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Die Erfindung bezieht sich auf eine mit einer Vorrichtung zur Erzeugung elektrischer Energie ausgestattete tragbare Handwaffe mit einem Grundkörper und einem von einem Benutzer der Waffe auf einen Gegner ausrichtbaren Bauteil.
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Aus
DE 10 2007 062 648 B4 ist als Handwaffe eine Schusswaffe mit einer Vorrichtung zur Erzeugung elektrischer Energie bekannt. Die Schusswaffe weist ein durch Schussauslösung bewegtes metallisches Teil auf, das gegenüber einem Griffstück reziprozierbar beweglich gelagert ist. In dem Griffstück ist in der Nachbarschaft des durch Schussauslösung bewegten metallischen Verschlusses ein mit einem elektrischen Element gekoppeltes magnetisches Element vorgesehen, in dem bei einer Bewegung des durch Schussauslösung bewegten metallischen Verschlusses bei Schussabgabe eine Magnetfeldänderung bewirkt ist, die in dem elektrischen Element einen elektrischen Spannungsstoß erzeugt.
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Aufsteckbare Bajonette für den Nahkampf oder zur Selbstverteidigung, wenn die Primärwaffe leer geschossen wurde, sind im Prinzip seit der Erfindung der Schusswaffen bekannt. Ihr Ziel ist es, den Körper des Gegners zu penetrieren und ihn durch die Zufügung dieser Wunde so schwer zu verletzten, dass er kampfunfähig wird und/oder stirbt.
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Ebenfalls seit vielen Jahren bekannt und angewendet sind Elektroschockerwaffen zur Selbstverteidigung für den unmittelbaren Einsatz auf kürzeste Distanz – also maximal Armlänge – und neuerdings kabelgeführte Projektilwerfer – sogenannte Taser – für Entfernungen bis ca. 10 Meter. Mit der als Taser bezeichneten Distanz-Elektroimpulswaffe lassen sich zwei oder vier mit Widerhaken versehene Projektile in Richtung der Zielperson abschießen und über mit den Projektilen verbundene Drähte elektrische Impulse von der Elektroschockpistole auf den Körper der Zielperson übertragen, wodurch diese einen oder mehrere elektrische Schläge erleidet. Auf diese Weise soll ein Gegner kampfunfähig gemacht, aber nicht getötet werden.
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In der modernen Kriegsführung stehen vor allem die Truppen westlicher, demokratischer Staaten immer häufiger vor dem Problem, dass sie immer seltener mit klassischen Gegnern – also gegnerischen Soldaten – konfrontiert werden, wo der Einsatz von Feuerwaffen und das Töten des Gegners unproblematisch erlaubt wäre, sondern sie stehen zunehmend aggressiven einheimischen Zivilisten gegenüber. Diese Zivilisten sind meistens nicht mit Schusswaffen sondern nur mit blanken Fäusten, Hieb-, Stich- oder Schlagwaffen bewaffnet, was sie für die eigenen Truppen nicht weniger gefährlich macht.
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Zur Zeit stehen den eigenen Truppen in solchen Fällen nur das Androhen des Schusswaffengebrauchs und das Abgeben von Warnschüssen als Eskalationsstufen zur Verfügung. Sollten die Zivilisten auf diese Maßnahmen nicht wie gewünscht reagieren, sondern ihre Aggressionen fortsetzen, bleiben den eigenen Truppen nur die Möglichkeiten: Ausweichen, Einsatz körperlicher Gewalt, Einsatz nicht-letaler Wirkmittel und als Ultima Ratio der Einsatz von Schusswaffen.
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Ausweichen widerspricht normalerweise dem Auftrag oder ist mit diesem nicht vereinbar. Der Einsatz körperlicher Gewalt erfordert den unmittelbaren Körperkontakt zum Gegner und bringt grundsätzlich eine erhebliche Gefährdung des eigenen Soldaten mit sich, vor allem im Einsatz gegen Menschenmengen.
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Derzeit angewendete nicht-letale Wirkmittel sind gasförmige Reizstoffe und spezielle Projektile, sogenannte Gummigeschosse. Gasförmige Reizstoffe sind Flächenwirkmittel, die nicht gezielt gegen Einzelpersonen eingesetzt werden können und darüber hinaus umfangreiche Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen – vor allem Anlegen der eigenen ABC-Schutzausstattung – erfordern, um nicht die eigenen Kräfte zu gefährden, z. B. beim Drehen der Windrichtung.
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Die nicht-letale Wirkung von Gummigeschossen erfordert einen Mindestabstand des Gegners. Auf kurze Distanz oder, wenn sie kritische Körperpartien wie Hals oder Schädel treffen, sind auch sie in der Regel tödlich. Auch sollte ihr Einsatz nur von besonders geschulten und geübten Kräften durchgeführt werden. Außerdem können diese Wirkmittel nur sehr schlecht gegen Personen eingesetzt werden, die sich beispielsweise im Rahmen einer gewalttätigen Demonstration an einem Zaun, Tor oder ähnlichen zu schaffen machen, da sie nicht durch die Maschen bzw. Streben eingesetzt werden können.
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Der Einsatz von Schusswaffen gegen Menschenmengen, die nicht ihrerseits offensichtlich und durch Videobeweis dokumentiert mit Schusswaffen, Spreng- oder Brandmitteln gegen die eigenen Truppen vorgegangen sind, bringt für Streitkräfte demokratischer Staaten immer die Problematik mit sich, dass es in der Heimat zu Negativdarstellungen in den Publikationsmitteln führt und damit die Unterstützung der eigenen Zivilbevölkerung für den Einsatz schwindet. Darüber hinaus bringt der Warnschuss die Problematik mit sich, dass er vor allem bei den heute meist eher kleinkalibrigen Waffen vor der Geräuschkulissen von aggressiven Menschenmassen nicht gehört und somit als Warnung nicht zur Kenntnis genommen wird.
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Den Streitkräften fehlt somit ein nicht-letales Wirkmittel, das den Gegner auf kürzeste Distanz sofort und effektiv kampfunfähig macht, das präzise und ohne Gefährdung der eigenen Truppen eingesetzt werden kann und keiner großen Vorbereitung zum Einsatz bedarf, keiner großen Ausbildung und regelmäßigen Trainings für den effektiven Einsatz bedarf und nach Möglichkeit vom Soldaten immer griffbereit getragen werden kann und bei dem die Androhung des Einsatzes im Rahmen der Eskalationsstufen möglichst optisch deutlich und unmissverständlich ausfällt.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Waffe zur Verfügung zu stellen, die diesen Anforderungen genügt.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Handwaffe der eingangs genannten Art gelöst, wie in Schutzanspruch 1 angegeben.
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Vorteilhaft ist eine Ausgestaltung der Erfindung, gemäß der das Bauteil trennbar mit dem Grundkörper der Waffe verbunden ist.
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Vorzugsweise ist die Handwaffe als Feuerwaffe ausgebildet, wobei das Bauteil die Funktion eines Bajonetts umfasst oder das Bauteil an einem Bajonett befestigbar ist, das seinerseits entweder in den Grundkörper integriert ist oder mit diesem verbindbar ist. Das Bajonett lässt sich auf dem Grundkörper beispielsweise durch eine Rastverbindung befestigen, also beispielsweise durch Aufstecken.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Bajonett auf seiner dem Gegner zugewandten Spitze eine lösbare Kappe aufweist, an der die beiden Elektroden angebracht sind. In dem Schaft des Bajonetts sind Leitungen für jede der beiden Elektroden angeordnet, die mit der Vorrichtung verbunden oder verbindbar sind. Die Kappe lässt sich auf dem Bajonett in verschiedener Weise befestigen, beispielsweise durch eine Schraub- oder eine Bajonettverbindung. Alternativ lässt sie sich auf das Bajonett aufstecken und ist mit diesem beispielsweise durch eine Rastverbindung verbunden. Nach Gebrauch lässt sich die Kappe beispielsweise ausklappen oder auswerfen.
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Mit Vorteil ist die Handwaffe so ausgeführt, dass das Bajonett über Arretiermittel gegenüber dem Grundkörper zur Ausübung der Bajonettfunktion befestigt ist. Zur Herstellung einer elektrisch leitenden Verbindung zwischen dem Bauteil und dem Grundkörper ist eine durchgehende elektrisch leitende Verbindung zwischen dem Grundkörper und dem Bauteil vorgesehen. Die Vorrichtung zur Erzeugung einer hohen elektrischer Spannung zur Abgabe von Elektroschocks, die in dem Grundkörper enthalten ist, lässt sich beispielsweise durch einen an dem Grundkörper angebrachten Schalter elektrisch von dem Bauteil und dem u. U. zwischen dem Grundkörper und dem Bajonett elektrisch trennen.
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In einer anderen Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Bajonett elastisch federnd gegenüber dem Grundkörper angebracht ist. In diesem Fall wird eine elektrisch leitende Verbindung zwischen der Vorrichtung zur Erzeugung der hohen Spannung und dem Bauteil oder der Kappe vorzugsweise dadurch hergestellt, dass durch Herstellung eines Körperkontakts zwischen dem Gegner und den Elektroden zusätzlich eine Bewegung des Bauteils bzw. der Kappe entgegen der Richtung einer Federkraft einer zwischen dem Grundkörper und dem Bauteil eingesetzten Druck- oder Zugfeder das Bauteil gegen den Grundkörper gedrückt wird, so dass eine elektrisch leitende Verbindung zwischen dem Bauteil und dem Grundkörper zustande kommt, so dass ein Spannungsstoß über die Elektroden auf den Gegner übertragen werden kann, um diesen in seiner Kampffähigkeit zu beeinträchtigen. Dies bedeutet, dass sich der Grundkörper und das Bauteil relativ zueinander bewegen lassen, wobei das Bauteil im Ruhezustand durch eine Feder von dem Grundkörper elektrisch getrennt ist und im Betätigungszustand gegen die Federkraft mit dem Grundkörper in elektrisch leitende Verbindung gebracht wird.
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Die in dem Grundkörper angeordnete Vorrichtung zur Erzeugung der hohen Spannung, die als solche aus Elektroimpulswaffen bereits bekannt ist, erzeugt mittels einer Batterie oder einer Induktionsvorrichtung in an sich bekannter Weise eine hohe Spannung, die ausreicht, um den Gegner vorübergehend zu lähmen oder außer Gefecht zu setzen.
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Vorzugsweise lässt sich die Induktionsvorrichtung durch einen an der Waffe angebrachten Abzug betätigen.
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Durch die Erfindung wird somit eine Handwaffe mit einem Bauteil geschaffen, das beispielsweise in Verbindung mit einem aufsteckbaren oder ausklappbaren oder integrierten Bajonett ausgebildet ist und vermittels dessen gezielte Elektroschocks hoher Stromspannung und vergleichsweise niedriger Stromstärke auf den Gegner abgegeben werden können, um den Gegner kampfunfähig zu machen, ohne ihn dabei letal zu verletzen. Als Stromspannung kommt beispielsweise eine Spannung von wenigstens 5 kV, vorzugsweise von 10 kV oder mehr, in Betracht.
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Als Handwaffen im Sinne der Erfindung werden Handfeuerwaffen, d. h. Schusswaffen, Hieb-, Stich- und Schlagwaffen verstanden. Unter einer Stichwaffe wird beispielsweise ein Speer, unter einer Schlagwaffe beispielsweise ein Schlagstock oder ein Tonfa verstanden.
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Für den Fall, dass das Bauteil ein Bajonett umfasst oder auf ein Bajonett aufgesteckt ist, ist die Spitze des Bajonettes vorzugsweise so stumpf ausgeführt, dass sie den Körper eines Menschen nicht penetrieren kann.
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An der dem Gegner zugewandten Spitze des Bauteils befinden sich Kontaktpole oder Elektroden, die es ermöglichen, mittels einer mindestens eine Batterie enthaltenden Versorgungseinrichtung Strom mit hoher Spannung und geringer Stärke zu erzeugen und dadurch einen starken Elektroschock abzugeben.
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Das Bauteil oder der Schaft des Bajonettes ist in Stoßrichtung gefedert gegenüber dem Schaft der Waffe gelagert. Wenn mit dem Bajonett zugestoßen wird, wird die Feder – je nach Art der Aufhängung – soweit gedehnt oder zusammengedrückt, dass der hintere Bereich des Bauteils oder des Bajonettschafts auf eine an dem Schaft der Waffe angebrachte Kontaktfläche trifft und so der Stromfluss durch die Elektroden ermöglicht wird, wodurch an der Spitze des Bauteils oder des Bajonetts der Elektroschock abgegeben wird.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung ist die Vorrichtung zur Erzeugung der Hochspannungsimpulse in den Handschutz der Waffe integriert, so dass der Soldat sie immer griffbereit an seiner Waffe führt.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung kann die Vorrichtung auswerfbar in den Handschutz integriert werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung können Stromstärke bzw. Spannung und maximale Dauer des Stromstoßes am Handschutz reguliert werden. So könnten z. B. kurze, nur leicht schmerzhafte „Warnstöße” z. B. gegen am Zaun rüttelnde Demonstranten abgegeben werden während gegen hoch aggressive Angreifer entsprechend stärkere Stromstöße so lange abgegeben werden können, wie die vordere Spitze des Bauteils, d. h. die beiden Elektroden, gegen den Körper des Gegners gedrückt werden.
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Eine besonders effektive Variante der erfindungsgemäßen Waffe besteht darin, dass der stumpfe vordere Bereich des Bauteils, d. h. des Elektroschockers, abnehmbar auf eine zur Penetration menschlicher Körper geeignete Spitze geschraubt ist und gegenüber dem Schaft der Waffe derart fixiert ist, um im Ernstfall durch Abnehmen der stumpfen Elektroschocker-Spitze ein klassisches Stoßbajonett für den tödlichen Nahkampf zu erhalten.
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Die Erfindung bezieht sich auch auf ein gegenüber einem Grundkörper beweglich angeordnetes Bauteil mit Elektroden, das mit einer Vorrichtung zur Erzeugung einer hohen elektrischen Spannung zur Abgabe von Elektroschocks auf den Gegner in Verbindung steht oder in Verbindung bringbar ist, zum Einsatz in einer Handwaffe, wie sie oben beschrieben ist.
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Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den Zeichnungen.
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Nachstehend wird die Erfindung in Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 einen Abschnitt einer Handwaffe, die mit einer Vorrichtung zur Abgabe von Elektroimpulsen ausgestattet ist,
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2 die Handwaffe gemäß 1, die zusätzlich ein Bajonett umfasst, das beim Einsatz der Handwaffe zur Abgabe von Elektroimpulsen mit einer Kappe versehen ist, und
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3 einen Schlagstock mit einer Vorrichtung zur Abgabe von Elektroimpulsen.
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Eine Handwaffe weist einen Grundkörper 1 (1) und ein an dem Grundkörper befestigtes Bauteil 2 auf. In dem Grundkörper 1 sind ein Spannungserzeuger 3 und eine Batterie 4 angeordnet; die Batterie 4 ist über Leitungen 5 mit dem Spannungserzeuger 3 verbunden. Mittels (nicht dargestellter) Bedienelemente werden die Spannungsstärke, die Stromstärke und die Impulsdauer der Spannungsimpulse eingestellt, die der Spannungserzeuger 3 erzeugt.
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Der Grundkörper 1 umfasst einen Tragkörper 6, in dem das Bauteil 2 in Richtung eines Doppelpfeils A beweglich gelagert ist. Das Bauteil 2 weist zwei Elektroden 7, 8 auf, die über Leitungen 9 und Anschlüsse 10, 11 mit jeweils zugehörigen elektrischen Anschlüssen 12, 13 und über diese und Leitungen 14 mit den Anschlüssen des Spannungserzeugers 3 verbindbar sind.
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Wenn das Bauteil 2 gegen die Federkraft einer Druckfeder 15, die im Inneren des Tragkörpers 6 angebracht ist, gedrückt wird, beispielsweise durch einen Körperkontakt zwischen dem Träger der Handwaffe und einem Gegner, kommt eine elektrisch leitende Verbindung zwischen dem Spannungserzeuger 3 und den Elektroden 7 zustande.
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In einer weiteren Ausführungsform (2) ist das Bauteil 2 als Bajonett mit einer Spitze 16 ausgebildet, auf die ein Endstück 17 aufsteckbar und befestigbar ist. Wenn das Endstück 17 entfernt ist, kann die Handwaffe in der Bajonettfunktion genutzt werden. Wenn das Endstück 17 aufgesetzt ist, wird die Handwaffe zur Erzeugung elektrischer Hochspannungsimpulse genutzt. Dabei ist die Spitze 16 so ausgebildet, dass die elektrische Leitung zwischen dem Spannungserzeuger 3 und den Elektroden 7, 8 gewährleistet ist.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel weist ein Schlagstock 18 (3) einen mit einem Griff 19 verbundenen Grundkörper 1' auf, der in derselben Weise aufgebaut ist wie der Grundkörper 1 gemäß den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen. Der Grundkörper 1' umfasst eine zylinderförmige Führung 20, in der das Bauteil 2 geführt ist, um es elektrisch mit der Vorrichtung 3 in Verbindung zu bringen oder von ihr zu trennen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007062648 B4 [0002]