Zustand befinden. Die auf dem Bürostuhl sitzende Person kann somit die Armlehnen auslenken und dadurch ihre Muskulatur aktivieren. Die Armlehnen wirken dabei wie eine Art Feder der Auslenkung entgegen, wodurch die Kraftanstrengung der Person intensiviert wird. Zweckmäßigerweise sind die Armlehnen federbelastet oder sie umfassen ein federelastisches Element.
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Vorteilhafterweise sind die Armlehnen in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement verlaufenden Bewegungsrichtung und/oder in einer zumindest im Wesentlichen auf- und abwärts verlaufenden Bewegungsrichtung auslenkbar. Zweckmäßigerweise können sich diese Bewegungsrichtungen überlagern, wodurch die Armlehnen in beliebige Bewegungsrichtungen bewegt werden können.
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Vorzugsweise sind die Armlehnen an einer Rückenlehne des Bürostuhls und/oder am Untergestell angeordnet.
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Zweckmäßigerweise sind die Armlehnen von einer Passivstellung in eine Aktivstellung und umgekehrt bringbar, wobei die Armlehnen in der Aktivstellung auslenkbar sind und in der Passivstellung nicht auslenkbar sind.
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Dadurch, dass ein Ausziehmechanismus zu einer Längenveränderung der Armlehnen vorgesehen ist, mit dem die Armlehnen von der Passivstellung in die Aktivstellung und umgekehrt bewegt werden können, kann die Stellung der Armlehnen in besonders einfacher und schneller Weise umgeschaltet werden. Der Ausziehmechanismus kann auch z. B. teleskopartig sein.
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Vorteilhafterweise ist eine elastische Stange vorgesehen, welche innerhalb der Armlehnen angeordnet ist und in der Aktivstellung der Armlehne deren Bewegung ermöglicht.
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Hierzu können die Armlehnen jeweils in mehrere Elemente unterteilt sein, welche vorzugsweise durch die elastische Stange oder eines Teils davon miteinander verbunden sind. Diese Elemente können entlang der elastischen Stange auseinander- bzw. zusammengeschoben und z. B. hierbei verriegelt werden. Die Armlehnen befinden sich bei auseinandergezogenen Elementen in der Aktivstellung.
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Indem die Armlehnen jeweils einen Griff umfassen, können die Armlehnen in einfacher Weise von der auf dem Bürostuhl sitzenden Person gegriffen und die Bewegungen damit leichter vollzogen werden.
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Beschreibung der Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen
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Zweckmäßige Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Bürostuhls werden nachstehend anhand von Zeichnungsfiguren näher erläutert. Wiederkehrende Bezugszeichen werden der Übersichtlichkeit halber lediglich mit einem Bezugszeichen versehen. Es zeigen:
- 1 eine schematische, perspektivische Ansicht des erfindungsgemäßen Bürostuhls;
- 2 eine schematische Darstellung des Bürostuhls gemäß 1 in Draufsicht;
- 3a eine schematische Schnittdarstellung des Bürostuhls entlang der Schnittlinie A-A gemäß 2 mit einem in Bewegungsrichtung C bewegbaren stangenartigen Körpers;
- 3b eine schematische Schnittdarstellung des Bürostuhls entlang der Schnittlinie B-B gemäß 2 mit dem in Bewegungsrichtung D bewegbaren stangenartigen Körpers;
- 4a eine schematische Schnittdarstellung des Untergestells des Bürostuhls nach 1 mit in Bewegungsrichtung F bewegbaren Aufnahmeeinrichtungen gemäß einer ersten Ausgestaltung;
- 4b eine schematische Schnittdarstellung des Untergestells des Bürostuhls nach 1 mit den in Bewegungsrichtung E bewegbaren Aufnahmeeinrichtungen gemäß 4a;
- 4c eine schematische Schnittdarstellung des Untergestells des Bürostuhls nach 1 mit den bewegbaren Aufnahmeeinrichtungen gemäß einer zweiten Ausgestaltung;
- 4d eine schematische Seitenansicht des Untergestells des Bürostuhls gemäß 4a;
- 5 eine beispielhafte Darstellung der Funktionselemente des Bürostuhls gemäß 1;
- 6a eine schematische Seitenansicht des Bürostuhls gemäß 1 mit Armlehnen in Passivstellung;
- 6b eine schematische Darstellung des Bürostuhls gemäß 1 mit den in Bewegungsrichtung G bewegbaren Armlehnen in Draufsicht; sowie
- 6c eine schematische Seitenansicht des Bürostuhls gemäß 1 mit den in Bewegungsrichtung H bewegbaren Armlehnen.
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Bezugsziffer 1 in 1 und 2 zeigt den erfindungsgemäßen Bürostuhl. Der Bürostuhl umfasst eine Rückenlehne 5, ein Untergestell 2 sowie ein kippbares, eine Sitzfläche aufweisendes Sitzelement 4. Das Untergestell 2 umfasst einen Sitzunterbau 3 und einen mehrere Streben 26 umfassenden Standfuß 20. Die Streben 26 umfassen an ihrem vom Standfuß 20 abgewandten Ende Rollen 27, um den Bürostuhl 1 auf dem Boden zu verschieben.
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Des Weiteren sind unterhalb des Sitzelementes 4 bewegbare Aufnahmeeinrichtungen 7 vorgesehen, welche über ein Gehäuse 10 mit dem Untergestell 2 verbunden sind, und zur Aufnahme von Unterschenkeln einer auf dem Bürostuhl 1 sitzenden (in den Figuren nicht dargestellten) Person dienen. Die Aufnahmeeinrichtungen 7 umfassen jeweils ein Verbindungselement 9, ein Gelenk 8 sowie ein U-förmiges Aufnahmeelement 19.
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Ferner sind bewegbare Armlehnen 14 vorgesehen, welche an der Rückenlehne 5 angeordnet und über eine Stütze 15 mit dem Sitzunterbau 3 verbunden sind. Die Armlehnen 14 umfassen einen Griff 18 und sind in drei Elemente 16a, 16b, 16c unterteilt.
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Gemäß 3a und 3b weist das Sitzelement an seiner Unterseite eine kuppelförmige Erhebung auf, an welcher mittig ein stangenartiger Körper 6 angebracht ist. Der stangenartige Körper 6 ist hierbei starr mit dem Sitzelement 4 verbunden und von der Unterseite des Sitzelementes 4 senkrecht nach unten verlaufend angeordnet. Der stangenartige Körper 6 wird durch eine Durchgangsöffnung 13 innerhalb des Sitzunterbaus 3 durchgeführt, sodass sich das dem Sitzelement 4 abgewandte Ende des stangenartigen Körpers 6 im Untergestell 2 befindet. Die kuppelförmige Erhebung des Sitzelementes 4 ist über eine Gelenkvorrichtung 11, vorzugsweise ein Kugelgelenk, mit dem Sitzunterbau 3 verbunden.
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3a zeigt eine Schnittdarstellung des Bürostuhls 1 entlang der Schnittlinie A-A gemäß 2. Der stangenartige Körper 6 ist an seinem dem Sitzelement 4 abgewandten Ende in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement 4 verlaufenden Bewegungsrichtung C verschwenkbar. Dieses Verschwenken verursacht eine Kippbewegung des Sitzelementes 4 zumindest im Wesentlichen in Bewegungsrichtung C'. Das Sitzelement 4 kann somit durch die Bewegung des stangenartigen Körpers 6 sowie aufgrund der Gelenkvorrichtung 11 seitlich gekippt werden.
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3b zeigt eine Schnittdarstellung des Bürostuhls 1 entlang der Schnittlinie B-B gemäß 2. Der stangenartige Körper 6 ist an seinem dem Sitzelement 4 abgewandten Ende in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement 4 verlaufenden Bewegungsrichtung D bewegbar bzw. schwenkbar. Hierdurch wird das Sitzelement 4 in Bewegungsrichtung D' nach vorne bzw. hinten gekippt.
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Die Bewegungen des stangenartigen Körpers 6 in Bewegungsrichtungen C und D gemäß 3a und 3b können überlagert werden, sodass sich die Bewegungen des Sitzelementes 4 in Bewegungsrichtung C' und D' ebenfalls überlagern. Der stangenartige Körper 6 wird durch einen Elektromotor 21 und ein Getriebe 22 angetrieben, sodass die Bewegung des stangenartigen Körpers 6 unabhängig von einer Bewegung der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person erfolgt. Aufgrund der möglichen, allseitigen Kippbewegung des Sitzelementes 4 kann die Muskulatur der Person variabel belastet werden. Die Bewegbarkeit in Bewegungsrichtung C sowie C' und/oder D sowie D' kann hierbei von der Gelenkeinrichtung 11 limitiert werden.
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4a und 4b zeigen eine schematische Schnittdarstellung des Untergestells 2 des Bürostuhls 1 mit einer ersten Ausgestaltung der Aufnahmeeinrichtungen 7. Die Aufnahmeeinrichtungen 7 sind hierbei über das Verbindungselement 9 mit dem Gehäuse 10 verbunden. Die Aufnahmeelemente 19 ragen unterhalb des Sitzelementes hervor, siehe 2. Hierdurch können die Unterschenkel der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person von den Aufnahmeelementen 19 aufgenommen werden.
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Die Aufnahmeeinrichtungen 7 können sich gemäß 4a in einer zumindest im Wesentlichen längs zum Sitzelement 4 verlaufenden Bewegungsrichtung F bewegen. Hierbei werden die von den Aufnahmeelementen 19 umfassten Unterschenkel der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person vor- bzw. zurückbewegt. Durch diese Bewegungen wird die Beinmuskulatur der Person aktiviert.
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Gemäß 4b können die Aufnahmeeinrichtungen 7 in einer zumindest im Wesentlichen quer zum Sitzelement 4 verlaufenden Bewegungsrichtung E bewegt werden. Infolgedessen werden die Unterschenkel der Person seitwärts bewegt.
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Die Bewegungen der Aufnahmeeinrichtungen 7 in den Bewegungsrichtungen E und F gemäß den 4a und 4b können auch überlagert werden, sodass die Unterschenkel in beliebiger Richtung bewegt werden können. Die Aufnahmeeinrichtungen 7 werden jeweils über einen Elektromotor 23 und ein Getriebe 24 angetrieben, sodass die Aufnahmeeinrichtungen 7 unabhängig von der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person bewegt werden können. Zudem können die Aufnahmeeinrichtungen 7 synchronisiert oder nicht synchronisiert bewegt werden.
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4c zeigt eine zweite Ausgestaltung der Aufnahmeeinrichtungen 7. Hierbei sind die Aufnahmeeinrichtungen 7 direkt mit dem Standfuß 20 verbunden. Die Aufnahmeeinrichtungen 7 können hierbei durch eine muskuläre Kraftanstrengung der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person in Bewegungsrichtung E und/oder in Bewegungsrichtung F ausgelenkt werden. Das Verbindungselement 9 der Aufnahmeeinrichtung 7 ist hierbei vorzugsweise elastisch, sodass es nach Art einer Feder der Auslenkung entgegenwirkt. Hierdurch wird die Kraftanstrengung der Person intensiviert.
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Die Aufnahmeeinrichtung 7 ist zudem von einer Betriebsposition in eine Verstauposition und umgekehrt bringbar. Hierfür wird beispielsweise das Aufnahmeelement 19 mit Hilfe des Gelenkes 8 nach unten umgeklappt, siehe 4c. In der Verstauposition ist die Aufnahmeeinrichtung 7 in der Art positioniert, dass die Unterschenkel der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person nicht aufgenommen werden und die Aufnahmeeinrichtung 7 Bewegungen der Person nicht beeinträchtigt.
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5 zeigt verschiedene Funktionselemente zur Steuerung des Bürostuhls 1. Demnach umfasst der Bürostuhl 1 eine Steuerungseinheit 25, die Elektromotoren 21, 23, die Getriebe 22, 24 sowie die Drucksensoren 12. Die Steuerungseinheit 25 ist zudem an eine Stromversorgung 28, z. B. eine Batterie, einen Akkumulator oder ein Stromnetz, angeschlossen.
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Die Steuerungseinheit 25 steuert die Bewegungsabläufe des stangenartigen Körpers 6 und/oder der Aufnahmeeinrichtungen 7. Zur Steuerung des stangenartigen Körpers 6 steuert die Steuerungseinheit 25 den Elektromotor 21 und das Getriebe 22 an, welche den stangenartigen Körper 6 antreiben. Zur Steuerung einer der Aufnahmeeinrichtungen 7 steuert die Steuerungseinheit 25 den entsprechenden Elektromotor 23 und das entsprechende Getriebe 24 an. Jede Aufnahmeeinrichtung 7 wird demnach über einen separaten Elektromotor 23 und ein separates Getriebe 24 angetrieben wird.
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Die Drucksensoren 12 können die Steuerungseinheit 25 unterstützen und sind hierfür beispielsweise rasterförmig über die Fläche des Sitzelementes 4 verteilt, siehe 2. Mit diesen Drucksensoren 12 kann z. B. die Flächenbelastung des Sitzelementes 4 ermittelt werden, welche einen Rückschluss auf die Sitzposition und somit auf die muskuläre Belastung der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person ermöglicht. Die von den Drucksensoren 12 ermittelten Daten werden an die Steuerungseinheit 25 übertragen, vgl. 5. Aus diesen Daten ermittelt die Steuerungseinheit 25 die aktuelle Sitzposition und muskuläre Belastung der Person. Dadurch kann die Steuerungseinheit 25 die Bewegung des stangenartigen Körpers 6 und/oder der Aufnahmeeinrichtungen 7 in der Art steuern, dass die Bewegung(en) und/oder eine neue Position des stangenartigen Körpers bzw. der Aufnahmeeinrichtungen 7 andere Muskeln der Person belasten. Hierdurch wird einseitigen Belastungen sowie einer statischen Haltung der Person entgegengewirkt.
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Die Steuerungseinheit 25 kann den stangenartigen Körper 6 und/oder die Aufnahmeeinrichtung 7 kontinuierlich oder intermittierend ansteuern. Hierdurch kann die Muskulatur der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person dauerhaft bewegt bzw. aktiviert werden. Alternativ kann durch die intermittierende Steuerung eine Sitzposition eine bestimmte Zeit lang gehalten werden, ehe eine nächste Sitzposition angesteuert wird. Hierdurch wird die Muskulatur der Person nur kurz aktiviert, bis die nächste Sitzposition erreicht wird.
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6a zeigt den Bürostuhl 1 in einer Seitenansicht. Die Armlehne 14 befindet sich in einer Passivstellung und ist in die drei Elemente 16a, 16b, 16c unterteilt. Das Element 16a, welches an der Rückenlehne 5 angeordnet ist, ist zudem mit der Stütze 15 verbunden. Die Stütze 15 ist am Sitzunterbau 3 befestigt und stützt die Armlehne 14zusätzlich ab.
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Die Elemente 16a, 16b, 16c können entlang einer innerhalb der Armlehne 14 angeordneten elastischen Stange 17 auseinandergezogen, vgl. 6b und 6c, bzw. zusammengeschoben, vgl. 6a, werden. Die Armlehne 14 kann hierbei eine einzelne elastische Stange 17 umfassen, welche die Elemente 16a, 16b, 16c miteinander verbindet. Alternativ können innerhalb der Armlehne 14 mehrere hintereinander angeordnete elastische Stangen 17 vorgesehen sein, welche jeweils die benachbarten Elemente 16a, 16b bzw. 16b, 16c miteinander verbinden.
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Durch das Auseinanderziehen der Elemente 16a, 16b, 16c entlang der elastischen Stange 17 wird die Armelehne 14 von der Passivstellung in eine Aktivstellung gebracht. In der Aktivstellung kann die Armlehne 14 durch eine Kraftanstrengung der Muskulatur der auf dem Bürostuhl 1 sitzenden Person aus einer Ruheposition ausgelenkt werden. Die Armlehne 14 kann in Bewegungsrichtung G seitlich zum Sitzelement 4, siehe 6b, und in Bewegungsrichtung H in einer Auf- bzw. Abbewegung, siehe 6c, ausgelenkt werden. Aufgrund der Elastizität der Stange 17 bewegt sich die Armlehne 14 nach dem Wegfall der Kraftanstrengung selbsttätig wieder in die Ruheposition zurück. In der Passivstellung hingegen ist keine Auslenkung der Armlehne 14 möglich.
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Über den am Element 16c angeordneten Griff 18 können die Armlehnen 14 in einfacher Weise von der auf dem Bürostuhl 2 sitzenden Person gegriffen und die Bewegungen damit leichter vollzogen werden.
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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch die Kombination von Einzelmerkmalen sowie Untermarkmalen als erfindungswesentlich und vom Offenbarungsgehalt der Anmeldung umfasst anzusehen sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bürostuhl
- 2
- Untergestell
- 3
- Sitzunterbau
- 4
- Sitzelement
- 5
- Rückenlehne
- 6
- Körper
- 7
- Aufnahmeeinrichtung
- 8
- Gelenk
- 9
- Verbindungselement
- 10
- Gehäuse
- 11
- Gelenkeinrichtung
- 12
- Drucksensor
- 13
- Durchgangsöffnung
- 14
- Armlehne
- 15
- Stütze
- 16a
- Element
- 16b
- Element
- 16c
- Element
- 17
- Stange
- 18
- Griff
- 19
- Aufnahmeelement
- 20
- Standfuß
- 21
- Elektromotor
- 22
- Getriebe
- 23
- Elektromotor
- 24
- Getriebe
- 25
- Steuerungseinheit
- 26
- Strebe
- 27
- Rolle
- 28
- Stromversorgung
- A-A
- Schnittlinie
- B-B
- Schnittlinie
- C
- Bewegungsrichtung
- C'
- Bewegungsrichtung
- D
- Bewegungsrichtung
- D'
- Bewegungsrichtung
- E
- Bewegungsrichtung
- F
- Bewegungsrichtung
- G
- Bewegungsrichtung
- H
- Bewegungsrichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 3324788 A1 [0004]
- DE 19954298 A1 [0005]