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Die
Erfindung betrifft einen Lederverbundstoff für Sitzbezüge, bestehend aus dem Polsterleder als
Obermaterial, einer druckelastischen Polsterschicht aus Polyurethan-Schaumstoff und einem dünnen Textil
mit offener Struktur als untere Abdeckung und Verarbeitungshilfe.
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Der
Einsatz derartiger Lederverbundstoffe erfolgt vorzugsweise als Polsterstoff
für Fahrzeugsitze,
Sitz- und Liegemöbel,
Stühle,
Bänke u.ä.
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Bekannt
ist ein Lederverbundstoff für
Sitzbezüge
aus Leder als Obermaterial, flächig
verklebt mit einer 1 bis 5 mm dicken Schaumstoffschicht. Diese Polyurethan-Schaumstoffschicht
gibt dem Sitzbezug Weichheit und Druckelastizität, allerdings muss die Rückseite
der Schaumstoffschicht für
eine optimale Verarbeitung bis zum Polstergegenstand mit einem gleitend
wirkenden Textil versehen werden, da der offenporige Schaumstoff
auf den Arbeitsplatten der Zuschneide- und Nähmaschinen nicht gleitet und
auch den Einbau gegen oder mit anderen Polstermaterialien im Polstergegenstand
hemmt. Deshalb wird die Polyurethan-Schaumstoffschicht vor dem Verbund mit
dem Leder mit einem dünnen,
offenen Gewirke verbunden, wobei dieser flächige Verbund meist durch thermisches
Anschmelzen der Polyurethan-Schaumstoffoberfläche erfolgt.
Diese kostengünstige
Lösung
hat als Nachteil dass das in Längs- und
Querrichtung stark unterschiedliche Dehnverhalten der Gewirkeabseite
des Verbundes bei verarbeitungs- oder gebrauchsbedingten Stauchungen
des Lederverbundstoftes an diesen Stellen eine optisch unansehliche
Losnarbigkeit oder Faltenbildung in diesen Bereichen verursachen
kann.
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Bekannt
sind zur Lösung
dieser Probleme Konstruktionen dieses Lederverbundstoffes für Sitzbezüge, bei
denen die Schaumstoffkomponente einschließlich der als Gleithilfe wirkenden
Gewirkeabseite durch ein 2–5
mm dicken, druckelastischen Vliesstoff, wie Nadelvliesstoff, Maliwatt-,
Kunit-, Multknit- oder Struto-Vliesstoff substituiert wird. Diese textile
Polsterkomponente des Lederverbundstoffes weist geringe Foggingwerte
auf und die textile Oberfläche
des Vliesstoffes hat hervorragende Rutsch- und Gleiteigenschaften
für Verarbeitung
des Verbundes beim Zuschnitt, Nähen
und Polstern, auch kann durch Abstimmen des Dehnverhaltens des eingesetzten
Vliesstoffes auf die Dehnwerte des Leders die Losnarbigkeit und
Faltenbildung bei Druckbeanspruchungen reduziert werden. Allerdings
ist der elastische Anteil solcher in Verarbeitung oder Funktion
auftretenden Dehnungen recht gering und kann dadurch zu unerwünschten
bleibenden Verformungen im Sitzbezug führen. Weitere Nachteile ergeben sich
bei dieser Lösung
in der geringeren Druckelastizität
und der höheren
bleibenden vertikalen Verformung nach gebrauchsbedingten Druckbeanspruchungen
der voluminösen
Vliesstoffe gegenüber
den hervorragenden druckelastischen Eigenschaften des Polyurethan-Schaumstoffes.
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In
DE 29701077 wird für solchen
Einsatz von voluminösen
Vliesstoffen als druckelastische Polsterkomponente für Lederverbundstoffe
ein Vliesstoff beschrieben, der bei seiner Herstellung auf die später mit
dem Leder zu verbindenden Oberfläche
gleich ein Klebstoffvlies als Verbindungskomponente erhält. Diese
Lösung
hat Vorteile hinsichtlich Kosten und Qualität der späteren Verbundherstellung, es
bleiben die erwähnten
Probleme der Druckelastizität
und bleibenden Verformung.
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Bekannt
ist weiterhin der Einsatz von Abstandsgeweben, Abstandsgewirken
oder Abstandsgestricken als Substitut von Polyurethan-Schaumstoff
als Polsterkomponente von Oberleder in Sitzbezügen, wie in
EP 0617152 beschrieben. Neben hervorragender
Abstimmung der flächigen
Verformungseigenschaften auf die des Leders als Obermaterial weisen
diese Abstandstextilien auch gute Eigenschaften hinsichtlich Sitzkomfort
und Sitzklima auf. Allerdings finden aus Kostengründen solche
hochwertigen Abstandstextilien nur für Sitzpolster in Oberklassenfahrzeugen
Anwendung.
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Zur
Verhinderung der optisch negativen Effekte der Losnarbigkeit und
Faltenbildung in starken Biegebereichen von Polstern wird in
DE 10143546 beim Einsatz
eines Leder/Schaumstoffverbundes speziell im Rücklehnenbereich von Fahrzeugsitzen eine
kostenaufwendige Verklammerung mit zusätzlichen Kunststoffprofilen
vorgeschlagen.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, die für den Sitzkomfort
optimale Verbundkonstruktion von Leder und Schaumstoff konstruktiv und
qualitativ so zu gestalten, dass in starken Biegebereichen der daraus
hergestellten Sitzpolster und bei in der Fläche auftretenden Stauchbeanspruchungen
Losnarbigkeit und Faltenbildung auf ein optisch vertretbares Mindestmaß reduziert
werden und gleichzeitig eine kostengünstige Lösung angeboten werden kann.
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Das
Problem der Erfindung wird dadurch gelöst, dass der erfindungsgemäße Lederverbundstoff aus
Leder als Obermaterial, Polyurethan-Schaumstoff als druckelastische
Polsterschicht und ein in beiden Richtungen gleichmäßig dehnbares
Textil, eingesetzt als Schaumstoffrückseite zur gleitenden Verarbeitung
des Verbundes, besteht. Die erforderliche flächige Verbindung zwischen Leder
und Schaumstoff erfolgt durch Kaschierung mit dünnen umweltfreundlichen Klebstoffvliesen.
Besonders geeignet sind solche aus Copolyamid, da durch die damit
mögliche Dampfaktivierung
des Klebeeffektes in Temperaturbereichen gearbeitet werden kann,
die unter denen der Lederschädigung
liegen und trotzdem hohe Haftkräfte
erreichen lassen. Ein weitere Vorteil der flächigen Verklebung mit einem
luftdurchlässigen,
thermoplastischen Klebstoffvlies stellt der damit erreichbare weiche
Griff des erfindungsgemäßen Lederverbundstoffes
dar. Die flächige
Verbindung zwischen der Polyurethan-Schaumstoftschicht und der textilen
Unterseite, die verfahrenstechnisch vor der Verklebung mit dem Leder
als Oberschicht durchgeführt
wird, erfolgt entweder durch Anschmelzen der Schaumstoftoberfläche, durch
separaten Auftrag eines duroplastischen Klebers, wie z. B. Polyurethan
oder auch durch den Einsatz eines Klebstoffvlieses und anschließendem Verbinden
mit der textilen Unterseite unter Einwirken der für das Aufschmelzen
des Klebemediums erforderlichen Temperatur sowie eines entsprechenden
Flächen-
oder Liniendruckes.
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Erfindungsgemäß wird für die textile
Unterschicht ein Rundgestrick aus Polyamid- oder Polyester-Multifilamentgarnen
eingesetzt, dass eine den anderen beiden Verbundkomponenten angepasste hohe
Dehnbarkeit bei geringen Kraftstufen besitzt, die zum einen mindestens
5 % größer ist
als die des als Oberschicht eingesetzten Leders und die in Längs- und
Querrichtung Dehnwerte aufweist, die im Mittelwert höchstens
8 % voneinander abweichen. Damit wird allgemein in der Unterschicht
eine höhere Verformungsmöglichkeit
als die das Leders der Oberschicht mit einer in allen Richtungen
gleichmäßigen Dehnung
erreicht.
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Nach
Verarbeitung dieses erfindungsgemäßen Lederverbundstoffes als
Sitzbezug wird dieser im Gebrauch Stauchungen durch einwirkende
Druck- und Biegekräfte ausgesetzt.
Dabei wird die auf Druck beanspruchte Stelle des Sitzbezuges in
der Oberschicht auf Druck und in der Unterschicht auf Zug beansprucht.
Die damit einhergehenden flächigen
Verformungen werden von allen drei Schichten des erfindungsgemäßen Lederverbundstoffes
vor allem durch die in allen Richtungen gleichmäßige und elastische Dehnung
des Polyurethan-Schaumstoffes und des Rundgestrickes aufgenommen,
so dass es in der Lederoberfläche
zu keinen Stauchungen kommt.
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Ausführungsbeispiel
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Die
vorliegende Erfindung wird anhand von einem Ausführungsbeispiel nachstehend
näher beschrieben.
Die dazugehörige
Zeichnung zeigt den erfindungsgemäßen Lederverbundstoff im Querschnitt.
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Wie
in der Zeichnung dargestellt, besteht der Lederverbundstoff (1)
aus einer druckelastischen Mittelschicht (3) aus Polyurethan-Schaumstoff,
der Oberschicht (2) aus Leder als Nutz-, Sitz- oder Sichtfläche und
der textilen Unterseite (4) aus einem Rundgestrick mit
speziellen Verformungseigenschaften , um dem Lederverbundstoff die
für die
Verarbeitung erforderlichen Gleiteigenschaften zu verleihen.
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Dabei
erfolgt erfindungsgemäß die flächige Verbindung
zwischen Oberschicht (2) und Mittelschicht (3)
durch Kaschierung mit luftdurchlässigen, thermoplastischen
Klebstoffvlies (5).
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Beispiel
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Ein
Polsterleder mit einer Dicke von 1,1 mm, ein Polyurethan-Schaumstoff
mit einer Dicke von 1,8 mm und ein Rundgestrick aus Polyamid-Filamentgarn
mit einer Dicke von 0,6 mm und einer Flächenmasse von 45 g/m2 bilden den erfindungsgemäßen Lederverbundstoff.
Dazu wird als erstes die Polyurethan-Schaumstoftschicht mittels
Flammkaschierung mit dem Rundgestrick verbunden, dann werden auf die
andere Oberfläche
des die Mittelschicht des Lederverbundstoffes bildenden Schaumstoffs
das Klebstoftvlies und das Leder aufgelegt und auf einer Flachbettkaschieranlage
bei Einwirken von Druck und Hitze die Oberschicht mit der Mittelschicht
flächig verbunden.
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Dabei
weist das Rundgestrick bei einer Zugkraft von 25 N/ 5 cm Streifenbreite
eine Dehnung von 16 % in Längs-
und 21% in Querrichtung auf, das im Gebrauch als Lederverbundstoff
für Sitzbezüge als Oberschicht
wirkende Leder hat bei gleicher Kraftstufe eine Dehnung von 7% in
beiden Richtungen.
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Damit
ist bei Verarbeüungs-
und Gebrauchsbeanspruchungen im Einsatz des Lederverbundstoffes
als Fahrzeugsitzbezug eine in allen Richtungen gleichmäßige und
ausreichende elastische Verformung im unteren Bereich des Verbundstoffes
garantiert.