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Die Erfindung betrifft einen Hygienenachrüstsatz, insbesondere für Türklinken oder einen Türknauf.
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Türen mit einem einseitigen Türanschlag und einer üblichen Türklinke oder einem Türknauf werden durch Herunterdrücken der Türklinke bzw. Drehen des Türknaufs entriegelt und können anschließend mit einer Druck- oder Zugbewegung aufgeschwenkt werden. Falls die Tür dabei in Richtung zur öffnenden Person hin aufgezogen werden muss, ist dazu die Türklinke mit der vollen Handinnenfläche zu umschließen, um sie zu öffnen. In die andere Richtung, also von der öffnenden Person weg, kann die Tür hingegen bei Bedarf auch mit dem Ellenbogen entriegelt und z.B. mit der Schulter aufgedrückt werden.
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In Kombination mit einer elektromechanischen Entriegelung muss die Tür hingegen an dem Türknauf auf sich zu gezogen werden, um die Türe passieren zu können. Auch in diesem Fall muss der Knauf mit der vollen Handinnenfläche umschlossen werden. Auch in diesem Fall kann in die andere Richtung die Tür auch alternativ mit dem Arm oder der Schulter aufgedrückt werden.
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Im öffentlichen Bereich, also in Gebäuden, die von einer Vielzahl verschiedener Personen genutzt werden wie insbesondere Büro- oder Dienstgebäude, bedingen diese Öffnungsmechanismen, dass die entsprechenden Handgriffe oder Bauteile von einer Vielzahl von Personen, ggf. auch in sehr kurzem zeitlichen Abstand voneinander, betätigt und damit berührt werden. Dies führt allerdings dazu, dass solche Türöffner zu einem potentiellen Risiko der Übertragung von Keimen oder Infektionsherden werden können; solche Türklinken können somit ein Kontaminationsrisiko darstellen. Dem könnte bei herkömmlicher Ausgestaltung dadurch begegnet werden, dass der Benutzer, also die öffnende Person, den Ellbogen oder Unterarm, üblicherweise bedeckt durch ein Kleidungsstück, anstelle der Hände zum Betätigen der Klinke nutzt. Dies ist aber teilweise und insbesondere in Abhängigkeit von den zur Öffnung benötigten Kräften oder Momenten nur bedingt oder im Fall eines Türknaufs nahezu gar nicht möglich, insbesondere wenn die Tür beim Öffnen zur öffnenden Person hin aufgezogen werden muss.
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Der Neuerung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Nachrüstsatz für eine Türklinke oder einen Türknauf anzugeben, mit dem in der Art eines Hygienenachrüstsatzes auch bei einer Nutzung durch viele Personen das durch die Türklinke bzw. den Türknauf bedingte Kontaminationsrisiko besonders gering gehalten werden kann.
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Diese Aufgabe wird neuerungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Vorteilhafte Ausgetaltungen der Neuerung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass vorhandene Türen, insbesondere durch Nachrüstung der jeweiligen Klinke oder des jeweiligen Knaufs, gezielt für eine konsequente Nutzbarkeit des Ellbogens, des Unterarms oder der Handgelenke anstelle der Hände zum Öffnen ertüchtigt werden sollten. Um dies auch bei vergleichsweise großen aufzuwendenden Kräften oder Momenten sicher zu ermöglichen, sollten mittels eines Anbau- oder Nachrüstsets gezielt geeignete Angriffsflächen oder -punkte für Unterarm oder Ellbogen bereitgestellt werden. Insbesondere sollte die jeweilige Tür mit einem geeigneten Hebel oder Hebelsystem derart ausgestattet oder erweitert werden, dass die jeweilige Tür aus dem Handgelenk einfach entriegelt und aufgezogen bzw. aufgedrückt werden kann, ohne die Handinnenflächen benutzen zu müssen.
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Dazu ist erfindungsgemäß ein Betätigungs-Ausleger vorgesehen, der mittels einer Klemmung an der jeweiligen Türklinke oder dem jeweiligen Türknauf befestigt werden kann.
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Der Betätigungs-Ausleger ist dabei seinerseits vorteilhafterweise im Sinne einer möglichst gering gehaltenen möglichen Kontaktfläche und entsprechend mit vergleichsweise gering gehaltenem äußeren Durchmesser, besonders bevorzugt von weniger als 5cm, ausgeführt.
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Die Klemmung kann ein- oder mehrteilig ausgeführt sein und ist vorzugsweise in der Art einer Schelle an der jeweiligen Klinke oder dem jeweiligen Knauf anbringbar.
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Insbesondere kann dafür die Schelle als mehrteiliges Blockschellenpaar oder alternativ einteilig als Bandschelle ausgeführt sein. Dadurch ist, insbesondere bei geeigneter Wahl der entsprechenden Geometrieparameter wie insbesondere des Parameterbereichs der einstellbaren Innendurchmesser des Schellenauges in der Art einer standardisierten Ausführung in einer einzigen Bauweise auch eine Vielzahl verschiedenartiger oder unterschiedlich dimensionierter Türklinken nachrüstbar.
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Vorteilhafterweise ist somit der Nachrüstsatz gebildet aus einer Klemmeinheit und dem Betätigungs-Ausleger, die in der Art einers Baukastensystem zusammengesetzt oder kombiniert sind. Die durch den Betätigungs-Ausleger gebildete, an der Klemmeinheit zu fixierende Hebel/Hebelkombination ist dabei vorzugsweise ihrerseits variabel ausgestaltet, beispielsweise durch die Wahl geeigneter Verbindungselemente, so dass sie bedarfsweise individuell auf die jeweilige Nutzungssituation abgestimmt zusammen gestellt und montiert werden kann.
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Durch eine in weiterer vorteilhafter Ausgetaltung vorgesehene flexible oder elastische Ausgestaltung der Klemmeinheit, insbesondere in deren inneren, für den Kontakt mit der Türklinke bzw. dem Türknauf vorgesehenen Oberflächen, kann eine Vielzahl von Türklinken/-knaufen/-griffen mit unterschiedlichsten Querschnittsformen und - dimensionen abgedeckt werden. Zusätzlich soll damit auch ein Schutz der vorhandenen Türklinke/-knauf/-griff erreicht werden, der einen schadlosen Rückbau erlaubt.
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Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch die Anbringung des Betätigungs-Auslegers an der Türklinke bzw. dem Türknauf die Notwendigkeit entfällt, die Hand-Innenflächen zum Öffnen der Tür zu benutzen. Damit ist das Risiko einer Kontamination, insbesondere im Hinblick auf die so genannten Schmier-Infektion, deutlich verringert. Alternativ zu ungeschützten Handflächen werden in gleicher Weise auch die Handzonen von hochreinen oder keimfreien Handschuhen vor Verunreinigungen oder deren Übertragung geschützt.
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Damit wird insgesamt die Übertragungsmöglichkeit von Keimen und Viren erheblich reduziert.
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Der besondere Vorteil der Erfindung beruht darauf, dass auch bestehende Türverriegelungen einfach, schnell und preiswert, insbesondere ohne die Notwendigkeit einer motorischen Lösung oder von größeren Umbauten, im Sinne einer verbesserten Hygiene nachgerüstet werden können.
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Bei einem geeigneten Baukasten können bei vielen verschiedenen Türsystemen/- anordnungen und Schließsystemen einfach und schnell deutlich hygienischer geöffnet und auch verschlossen werden. Das gilt sowohl für den häuslichen als auch für den öffentlichen Bereich, wie z.B. stark frequentierte Eingangs- und Ausgangstüren, aber auch besonders hygienekritischen Türe wie öffentlich zugängliche Toiletten.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- 1 eine Tür mit Türklinke,
- 2 die Türklinke der Tür nach 1 mit anmontiertem Hygiene-Nachrüstsatz,
- 3 den Hygiene-Nachrüstsatz gem. 2 in perspektivischer Ansicht,
- 4 den Hygiene-Nachrüstsatz gem. 2 in Explosionsdarstellung,
- 5 die Türklinke der Tür gem. 1 bei Betätigung ohne Hygiene-Nachrüstsatz,
- 6 die Türklinke der Tür gem. 1 bei Betätigung mit Hygiene-Nachrüstsatz,
- 7 eine Tür mit Türknauf,
- 8 den Türknauf der Tür nach 7 mit anmontiertem Hygiene-Nachrüstsatz,
- 9 den Hygiene-Nachrüstsatz gem. 8 in perspektivischer Ansicht,
- 10 den Hygiene-Nachrüstsatz gem. 8 in Explosionsdarstellung,
- 11 die Türklinke der Tür gem. 7 bei Betätigung ohne Hygiene-Nachrüstsatz, und
- 12 die Türklinke der Tür gem. 7 bei Betätigung mit Hygiene-Nachrüstsatz.
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Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
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Die Tür 1 gem. 1 einseitigem Türanschlag ist mit einer herkömmlichen, handelsüblichen Türklinke 2 versehen. Durch Herunterdrücken der Türklinke 2 kann das Schnappschloss der Tür 1 entriegelt werden, so dass diese anschließend mit einer Druck- oder Zugbewegung aufgeschwenkt werden kann.
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Um bei einer Benutzung der Tür 1 durch eine Vielzahl von Personen, beispielsweise in öffentlichen Gebäuden, Büros, öffentlichen Toiletten oder dergleichen das Kontaminationsrisiko und somit das Risiko der Weitergabe von Keimen oder Verunreinigungen zwischen verschiedenen Personen deutlich zu vermindern, ist die Türklinke 2 im in 2 gezeigten Zustand mit einem nachrüstbaren Hygiene-Nachrüstsatz 4 versehen. Dieser soll die Betätigung der Türklinke 2, unter Vermeidung des Einsatzes der Handinnenflächen, durch den Ellbogen, den Unterarm oder den Bereich des Handgelenks des Benutzers ermöglichen, da diese Bereiche von Kleidung abgedeckt sein können und somit das Risiko beispielsweise einer so genannten Schmierinfektion deutlich herabgesetzt ist.
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Der Hygiene-Nachrüstsatz 4, der in 3 in perspektivischer Ansicht und in 4 in Explosionsdarstellung gezeigt ist, ist mehrteilig aufgebaut. Er umfasst einerseits einen Betätigungsausleger 6, der für eine Betätigung durch Unterarm, Ellenbogen oder Handgelenk des Benutzers ausgelegt ist. Der Betätigungsausleger 6 ist im Ausführungsbeispiel im Sinne einer möglichst gering gehaltenen Kontaktfläche im seinem Zugriffsbereich 8 mit vergleichsweise gering gehaltenem äußeren Durchmesser, insbesondere von weniger als 5cm, ausgeführt.
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Zur Verbindung des Betätigungsauslegers 6 mit der Türklinke 2 und zur Befestigung an dieser ist andererseits als weitere wesentliche Komponente des Hygiene-Nachrüstsatzes 4 eine Klemmeinheit 10 vorgesehen. Die Klemmung oder Klemmeinheit 10, im Ausführungsbeispiel als Schelle 12 ausgestaltet, kann einteilig, beispielsweise als Bandschelle, ausgeführt sein. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Schelle 12 aber mehrteilig als Blockschellenpaar ausgestaltet. Durch geeignete Wahl der entsprechenden Geometrieparameter wie insbesondere des Parameterbereichs des einstellbaren Innendurchmessers des von den Schellenblöcken 14, 16 gebildeten Schellenauges kann auch bei standardisierter Ausführung dieser Komponenten in einer einzigen Bauweise eine Vielzahl verschiedenartiger oder unterschiedlich dimensionierter Türklinken 2 nachgerüstet werden.
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Die Schellenblöcke 14, 16 sind innenseitig jeweils mit einer Materiallage 18, 20 aus einem vergleichsweise weichen, flexiblen, elastischen Material, beispielsweise Gummi, versehen. Durch diese flexible und elastische Ausgestaltung der Klemmeinheit 10 in ihren inneren, für den Kontakt mit der Türklinke 2 vorgesehenen Oberflächen ist auf besonders einfache Weise eine Anpassung an eine Vielzahl von Türklinken 2 mit unterschiedlichsten Querschnittsformen und - dimensionen erreichbar.
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Wie der vergelcihsweisen Darstellung in den 5 und 6 deutlich entnehmbar ist, muss zum Betätigen der nicht mit einem Hygiene-Nachrüstsatz 4 versehenen Türklinke 2, wie in 5 gezeigt, die Türklinke 2 mit der Handinnenfläche umfasst werden. Demgegenüber ist gemäß der Darstellung in 6 die Betätigung der mit dem Hygiene-Nachrüstsatz 4 versehenen Türklinke 2 problemlos mit dem Handgelenk oder alternativ mit Ellbogen oder Unterarm möglich.
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In den 7 bis 12 ist, in analoger Darstellung und Reihenfolge, ein alternatives Ausführungsbeispiel für einen Türknauf 22 anstelle der Türklinke 2 mit entsprechend angepasst konfiguriertem Hygiene-Nachrüstsatz 24 gezeigt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Tür
- 2
- Türklinke
- 4
- Hygiene-Nachrüstsatz
- 6
- Betätigungsausleger
- 8
- Zugriffsbereich
- 10
- Klemmeinheit
- 12
- Schelle
- 14,16
- Schellenblock
- 18,20
- Materiallage
- 22
- Türknauf
- 24
- Hygiene-Nachrüstsatz