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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Kran mit einem Ausleger, an dem zumindest ein Lastaufnahmemittel anhebbar und absenkbar angeordnet ist, wobei eine Überlastsicherungsvorrichtung Erfassungsmittel zum Erfassen der Ausladung und der Last an dem zumindest einen Lastaufnahmemittel aufweist, und wobei eine Überwachungsvorrichtung zum Überwachen der Überlastsicherungsvorrichtung vorgesehen ist und Bestimmungsmittel zum Bestimmen einer den Ausleger haltenden und/oder in einer Abspannung induzierten Abspannkraft aufweist.
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An Kranen wie Baukranen, beispielsweise Mobilbaukranen, Turmdrehkranen oder Nadelauslegerkranen mit wippbarem Ausleger, wird üblicherweise mittels einer Kransteuerung bzw. einer darin implementierten Überlastsicherungsvorrichtung die Kranbelastung daraufhin überwacht, ob eine kritische Lastgrenze erreicht wird, so dass der Kran umzufallen droht oder in anderer Weise gefährdet ist, um dann ggf. rechtzeitig die entsprechenden Antriebseinrichtungen des Krans abzuschalten. Eine solche Überlastsicherungsvorrichtung arbeitet dabei üblicherweise mit abgespeicherten Lastkurven, die für eine jeweilige Ausladung die zulässige Last angeben, wobei am Kran mittels Sensoren die tatsächliche Ausladung und die tatsächliche Last erfasst und mit der durch die abgespeicherte Lastkurve zulässigen Last für die jeweilige Ausladung verglichen wird. Nähert sich der tatsächliche, erfasste Lastzustand der Lastkurve bzw. wird diese erreicht oder gar überschritten, werden die Kranantriebe von der Überlastsicherungsvorrichtung abgeschaltet oder zumindest verlangsamt und/oder es wird ein entsprechendes Warnsignal angezeigt. Die tatsächliche Last kann hierbei beispielsweise aus dem Hubseilzug unter Berücksichtigung der Einscherung bestimmt werden, beispielsweise mittels eines die Antriebskraft der Hubseilwinde angebenden Hubkraftsensors oder auch Umlenkrollen oder -flaschen zugeordneten Kraftsensoren. Die Ausladung, also der horizontale Abstand von einer angenommenen Kippachse, insbesondere von der Anlenk- oder Wippachse des Auslegers, kann je nach Krantyp in verschiedener Weise bestimmt werden, beispielsweise mittels eines Stellungssensors, der die Stellung einer Katzseilwinde angibt, oder einem Winkelstellungsgeber, der den Anstellwinkel des Auslegers angibt oder anderen geeigneten Ausladungssensoren, wobei auch mehrere solcher Sensoren bzw. Erfassungsmittel in Kombination miteinander vorgesehen sein können.
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Eine solche Überlastsicherungsvorrichtung kann jedoch nur sicher und verlässlich arbeiten, wenn die genannten Erfassungsmittel die Ausladung und die Last tatsächlich korrekt und präzise erfassen und keine falschen Werte liefern. Im rauen Kranbetrieb kann es jedoch vorkommen, dass beispielsweise Winkelsensoren, die den Auslegeranstellwinkel erfassen sollen, verrutschen, oder die Lasterfassungsmittel die tatsächliche Last falsch erfassen, weil sie von einer falschen Seileinscherung ausgehen. Wird beispielsweise der Lasthaken mit einer zweifachen Einscherung gefahren, geht jedoch die Überlastsicherungsvorrichtung nur von einer einfachen Einscherung aus, hängt am Lasthaken tatsächlich eine doppelt so große Last als von den Lasterfassungsmitteln angegeben wird. Infolge solcher Fehler würde die Überlastsicherungsvorrichtung von falschen Werten der tatsächlichen Ausladung und/oder der tatsächlichen Last ausgehen, so dass trotz Vergleich mit dem zulässigen Lastwert für die entsprechende Ausladung gemäß gespeicherter Lastkurve die Standsicherheit des Krans gefährdet sein kann.
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Um derartige Fehlfunktionen zu verhindern, wurde bereits angedacht, die Überlastsicherungsvorrichtung mit einer Überwachungsvorrichtung zu überwachen und hierzu zu schauen, ob eine in der Abspannung des Auslegers tatsächlich induzierte Abspannkraft der erwarteten Abspannkraft entspricht, die aufgrund der von den Sensoren bzw. Erfassungsmitteln der Überlastsicherungsvorrichtung angegebenen Ausladungs- und Lastwerten zu erwarten ist. Hierzu kann die während eines Skaliervorganges gemessene Abspannkraft den erfassten Last- und Ausladungswerten zugeordnet bzw. damit abgeglichen werden, so dass bei zu großen Abweichungen auf eine Fehlfunktion der Überlastsicherungsvorrichtung geschlossen werden kann. Ein solcher Skaliervorgang mit Abgleichen der induzierten Abspannkraft mit den von der Überlastsicherungsvorrichtung erfassten Last- und Ausladungswerten ist jedoch relativ aufwändig und kann bei im Kranbetrieb erst auftretenden Veränderungen nicht mit ausreichender Genauigkeit und Sicherheit Fehlfunktionen wirklich ausschließen.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen verbesserten Kran der Überlastsicherungsvorrichtung anzugeben, die Nachteile des Standes der Technik vermeiden und Letzteren in vorteilhafter Weise weiterbilden. Insbesondere soll ohne aufwändige Skaliervorgänge eine präzise und dauerhaft verlässliche Überwachung der Überlastsicherungsvorrichtung und deren Last- und Ausladungserfassungsmittel geschaffen werden.
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Erfindungsgemäß wird die genannte Aufgabe durch einen Kran gemäß Anspruch 1 gelöst. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Es wird also vorgeschlagen, beim Abgleich der zueinander gegenläufig auf den Kran bzw. Ausleger wirkenden Momente auch das durch das Gewicht des Auslegers und ggf. weiterer Krankomponenten entstehende Totmoment zu berücksichtigen und den Momentenabgleich kontinuierlich auch im Kranbetrieb als Hintergrundüberwachung auszuführen. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Überwachungsvorrichtung online im Kranbetrieb aus der laufend bestimmten Abspannkraft ein Abspannmoment bestimmt, aus der laufend erfassten Ausladung und der laufend erfassten Last ein Lastmoment bestimmt, unter Zuhilfenahme von gespeicherten Krandaten ein Totmoment bestimmt, die Summe aus dem genannten Lastmoment und dem genannten Totmoment mit dem genannten Abspannmoment abgleicht und dann, wenn eine beim Abgleichen festgestellte Abweichung eine Toleranzschwelle überschreitet, ein Fehler- und/oder Abschaltsignal abgibt. Wenn die Auswerteeinheit feststellt, dass das von dem Momentenberechner berechnete Abspannmoment nicht mit der Summe der gegenläufig wirkenden Last- und Totmomente übereinstimmt bzw. zu stark hiervon abweicht, kann davon ausgegangen werden, dass mit der Sensorik bzw. den Erfassungsmitteln der Überlastsicherungsvorrichtung, die die Last und Ausladung erfassen, etwas nicht stimmt bzw. die Überlastsicherungsvorrichtung falsch rechnet. Die genannte Toleranzschwelle kann dabei passend festgelegt sein, um variablen Nebenlasten wie beispielsweise Windkräften, nachträglich angebrachten Reklametafeln am Ausleger oder anderen Störgrößen wie beispielsweise üblichen Messtoleranzen Rechnung zu tragen.
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Durch die Berücksichtigung auch des Totmoments des Auslegers und ggf. daran angebrachter Anbauteile wie ein Katzfahrseil, zusätzlicher Umlenkrollen oder einer Auslegerverlängerung in Form eines Flyjibs kann die Überwachung deutlich präziser und genauer erfolgen und auch schon kleinere Fehler beispielsweise durch Verrutschen von Winkelsensoren bemerkt werden, wobei durch die Bestimmung des Totmoments mit Hilfe gespeicherter Krandaten ein aufwändiger Skaliervorgang nicht mehr zwingend ist bzw. der Bediener bei einem Skalieren, d. h. Einstellen des Krans keine speziellen Parameter mehr konfigurieren muss. Die zur Überwachung notwendigen Daten können halb- oder vollautomatisch beim Einrichten des Krans im Hintergrund geladen werden.
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In Weiterbildung der Erfindung kann mit der genannten Überwachungsvorrichtung insbesondere auch ein Kran mit einem wippbaren Ausleger und der für die Bestimmung des Auslegeranstellwinkels vorgesehene Winkelerfasser der Überlastsicherungsvorrichtung überwacht werden. Der genannte Winkelerfasser kann hierbei grundsätzlich verschieden ausgebildet sein, beispielsweise ein Winkelstellungsgeber sein, der im Bereich der Wippachse des Auslegers angebracht ist. Alternativ oder zusätzlich kann als Winkelerfasser auch ein Trommelstellungs- und/oder Antriebsstellungssensor vorgesehen sein, der einem Einziehwerk zugeordnet ist und/oder die Stellung des Abspannseils und/oder -gestänges für den Ausleger und damit den Auslegeranstellwinkel erfasst.
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Vorteilhafterweise wird der mit Hilfe des genannten Anstell- bzw. Wippwinkelerfassers bestimmte Auslegeranstellwinkel dabei sowohl beim Bestimmen des Lastmoments als auch beim Bestimmen des Totmoments berücksichtigt, da eine Veränderung des Auslegeranstellwinkels sowohl die Ausladung des Lastaufnahmemittels als auch den Hebelarm bzw. die Ausladung des Schwerpunkts der Auslegertotmasse beeinflussen kann. Die Überwachungsvorrichtung bzw. deren Momentenrechner kann das zuvor genannte Totmoment anhand der gespeicherten Krandaten, die das Auslegergewicht, die Auslegerlänge, die Schwerpunktlage und/oder den Schwerpunktabstand von der Wippachse des Auslegers umfassen können, unter Berücksichtigung des genannten Auslegeranstell- bzw. Wippwinkels berechnen. Insbesondere kann durch Berücksichtigung des Auslegerwippwinkels dem Umstand Rechnung getragen werden, dass mit zunehmend steiler gestelltem Ausleger der Hebelarm der Totmasse und damit das Totmoment kleiner wird. In ähnlicher Weise kann der Momentenrechner auch für das Lastmoment den Anstellwinkel berücksichtigen, da der Hebelarm bzw. die Ausladung des Lastaufnahmemittels und damit das sich ergebende Lastmoment mit zunehmend steiler stehendem Ausleger kleiner wird.
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In Weiterbildung der Erfindung kann der von dem genannten Winkelerfasser bzw. Wippwinkelgeber bestimmte Auslegeranstellwinkel jedoch nicht nur bei der Berechnung des Totmoments und des Lastmoments berücksichtigt werden, sondern auch bei der Berechnung des in entgegengesetzter Richtung drehenden Abspannmoments, da sich üblicherweise durch Verstellen des Auslegeranstellwinkels auch der effektive Hebelarm der Abspannung verändert.
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Vorteilhafterweise berechnet die Überwachungsvorrichtung bzw. deren Momentenrechner aus dem jeweils bestimmten Auslegeranstellwinkel bzw. Wippwinkel einen Hebelarm der Abspannkraft auf den Ausleger, die Ausladung des zumindest einen Lastaufnahmemittels sowie den Hebelarm der Totlast des Auslegers, um dann unter ergänzendem Heranziehen der jeweils bestimmten Abspannkraft, der jeweils bestimmten Last und des abgespeicherten Auslegertotgewichts die im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn drehenden Momente zu berechnen und miteinander abzugleichen.
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Besitzt der Kran mehr als ein Lastaufnahmemittel, beispielsweise in Form eines ersten Lasthakens, der von einem Hauptteil des Auslegers oder von einer Laufkatze abläuft, und eines zweiten Lasthakens, der von einer Auslegerverlängerung bzw. einem sog. Flyjib abläuft, können für die mehreren Lastaufnahmemittel jeweils individuelle Hebelarme bestimmt bzw. Ausladungen berücksichtigt werden, um die jeweils erzeugten Lastmomente präzise zu bestimmen.
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Bei der genannten Bestimmung der Hebelarme der Abspannkraft, des zumindest einen Lastaufnahmemittels und der Totlast kann die Überwachungseinrichtung vorteilhafterweise davon ausgehen, dass der Hebelarm auf eine gemeinsame Kippachse bezogen werden kann. Insbesondere kann die Überwachungseinrichtung alle Hebelarme der Abspann-, Last- und Totlastkräfte auf die Wippachse des Auslegers beziehen, wodurch eine einfache und doch hinreichend präzise Momentenberechnung erzielt werden kann. Das hierfür herangezogene Berechnungsmodell, das die Überwachungsvorrichtung verwendet, wird hierdurch deutlich vereinfacht, ohne an Genauigkeit einzubüßen.
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Grundsätzlich kann für die Momentenberechnung jedoch auch auf verschiedene bzw. andere Kippachsen abgestellt werden, beispielsweise den Fußpunkt des Turms eines Turmdrehkrans oder einen unter dem Ausleger liegenden Unterwagen-Abstützpunkt. Die vorgenannte Berechnung der Hebelarme bezogen auf die Wippachse des Auslegers vereinfacht jedoch die Momentenberechnung spürbar.
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Die vorgenannten Bestimmungsmittel zum Bestimmen der den Ausleger haltenden bzw. in der Abspannung induzierten Abspannkraft können grundsätzlich verschieden ausgebildet sein. Beispielsweise kann in vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung ein Kraftgeber dem Nackenseil oder dem Nackenabspanngestänge, das den Ausleger hält, zugeordnet sein, um direkt die Abspannkraft zu messen. Alternativ oder zusätzlich kann auch zumindest ein Kraftgeber einer Abspannstrebe oder -stütze beispielsweise in Form einer Turmspitze, über die die Abspannverseilung läuft, zugeordnet sein, um vom Abspannseil oder -gestänge induzierte Reaktionskräfte in der Abspannstütze zu erfassen. Alternativ oder zusätzlich können auch Kraft- und/oder Dehnungs- und/oder Biegeverformungsgeber einem Strukturteil des Krans zugeordnet sein, welches durch die Abspannkraft eine entsprechende Verformung erfährt. Beispielsweise kann bei einem Turmdrehkran in Form eines Obendrehers das in den Turm eingeleitete Biegemoment bzw. die im Turm resultierende Biege- und/oder Dehnungsbelastung erfasst werden, welche ein Maß für das den Last- und Totmomenten entgegenwirkende Abspann- bzw. Reaktionsmoment ist.
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Die im Kontext der vorliegenden Erfindung verwendete Abspannkraft kann insofern die direkt in einer Abspannung induzierte bzw. den Ausleger haltende Kraft oder auch eine damit zusammenhängende Reaktionskraft meinen, die in einem Strukturteil des Krans auftritt und ein Maß für das den Last- und Totmomenten entgegenwirkende Abspann- oder Reaktionsmoment ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele und zugehöriger Zeichnungen näher erläutert. In den Zeichnungen zeigen:
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1: eine schematische, ausschnittsweise Darstellung eines Turmdrehkrans mit wippbarem Ausleger und am Ausleger angebrachter Auslegerverlängerung in Form eines Flyjibs, sowie der am Ausleger angreifende Kräfte und Momente,
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2: ein Datenflussdiagramm zur Verdeutlichung der Bestimmung der Last- und Ausladungs- bzw. Hebelarmwerte, der hieraus abgeleiteten Momentenberechnung und des Abgleichs der im Uhrzeigersinn drehenden Momente mit den im Gegenuhrzeigersinn drehenden Momenten, und
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3: eine Lastkurve der Überlastsicherungsvorrichtung für einen Turmdrehkran mit horizontaler Wippstellung des Auslegers.
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Wie 1 andeutet, kann der Kran 1 als Baukran bzw. Turmdrehkran ausgebildet sein, der einen Turm 2 umfasst, der auf einer Drehbühne 3 abgestützt sein kann, die auf einem Unterwagen sitzen und um eine aufrechte Drehachse gedreht werden kann. Bei Ausbildung als Obendreher kann der genannte Turm 2 jedoch auch rotatorisch feststehend verankert sein. Der vorgenannte Unterwagen kann als Lastkraftwagen, Raupenwagen oder in anderer Weise verfahrbar ausgebildet sein, jedoch auch eine fest verankerte bzw. fest abgestützte Abstützbasis sein.
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Der genannte Turm 2 kann einen Ausleger 3 tragen, der um eine liegende Wippachse 4, die sich am Fuß des Auslegers 3 bzw. zwischen Turm 2 und Ausleger 3 erstrecken kann, auf und nieder gewippt werden kann. Bei Ausbildung als Obendreher kann der Ausleger 3 zudem um eine aufrechte Achse, insbesondere die Turmlängsachse um den Turm 2 verdreht werden.
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Der genannte Ausleger 3 ist über eine Abspannung 5 abgespannt, wobei die genannte Abspannung 5 ein von einem Einziehwerk 7 verstellbares Nackenseil 7 aufweisen kann, um den Wippwinkel bzw. den Anstellwinkel des Auslegers 3 vorzugsweise stufenlos verstellen zu können. Das genannte Nackenseil 7 kann hierbei über eine nur angedeutete Turmspitze 8 geführt bzw. umgelenkt sein, wobei jedoch alternativ oder zusätzlich auch andere Abstützstreben und insbesondere anstelle eines Abspannseils auch ein Abspanngestänge vorgesehen sein kann.
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Wie 1 zeigt, kann über eine entsprechende Umlenkrolle im Bereich der Auslegerspitze ein Hubseil mit einem daran angelenkten Lasthaken 9 ablaufen, wobei der genannte Lasthaken 9 bzw. das damit verbundene Hubseil auch über eine Laufkatze geführt sein könnte, die entlang dem Ausleger 3 in an sich bekannter Weise verfahren werden kann.
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Wie 1 weiter zeigt, kann an dem Ausleger 3 eine Auslegerverlängerung 10 in Form eines Flyjibs angebracht sein, wobei von dem besagten Flyjib ein weiteres Lastaufnahmemittel in Form eines Lasthakens 11 an einem entsprechenden Hubseil ablaufen kann.
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Wie 1 verdeutlicht, wirken am Ausleger 3 mehrere Nutz- und Totlastkräfte, die verschiedene Hebelarme besitzen und gemäß 1 im Uhrzeigersinn drehende Momente auf den Ausleger 3 ausüben. Die vom Ausleger 3 bzw. der Auslegerverlängerung 10 ablaufenden Lasthaken 9 und 11 ziehen den Ausleger 3 gemäß 1 im Uhrzeigersinn nach unten, wobei die Kräfte FG+S und F*G+S sich jeweils aus der am Lasthaken 9 bzw. 11 befestigten Nutzlast und dem Seil und Hakengewicht ergeben. Die horizontale Ausladung der genannten Kräfte FG+S und F*G+S bestimmt deren Hebelarm IG+S und IFJ bezüglich der Wippachse 4 des Auslegers 3, die als Kippachse angesehen werden kann.
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Ferner versucht die Totlast des Auslegers 3 diesen Ausleger 3 mit der Kraft FA gemäß 1 im Uhrzeigersinn nach unten zu ziehen, wobei die genannten Totlast sich aus dem Eigengewicht des Auslegers 3, dem Eigengewicht des Flyjibs bzw. der Auslegerverlängerung 10 und ggf. daran angebrachter Zusatzbauteile wie beispielsweise einem Laufkatzseil, Umlenkrollen, Scheinwerfer, Winden, Stellaktoren und anderen Anbauteilen zusammensetzen kann. Die die Totlast repräsentierende Totlastkraft FA kann dabei als im Schwerpunkt S angreifend angesehen werden, vgl. 1. Die genannten Totlasten bzw. Gewichtskräfte und die Geometrie des Auslegers einschließlich des Abstands des Schwerpunkts S von der Wippachse 4 kann in Form von Krandaten in einem Speicher 12 der Kransteuerung 13 abgespeichert sein.
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Andererseits greift an dem genannten Ausleger 3 die Abspannkraft FN an, die von dem vorgenannten Nackenseil der Abspannung 5 aufgebracht werden kann und gemäß 1 im Gegenuhrzeigersinn den Ausleger 3 nach oben zu ziehen versucht.
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Die genannte Abspannkraft FN besitzt dabei den in 1 ersichtlichen Hebelarm IN, der eine durch die Wippachse 4 gehende Gerade senkrecht auf das Nackenseil 7 bildet.
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Um den Ausleger 3 im Gleichgewicht zu halten, muss die Summe aller im Uhrzeigersinn drehenden Momente der Summe aller im Gegenuhrzeigersinn drehenden Moment entsprechen. Im Hinblick auf die zuvor erläuterten Kräfte und Momente heißt dies, dass das Abspannmoment infolge der Abspannkraft FN der Summe der Lastmomente durch die Lasthaken 9 und 11 und des Totlastmoments entsprechen muss, wie dies nachfolgende Gleichung zum Ausdruck bringt: FN × IN = FA × IA + FG+S × IG+S + F*G+S × IFJ
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Wie aus 1 ersichtlich, werden die genannten Hebelarme IA, IG+S und IFJ der Nutz- und Totlasten und auch der Hebelarm IN der Abspannkraft FN vom Wippwinkel bzw. Anstellwinkel des Auslegers 3 beeinflusst, wobei die genannten Hebelarme IA, IG+S und IFJ der Tot- und Nutzlasten sich bei Winkelveränderungen des Anstellwinkels des Auslegers 3 deutlich stärker verändern als der Hebelarm IN der Abspannkraft FN, zumindest in den üblichen Anstellwinkelbereichen des Auslegers 3, die sich zwischen einer horizontalen Ausrichtung des Auslegers 3 und einer spitzwinklig zur Vertikalen nach oben zeigenden Ausrichtung des Auslegers 3 reichen können. Die geringere Beeinflussung des Hebelarms IN der Abspannkraft FN liegt im Wesentlichen in der Geometrie der Abspannung begründet, da sich der Abspannwinkel des Nackenseils 6 zum Ausleger 3 beim Verwippen des Auslegers 3 verhältnismäßig schwach verstellt, wenn der Ausleger 3 in an sich üblicher Weise eine recht große Länge im Verhältnis zur Höhe der Turmspitze besitzt.
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Eine in der Kransteuerung 13 implementierte Überlastsicherungsvorrichtung 14 bestimmt mit geeigneten Erfassungsmitteln 15 und 16 die Ausladung der Nutzlasten FG+S und F*G+S sowie die genannten Nutzlasten selbst. Hierzu kann ein Winkelgeber 17 den Wipp- bzw. Anstellwinkel des Auslegers 3 erfassen, so dass über die abgespeicherte Krangeometrie bzw. Auslegergeometriedaten die Ausladung, d. h. die genannten Hebelarme IG+S und IFJ bestimmbar sind. Ist eine Laufkatze am Ausleger 3 verfahrbar, kann zusätzlich ein Katzstellungsgeber vorgesehen sein. Zum anderen können die zu den Lasthaken 9 und 11 führenden Hubseile mit Hubkraftgebern 18 versehen sein, die den Hubwindenantrieben oder Umlenkrollenaufhängungen zugeordnet sein können, um die Hubseilkräfte zu bestimmen. Aus den entsprechend bestimmten Lastwerten und Ausladungswerten kann die genannte Überlastsicherungsvorrichtung 14 einen Abgleich mit einer oder auch mehreren Lastkurven vornehmen, die im Speicher der Kransteuerung 13 abgespeichert sein kann/können. Eine solche abgespeicherte Lastkurve 23 zeigt beispielhaft die 4.
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Um die Funktion der genannten Überlastsicherungsvorrichtung 14 im Hintergrund überwachen zu können, ist ferner eine Überwachungsvorrichtung 19 vorgesehen, die aus den zuvor genannten Nutz- und Totlasten FG+S, F*G+S und FA und den zugehörigen Ausladungswerten bzw. Hebelarmen IG+S, IFJ und IA die auf den Ausleger 3 wirkenden Nutzlast- und Totlastmomente berechnet. Diese Nutz- und Totlastmomente wirken alle im Uhrzeigersinn gemäß 1 und 2.
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Zum anderen berechnet die genannte Überwachungsvorrichtung 19 bzw. der darin implementierte Momentenrechner 20 das im Gegenuhrzeigersinn gemäß 1 und 2 auf den Ausleger 3 wirkende Abspannmoment, das sich aus der Abspannkraft FN und dem zugeordneten Hebelarm IN ergibt. Wie zuvor erläutert, wird bei der Momentenberechnung, genauer gesagt bei der Bestimmung der Hebelarme der Anstellwinkel des Auslegers 3 berücksichtigt, der von dem genannten Winkelgeber 17 gemessen wird.
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Eine Auswerteeinheit 21 der Überwachungsvorrichtung 19 vergleicht sodann das genannte im Gegenuhrzeigersinn drehende Abspannmoment mit der Summe der im Uhrzeigersinn drehenden Last- und Totlastmomente, vgl. 2. Genauer gesagt bestimmt die genannte Auswerteeinheit 21 die Differenz zwischen dem besagten im Gegenuhrzeigersinn drehenden Abspannmoment und der Summe der im Uhrzeigersinn drehenden Last- und Totlastmomente. Übersteigt die sich ergebende Differenz eine bestimmte Toleranzschwelle, schließt die Auswerteeinheit 21 daraus, dass die Überlastsicherungsvorrichtung 14, insbesondere deren Erfassungsmittel 15 und 16 nicht ordnungsgemäß arbeitet.
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Die Auswerteeinheit 21 kann in einem solchen Fall einerseits eine Fehlermeldung ausgeben, was an einer Anzeigevorrichtung in der Krankabine und/oder an einer Anzeigevorrichtung am Funkterminal ausgegeben werden kann. Andererseits kann die Auswerteeinheit 21 auch ein Abschaltsignal ausgeben, um Stellantriebe, insbesondere einen Haupthubwerksantrieb und/oder einen Flyjibwindenantrieb und/oder einen Einziehwerkantrieb abzuschalten.
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Die genannte Toleranzschwelle dient dazu, Störgrößen wie Windkräfte, nachträglich angebrachte Reklameschilder am Ausleger oder andere Störgrößen zu berücksichtigen und kann in Form eines festen, vorbestimmten Schwellenwerts im Speicher 12 der Kransteuerung 13 abgelegt sein. Alternativ oder zusätzlich kann der genannte Toleranzschwellenwert auch an sich ergebende Störgrößen angepasst werden, beispielsweise in Abhängigkeit eines Windmesssignals, insbesondere derart, dass bei keinem oder geringem Wind die Toleranzschwelle erniedrigt und mit zunehmend größerem, stärkerem Wind die Toleranzschwelle erhöht wird. Eine Anpassung des Toleranzschwellwerts in Abhängigkeit anderer Einflussgrößen ist denkbar.
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Wie 2 zeigt, kann die Überwachungsvorrichtung 19 die Abspannkraft FN mittels eines Kraftgebers 24 bestimmen bzw. sensorisch erfassen, wobei der besagte Kraftgeber 24 unmittelbar der Abspannung 5 bzw. dem Nackenseil 6 zugeordnet sein kann. Beispielsweise kann der Kraftgeber 24 das Windenmoment des Einziehwerks 7 erfassen, auf dem das Nackenseil 6 aufgewickelt ist.
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Bezugszeichenliste
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- FN
- Zug im Nackenseil (entstanden aus Nutzlast + Seilgewicht)
- FA
- Krafteinwirkung durch Totlast des Auslegers
- FG+S
- Krafteinwirkung durch Nutzlast + Seilgewicht
- F*G+S
- Krafteinwirkung durch Nutzlast + Seilgewicht am FlyJib (nur optional)
- IN
- Hebelarm für Moment aus Zug im Nackenseil
- IA
- Hebelarm für Moment aus Totlast Ausleger
- IG+S
- Hebelarm für Moment Nutzlast + Seilgewicht
- IFJ
- Hebelarm für Moment Nutzlast + Seilgewicht am FlyJib (nur optional)
- 1
- Kran
- 2
- Turm
- 3
- Drehbühne
- 4
- Wippachse
- 5
- Abspannung
- 6
- Nackenseil
- 7
- Einziehwerk
- 8
- Turmspitze
- 9
- Lasthaken
- 10
- Auslegerverlängerung
- 11
- Lasthaken