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Die vorliegende Erfindung betrifft eine stabile Zusammensetzung aufweisend Harnstoffperhydrat. Die Erfindung wird insbesonders in Zusammenhang mit der Verwendung in der Kosmetikindustrie insbesonders von Körperpflege- und Hygieneprodukten beschrieben. Es wird daraufhin gewiesen, dass die Erfindung auch in anderen Bereichen Anwendung finden kann wie zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie.
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Wasserstoffperoxid ist ein lange bekanntes Hautbelebungs- und Desinfektionsmittel, das in neuerer Zeit wieder verstärkt angewendet wird. Der Vorteil liegt im glatten Zerfall in Wasser und aktiven Sauerstoff, der wesentlich die biologische Aktivität bestimmt. Es sind weder Resistenzen noch Allergien bekannt.
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Die biologische Aktivität richtet sich gegen Bakterien und deren sonst recht stabile Sporen, gegen Pilze und gegen Viren. Daneben tritt bei höheren Konzentrationen eine Bleichwirkung gegenüber Farbstoffen ein, die dadurch zum Blondieren von Haaren seit über 100 Jahre ausgenutzt wird. Ein wesentlicher Nachteil dieser wässrigen Lösung besteht in der relativ leichten Zersetzlichkeit durch Katalysatoren wie Staub oder Metallsalzen.
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Bekannt sind die Versuche, durch Zusatz von Stabilisatoren die Zersetzlichkeit zu verlangsamen und die Wirkungs- bzw. Lebensdauer der Lösungen zu verlängern, was aber nur begrenzt gelingt. Derartige wässrige Lösungen sind bei verschiedenen Hautzuständen (z: B. seborrhoisch oder zu trocken) nicht optimal anwendbar.
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Ein bemerkenswerter Abkömmling des Wasserstoffperoxids ist das feste Harnstoffperhydrat als lockere Anlagerung des Peroxids an Harnstoff. In Wasser zerfällt dieser Feststoff wieder in Harnstoff und Wasserstoffperoxid, das dann wieder leicht zersetzlich ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine stabile Lösung des Harnstoffperhydrats zu entwickeln, die bei verschiedensten Hauttypen anwendbar ist und nur aus untoxischen Bestandteilen ohne Allergiegefahr besteht. – Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Fertigmischungen über mindestens ein Jahr in den Regalen des Handels stabil bleiben müssen und im Anschluss mindestens ein weiteres Jahr bei den Verwendern.
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Überraschenderweise wurde als Phänomen gefunden, dass das Harnstoffperhydrat sich über einen weiten Konzentrationsbereich in wasserfreiem Glycerin löst und diese Lösung neben der breiten Anwendbarkeit auch bei Raumtemperatur ohne Zersezung über zwei Jahre haltbar ist. Der Grund für die Stabilität der Lösungen ist die Abwesenheit von Wasser im organischen Lösungsmittel und dadurch das Vorliegen des intakten Moleküls in der Mischung.
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Erst beim Verdünnen mit Wasser bilden sich die Spaltprodukte Wasserstoffperoxid und Harnstoff.
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Der Harnstoff wird seit Jahrzehnten mit Erfolg in der kosmetischen und pharmazeutischen Industrie verwendet. Er zeigt verschiedene positive Effekte wie eine hydratisierende Wirkung bei trockener Haut. Auch wird die Resorption verschiedener Wirkstoffe durch die Haut aus dermatologischen Präparaten begünstigt. In hohen Konzentrationen von 10 bis 20% wirkt Harnstoff schälend auf Verhornungen der Haut.
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Das Glycerin ist eine der häufigsten Zusatzstoffe der Kosmetik. Der dickflüssige, dreiwertige Alkohol ist nicht flüchtig und zieht langsam Wasser an (hygroskopische Wirkung). Es wirkt hautpflegend und lässt sich mit Wasser leicht und vollständig abwaschen.
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In gleichem Maße gelingt die Entfernung der patentgemäßen Mischung von Harnstoffperhydrat mit Wasser von der Haut.
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Der hautpflegende Aspekt niederer Dosierungen wird schon bei 4% Gehalt an Wirkstoff durch die Desinfektion und beschleunigte Unterstützung der Wundheilung mit Granulation ergänzt. Eine weitere Wirkung ist die Förderung der Hautdurchblutung, da die Mikrozirkulation der Haut unterstützt wird, bedingt durch den schließlich gebildeten, aktiven Sauerstoff, was z. B. bei diabetischen Komplikationen von positiver Wirkung ist.
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Diese patentgemäßen Mischungen sind als Hilfsmittel besonders bei strapazierter, trockener oder rissiger Haut anwendbar, auch mit einem Hintergrund von Ekzemen und Fissuren und einer primären sowie sekundären Besiedlung mit Bakterien und Hautpilzen.
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Besonders erfolgreich erscheint auch die Anwendung als Lippenbalsam, der zudem angenehm süsslich schmeckt, nicht eintrocknet und leicht abwaschbar ist.
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Die Lippenpflege ist sinnvoll bei trockener, spröder und verletzter Haut und erstreckt sich auch auf Mundwinkelrhagaden. Als frühzeitige Anwendung kann sie die Therapie des Herpes labiales ergänzen.
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Als bedeutender Vorteil gegenüber einer Vielzahl von Lippenpflegestiften des Handels ist hier das vollständige Fehlen von Mineralöl basierenden Inhaltsstoffen zu nennen.
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Ein weiteres, vielversprechendes Anwendungsgebiet ist auch die Vor- und Nachbehandlung von Füßen bei der Fußpflege, die sowohl pflegerische und hygienische Aspekte mit verbesserter Durchblutung beinhaltet, sowie das Behandeln von Hautrissen, sogenannten Rhagaden.
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Durch das festgestellte Phänomen der Lagerungstabilität über zwei Jahre kann die Lösung als Fertigware über den Handel oder Apotheken vertrieben und darüber hinaus längere Zeit im Haushalt aufbewahrt werden, ohne die Wirkung zu verlieren.
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Bevorzugte Anwendungsbeispiele und Produktauslobungen sind beim Kosmetikum im Vergleich zum Arzneimittel: Haut-O2-Gel oder -Balsam:
KOSMETIKUM, Schutz und Erholung, Balsam für Haut. Bei strapazierter und z. B. trockener, spröder Haut. Haut-O2-Gel – z. B. 4% aktive Sauerstoffbildner. Unterstützt die Mikro-Zirkulation der Haut. Dient der Haut- und Lippen-Regeneration durch Unterstützung der Mikro-Zirkulation. Empfehlung: Vor oder nach dem Eincremen verwenden.
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Ideale Nachbehandlung bei Sonnenbrand.
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ARZNEIMITTEL: Schutz und Erholung. Heilende Wirkung, z. B. 8% aktive Sauerstoffbildner. Balsam für die Haut bzw. Lippenbalsam. Haut- und Lippen-O2-Gel. Bei strapazierter, spröder und verletzter Haut. Besiedlung mit Bakterien. Oder Herpes und Haut- bzw. Fuss-Pilzen. Exzemen und Fissuren (Hauteinschnitte oder Schrunden).
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Mundwinkelrhagaden. Pflegt und heilt. Unterstützt die Wundheilung. Wirkt der Verschlechterung aktiv entgegen. Inaktivierung Keime und Viren, Pilze und Sporen. Fördert die Durchblutung. Beschleunigt die Regeneration. Empfehlung: Vor oder nach dem Eincremen verwenden. Ergänzt als frühzeitige Anwendung die Therapie des Herpes labiales.
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Laboruntersuchungen und abgeschlossener Stabilitätstest mit aufsteigendem Harnstoffperhydrat-Gehalt:
- 1. Versuch: 4 g des handelsüblichen Harnstoffperhydrats (Preßlinge zu je 1 g) werden in 96 g wasserfreiem Glycerin mittels Magnetrührer in vier Stunden gelöst. Der Gehalt an 1,3% Wasserstoffperoxid blieb innerhalb von zwei Jahren unter analogen Lagerungsbedingungen stabil.
- 2. Versuch: 6 g gepulvertes Harnstoffperhydrat werden mittels Magnetrührer innerhalb von zwei Stunden in 94 g Glycerin (wasserfrei) gelöst. Die Lösung enthält erwartungs-gemäß 2% Wasserstoffperoxid und 4% Harnstoff, wie nach Verdünnung mit Wasser mit klassischer Titration nachgeweisen wurde. Nach zwei Jahren Lagerung bei Raumtemperatur (20 bis 25 Grad Celsius) in Plastikflaschen im Dunkeln war keine Reduktion des Wirkstoffgehaltes nachweisbar.
- 3. Versuch: 8 g der Preßlinge des Harnstoffperhydrats werden unter Rühren mit dem Magnetrührer innerhalb von sechs Stunden in 92 g Glycerin (wasserfrei) vollständig gelöst. Bei analoger Lagerung blieb der Gehalt von 2,6% Wasserstoffperoxid über zwei Jahre ebenfalls unverändert stabil.