Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung und Extraktion von
Proteinen.
Proteine finden heute eine breite Anwendung in der Medizin, Pharmazie oder der
Lebensmittelindustrie. Oftmals ist ihre Gewinnung nur durch zeitaufwendige und
kostenintensive Verfahren möglich, beispielsweise durch die Isolierung der
gewünschten Produkte aus großen Mengen an tierischen oder menschlichen Zellen.
In vielen Fällen sind die Ausbeuten dabei im Vergleich zu dem erforderlichen
Aufwand vergleichsweise gering. Die Herstellung und Gewinnung solcher Proteine
im großtechnischen Maßstab ist daher wünschenswert.
Für die biotechnologische Herstellung von Proteinen mit Mikroorganismen sind
zahlreiche Beispiele bekannt. Auch zur fermentativen Herstellung rekombinanter
Proteine sind bereits geeignete Systeme zahlreich beschrieben, beispielsweise bei
Cregg, J. M. et al., Dev. Ind. Microbiol., 1988, 29: 33-41 oder Sreekrishna, K. et al.,
Gene, 1997, 190: 55-62.
Ein Beispiel für ein geeignetes Expressionssystem zur Produktion von
rekombinanten Proteinen stellt die methylotrophe Hefe Pichia pastoris dar.
So beschreiben EP 0 510 678, EP 0510 693 und US 5,330,901 Beispiele zur
Expression von HSA (human serum albumin) mit Pichia pastoris. US 5,002,876
offenbart die Produktion von hTNF (human tumor necrosis factor). US 5,324,639
beschreibt die Herstellung von ILGF1 (insuline-like growth factor 1) mit Hilfe
methylotropher Hefen. Eine wirtschaftliche Produktion im großtechnischen Maßstab
ist bisher jedoch lediglich für das Protein HSA bekannt.
Von besonderem wirtschaftlichen Interesse ist das Protein Chymotrypsinogen
(CTRB), das als inaktive Vorstufe einer pankreatischen Protease als orales
Therapeutikum Anwendung findet. Bisher kann Chymotrypsinogen nur durch
Isolierung aus Rinderpankreas gewonnen werden. Eine biotechnologische
Produktion von humanem Chymotrypsinogen durch Fermentation ist bisher nicht
offenbart.
Problematisch bei der fermentativen Herstellung von extrazellulären Proteinen sind
die hohen exoproteolytischen Aktivitäten der Mikroorganismen. Auch Pichia pastoris
weist eine hohe exoproteolytische Aktivität auf, die selbst bei der Verwendung von
Protease A-negtiven Stämmen zu nicht unerheblichen Verlusten bei der Ausbeute
führt.
Nachteilig, insbesondere für die Isolierung des gewünschten Produkts, ist die an die
fermentative Produktion gekoppelte Bildung hoher Biofeuchtmassekonzentrationen,
die z. T mehr als 30% an der gesamten Kulturlösung ausmachen können. Dies
erfordert eine Abtrennung der hohen Feststoffanteile von der die sekretierten
Proteine enthaltenden Kulturlösung. Dies stellt jedoch ein Problem dar, da klassische
mechanische Trennoperationen, wie beispielsweise Filtration oder Zentrifugation
aufgrund des mangelhaften Sedimentationsverhaltens der Zellen und der damit
verbundenen hohen Produktverluste ausscheiden.
DE 26 39 129 beschreibt ein flüssig-flüssig-Extraktionsverfahren zur Abtrennung von
Enzymen von Zelltrümmern oder Zellen. Allgemein beruhen Zweiphasensysteme auf
der Unverträglichkeit zweier Polymere oder einem Polymer und einem geeigneten
Salz in wässriger Lösung. Die sich beim Überschreiten der Grenzkonzentrationen
ausbildenden zwei Phasen weisen einen hohen Wassergehalt von ca. 65-90% auf.
Dadurch ist eine schonende Verteilung der Proteine gewährleistet. Die Verteilung
von Proteinen in einem solchen Zweiphasensystem ist dabei von verschiedenen
Faktoren, wie Art der Polymere und Salze, Molekulargewicht und
Molekulargewichtsverteilung, pH-Wert, Art und Konzentration der zugesetzten Salze,
Temperatur etc., abhängig (Kula M.-R. et al., 1999, Protein purification, aqueous
liquid extraction in: Encyclopedia of bioprocess technology, Flickinger, M. C. et al.,
John Wiley & Sons, New York: 2179-2191).
EP 477 284 beschreibt ein Verfahren zur Gewinnung von natürlich produziertem
Chymosin, das aus den Mägen von Kälbern, Rindern, Ziegen oder Schweinen isoliert
wird und das bei der Käseherstellung eingesetzt wird. Eine biotechnologische
Herstellung des Chymosins mit Hilfe von Mikroorganismen ist in diesem Patent nicht
beschrieben. Vielmehr wird hier ein Zweiphasensystem offenbart, das vor allem auf
eine Trennung des Chymosins aus einem wässrigen Gemisch, das zusätzlich Pepsin
enthält, abgestimmt ist.
Die beschriebenen Verfahren zur Extraktion von Enzymen aus wässrigen Systemen
sind vorrangig auf die Bedürfnisse des Produktes abgestimmt. Demgegenüber ist die
Fermentation von Proteinen in der Regel auf den eingesetzten Mikroorganismus und
seine Bedürfnisse sowie eine hohe Produktausbeute ausgerichtet. Bei der
Überführung der Fermentationslösung in das Extraktionssystem ergibt sich somit
eine Reihe von Problemen.
Neben erheblich unterschiedlichen Anforderungen an den pH-Wert oder die
Temperatur in den zuvor beschriebenen Systemen stellt vor allem die Aufarbeitung
hoher Biomassekonzentrationen ein gravierendes Problem dar.
Zusätzlich ist vor allem die weitere Isolierung des Zielproteins aus der Produktphase
häufig mit Problemen behaftet. Hier müssen oftmals weitere Extraktionsschritte oder
eine Ultra-/Diafiltration durchgeführt werden, bevor eine weitere Reinigung z. B.
mittels chromatographischer Methoden erfolgen kann. Dies hat zur Folge, daß beim
Übergang von der Fermentation zur Feinreinigung des Zielproteins über die
Extraktion hinaus zusätzliche Arbeitsschritte erforderlich werden. Diese sind z. T.
kostenintensiv und infolge der benötigten Hilfsstoffe umweltbelastend und können
zudem nicht unerhebliche Produktverluste nach sich ziehen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung und zur
Extraktion von Proteinen zur Verfügung zu stellen, das die genannten Nachteile nicht
mehr aufweist.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der pH-Wert der Fermentationslösung und
des Extraktionssystems gleich sind. Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
liegt darin, daß Fermentation und Extraktion übergangslos, also ohne zusätzliche
Verfahrensschritte miteinander kombiniert sind. Ein wesentlicher Vorteil der
Extraktion ist hierbei ferner, daß diese in einem wässrigen Zweiphasensystem erfolgt
und die erhaltene Produktphase dabei so beschaffen ist, daß auch sie ohne weitere
Zwischenschritte direkt weiter aufgereinigt werden kann. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren werden somit apparatetechnisch entscheidende
Vereinfachungen erreicht.
Erfindungsgemäß zeichnet sich das Verfahren dadurch aus, daß sowohl die
Produktion der Proteine als auch deren Extraktion bei einem pH-Wert im Bereich von
2,5 bis 4,5 erfolgt. Bevorzugt ist ein pH-Wert zwischen 2,8 und 3,2. Besonders
bevorzugt pH 3.
Erfindungswesentlich ist hierbei, daß durch die Fermentation bei niedrigen pH-
Werten eine nahezu titrationsfreie Überführung der Fermentationslösung in ein
wässriges Zweiphasensystem möglich ist. Überraschenderweise kann ferner durch
die Erniedrigung des pH-Wertes, insbesondere in der Produktionsphase der
Fermentation, eine deutlich gesteigerte Nettoproduktivität erreicht werden.
Erfindungsgemäß ist die Extraktion dadurch gekennzeichnet, daß die Abtrennung der
extrazellulären Proteine von der zeilhaltigen Fermentationslösung in einem
wässrigen Zwei-Phasensystem erfolgt.
Hierbei kann die Trennung der Phasen durch Sedimentation im Erdschwerefeld
erfolgen oder durch Zentrifugation beschleunigt werden.
Erfindungswesentlich ist dabei, daß die Verteilung der Feststoffe in der einen Phase,
also eine Abtrennung von der Fermentationslösung, bei gleichzeitiger Anreicherung
des Zielproduktes in der entgegengesetzten, zellfreien, Phase erfolgt.
Erfindungsgemäß erfolgt die Extraktion bei Temperaturen zwischen 16°C und 30°C,
bevorzugt zwischen 24°C und 26°C, besonders bevorzugt bei 25°C.
Als erfindungsgemäß wässriges Zweiphasensystem wird eine Zusammensetzung
aus einem Polymer und anorganischen Salzen eingesetzt.
Bevorzugt wird als Polymer eine Substanz aus der Gruppe Polyethylenglykol,
Polypropylenglykol, Methoxypolyethylenglykol oder Polyvinylpyrrolidone eingesetzt.
Besonders bevorzugt sind Polyethylenglykole. Als anorganische Salze werden
erfindungsgemäß bevorzugt Sulfatsalze eingesetzt. Besonders bevorzugt ist
Natriumsulfat.
Dabei enthält das erfindungsgemäß wässrige Zweiphasensystem 6 bis 10 Gew.-%
an Natriumsulfat. Bevorzugt sind 10 Gew.-% Natriumsulfat. Besonders bevorzugt
sind 9,5 Gew.-% an Natriumsulfat.
Darüber hinaus enthält das wässrige Zweiphasensystem erfindungsgemäß 15 bis
30 Gew.-% Polyethylenglykol mit einem Molekulargewicht im Bereich von 400-6000 g/mol.
Bevorzugt ist ein Molekulargewicht zwischen 400-4000 g/mol. Besonders
bevorzugt ist ein Polyethylenglykol mit einem Molekulargewicht von 400 g/mol.
Ferner enthält das wässrige Zweiphasensystem erfindungsgemäß 60 bis 79 Gew.-%
Fermentationslösung mit einem Biofeuchtmasseanteil im Bereich von 10 bis 80%.
Bevorzugt ist ein Biofeuchtmasseanteil von 40 bis 70%, besonders bevorzugt von 50
bis 65%.
Bei der Extraktion in dem erfindungsgemäßen wässrigen Zweiphasensystem
sammeln sich die Zellen, Zellbruchstücke und Proteinverunreinigungen in der
Unterphase, während das Zielprodukt in der Polymer-haltigen Oberphase
angereichert wird.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, daß die bei dieser
Extraktion gewonnene Oberphase nahezu zellfrei ist, und somit direkt, also ohne
weitere Reineigungsschritte, beispielsweise durch Filtration oder Zentrifugation, auf
einen Ionenaustauscher gegeben werden kann. D. h., mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren wird in einem einzigen Arbeitsschritt eine fest-flüssig Trennung der
unbehandelten Fermentationslösung bei gleichzeitiger Anreicherung des
Zielproduktes erreicht. Zeit- und kostenintensive Mehrschritt-Aufarbeitungsverfahren
zur Zell- und Produktabtrennung entfallen vorteilhafterweise.
Als Trägermaterialen für die sich an die Extraktion anschließende Chromatographie
eignen sich Ionenaustauscherharze. Besonders bevorzugt sind hier
Kationenaustauscher mit makroporöser Struktur, die mit Flüssigkeiten erhöhter
Viskosität beaufschlagt werden können.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Proteinen und deren
anschließende Extraktion zeichnen sich erfindungsgemäß durch die folgenden
Verfahrensschritte aus:
- a) Die Fermentation zur Produktion der Proteine erfolgt bei einem pH-Wert
im Bereich von zwischen 2,5 und 4,5, vorzugsweise zwischen 2,8 bis 3,2
und besonders bevorzugt bei pH 3,
- b) anschließend wird die Fermentationslösung mit den Komponenten des
Zwei-Phasensystems bei einem pH-Wert in den unter a) genannten
Bereichen gemischt,
- c) das Gemisch zur Ausbildung der zwei Phasen auf eine Temperatur im
Bereich zwischen 16°C und 30°C, bevorzugt zwischen 24°C und 26°C
und besonders bevorzugt bei 25°C temperiert,
- d) nach der Ausbildung der zwei Phasen werden diese getrennt,
- e) die Oberphase wird gegebenenfalls verdünnt,
- f) anschließend wird die Oberphase direkt auf ein geeignetes
Chromatographie-Trägermaterial, vorzugsweise einen Ionenaustauscher,
aufgebracht und
- g) nach erfolgter Adsorbtion werden die gewünschten Proteine mit
geeigneten Elutionsmitteln eluiert und
- h) abschließend wird das Eluat durch Diafiltration und/oder Lyophilisation
aufgearbeitet.
Erfindungsgemäß wird die abgetrennte zellfreie Oberphase des vollständig
getrennten Zweiphasensystems zur weiteren Aufarbeitung mit Wasser im Verhältnis
1 : 2 bzw. 1 : 3 verdünnt. Denkbar ist auch eine stärkere Verdünnung bis zu einem
Verhältnis von 1 : 10. Gegebenenfalls wird der pH auf einen Wert in den zuvor
genannten Bereichen, z. B. mit Salzsäure nachjustiert. Die Verdünnung der
Oberphase, die das gewünschte Zielprodukt enthält ist notwendig, um die Kapazität
des Chromatographie-Trägermaterials vollständig ausnutzen zu können.
Als Trägermaterial für die Chromatographie sind alle Materialien denkbar, die eine
effiziente Adsorption des gewünschten Zielproduktes erlauben. Erfindungsgemäß
bevorzugt sind Ionenaustauscherharze und hierbei insbesondere
Kationenaustauscherharze mit makroporöser Struktur, die mit Flüssigkeiten erhöhter
Viskosität beaufschlagt werden können. Höchst bevorzugt sind Sepharose Big Beads
(Amersham Pharmacia Biotech, Uppsala, Schweden). Diese können vorzugsweise
als Säule gepackt, also im Festbett eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß werden bei der vorliegenden Verfahren zur fermentativen
Herstellung von Proteinen Mikroorganismen eingesetzt, deren Zellen bei den zuvor
genannten erfindungsgemäßen pH-Werten stabil sind.
Vorzugsweise werden hier zur Fermentation von hCTRB Hefen oder hefeartig
wachsende Pilze und besonders bevorzugt methylotrophe Hefen eingesetzt. Unter
den methylotrophen Hefen finden bevorzugt Hefen der Gattung Pichia Einsatz.
Besonders bevorzugt wird zur Fermentation die Hefe Pichia pastoris eingesetzt. In
besonderen Ausführungsvarianten der vorliegenden Erfindung können Protease-A-
defiziente, Protease-B-defiziente oder zweifach Protease-defiziente
Produktionsstämme von Pichia pastoris eingesetzt werden.
Bei den erfindungsgemäß eingesetzten Expressionssystemen handelt es sich um
Genkonstrukte die nach gängigen Methoden des Standes der Technik hergestellt
und in die entsprechenden Mikroorganismen übertragen werden können. Die
Kombination von Expressionssystem und Produktionsstamm ist erfindungsgemäß
frei wählbar und ermöglicht dadurch Freiheiten bei der fermentativen Prozeßführung
oder hinsichtlich des einsetzbaren Substratspektrums.
Erfindungsgemäß kann die Expression der Zielprodukte bei Wachstum auf Glukose
ausgehend von dem konstitutiv exprimierten Promoter pGAP (Waterham H. R. et al.,
Gene, 186, 1997: 37-44) erfolgen. Hier sollte die Anpassung des pH-Wertes an die
Aufarbeitungsbedingungen, also pH 3, gegen Ende der Fermentation erfolgen.
In einer bevorzugten Ausführungsvariante erfolgt die Expression des/r für das
gewünschte Zielprodukt kodierenden Gene bei Wachstum auf Methanol ausgehend
von dem induzierbaren Promoter pAOX (Cregg, J. M. et al., 1988, Dev. Ind.
Microbiol., 29: 33-41). Hierbei kann der Einsatz zusätzlicher Substrate oder
Induktoren sinnvoll sein. Beispielhaft sind hier Zucker, mit Ausnahme von Glukose,
ein- oder mehrwertige Alkohole, insbesondere Glyzerin, Zuckeralkohole, organische
Säuren, insbesondere Fettsäuren und deren Ester sowie Aminosäuren und Peptide
zu nennen. Allerdings sollte gewährleistet sein, daß diese in solch geringen
Konzentrationen vorliegen, daß sie das Zellwachstum nicht inhibieren. Die
Kultivierung kann in konventionellen Rührkesselsystemen, Umwurfsystemen oder
Blasensäulen erfolgen und als Batch-Fermentation oder in kontinuierlicher Kultur
betrieben werden.
Ferner bezieht sich die Erfindung auf Proteine, die mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens hergestellt werden können. Bevorzugt sind hierbei Proteasen und deren
Zymogene (inaktive Vorstufen). Besonders bevorzugt sind Serinproteasen und deren
Zymogene. Höchst bevorzugt sind gastrointestinale Enzyme und hierbei vor allem
humanes Chymotrypsinogen.
Darüber hinaus bezieht sich die vorliegende Erfindung auf die Verwendung des
Verfahrens zur Herstellung der zuvor genannten Proteine.
Ferner betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der Proteine in Bereichen
der Analytik oder zum kontrollierten Abbau von Proteinen. Darüber hinaus bezieht
sich die Erfindung auf die Verwendung der erfindungsgemäßen Proteine zur
Herstellung von Therapeutika, insbesondere im Rahmen der oralen Enzymtherapie,
Nahrungs- oder Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln.
Unter Bezugnahme auf das folgende Beispiel wird die vorliegende Erfindung näher
erläutert ohne diese jedoch zu limitieren:
1. Herstellung eines rekombinanten Hefestamms von Pichia pastoris
Der Akzeptorstamm Pichia pastoris GS 115 (Invitrogen Corp., San Diego,
Californien) wird nach gängigen Methoden mit dem Shuttlevektor pHiIS1 (Invitrogen
Corp., San Diego, Californien) transformiert. Dieser Shuttlevektor enthält das
Chymotrypsinogen-B-Gen aus Menschen (Fa. Mucos-Pharma GmbH & Co,
Geretsried) unter Kontrolle des induzierbaren Promotors pAOX (Cregg, J. M. et al.,
1988, Dev. Ind. Microbiol. 29: 33-41). Ferner trägt dieser Vektor die
Sekretionssequenz der sauren Phosphatase aus Saccharomyces cerevisiae, die
eine Sekretion des exprimierten humanen Chymotrypsinogens in die
Fermentationslösung ermöglicht.
2. Fermentation der rekombinanten Hefe Pichia pastoris zur Herstellung von
humanem Chymotrypsinogen
Die Anzucht des rekombinanten Hefestamms Pichia pastoris GS 115:pHiIS1-hCTRB
erfolgt auf Mineralsalzmedium mit Glycerin als Kohlenstoffquelle (Tab. 1). Der
anfängliche pH-Wert in der Wachstumsphase wird durch Zusatz an wässriger
Ammoniaklösung auf pH 5 eingestellt. Durch Zugabe von Methanol als einziger
Kohlenstoff- und Energiequelle wird die Expression des hCTRB ausgehend von dem
Promotor pAOX induziert. In dieser Produktionsphase liegt der pH-Wert bei 3 oder
wird ggf. durch Zudosierung an Ammoniaklösung auf pH 3 justiert. Die Fermentation
erfolgt nach einem konventionellen Zulaufverfahren bei 25°C über einen Zeitraum
zwischen 80 und 120 Stunden.
Zusammensetzung des Mineralsalzmediums zur Kultivierung der rekombinanten Hefe Pichia pastoris
Von der Spurensalz-Lösung werden 8 ml/l Mineralsalzmedium eingesetzt.
Außerdem enthält das Mineralsalzmedium 1,6 mg/l D(+)-Biotin (Vitamin H).
3. Extraktionsverfahren
Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Prozentangaben auf
Gewichtsprozente [w/w].
3.1. Ansatz des wässrigen Zweiphasensystems
25,3 kg Fermentationslösung (enthaltend 12,65 g hCTRB) mit einer Biofeuchtmasse
von 50% [v/v] werden mit 10% Na2SO4 und 20% Polyethylenglykol, mit einem
Molekulargewicht von 400 g/mol (PEG 400) unter starkem Rühren vermischt. Das
Gemisch wird auf 25°C temperiert. Nach einer Rührdauer von 2 Stunden erfolgt
innerhalb von 1,5 Stunden die vollständige Trennung des wässrigen
Zweiphasensystems in einem Absetztank. Zellen und Zellbruchstücke sowie
Proteinverunreinigungen sammeln sich in der Unterphase. Das hCTRB wird
quantitativ in der PEG-haltigen Oberphase angereichert. Von der Oberphase werden
14,13 l abgezogen und zur Kationenaustauscher-Chromatographie eingesetzt.
3.2. Kationenaustauscher Chromatographie
Eine Säule wird mit 2 Liter SP-Sepharose Big Beads befüllt und mit 20 mM Na-
Citratpuffer, pH 3 equilibriert. Die hCTRB enthaltenden Oberphase (9,54 g hCTRB;
Ausbeute 75%) wird im Verhältnis 1 : 2 mit Wasser verdünnt. Der Auftrag der
verdünnten Oberphase erfolgt mit einer Geschwindigkeit von 300 cm/h.
Anschließend wird die Säule mit 20 mM Na-Citratpuffer, pH 3 gewaschen. Die
Elution des hCTRB erfolgt durch die Zugabe von 20 mM Na-Citratpuffer + 0,6 M
NaCl. Es werden 11 Liter Eluat (7,07 g hCTRB; Ausbeute 55%) erhalten. Die Säule
wird mit 2 M NaCl regeneriert.
3.3. Diafiltration und Lyophilisation
Die Diafiltration und Lyophilisation erfolgt nach bekannten Methoden gemäß dem
Stand der Technik. Hierbei wird das Eluat bis zu einer Leitfähigkeit von 0,5 mS bei
20°C entsalzt. Das Retentatvolumen beträgt 2 Liter. Nach der Einengung des
Retentatvolumens durch Lyophilisation liegt das hCTRB in fester und lagerfähiger
Form vor. Es werden 7,18 g hCTRB erhalten. Dies entspricht einer Ausbeute von
56% bezogen auf den hCTRB-Gehalt in der Fermentationslösung. Es wird ein
Reinheitsgehalt von über 90% erreicht.