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Personen
mit Querschnittslähmung
sind nicht mehr in der Lage ihre Schließmuskel im urethravesikalen
Bereich zu beeinflussen. Damit es nicht zum Harnstau und somit zu
einer Schädigung
der Niere oder einer Urosepsis kommt, muß die Harnblase durch Hilfsmittel
entleert werden.
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Dies
kann mit Dauerkathetern geschehen, die ständig in der Harnröhre liegen
und in der Harnblase mittels geblocktem Ballon arretiert sind und
die im Rhythmus der natürlichen
Miktion geöffnet
werden um die Harnblase zu entleeren und anschließend wieder
füllen
zu lassen.
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Durch
die ständige
Belastung der Harnröhre und
die ausbleibende Spülung
der urethralen Mukosa können
Keime, in aller Regel Bakterien zwischen Schleimhaut und Katheter
aufsteigen und so zu Infektionen führen.
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Aus
diesem Grund hat sich für
diesen Patientenkreis die intermittierende Katheterisierung durchgesetzt.
Bei dieser Technik wir 6 – 10
mal täglich
ein sogenannter Nelaton-Katheter bis in die Harnblase geschoben
und nach Entleerung wieder entfernt. Bei Einhaltung bestimmter steriler
Kautelen können
Infektionen weitgehend vermieden werden.
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Stand
der Technik ist, nach Reinigung des Orificiums einen Nelaton-Katheter
mit Gleitmittel zu versehen und dann den Katheter durch die Harnröhre bis
in die Blase vorzuschieben um die Schließmuskel zu überwinden und die Blase zu
entleeren. Der Urin wird dabei in sanitäre Einrichtungen geleitet oder
in einen Urinbeutel aus Plastik, der mit dem Hausmüll entsorgt
wird.
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Um
Infektionen vorzubeugen, gibt es Gleitmittel für den Katheter, die Chlorhexidin
enthalten. Chlorhexidin ist bei einigen Fachleuten in Mißkredit geraten,
da es im Verdacht steht kanzerogene Eigenschaften zu haben.
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Eine
Alternative hierzu sind hydrophil beschichtete Katheter. Bei diesen
Kathetern ist die Oberfläche
mit einem getrockneten Gleitmittel überzogen, welches durch kurzes
Einwirken von Wasser aktiviert wird und so den Katheter gleitfähig macht. Bei
diesen Systemen muß steriles
Wasser mitgeführt werden
oder es wird Leitungswasser verwendet, bei dem jedoch die Gefahr
der Verkeimung nicht auszuschließen ist.
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Die
Handhabung mit separat verpacktem sterilen Wasser ist in dem üblichen
Umfeld von Toiletten jedoch äußerst kompliziert
und es kommt oft trotz aller Vorsichtsmaßnamen zu Kontaminationen.
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Mittlerweile
sind auch Katheterisierungssets bekannt, bei denen der Katheter
in einem Urinauffangbeutel untergebracht ist, der gleichzeitig mit
einem Reservoir mit sterilem Wasser versehen ist. Diese Systeme
sind schwierig zu handhaben und für Patienten, die ohnehin körperlich
behindert sind, überhaupt
nicht zu gebrauchen.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Urinbeutel zu
schaffen, der einfach in der Anwendung ist und gleichzeitig alle
hygienischen Anforderungen erfüllt.
Darüber
hinaus soll der Urinbeutel kostengünstig sein, um der Kostenreduzierung
im Gesundheitswesen Rechnung zu tragen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
daß der
Urinbeutel einen Fortsatz für die
sterile und trockene Aufbewahrung eines hydrophil beschichteten
Katheters aufweist, wobei der Fortsatz an seinem freien Ende und
im Übergangsbereich
zu dem Urinbeutel Schließmittel
aufweist und daß zur
Aktivierung vor der Anwendung im Übergangsbereich zwischen dem
Urinbeutel und dem Fortsatz eine Verbindung zwischen dem Urinbeutel und
dem Fortsatz herstellbar ist, durch die die in dem Urinbeutel befindliche
Flüssigkeit
zum Aktivieren der hydrophilen Gleitschicht des Katheters in den
Fortsatz eintreten kann.
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Es
wird also ein Urinbeutel mit einer speziellen Form verwendet, dessen
Reservoir in einen schmalen länglichen
Fortsatz übergeht,
welcher den Katheter mit hydrophiler Beschichtung aufnimmt. Der Fortsatz
ist von dem Reservoir durch ein leicht zu öffnendes Schließmittel
abgedichtet. Das Reservoir wird (beispielsweise über ein in der Schweißnaht des Reservoirs eingelassenes
Ventil) mit soviel Aktivierungsflüssigkeit, z.B. Wasser oder
einer wäßrigen Lösung, befüllt, daß der Fortsatz
total geflutet werden kann und so das getrocknete hydrophile Gleitmittel aktiviert
wird. Danach wird die Aktivierungsflüssigkeit wieder in das Reservoir
zurückgeleitet.
Nach Öffnen eines
zweiten Schließmittels
an dem freien Ende des Fortsatzes, kann nun der Katheter unter sterilen
Kautelen seiner Zweckbestimmung zugeführt werden. Fortsatz und Reservoir
dienen hierbei zur Aufnahme des Urins. Nach Entleerung der Blase
wird der Katheter aus der Harnröhre
entfernt und durch den Fortsatz in das Reservoir zurückgeschoben.
Der Fortsatz kann durch einen Knoten verschlossen und das System
hygienisch entsorgt werden. Der gesamte Urinbeutel mit dem in dem
Fortsatz enthaltenen Katheter wird vorzugsweise in einem Peelbeutel
sterilisiert und kommt dann steril verpackt zur Anwendung.
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Hierbei
liegt es im Rahmen der Erfindung, daß als Schließmittel
eine Aufschiebeklammer vorgesehen ist, in die der Fortsatz eingefaltet
ist.
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Derartige
Aufschiebeklammern sind kostengünstig,
dichten ausreichend ab und können
leicht entfernt werden, um den Flüssigkeitsdurchgang zu ermöglichen.
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In
diesem Zusammenhang kann vorgesehen sein, daß der Fortsatz so in die Aufschiebeklammer eingefaltet
wird, daß bei
Druckbelastung der mit Flüssigkeit
befüllten
Seite das System mit steigendem Druck immer fester schließt.
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Ebenso
ist es möglich,
daß der
Fortsatz so in die Aufschiebeklammer eingerollt wird, daß bei Druckbelastung
der mit Flüssigkeit
befüllten
Seite das System mit steigendem Druck immer fester schließt.
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Zweckmäßig ist
weiterhin, daß an
dem dem Fortsatz gegenüberliegenden
Ende des Urinbeutels ein Rückschlagventil
eingelassen ist, welches die Befüllung
des Urinbeutels mit Flüssigkeit
erlaubt und eine Rücklaufsperre
besitzt.
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Hierbei
ist es vorteilhaft, daß das
Rückschlagventil
ein Bunsenventil ist.
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Unter
einem Bunsenventil wird ein Ventil verstanden, das durch einen geschlitzten
Schlauch gebildet ist, der in einer Richtung flüssigkeitsdurchgängig ist
und in der anderen Richtung nicht.
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Weiterhin
liegt es im Rahmen der Erfindung, daß das Schließmittel
im Übergangsbereich
zwischen dem Urinbeutel und dem Fortsatz als Rückschtagventil ausgebildet
ist, welches durch Durchschieben des im Fortsatz befindlichen Katheters
geöffnet
wird, so daß die
Aktivierungsflüssigkeit in
den Fortsatz gelangen kann.
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Ebenso
ist es möglich,
daß das
Schließmittel im Übergangsbereich
zwischen dem Urinbeutel und dem Fortsatz als Stopfen ausgebildet
ist, der von der Seite des Fortsatzes her in den Urinbeutel zurückgestoßen werden
kann und somit die Aktivierung erlaubt.
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Bei
Druckerhöhung
im Beutel schließt
der Stopfen immer dichter, während
er von dem Fortsatz her, z.B. durch Drücken mit dem Katheter, geöffnet werden
kann.
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Eine
vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß die Flüssigkeit
ein mikrobiozides Agens enthält.
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Hierbei
kann vorgesehen sein, daß das
mikrobiozide Agens Silberverbindungen, vorzugsweise in kolloidaler
Form oder in Form von Nanopartikeln, enthält.
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Um
ein weiteres Maß an
Sicherheit einzubringen, kann die hydrophile Beschichtung des Katheters
mit einer mikrobizid wirkenden Substanz, beispielsweise kolloidalem
Silber oder kolloidalen Silberverbindungen oder auch solchen, die
im Nanobereich liegen, versehen sein, um das Wachstum von Keimen,
die trotz hygienischer Anwendungen in die Harnröhre eindringen, zu reduzieren
bzw. diese Keime abzutöten.
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Nachfolgend
werden Ausführungsbeispiele der
Erfindung anhand von Zeichnungen beschrieben.
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Es
zeigen
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1 bis
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4 erfindungsgemäße Urinbeutel
in geschnittener Darstellung mit verschiedenen Ausgestaltungen der
Schließmittel.
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Wie
aus den 1 bis 4 ersichtlich, weist der erfindungsgemäße Urinbeutel 1 einen
Fortsatz 2 für die
sterile und trockene Aufbewahrung eines hydrophil beschichteten
Katheters 3 auf, wobei der Fortsatz 2 an seinem
freien Ende und im Übergangsbereich
zu dem Urinbeutel Schließmittel 4, 5 aufweist. Zur
Aktivierung vor der Anwendung ist im Übergangsbereich zwischen dem
Urinbeutel 1 und dem Fortsatz 2 durch Öffnen des
Schließmittels 5 eine Verbindung
zwischen dem Urinbeutel 1 und dem Fortsatz 2 herstellbar.
Durch diese tritt in dem Urinbeutel 1 befindliche Flüssigkeit
zum Aktivieren der hydrophilen Gleitschicht des Katheters 3 in
den Fortsatz 2 ein. Hierdurch wird der Katheter 3 erst
kurz vor dem Gebrauch mit der Flüssigkeit
benetzt, so daß die hydrophile
Beschichtung des Katheters nicht durch zu langes Benetzen geschädigt wird.
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Als
Schließmittel 4, 5 sowohl
für das
freie Ende des Fortsatzes 2 als auch für den Übergangsbereich zwischen dem
Urinbeutel 1 und dem Fortsatz 2 können beispielsweise
Aufschiebeklammern vorgesehen sein, in die der Fortsatz eingefaltet
ist. Diese Aufschiebeklammern sind U-förmig ausgebildet, wobei die
freien Schenkel des Us aufeinander zulaufen. Zweckmäßigerweise
wird der Fortsatz 2 so in die Aufschiebeklammer eingefaltet,
daß bei
Druckbelastung der mit Flüssigkeit
befüllten
Seite das System mit steigendem Druck immer fester schließt. Hierzu
wird das freie Ende des Fortsatzes 2 vor dem Einführen in die
Aufschiebeklammer zunächst
um 180° umgeknickt,
so daß der
umgeknickte Endbereich auf dem mit Flüssigkeit gefüllten Bereich
des Fortsatzes 2 liegt. Dann wird an der Knickstelle ein
zweiter Knickvorgang vorgenommen, so daß das nunmehr geknickte Ende
auf dem umgeknickten Endbereich zu liegen kommt. Anschließend wird
der auf diese Weise geknickte Fortsatz 2 in die Aufschiebeklammer eingeführt.
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Alternativ
kann das freie Ende des Fortsatzes 2 auch aufgerollt werden
und im aufgerollten Zustand in die Aufschiebeklammer eingeführt werden. Auch
hierbei ist es vorteilhaft, wenn das freie Ende des Fortsatzes 2 zunächst um
180° umgeknickt
wird und dann der Endbereich erst eingerollt wird, da sich hierdurch
ebenfalls ein festeres Schließen
bei Druckbelastung ergibt.
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In 1 ist ein Urinbeutel 1 dargestellt,
bei dem sowohl das freie Ende des Fortsatzes 2 als auch für den Übergangsbereich
zwischen dem Urinbeutel 1 und dem Fortsatz 2 mit
Aufschiebeklammern 4, 5 als Schließmittel
gesichert sind. In dem Übergangsbereich
zwischen dem Urinbeutel 1 und dem Fortsatz 2 können alternativ
zu einer Aufschiebeklammer 5 auch andere Schließmittel 5 angeordnet
sein, z.B. als Rückschlagventil
(2 und 4), welches durch Durchschieben des im
Fortsatz befindlichen Katheters geöffnet wird, so daß die Aktivierungsflüssigkeit in
den Fortsatz 2 gelangen kann oder als Stopfen (3), der von der Seite des
Fortsatzes 2 her in den Urinbeutel 1 zurückgestoßen werden
kann und somit die Aktivierung erlaubt.
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An
dem dem Fortsatz 2 gegenüberliegenden Ende des Urinbeutels 1 kann
ein Rückschlagventil 6 eingelassen
sein, welches die Befüllung
des Urinbeutels 1 mit Flüssigkeit erlaubt und eine Rücklaufsperre
besitzt. Dieses Rückschlagventil 6 kann
beispielsweise als Bunsenventil 6 (1, 3 und 4) ausgebildet sein, also
als geschlitztes Schlauchsegment, welches nur in einer Richtung
Flüssigkeit
passieren läßt. Es kann
auch als herkömmliches
von Hand betätigbares
Rückschlagventil 6 (2) ausgebildet sein.
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Vorzugsweise
ist der Urinbeutel bereits mit der Flüssigkeit befüllt und
die gesamte Einheit in einem Peelbeutel steril verpackt. Alternativ
kann der Urinbeutel 1 auch erst vor der Anwendung über das Rückschlagventil 6 mit
Flüssigkeit
befüllt
werden. In beiden Fällen
ist es sinnvoll, daß die
Flüssigkeit
ein mikrobiozides Agens, beispielsweise Silberverbindungen, vorzugsweise
in kolloidaler Form oder in Form von Nanopartikeln, enthält.
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Darüber hinaus
kann in dem Fortsatz ein Gleitgel eingebracht sein, das die Applikation
des Katheters erleichtert.