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Die Erfindung gemäß der anschließend offenbarten Neuerung betrifft eine Toilettenanlage mit Urinal der im Oberbegriff von Anspruch 1 angegebenen Gattung. Eine gattungsgemäße Toilettenanlage mit Wasserspülung und damit kombiniertem Urinal umfasst eine verschwenkbar am Sitzbecken gelagerte Toilettenbrille und einen verschwenkbar gelagerten Toilettendeckel und ein auf- und abverschwenkbares Urinal, welches an einem Ende einen Einlauftrichter und am anderen Ende eine in das Sitzbecken entleerende Austrittsöffnung aufweist. Eine solche Toilettenanlage ist in der
DE-OS 2317058 beschrieben. Dabei besteht das Urinal aus einem verschwenkbaren Abflussrohr, dessen erstes, dem Benutzer zugewandtes Ende als Einlauftrichter ausgebildet ist und dessen zweites Ende in das mit Toilettenbrille und Toilettendeckel versehene Sitzbecken mündet. Das Abflussrohr des bekannten Urinals ist vom Benutzer gesehen hinter den Schwenkachsen von Toilettenbrille und Toilettendeckel angeordnet und zwar etwa in der Mitte der genannten Schwenkachsen. Das Abflussrohr weist eine als Zweitkanal ausgebildete Spülleitung auf, die mit einer Wasser-Spüleinrichtung verbunden ist.
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Das zugrunde liegende Problem, nämlich das Beschmutzen der Toiletteneinrichtung und deren Umgebung durch herkömmlich stehend urinierende Männer, ist seit langem bekannt und hat rege Erfindertätigkeit hervorgebracht. So hat das Reichspatentamt bereits 1890 mit Patent 57720 einen Sitzabort vom Typ Plumpsklo unter Schutz gestellt, welches einen Urintrichter aufweist, der mit einem in das Abortbecken mündenden Ausfluss gelenkig verbunden und aus einer Ruhestellung in eine Gebrauchsstellung verschwenkbar ist.
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Eine in einem verschwenkbar gelagerten Toilettendeckel integrierte Urinal-Einlassöffnung ist in der
DE 10156608 A1 beschrieben. Dabei ist der Toilettendeckel in wenigstens einer Zwischenstellung zwischen einer Schließstellung und einer Öffnungsstellung feststellbar und bietet in der Zwischenstellung die Einlassöffnung dem Benutzer dar. Die Einlassöffnung steht mit einem in das Toilettenbecken mündenden Auslass in Verbindung.
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Gleichfalls in den Toilettendeckel integriert ist ein Urinal gemäß
DE 10 2007 013 406 A1 . Hierbei ist der Toilettendeckel horizontal in Oberhälfte und Unterhälfte geteilt, wodurch das Oberteil zum Unterteil verschwenkbar ist und zwischen den beiden Teilen ein auffaltbares Urinal vorgesehen ist. Dieses hat wie ein Schirm ein aufklappbares Gestänge und ein die Schirmbespannung bildendes flexibles Flächenelement. Es ist ein Aktuator vorgesehen, der ab einem vorbestimmten Öffnungswinkel zwischen Ober- und Unterteil das Öffnen vollendet und das Gestänge und das flexible Flächenelement aufspannt.
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Die Gesamtheit der bekannten Vorschläge konnte sich nicht durchsetzen. Allen Vorschlägen ist der nachteilige Umstand zu eigen, dass sich bei Benutzung die Einlassöffnung und die nachgeschalteten Rohrleitungen vom in der üblichen Position stehenden Benutzer gesehen mittig vor ihm befinden, so dass sich die Einlassöffnung des Urinals vor dem Unterleib des Benutzers befindet. Werden diese bekannten Toilettenanlagen im Sitzen benutzt, so gibt es Schwierigkeiten, weil diese bekannten Einrichtungen mit dem Rücken des sitzenden Benutzers in Kollision gelangen und so der Sitzkomfort deutlich beeinträchtigt wird.
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Ein weiterer Nachteil der bekannten Vorschläge sind die erschwerten Reinigungsbedingungen. Die Gesamtheit aller verschwenkbar gelagerten Bauteile ist bei den bekannten Toilettenanlagen dauerhaft am hinteren Ende des in der Regel aus Sanitärkeramik bestehenden Sitzbeckens befestigt, wobei die Schwenkachsen von Urinal, Toilettendeckel und Toilettenbrille dicht beieinander, aber häufig getrennt voneinander vorgesehen sind, was ein zufriedenstellendes hygienisches Reinigen der Toilettenanlage sehr mühevoll gestaltet. Ein weiterer Nachteil der bekannten Toilettenanlage ist in deren nicht unerheblichen Kosten zu sehen, die mit dafür verantwortlich sind, dass in Familienwohnungen und -häusem Kombinationen von Sitztoilette und Urinal höchst selten anzutreffen sind, obwohl gerade im häuslich-familiären Bereich ein vermehrtes Bedürfnis nach Hygiene im Toilettenraum spürbar wird.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Toilettenanlage gemäß Oberbegriff von Anspruch 1 zu schaffen, welche kostengünstig herstellbar und bei unbeeinträchtigtem Sitzkomfort leicht und doch hygienisch gründlich gesäubert werden kann. Ferner soll die zu schaffende Toilettenanlage kostengünstig ein entsprechendes Nachrüsten bereits bestehender konventioneller Toilettenanlagen gestatten.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäßen dadurch gelöst, dass der Einlauftrichter und der anschließende erste Teilabschnitt des Urinals seitlich neben dem Sitzbecken angeordnet sind und der erste Teilabschnitt im hinteren Endbereich des Sitzbeckens an einen zweiten Teilabschnitt des Urinals angeschlossen ist, wobei dieser zweite Teilabschnitt die Schwenkachse für die Toilettenbrille und den Toilettendeckel bildet, und mit Hilfe einer leicht zu lösenden Befestigungseinrichtung am hinteren Endbereich des Sitzbeckens gehaltert ist.
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Bevorzugte Ausführungsformen und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Ein Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben. In dieser zeigt:
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1 eine Aufsicht auf die Toilettenanlage,
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2 einen Vertikalschnitt durch die Toilettenanlage gemäß 1, und
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3 den Aufbau des Urinals der Toilettenanlage.
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Die 1 und 2 zeigen eine Toilettenanlage im Ruhezustand mit geschlossenem Deckel, wobei sich eine Toilettenbrille 2 und ein Toilettendeckel 3 in bekannter Weise auf dem oberen Rand eines Sitzbeckens 1 abstützen. Zwischen Beckenrand und Toilettenbrille sind Zwischenlagen 11 als Puffer und Abstandshalter vorgesehen.
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Parallel zu einer Längsseite, in 1 der linken Längsseite der Toilettenanlage, erstreckt sich ein erster Teilabschnitt 4a (1) eines Urinals 4, an dessen dem (nicht dargestellten) Benutzer zugewandten Ende ein Einlauftrichter 5 ausgebildet ist.
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Auf Höhe des hinteren Endes der Toilettenanlage schließt sich unter einem im Wesentlichen rechten Winkel an den ersten Teilabschnitt 4a ein zweiter Teilabschnitt 4b des Urinals 4 an, wobei sich der zweite Teilabschnitt 4b im Wesentlichen parallel zur hinteren Endkante des Sitzbeckens 1 erstreckt. An seinem freien Ende ist der zweite Abschnitt 4b mit einem Stopfen 13 verschlossen. Von dem zweiten Urinal-Abschnitt 4b geht unter einem im Wesentlichen rechten Winkel ein Abflussrohr 4c ab, welches sich in das Sitzbecken 1 öffnet.
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Der zweite Teilabschnitt 4b des Urinals dient mit Hilfe einer auf dem zweiten Teilabschnitt 4b drehbar gelagerten Schwenkeinrichtung 6 als Schwenkachse für die Toilettenbrille 2. In gleicher Weise dient der zweite Teilabschnitt 4b mit Hilfe einer auf dem zweiten Abschnitt 4d drehbar gelagerten Schwenkeinrichtung 7 als Schwenkachse für den Toilettendeckel 3.
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Der zweite am hinteren Sitzbeckenende verlaufende Teilabschnitt 4b des Urinals 4 ist lediglich temporär an dem hinteren Sitzbeckenende befestigt. In diesem hinteren Ende sind im Abstand voneinander zwei Durchgangsöffnungen 8a, 8b vorgesehen, die herkömmlicherweise zur dauerhaften Befestigung von Brille und Deckel am Sitzbecken dienen. Bei der Erfindung dienen diese Durchgangsöffnungen 8a, 8b zur Aufnahme und dauerhaften Befestigung von je einer klemmgabelförmigen Aufnahme 9, wie solche prinzipiell zum Beispiel von Ruderdollen bekannt sind. Je eine klemmgabelförmige Aufnahme 9 ist in den beiden Durchgangsöffnungen 8a, 8b verankert und typischerweise weist jede klemmgabelförmige Aufnahme 9 oberhalb des hinteren Sitzbeckenendes beispielsweise zwei vorstehende Klemmnadel-Gabelzinken 14 (2) auf, zwischen welche sich der zweite Teilabschnitt 4b mit mäßiger Kraft hineindrücken lässt. Dank dieser vergleichsweise leicht zu lösenden und doch hinreichend festen Befestigung des zweiten Urinal-Teilabschnittes 4b lässt sich die Gesamtheit von Toilettendeckel, Toilettenbrille und Urinal mit mäßiger Kraft zu Reinigungszwecken vom Sitzbecken abheben und nach Reinigung wieder zurückstellen.
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Im Bereich der Durchgangsöffnungen 8a, 8b können Abstützhülsen 12 vorgesehen sein, mit deren Hilfe sich die klemmgabelförmigen Aufnahmen 9 auf der Oberfläche des Sitzbeckenendes abstützen, wie in 2 dargestellt.
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Der erste Teilabschnitt 4a des Urinals 4 lässt sich relativ zum zweiten Teilabschnitt 4b verdrehen, wodurch der Einlauftrichter 5 zwischen einer unteren Endstellung und einer oberen Endstellung auf- und abbewegt wird, entsprechend der Körpergröße des Benutzers. Ein Winkel von 45 Grad zwischen dem ersten Teilabschnitt 4a und der Horizontalen hat sich im Benutzungsfall als vorteilhaft herausgestellt. Mit Hilfe geeigneter Ausgestaltungen kann der mit dem Einlauftrichter 5 versehene erste Teilabschnitt 4a in einer für den Benutzer komfortablen Winkelstellung gehalten werden.
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Der zweite Teilabschnitt 4b des Urinals ist drehfest, das heißt, nicht verdrehbar, gelagert und nimmt somit nicht an der Auf- und Abbewegung des ersten Teilabschnitts 4a und des Einlauftrichters 5 teil. Zu diesem Zweck können formschlüssige Verbindungen, wie Kröpfungen, zwischen dem zweiten Teilabschnitt 4b und der Klemmaufnahme 9 vorgesehen sein, welche formschlüssig verhindern, dass sich der zweite Teilabschnitt 4b dreht, wenn der erste Teilabschnitt 4a verschwenkt wird.
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Weil der zweite Teilabschnitt 4b nicht an der Auf- und Abbewegung von Einlauftrichter 5 und einem ersten Teilabschnitt 4a teilnimmt, verbleibt der dritte Teilabschnitt 4c des Urinals mit der Austrittsöffnung 10 in seiner für den Urinablauf gewählten Stellung, beispielsweise der in 2 dargestellten Stellung.
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Im Ruhezustand verläuft der erste Teilabschnitt 4a des Urinals 4 im Wesentlichen auf der Höhe des geschlossenen Toilettendeckels 3, jedoch mit leichtem Gefälle in Richtung zweiter Teilabschnitt 4b. Das Gefälle im Ruhezustand ist so zu wählen, dass keinerlei Flüssigkeit (Urin, Spülwasser) aus dem Einlauftrichter 5 auf den Boden tropfen kann und dass eine vollständige Entleerung des Urinals 4 in das Sitzbecken 1 gewährleistet ist.
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Zum Anpassen an Benutzer mit unterschiedlichen Körpergrößen kann der erste Teilabschnitt 4a längenverstellbar, das heißt zum Beispiel teleskopisch, ausgebildet sein.
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Mit Hilfe geeigneter Sprays lässt sich ein Anhaften von Bakterien an den Innenwandungen des Urinals 4 vermeiden. Im Bedarfsfall kann das Urinal mit Wasser und Reinigungsmittel durchgespült werden. Eine Verschlusskappe für den Einlauftrichter kann als vorteilhafte Ausgestaltung benutzt werden.
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Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung kann insbesondere im Interesse von körperlichen behinderten Benutzern analog zum ersten Teilabschnitt 4a ein nicht dargestellter spiegelsymmetrisch zusätzlicher und entsprechend geformter Urinal-Abschnitt an der gegenüberliegenden Seite des Sitzbeckens vorgesehen sein, derart, dass die Toilettenanlage dann über zwei einander gegenüberliegende Einlauftrichter verfügt. Durch eine solche Gestaltung kann sich ein behinderter Benutzer mit beiden Armen auf den beiden Urinalrohren abstützen, was das Hinsetzen auf die Toilettenbrille und das Aufstehen aus der Sitzposition erleichtert.
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Das nach der Erfindung ausgestaltete Urinal besteht kostengünstig aus nur wenigen Teilen, wobei wichtig ist, dass der zweite Teilabschnitt 4b des Urinals als Schwenkachse für die Toilettenbrille und den Toilettendeckel dient. Ferner lässt sich das erfindungsgemäß ausgebildete Urinal mit herkömmlichen Toilettenanlagen kostengünstig kombinieren.
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Weil erfindungsgemäß praktisch das gesamte Urinal seitlich und hinter dem Sitzbecken verläuft, beeinträchtigt das Urinal in keiner Weise den Sitzkomfort bei sitzender Benutzung der Toilettenanlage. Die Pflege der erfindungsgemäß ausgestalteten Toilettenanlage ist dadurch erleichtert, dass sich das gesamte Urinal mit seinen drei Teilabschnitten 4a, 4b und 4c mit nur geringem Kraftaufwand aus seiner Halterung, das heißt, aus den klemmgabelförmigen Aufnahmen 9, insbesondere aus deren Gabelzinken 14 herausheben und nach Reinigung wieder zurückführen lässt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2317058 A [0001]
- DE 10156608 A1 [0003]
- DE 102007013406 A1 [0004]