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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Muskelentspannung und/oder Faszienlösung.
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Muskeln sind kontraktile Organe, die im Ursprung und Ansatz über eine Sehne mit Knochen verbunden sind. Der Muskeltonus bezeichnet, den Spannungszustand eines Muskels. Er wird durch die kontraktilen Elemente der Muskelzellen (Aktin und Myosin) aufgrund stimulierender oder hemmender Reize erzeugt. Jeder Muskel ist von Faszien überzogen. Es handelt sich dabei um ein Bindegewebe. Die Muskeln haben unter anderem die Aufgabe, die Gelenke zu bewegen. Für die Bewegung eines Gelenks ist ein „Agonist“, d.h. ein Spieler, und ein „Antagonist“ (Gegenspieler) erforderlich.
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Bei den erwähnten Faszien handelt es sich um kollagenes Gewebe, das unter anderem als passive Struktur bzw. Hülle den jeweiligen Muskel umgibt und ihm seine Form und Festigkeit gibt. Die Faszien verhindern außerdem, dass sich mehrere Muskeln in ihrer Arbeit gegenseitig behindern.
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Bei einer Sehne handelt es sich unter anderem um einen bindegewebigen, unflexiblen Übergang vom Muskel zum Knochen. Sehnen sind nur von wenigen Blutgefäßen und Nerven durchzogen. Das macht sie insbesondere bei Überlastung anfällig für Entzündungen. So ist eine „Epicondylitis“, volkstümlich auch als Tennis- oder Golferarm bezeichnet, eine schmerzhafte Überlastung der Sehnen im Unterarmbereich im Bereich des Ellenbogens. Je nach Ausbildung können die Sehnen an der Ellenbogeninnenseite (Golferarm) oder Ellbogenaußenseite (Tennisarm) betroffen sein. Einseitige Belastungen und Überlastungen, aber auch falsche Sporttechniken, Fehlhaltungen im Alltag, Beruf und während des Schlafes sowie als Reaktion auf Medikamente können eine Ursache für das Auftreten einer „Epicondylitis“ sein.
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Bei der „Epiconylitis“ handelt es sich um einen erworbenen schmerzhaften Reizzustand der Sehnenansätze von Muskeln des Unterarms, die an den beiden Knochenvorsprüngen oberhalb des Epikondylus am distalen Teil des Oberarmknochens entspringen. Die Erkrankung gehört zur Gruppe der „Enthesiopathien“.
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Es werden in zwei Formen unterschieden:
- • Die „Epicondylitis radialis humeri“ (auch Tennisellenbogen) befindet sich am äußeren „Epikonylus“ des Oberarmknochens, d.h. am Strecker des Handgelenks und der Finger.
- • Die „Epicondylitis ulnaris humeri“ (auch Golferellenbogen) sitzt am inneren „Epikondylus“ des Oberarmknochens und ist der Beuger des Handgelenks und der Finger.
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Eine „Epicondylitis“ entsteht typischerweise durch Überbeanspruchung der Unterarmmuskulatur. Als mögliche Auslöser gelten einseitige Beanspruchungen, z.B. bei der Benutzung einer Computertastatur oder -maus. Ebenso kommen Fehlhaltungen im Beruf, bei der Haus- und Gartenarbeit oder in der Freizeit ebenso wie falsche Techniken bei Schlägersportarten in Betracht. Eine besondere Rolle spielt auch die Schlafhaltung in der Seitenlage, wenn der stark gebeugte Arm als Kopfstütze verwendet wird. Schließlich sind auch tendotoxische Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Fluorchinolon-Antibiotika bekannt. Typisch ist ein umschriebener Druckschmerz über dem Muskelansatz am Ellenbogen und eine Schmerzauslösung oder -verstärkung bei Betätigung dieser Muskeln. Neben anderen Therapieformen werden vor allem physiotherapeutische Verfahren, wie Dehnübungen und ein physiotherapeutisches Training favorisiert.
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Um die Muskulatur zu schwächen, wird teilweise sogar das Nervengift „Botulinumtoxin“ niedrig dosiert in die Hand- und Fingerstrecker bzw. Hand- und Fingerbeuge injiziert. Das Toxin schwächt die Muskulatur, so dass sich der Zug an der Insertionsstelle reduziert und eine Heilung einsetzen kann. Um dem auslösenden Moment, nämlich einem Muskeltonus, entgegenzuwirken, ist es sehr hilfreich, diesen auszurollen bzw. zu detonisieren. Im Ruhezustand haben die Muskeln einen gewissen Tonus, der auch Ruhetonus oder Muskelgrundtonus genannt wird. Der passive Muskeltonus wird von den Materialeigenschaften, von anatomischen Gewebestrukturen, der Zusammensetzung der Muskelfasern und der anatomischen Lage bestimmt.
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Zusätzlich nehmen auch der Füllungszustand von extra- und intrazellulären Flüssigkeitshohlräumen Einfluss auf den passiven Tonus. Dasselbe gilt für die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung sowie die Temperatur, die Beanspruchungsart und den Ermüdungsgrad des Muskels.
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Ein längerer und schmerzender Muskeltonus wir auch als Verspannung bezeichnet. Ein gestörter Muskeltonus wird auch als muskuläre Dystonie bezeichnet. Sie kann sich sowohl als gesteigerte Spannung aber auch als verminderter Tonus äußern. Das Ziel der Behandlung mit an der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es, diese erhöhte Spannung herabzusetzen, um die Sehnen und Bänder sowie Faszien zu entlasten.
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Um diese zu behandeln, wird je nach Ursache meist zuerst die betroffene Muskulatur detonisiert, d.h. die Spannung des Muskels herabgesetzt, um den Zug auf die entzündete oder überlastete Sehne zu verringern und sie somit zu entlasten. Hierzu dienen verschiedene manuelle physiotherapeutische Anwendungen, die auch durch Medikamente und medizinische Gerätschaften unterstützt werden können.
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Ein weiteres Problem stellen verklebte Faszien dar. Sie können beispielsweise durch Inaktivität, aber auch durch Stress, Übersäuerung, übertriebenen Leistungssport, Unterversorgung mit Flüssigkeit und den normalen Alterungsprozess verkleben und verhärten. Beeinträchtigungen im Bewegungsapparat, der Lymphgefäße, undefinierbare Schmerzen und daraus resultierende Fehlhaltungen sind häufige Folgen.
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Zur Behandlung dieser gesundheitlichen Störungen, aber auch zur Regeneration von Sportlern nach ihrer sportlichen Betätigung, im Wellness-Bereich zur reinen Entspannung und auch im Bereich des Bodytonings zum Zweck der positiven Veränderung des Hautbildes und der Hautstruktur werden häufig sogenannte „Massagerollen“ eingesetzt. Sie fördern die Durchblutung und stimulieren den Haut- und Muskelbereich. Sie bestehen im Wesentlichen aus einer lang gestreckten zylindrischen Rolle, die außenseitig einen Massagekörper aufweist. Derartige Vorrichtungen sind beispielsweise aus der
DE 20 2014 004 900 und der
DE 10 2017 109 270 B3 , aber auch der
DE 10 2015 004 133 A1 , der
DE 20 2015 102 625 Ul, und der
DE 20 2017 102 543 U1 bekannt.
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Sie weisen jedoch sämtlich verschiedene Nachteile auf. Insbesondere bedarf es zu ihrem Einsatz entsprechender Ausbildung und Erfahrung, um möglichst präzise sämtliche Muskelstränge des zu bearbeiteten Körperbereiches zu detonisieren und auszurollen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Anwendung zu erleichtern und ein Gerät zu schaffen, dass sowohl präventiv als auch kurativ vom Anwender selbst benutzt werden kann, ebenso aber auch von fachlich geschulten Kräften.
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Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch zwei voneinander beabstandete, im Wesentlichen zylindrische Rollen, die miteinander verbunden sind, gelöst. Sie werden vorzugsweise in einem Gerüst im Wesentlichen achsparallel zueinander angeordnet, das in weiterer Ausgestaltung nach Art eines Walzgerüstes aufgebaut ist.
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Ein derartiges Faszienwalzgerät dient dazu, sämtliche Muskelstränge beispielsweise der Unterarmmuskulatur präzise zu bearbeiten, insbesondere zu detonisieren und auszurollen, um sowohl nach einer sportlichen Belastung, als auch bei einer schon bestehenden Epicondylitis und einer anderen Verletzung, den Stress bzw. Zug von den Sehnen zu nehmen.
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Gleichzeitig wird durch eine hiermit vorgenommenen Massage der Muskulatur der Nährstoffaustausch angeregt und damit die Regeneration der Muskulatur und der Sehnen verbessert.
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Schließlich erreicht man durch die Anwendung des Faszienwalzgerätes auch die Faszien, die hierdurch beweglich gehalten werden. So kann Verklebungen und gesundheitliche Einschränkungen und Beeinträchtigungen vorgebeugt werden.
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Um die fraglichen Muskeln, beispielsweise am Unterarm, aber auch am Unterschenkel, präzise und erfolgreich bearbeiten zu können, ist es erforderlich, einen präzisen Druck auf den jeweiligen Muskelbereich auszuüben. Es müssen gleichzeitig die schmerzhaftesten Punkte am Muskel getroffen werden. Dies ist im Unterarmbereich bisher nur durch speziell ausgebildete manuelle Therapeuten, Physiotherapeuten oder Osteopathen möglich. Durch das erfindungsgemäße Faszienwalzgerät können auch weitere, nicht speziell geschulte Personen bis hin zum Anwender selbst eine Detonisierung und Ausrollung der fraglichen Muskeln vornehmen. Dazu wird der Unterarm durch die entsprechend eingestellten beiden gegenläufigen Rollen hindurchgesteckt und das Faszienwalzgerät dann den Unterarm hinauf und hinab bewegt.
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Um die Anwendung und Druckausübung weiter zu erleichtern bzw. zu optimieren, ist vorgesehen, dass wenigstens eine Achse beweglich ist, so dass sich das Walzgerüst und die beiden Walzrollen sich dem jeweiligen Körperteil, insbesondere Unterarm, optimal anpassen können. Hierzu dient auch die ebenfalls vorgeschlagene Höhenveränderbarkeit der Achse relativ zum Gerüst. Die Anwendung kann weiter dadurch erleichtert und verbessert werden, dass die Achse relativ zum Gerüst in Durchgangsrichtung verschieblich oder verschwenkbar ist. Ebenso ist der Walzspalt gezielt veränderbar beispielsweise dadurch, dass die Achse beidseitig federbeaufschlagt ist. Um bei Abnutzungen der Rollen das Walzgerüst weiter benutzen zu können, sind die Rollen austauschbar, gleiches gilt für die Federn.
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Die Rollen können aus allen handelsüblichen Kunststoffen, Polymermaterial, ABS- und PS-Kunststoff, Polypropylen (EPP), silikonbasierten Material, ebenso wie Polyurethan oder expandiertem oder geschäumtenm Material bestehen.
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Die Spannkraft der Vorrichtung ist ebenso variier- wie einstellbar. Das Gerüst kann auch öffenbar und verschließbar ausgebildet sein, beispielsweise, um es am Schienbein oder Unterschenkel anzuwenden. In diesem Fall wird das Gerät zunächst geöffnet, um den betroffenen Schienbein- bzw. Unterschenkelbereich herumgelegt und dann sanft wieder verschlossen, da ein Hindurchgleiten bzw. - stecken des Fußes durch die beiden achsparallelen Rollen nicht möglich wäre.
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Um das Gerät optimal bedienen zu können, ist wenigstens eine Handhabe vorgesehen. In Ausgestaltung kann auch wenigstens eine Auflage vorgesehen sein, ebenso wie eine Stellfläche, um das Gerät abzustellen oder aufrecht und sicher zu lagern.
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Das Gerüst kann aus verschiedensten Werkstoffen, insbesondere aber aus Kunststoff oder Holz gefertigt sein. Um das Gewicht zu reduzieren kann es sich um einen Hohlkörper handeln. Die Walzen können sowohl konvex als auch konkav oder bombiert ausgestaltet sein.
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In weiterer Ausgestaltung ist vorgesehen, dass wenigstens eine Rolle durch ein gleitfähiges aber stehendes Element ersetzt ist.
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Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung beispielhaft näher erläutert. Diese zeigen in
- 1 eine schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Faszienwalzgerätes
- 2 eine Seitenansicht und das Faszienwalzgerätes gemäß 1
- 3 eine Aufsicht auf das Faszienwalzgerät gemäß 1 und 2.
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Eine allgemein mit 1 bezeichnete Vorrichtung zur Muskelentspannung und/oder Faszienlösung weist ein Gerüst 2 mit zwei voneinander beabstandeten, im Wesentlichen zylindrischen Rollen 3,4 auf, die im Wesentlichen achs-parallel zueinander angeordnet sind. Wenigstens eine der Achsen 5,6 kann beweglich gegenüber dem Gerüst 2 sein. Insbesondere kann die obere Achse 5 relativ zum Gerüst 2 höhenveränderbar sein. Hierzu sind an den Stellen Stellschrauben 7,8 an den oberen, freien Ende 9,10 des Gerüstes 2 vorgesehen. Die obere Walze 3 ist zudem hinsichtlich ihrer Achse 5 federbeaufschlagt durch zwei innerhalb des Gerüstes angeordnete Spiralfedern 11,12, wie am besten aus 2 hervorgeht. Hierdurch passt sich der „Walzspalt“ 13 bei Anwendung der Vorrichtung an einem tierischen oder menschlichem Körper, insbesondere einem Unterarm, an dessen Stärke kontinuierlich an. Damit ist sichergestellt, dass stets der gewünschte und erforderliche, gleichmäßige Druck auf den zu bearbeitenden Körperabschnitt, insbesondere Muskel, ausgeübt wird. Die wenigstens eine Achse 5,6 kann auch relativ zum Gerüst 2 in Durchgangsrichtung verschiebbar oder schwenkbar sein, indem diese beweglich bzw. hängend an der Einstellvorrichtung 14, an deren Kopf die Schraube 7,8 angeordnet ist, befestigt ist. Der Walzspalt 13 ist gezielt veränderbar, und zwar durch ein Festziehen oder Losdrehen der Schrauben 7,8. Die Achse 5 ist wie dargelegt, beidseitig durch Federn 11,12 beaufschlagt. Die Rollen 3,4 sind austauschbar, ebenso wie die Federn 11,12, und können aus Kunststoff, Polymermaterial, ABS- oder PS-Kunststoff, Polypropylen (EPP), silikonbasiertem Material, Polyurethan (PU) oder expandiertem oder geschäumtem Material bestehen.
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Die Spannkraft ist, wie dargestellt, durch die Schrauben 7,8 stufenlos einstellbar.
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Das Gerüst kann auch öffenbar und wiederverschließbar ausgebildet sein, was im Einzelnen nicht näher dargestellt ist, um insbesondere auch das Einführen anderer Gliedmaßen, wie beispielsweise eines Unterschenkels, zu ermöglichen, da der Fuß und das Fußgelenk im geschlossenen Zustand nicht zwischen den beiden Rollen hindurch passen würde.
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Schließlich weist das Gerüst 2 vorteilhaft auch eine Handhabe 15 auf, ebenso wie auch eine Auflage vorgesehen sein kann, die nicht näher dargestellt ist. Gleiches gilt für eine nicht näher dargestellte Stellfläche. Das Gerüst 2 kann aus Kunststoff oder Holz gefertigt sein, ebenso wie aus anderen, möglichst leichten und zugleich stabilen Materialien. Hierzu kann das Gerüst sowohl durch herkömmliche Herstellungsverfahren als auch durch additive Fertigungsverfahren (3-D-Druck) hergestellt werden. Es kann ganz oder teilweise auch hohl ausgebildet sein, um Gewicht zu sparen. Ebenso kann es in verschiedenen Größen und Dimensionen ausgebildet sein, je nachdem, ob größere oder kleinere Personen, jüngere oder ältere Menschen oder sogar Tiere damit behandelt werden sollen.
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Natürlich ist die Erfindung nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Ausgestaltungen sind möglich, ohne den Grundgedanken zu verlassen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202014004900 [0013]
- DE 102017109270 B3 [0013]
- DE 102015004133 A1 [0013]
- DE 202015102625 [0013]
- DE 202017102543 U1 [0013]