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Die Erfindung betrifft ein Wundreinigungstuch mit einer Trägerschicht und einer an dieser angeordneten, zum Aufnehmen von Wundexsudat und/oder festem Wundmaterial, wie etwa Fibrinbelägen, abgestorbenem Gewebe der Unterhaut, wie zum Beispiel überschießendem Hornmaterial oder tote Hornzellen und/oder Nekrosen augelegten sowie Reinigungsfäden zum Lösen der Wundbestandteile aus der Wunde aufweisenden Wundreinigungsschicht.
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Derartige Wundreinigungseinrichtungen sind beispielsweise in der
WO 2010/085831 A1 und der
PCT/EP/2019/073568 beschrieben. Der Offenbarungsgehalt dieser Schriften hinsichtlich der Eigenschaften der Trägerschicht und der Wundreinigungsschicht sowie der Fäden wird hiermit durch ausdrückliche Bezugnahme in diese Beschreibung aufgenommen.
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Wundreinigungstücher der vorstehend beschriebenen Art werden beispielsweise zum sogenannten Debridement eingesetzt. Dabei handelt es sich um den Vorgang der Wundbettpräparation, bei dem vom Körper selbst gebildete Substanzen bzw. Humanmaterial, wie überschießende Flüssigkeit (Wundexsudat), Fibrinbeläge, abgestorbenes Gewebe der Oberhaut, wie zum Beispiel überschießendes Hornmaterial oder tote Hornzellen und/oder Beläge aus abgestorbenem Gewebe (Nekrosen) entfernt werden.
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Mit den bekannten Wundreinigungseinrichtungen können die zu entfernenden Substanzen mit Hilfe der Fäden aus der Wunde gelöst und zwischen den Fäden festgehalten werden. Beim Einsatz der bekannten Wundreinigungseinrichtungen hat es sich allerdings gezeigt, dass sich die zu entfernenden Substanzen im Verlauf der Wundreinigung wieder aus der Wundreinigungsschicht lösen und zurück in die Wunde gelangen.
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Angesichts dieser Probleme im Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Wundreinigungseinrichtungen mit verbesserter Reinigungswirkung bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgaben durch eine Weiterbildung der bekannten Wundreinigungseinrichtungen gelöst, die im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet ist, dass die Trägerschicht und/oder die Reinigungsschicht mit mindestens einem die Aufnahmekapazität für Wundexsudat erhöhenden Speicherstoff versehen ist.
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Die Erfindung geht auf die Erkenntnis zurück, dass die beim Einsatz der bekannten Wundreinigungseinrichtungen beobachteten Mängel in erster Linie darauf zurückzuführen sind, dass die Aufnahmekapazität der Wundreinigungseinrichtung im Verlauf des Wundreinigungsvorgangs erreicht wird und danach entfernte Substanzen wieder in die Wunde zurückgelangen. Dieser Mangel wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass geeignete Speicherstoffe eingesetzt werden. Dabei hat sich überraschenderweise gezeigt, dass trotz des von den Speicherstoffen eingenommenen Volumens insgesamt eine erhöhte Speicherkapazität erreicht werden kann, weil einerseits der zur Verfügung stehende Speicherraum der Wundreinigungseinrichtung besser ausgenutzt werden kann und/oder andererseits die Kapazität insgesamt durch geeignete Einbindung des Wundexsudats unter Ausnutzung der Speicherstoffe in die Wundreinigungsschicht und/oder Trägerschicht optimiert wird.
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Im Rahmen der Erfindung wird die Aufnahmekapazität der Wundreinigungseinrichtung durch die sogenannte „fluid holding capacity“ beschrieben. Zur Ermittlung dieser „fluid holding capacity“ wird die Wundreinigungseinrichtung zunächst gewogen. Danach wird die Wundreinigungseinrichtung für einen Zeitraum von 60 Sekunden in eine Wundexsudatlösung eingelegt. Anschließend wird das mit der Wundexsudatlösung vollgesogene Produkt mit einer Pinzette ergriffen und für einen Zeitraum von 30 Sekunden in vertikaler Ausrichtung gehalten, so dass Lösung aus der Wundreinigungseinrichtung abtropfen kann. Danach wird das Produkt in horizontaler Ausrichtung in eine Schale eingelegt und erneut gewogen. Anhand der Wägungen wird festgestellt, wie viele Milliliter der Exsudatlösung pro Gramm der Wundreinigungseinrichtung in der Wundreinigungseinrichtung festgehalten werden. Dieser Wert ist die Wundreinigungskapazität im Sinne dieser Erfindung. Falls der Wert durch Zugabe von Speicherstoffen erhöht wird, bedeutet das im Rahmen dieser Erfindung eine Erhöhung der Aufnahmekapazität für Wundexsudate.
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Ähnlich wie bei herkömmlichen Wundreinigungseinrichtungen können die Wundreinigungsfäden erfindungsgemäßer Wundreinigungseinrichtungen Kunststofffasern, insbesondere Polyesterfasern und/oder Polypropylenfasern, aufweisen, insbesondere aus Polyesterfasern und/oder Polypropylenfasern bestehen. Dabei können die Reinigungsfäden als Monofilamente, also aus einer Faser pro Faden, und/oder als Multifilamente, also als ggf. verdrillte Faserbündel, ausgeführt sein. Die Reinigungsfäden können im Rahmen der Erfindung Schlaufen bilden, bei denen die Fäden aus der Trägerschicht austreten und nach Schlaufenbildung wieder in die Trägerschicht eintreten. Alternativ oder zusätzlich können die Fäden frei auskragende Enden aufweisen, d. h. dass sie aus der Trägerschicht austreten und frei enden.
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Im Rahmen der Erfindung hat es sich als besonders günstig erwiesen, wenn der Anteil der Speicherstoffe, bezogen auf das Trockengewicht von Trägerschicht und Reinigungsschicht (Gesamtgewicht) 0,1-25 Gew.-%, insbesondere 1-20 Gew.-%, vorzugsweise 1,2-18 Gew.-% beträgt. Wenn der Anteil der Speicherstoffe über die genannten Werte erhöht wird, kann dies zu einem Verkleben der Reinigungsfäden führen, was wiederum eine Reduzierung der Speicherkapazität nach sich ziehen kann. Bei einer Verringerung des Anteils der Speicherstoffe unter die genannten Werte ist der Effekt der Speicherstoffe kaum noch bemerkbar.
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Es hat sich gezeigt, dass die Speicherstoffe auch innerhalb der Trägerschicht eine die Aufnahmekapazität erhöhende Wirkung entfalten können. Daher hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Menge der Speicherstoffe auf das Gesamtgewicht der Wundreinigungseinrichtung zu beziehen. Allerdings ist auch darauf zu achten, dass die Eigenschaften der Wundreinigungsfäden durch die Speicherstoffe nicht übermäßig beeinträchtigt werden und die verfügbare Aufnahmekapazität zwischen den Reinigungsfäden durch die Speicherstoffe nicht übermäßig reduziert wird. Unter diesen Gesichtspunkten hat es sich als günstig erwiesen, wenn der Anteil des Speicherstoffs, bezogen auf das Trockengewicht der Wundreinigungsschicht, 1-30 Gew.-%, insbesondere 1-25 Gew.- %, vorzugsweise 2,5-25 Gew.-%, beträgt.
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Im Rahmen der Erfindung hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn zumindest die Wundreinigungsschicht mit einer vorzugsweise wässrigen Lösung des Speicherstoffs getränkt ist. So kann ein Verkleben der Reinigungsfäden durch getrocknete Speicherstoffe verhindert werden.
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Im Rahmen der beabsichtigten Erhöhung der Speicherkapazität hat es sich als zweckmäßig erwiesen, wenn die Konzentration des Speicherstoffs in der zum Tränken der Reinigungsschicht verwendeten Lösung 0,1 % oder größer, vorzugsweise 0,3 % oder größer und/oder 5 % oder geringer, insbesondere 2,5% oder geringer, besonders bevorzugt 1 % oder geringer ist. Eine Erhöhung der Konzentration bedingt eine erhöhte Viskosität der Lösung. Das kann eine homogene Verteilung der Speicherstoffe in der Reinigungsschicht erschweren. Sofern die Konzentration zu gering ist, wird die verfügbare Kapazität der Reinigungsschicht bereits durch die Tränklösung überwiegend ausgefüllt, so dass dann nur noch eine geringe Restkapazität für das Wundexsudat und die anderen aus der Wunde zu entfernenden Substanzen zur Verfügung steht.
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Der im Rahmen der Erfindung eingesetzte Speicherstoff kann mindestens ein Tensid und/oder mindestens einen bei Kontakt mit Wasser oder einer wässrigen Lösung quellenden Stoff aufweisen. Unter einem Tensid wird im Rahmen der Erfindung eine hydrophilisierende Substanz verstanden, welche hydrophoben Substanzen ermöglicht, in Lösung zu gehen. Tenside bzw. Emulgatoren an sich senken die Energie der Phasengrenze (Oberflächen- oder Grenzflächenspannung). Dies wirkt einer Entmischung entgegen. Die Eigenschaften von Tensiden bzw. Emulgatoren, nicht mischbare Flüssigkeit zu einem feinverteilten Gemisch zu vermengen und zu stabilisieren, fördert im Rahmen der Wundreinigung die gewünschte Erhöhung der Aufnahmekapazität für Wundexsudate. Durch die Reduzierung der Oberflächenspannung mit Hilfe eines Tensids wird auch das Eindringen der Wundexsudate in die Zwischenräume zwischen den Wundreinigungsfäden erleichtert und damit insgesamt die Aufnahmekapazität erhöht.
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Bei einem bei Kontakt mit Wasser oder einer wässrigen Lösung quellenden Stoff wird das Wasser in Form eines Gels gebunden. Das führt insgesamt zu einer Erhöhung der Aufnahmekapazität, weil das bereits gebundene Wasser bzw. Wundexsudat nicht wieder aus der Reinigungsschicht heraustropfen kann.
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Ein im Rahmen der Erfindung einsetzbarer Speicherstoff kann mindestens einen Celluloseether, insbesondere Hydroxyethylcellulose; Carboxymethylcellulose; Methylcellulose; Ethylcellulose und/oder Hydroxypropylcellulose; Milcheiweiß; Hyaluronsäure; Zuckeralkohole; Glykole; Salze und/oder Mischungen davon aufweisen.
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Im Rahmen der Erfindung ist daran gedacht, Lösungen, insbesondere wässrige Lösungen der Speicherstoffe ggf. mittels eines Sprühflaschenkopfs auf die der Trägerschicht abgewandten Begrenzungsfläche der Wundreinigungsschicht aufzusprühen. Bei alternativen Verfahren wird eine Lösung des Speicherstoffs in gleichmäßigen Abständen in das Pad durch Pipettieren eingebracht. Bei diesem Vorgang erfolgt eine Anfeuchtung der Reinigungsschicht ausgehend von der der Trägerschicht zugewandten Faserbasis. Im Rahmen der Erfindung hat es sich allerdings als besonders zweckmäßig erwiesen, wenn die Speicherstoffe durch Eintauchen der Wundreinigungseinrichtung in eine entsprechende Lösung eingebracht werden. Dabei wird wie folgt vorgegangen:
- Der Speicherstoff, wie etwa Hydroxyethylcellulose, wird zu destilliertem Wasser zugegeben, bis die gewünschte Konzentration des Speicherstoffs in der Lösung erhalten ist und bei erhöhten Temperaturen von beispielsweise etwa 60° C für eine Stunde kontinuierlich gerührt, um eine homogene Mischung zu erhalten. Bei Einsatz von Hydroxyethylcellulose als Speicherstoff wird 0,5 % Zitronensäure als Vernetzer hinzugefügt. Die so erhaltene Lösung wird für 2 Stunden bei erhöhten Temperaturen von beispielsweise etwa 60° C gemischt, um eine Vernetzung zu erreichen. Die Lösung wird ohne vorheriges Abkühlen in eine Glasschale gefüllt. Danach wird die Wundreinigungseinrichtung mit der der Trägerschicht abgewandten Begrenzungsfläche der Wundreinigungsschicht nach unten in die Lösung eingelegt, so dass die Lösung gleichmäßig, ggf. unter Ausnutzung der Kapillarwirkung zwischen den Reinigungsfäden, in der Reinigungsschicht und/oder der Trägerschicht aufgenommen werden kann.
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Im Rahmen der Erfindung ist daran gedacht, die so erhaltene Wundreinigungseinrichtung vor Gebrauch zunächst zu trocknen und erst bei Gebrauch wieder zu befeuchten. Dies kann jedoch dazu führen, dass die Reinigungsfäden miteinander verkleben und die Reinigungswirkung so beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund hat es sich im Rahmen der Erfindung als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn die Wundreinigungseinrichtung in Form einer Packung mit einer flüssigkeitsundurchlässigen Hülle und einer darin aufgenommenen Wundreinigungseinrichtung, wie etwa einem Wundreinigungstuch, vorliegt. So kann ein Verkleben der Reinigungsfäden während Transport und Lagerung vermieden werden.
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Bei einer alternativen Ausführungsform der Erfindung wird ein Kit zum Herstellen einer erfindungsgemäßen Wundreinigungseinrichtung bzw. eines erfindungsgemäßen Wundreinigungstuchs bereitgestellt, mit einer trockenen Wundreinigungseinrichtung bzw. einem trockenen Wundreinigungstuch und einer vorzugsweise wässrigen Lösung mindestens eines Speicherstoffs. Vor Gebrauch der Wundreinigungseinrichtung kann die Wundreinigungsschicht mit der in dem Kit bereitgestellten Lösung getränkt werden, um so eine Ausstattung der Reinigungsschicht und/oder der Trägerschicht mit dem Speicherstoff zu erhalten.
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Im Rahmen der Erfindung hat sich der Einsatz von Hydroxyethylcellulose als Speicherstoff als besonders zweckmäßig erwiesen. Dieser Stoff ist hitzebeständig und eignet sich auch für Sterilisationsverfahren unter Einsatz hoher Temperaturen. Bei Einsatz dieses Speicherstoffs hat es sich als besonders bevorzugt erwiesen, wenn die Wundreinigungseinrichtung mit einer wässrigen Lösung des Speicherstoffs befeuchtet und danach in einer flüssigkeitsundurchlässigen Hülle gelagert wird. Hydroxyethylcellulose kann als wässrige Lösung in einem Konzentrationsbereich von üblicherweise zwischen 0,1 und 1,5 g/ml verwendet werden. Im Rahmen der Erfindung ist es besonders zweckmäßig, wenn Hydroxyethylcelluloselösungen mit Konzentrationen zwischen 0,3 und 1 % zum Tränken der Wundreinigungseinrichtung verwendet werden. Bei höheren Konzentrationen kann sich ein Abfall der Aufnahmekapazität einstellen.
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Bei einer erfindungsgemäßen Wundreinigungseinrichtung können die Reinigungsfäden als Flor vorliegen. Dabei kann die Flormasse, das heißt die Masse der Reinigungsschicht, 1-10 g/100 cm
2 Fläche betragen. Die Reinigungsschicht kann in diesem Fall Monofilamente aus Polyester aufweisen, welche zwischen 0,5 und 20 dtex aufweisen können. Die Fäden können von der Trägerschicht abstehende Fäden mit frei auskragenden Enden aufweisen, wobei die Fäden auch einen gekrümmten Verlauf besitzen können. Die Länge der außerhalb der Trägerschicht für die Wundreinigung verfügbaren Fadenabschnitte kann 0,1-50 mm, insbesondere 1-40 mm, vorzugsweise 3-30 mm, besonders bevorzugt 4-12 mm, wie etwa 5 mm oder 10 mm, betragen. Sie müssen auch nicht senkrecht von der Trägerschicht abstehen. Die Trägerschicht kann ein Vlies, Gewebe oder eine Maschenware aufweisen. Alternativ oder zusätzlich kann die Trägerschicht auch als Membran oder Film ausgeführt sein, in dem die Reinigungsfäden teilweise aufgenommen sind. Hinsichtlich der Herstellung von im Rahmen der Erfindung einsetzbaren Wundreinigungseinrichtungen bzw. -tüchern wird Bezug genommen auf die
WO 2010/085831 A1 , welche auch in dieser Hinsicht durch ausdrückliche Inbezugnahme in diese Beschreibung aufgenommen wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2010/085831 A1 [0002, 0021]
- EP 2019/073568 PCT [0002]