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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Fahrzeugsitz nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Ein derartiger Fahrzeugsitz weist insbesondere ein eine Sitzfläche definierendes Sitzuntergestell und eine Rückenlehne auf, wobei sich die Rückenlehne entlang einer Lehnenlängsachse erstreckt. Diese Lehnenlängsachse verläuft in einer Gebrauchsposition der Rückenlehne, in der eine Person bestimmungsgemäß auf dem Fahrzeugsitz Platz nehmen kann, unter einem Lehnenwinkel zu der Sitzfläche. Die Rückenlehne erstreckt sich hierbei also beispielsweise unter einem gegebenenfalls einstellbaren Lehnenwinkel von 60 bis 120 Grad zu der Sitzfläche. Üblicherweise befindet sich die Rückenlehne somit in einer bestimmungsgemäßen Gebrauchsposition in einer aufrechten oder aufgerichteten Lage bezüglich der Sitzfläche, sodass eine Person auf dem Fahrzeugsitz bequem Platz nehmen kann und an ihrem Rücken durch die Rückenlehne abgestützt ist.
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Zur Minimierung eines Verletzungsrisikos für einen auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Fahrzeuginsassen sind regelmäßig insbesondere das Sitzuntergestell und ein Lehnenrahmen der Rückenlehne vergleichsweise steif ausgelegt und aneinander arretiert, sodass der Fahrzeugsitz den Fahrzeuginsassen in einer gewünschten Sitzposition hält und abstützt. Zur Einstellung der gewünschten Sitzposition ist regelmäßig die Neigung der Rückenlehne relativ zu der Sitzfläche einstellbar und/oder das Sitzuntergestell über eine Schienenanordnung längsverschieblich.
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Um einen Fahrzeuginsassen ferner in einer bestimmten Sitzposition an dem Fahrzeugsitz auch in einem Crash-Fall zu halten, ist in dem Fahrzeug ein Sicherheitsgurtsystem für den jeweiligen Fahrzeugsitz vorgesehen. Ein Sicherheitsgurt mit einer in ein Gurtschloss an dem Fahrzeugsitz einzusteckenden Gurtlasche ist hierbei häufig an einem Karosserieteil des Fahrzeugs vorgesehen, z.B. bei einem Fahrersitz im Bereich der B-Säule des Fahrzeugs. Hierbei kann nun die Schwierigkeit auftreten, dass der durch den Sitzbenutzer zum Anschnallen zu ergreifende Sicherheitsgurt in der gewünschten Sitzposition von dem Fahrzeugsitz aus nur schwer erreichbar ist. So kann sich der Sicherheitsgurt beispielsweise bezogen auf die Fahrtrichtung des Fahrzeugs hinter der aufgerichteten Rückenlehne befinden, sodass der Sitzbenutzer diesen nur unter erheblicher Anstrengung erreichen kann. Grundsätzlich gäbe es zwar die Möglichkeit bei einer in ihrer Neigung verstellbaren Rückenlehne und einem längsverschieblichen Fahrzeugsitz die Rückenlehne so weit nach hinten zu neigen und gleichzeitig den Fahrzeugsitz so weit nach hinten zu verschieben, dass der Sicherheitsgurt leicht ergriffen und sich angeschnallt werden kann. Erst anschließend würde dann die gewünschte Sitzposition eingestellt. Ist ein solches Vorgehen für einen Fahrzeuginsassen aber notwendig, um sich bequem anschnallen zu können, empfindet ein Fahrzeuginsasse dies erfahrungsgemäß als störend und wenig praktikabel. Die Anordnung des Sicherheitsgurtes und des Fahrzeugsitzes innerhalb des Fahrzeuges wird zwar in der Praxis so vorgenommen, dass zumindest für einen durchschnittlichen Fahrzeuginsassen der Sicherheitsgurt noch komfortabel erreichbar ist. Je nach eingestellter Sitzposition und Größe des jeweiligen Sitzbenutzers bleibt eine solche Anordnung beim Anschnallen aber weiterhin nachteilig.
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Ferner ist es auch während der Fahrt, z.B. für einen Beifahrer, häufig schwierig, angeschnallt Gegenstände zu erreichen, die sich auf einem Rücksitz des Fahrzeugs befinden. So ist auch das Erreichen eines auf einem Rücksitz befindlichen Kindes von einem Beifahrer- oder Fahrersitz aus äußerst schwierig, insbesondere wenn der jeweilige Sitzbenutzer angeschnallt ist.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Fahrzeugsitz in dieser Hinsicht zu verbessern und insbesondere eine Möglichkeit bereitzustellen, das Anschnallen für einen Fahrzeuginsassen komfortabler zu gestalten.
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Diese Aufgabe wird mit einem Fahrzeugsitz nach Anspruch 1 gelöst.
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Erfindungsgemäß ist dabei vorgesehen, dass der Fahrzeugsitz eine fremdkraftbetätigte Antriebseinheit mit wenigstens einer vorzugsweise elektromotorischen Antriebseinheit umfasst, die eine fremdkraftbetätigte Verdrehung oder Verwindung der in der Gebrauchsposition befindlichen Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse gestattet, wobei dann eine Lehnenlängsseite der Rückenlehne stärker (bezogen auf eine Fahrzeuglängsachse) nach hinten geneigt ist als die andere, gegenüberliegende Lehnenlängsseite. Die sich gegenüberliegenden Lehnenlängsseiten verlaufen somit bei einer mittels der Antriebseinrichtung vorgenommenen Verdrehung der Rückenlehne nicht mehr zueinander parallel.
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Auf Basis der erfindungsmäßen Lösung ist es somit möglich, dass tür- und tunnelseitige Lehnenlängsseiten der Rückenlehne bei Bedarf fremdkraftbetätigt, d.h., beispielsweise mithilfe eines Elektromotors, unabhängig voneinander und damit insbesondere auch asynchron zueinander verstellt werden können. Derart ist die Rückenlehne z.B. nicht nur vorwärts und rückwärts bezüglich des Sitzuntergestells schwenkbar, sondern kann auch gezielt seitlich verdreht werden. Die Lehnenverstellung erhält hierdurch einen zusätzlichen Freiheitsgrad und ermöglicht eine bessere Anpassbarkeit der Lehnenposition an die verschiedenen Bedürfnisse eines Fahrzeuginsassen. Zudem wird der Komfort gesteigert.
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So kann mit der erfindungsgemäßen Lösung nicht nur die Erreichbarkeit eines Sitzgurtes beim Anschnallen oder die Zugänglichkeit eines Rücksitzes von einem vorderen Fahrzeugsitz aus erleichtert werden. Vielmehr ist damit z.B. auch eine gezielte Entlastung der Rückenmuskulatur bei längeren Fahrten oder eine Vorbeugung von Ermüdungserscheinungen bei einem Fahrer des Fahrzeugs möglich. Insbesondere in den zuletzt genannten Fällen kann die Rückenlehne beispielsweise über die Antriebseinrichtung lediglich gezielt geringfügig bezüglich der Lehnenlängsachse verdreht werden. Hierbei kann vorgesehen sein, dass über die Antriebseinrichtung eine – vorzugsweise stufenlose – Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne je nach Betriebssituation in unterschiedlichem Maße vorgenommen wird, z.B. je nachdem, ob die Verdrehung z.B. der besseren Erreichbarkeit des Sicherheitsgurtes oder des Rücksitzes dient oder der Entlastung der Wirbelsäule und/oder der Vorbeugung von Ermüdungserscheinungen.
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In einer Ausführungsvariante kann demgemäß vorgesehen sein, dass über eine Steuerelektronik der Antriebseinrichtung das Maß einer zulässigen oder vorgenommenen Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne davon abhängt, ob das Fahrzeug steht oder das Fahrzeug gestartet wurde oder bereits fährt.
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Unter einer Gebrauchsposition der Rückenlehne wird im Übrigen grundsätzlich eine Position verstanden, in der eine Person bestimmungsgemäß auf dem Fahrzeugsitz Platz nehmen kann und die Lehnenlängsachse unter einem Lehnenwinkel, typischerweise im Bereich von 60 Grad bis 120 Grad, zu der Sitzfläche verläuft. Die Rückenlehne befindet sich somit in einer Gebrauchsposition regelmäßig bezogen auf die Sitzfläche in einer aufrechten oder aufgerichteten Lage.
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Selbstverständlich kann die Rückenlehne an dem Sitzuntergestell um eine Schwenkachse relativ zu der Sitzfläche verschwenkbar sein, um die Rückenlehne relativ zu der Sitzfläche in ihrer Neigung einstellen und/oder in eine Nicht-Gebrauchsposition auf die Sitzfläche vorklappen zu können. Die Rückenlehne ist hierfür typischerweise beiderseits einer zu der Lehnenlängsachse parallelen Mittelachse der Rückenlehne an dem Sitzuntergestell verschwenkbar gelagert. Durch die Mittelachse wird die Rückenlehne in zwei Lehnenlängsseiten (virtuell) geteilt. In einer Ausführungsform fallen die Lehnenlängsachse, bezüglich der in einem unverriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne ermöglicht ist, und die Mittelachse der Rückenlehne zusammen. Eine in einer Gebrauchsposition befindliche und vorzugsweise bezüglich Ihrer Neigung bezüglich der Sitzfläche einstellbare und verschwenkbare Rückenlehne wird somit erfindungsgemäß nicht vollständig um eine querverlaufende Schwenkachse relativ zu der Sitzfläche verschwenkt, sondern in sich bezüglich einer Lehnenlängsachse verdreht, beispielsweise um die Erreichbarkeit eines Sicherheitsgurtes zu erleichtern oder die Wirbelsäule während einer Fahrt zu entspannen.
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Für die verschwenkbare Lagerung der Rückenlehne relativ zu der Sitzfläche kann beispielsweise beiderseits der Mittelachse jeweils ein (Dreh-)Beschlag vorgesehen sein. Über diesen Beschlag wird ein Verschwenken der Rückenlehne um die Schwenkachse gestattet und kann die Rückenlehne in einer Gebrauchsposition arretiert werden.
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Wie zuvor erläutert ist in einer Ausführungsvariante vorgesehen, dass über die Antriebseinrichtung eine Lehnenlängsseite der Rückenlehne unabhängig von der anderen Lehnenlängsseite um die Schwenkachse an dem Sitzuntergestell verschwenkt werden kann. Dies wird vorzugsweise über eine Antriebseinrichtung erreicht, die wenigstens zwei Antriebseinheiten umfasst, die unterschiedlichen Lehnenlängsseiten bzw. Lehnenseitenteilen der Rückenlehne zugeordnet sind und die voneinander unabhängige, fremdkraftbetätigte Verstellungen der Lehnenlängsseiten um die Schwenkachse gestatten. So kann beispielsweise jede Antriebseinheit einen eigenen Antriebsmotor umfassen, der eine Verstellkraft zur Verstellung der zugeordneten Lehnenlängsseite aufbringt. Dabei können die beiden Antriebseinheiten selbstverständlich auch so angesteuert werden, dass die Lehnenlängsseiten synchron verschwenkt werden und hierdurch beispielsweise eine Neigungseinstellung der Rückenlehne möglich ist. Im Rahmen der Erfindung steht jedoch im Vordergrund, dass bei Verwendung zweier Antriebseinheiten für die sich gegenüberliegenden Lehnenlängsseiten über die Antriebseinheiten eine Verstellung einer Lehnenlängsseite unabhängig von der anderen Lehnenlängsseite möglich ist und/oder die beiden Lehnenlängsseiten asynchron zueinander verstellt werden können, so dass die Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse fremdkraftbetätigt verdreht werden kann.
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Grundsätzlich wird es als vorteilhaft erachtet, wenn eine Antriebseinheit der Antriebseinrichtung selbsthemmend ausgelegt ist, so dass die Rückenlehne in jeder durch Verdrehung um ihre Lehnenlängsachse eingenommenen Verstellposition über eine Antriebseinheit der Antriebseinrichtung relativ zu dem Sitzuntergestell arretiert ist. Dementsprechend bleibt auch eine Lehnenverriegelung permanent im Eingriff und hält die Rückenlehne stets in einer crashfesten Relativlage zu dem Sitzuntergestell.
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Bei Verwendung zweier jeweils selbsthemmender Antriebseinheiten, die z. B. jeweils einen Elektromotor und ein Getriebe umfassen, kann eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse vergleichsweise einfach dadurch erfolgen, dass lediglich eine Antriebseinheit eine Verstellkraft auf die ihr zugeordnete Lehnenlängsseite ausübt, während die gegenüberliegende Lehnenlängsseite durch die ihr zugeordnete selbsthemmende Antriebseinheit arretiert bleibt. Hierfür kann eine Steuerelektronik vorgesehen sein, die eine Verstellung einer Lehnenlängsseite um die Schwenkachse mittels einer der wenigstens zwei Antriebseinheiten auslöst, während die andere Lehnenlängsseite über eine andere Antriebseinheit relativ zu dem Sitzuntergestell arretiert bleibt. Alternativ oder ergänzend kann mittels einer entsprechenden Steuerelektronik vorgesehen sein, die sich gegenüberliegenden Lehnenlängsseiten unterschiedlich stark zu verschwenken, um eine gewünschte Verdrehung der Rückenlehne zu erreichen.
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Bevorzugt wirkt eine Antriebseinheit mit einem Drehbeschlag der Rückenlehne zusammen, über den die Rückenlehne verschwenkbar an dem Sitzuntergestell gelagert ist. Derart kann an einem Fahrzeugsitz, dessen Rückenlehne lediglich in seiner Neigung bezüglich des Sitzuntergestells eingestellt und/oder auf das Sitzuntergestell vorgeklappt werden kann, leicht mit einer erfindungsgemäßen Antriebseinrichtung nachgerüstet werden, die eine zusätzliche Verdrehung der Rückenlehne um ihre Lehnenlängsachse gestattet. Hierfür sind beispielsweise lediglich zwei – vorzugsweise elektromotorische und/oder als Motor-Getriebeeinheiten ausgebildete – Antriebseinheiten an den beiden Lehnenlängsseiten vorzusehen, die über eine geeignete Steuerelektronik eine Verstellung der Lehnenlängsseiten unabhängig voneinander gestatten.
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Für das Zusammenwirken einer Antriebseinheit mit einem Drehbeschlag der Rückenlehne weist die Antriebseinheit in einer Ausführungsvariante eine Antriebswelle auf. Über diese Antriebswelle wirkt die Antriebseinheit dann auf den Drehbeschlag ein, um eine Lehnenlängsseite der Rückenlehne relativ zu dem Sitzuntergestell zu verschwenken.
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In einer Ausführungsvariante wird eine Antriebseinheit der Antriebseinrichtung an einem Lehnenseitenteil der Rückenlehne angeordnet. Ein solches Lehnenseitenteil bildet einen Teil des Lehnenrahmens der Rückenlehne und verläuft im Wesentlichen parallel zur Lehnenlängsachse. Gebildet wird ein Lehnenseitenteil beispielsweise durch einen Lehnenholm. Die jeweilige Antriebseinheit wird dann bevorzugt an einem dieser Lehnenseitenteile montiert, beispielsweise durch eine Verschraubung.
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Im Zuge einer möglichst platzsparenden Unterbringung ist beispielsweise vorgesehen, dass eine Antriebseinheit auf einer Innenseite des Lehnenseitenteils angeordnet ist, die einem gegenüberliegenden Lehnenseitenteil zugewandt ist. Äußerlich ist in dieser Ausführungsvariante somit ein erfindungsgemäßer Fahrzeugsitz mit einer in sich verdrehbaren Rückenlehne nicht von einem herkömmlichen Fahrzeugsitz zu unterscheiden, wenn beide Fahrzeugsitze bepolstert sind.
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Eine Steuerelektronik für die Antriebseinrichtung, mittels der eine von einer Antriebseinheit aufgebrachte Verstellkraft steuerbar ist, gestattet in einem Ausführungsbeispiel eine selbsttätige Verdrehung der Rückenlehne und/oder eine Verdrehung in Reaktion auf ein von einem Sitzbenutzer ausgelöstes Bedienereignis. Im erstgenannten Fall erfolgt eine fremdkraftbetätigte Verdrehung über die Antriebseinrichtung beispielsweise automatisch, um die Wirbelsäule während einer längeren Fahrt zu entlasten oder eine Ermüdung des Sitzbenutzers vorzubeugen. Im zuletzt genannten Fall löst der Sitzbenutzer bewusst eine Verdrehung der Rückenlehne, z. B. durch Betätigen eines Bedienelements, wie einem Schalter oder einem Bedienfeld eines Displays aus.
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Ein Bedienereignis, das zu einer Verdrehung der Rückenlehne um ihre Lehnenlängsachse führt, kann aber auch ohne Betätigen eines Bedienelementes ausgelöst werden, z. B. indem über an oder in dem Fahrzeugsitz vorgesehene Sensoren ein Benutzerwunsch zur Verdrehung der Rückenlehne erkannt wird. Beispielsweise kann wenigstens ein Drucksensor vorgesehen sein, mittels dem ein (stärkeres) Drücken eines Sitzbenutzers gegen einen (rechten oder linken) Teil der Rückenlehne bzw. gegen eine der beiden Lehnenlängsseiten detektiert wird. Infolge dieses (stärkeren) Drückens schließt eine Auswertelogik der Steuerelektronik auf das Bemühen eines Sitzbenutzers, einen Sicherheitsgurt zu ergreifen, oder allgemein auf einen Bedienerwunsch zur Verdrehung der Rückenlehne, um eine veränderte Sitzposition einnehmen zu können. Hierbei ist folglich eine Sensoreinrichtung vorgesehen, die ein Drücken eines Sitzbenutzers gegen eine der beiden Lehnenlängsseiten bzw. ein (stärkeres) Drücken eines Sitzbenutzers gegen einen der beiden (rechten oder linken) Teile der Rückenlehne als Bedienereignis erkennt und bewertet, um eine Verdrehung der Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse auszulösen.
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Alternativ oder ergänzend kann an einem erfindungsgemäßen Fahrzeugsitz eine Antriebseinrichtung vorgesehen sein, mittels der eine bezüglich der Lehnenlängsachse verdrehte Rückenlehne fremdkraftbetätigt in eine Normallage verstellbar ist, in der die Rückenlehne nicht verdreht ist und sich im Wesentlichen entlang einer zu der Lehnenlängsachse parallelen Lehnenebene erstreckt. Derart kann die durch einen Sitzbenutzer gegebenenfalls während des Anschnallens in sich verdrehte Rückenlehne durch die Antriebseinrichtung wieder in die Normallage zurückgeführt werden, in der die Rückenlehne wieder durch die Verriegelungsvorrichtung verriegelt werden kann und eine auch im Crash-Fall sichere Abstützung des Rückens eines Sitzbenutzers gewährleistet ist. Über die vorzugsweise an einem Gestellrahmen der Rückenlehne angeordnete Antriebseinrichtung kann somit auf Benutzerwunsch und/oder unabhängig von einem Sitzbenutzer die Rückenlehne wieder in eine für den Crash-Fall angepasste Normallage und Sitzposition überführt werden, wenn sich der Sitzbenutzer angeschnallt hat.
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In einer Weiterbildung ist eine Steuerelektronik vorgesehen, mittels der ein Überführen der verdrehten Rückenlehne in die Normallage und/oder eine Verriegelung durch eine Verriegelungsvorrichtung des Fahrzeugsitzes gesteuert, insbesondere jeweils ausgelöst werden kann. Über die Steuerelektronik kann hierbei ein motorischer Antrieb der Antriebseinrichtung angesteuert werden, um einen verlagerten Abschnitt der Rückenlehne wieder in die Normallage zu schwenken.
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Die Steuerelektronik kann dazu ausgebildet und vorgesehen sein, ein Überführen der verdrehten Rückenlehne in die Normallage und/oder die Verriegelung über eine Verriegelungsvorrichtung auszulösen, wenn ein Auslösesignal von der Bordelektronik des Fahrzeugs erzeugt wird. Beispielsweise kann ein Überführen der verdrehten Rückenlehne in die Normallage und eine Verriegelung ausgelöst werden, indem ein Fahrzeugschlüssel in das Fahrzeugzündschloss eingesteckt und/oder der Motor des Fahrzeugs gestartet wird. Derart wird sichergestellt, dass die Rückenlehne spätestens zu Fahrtbeginn in ihrer Normallage vorliegt und nicht (mehr) bezüglich ihrer Lehnenlängsachse verdreht oder verwunden werden kann. Die Rückenlehne liegt somit (wieder) in einer Gebrauchsposition vor, in der ein Sitzbenutzer an seinem Rücken durch die verriegelte und gegebenenfalls an dem Sitzuntergestell arretierte Rückenlehne auch im Crash-Fall ausreichend abgestützt ist.
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In einer Ausführungsvariante erfolgt ein Überführen einer in sich verdrehten Rückenlehne in eine Normallage, wenn ein Auslösesignal von einem Precrash-Sensor des Fahrzeugs erzeugt wird. Demgemäß kann die Steuerelektronik dazu ausgebildet und vorgesehen sein, ein Überführen der verdrehten Rückenlehne in die Normallage auszulösen, wenn ein Auslösesignal von einem Precrash-Sensor des Fahrzeugs erzeugt wird. Derart kann bei Detektion einer Crash-Gefahr oder einer zu erwartenden Vollbremsung die Rückenlehne in eine nicht verdrehte und aufrechte Normallage überführt werden.
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In einer Weiterbildung ist dabei vorgesehen, dass mittels der Antriebseinheit die Rückenlehne mit einer Verstellgeschwindigkeit in die Normallage überführbar ist, die zu einer Verstellgeschwindigkeit verschieden ist, mit der die Rückenlehne mittels der Antriebseinheit in Reaktion auf ein von einem Benutzer ausgelöstes Bedienereignis verdreht wird. So kann folglich in einer Precrash-Situation das Überführen in die Normallage mit einer höheren Verstellgeschwindigkeit erfolgen als bei einem Verdrehen der Rückenlehne zu Komfortzwecken.
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Eine Rückführung der Rückenlehne in eine Normallage kann durch Zurückschwenken einer Lehnenlängsseite erreicht werden, bis diese wieder parallel zu der gegenüberliegenden Lehnenlängsseite verläuft. Um in einer Precrash-Situation das Überführen in die Normallage zu beschleunigen, kann die Steuerelektronik dazu ausgebildet und vorgesehen sein, eine Lehnenlängsseite in eine Schwenkrichtung um die Schwenkachse der Rückenlehne zu verschwenken und die andere Lehnenlängsseite um dieselbe Schwenkachse in eine entgegengesetzte Schwenkrichtung zu verschwenken. Durch zueinander gegenläufige Schwenkbewegungen der beiden Lehnenlängsseiten kann ein schnelleres Überführen der bezüglich ihrer Lehnenlängsachse verdrehten Rückenlehne in eine unverdrehte Normallage erfolgen, als dies bei einem Verschwenken lediglich einer Lehnenlängsseite der Fall wäre. Eine exakt in Fahrtrichtung des Fahrzeugs ausgerichtete, unverdrehte Normallage wird hier somit durch eine tunnel- und türseitig gegenläufige Verstellbewegung der Lehnenlängsseiten der Rückenlehne erheblich beschleunigt.
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In einer Ausführungsvariante ist zusätzlich eine Verriegelungsvorrichtung vorgesehen, die
- – in einem unverriegelten Zustand eine Verdrehung der in der Gebrauchsposition befindlichen Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse mittels der Antriebseinrichtung gestattet und
- – in einem verriegelten Zustand die in der Gebrauchsposition befindliche Rückenlehne gegen eine Verdrehung bezüglich ihrer Lehnenlängsachse sperrt.
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Eine derartige Verriegelungsvorrichtung kann somit in einer Antriebseinrichtung integriert sein oder zusätzlich zu der Antriebseinrichtung vorgesehen sein, gegebenenfalls auch zusätzlich zu einer selbsthemmenden Antriebseinrichtung, um insbesondere in einem Crash-Fall eine zusätzliche Arretierung der um ihre Lehnenlängsachse verdrehbaren Rücklehne sicherzustellen.
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Mittels der Steuerelektronik kann weiterhin eine Verriegelungsvorrichtung des Fahrzeugsitzes so angesteuert sein, dass die Verriegelungsvorrichtung die Rückenlehne gegen eine Verdrehung um ihre Lehnenlängsachse nur sperrt, wenn der Motor des Fahrzeugs läuft. Nach Abschalten des Motors oder eines definierten Zeitraums danach wird mithilfe der Steuerelektronik die Verriegelung über die Verriegelungsvorrichtung gelöst, sodass die Rückenlehne in ihrer Gebrauchsposition eine maximale Bewegungsfreiheit ermöglicht.
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Die Steuerelektronik kann weiterhin mit einer Sensoreinrichtung gekoppelt sein, um zu detektieren, ob durch einen Sitzbenutzer (weiterhin) eine Kraft auf einen im unverriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung verlagerbaren Abschnitt der Rückenlehne ausgeübt wird. Wird über die Sensoreinrichtung beispielsweise über einen definierten Erfassungszeitraum detektiert, dass eine Kraft auf den jeweiligen Abschnitt unter einem Grenzwert liegt, wird die in sich verdrehte Rückenlehne automatisch wieder in ihre Normallage überführt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Rückenlehne stets in ihre Normallage zurückkehrt, wenn ein Sitzbenutzer nicht mehr auf den jeweiligen verlagerbaren Abschnitt einwirkt und beispielsweise der Anschnallvorgang abgeschlossen ist.
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Die Sensoreinrichtung kann drucksensitiv arbeiten und somit anhand einer Druckkraft, die im Bereich des verlagerbaren Abschnitts wirkt, feststellen, ob ein Überführen der Rückenlehne in ihre Normallage mithilfe der Antriebseinrichtung erfolgen kann. Es wird also über die Sensoreinrichtung sensorisch detektiert, ob eine Entlastung des jeweiligen Abschnitts stattgefunden hat und damit die Rückenlehne wieder in ihre nichtverdrehte Normallage zurücküberführt werden kann.
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Ein Auslösesignal zum Überführen der verdrehten Rückenlehne in ihre Normallage und/oder zur Verriegelung über die Verriegelungsvorrichtung kann beispielsweise auch durch ein Gurtschloss des Sicherheitssystems erzeugt sein, wenn detektiert wird, dass der Sicherheitsgurt geschlossen und eine Gurtlasche des Sicherheitsgurtes in das Gurtschloss bestimmungsgemäß eingesteckt wurde.
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Über die Verriegelungsvorrichtung wird nun in einem verriegelten Zustand die Rückenlehne in einer Gebrauchsposition gegen eine Verdrehung oder Verwindung bezüglich Ihrer Lehnenlängsachse gesperrt, sodass eine derartige Verdrehung oder Verwindung verhindert ist. In einem unverriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung wird aber eine derartige Verdrehung oder Verwindung zugelassen, um einer auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person, einem Sitzbenutzer, das Erreichen eines – gegebenenfalls bezogen auf die Fahrtrichtung des Fahrzeugs hinter der Rückenlehne befindlichen – Sicherheitsgurtes zu erleichtern. Die Rückenlehne ist hier folglich wenigstens abschnittsweise nachgiebig und/oder verlagerbar ausgestaltet, sodass erst durch die verriegelnde und somit in einem verriegelnden Zustand vorliegende Verriegelungsvorrichtung, die gegebenenfalls in die Antriebseinrichtung integriert oder mit dieser gekoppelt ist, eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne bezüglich der Lehnenlängsachse durch einen Sitzbenutzer verhindert ist.
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Beispielsweise kann die Verriegelungsvorrichtung in dem unverriegelten Zustand wenigstens einen Abschnitt der Rückenlehne freigeben, sodass dieser Abschnitt durch eine auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person mithilfe der Antriebseinrichtung verlagerbar ist und hierdurch eine Verdrehung der in der Gebrauchsposition befindlichen Rückenlehne bezüglich Ihrer Lehnenlängsachse ermöglicht wird. Es ist dementsprechend bevorzugt, dass der in dem unverriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung wenigstens eine verlagerbarer Abschnitt der Rückenlehne durch den Sitzbenutzer nach hinten motorisch verstellt werden kann, um den an einem Karosserieteil des Fahrzeugs festgelegten Sicherheitsgurt leichter zu erreichen, ohne dass die komplette Rückenlehne verschwenkt wird und die bezüglich der Sitzfläche eingestellte Gebrauchsposition verlässt. Bei dem verlagerbaren Abschnitt handelt es sich typischerweise um einen Abschnitt eines Gestellrahmens der Rückenlehne, an dem ein Rückenlehnenpolster für die Abstützung des Rückens des Sitzbenutzers festgelegt ist.
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In einem Ausführungsbeispiel ist die Verriegelungsvorrichtung im Bereich einer Lehnenlängsseite derart vorgesehen, dass über die Verriegelungsvorrichtung in einem unverriegelten Zustand ein Verschwenken nur einer Lehnenlängsseite der Rückenlehne um die Schwenkachse gestattet ist. Hierbei kann mittels der Verriegelungsvorrichtung ein Lehnenseitenteil der Rückenlehne, z.B. in Form eines Lehnenholms des Gestellrahmens der Rückenlehne,
- – relativ zu dem Sitzuntergestell arretiert sein, wenn die Verriegelungsvorrichtung verriegelt ist, und
- – um die Schwenkachse verschwenkbar sein, ohne ein gegenüberliegendes Lehnenseitenteil der Rückenlehne mit zu verschwenken, wenn die Verriegelungsvorrichtung unverriegelt ist.
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Über eine derartige Verriegelungsvorrichtung kann somit gezielt nur eines von zwei sich quer zu der Lehnenlängsachse gegenüberliegenden Lehnenseitenteilen freigegeben werden, um beim Anschnallen eines Sitzbenutzers eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne bezüglich ihrer Lehnenlängsachse zu ermöglichen und damit das Ergreifen eines Sicherheitsgurtes durch den Sitzbenutzer zu erleichtern.
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Die Verriegelungsvorrichtung weist in einem Ausführungsbeispiel wenigstens zwei im verriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung miteinander in Eingriff stehende Verriegelungselemente auf. Dabei ist wenigstens eines der Verriegelungselemente drehbar gelagert und über wenigstens ein weiteres drehbares Element der Verriegelungsvorrichtung außer Eingriff mit dem anderen Verriegelungselement bringbar. In dem verriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung stehen die beiden Verriegelungselemente vorzugsweise formschlüssig, z. B. über eine Rastverzahnung miteinander in Eingriff, um die Rückenlehne im verriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung crashsicher gegen eine Verdrehung um ihre Lehnenlängsachse zu sperren.
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Die einzelnen miteinander zusammenwirkenden Komponenten der Verriegelungsvorrichtung können beispielsweise auf verschiedenen Seiten eines Lehnenseitenteils der Rückenlehne angeordnet sein, das durch die Verriegelungsvorrichtung zu einer von dem gegenüberliegenden Lehnenseitenteil unabhängigen Verstellung freigegeben werden kann, um eine Verdrehung der Rückenlehne in sich zu ermöglichen.
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Zum Lösen einer Verriegelung über eine separate oder in die Antriebseinrichtung integrierte Verriegelungsvorrichtung ist beispielsweise ein translatorisch verstellbares Betätigungselement an dem Fahrzeugsitz, vorzugsweise im Bereich der Rückenlehne, vorgesehen. Das Betätigungselement kann im verriegelten Zustand der Verriegelungsvorrichtung verstellbar sein, um auf ein drehbares Element der Verriegelungsvorrichtung, z. B. in Form eines Schwinghebels, einzuwirken und hierdurch die beiden Verriegelungselemente außer Eingriff zu bringen, bevor eine Verstellung mithilfe der Antriebseinrichtung erfolgt.
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Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung werden bei der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Figuren deutlich werden.
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Hierbei zeigen:
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1 in perspektivischer Ansicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fahrzeugsitzes mit einer Antriebseinrichtung, die je eine Antriebseinheit an einer Lehnenlängsseite zur Verdrehung der Rückenlehne um eine Lehnenlängsachse aufweist;
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2 in vergrößertem Maßstab die Antriebseinrichtung des Fahrzeugsitzes der 1;
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3A–3B der Fahrzeugsitz der 1 mit einer darauf befindlichen Person;
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4A–4C der Fahrzeugsitz der 1 in unterschiedlichen Ansichten mit einer bezüglich der Lehnenlängsachse verdrehten Rückenlehne;
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5A–5B vergrößerte Darstellungen einer Antriebseinheit einer Lehnenlängsseite.
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Die 1 und 2 zeigen zunächst in perspektivischer Ansicht und vergrößerter Einzelansicht einen Fahrzeugsitz F mit einem Sitzuntergestell U und einer hieran um eine Schwenkachse A verschwenkbar gelagerten Rückenlehne L, jedoch ohne hieran vorzusehende Sitz- und Rückenpolster. Der gesamte Fahrzeugsitz F ist an dem Sitzuntergestell U über eine Schienenanordnung S längsverschieblich gelagert.
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Die 1 zeigt den Fahrzeugsitz F mit seiner Rückenlehne L in einer Gebrauchsposition. In der dargestellten Gebrauchsposition der Rückenlehne L, in der eine Person bestimmungsgemäß auf dem Fahrzeugsitz F Platz nehmen könnte, verläuft eine Lehnenlängsachse B der Rückenlehne L in einem Lehnenwinkel zu der von dem Sitzuntergestell U definierten Sitzfläche. In der 1 befindet sich die Rückenlehne L somit exemplarisch in einer aufrechten Position und die Lehnenlängsachse B verläuft in einem Winkel von nahezu 90° zu der Sitzfläche. Die Lehnenlängsachse B ist vorliegend in etwa mittig an der Rückenlehne L eingezeichnet, so dass die Lehnenlängsachse B eine Mittelachse für die Rückenlehne L definiert, die die Rückenlehne L in zwei (rechte und linke) Lehnenlängsseiten bzw. Lehnenhälften unterteilt. Beiderseits der Lehnenlängsachse B ist die Rückenlehne L über jeweils einen (Dreh-) Beschlag D1 oder D2 an dem Sitzuntergestell U verschwenkbar gelagert. Über die zwei Drehbeschläge D1 und D2 ist dabei ein Lehnenseitenteil L1, L2 eines Gestellrahmens der Rückenlehne L jeweils an einem Seitenteil U1 und U2 des Sitzuntergestells U verschwenkbar gelagert. Die Lehnenseitenteile L1 und L2, beispielsweise jeweils in Form eines seitlichen Lehnenholms, liegen sich entlang der Lehnenlängsachse B gegenüber und sind in der Gebrauchsposition und der in der 1 gezeigten Normallage zueinander parallel.
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Zum Anschnallen eines Sitzbenutzers oder Fahrzeuginsassen P (vergleiche insbesondere die 3A und 3B) ist ein Sicherheitsgurt G vorgesehen. Dieser Sicherheitsgurt G ist an einem Karosserieteil K festgelegt, z. B. bei einem Fahrzeugsitz F für einen Fahrer des Fahrzeugs im Bereich der B-Säule. Der Sicherheitsgurt G und insbesondere die von dem Fahrzeuginsassen P für das Anschnallen zu ergreifende Gurtlasche des Sicherheitsgurtes G befindet sich in der gezeigten Gebrauchsposition der Rückenlehne L bezogen auf eine Fahrtrichtung des Fahrzeugs hinter dem Fahrzeuginsassen P und hinter der Rückenlehne L neben dem Fahrzeugsitz F. Hierdurch kann der Fahrzeuginsasse P den Sicherheitsgurt G nur schwer erreichen und muss sich sehr weit drehen, um an der Rückenlehne L seitlich vorbei den Sicherheitsgurt G zu ergreifen und sich anschnallen zu können.
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Bei dem erfindungsgemäßen Fahrzeugsitz F ist insbesondere die Zugänglichkeit des Sicherheitsgurtes G durch einen auf dem Fahrzeugsitz F sitzenden Fahrzeuginsassen P nun dadurch erleichtert, dass die Rückenlehne L in sich bezüglich der Lehnenlängsachse B verdreht werden kann. Hierbei werden flexible und/oder verstellbar ausgestaltete Abschnitte der Rückenlehne L in eine Verdrehrichtung R2 bezüglich der Lehnenlängsachse B verlagert, so dass sich eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne L ergibt.
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Diese Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne L bezüglich ihrer Lehnenlängsachse B kann dabei durch den Fahrzeuginsassen P gesteuert werden, indem der Fahrzeuginsasse P z.B. beim Drehen seines Oberkörpers mit einer größeren Kraft auf die entsprechenden Abschnitte der Rückenlehne L einwirkt. Dies kann sensorisch erfasst werden, um eine Verdrehung mittels einer Antriebseinheit 1, 2 aufweisenden Antriebseinrichtung des Fahrzeugsitzes F auszulösen. Die durch den Fahrzeuginsassen P verlagerbaren Abschnitte der Rückenlehne L werden dabei hinten verstellt, so dass der Fahrzeuginsasse P nicht um die Rückenlehne L herumgreifen muss, um den Sicherheitsgurt G zu erreichen.
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Die Verlagerbarkeit des jeweiligen seitlichen Rückenlehnenabschnitts, der dem Karosserieteil K mit dem Sicherheitsgurt G gegenüberliegt, kann dadurch erreicht sein, dass der jeweilige Abschnitt der Rückenlehne flexibel und damit nachgiebig und/oder verstellbar ausgestaltet ist. In der dargestellten Ausführungsvariante der 1–5B ist eines der Lehnenseitenteile L1, L2 der Rückenlehne L unabhängig von dem anderen Lehnenseitenteil L1 verlagerbar ausgestaltet. Derart kann ein Sitzbenutzer P das eine Lehnenseitenteil L2 um die Schwenkachse A nach hinten verschwenken, ohne dabei auch das andere Lehnenseitenteil L1 mit zu verschwenken, so dass die Rückenlehne L in sich bezüglich der Lehnenlängsachse B verdreht und der Sicherheitsgurt G besser erreichbar wird. Hier wird folglich eine Verdrehung der in ihrer Gebrauchsposition befindlichen Rückenlehne L bezüglich ihrer Lehnenlängsachse B dadurch erreicht, dass nur eines der Lehnenseitenteile L1, L2 um die Schwenkachse A in eine Schwenkrichtung R1 durch den Fahrzeuginsassen P verlagerbar ist, während das gegenüberliegende Lehnenseitenteil L1 der Rückenlehne L bezüglich des Sitzuntergestells U arretiert bleibt. Um hierbei eine Verdrehung oder Verwindung der Rückenlehne L zu gestatten, sind die beiden Lehnenseitenteile L1 und L2 an einem oberen, von dem Sitzuntergestell U entfernten Ende (im Bereich einer hier nicht dargestellten Kopfstütze) mit einem Querstück verbunden, das der Rückenlehne L infolge seiner Steifigkeit und/oder seiner Anbindung an die Lehnenseitenteile L1 und L2 in dem oberen Bereich eine gewisse Flexibilität verleiht.
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Die Antriebseinrichtung des Fahrzeugsitzes F weist zwei Antriebseinheiten 1 und 2 an jeweils einer Lehnenlängsseite der Rückenlehne L auf. Jede Antriebseinheit 1 und 2 umfasst unter anderem einen (Antriebs-)Motor 10 sowie ein damit gekoppeltes Getriebe 11, die gemeinsam eine Baueinheit bilden. Die Antriebseinheiten 1 und 2 sind jeweils an einer Innenseite L10 oder L20 eines Lehnenseitenteils L1 oder L2 der Rückenlehne L montiert. Dabei wirkt jede der Antriebseinheiten 1, 2 über eine Antriebswelle 12 mit dem jeweils zugeordneten Drehbeschlag D1 oder D2 zusammen, um die jeweilige (rechte oder linke) Lehnenlängsseite der Rückenlehne L um die Schwenkachse A zu verschwenken (siehe auch die vergrößerten Darstellungen der 5A und 5B).
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Über eine Steuerelektronik, die mit beiden Antriebseinheiten 1 und 2 gekoppelt ist, können die Antriebseinheiten 1 und 2 voneinander unabhängig zu einer Verstellung des jeweiligen Lehnenseitenteils L1, L2 um die Schwenkachse A angesteuert werden. Derart verharrt beispielsweise die eine (linke) Lehnenlängsseite in einer eingenommenen Relativlage bezüglich des Sitzuntergestells U, während die andere (rechte) Lehnenlängsseite fremdkraftbetätigt um die Schwenkachse A verschwenkt wird, wodurch die Rückenlehne L um ihre Lehnenlängsachse B verdreht wird.
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Dabei kann die Verdrehung der Rückenlehne L nicht nur dazu vorgesehen sein, das Ergreifen des Sicherheitsgurtes G für einen Fahrzeuginsassen P zu erleichtern. Vielmehr ist in einem Ausführungsbeispiel alternativ oder ergänzend hierzu beispielsweise vorgesehen, dass eine kontinuierliche Minimalverdrehung der Rückenlehne L erfolgt, um einer Ermüdung des Fahrzeuginsassen P während der Fahrt vorzubeugen und/oder die Wirbelsäule des Fahrzeuginsassen P zu entlasten. Über die beidseitig angebrachten Antriebseinheiten 1 und 2 kann zudem die Rückenlehne L bezüglich der Lehnenlängsachse B in zueinander entgegengesetzte Verdrehrichtungen R2 in sich verdreht werden, so dass für den Fahrzeuginsassen P nicht nur das Ergreifen des Sicherheitsgurtes G zu einer Seite hin erleichtert ist, sondern auch zu der anderen Seite hin ein einfacherer Zugriff auf einen dahinter angeordneten Rücksitz erfolgen kann.
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Über die Antriebseinrichtung mit den hier vorzugsweise elektromotorischen und jeweils als vorprüfbare Motor-Getriebeeinheit ausgebildeten Antriebseinheiten 1 und 2 ist selbstverständlich nicht nur eine Verdrehung der Rückenlehne L möglich, wie sie beispielhaft in den 3A und 3B sowie 4A bis 4C exemplarisch veranschaulicht ist. Bevorzugt ist auch eine Überführung der verdrehten Rückenlehne L in eine Normallage fremdkraftbetätigt möglich, in der die beiden Lehnenseitenteile L1 und L2 wieder zueinander parallel verlaufen. Eine derartige Überführung in die Normallage mit Hilfe der Antriebseinheiten 1 und 2 kann hierbei auf ein von dem Fahrzeuginsassen P bewusst ausgelöstes Bedienereignis hin erfolgen. Ergänzend ist vorgesehen, dass über die Antriebseinheiten 1 und 2 die Normallage automatisch wieder eingenommen wird, wenn ein bestimmtes Auslösesignal erzeugt wird.
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Das Zurückziehen des Lehnenseitenteils L2 und damit das Überführen der verdrehten Rückenlehne L in eine Normallage kann in der dargestellten Ausführungsvariante beispielsweise über eine mit den Antriebseinheiten 1 und 2 gekoppelte oder darin integrierte Steuerelektronik gesteuert werden. Beispielsweise veranlasst die Steuerelektronik das Zurückziehen des gegenüber dem anderen Lehnenseitenteil L1 verlagerten Lehnenseitenteils L2, wenn der Sicherheitsgurt G in ein Gurtschloss bestimmungsgemäß eingesteckt wurde und/oder ein Motor des Fahrzeugs gestartet wird. Die Rückenlehne L ist dann wieder crashsicher an dem Sitzuntergestell U in einer aufrechten Stellung arretiert. Gleichzeitig wird aber in einer Gebrauchsposition der Rückenlehne L ein größerer Komfort für den Sitzbenutzer P während des Anschnallens bereitgestellt.
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Eine weitere Variante sieht vor, dass das Überführen in die nichtverdrehte Normallage automatisch erfolgt, wenn ein Auslösesignal von einem Precrash-Sensor des Fahrzeugs erzeugt wird. Derart kann eine Rückführung in die Normallage erfolgen, wenn sensorisch eine Crash-Gefahr detektiert wird und/oder über eine oder mehrere Sensoreinrichtungen darauf geschlossen wird, dass eine Vollbremsung des Fahrzeugs kurz bevorsteht.
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Das Überführen der verdrehten Rückenlehne L in eine nichtverdrehte Normallage kann hierbei auch mit einer höheren Verstellgeschwindigkeit erfolgen als die reguläre (Komfort-) Verstellung, die durch einen Fahrzeuginsassen P bewusst ausgelöst wird. Die Antriebseinheiten 1 und 2 können somit in unterschiedlichen Betriebssituationen oder Betriebsmodi betrieben werden, in denen eine Verstellung der jeweils zugeordneten Lehnenlängsseite mit unterschiedlichen Verstellgeschwindigkeiten erfolgt. So wird die jeweils von einer Antriebseinheit 1 oder 2 angetriebene Antriebswelle 12 (vergleiche auch 5A und 5B) in einem Normalbetrieb mit einer ersten Drehgeschwindigkeit gedreht, um ein Lehnenseitenteil L1 oder L2 relativ zu dem zugeordneten Seitenteil U1 oder U2 des Sitzuntergestells U zu verschwenken. Im Precrash-Betrieb, in dem eine automatische Überführung der Rückenlehne L in die Normallage erfolgen soll, wird die Antriebswelle 12 demgegenüber mit einer zweiten Verstellgeschwindigkeit gedreht, die um ein Vielfaches höher ist als die erste Verstellgeschwindigkeit im Normalbetrieb.
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In einer Ausführungsvariante ist zudem vorgesehen, dass eine Steuerelektronik dazu ausgebildet und vorgesehen ist, für eine Überführung der Rückenlehne L in die Normallage eine Lehnenlängsseite in eine Schwenkrichtung R1 und die andere Lehnenlängsseite in eine entgegengesetzte Schwenkrichtung –R1 zu verschwenken, so dass sich gegenläufige Schwenkbewegungen der beiden Lehnenseitenteile L1 und L2 um die Schwenkachse A ergeben. Derart kann die Einnahme der Normallage, bei der sich die beiden Lehnenseitenteile L1 und L2 parallel zueinander gegenüberliegen, deutlich schneller erreicht werden als bei Verstellung lediglich eines Lehnenseitenteils L1 oder L2.
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In dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Antriebseinheiten 1 und 2 ferner jeweils selbsthemmend ausgelegt, so dass eine durch die Antriebseinheiten 1 und 2 vorgegebene Verstellposition der Rückenlehne L bezüglich der Lehnenlängsachse B über die Antriebseinheiten 1 und 2 relativ zu dem Sitzuntergestell U arretiert ist. Selbstverständlich können die Antriebseinheiten 1 und 2 ferner mit einer zusätzlichen Verriegelungsvorrichtung an dem jeweils zugeordneten Drehbeschlag D1 oder D2 kombiniert sein, um die Rückenlehne L zusätzlich in einer Relativlage zu dem Sitzuntergestell U crashfest festzulegen.
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So kann ein Fahrzeugsitz F mit einer Verriegelungsvorrichtung ausgestattet sein, die in einem unverriegelten oder entriegelten Zustand eine Drehung des Sitzuntergestells U um eine vertikale Fahrzeughochachse und/oder um eine zu der Schwenkachse A parallele, zusätzliche Kippachse gestattet, in einem verriegelten Zustand jedoch das Sitzuntergestell U gegen eine solche Drehung und/oder ein solches Verkippen sperrt. Das Sitzuntergestell U und die Verriegelungsvorrichtung können hierbei so ausgestaltet sein, dass aus einer Ausganglage in der Gebrauchsposition der Rückenlehne L lediglich eine Drehung in Richtung der benachbarten Fahrzeugtür (nach außen) und/oder ein Verkippen des Fahrzeugsitzes F nach hinten gestattet wird, um das Ergreifen eines Sicherheitsgurtes durch einen auf dem Fahrzeugsitz F sitzenden Fahrzeuginsassen P zu erleichtern.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Antriebseinheit
- 10
- Motor
- 11
- Getriebe
- 12
- Antriebswelle
- 2
- Antriebseinheit
- A
- Schwenkachse
- B
- Lehnenachse/Mittelachse
- D1, D2
- Drehbeschlag
- F
- Fahrzeugsitz
- G
- Sicherheitsgurt
- K
- Karosserieteil
- L
- Rückenlehne
- L1, L2
- Lehnenseitenteil
- L10, L20
- Innenseite
- P
- Fahrzeuginsasse
- R1
- Schwenkrichtung
- R2
- Verdrehrichtung
- S
- Schienenanordnung
- U
- Sitzuntergestell
- U1, U2
- Seitenteil