-
Die Erfindung umfasst einen Dachrinnenhalter bzw. ein Dachrinnenhaltersystem aus einem Bioplast, welcher ohne Dachrinnenbieger/-Zange und/oder Fachhandwerker installiert werden kann, da es ein Gefälle von ca. 3mm/lfdm. bereits integriert hat. Gleichzeitig muss kein Gefälle zur Wulst für eine etwaige Notwentwässerung hergestellt werden, da auch dies bereits im erfundenen Dachrinnenhalter integriert ist. Der erfundene Dachrinnenhalter wird per 3D-Drucker hergestellt und besteht aus 100% biologisch abbaubaren Materialien. Dennoch besitzt er eine ähnliche (oder längere Haltbarkeit) wie auf dem Markt befindliche Dachrinnenhalter und eine Tragkraft von mind. 15kg/0,5lfdm, obwohl er nur ein Zehntel eines konventionellen Dachrinnenhalters aus verzinktem Stahl wiegt.
-
Stand der Technik und Lösung
-
Für die Installation bzw. Erneuerung einer halbrunden oder kastenförmigen Regenrinne nach DIN EN 612 ist der Stand der Technik, Rinnenhalter nach DIN EN 1462 zu installieren. Diese werden mithilfe eines Dachrinnenbiegers bzw. einer Dachrinnenzange auf die entsprechende Neigung der Dachsparren gebogen und auf den Sparren bzw. der Traufbohle verschraubt. Zuerst werden die Dachrinnenhalter am Hochpunkt und am Tiefpunkt (nächster Sparren am Fallrohr) gesetzt. Die Gebäudebreite wird mit 3mm multipliziert. Das Produkt ist der Höhenunterschied zwischen Dachrinnenhochpunkt und Dachrinnentiefpunkt bzw. das zu berücksichtigende Gefälle. Sobald diese beiden Dachrinnenhalter angebracht wurden, werden die Dachrinnenhalter dazwischen mithilfe einer Schnur oder einem Laser gesetzt. Trotz korrekter Ausführung können hier Unrichtigkeiten entstehen - vor allem bei Altbauten, dessen Sparren sich nicht mehr im Lot befinden. Entsprechend muss der Fachhandwerker solche Unebenheiten beim Anbringen der Dachrinnenhalter ausgleichen. Hinzu kommt das vorgeschriebene nach vorn geneigte Gefälle der Dachrinnenwulst von mind. 8mm, um eine Notentwässerung weg von der Bausubstanz gewährleisten zu können. Es bedarf folglich einer erfahrenen Fachkraft, um Dachrinnenhalter nach DIN EN 1462 mit einem korrekten Gefälle installieren zu können.
-
Auf dem Markt befinden sich diverse Ansätze, welche dem Verarbeiter die Ausrichtung des Gefälles erleichtern sollen, z.B. durch verstellbare Dachrinnenhalter. Diese sind jedoch aufwendig in der Herstellung und deutlich hochpreisiger als Standard-Dachrinnenhalter. Zudem besteht weiterhin die Notwendigkeit, das Gefälle per Berechnung und Schnur/Laser auszurichten. Lediglich der Dachrinnenbieger ist bei dieser Lösung nicht mehr notwendig. Das Fehlerpotenzial bleibt dennoch hoch. Auch Dachrinnenhalter zur Installation am Stirnbrett sind selten eine entlastende Lösung. Zum einen kann die Traufe komplett ohne Stirnbrett ausgebildet sein, zum anderen kann das Stirnbrett bzw. der Sparrenkopf dahinter in vielen Fällen nicht als Befestigungsmöglichkeit herangezogen werden, weil dadurch z.B. die Regenrinne zu tief kommt, was die gesamte Installation vielmehr erschwert statt erleichtert. Weiterhin sind solche Dachrinnenhalter für das Stirnbrett nicht für Regenrinnen nach DIN EN 612 erhältlich. Zusätzlich ist die Belastbarkeit dieser Stirnbrett-Dachrinnenhalter limitiert. Ihre Form und Beschaffenheit sorgen dafür, dass die gesamte Last der durch Wasser oder Laub beschwerten Regenrinne auf dem Stirnbrett bzw. dem Sparrenkopf bzw. den Schrauben lastet. Somit besitzen diese Dachrinnenhalter nur einen Lastpunkt. Bei konventionellen Dachrinnenhaltern aus verzinktem Eisenstahl dagegen wird die Last der Dachrinne auf das Mauerwerk (des Steildachs), den Sparren und bei Versagen von beidem auf das Pfannendach übertragen. Selbst wenn die konventionellen oder die erfundenen Dachrinnenhalter nicht komplett verschraubt werden würden, würde die Dachrinne nicht sofort herunterfallen, da die Montage unterhalb der Dachpfannen für einen entsprechenden Gegendruck und somit sekundäre Fixierung sorgt. Bei Flachdächern ist die Fixierung der Dachrinnenhalter am Sparren noch sicherer, da hier noch die Last der heißverklebten Bitumenbahnen darauf wirkt. Stirnbrett-Dachrinnenhalter haben diese zusätzliche Fixierung nicht und sind somit allein aus Sicherheitsgründen bei Wohnhäusern und ähnlich stark frequentierten Gebäuden nicht zu empfehlen. Zumal die Gefälleausrichtung nach wie vor manuell durchgeführt werden muss. Ein Gefälle zur Wulst hin ist bei diesen Exemplaren ebenfalls nicht integriert.
-
Die Erfindung bietet nicht nur eine Lösung, um eine Dachrinne nach DIN EN 612 ohne Dachrinnenbieger anbringen zu können, sondern entfällt hierbei auch die Notwendigkeit der handwerklichen Ausrichtung des Gefälles über die Hausbreite und des Notentwässerungs-Gefälles zur Wulst. Auch ist die Prüfung des Gefälles per Wasserwaage aufgrund der flachen Beschaffenheit des erfundenen Dachrinnenhalters wesentlich einfacher und genauer durchzuführen als mit gerundeten Dachrinnenhaltern, wo leichte Abweichungen von der gerundeten/unebenen Oberfläche die Messung verfälschen können.
-
Die Produktion des erfundenen Dachrinnenhalters ist überdies derart kostengünstig, dass er mit dem Preissegment von Standard-Dachrinnenhaltern aus verzinktem Eisenstahl sehr gut konkurrieren kann. Der Erfinder produziert die Prototypen per 3D-Drucker aus mechanisch stark belastbarem und dennoch 100% biologisch abbaubarem Material. Die biologische Zersetzung findet jedoch nur unter künstlich herbeigeführten Bedingungen statt, sodass eine Zersetzung am Dach ausgeschlossen wird. Die Dachrinnenhalter in der Prototypausführung tragen mindestens 15kg/0,5lfdm. bzw. 30kg/lfdm. Da die Sparrenabstände jedoch in der Regel 70cm betragen, ist hier die Angabe in 50cm sinnvoller. Die Angabe der Tragfähigkeit bezieht sich lediglich auf die Ausführung mit einer Bauteilfüllung von 25%; eine höhere Tragkraft kann z.B. durch eine höhere Füllung oder einem komplett geschlossenen Bauteilkern erreicht werden. Die beste Ratio zwischen Gewicht/Materialverbrauch und statischer Belastbarkeit ist Teil der weiteren Forschungsarbeit.
-
Besonders ist an dem erfundenen Dachrinnenhalter, dass er zum einen seitlich an die Sparren montiert wird, und zum anderen, dass die Dachrinne nicht von unten getragen, sondern von oben mithilfe seiner L-förmigen Haken (Krallen) getragen wird. Diese Art und Weise der Installation ermöglicht die Integration eines Gefälles, indem der für Schrauben vorperforierte Befestigungsschaft ( Nummer 4) lediglich einen Höhenversatz von 2mm zum vorigen und zum folgenden Dachrinnenhalter aufweist. Beispiel: Dachrinnenhalter 1 = 15mm Höhe Befestigungsschaft, Dachrinnenhalter 2 = 17mm Höhe Befestigungsschaft, Dachrinnenhalter 3 = 19mm Höhe Befestigungsschaft, Dachrinnenhalter 4 = 21mm Befestigungsschaft u.s.w. Der Verarbeiter erhält entsprechend der bauseits vorhandenen Gebäudebreite ein entsprechendes Dachrinnenhaltersystem, das diesen systematischen Höhenversatz von 2mm pro Dachrinnenhalter aufweist. Für die volle Funktionsfähigkeit des Dachrinnenhaltersystems muss der Verarbeiter jedoch für jeden anzubringenden Dachrinnenhalter eine identischen Anschlagspunkt für die Unterkante des Befestigungsschafts wählen (z.B. die Oberkante des Mauerwerks bzw. der Schwelle oder unter Sparrenspitze). Begonnen wird mit dem Tiefpunkt der Dachrinne (am nächsten zum Fallrohr). Zwischen dem vorderen L-Haken (Kralle) und dem hinterem L-Haken (Kralle) besteht außerdem ein Höhenversatz von ca. 14%, sodass bereits ein Gefälle zur Notentwässerung über die Wulst vorhanden ist und nicht mehr handwerklich erstellt werden muss (vgl. Nummer 1 mit Nummer 3). Sollte der Verarbeiter jedoch eine Dachrinne aufgrund der baulichen Gegebenheiten ohne Gefälle längs der Hausbreite anbringen müssen, erhält dieser ausschließlich ein Dachrinnenhalter-Set mit einer konstanten Höhe von z.B. 15mm am Befestigungsschaft ( Nummer 4).
-
Nach Installation der erfundenen Dachrinnenhalter kann die Dachrinne per Hand in die L-Haken (Krallen) eingeschoben werden. Das für die Installation der erfundenen Dachrinnenhalter notwendige Werkzeug beschränkt sich dabei auf einen Schrauber mitsamt Schrauben. Bei zusätzlicher Installation eines Traufblechs erweitert sich das Werkzeug um eine Blechschere und einen Klüpfel, um die Bereiche der Dachrinnenhalter aussparen zu können. Zudem ein Weichlötset oder ein handelsüblicher Dichtstoff (bspw. Flüssigkunststoff) - falls keine Fertigkeiten zur Weichlötung vorhanden sind -, um die Aussparungen für die Dachrinnenhalter und die Übergänge zwischen den Traufblechen zusätzlich nachhaltig versiegeln zu können. Ein weiterer Vorteil des erfundenen Dachrinnenhalters ist, dass dieser ohne Demontage des Traufblechs demontiert bzw. angepasst oder ausgetauscht werden kann. Dies ist bei den konventionellen Dachrinnenhaltern aus verzinktem Eisenstahl nicht möglich, da diese auf den Sparren, d.h. direkt unter dem Traufblech verschraubt werden statt seitlich.
-
Dachrinnenhaltersystem bei Flachdächern
-
Einen weitaus größeren Vorteil bietet der erfundene Dachrinnenhalter jedoch bei Flachdächern mit Sparrenlage. Derzeit werden bei Flachdächern mit Holzsparren die konventionellen Dachrinnenhalter wie bei einem Satteldach auf den dafür mit einem Beitel ausgesparten Sparren bzw. auf die Schalung darüber montiert. Anschließend wird mind. ein zweilagiger Aufbau aus Bitumenbahnen (Trenn- und Ausgleichbahn und beschieferte Oberlage) darüber verlegt. Mit dem heutigen Stand der Technik muss die Bitumenbahn geöffnet werden, um die Dachrinnenhalter austauschen zu können. Die anschließende Schließung der Traufe ist eine Schwachstelle des Flachdaches, weswegen es oftmals besser ist, die Sanierung der Dachrinnenhalter mit einer Sanierung der gesamten Flachdachfläche zu kombinieren, obwohl die oberste Bitumenbahn ggf. noch einige Jahre haltbar ist. Noch kritischer ist der Eingriff in die Dachhaut bei Gründächern, deren Dachhaut eigentlich unbegrenzte Haltbarkeit genießt, da sie keiner UV-Strahlung ausgesetzt ist. Gleichzeitig können Schwachstellen unter einem Gründachaufbau kostenintensive Folgen haben. Generell ist die Öffnung des Flachdaches eine arbeits- und somit kostenintensive Angelegenheit. Mit den erfundenen Dachrinnenhaltern entfällt die Notwendigkeit der Dachhautöffnung, da die Dachrinnenhalter nicht auf, sondern seitlich am Sparren montiert werden. Für die Sanierung der maroden Dachrinnenhalter am Flachdach muss mit den erfundenen Dachrinnenhaltern lediglich die Dachrinne mitsamt maroder Dachrinnenhalter stirnseitig demontiert werden. Sollten die maroden Dachrinnenhalter aus verzinktem Stahl bestehen, wird das Traufblech an beiden Enden mithilfe einer Blechschere eingeschnitten und hoch geklappt, die Dachrinnenhalter können mit einem Winkelschleifgerät abgetrennt werden. Das Stirnbrett oder eine ähnliche Abdeckung der Stirn des Flachdachs wird entfernt. Die erfundenen Dachrinnenhalter werden nun seitlich an die Sparren verschraubt. Das Stirnbrett mit entsprechenden Aussparungen wieder angebracht. Nun wird die Dachrinne in die L-förmigen Haken des erfundenen Dachrinnenhalters eingeschoben. Das Traufblech wird mit entsprechenden Aussparungen für die erfundenen Dachrinnenhalter wieder geschlossen und an den Einschnitten verlötet. Schließlich kann so die Dachrinnensanierung stattfinden, ohne die Dachhaut öffnen zu müssen.
-
Bei Flachdächern dient als Nullpunkt der Dachrinnenhalter nicht wie beim Steildach das Mauerwerk oder die Schwelle, sondern die Unterseite der Flachdachschalung, welche sich auf den Sparren befindet. Bei der Flachdachausführung ist der Befestigungsschaft von den auf den ersten Dachrinnenhalter folgende Dachrinnenhalter um 2mm nach oben (also zur Flachdachschalung hin) erhöht. Der höchste Befestigungsschaft (z.B. 37mm bei 12 Dachrinnenhaltern) bildet hier den tiefsten Dachrinnenhalter (am nächsten am Fallrohr), der Dachrinnenhalter mit der Standardhöhe von 15mm bildet bei der Flachdachvariante den höchsten Dachrinnenalter.
-
Die Erfindung ist aber nicht nur ein enormer Vorteil für den Laien oder Nicht-Fachhandwerker, sondern vor allem für den Fachhandwerker. Die manuelle Herstellung des Gefälles über die Hausbreite und das der Wulst erfordert ein wesentliches Maß an Zeit und Fertigkeiten, um zeitintensivierende Fehler zu vermeiden. Bei der Herstellung oder Sanierung eines Dachs ist die Installation der Dachrinnenhalter von großer Bedeutung. Erst wenn die Installation der Dachrinnenhalter abgeschlossen ist, kann das Dach ordentlich eingedeckt werden. Beim Flachdach befinden sich die Dachrinnenhalter schließlich unter der Bitumenbahn. Beim Steildach bestimmen sie sogar die Ausrichtung der Dachlattung, denn die Dachpfannen der Traufe dürfen nur ca. 30% der Dachrinne einnehmen; ca. 70% des Dachrinnenvolumens muss als Wasserauffangbereich nutzbar sein. Wird dieses Verhältnis nicht eingehalten, schießt das Wasser bei Starkregen über die Dachrinne hinaus. Allzu oft werden hier aufgrund von falsch koordinierter Arbeitsweise bzw. Reihenfolge wesentliche Fehler bei der Ausrichtung von Traufe und Dachrinne gemacht, die den Hausbesitzern erst nach Jahren auffallen und teure Korrekturen nach sich ziehen. Entsprechend nimmt die Dachrinneninstallation eine sehr wichtige Rolle beim Eindecken eines Bauwerks ein und Zeit, die hier verloren geht, wirkt sich negativ auf das gesamte Bauprojekt aus.
-
Die hier dargelegte Erfindung macht aus der Installation von Dachrinnenhaltern einen mühelosen Arbeitsschritt, der enorm Zeit einspart und sogar von weniger erfahrenen Angestellten ausgeführt werden kann, zumal auch das Verletzungsrisiko durch das sehr viel leichtere und haptischere bzw. weniger schneidende Material erheblich reduziert wird. Den betreffenden Gewerken wie Dachdecker und Klempner werden allein durch diese Vereinfachung der Dachrinneninstallation erhebliche Einsparungsmöglichkeiten geboten, die wiederum ihre Produktivität und Gesamtleistung erhöhen können. Schließlich wird der Fachhandwerker durch die Vereinfachung der Dachrinnenhalterinstallation nicht obsolet. Sie verschafft ihm vielmehr einen erheblichen Kostenvorteil, um die Arbeiten beim Kunden schneller und sicherer ausführen zu können. Erst die Fähigkeiten und Erfahrungen einer Fachkraft setzen den erfundenen Dachrinnenhalter in einen lukrativen Kontext und bilden in Kombination eine vielversprechende Symbiose.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1.
- Vorderer Dachrinnenhaken (Kralle)
- 2.
- Tropfnasen/-Spitzen
- 3.
- Hinterer Dachrinnenhaken (Kralle)
- 4.
- Befestigungsschaft
- 5.
- Vorperforierte Schraubenlöcher
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- DIN EN 612 [0002]
- DIN EN 1462 [0002]