DE19942424A1 - Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents
Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie Verfahren zu dessen HerstellungInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit und/oder zur Verbesserung und/oder Normalisierung des Stuhlgangs, das ein Material enthält, das, sofern es im Magen und/oder Dünndarm abbaubar ist, mit einer Verbindung versehen ist, die sich erst im Darm auflöst, und mit Wirkstoffen, beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart beaufschlagt ist, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im Darm freigesetzt werden. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung des Mittels sowie dessen Verwendung.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mittel zur Verbesserung und
Erhaltung der Darmtätigkeit.
Die US 3,688,763 beschreibt eine Methode zur Kollektion von zellulärem
Material aus dem Dickdarm von Menschen. Der Patient schluckt eine
Kapsel, deren äußere Schicht sich mit samt dem darunter befindlichen
Behälter im Darm auflöst und einen komprimierten Schwamm freisetzt, der
anschließend durch eine natürliche Darmentleerung ausgeschieden wird.
Bei seinem Transport durch den Darm werden durch den Schwamm die
äußeren Zellen des Darmlumens abgeschabt und mit nach außen
geschleppt. Dadurch werden auf einfache Weise den Patienten
Darmzellen entnommen, mit dem Ziel diese anschließend auf Tumoren
oder Krebszellen zu untersuchen.
Dieses System hat sich zur Aufgabe gemacht, Darmzellen zu
Analysezwecken zu kollektieren. Eine gezielte Stimulation der
Darmaktivität wird auf diese Weise jedoch nicht erreicht.
Aus der DE 40 25 912 ist ein Mittel zur oralen Einnahme bekannt, das aus
einem im Magen lösbaren und den Inhalt freigebenden Behälter besteht.
Dieser ist mit einem Stoff gefüllt, der nach seinem Freisetzen im Magen
sein Volumen vergrößert und dadurch dem Körper ein Sättigungsgefühl
suggeriert.
Nachteilig bei diesem System ist, daß es allein auf die Füllung des
Magens abstellt. Eine Anregung der Darmtätigkeit ist damit jedoch nicht
verbunden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Mittel, enthaltend ein
Material, das verformbar sowie ggf. formreduzierbar und/oder reversibel
komprimierbar ist, zur Verfügung zu stellen, das die Speiseröhre und den
Magen passiert und im Darm eine stimulierende Wirkung auf die
Darmaktivität entfaltet.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Mittel ein Material enthält,
das, sofern es im Magen und/oder Dünndarm abbaubar ist, mit einer
Verbindung versehen ist, die sich erst im Darm auflöst, und mit
Wirkstoffen, beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart
beaufschlagt ist, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im Darm
freigesetzt werden.
Vorzugsweise weist das Material dreidimensionale polymere Netzwerke
auf. Besonders bevorzugt liegt das Material in Form eines
schwammartigen Gebildes vor. Neben solchen Schwämmen sind auch
z. B. Gele oder gelartige Stoffe einsetzbar.
Unter schwammartigen Gebilden sind erfindungsgemäß Schäume zu
verstehen, die aus gasgefüllten, kugel-polyederförmigen Zellen bestehen,
welche durch hochviskose oder feste Zellstege begrenzt sind. Einsetzbar
sind erfindungsgemäß sowohl natürlich vorkommende Schwämme als
auch synthetisch hergestellte schwammartige Gebilde.
Die Herstellung der schwammartigen bzw. -förmigen Gebilde erfolgt mit an
sich bekannten Methoden nach dem Stand der Technik. In Abhängigkeit
von dem eingesetzten Ausgangsmaterial kann im einfachsten Falle ein
Schaum durch Einblasen, durch Schlagen, Schütteln, Verspritzen oder
Rühren in der betreffenden Gasatmosphäre erhalten werden. Bei den
Polymeren entsteht die Schaumstruktur aufgrund chemischer Reaktionen.
So werden bei den Polyurethanen durch Zugabe von Blähmitteln, die sich
bei bestimmter Temperatur während der Verarbeitung unter Gasbildung
zersetzen, oder durch Zusatz von flüssigen Lösemitteln während der
Polymerisation geschäumt. Die Verschäumung erfolgt entweder beim
Verlassen des Extrusionswerkzeuges, d. h. im Anschluß an das
Extrudieren oder Spritzgießen oder in offenen Formen. Die Härtung erfolgt
unter den für die jeweilige chemische Verbindung des Materials
charakteristischen Bedingungen.
Unabdingbare Voraussetzung für die Einsetzbarkeit des Materials ist, daß
es komprimierbar ist, ohne daß die Zellstege brechen. Für die Auswahl
des Materials und die Art der Schaumbildung ist ferner wesentlich, daß es
quellfähig bleibt, ohne daß die Zellstege zerstört werden.
Vorzugsweise ist das Material so ausgelegt, daß es auf 1/2 bis 1/100
vorzugsweise 1/4 bis 1/50, besonders bevorzugt auf das 1/10 bis 1/20
seines Volumens bzw. seiner Größe komprimierbar ist. Unter
physiologischen Bedingungen soll das komprimierte Material sich nach
der Passage durch Speiseröhre und Magen vorzugsweise auf das Zwei
bis Hundertfache, besonders bevorzugt auf das Vier- bis Fünfzigfache,
ganz besonders bevorzugt auf das Zehn- bis Zwanzigfache seines
Volumens im Darm ausdehnen können.
Um Verstopfungen des Darmes oder schlimmstenfalls sogar einem
Darmverschluß vorzubeugen, ist das Volumen des dekomprimierten
Materials entsprechend auszuwählen. Um auch mit kleineren
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Mittels den gewünschten
stimulierenden Effekt auf die Darmaktivität zu erreichen, kann die orale
Einnahme mehrerer erfindungsgemäßer Mittel erfolgen.
Das erfindungsgemäß eingesetzte Material kann im dekomprimierten
Zustand jede beliebige Form haben. Bevorzugt sind jedoch quaderförmige
oder rechteckförmige oder runde Ausgestaltungen.
Als Material für die erfindungsgemäß bevorzugte Ausführungsform als
schwammartige Gebilde können natürliche, halbsynthetische oder
synthetische Polymere zum Einsatz kommen. Beispiele geeigneter
synthetischer Polymere sind Polyurethane, Polyacrylate,
Poly(meth)acrylsäureester, Homo- und Copolymere des Vinylacetats. Zu
den natürlichen und halbsynthetischen Polymeren zählen u. a. Cellulose,
Cellulose-Ether, Diethylcellulose oder Celluloseester, wie
Cellulosediacetat, Cellulosetriacetat, Celluloseacetat-Propionat,
Celluloseacetat und Cellulose-Butyrat. Erfindungsgemäß geeignet sind
z. B. Cellulosederivate, insbesondere entsprechende Ether, z. B.
Methylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropyl-methylcellulose,
oder Natriumcarboxymethylcellulose (vorzugsweise solche Verbindungen
mit höherer Viskosität); natürliche (anionische) Schleimstoffe, z. B.
Xanthan Gummi, Guar Gummi, Traganth oder Alginsäure und Salze
davon, und dergleichen. Darüber hinaus ist auch der Einsatz unlöslicher
Polysacharide, wie Chitin bzw. Chitinderivate oder mikrokristalliner
Cellulose denkbar. Erfindungsgemäß besonders bevorzugt werden
linerare hochmolekulare Polymere. Vor allem sind erfindungsgemäß
solche Polymere einsetzbar, die Faserstruktur besitzen. Beispiele für
solche Stoffe sind die Skleroproteine, wie Keratine, Conchagene, Fibroin,
Elastine und Collagen.
Ebenso kommen stabil vernetzte Polymere in Betracht. Insbesondere sind
hier Uronsäure-haltige Polysaccharide oder deren Salze denkbar, die
durch ionische Bindungen miteinander vernetzt sind und durch zusätzliche
kovalente Bindungen, beispielsweise durch mineralhaltige Säuren
katalysierte Esterbindungen, stabil quervernetzt sind.
In einer besonderen Ausführungsvariante der Erfindung können sich die
Polymere nicht erst im Darm, sondern bereits im Magen dekomprimieren
und dann in diesem Zustand in den Darm gelangen und diesen passieren.
Als Materialien kommen hier insbesondere solche in Betracht, die in
gastrointestinalen Flüssigkeiten kaum merklich bis gar nicht abbaubar
oder resorbierbar sind.
Das in dem erfindungsgemäßen Mittel enthaltene Material alleine kann
somit bereits eine Wirkung im Darm ausüben, die mit der eines
Ballaststoffes vergleichbar ist und aufgrund dessen die Darmaktivität
stimuliert und/oder zur Verbesserung und Erhaltung der Darmaktivität
beiträgt. Zusätzlich ist das Material erfindungsgemäß mit Wirkstoffen oder
Laxanzien beaufschlagt, und zwar derart, daß die Wirkstoffe oder
Laxanzien überwiegend oder ausschließlich im Darm freigesetzt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist das
Material mit einer Verbindung versehen, die sich ausschließlich im Darm
auflöst. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn das eingesetzte
Material bereits im Magen oder Dünndarm abbaubar ist.
Die Auflösung der Verbindung wird durch verschiedene, z. T. auch
gleichzeitig im Darm vorherrschende Parameter beeinflußt, wie z. B. pH-
Wert, Druck, Redoxpotential und enzymatische Auflösung durch die
Darmflora. Darüber hinaus beeinflußt auch die Verweilzeit des Mittels im
Darm die Geschwindigkeit mit der sich die Verbindung auflöst.
Vorzugsweise löst sich die Verbindung bei einem pH-Wert zwischen 5 und
10, bevorzugt zwischen 7 und 9, besonders bevorzugt zwischen 5,5 und
8,5 auf. Höchst bevorzugt ist eine Auflösung im pH-Milieu des Darms bei
einem pH-Wert zwischen 6,4 ±0,6 bis 7,0 ±0,7.
Die Verbindung wird erfindungsgemäß bevorzugt in Form einer
Beschichtung auf das Material aufgebracht, die gegebenenfalls auch aus
mehreren Schichten aufgebaut sein kann. Die Mindestschichtdicke kann
dabei erheblich variieren und ist abhängig von dem verwendeten
Filmbildner und seiner Zusammensetzung. Osterwald H. et al. (Acta
Pharm Technol, 1980, 26: 201-209) beschreibt beispielsweise eine
Mindestschichtdicke von 46 µm für die Zubereitung eines Fümbildners in
organischen Lösungsmitteln, mit Ammoniumsalzlösung zubereitet sind
161 µm Schichtdicke erforderlich, als Emulsion 46 µm und als
Latexdispersion 52 µm Schichtdicke. Erfindungsgemäß liegt die
Schichtdicke zwischen 10 µm bis mehrere Millimeter, bevorzugt zwischen
15 µm bis 3 mm.
Anstelle einer direkt auf das Material aufgebrachten Beschichtung kann
das Material jedoch auch in ein Behältnis eingebracht werden, das sich
unter den oben beschriebenen Bedingungen auflöst. D. h., das Behältnis
ist im Magen beständig, während es sich im Darm auflöst.
In einer anderen Variante der Erfindung kann die Verbindung in das
Material eingebracht sein. Dies läßt sich beispielsweise durch Vermischen
des Materials mit der Verbindung bereits bei der Herstellung des
erfindungsgemäßen Mittels erreichen. Bevorzugt kann dies auch durch
Tränken des Materials in einer Lösung der Verbindung erzielt werden.
Selbstverständlich kann ein derartiges, z. B. getränktes Mittel zusätzlich
auch mit einer Beschichtung der Verbindung versehen sein. Ebenso kann
z. B. das getränkte Material auch in das oben beschriebene Behältnis
eingebracht sein. Ferner kann das Material in ein Behältnis eingebracht
sein, das seinerseits mit der Verbindung beschichtet oder durchtränkt ist
oder in das die Verbindung eingebracht ist.
Die zeitliche und lokale Auflösung der Verbindung läßt sich durch die
Auswahl und Kombination der Verbindungen beeinflussen, wodurch eine
gezielte Freisetzung des Materials im Darm und insbesondere in den
verschiedenen Darmabschnitten, wie Jejunum, Ileum und Kolon, erreicht
wird. Die Löslichkeit der Verbindungen kann dabei von einem oder
mehreren Faktoren abhängig sein, wie beispielsweise pH-Wert,
Einwirkzeit, Redoxpotential des Darmes, enzymatische Aktivitäten der
Darmflora oder Druck, der durch die intestinale Peristaltik erzeugt wird.
Die verschiedenen Möglichkeiten zur Steuerung der Freisetzung von
Wirkstoffen sind zahlreich beschrieben. Die pH-abhängige Löslichkeit wird
beispielsweise bei Marvola et al., Eur J Pharm Sci, 1999, 7: 259-267 und
Khan ZI et al., J Controlled Release, 1999, 58: 215-222 beschrieben. Pozzi
F. et al., J Controlled Release, 1994, 31: 99-108; Wilding IR et al.,
Pharmacol Ther, 1994, 62: 97-124; Niwa K. et al., J Drug Target, 1995,
3: 83-89 und US-4871549 offenbaren Systeme, die die Wirkstoffe in
Abhängigkeit von der Zeit freisetzen. Beispiele für Systeme mit einer
kombinierten pH-Wert und Zeitabhängigkeit sind in Rodriguez M. et aL, J
Controlled Release, 1998, 55: 67-77 und Gazzinga A. et al., STP Pharm
Sci, 1995, 5: 83-88 beschrieben. Mit der Auflösung von Verbindungen,
bedingt durch ein verändertes Redoxpotential im Darm, beschäftigen sich
Bronsted H. et al., Pharm Res 1992, 9: 1540-1545; Yeh PY et al., J
Controlled Release, 1995, 36: 109-124; Shanta KL et aL, Biomaterials,
1995, 16: 1313-1318 und Kimura Y et al., Polymer, 1992, 33: 5294-5299.
Beispiele für Systeme, die durch die Enzyme der Darmflora freigesetzt
werden, sind in Ashford M et al., J Controlled Release, 1994, 30: 225-232;
Fernandez-Hervas MJ et al., Int J Pharm, 1998, 169: 115-119; EP-
0460921; US-4432966 und Milojevic S et al., J Controlled Release, 1996,
38: 75-84; beschrieben. Die Auflösung von Systemen durch den Druck der
intestinalen Peristaltik wird in Muraoka M et al., J Controlled Release,
1998, 52: 119-129 behandelt.
Erfindungsgemäß bevorzugt werden dabei folgende Verbindungen und
deren Kombinationen, die jedoch keineswegs limitierend für die
vorliegende Erfindung sind:
Hydroxypropyl-methylcellulose-phthalat (HPMCP 55), Hydroxypropyl
methylcellulose-acetat-succinat (Aqoat AS-MF. Aqoat AS-HF), 1 : 1
Kopolymer aus Methacrylsäure und Ethylacrylat (EudragitoL), Kopolymer
aus Vinylacetat und Crotonsäure (Coating CE 5142), Cellulose-acetat
phthalat (CAP, Aquateric), Methacrylat-Kopolymere (Eudragit®S),
Schellack, Time Clock Systemo, Carnaubawachs, Hydroxypropylmethyl
cellulose (TC-5), Pulsincapo, Polyethylenglykol, vernetztes
Polyethylenglykol, Ethylcellulose, Ethylcellulose-Ethanol-Gemisch,
Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose, Glycerin-
Monostearat, Eudragit®E. Ebenso sind Hydrogele aus Azo-Verbindungen
möglich, wie beispielsweise N-substituiertes Methacrylamid, N-tert
butylacrylamid, Acrylsäure in Gegenwart von 4,4'-Bis-(methacryloylamino)-
azobenzen,4,4'-Bis(N-methacryloyl-6-aminohexanoylamino)azobenzen
oder 3,3',5,5'-Tetrabromo-4,4,4',4'-tetra(methacryloylamino)azobenzen.
Beispiele für weitere Verbindungen sind lineare Polymervorstufen,
beispielsweise enthaltend N,N-Dimethylacrylamid, N-tert-Butylacrylamid,
Acrylsäure, N-Methacryloyl-glycyl-glycin-p-nitrophenylester, quervernetzt
durch geeignete Vernetzter, wie z. B. N,N'-(ω-aminocaproyl)-4,4'-
diaminoazobenzen sowie Polymere enthaltend Azoverbindungen, wie
beispielsweise 2-Hydroxyethyl-Methacrylat, 4-(Methacryloyloxy)-
azobenzen, N-(2-hydroxypropyl)methacrylamid-Kopolymere, Kopolymere
enthaltend Styrol und 2-Hydroxyethylmethacrylat vernetzt durch
beispielsweise 4,4'-Divinylazobenzen oder N,N'-Bis-(β-sterylsulfonyl)-4,4'-
diaminoazobenzen. Ebenso sind erfindungsgemäß Poly(ether-ester)azo-
Polymere einsetzbar, wie beispielsweise Kopolymere enthaltend 4-[4-[(6-
hydroxyhexyl)oxy]phenyl]azobenzoesäure und 16-Hydroxy
hexadecansäure, Kopolymere enthaltend 4-[2-[2-(2-hydroxyethoxy)-
ethoxy]ethoxy]benzoesäure, 4-[4-[2-[2-(2-hydroxyethoxy)ethoxy]ethoxy]-
phenyl]azobenzoesäure und 16-Hydroxyhexadecansäure oder 12-
Hydroxydodecansäure sowie segmentierte Polyurethane enthaltend m-
Xylen-Diisocyanat, 3,3'-Dihydroxyazobenzen, Polyethylenglycol oder 1,2-
Propandiol. Ferner einsetzbar sind Azoverbindungen enthaltende
Polyamide oder Kopolymere aus 4-[4-(chlorocarbonyl)phenyl)]-
azobenzoylchlorid und ccjo-Bis(aminopropyl)-poly(tetramethyienoxid)
sowie Kopolymere aus 4-[4-(Chlorocarbonyl)phenyl]azobenzoylchlorid und
Jeffamine ED-600.
Ferner finden Pektine Verwendung, die zusätzlich ummantelt oder in einer
Matrix eingebettet werden können, wie beispielsweise Methoxy-Pektin,
amidiertes Pektin, Calciumpektinat, Pektin in Kombination mit
Ethylcellulose (Aquacoat, Surelease), Acrylsäureester-Polymere (Eudragit
RS30D, Eudragit NE30D). Ebenso finden Kombinationen von Pektinen mit
anderen Ballaststoffen Einsatz. Beispiele für Ballaststoffe sind Guar
(Galactomannan) oder Chitosan, wobei die Ballaststoffe selbst wiederum
ummantelt oder Bestandteil einer Matrix sein können. Hierbei finden
folgende Substanzen Einsatz als Filmbildner: Polymethacrylatlösungen,
Kopolymerisate enthaltend Polyurethan und Di-, Oligo- oder
Polysaccharide (Galactomannane) sowie Ethylgalactomannane oder
Acetylgalactomannane. Ebenso finden Cyanoacrylat, Inulin, Inulin-
Suspensionen mit Eudragit-RS, methacryliertes Inulin, Chondroitinsulfat,
Chondroitin-Polymere enthaltend 1,12-Diaminododecan und
Dicyclohexylcarbodiimid, amorphe Amylose oder amorphe Amylose
zusammen mit anderen filmbildenden Polymeren als Filmbildner Einsatz.
Ebenso können Dextrane verwendet werden, die verschiedenartig
vernetzt sein können, beispielsweise mit Diisocyanaten, Fettsäureestern,
beispielsweise der Laurylsäure, Glutaraldehyd. Auch Konjugate aus
Biphenylessigsäure und β-Cyclodextrin, Kopolymere aus β-Cyclodextrinen
mit Methacrylsäure-Kopolymeren oder Acrylsäurepolymere mit
Disaccharidseitengruppen kommen erfindungsgemäß zum Einsatz.
Die Auswahl der Verbindungen sowie deren vielfältige
Kombinationsmöglichkeiten ermöglichen eine gezielte zeitliche und lokale
Steuerung der Freisetzung des Materials im Darm. Die Verbindung kann
dabei auch bereits Wirkstoffe und/oder Laxanzien enthalten.
Die Beaufschlagung des in dem erfindungsgemäßen Mittel enthaltenen
Materials mit Wirkstoffen oder mit Laxanzien kann dabei auf vergleichbare
Weise geschehen, wie bereits zuvor bei der Beaufschlagung des Materials
mit einer Verbindung beschrieben wurde. Dabei können die Wirkstoffe
oder Laxanzien oder Kombinationen davon in/auf das Material ein
aufgebracht werden. Dies kann bevorzugt in Form einer Beschichtung
erfolgen, wobei die Beschichtung gegebenenfalls auch aus mehreren
Schichten aufgebaut sein kann. In einer anderen Variante der Erfindung
können die Wirkstoffe und/oder Laxanzien in das Material eingebracht
sein. Dies läßt sich beispielsweise durch direktes Vermischen des
Materials mit den Wirkstoffen und/oder Laxanzien bei der Herstellung der
erfindungsgemäßen Mittel erreichen. Bevorzugt kann dies auch durch
Tränken des Materials in einer Lösung der Wirkstoffe und/oder Laxanzien
erzielt werden. Selbstverständlich kann ein derartiges, z. B. getränktes
Material zusätzlich auch mit einer Beschichtung der Wirkstoffe und/oder
Laxanzien versehen sein. Ebenso kann das Material mit den Wirkstoffen
und/oder Laxanzien in Form eines Behältnisses umhüllt sein. Ferner kann
das Material in ein Behältnis, beispielsweise aus den zuvor genannten
Verbindungen eingebracht sein, das seinerseits mit den Wirkstoffen
und/oder Laxanzien beschichtet oder durchtränkt ist oder in das die
Wirkstoffe und/oder Laxanzien eingebracht sind.
In einer Ausführungsvariante der vorliegenden Erfindung kann das so mit
den Wirkstoffen und/oder Laxanzien beaufschlagte Material komprimiert
werden und zusätzlich mit einer Verbindung der zuvor beschriebene Art
und auf bereits erwähnte Weise versehen werden. Durch die Auflösung
der Verbindung im Darm kommt es zur Dekompression des so
beschaffenen Materials im Darm, verbunden mit der Freisetzung der
Wirkstoffe und/oder Laxanzien.
In einer anderen Ausführungsvariante der Erfindung können die Wirkstoffe
und/oder Laxanzien selbst mit den Verbindungen der zuvor beschriebenen
Art und auf die bereits erwähnte Weise versehen werden. Anschließend
kann das Material mit den so erhaltenen Wirkstoffen und/oder Laxanzien
auf beschriebene Art und Weise beaufschlagt werden. Nachfolgend wird
das mit den Wirkstoffen und/oder Laxanzien beaufschlagte Material
komprimiert und gegebenenfalls zusätzlich mit einer Verbindung
versehen, die sich erst im Darm auflöst. Durch die Auflösung der
Verbindung erfolgt die Freisetzung der Wirkstoffe und/oder Laxanzien.
Unter Wirkstoffen im Sinne der Erfindung sind alle Stoffe mit einer
pharmazeutischen oder biologischen Wirkung zu verstehen. Beispiele sind
Betamethason, Thioetsäure, Sotalol, Salbutamol, Norfenefrin, Solymann,
Dihydroergotamin, Buflumedil, Etoffbrat, lndometacin, Oxazepam, beta-
Acetyldigoxim, Piroxicam, Haloperidol, ISMN, Amitirptylin, Diclofenac,
Nifedipin, Verapamil, Pyritinol, Nitrendipin, Doxycyclin, Bromhexin,
Methylprednisolon, Clonidin, Fenofibrat, Allopurinol, Pirenzepin,
Levothyroxin, Tamoxifen, Metildigoxin, o-(beta-Hydroxyethyl)rutosid,
Propicillin, Aciclovir-mononitrat, Paracetamol, Naftidrofuryl, Pentoxyfyllin,
Propafenon, Acebutolol, L-Thyroxin, Tramadol. Bromocriptin, Loperamid,
Ketotifen, Fenoterol, Ca-Dobelisat, Propranolol, Minocyclin, Nicergolin,
Ambroxol, Metoprolol, beta-Sitosterin, Enalaprilhydrogenmaleat,
Benzafibrat, ISDN, Gallopamil, Xantinolnicotinat, Digitoxin, Flunitrazepan,
Bencyclan, Dexapanthenol, Pindolol, Lorazepam, Diltiazem, Piracetam,
Phenoxymethylpenicillin, Furosemid, Bromazepam, Flunarizin,
Erythromycin, Metoclopramid, Acemetacin, Ranitidin, Biperiden,
Metamizol, Doxepin, Dikalium-Chlorazepat, Tetrazepam,
Estramustinphosphat, Terbutalin, Captopril, Maprotilin, Prazosin, Atenolol,
Glibenclamid, Cefaclor, Etilefrin, Cimetidin, Theophyllin, Hydromirphon,
ibuprofen, Primidon, Clobazam, Oxaceprol, Medroxyprogresteron,
Flecainid, Mg-Pridoxal-5-phosphatglutaminat, Hymechromon,
Etofyllinclofibrat, Vincamin, Cinarizin, Diazepam, Ketoprofen, Flupentixol,
Molsidomin, Glibornuid, Dimetinden, Melperon, Soquinolol, Dibydrocodein,
Clomethiazol, Clemastin, Glisoxepid, Kalüdinogenase, Oxyfedrin,
Baclofen, Carboxymethylcystein, Thiorodacin, Betathistin, L-Tryptophan,
Myrtol, Bromalaine, Prenylamin, Salazosulfapyridin, Astemizol, Sulpirid,
Benzerazid, Dibenzepin, Acetylsalicylsäure, Miconazol, Nystatin,
Ketonconazol, Na-Picosulfat, Colestyramin, Gemifibrocil, Rifampicin,
Fluorocortolon, Mexiletin, Amoxicillin, Terfenadrin,
Mucopolysaccharidpolyschwefelsäureester, Triazolam, Mianserin,
Tiaprofensäure, Ameziniummetilsulfat, Mefloquin, Probucol, Chinidin,
Carbamepin, Mg-L-aspartat, Penbutolol, Piretanid, Amitriptylin,
Cyproteron, Na-Valpropinat, Mebeverin, Bisacodyl, 5-Amino-Salicylsäure,
Dihydralazin, Magaldrat, Phenprocoumon, Amantadin, Naproxen, Cartelol,
Famotidin, Methyldopa, Auranofin, Estriol, Nadolol, Levomepromazin,
Doxorubicin, Medofenoxat, Azathioprin, Flutamid, Norfloxacin, Fendilin,
Prajmaliumbitartrat, Aescin.
Weitere Beispiele sind folgende Wirkstoffe: Acetaminophen (=
Paracetamol), Acetohexamid, Acetyldigoxim, Acetylsalicylsäure,
Acromycin, Anipamil, Benzocain, beta-Carotin, Choramphenicol,
Chlordiazepoxid, Chlormadinoacetat, Chlorthiazid, Cinnarizin,
Clonazepam, Codein, Decamethason, Diazepam, Dicumarol, Digitoxin,
Digoxin, Dihydroergotamin, Drotaverin, Flunitrazepam, Furosemid,
Gramicidin, Griseofluvin, Hexobarbital, Hydrochlorothiazid, Hydrocortison,
Hydroflumethazig, Indimethazin, Ketoprofen, Lonetil, Medazepam,
Mefrusid, Methandrostenolon, Methylprednisolon, Methylsulfadiazin (=
Sulfaperin), Nalidixinsäure, Nifedipin, Nitrazepam, Nitrofurantoin, Nystatin,
Ostradiol, Papaverin, Phenacetin, Phenobarbital, Phenylbutazon,
Phenytoin, Prednison, Reserpin, Spironolacton, Streptomycin,
Sulfadimidin (= Sulfamethazin), Sulfamethizol, Sulfamethoxazol (=
Sulfameter), Sulfaperin, Sulfathiazol, Sulfisoxazol, Testosteron,
Tolazamid, Tolbutamid, Trimethoprim, Tyrothricin, Vitamine, Mineralien.
Als Wirkstoffe sind auch solche mit prophylaktischer Wirkung,
beispielsweise in Bereichen der Tumortherapie, denkbar.
Ferner sind unter Wirkstoffen im Sinne der Erfindung auch Laxanzien zu
verstehen.
Das erfindungsgemäße Mittel kann neben pharmazeutisch und/oder
biologisch wirksamen Stoffen auch Nahrungsmittel bzw.
Nahrungsergänzungsmittel, z. B. Vitamine, Ballaststoffe, Eiweiße oder
Mineralstoffe sowie andere Lebensmittelstoffe, Genußstoffe oder
Aromastoffe enthalten.
Neben den genannten Stoffen können dem Material auch weitere
Hilfsstoffe beigefügt werden. Dies könne beispielsweise auch
Antioxidationsmittel, Konservierungsstoffe, Farbstoffe oder Süßungsmittel
sein. Unter anderem können im Falle des Einsatzes von pharmazeutisch
wirksamen Substanzen noch zusätzlich retardierende Stoffe in Frage
kommen.
Außerdem können die Mittel gemäß der vorliegenden Erfindung zusätzlich
Füll-, Spreng-, Binde- und Gleitmittel sowie Trägerstoffe enthalten.
Als retardierende Hilfsstoffe können im wesentlichen wasserunlösliche
Hilfsstoffe oder Gemische davon, wie Lipide, u. a. Fettalkohole, z. B.
Cetylalkohol, Stearylalkohol und Cetostearylalkohol; Glyceride, z. B.
Glycerinmonostearat oder Gemische von Mono-, Di- und Triglyceriden
pflanzlicher Öle; hydrierte Öle, wie hydriertes Rizinusöl oder hydriertes
Baumwollsamenöl; Wachse, z. B. Bienenwachs oder Carnaubawachs;
feste Kohlenwasserstoffe, z. B. Paraffin oder Erdwachs; Fettsäuren, z. B.
Stearinsäure; gewisse Cellulosederivate, z. B. Ethylcellulose oder
Acetylcellulose; Polymere oder Copolymere, wie Polyalkylene, z. B.
Polyäthylen, Polyvinylverbindungen, z. B. Polyvinylchlorid oder
Polyvinylacetat, sowie Vinylchlorid-Vinylacetat-Copolymere und
Copolymere mit Crotonsäure, oder Polymere und Copolymere von
Acrylaten und Methacrylaten, z. B. Copolymerisate von Acrylsäureester
und Methacrylsäuremethylester, verwendet werden.
Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Mittel zur Verwendung zur
Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie zur Verbesserung
und/oder Normalisierung des Stuhlgangs, das ein Material enthält, das,
sofern es im Magen und/oder Dünndarm abbaubar ist, mit einer
Verbindung versehen ist, die sich erst im Darm auflöst, und mit
Wirkstoffen, beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart
beaufschlagt ist, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im Darm
freigesetzt werden.
Darüber hinaus ist auch ein Verfahren zur Herstellung des oben
beschriebenen Mittels Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Dabei wird prinzipiell zunächst eine Suspension des Materials hergestellt
und anschließend gefriergetrocknet. Gegebenenfalls wird zuvor das
Material zerkleinert und/oder einer alkalischen und/oder einer sauren
Vorbehandlung unterworfen. Die Gefriertrocknung wird vorzugsweise bei
-80 bis +50°C, insbesondere bei -30 bis +40°C durchgeführt.
In einer Ausführungsform des erfingungsgemäßen Verfahrens, in der das
Material in Form eines schwammartigen Gebildes vorliegt, kann
beispielsweise lösliches Collagen aus den Häuten junger Rinder oder
Schweine (Tiere) eingesetzt werden. Die löslichen Collagenanteile in der
Haut von Tieren werden nämlich mit zunehmendem Alter des Organismus
immer geringer, da das Collagen durch intermolekulare Vernetzung ein
unlösliches dreidimensionales Netzwerk bildet. Die Vernetzungsstellen
sind feste chemische Bindungen zwischen einzelnen Collagenmolekülen.
Bei der Herstellung der notwendigen Collagensuspensionen für die
Schwammherstellung müssen deshalb die Häute aus 1 bis 2 Jahre alten
Tieren (Bullen) stammen. Auch hier bildet das Collagen schon ein
unlösliches Netzwerk. Durch eine stark alkalische und saure
Vorbehandlung der Haut und mechanische Kräfte beim Herstellen der
Schwamm-Suspension, kann es dazu kommen, daß einzelne chemische
und physikalische Vernetzungsstellen im Collagen gelöst werden.
Bei der Trocknung des Schwamms durch Gefriertrocknung und
anschließende Erhitzung bei 90°C bis 130°C, vorzugsweise 120°C
werden wieder neue Vernetzungsstellen durch die relativ hohen
Temperaturen in das Schwammaterial eingeführt. Dies bewirkt die
langandauernde Unlöslichkeit des Schwammkörpers in gastrointestinalen
Flüssigkeiten und/oder Wasser. Diese relative Unlöslichkeit ist
Voraussetzung für eine relativ feste und stabile Struktur, die vergleichbar
mit der Wirkung von Ballaststoffen allgemein, einen anhaltenden
stimulierenden Effekt und damit bereits eine erste laxative (abführende)
Wirkung im Darm auslöst. Diese kann durch die Beaufschlagung mit
Wirkstoffen und/oder Laxanzien unterstützt werden.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante der vorliegenden
Erfindung werden stabil vernetzte Polyuronsäure-haltige Polysaccharide,
insbesondere Alginate oder deren Salze eingesetzt.
Besonders bevorzugt erfolgt die Herstellung des erfindungsgemäßen
Mittels wie folgt: Zunächst wird eine Suspension des Materials hergestellt
und aus dieser Suspension nach an sich bekannten Methoden ein
schwamm- oder schaumartiges Gebilde erstellt. Anschließend wird das
Material reversibel komprimiert. Vor, während oder nach der Herstellung
des schwammartigen Gebildes wird das Material mit Wirkstoffen,
beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart beaufschlagt
wird, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im Darm freigesetzt
werden. Gegebenenfalls wird auf das so hergestellte Material eine
Verbindung aufgebracht und/oder eine Verbindung in das Material
eingebracht und/oder dieses Material mit einer solchen Verbindung
umhüllt, wobei sich diese Verbindung erst im Darm auflöst.
Vor, während oder nach der Herstellung des schwamm- oder
schaumartigen Gebildes kann das Material zusätzliche mit den oben
erwähnten Verbindungen, pharmazeutisch und/oder biologisch wirksamen
Stoffen, Nahrungsmitteln bzw. Nahrungsergänzungsmitteln,
Lebensmittelstoffen, Genußstoffen, Aromastoffen, Hilfsstoffen oder
retardierenden Stoffen beaufschlagt werden.
Hierfür kommen alle üblichen Methoden in Betracht. Im einfachsten Falle
kann dies während der Herstellungsphase des Schwammaterials durch
Mischen des Materials und der entsprechenden Stoffe erfolgen. Ebenso
ist ein Tränken des Materials mit einer Lösung der Stoffe denkbar. Ferner
können die zuvor genannten Stoffe direkt auf die Oberfläche des Materials
aufgebracht werden. Dies kann beispielsweise durch Tauchen,
Besprühen, Aufstreichen oder ähnliche Methoden erfolgen.
Das resultierende Material wird anschließend reversibel komprimiert. Dies
kann durch Pressen, Walzen oder vergleichbare Methoden geschehen. In
einer besonderen Ausführungsform der Erfindung kann auch eine
Komprimierung des Materials durch Kaubewegungen bei der oralen
Einnahme des Materials erfolgen.
Das so hergestellte komprimierte Material kann in einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung mit der oben beschriebenen Verbindung
umhüllt werden. D. h., entweder wird aus der Verbindung ein Behältnis,
z. B. eine Kapselhülle, hergestellt und in diese das Material eingebracht.
Oder auf das Material wird die Verbindung direkt aufgebracht, etwa durch
Tauchen, Besprühen, Aufstreichen oder ähnliche Methoden. In einer
anderen Ausführungsform der Erfindung wird die Verbindung in das
Material eingebracht. Dies kann z. B. durch Tränken erreicht werden.
Die Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Verfahren beschränkt,
sondern gilt auch für alle anderen Verfahren, bei denen Schwämme,
schwammähnliche Gebilde oder Gele hergestellt werden, die durch die
relative Unlöslichkeit in Wasser und/oder gastrointestinalen Flüssigkeiten,
gegebenenfalls vermittelt durch entsprechend geeignete Verbindungen,
eine langfristige Stimulierung der Darmtätigkeit erzielen sollen oder
können.
Zweck des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, ein Mittel zu erhalten,
daß im Darm eine lang anhaltende stimulierende Wirkung entfaltet und
gleichzeitig zur gezielten Freisetzung von Wirkstoffen, insbesondere zur
Prophylaxe oder von Laxanzien im Darm geeignet ist. Dieses Ziel wird mit
den genannten Verfahrensschritten erreicht.
Das erfindungsgemäße Mittel wird oral eingenommen. Der feste,
komprimierte Schwamm- oder feste Schaumkörper passiert durch
Hinzufügen von Trinkflüssigkeit sowie leichte Kau- oder
Schluckbewegungen Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen und
schwemmt vorzugsweise zu seinem ursprünglichen Volumen im Darm
wieder auf. Gegebenenfalls kann das Volumen auch größer oder kleiner
als das ursprüngliche sein.
Im Gegensatz zu anderen Lebensmittel-/Nahrungsergänzungs-/Diät- oder
Arzneimittelprodukten, die kurzfristig im Darm zersetzt werden oder schon
in zerkleinertem Zustand in den Darm gelangen, behält das aus
natürlichen, halbsynthetischen oder synthetischen sowie stabil vernetzten
Polymeren bestehende, in der beschriebenen Weise hergestellte Material,
insbesondere in Form eines festen Schwamm- oder Schaumkörpers durch
sein überwiegend dreidimensionales polymeres Netzwerk sowie die
Schwerlöslichkeit im Darm über mehrere Stunden seine ursprünglich
vorhandene feste und mechanisch stabile Struktur. Hierbei liegt das
erfindungsgemäße Mittel beim Durchtritt durch die Speiseröhre sowie bei
der Passage des Magens oder Dünndarms in ausreichend komprimierter
Form vor, um sich im Darm, insbesondere im Dickdarm zu
dekomprimieren und die gewünschte stimulierende Wirkung zu entfalten.
In einer besonderen Ausführungsvariante der Erfindung kann das Mittel
jedoch auch bereits im Magen dekomprimieren und in diesem Zustand in
den Darm gelangen und diesen passieren. Dies trifft insbesondere für
Materialien zu, die den Magen und Dünndarm auch in dekomprimierter
Form passieren können ohne abgebaut zu werden.
Für den besonderen Fall, daß der Abbau des Materials jedoch bereits im
Magen oder Dünndarm beginnen sollte, muß ein entsprechender Schutz
vor frühzeitiger Degradation erfolgen. Ein solcher Schutz, kann dadurch
erzielt werden, daß das Material mit einer Verbindung versehen ist, die
sich ausschließlich im Darm auflöst. Hierbei kann diese Verbindung auf
die bereits zuvor erwähnte Weise in/auf das Material ein-/aufgebracht
werden oder damit umhüllt werden.
Anderenfalls ist es aber auch durchaus denkbar, daß das
erfindungsgemäße Mittel sozusagen fakultativ mit einer zuvor besagten
Verbindung versehen werden kann.
Durch eine gegebenenfalls auf/in das Gebilde auf-/eingebrachte
Verbindung bzw. eine Umhüllung daraus, besteht zum einen die
Möglichkeit, das Material vor frühzeitigem Abbau zu schützen und zum
anderen den Ort der Dekompression des Materials zu beeinflußen.
Gleiches gilt für die Wirkstoffe oder Laxanzien, mit denen das Material
beaufschlagt ist.
Durch die orale Einnahme des erfindungsgemäßen Mittels und die
Dekompression im Darm erfolgt eine Anregung der Dehnungsrezeptoren
der Darmwand, die ihrerseits Kontraktionen des Darmes auslösen.
Infolgedessen läßt sich eine langfristige Anregung der Darmtätigkeit
erzielen, resultierend in einer Verkürzung der Passagezeit des
Darminhaltes und verbunden mit einem verbesserten Wasserbindungs
vermögen des Stuhls gefolgt von günstigeren Wachstumsbedingungen
der Darmflora, wodurch letztendlich die Darmsekretion und
Darmdurchblutung angeregt werden. Die Darmtätigkeit kann zusätzlich
durch die Freisetzung der Wirkstoffe oder Laxanzien verbessert und
erhalten werden. Ferner können aber auch Wirkstoffe im Darm freigesetzt
werden, die ihre Wirkung an einem anderen Ort als dem Darm entfalten.
Ferner betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung des
erfindungsgemäßen Mittels zur Herstellung von Mitteln zur Verbesserung
und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie zur Verbesserung und/oder
Normalisierung des Stuhlgangs sowie zur Herstellung von pharmazeutisch
wirksamen Mitteln und/oder Nahrungsmitteln und/oder
Nahrungsergänzungsmitteln und/oder (Diät)-Nahrungsmitteln. Ebenso
kann das erfindungsgemäße Mittel selbst zur Verbesserung und Erhaltung
der Darmtätigkeit sowie zur Verbesserung und/oder Normalisierung des
Stuhlgangs und/oder zur Verkürzung der Passagezeit des Speisebreis im
Darm, verbunden mit einer prophylaktischen oder laxativen Wirkung
verwendet werden. Außerdem ist eine Verwendung des
erfindungsgemäßen Mittels in Bereichen der Pharmazie und/oder des
Gesundheitswesens und/oder zur Ernährung und/oder
Nahrungsergänzung denkbar. Zu diesem Zweck enthält das Mittel die
bereits oben beschriebenen Wirkstoffe oder Nahrungsmittel,
Nahrungsergänzungsmittel, Lebensmittelstoffe, Genußstoffe, Aromastoffe
oder andere Hilfsstoffe.
Claims (20)
1. Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit und/oder
zur Verbesserung und/oder Normalisierung des Stuhlgangs,
dadurch gekennzeichnet, daß es ein Material enthält, das, sofern
es im Magen und/oder Dünndarm abbaubar ist, mit einer
Verbindung versehen ist, die sich erst im Darm auflöst, und mit
Wirkstoffen, beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien
derart beaufschlagt ist, daß diese überwiegend oder ausschließlich
erst im Darm freigesetzt werden.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Material dreidimensionale polymere Netzwerke aufweist.
3. Mittel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material in Form eines schwammartigen
Gebildes vorliegt.
4. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material mit der Verbindung beschichtet
ist.
5. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material in ein Behältnis eingebracht ist,
das aus einer ausschließlich im Darm löslichen Verbindung besteht.
6. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindung in das Material eingebracht
ist.
7. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindung in Flüssigkeiten mit einem
pH-Wert von 5 bis 10 löslich ist.
8. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindung in Flüssigkeiten mit einem
pH-Wert von 5,5 bis 8,5 löslich ist.
9. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindung in Flüssigkeiten mit einem
pH-Wert von 6,4 ±0,6 bis 7,0 ±0,7 löslich ist.
10. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material natürliche, halbsynthetische
oder synthetische Polymere sowie stabil vernetzte Massen oder
Kombinationen davon enthält.
11. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material Collagen, Zellulose oder Alginat
enthält.
12. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Material auf ein Halb- bis ein
Hundertstel, vorzugsweise ein Viertel- bis ein Fünfzigstel,
besonders bevorzugt ein Zehntel bis ein Zwanzigstel seiner
ursprünglichen Größe komprimierbar ist.
13. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß das Material im Darm auf das Zwei
bis Hundertfache, vorzugsweise das Vier- bis Fünfzigfache,
besonders bevorzugt auf das Zehn- bis Zwanzigfache seiner Größe
im komprimierten Zustand dekomprimierbar ist.
14. Mittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß es pharmazeutisch und/oder
biologisch wirksame Stoffe, Laxanzien, Nahrungsmittel bzw.
Nahrungsergänzungsmittel, Lebensmittelstoffe, Genußstoffe,
Aromastoffe oder andere Hilfsstoffe enthält.
15. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 14 zur Verwendung zur
Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie zur
Verbesserung und/oder Normalisierung des Stuhlgangs, dadurch
gekennzeichnet, daß es ein Material enthält, das, sofern es im
Magen und/oder Dünndarm abbaubar ist, mit einer Verbindung
versehen ist, die sich erst im Darm auflöst, und mit Wirkstoffen,
beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart
beaufschlagt ist, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im
Darm freigesetzt werden.
16. Verfahren zur Herstellung eines Mittels zur Verbesserung und
Erhaltung der Darmtätigkeit nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) eine Suspension des Materials hergestellt wird,
- b) aus dieser Suspension nach an sich bekannten Methoden ein schwamm- oder schaumartiges Gebilde hergestellt wird,
- c) das Material anschließend reversibel komprimiert wird,
- d) vor, während oder nach Schritt b) das Material mit Wirkstoffen, beispielsweise zur Prophylaxe oder mit Laxanzien derart beaufschlagt wird, daß diese überwiegend oder ausschließlich erst im Darm freigesetzt werden und
- e) gegebenenfalls auf dieses Material eine Verbindung aufgebracht wird und/oder eine Verbindung in das Material eingebracht wird und/oder dieses Material mit einer solchen Verbindung umhüllt wird, wobei sich diese Verbindung erst im Darm auflöst.
17. Verwendung des Mittels gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche zur Herstellung von Mitteln zur Verbesserung und
Erhaltung der Darmtätigkeit sowie zur Verbesserung und/oder
Normalisierung des Stuhlgangs.
18. Verwendung des Mittels gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche zur Herstellung von pharmazeutisch wirksamen Mitteln
und/oder Nahrungsmitteln und/oder Nahrungsergänzungsmitteln
und/oder (Diät)-Nahrungsmitteln.
19. Verwendung des Mittels gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit
sowie zur Verbesserung und/oder Normalisierung des Stuhlgangs
und/oder zur Verkürzung der Passagezeit des Speisebreis im
Darm, verbunden mit einer prophylaktischen oder laxativen
Wirkung.
20. Verwendung des Mittels gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche in Bereichen der Pharmazie und/oder des
Gesundheitswesens und/oder zur Ernährung und/oder
Nahrungsergänzung.
Priority Applications (5)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999142424 DE19942424A1 (de) | 1999-09-06 | 1999-09-06 | Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie Verfahren zu dessen Herstellung |
PCT/EP2000/008645 WO2001017509A1 (de) | 1999-09-06 | 2000-09-05 | Mittel zur verbesserung und erhaltung der darmtätigkeit sowie verfahren zu dessen herstellung |
EP00960602A EP1210071A1 (de) | 1999-09-06 | 2000-09-05 | Mittel zur verbesserung und erhaltung der darmtätigkeit sowie verfahren zu dessen herstellung |
AU72843/00A AU7284300A (en) | 1999-09-06 | 2000-09-05 | Method for improving and maintaining bowel function as well as a method for the production thereof |
CA002384046A CA2384046A1 (en) | 1999-09-06 | 2000-09-05 | Method for improving and maintaining bowel function as well as a method for the production thereof |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1999142424 DE19942424A1 (de) | 1999-09-06 | 1999-09-06 | Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie Verfahren zu dessen Herstellung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19942424A1 true DE19942424A1 (de) | 2002-03-28 |
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ID=7920936
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DE1999142424 Withdrawn DE19942424A1 (de) | 1999-09-06 | 1999-09-06 | Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Darmtätigkeit sowie Verfahren zu dessen Herstellung |
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DE (1) | DE19942424A1 (de) |
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1999
- 1999-09-06 DE DE1999142424 patent/DE19942424A1/de not_active Withdrawn
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