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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Alginatfaser, und spezieller eine mit Medikament imprägnierte Alginatfaser.
Die Erfindung betrifft eine Faser, aus der ein Medikament in kontrollierter
Weise freigesetzt werden kann, sowie die Anwendung dieser Faser
bei der Herstellung von Alginatgeweben und Wundverbandsmaterial.
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Auf dem Fachgebiet sind etliche Verfahren
zur Herstellung gebräuchlicher
Alginatfasern beschrieben. Die Extrusion von Alginatlösungen in
eine Calcium-Ionen enthaltende wässrige
Lösung
zur Erzeugung von Garnen aus Calciumalginat-Filamenten ist beispielsweise
aus den britischen Patenten Nr. 567641, 568177, 571657 und 624987
bekannt. Solche Gewebe wurden im allgemeinen hergestellt, indem
ein Garn aus Calciumalginat-Filamenten verstrickt wurde und das
Calciumalginat partiell in die Natriumform überführt wurde, um ein Calcium/Natriumalginat
zu erzeugen, das zum Beispiel 30–70 Gew.-% der Carboxylgruppen
des Alginats in der Calciumform enthält.
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Die Verwendung von Alginatfasern
bei der Herstellung von Verbandmaterialien, die bestimmte Medikamente
einschließen
können,
ist auf dem Fachgebiet ebenfalls bekannt. Zum Beispiel beschreibt EP-A-0279118
ein zur Verwendung auf Wunden geeignetes adhäsives Produkt, umfassend eine
Verstärkungsschicht
aus einem wasserdampfdurchlässigen
kontinuierlichen Polymerfilm und eine Schicht aus einem Haftklebstoff,
die unter anderem mindestens 30 Gew.-% Alginat enthält. Das
dort beschriebene adhäsive
Produkt kann ein Medikament, etwa ein Chlorhexidin-Derivat, normalerweise
in der Klebstoffschicht, enthalten. Alternativ kann das Medikament
einen Teil des für
die Haftklebstoffschicht verwendeten Alginatpolymers bilden, wobei
für geeignete
Beispiele angegeben wird, dass sie Silber-, Kupfer- und Zink-Derivate
von Natriumalginat einschließen.
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Außerdem offenbart das U.S.-Patent
Nr. 4753231 den Einschluss solcher antibakterieller Mittel wie Silbersulphadiazin,
Povidon-Jod, Chlorhexidinsalze, etwa Gluconat, Acetat und Hydrochlorid,
und quartärer
Mittel, wie Benzalkoniumchlorid, in ein Wundverbandskissen.
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Darüber hinaus offenbart U.S.-Patent
Nr. 4817594 Verbandsmaterialien als Träger für therapeutische oder antiseptische
Substanzen, zu denen Jod, Formol, Kalk, Sauerstoff, Bakterientoxine
und dergleichen gehören.
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Die kommerziell erhältlichen
Produkte Bactigras und Serotulle, erhältlich von Smith and Nephew
Ltd., Hull, Großbritannien,
beziehungsweise von Seton Healthcare Group, Oldham, Großbritannien,
bestehen beide aus Paraffingaze, die mit dem antibakteriellen Mittel
Chlorhexidin imprägniert
ist.
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Die vorstehend beschriebenen medizinischen
Verbandsmaterialien aus dem Stand der Technik umfassen Medikamente,
die auf der Oberfläche
der Fasern, welche das Verbandsmaterial bilden, absorbiert sind. Die
Verwendung solcher Verbandsmaterialien ist in gewisser Weise eingeschränkt durch
die Menge an Medikament, die auf der Oberfläche der Alginatfaser eingeschlossen
werden kann, und ferner durch die Tatsache, dass von solchen oberflächegebundenen
Medikamenten erwartet wird, rasch in die Umgebung, in der sie verwendet
werden, freigesetzt zu werden. Für
eine Vielzahl klinischer Anwendungen wird es als wünschenswert angesehen,
für eine
kontrollierte Freisetzung des gleichen oder eines unterchiedlichen
Medikaments an die Wunde mit der Zeit zu sorgen. Wenn das Medikament
während
des ganzen Behandlungsregimes nur topisch angewandt würde, würde dies
häufiges
Entfernen und Wiederanbringen des Verbandes erfordern, mit begleitenden
Unannehmlicheiten und dem Risiko einer opportunistische Infektion.
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WO 94/00164 beschreibt eine Alginatfaser,
umfassend ein oder mehrere Medikamente, die in den Faserkern eingeschlossen
sind, so dass das oder die Medikamente in einer zeitlich andauernden
Weise freigesetzt werden können,
sowie gegebenenfalls ein oder mehrere Medikamente, die für eine rasche
Freisetzung auf die Oberfläche
der Faser aufgebracht sein können.
Die Menge an Medikament, die auf der Oberfläche und/oder im Kern aufgenommen
werden kann, beträgt
0,01 bis 2,0 Gew.-%. WO 92/22285 beschreibt ein Alginatfasermaterial
zur Verwendung in einem Verbandsmaterial, das mindestens ein biologisches
Mittel zur Förderung
der Wundheilung enthält.
WO 90/01954 beschreibt eine Wundauflage, umfassend Mischsalz-Alginatfasern
mit einem ersten und zweiten Kation.
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Wir haben nun Alginatfasern entwickelt,
die einen gesteigerten Einschluss von einem oder mehreren Medikamenten
in deren Struktur ermöglichen,
wobei das Medikament sich dadurch für eine verlängerte Freisetzung aus der
Alginatfaser eignet.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird eine Alginatfaser bereitgestellt, umfassend mindestens ein Medikament,
welches in deren Struktur eingeschlossen ist, wobei das Medikament
in einer Menge von mindestens 10 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht
der Alginatfaser ohne eingeschlossenes Medikament, vorliegt.
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Versierten Forschern ist klar, dass
der Einschluss des Medikaments in die Struktur der Alginatfaser
in der vorstehend beschriebenen Menge extrem überraschend und vorteilhaft
ist, angesichts des bislang bekannten geringeren Einschlusses von
0,01 bis 2,0 Gew.-%. Die erhöhte
Medikamentenmenge, die in die Struktur der Faser eingeschlossen
ist, ermöglicht
die verlängerte
Freisetzung des Medikamentes über
einen längeren Zeitraum.
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In dem Fall, wo die Faser als Wundverbandsmaterial
eingesetzt wird, verringert ferner das vorstehend genannte erhöhte Maß an Medikamenteneinschluss
die Häufigkeit
seines Entfernens und Wiederanbringens in einer Wundumgebung.
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Vorteilhaft ist das Medikament in
den Alginatfasern in einer Menge von mindestens 20 Gew.-% bezogen
auf das Gewicht der Alginatfaser vorhanden, vorzugsweise von mindestens
40 Gew.-% und noch stärker bevorzugt
in einer Menge von mindestens 60 Gew.-% bezogen auf das Gewicht
der Alginatfaser. Überraschend
wurde festgestellt, dass das Medikament geeigneterweise in einer
Menge von bis zu 100 Gew.-% in die Faser eingeschlossen werden kann,
bezogen auf das Gewicht der ursprünglichen Faser. (Solche Zahlen werden
auch für
verschiedene nachstehend beschriebene Ausführungsformen der Erfindung
bereitgestellt).
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Zu geeigneten Medikamenten für die Verwendung
in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Alginatfaser gehören antibakterielle
Mittel, beispielsweise Bisbiguanid-Derivate, wie Chlorhexidin, sowohl
in der Form der freien Base als auch als Acetat-, Gluconat- oder
Hydrochloridsalze; Nisin, ein in der Natur von verschiedenen Stämmen des
Bakteriums Streptococcus lactis erhältliches Polypeptid; Oxytetracyclin
und Tetracyclin selbst; Sulphonamid-Derivate, wie Sulphadiazin;
Antiprotozoenmittel, beispielsweise Imidazol-Derivate, wie Metronidazol;
Antimykotika, wie Chlorphenesin; Phenothiazin-Derivate, wie Promethazin
und Chlorpromazin; Nucleoside, wie Ioduridin; Hormone, wie Noradrenalin,
Insulin, Wachstumshormone, Secretin, Vasopressin, Substanz P und
dergleichen; Proteasen, wie Streptokinase, Streptodornase und dergleichen,
als Wundreinigungsmittel; Antibiotika, wie Gentamycinsulphat und
dergleichen; und entzündungshemmende
Mittel, beispielsweise Steroid-Derivate, wie Hydrocortison und Prednisolon,
Angiogenese-fördernde
Mittel und dergleichen.
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Alginatfasern gemäß der vorliegenden Erfindung
sind besonders geeignet zur Verwendung als Wundverbandsmaterial,
und durch die vorliegende Erfindung wird ein Wundverbandsmaterial
bereitgestellt, das im Ganzen oder zum Teil aus Alginatfasern besteht,
welche mindestens ein Medikament umfassen, das in deren Struktur
eingeschlossen ist; wobei das Medikament mit einem Gewicht von mindestens
10 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Faser, vorliegt.
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Geeigneterweise umfassen die erfindungsgemäßen Wundverbandsmaterialien
Polster aus Alginatfasern, und am zweckmäßigsten ist das Polster 0,5
bis 7,5 mm dick, und es ist vorzugsweise 1 bis 5 mm dick, zum Beispiel
1,5 bis 3 mm dick. Typische Polstergrößen sind rechteckig mit Seitenlängen von
4 bis 20 cm, beispielsweise 5 bis 15 cm, 10 × 10 cm und dergleichen, wenngleich
andere Formen, etwa rund, oval oder dergleichen, eingesetzt werden
können.
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Ein erfindungsgemäßes Wundverbandsmaterial kann
auch eine oder mehrere weitere Absorptionsschichten umfassen. Geeigneterweise
kann das Wundverbandsmaterial eine oder mehrere Absorptionsschichten
einschließen,
die auf einer beliebigen Seite der erfindungsgemäßen Alginatfaser angeordnet
sind.
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Geeigneterweise werden die weitere
Absorptionsschicht oder -schichten ausgewählt aus Alginatfasern, Karayagummi,
Johannisbrotgummi, Guargummi, Natriumacrylat, Polyvinylalkohol,
Pektin, Gelatine, Carboxymethylcellulose, hochmolekularen Carbowaxen,
Carboxypolymethylcollagen und Baumwolle.
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Zweckmäßig umfasst die Absorptionsschicht
Alginatfasern. Alginate werden von einer Vielzahl von Mikroorganismen
und Meeresalgen erzeugt, welche die normale kommerzielle Quelle
darstellen. Als natürliche Materialien
zeigen die Alginate beträchtliche
Vielfalt, sie sind aber dadurch charakterisiert, dass sie Blockcopolymere
sind, wobei die einzelnen Monosaccharid-Einheiten in Gruppen als Blöcke von
Mannurose(M)- und Gulurose(G)-Resten angeordnet sind. Zusätzlich zu
den wiederkehrenden Blöcken
kann jede Polymerkette einen Anteil alternierender M- und G-Monosaccharid-Einheiten
enthalten.
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Geeignete Alginatfasern, die in der
Absorptionsschicht eingesetzt werden, können hohen M- oder hohen G-Anteil
haben, typischerweise 60–80
Gew.-% M beziehungsweise G. Die Alginatfasern können hoch absorbierende Fasern
sein, die durch Schritt (1) bis (4) eines Verfahrens bereitgestellt
werden, im wesentlichen wie vorstehend beschrieben.
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Die Alginatfasern der weiteren Absorptionsschicht
oder -schichten können
zum Beispiel ein Vlies, gewebt oder gewirkt sein. Vorzugsweise ist
der Stoff ein Vlies, nicht nur vom Standpunkt der einfachen Herstellung,
sondern auch wegen der generellen Dimensionsstabilität von Vliesstoffen,
die sich anerkanntermaßen nicht
so leicht dehnen wie beispielsweise gewirkte Stoffe.
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Bei der Herstellung eines Vliesstoffes
kann eine Baumwollkarde verwendet werden, um eine Bahn zu erzeugen,
die dann kreuzgelegt wird, zum Beispiel mit einer Garnet Bywater
Kreuzleger, und danach in einem Garnet Bywater Nadelstuhl vernadelt
wird. Bei der Herstellung eines Gewebes können die Vorläufer-Alginatfasern
kardiert und dann zu einem Garn versponnen werden, welches in einem
herkömmlichen
Webstuhl gewoben werden kann.
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Alternativ können die Fasern, gemäß dem Verfahren,
das im britischen Patent Nr. 568177 beschrieben ist, in einem Spinngehäuse gesammelt
und gewoben werden. Bei der Herstellung einer Wirkware können die Fasern,
wiederum gemäß dem im
britischen Patent Nr. 568177 beschriebenen Verfahren, als ein kontinuierliches
Filamentgarn hergestellt werden, welches dann auf einer herkömmlichen
Wirkmaschine verstrickt wird.
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Das Wundverbandsmaterial gemäß der vorliegenden
Erfindung kann ferner mit einer Filmschicht versehen werden, die
geeigneterweise einen wasserdampfdurchlässigen Film, zum Beispiel ein
Polyurethan, Polyetherester oder ein Polyetheramid, umfasst. Zweckmäßig sind
solche Filme 15 bis 50 Mikrometer dick, gebräuchlicher 20 bis 30 Mikrometer,
beispielsweise 25 Mikrometer. Die Filmschicht kann direkt auf die
Oberfläche
des Alginatpolsters aufgebracht werden, wird aber geeigneter mittels
eines Klebstoffes angeklebt, wie beispielweise in WO 90/01954 oder
EP 0279118 beschrieben.
Solche Klebstoffe sind vorzugsweise wasserdampfdurchlässig, beispielsweise
ein Acryl-, Polyurethan- oder Polyether-Klebstoff, von denen Acrylklebstoffe bevorzugt
sind.
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Die aus der erfindungsgemäßen Alginatfaser
erzeugten Wundverbandsmaterialien sind vorteilhafterweise herkömmliche,
auf dem Fachgebiet bekannte Verbandsmaterialien. Zu Beispielen geeigneter
Verbandsmaterialien gehören
Bandagen, Verbandshaftstreifen, Inselverbände, Polster verschiedener
Art, chirurgische Schwämme
und Packungen und Stations-Verbände.
Solche Verbandsmaterialien können
mit Standardverfahren, die auf dem Fachgebiet bekannt sind, bequem
hergestellt werden.
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Die erfindungsgemäßen Fasern und Verbandsmaterialien
werden zweckdienlich in eine hermetisch versiegelte Hülle verpackt
und sterilisiert, z. B. mit Ethylenoxid oder durch Bestrahlung unter
Verwendung von Gamma-Strahlen oder eines Elektronenstrahls.
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In dem Fall, wo die Alginatfasern
als Wundverbandsmaterial eingesetzt werden sollen, gehören zu bevorzugten
Medikamenten Proteasen, wie Streptokinase, Streptodornase und dergleichen,
wobei die Proteasen als Wundreinigungsmittel zum Zersetzen von hartem
Schorf eingesetzt werden. Auf diese Weise kann die nachfolgende
Aufnahme des solubilisierten Schorfes, assoziierter Toxine und dergleichen
in denselben oder einen anschließend aufgebrachten Verbandstoff
erreicht werden.
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Falls die Alginatfasern als Wundverbandsmaterial
eingesetzt werden, werden die Fasern vorteilhafterweise in befeuchtetem
Zustand eingesetzt, um effiziente Freisetzung des Medikamentes an
die Wundumgebung zu erreichen.
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Durch die vorliegende Erfindung wird
ferner eine Verwendung von Alginatfasern, die mindestens ein Medikament,
welches in deren Struktur eingeschlossen ist, umfassen, wobei das
Medikament in einer Menge von mindestens 10 Gew.-% bezogen auf das
Gewicht der Faser vorliegt, für
die Herstellung eines Verbandsmaterials zur Verwendung bei der Behandlung
einer Wunde bereitgestellt.
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Wie vorstehend beschrieben, umfasst
das Verfahren vorteilhafterweise das Befeuchten der Alginatfaser.
Das Befeuchten der Alginatfaser kann entweder in situ, wenn der
Verbandstoff auf eine Wundumgebung aufgebracht wird, durch Aufnahme
von Exsudat aus der Wunde erreicht werden, oder die Fasern können vor dem
Aufbringen auf die Wundumgebung befeuchtet werden.
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Geeigneterweise kann die Faser entweder
mit reinem Wasser oder vorzugsweise mit Kochsalzösung befeuchtet werden. Das
hohe Wasserrückhaltevermögen der
Fasern stellt sicher, dass eine merkliche Wasserzufuhr von den befeuchteten
Fasern zu der Wundumgebung verfügbar
ist. Ein weiterer Vorteil der Fasern ist, dass sie nicht tropfen,
wenn sie auf eine gekrümmte
Oberfläche,
etwa einen Bereich des menschlichen Körpers, aufgebracht sind, im
Gegensatz zu herkömmlichen
Verbandstoffen, wie chirurgischer Gaze und Verbandwatte, die dazu
neigen, Wasser „ablaufen" zu lassen.
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Die Fasern können geeigneterweise in einem
vorbefeuchteten Zustand geliefert werden oder sie können alternativ
im trockenen Zustand geliefert werden mit Anweisungen für das Befeuchten vor
dem Ausbringen auf eine Wundumgebung. Wenn sie in einem vorbefeuchteten
Zustand geliefert werden, schließen die Fasern vorteilhafterweise
gebräuchliche
Konservierungsmittel ein, zum Beispiel Metasol D3T (Merck), Parasept
(Methylparaben) (Kaloma Chemical) oder Bromopol (2-Brom-2-nitro-1,3-propandiol)
(Boots Ltd.), um den biologischen Abbau der Faserbestandteile zu
verhindern oder verzögern.
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Die vorliegende Erfindung kann zweckmäßig in einem
Verfahren verwendet werden, welches das Ausbringen von Alginatfasern
auf eine Wundumgebung für
einen Zeitraum von 1 bis 16 Tagen, abhängig von der Akutheit der Wunde
und der beobachteten Heilung, beinhaltet. Im Falle einer rasch heilenden,
relativ unakuten Wunde, beinhaltet das Verfahren das Ausbringen
der Fasern auf eine Wundumgebung für 1 bis 2 Tage. Im Fall einer
akuten Wunde, etwa einer stark exsudierender Entzündung oder
Verbrennung, umfasst das Verfahren alternativ das Ausbringen der
Alginatfasern auf die Wundumgebung für bis zu 16 Tage.
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Zweckmäßig erfolgt das Entfernen der
Fasern von der in Behandlung befindlichen Wundumgebung ein oder
zwei Mal täglich.
Das Entfernen der Fasern beinhaltet zweckmäßig das Spülen mit reinem Wasser oder
Kochsalzlösung
und es kann ferner die Exzision von Verkrustungen oder Schorf umfassen,
zum Beispiel durch Entfernen der oberen Schicht der Verkrustung
oder des Schorfes.
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Erfindungsgemäße Alginatfasern sind auch
geeignet für
die Verwendung in Implantationszusammensetzungen, von denen gefordert
wird, dass sie einen hohen Gehalt an darin eingeschlossenen Medikamenten haben.
Zu geeigneten Implantationszusammensetzungen gehören bioabbaubare Arzneistoffabgabesysteme, die
in Polster- oder Bandform vorliegen können. Am geeignetsten ist das
Polster 0,5 bis 7,5 mm dick, und es ist vorzugsweise 1 bis 5 mm
dick, zum Beispiel 1, 5 bis 3 mm dick. Typische Bauschgrößen sind
rechteckig mit Seitenlängen
von 4 bis 20 cm, beispielsweise 5 bis 15 cm, 10 × 10 cm und dergleichen, wenngleich
andere Formen, wie rund, oval oder dergleichen, eingesetzt werden
können.
Das Band hat typischerweise 3 bis 5 mm Durchmesser und 10 bis 20
cm Länge
und erodiert typischerweise in einem Zeitraum von 1 bis 2 Wochen,
5 bis 7 Wochen und 3 bis 4 Monaten in den betreffenden Fällen, wo
solubilisierende, solubilisierende/insolubilisierende und insolubilisierende
Ionen eingesetzt werden.
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Das Arzneistoffabgabesystem schließt zweckmäßig ein
Antibiotikum ein, etwa Gentamycinsulphat, und in einer vorteilhaften
Anwendung der vorliegenden Erfindung wird das Abgabesystem, in Form
eines Polsters oder Bandes, an einem Infektionsort eingesetzt, oftmals
in einem Fall, wo ein Teil eines Knochens des Patienten entfernt
wurde. Eine weitere vorteilhafte Anwendung der vorliegenden Erfindung
liegt in der Zahnbehandlung, wobei zweckmäßig ein Band aus Alginatfasern
wie vorstehend beschrieben an einer Behandlungsstelle im Mund eines
Patienten verabreicht wird. In dieser letzteren Anwendung umfasst
ein bevorzugtes Medikament ein Antiprotozoenmittel, etwa Metronidazol.
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Geeigneterweise enthalten die Implantationszusammensetzungen
Alginatfasern mit einem mittleren oder hohen Guluronsäuregehalt,
womit gemeint ist, dass die Fasern 50 bis 80 Gew.-% Guluronsäure umfassen,
um die nicht-immunogenen Eigenschaften der Implantationszusammenetzungen
zu reduzieren.
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Die Zeit, die benötigt wird, um im wesentlichen
das gesamte in die Faserstruktur eineschlossene Medikament oder
die Medikamente freizusetzen, hängt
von Faktoren wie der Beschaffenheit des verwendeten Medikaments
oder der Medikamente, der verwendeten Menge an Medikament(en), und
der Durchlässigkeit der
Alginatfaser ab. Für
unterschiedliche klinische Situationen sind unterschiedliche Freisetzungsperioden
erforderlich. Typischerweise wird das oder jedes Medikament über einen
Zeitraum von Stunden, Tagen oder Wochen in die Umgebung freigesetzt,
in der es verwendet wird. Im Fall eines Wundverbandsmaterials, das
wie vorstehend beschrieben geeigneterweise von einer Wundumgebung
entfernt wird, findet die Freisetzung des Medikaments typischerweise über einen
Zeitraum von Stunden, etwa 6 bis 10 Stunden, statt. Im Fall einer
Implantationszusammensetzung, in der die erfindungsgemäße Alginatfaser
eingesetzt wird, wird das Medikament geeigneterweise über einen
Zeitraum von Tagen oder Wochen aus der Struktur der Faser freigesetzt.
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Die erfindungsgemäßen Alginatfasern können in
Bezug auf ihre einzigartigen thermischen Eigenschaften dadurch charakterisiert
werden, dass ein Diagramm der ersten Ableitung des prozentualen
Gewichtsverlustes der Faser mit der Temperatur gegen die Temperatur
zwei Maxima im Bereich von 100 bis 400°C aufweist.
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Im allgemeinen fallen die zwei Maxima
im Diagramm der ersten Ableitung des prozentualen Gewichtsverlustes
mit der Temperatur gegen die Temperatur für eine erfindungsgemäße Faser
in den Bereich 200 bis 300°C,
vorzugsweise 220 bis 290°C.
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1 zeigt
die thermogravimetrische Analyse (TGA) einer mit herkömmlichen
Verfahren hergestellten 80 : 20 Calcium : Natrium-Alginatfaser.
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2 zeigt
die thermogravimetrische Analyse (TGA) einer erfindungsgemäßen Faser,
die aus dem gleichen Ausgangsmaterial hergestellt wurde wie die
Faser der 1.
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3 zeigt
die Veränderung
des Wärmeflusses
mit der Temperatur für
eine herkömmliche
80 : 20 Calcium : Natrium-Alginatfaser und eine entsprechende erfindungsgemäße Faser.
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4 zeigt
die thermogravimetrische Analyse einer herkömmlichen Faser, einer erfindungsgemäßen Faser
mit hohem Aufnahmevermögen
und einer solchen Faser, die mit Calcium-Ionen behandelt ist.
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5 zeigt
eine Apparatur, die zur Ermittlung des Aufnahmevermögens geeignet
ist.
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6 zeigt
ein Umlaufsystem, das für
die Verwendung in einem Verfahren zur Herstellung von erfindungsgemäßen Fasern
geeignet ist.
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Die thermogravimetrische Analyse
wurde unter Verwendung eines Gerätes
2954TGA, hergestellt von TA Instruments, Delaware, USA, vorgenommen.
Die Dynamische-Differenz-Scanning-Kalorimetrie (DSC) wurde unter Verwendung
eines DSC7, hergestellt von Perkin-Elmer, vorgenommen.
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1 zeigt
den prozentualen Gewichtsverlust einer herkömmlichen Alginatfaser mit steigender
Temperatur sowie die erste Ableitung dieser Funktion. Die Ableitung
weist ein einzelnes Maximum bei ungefähr 240°C auf. Im Gegensatz dazu hat
die erste Ableitung des prozentualen Gewichtsverlustes mit der Temperatur für eine entsprechende
erfindungsgemäße Faser,
in 2 gezeigt, zwei Peaks,
einen bei einer niedrigeren Temperatur als das für die herkömmliche Faser beobachtete Maximum
(ungefähr
225°C) und
einen bei einer höheren
Temperatur als das für
die herkömmliche
Faser beobachtete Maximum (ungefähr
280°C).
Diese „Aufspaltung" des Ableitungsmaximums
der herkömmlichen
Faser gleicher Zusammensetzung ist charakteristisch für erfindungsgemäße Fasern.
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3 zeigt
ebenfalls Unterschiede in den thermischen Eigenschaften einer herkömmlichen
Alginatfaser und einer erfindungsgemäßen Faser. Der Wärmefluss
ist im Ergebnis ein Maß für die Enthalpie,
die mit einer Umwandlung, Reaktion oder Zersetzung verknüpft ist.
Die in 3 gezeigte Glasübergangstemperatur (Tg)
ist für
beide Fasern gleich (288°C).
Es ist jedoch ersichtlich, dass der Übergang für die herkömmliche Faser breit ist und
sich über
etwa 50°C
hinzieht, wogegen derjenige für
die erfindungsgemäße Faser
scharf ist und sich über
weniger als 20°C
erstreckt.
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Demnach kann eine erfindungsgemäße Alginatfaser
weiter dadurch charakterisiert werden, dass ihr Glasübergangsbereich
geringer als 30°C
ist, wie etwa 26°C.
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Alginatfasern, die in erfindungsgemäßen Geweben
eingesetzt werden, können
ferner hinsichtlich ihres dielektrischen Verhaltens charakterisiert
werden. Für
Polymere ist die Dielektrizitätskonstante
abhängig
von der Leichtigkeit, mit der sich das Polymer als Reaktion auf
ein angelegtes Feld selbst orientiert, und dies ist eine Funktion
der Struktur des Polymers. Die Konstante wird am einfachsten als
das Verhältnis
zwischen den in Phase und außer
Phase befindlichen Komponenten des dynamischen Feldes ausgedrückt. Dieses
wird üblicherweise
als tan δ ausgedrückt. Beim
Messen von tan δ werden
Mehrfachpeaks normalerweise auf Grund einer Vielzahl von Relaxationsphänomenen
registriert. Wir fanden, dass Alginatfasern, die zur Verwendung
in den erfindungsgemäßen Geweben
geeignet sind, tan δ-Werte
im Bereich von weniger als 1 bis zu 15 Hz haben. Herkömmliche
Alginatfasern haben tan δ-Werte
von 40 Hz bis 7000 Hz.
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Erfindungsgemäße Alginatfasern können durch
die folgenden Schritte hergestellt werden:
- (1)
Behandeln von Alginatfasern mit einer geeigneten Säure, um
Fasern herzustellen, welche etwa 90–98%, insbesondere 95–98%, Alginsäurefasern
umfassen;
- (2) Behandeln der Alginsäurefasern
mit einer gesättigten
wässrigen
Lösung
von ein- oder zweiwertigen Kationen;
- (3) Waschen der Fasern mit Wasser, bis die Aufnahme von Wasser
durch die Fasern wirksam beendet ist;
- (4) Behandeln der Fasern mit einer Kationenquelle, welche ein
wasserlösliches
Alginatsalz bilden kann.
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Die in Schritt 1 als Ausgangsmaterial
verwendeten Fasern können
herkömmliche,
mit Salz versetzte Alginatfasern sein (zum Beispiel Natrium-, Calcium-,
gemischte Natrium/Calcium-Fasern,
die in üblicher
Weise hergestellt wurden, zum Beispiel aus 2–10%-igen (Gew./Gew.) Lösungen,
beispielsweise 4%-iger Lösung).
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Am geeignetsten sind die Alginatfasern
zur Verwendung in Schritt (1) Calcium-Alginatfasern, die aus einer
Spinnlösung
von 2 bis 8 Gew.-% Natriumalginat, geeigneterweise 4 bis 6 Gew.-%,
geponnen werden können,
wobei auf dem Fachgebiet gebräuchliche
Verfahren eingesetzt werden.
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Zu geeigneten Säuren für die Verwendung in Schritt
(1) gehören
Säuren,
die zur Protonierung von Alginsäure
in der Lage sind, und sie können
sowohl organische als auch anorganische Säuren einschließen. Vorzugsweise
wird Salzsäure
verwendet. Bei den erhaltenen Alginsäurefasern liegen vorzugsweise
mindestens 95% der Säurereste
nicht in der Salzform vor.
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Zu geeigneten ein- oder zweiwertigen
Kationen zur Verwendung in Schritt (2) gehören Lösungen von Natrium-, Kalium-
und Magnesium-Kationen. Vorzugsweise wird ein pharmazeutisch verträgliches
einwertiges Kation verwendet, am stärksten bevorzugt ein Natrium-Ion.
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Schritt (3) wird vorzugsweise durch
Waschen der Fasern in einem Strom von deionisiertem Wasser bewirkt.
Wünschenswerterweise
kann Schritt (3) abgebrochen werden, wenn die Quellung aufgehört hat.
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Zu Kationen, die wasserlösliche Alginatsalze
bilden können,
gehören
beispielsweise Natrium-, Kalium-, Lithium-, Ammonium- und Magnesium-Kationen.
Die in Schritt (4) verwendete Kationenquelle, die ein wasserlösliches
Alginatsalz bilden kann, ist vorzugsweise eine Quelle für Natrium-Kationen,
stärker
bevorzugt Natriumcarbonat. Andere Carbonate können in gleicher Weise verwendet
werden, um die alternativen Salze zu erzeugen.
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Kleine Mengen anderer Ionen (zum
Beispiel Zink oder Silber) können,
falls erwünscht,
in Schritt (4) vorliegen, aber im allgemeinen können diese nach Beendigung
von Schritt (4) in die Faser eingeschlossen werden, falls ihre Anwesenheit
erforderlich ist.
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Ein Verfahren zur Behandlung des
Produktes aus dem vorstehenden Verfahren zum Einschluss anderer
Ionen besteht im Behandeln des Produktes mit einer wässrigen
Lösung
einer Quelle dieser Ionen.
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Die Fasern können am Ende von Schritt (4)
durch Filtration oder ein anderes geeignetes Verfahren gesammelt
werden und können
getrocknet werden, zum Beispiel durch Behandlung mit Aceton und
danach Trocknen in Luft. Es ist einer der Vorteile dieser Erfindung,
dass die Fasern mit hohem Aufnahmevermögen getrocknet werden können, ohne
ihr hohes Aufnahmeermögen
zu verlieren, wenn sie wieder befeuchtet werden.
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Die Fasern haben zweckmäßig eine
Stapellänge
von 0,25 bis 25 mm, gebräuchlicher
0,5 bis 15 mm, vorteilhaft 1 bis 12 mm und vorzugsweise 1,5 bis
10 mm.
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Das Alginat kann aus einer beliebigen
geeigneten Quelle erhalten werden, zum Beispiel L. Hyperbola oder
Eclonia Maxima, wovon Eclonia Maxima bevorzugt ist.
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Die gemäß dem vorstehend beschriebenen
Verfahren hergestellten Fasern können
unter Verwendung gebräuchlicher
Verfahren getrocknet werden, zum Beispiel unter Verwendung von Aceton
oder Heißlufttrocknung.
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Zusätzlich zu den vorstehend genannten
Medikamenten wurde ferner festgestellt, dass Hyaluronsäure in wie
vorstehend hergestellte Fasern eingeschlossen werden kann.
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Hyaluronsäure (nachstehend als HA bezeichnet)
ist ein natürliches
Mucopolysaccharid hoher Viskosität,
das im allgemeinen einen Molekulargewichtsbereich von 3 × 103 bis 8 × 106 Dalton hat (wenngleich es Berichte über HA mit
Molekulargewichten in der Höhe
von 13 × 106 gibt), abhängig von Quelle, Isolierungsmethode
und Bestimmungsmethode. Die Isolierung und Charakterisierung von
HA sind beschrieben in Meyer et al., J. Biol. Chem. 107 (1934),
629; J. Biol. Chem. 114 (1936), 689; Balazs, Fed. Proc. 17 (1958),
1086; Laurent et al., Biochem. Biophys. Acta 42 (1960), 476 ; Weissuran
et al., J. Am. Chem. Soc. 76 (1954), 1753; und Meyer, Fed. Proc.
17 (1958), 1075.
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HA wird normalerweise als ihr Natriumsalz
eingesetzt, obwohl einige andere salzbildende Ionen, etwa Kalium
oder Calcium oder dergleichen, ebenfalls vorhanden sein können. Alle
derartigen physiologisch verträglichen
Formen und speziell das Natriumsalz sind hier in dem Begriff HA
eingeschlossen.
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HA wird häufig in der Augenchirurgie
als Ersatz für
subretinale Flüssigkeit
und Glaskörperflüssigkeit verwendet.
HA kann auch als Ersatz für
Gelenkschmiere verwendet werden, die als Folge chirurgischer Eingriffe
oder chronischer entzündlicher
Erkrankungen, wie rheumatische Arthritis, verloren geht. Von HA
ist auch bekannt, dass sie bei der Wundheilung und Angiogenese beteiligt
ist. Von einem Wundverbandsmaterial, das in der Lage ist, für verlängerte Freisetzung
von Hyaluronsäure
zu sorgen, könnte
deshalb erwartet werden, dass es die Wundheilung und/oder Angiogenese
fördert.
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Es werden dementsprechend ferner
erfindungsgemäße Fasern
bereitgestellt, die zusätzlich
Hyaluronsäure
umfassen.
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Ein geeigneter mittlerer Molekulargewichtsbereich
für HA
zur Verwendung in den erfindungsgemäßen Fasern ist 1,5 × 103 bis 2 × 106, etwa 1 × 104 bis
1 × 106, vorzugsweise 1,5 × 104 bis
1 × 105, stärker
bevorzugt etwa 7,5 × 104.
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Es wird angenommen, dass die in erfindungsgemäßen Fasern
eingeschlossene HA in Zwischenräumen
oder „Taschen" in der inneren Struktur
der Faser vorliegt und dass die Freisetzung der HA aus der Faser in
die Umgebung, in der sie verwendet wird in einer andauernden Weise
stattfindet, wenn die Faser unter den Gebrauchsbedingungen aufquillt.
Zum Beispiel können
erfindungsgemäße Fasern,
die HA enthalten, in die Form eines Gewebes gebracht werden, das
zur Herstellung eines Exsudat verwendet wird. Wenn das Verbandsmaterial
Wundabsonderung absorbiert, quellen die Fasern und HA wird in andauernder
Weise zur Wunde befördert.
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Der Einschluss von HA in die erfindungsgemäßen Fasern
kann erreicht werden, indem wie vorstehend hergestellte Fasern mit
einer wässrigen
Lösung
von HA in Kontakt gebracht werden und danach mit einer geeigneten
wässrigen
ionischen Lösung,
etwa einer Lösung
von Calcium-, Magnesium- oder Zink-Kationen, vorzugsweise einer
Lösung
von Calcium-Kationen, stärker
bevorzugt wässriger
Calciumchlorid-Lösung.
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Alginat-Gewebefasern, die im Anschluss
an Schritt (4) gesammelt wurden, haben ein beträchtlich verbessertes Aufnahmevermögen in Vergleich
zu Fasern, die aus herkömmlichen
Alginatfasern hergestellt wurden. Genauer beträgt das Aufnahmevermögen der
Fasern mindestens 40,0 Gramm deionisiertes Wasser pro Gramm Faser,
gemessen unter Bezugnahme auf das in der hier angefügten 4 vorgestellte Prüfverfahren. Die
Faser hat demnach ein Aufnahmevermögen von mindestens dem 40-fachen
ihres eigenen Gewichtes an deionisiertem Wasser und geeigneter mindestens
dem 60-fachen und am geeignetsten mindestens dem 80-fachen ihres eigenen
Gewichtes an deionisiertem Wasser. Typischerweise hat die Faser
ein viel größeres Aufnahmevermögen, zum
Beispiel das 80- bis 280-fache ihres eigenen Gewichtes, wie etwa
120 Gramm deionisiertes Wasser pro Gramm Faser.
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Die Löslichkeit der Fasern kann modifiziert
werden, indem der Neutralisationsgrad der nicht in Salzform vorliegenden
Carbonylgruppe durch das solubilisierende Ion gewählt wird.
So werden zum Beispiel, wenn eine Faserbahnenmaterial (wie es in
einem Verbandsmaterial eingesetzt werden kann) benötigt wird,
das hohes Aufnahmevermögen
hat, aber als gequollene Fasern intakt bleibt, die Fasern unter
Bedingungen hergestellt, bei denen ein kleiner Anteil von restlichen
Carboxylgruppen erhalten bleibt (zum Beispiel durch Verwendung von
Mengen an Na2CO3 oder
dergleichen, die für
das Bewirken vollständiger
Neutralisation nicht ausreichen). Alternativ kann das Material vollständig löslich gemacht
werden, indem im wesentlichen alle Carboxylreste, die nicht in Salzform
vorliegen durch ein solubilisierendes Ion ersetzt werden, etwa Natrium
(zum Beispiel durch Verwendung von einer Menge Na2CO3, die mindestens zum Bewirken vollständiger Neutralisation ausreicht
oder dergleichen).
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Zweckmäßig umfassen die erfindungsgemäßen Alginatfasern
ein Mischsalzalginat mit ersten und zweiten Kationen, wobei das
erste Kation ein unlösliches
Alginatsalz bilden kann und das zweite Kation ein lösliches
Alginatsalz bilden kann. Geeigneterweise ist das erste Kation Calcium,
wenngleich offensichtlich ist, dass andere Kationen, wie Zink und
dergleichen, eingesetzt werden könnten.
Typischerweise umfasst das zweite Kation ein solubilisierendes Kation,
wie Natrium, Kalium, Lithium, Ammonium, Magnesium und dergleichen,
wobei Natrium bevorzugt ist.
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Geeignete Verhältnisse von ersten (insolubilisierenden)
zu zweiten (solubilisierenden) Kationen liegen im Bereich von 30
: 70 Gew.-% bis 100 : 0 Gew.-%. Günstiger liegt das Verhältnis von
insolubilisierenden zu solubilisierenden Kationen bei 70 : 30 bis
100 : 0 Gew.-%, und noch günstiger
bei 80 : 20 bis 100 : 0 Gew.-%.
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Ein Verfahren zur Herstellung von
Fasern mit höherem
Gehalt an insolubilisierenden Kationen, etwa Calcium, als jene,
die direkt mit dem wie vorstehend beschriebenen Verfahren, welches
ausreichend Na2CO3 einsetzt,
hergestellt sind, besteht darin, die Faser mit insolubilisierenden
Ionen zu behandeln, etwa Calcium-Ionen, beispielsweise aus einer
Lösung
von Calciumchlorid oder dergleichen, so dass einige der Natrium-Ionen durch
Calcium-Ionen ersetzt werden.
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Ein Verfahren zur Herstellung von
erfindungsgemäßen Alginatfasern
umfasst geeigneterweise das In-Kontakt-Bringen von einem oder mehreren
Medikamenten mit Alginatfasern oder einer Suspension des Alginats,
um die Aufnahme des Medikaments in die Struktur der erhaltenen Alginatfaser
in einer Menge von mindestens 10 Gew.-% zu bewirken, bezogen auf
das Gewicht der Faser.
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Das Medikament oder die Medikamente
können
zweckmäßig in die
Struktur eines Mischsalz-Alginates eingeschlossen
werden, indem das Alginat in deionisiertem Wasser suspendiert wird
und das Medikament der Suspension zugesetzt wird. Dem folgt im allgemeinen
Rühren über 6 bis
10 Stunden, typischerweise 8 Stunden, sowie das Abtrennen der Faser
durch Filtration. Zweckmäßig wird
das Filtrat mit einem trocknenden Lösungsmittel, etwa Aceton, gewaschen
und gegebenenfalls in Luft getrocknet.
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Alternativ können das Medikament oder die
Medikamente in die Struktur eines Mischsalzalginates eingeschlossen
werden, indem eine Lösung
des Medikaments oder seines Salzes durch ein Polster aus Alginatfasern
im Kreislauf geführt
wird, wobei geeigneterweise ein Umlaufsystem eingesetzt wird, wie
es hier in 6 gezeigt
und in den Beispielen genauer beschrieben ist. Zweckmäßig wird
eine gepufferte Lösung
eines Medikaments für
3 bis 5 Stunden, typischerweise 4 Stunden, durch ein Polster aus
Alginatfasern zirkuliert. Die Fasern werden dann entfernt, gewaschen
und in Luft getrocknet.
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PRÜFVERFAHREN 1
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Die für die Bestimmung des Aufnahmevermögens verwendete
Apparatur ist in 5 dargestellt
und besteht aus Wasserbad 1, enthaltend eine 0,9%-ige (w/w)
wässrige
Kochsalzlösung
oder deionisiertes Wasser; Absorptionsstreifen 2, Bürette 3,
oberschaliger Waage 4 und Überlauf 5.
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Die Dicke des Absorptionsstreifens 2 ist
im wesentlichen äquivalent
zu derjenigen des Verbandsmaterials 7. Das Filterpapier 8 hat
im wesentlichen die gleichen planaren Dimensionen wie das Verbandsmaterial 7,
aber nicht unbedingt die gleiche Dicke.
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Die Apparatur wird so eingerichtet,
dass die Oberfläche 6 des
Niveaus von Kochsalzlösung
oder Wasser mit der obersten Fläche
der oberschaligen Waage 4 übereinstimmt. Die Austritt
von Flüssigkeit
aus der Bürette 3 wird
dann auf ungefähr
1,5 ml pro Minute eingestellt. Dann wird der Absorptionsstreifen 2 gesättigt und zwischen
dem Bad 1 und der Waage 4 angebracht, wie in 5 dargestellt. Die Waage 4 wird
dann tariert. Ein gewogenes Verbandsmaterial 7 und Filterpapier 8 (auf
die Größe zugeschnitten)
wird wie in 4 dargestellt angeordnet.
Es muss darauf geachtet werden sicherzustellen, dass der am weitesten
von Wasserbad 1 entfernte Rand des Absorptionsstreifens 2 nicht über den
entsprechenden Rand des Verbandsmaterials 7 hinausragt,
wie in 4 gezeigt.
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Nach 6 Minuten wird das
an der Waage 4 angezeigte Gewicht registriert. Das Verbandsmaterial 7 und Filterpapier 8 werden
dann entfernt und jegliches Restgewicht auf der Waage 4 wird
notiert.
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Das Aufnahmevermögen wird basierend auf der
nachstehenden Gleichung ermittelt:
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PRÜFVERFAHREN 2
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Der tan δ-Wert einer Faser wurde ermittelt
unter Verwendung eines Thurlby Thandor TG502 Sweep/Funktionsgenerators,
eines Tectronics 2212 Digitalspeicher-Oszilloskops und einer Kapazitäts-Messzelle
(Plattenfläche
16 cm2, ausgestattet mit einem 22 kΩ Widerstand).
Das zu prüfende
Material wurde in einen kleinen Schraubstock eingelegt und der Schraubstock
geschlossen. Der Abstand zwischen den Platten wurde mit einer Schieblehre
gemessen und die Erdung zwischen dem Schraubstock und dem Erdungsanschluss
der Kapazitäts-Messzelle
wurde vorgenommen. Dann wurden der Funktionsgenerator und das Oszilloskop
verbunden und die Amplitude der angelegten Sinusspannung zusammen
mit dem Spannungsabfall über
den Widerstand sowie dem Phasenwinkel zwischen dem angelegten Spannungssignal
und dem Strom gemessen. Die Frequenz des angelegten Feldes wurde
dann verändert
und die Messungen wurden für
viele Punkte im Bereich 5 mHz bis 5 MHz wiederholt.
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Die folgenden nicht einschränkenden
Beispiele sollen die vorliegende Erfindung veranschaulichen.
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Beispiel 1 beschreibt die Herstellung
eines Mischsalz-Alginates, das für
den Einschluss eines Medikamentes in die Struktur der Faser geeignet
ist, um Alginatfasern gemäß der vorliegenden
Erfindung herzustellen. Die Beispiele 2 und 3 beschreiben alternative
Verfahren zur Herstellung von erfindungsgemäßen Alginatfasern.
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BEISPIEL 1
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Calciumalginatfasern wurden aus einer
Spinnlösung,
die 4 bis 6% Natriumalginat enthielt, unter Einsatz herkömmlicher
Verfahren gesponnen, und 4 g der erhaltenen Calciumalginatfasern
wurden 20–30
Sekunden in 1 M Salzsäure
(1 Liter) getaucht. Der Grad der Säureumwandlung wurde aus den
relativen Intensitäten der
Peaks bei 1720 cm–1 und 1600 cm–1 im
Infrarotspektrum ermittelt, um sicherzustellen, dass der Umwandlungsgrad über 95%
lag. Die Faser wurde dann mit Wasser gewaschen und in gesättigte Kochsalzlösung (2 Liter)
getaucht. Die Faser wurde dann auf die erforderliche Stapellänge zerschnitten.
Nach dem Zuschneiden auf die passende Länge wurde die Faser in ein
Rührgefäß, das deionisiertes
Wasser (2 Liter) enthielt, dispergiert. Die Fasern wurden in einem
Strom von fließendem
Wasser gewaschen, bis sie auf ihre maximale Ausdehnung aufquollen
und kein Natriumchlorid im Eluent nachzuweisen war. Natriumcarbonatlösung (0,1
M) wurde dann in Aliquoten von 1 ml zugesetzt, während pH-Wert und Leitfähigkeit
des Mediums überwacht
wurden. Es wurde darauf geachtet sicherzustellen, dass der pH-Wert
6,5 nicht überstieg.
Nach der Zugabe von ungefähr
12 ml Natriumcarbonatlösung
(Anzeige am Leitfähigkeitsmessgerät zwischen
180 und 200 Mikro-Siemens) wurde das Material filtriert und mit
Aceton getrocknet, gefolgt von Lufttrocknung.
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Das Produkt wurde in Wasser (200
cm3) re-suspendiert und durch einen Büchnertrichter
filtriert. Drei Aliquote (50 cm3) von Calciumchloridlösung (0,1
M) wurden dann langsam durch das Polster filtriert, gefolgt von
Waschen mit Wasser (200 cm3). Das Polster
wurde entfernt und der Calcium/Natrium-Gehalt durch Atomabsorptionsspektroskopie
bestimmt (99% Calcium, 1% Natrium). Dann wurde das Polster bei Raumtemperatur an
Luft getrocknet.
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Das Aufnahmevermögen wird basierend auf der
nachstehenden Gleichung ermittelt:
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BEISPIEL 2
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Wie in Beispiel 1 hergestellte Alginatfaser
(5 g) wurde in deionisiertem Wasser (80 cm3)
suspendiert. 3 g Protease (Rohmaterial aus Rinderpankreas) wurden
tropfenweise zugegeben, während
stark gerührt
wurde. Das Rühren
wurde 8 Stunden fortgesetzt. Die festen Fasern wurden dann durch
Filtration abgetrennt und das Filtrat wurde mit 3 Aliquoten Aceton
(jeweils 100 cm3) gewaschen. Das Produkt
wurde dann luftgetrocknet und es enthielt 60 Gew.-% Protease.
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BEISPIEL 3
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Die wie in Beispiel 1 hergestellte
Alginatfaser 9 (0,4 g) wurde in einen Filterhalter 10 eingebracht
und der Filterhalter 10 wurde mit dem in 6 gezeigten Umlaufsystem verbunden. TRIS-HCl-Puffer (pH 7,2, 0,2 cm3) wurde in Wasser (30 cm3)
gegeben und in ein Reservoir 11 eingebracht, und eine Pumpe 12 wurde
auf eine Umwälzung
von ungefähr
2 cm3 pro Minute eingestellt.
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0,3 g Protease (Rohmaterial aus Rinderpankreas),
gelöst
in der minimalen Wassermenge, wurden über eine Zeitspanne von 4 Stunden
tropfenweise in Reservoir 11 gegeben, während im Umlauf geführt wurde. Der
Umlauf wurde weitere 4 Stunden fortgesetzt. Dann wurde das Polster
entfernt, in Wasser (20 cm3) gewaschen,
luftgetrocknet, und es enthielt 75 Gew.-% Protease.
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BEISPIEL 4
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Tan δ-Werte wurden gemäß dem vorstehenden
Prüfverfahren
2 für eine Reihe
von Faserproben gemessen. Die Ergebnisse waren wie folgt: