DE19937159A1 - Elektrisch gesteuertes Bremssystem - Google Patents
Elektrisch gesteuertes BremssystemInfo
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Abstract
Elektrisch gesteuertes Bremssystem, mit wenigstens zwei Steuermodulen (RPM1, RPM2), die jeweils über einen oder mehrere elektrisch angesteuerte Aktuatoren (A1, A2) eine Gruppe von wenigstens zwei Radbremsen betätigen. Jedem dieser Steuermodule werden wenigstens zwei durch wenigstens zwei Meßeinrichtungen erfaßte Größen, die die Betätigung des Bremspedals durch den Fahrer repräsentieren, zugeführt.
Description
Die Erfindung betrifft ein elektrisch gesteuertes Bremssy
stem. Bei derartigen Bremssystemen, die in der Regel nicht
mit einem mechanischen, hydraulischen oder pneumatischen
Backup-System ausgestattet sind, ist besonderes Augenmerk
auf die Verfügbarkeit des Steuersystems, auch im Fehlerfall,
zu legen.
Ein Beispiel für ein solches elektrisch gesteuer
tes Bremssystem, welches die gestellten Forderungen zufrie
denstellend erfüllt, ist aus der DE 196 34 567 A1
(GB-2 316 726 B) bekannt. Dieses bekannte elektrisch gesteu
erte Bremssystem für ein Kraftfahrzeug (Brake-by-wire) ist
dezentral aufgebaut und besitzt ein Steuermodul zur Ermitt
lung des Fahrerbremswunsches und Steuermodule zur Einstel
lung der Bremskraft an den einzelnen Fahrzeugrädern, wobei
in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ein solches Steuer
modul eine Gruppe von Radbremsen (achsweise oder diagonal
zusammengefaßt) betätigt. Zur Verbindung des den Fahrer
wunsch ermittelnden Steuermoduls mit den Steuermodule zur
Bremskrafteinstellung ist wenigstens ein Kommunikationssy
stem vorgesehen, auf welchem die einzelnen Steuermodulen un
tereinander Daten austauschen. Um eine zumindest teilweise
Funktionsfähigkeit des Bremssystems im Fehlerfall sicherzu
stellen, sind weitere, unabhängige Kommunikationsverbindun
gen zwischen dem Steuermodul zur Fahrerwunscherfassung und
den Steuermodulen zur Bremskrafteinstellung vorgesehen. Dem
Steuermodul zur Erfassung des Fahrerwunsches werden die Si
gnale mehrerer (zwei oder drei) Sensoren zugeführt, die die
Betätigung des Bremspedals durch den Fahrer erfassen. Im
Steuermodul werden diese Sensorsignalwerte durch wenigstens
zwei voneinander unabhängige Rechnereinheiten auf Korrekt
heit überprüft und jeweils ein Fahrerbremswunschwert ermit
telt, der dann vom jeweilig anderen Rechnerelement auf Kor
rektheit überprüft wird. Der resultierende, fehlerfreie Fah
rerwunschwert wird dann, ggf. abhängig von weiteren Größen
wie Achslast oder weiteren Funktionen wie einer Fahrdyna
mikregelung achs- oder radindividuell korrigiert, über das
Kommunikationssystem den einzelnen Steuermodulen zur Brems
krafteinstellung übermittelt.
Das bekannte elektrisch gesteuerte Bremssystem weist infolge
der getrennten Module, die jeweils mit wenigstens zwei Rech
nereinheiten ausgestattet sind, einen verhältnismäßig hohen
Aufwand auf. Es ist Aufgabe der Erfindung, Maßnahmen anzuge
ben, mit deren Hilfe bei einem elektrisch gesteuerten Brems
system der Aufwand reduziert werden kann, ohne die Verfüg
barkeit und Funktionsfähigkeit des Bremssystems zu gefähr
den.
Dies wird durch die kennzeichnenden Merkmale der unabhängi
gen Patentansprüche erreicht.
Aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung
198 26 131.4 ist bekannt, Steuermodule als sogenannte fail-
operational-Einheiten auszubilden, die bei einem Einzelfeh
ler weiterhin funktionsfähig sind. Solche Steuermodule sind
fehlertolerant aufgebaut, z. B. durch eine Realisierung mit
tels eines redundanten Mikrorechnersystems bestehend aus we
nigstens zwei Mikrorechnern und einer Überwachungskomponen
te. Die Mikrorechner sowie die Überwachungskomponente kommu
nizieren über den internen Kommunikationskanal, der z. B.
durch ein serielles Bussystem oder mit seriellen Schnitt
stellen realisiert ist. Innerhalb der Mikrorechnersysteme
sind zur Durchführung der Steuerungsaufgaben wenigstens zwei
unabhängige Programme implementiert, die ihre Ergebnisse ge
genseitig überprüfen. Auf diese Weise bleibt im Einzelfehler
das Modul voll funktionsfähig.
Durch die direkte Zuführung von wenigstens zwei Betätigungs
signalen an Steuermodule, die jeweils wenigstens zwei, aus
gewählte Radbremsen steuern, wird das Steuermodul zur Er
mittlung des Fahrerwunsches eingespart und so der Aufwand
für ein elektrisch gesteuertes Bremssystem erheblich redu
ziert.
Der gegenseitige Austausch der Betätigungssignale zwischen
den Steuermodulen (Radpaarmodulen) über ein diese Einheiten
verbindendes Kommunikationssystem und die getrennte Plausi
bilitätsüberprüfung der Betätigungssignale in jedem Radpaar
modul gewährleistet die Verfügbarkeit der Fahrerwunscherfas
sung auch bei Ausfall eines Sensors zur Erfassung eines Be
tätigungssignals.
Besonders vorteilhaft ist, daß die Radpaarmodule derart aus
gestaltet sind, daß sie auch ohne gegenseitigen Datenaus
tausch voll funktionsfähig sind. Dies wird dadurch gewähr
leistet, daß jedes Radpaarmodul wenigstens zwei Betätigungs
signale einliest, so daß in jedem Radpaarmodul ohne gegen
seitigen Datenaustausch eine auf mindestens zwei Betäti
gungssignalen basierende Ermittlung des Fahrerwunsches mög
lich ist. In vorteilhafter Weise ist daher auch bei einem
fehlerhaften Sensorsignal ohne gegenseitigen Datenaustausch
der Radpaarmodule eine bezüglich des gesamten Fahrzeugver
haltens sichere Bremswunschauswahl möglich.
Von besonderem Vorteil ist, daß durch die oben skizzierte
Vorgehensweise an das Kommunikationssystem zwischen den
Radpaarmodulen bezüglich Sicherheit und Verfügbarkeit gerin
gere Anforderungen zu stellen sind, da die Funktionsfähig
keit des Kommunikationssystems nicht unabdingbare Forderung
für ein sicheres Gesamtfahrzeugverhalten ist.
Von besonderem Vorteil ist ferner, daß die Anzahl an Rech
nereinheiten zur Steuerung des Bremssystems verringert ist,
wobei in etwa gleiche Funktionalität wie bei bekannten Lö
sungen erreicht wird.
Besonders vorteilhaft ist, daß das auf diese Weise gebildete
elektrisch steuerbare Bremssystem in Verbindung mit allen
elektrisch steuerbaren Bremsenaktuatoren einsetzbar ist,
beispielsweise mit elektrohydraulischen Bremsaktuatoren, die
für eine einzelne oder Gruppen von Radbremsen vorgesehen
sind, elektropneumatische, elektromotorische oder elektroma
gnetische Aktuatoren.
Besonders vorteilhaft ist es, die Radpaarmodule derart den
Radbremsen zuzuordnen, daß die Vorderachse von einem ersten
und die Hinterachse von einem zweiten Radpaarmodul gesteuert
wird. In diesem Fall hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
das Modul der Vorderachse derart auszugestalten, daß es bei
einem Einfachfehler weiterhin funktionsfähig ist (fail-
operational-Einheit), während das Hinterachsmodul im Fehler
fall abgeschaltet wird (fail-silent-Einheit). Dadurch wird
der Aufwand für das elektrisch gesteuerten Bremssystems bei
Aufrechterhaltung der notwendigen Verfügbarkeit weiter ver
ringert.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Be
schreibung von Ausführungsbeispielen bzw. aus den abhängigen
Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Fig. 1
zeigt dabei ein erstes Ausführungsbeispiel eines elektrisch
gesteuerten Bremssystems, während in den Fig. 2 und 3 Va
rianten des in Fig. 1 beschriebenen Bremssystems darge
stellt sind.
Nachfolgend beschrieben werden verschiedene Ausführungsbei
spiele einer Systemstruktur für ein Brake-by-wire-System mit
elektrisch angesteuerten Aktuatoren. Dabei sind für ein
zweiachsiges, vierrädriges Kraftfahrzeug zwei Steuermodule
(im folgenden Radpaarmodule) vorgesehen, die jeweils über
einen elektrohydraulischen oder mehrere elektrohydraulische,
elektropneumatische, elektromotorische oder elektromagneti
sche Aktuatoren eine Gruppe von wenigstens zwei Radbremsen
ansteuern. Zur Fahrerwunscherfassung sind mindestens drei
Sensoren (jeweils S1 bis SN) am Bremspedal vorgesehen, wobei
jedes der Radpaarmodule (jeweils RPM1, RPM2 bzw. AMVA, AMHA)
die Signale von wenigstens zwei Sensoren einliest. Über ein
Kommunikationssystem, welches die beiden Radpaarmodule und
ggf. weitere elektronische Module miteinander verbindet,
tauschen die beiden Radpaarmodule die eingelesenen Sensor
werte gegenseitig aus. Somit liegen in jedem der Radpaarmo
dule mindestens drei Betätigungssignale des Bremspedals vor,
so daß in jedem der Radpaarmodule eine sichere Ermittlung
des Fahrerwunsches ermöglicht wird. Auf der Basis des Fah
rerwunsches werden dann Stellgrößen zur Ansteuerung der Ak
tuatoren gebildet.
Fig. 1 zeigt ein bevorzugtes erstes Ausführungsbeispiel ei
nes elektrisch gesteuerten Bremssystems. Es werden wenig
stens zwei Steuermodule (Radpaarmodule RPM1, RPM2) darge
stellt, welche jeweils über Leitungen L1 bis LN Betätigungs
signale eines Bremspedals BP von mindestens zwei Sensoren S1
bis SN zur Erfassung der Betätigung des Bremspedals BP er
halten. Ein Beispiel für den Aufbau solcher Radpaarmodule
mit wenigstens zwei Rechnerelementen ist im eingangs genann
ten Stand der Technik dargestellt. Zur Erfassung der Größe
der Betätigung des Bremspedals durch den Fahrer (Fahrer
wunsch) sind wenigstens drei Sensoren S1 bis SN vorgesehen.
Diese erfassen, ggf. auf unterschiedliche Art und Weise, das
Ausmaß der Betätigung des Bremspedals durch den Fahrer und
geben über die Leitung L1 bis LN an die jeweiligen Radpaar
module Betätigungssignale des Bremspedals ab. Dabei werden
jedem Radpaarmodul wenigstens zwei Leitungen und somit we
nigstens zwei Betätigungsgrößen zugeführt, wobei bei der
Verwendung von drei Sensoren eine Betätigungsgröße sowohl
der ersten als auch der zweiten Radpaareinheit zugeführt
wird. Die Radpaarmodule RPM1 und RPM2 werden von verschiede
nen Energiespeichern entweder direkt oder über ein elektri
sches Bordnetz, welches die Energie aus wenigstens zwei un
abhängigen Energiespeichern übertragen kann, mit Spannung
versorgt. Allgemein formuliert werden im bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiel bei N Sensoren jedem Radpaarmodul N/2 von ver
schiedenen Sensoren stammende Signale zugeführt, wobei ein
Sensorsignal beiden Einheiten zugeführt werden kann.
Zur Einstellung bzw. Regelung der Bremskraft an der dem je
weiligen Radpaarmodul zugeordneten Gruppe von Fahrzeugrädern
gibt ein Radpaarmodul Stellgrößen an einen elektrohydrauli
schen oder mehrere elektrohydraulische, elektropneumatische,
elektromotorische oder elektromagnetische Aktuatoren (A1,
A2) aus. Die einem Radpaarmodul zugeordneten Radbremsen sind
je nach Ausführungsbeispiel achsweise oder diagonal grup
piert.
Zur Verbindung der Radpaarmodule ist ein Kommunikationssy
stem K vorgesehen, welches zusätzlich zu den Leitungen L1
bis LN eingesetzt wird und über welches die an einem
Radpaarmodul eingelesenen Betätigungssignale an das jeweili
ge andere Radpaarmodul gesendet werden. Somit liegen in je
dem Radpaarmodul Betätigungssignale von wenigstens drei Sen
soren vor, so daß in jedem Radpaarmodul die Stellgrößen auf
der Basis wenigstens einer zwei aus drei Auswahl der Betäti
gungssignale gebildet werden können. Werden mehr als drei
Sensoren eingesetzt, stehen dem jeweiligen Radpaarmodul ent
sprechend mehr Betätigungssignale zur Auswahl zur Verfügung.
Im Radpaarmodul wird also auf der Basis der zugeführten Be
tätigungsgrößen eine resultierende Betätigungsgröße ermit
telt, beispielsweise nach Maßgabe der im eingangs genannten
Stand der Technik anhand des Pedalmoduls vorgeschlagenen
Vorgehensweise, wobei die resultierende Betätigungsgröße als
Fahrerwunsch ggf. unter Berücksichtigung von weiteren Be
triebsgrößen wie Achslasten bzw. Zusatzfunktionen wie eine
Fahrdynamikregelung, ggf. im Rahmen eines Bremskraft-,
Bremsmomenten- oder Verstellwegeregelkreises Stellgrößen für
die Aktuatoren gebildet werden, die dann an die Aktuatoren
über die Ansteuerleitungen C1 bis CN übertragen werden.
Um sicherzustellen, daß die Fahrerwunschauswahl im jeweili
gen Radpaarmodul auf den Betätigungssignalen des gleichen
Meßzeitpunktes beruht, weist das Kommunikationssystem in ei
nem bevorzugten Ausführungsbeispiel ein deterministisches
Zeitverhalten aus (beispielsweise TTP/C-Bus). Die dazu benö
tigte globale Systemzeit wird in vorteilhafter Weise zur
Synchronisierung der lokalen Zeitsignale in den Radpaarmodu
len verwendet.
Bei Ausfall des Kommunikationssystems K stehen an jedem
Radpaarmodul nur die direkt eingelesenen Betätigungssignale
zur Verfügung. Auch in diesem Fehlerfall muß eine einge
schränkte Funktion des Gesamtbremssystems gewährleistet
sein. Es muß also in jedem Radmodul ein für das Gesamtfahr
zeugverhalten unkritischer Fahrerbremswunsch für die Brem
senbetätigung ermittelt werden. Werden in jedem Radpaarmodul
die Signale von wenigstens drei Sensoren eingelesen, so ste
hen weiterhin eine ausreichende Anzahl von Betätigungsgrößen
zur Verfügung. Somit ist in jedem Radpaarmodul bei Ausfall
des Kommunikationssystems K wenigstens eine 2 aus 3 Auswahl
möglich. Werden nur drei Sensoren eingesetzt, so wird zur
Sicherstellung der Verfügbarkeit des Bremssystems in jedem
Radmodul, vorzugsweise nur im Radmodul der Vorderachse die
folgende Vorgehensweise durchgeführt. Es erfolgt zunächst
ein Vergleich der beiden Betätigungssignale. Ist die Diffe
renz D der beiden Betätigungssignale größer als ein Grenz
wert DG, so wird bei achsweiser Gruppierung der einem
Radpaarmodul zugeordneten Radbremsen für die Vorderachse ei
ne Maximalwert-Auswahl und für die Hinterachse eine Minimal
wert-Auswahl vorgenommen. Bei diagonaler Gruppierung der ei
nem Radpaarmodul zugeordneten Radbremsen wird in jedem
Radpaarmodul für das jeweilige Vorderrad eine Maximalwert-
Auswahl und für das Hinterrad eine Minimalwert-Auswahl vor
genommen. Im letzteren Fall erfolgt der Bremskraftaufbau in
einer Ausführung vorzugsweise verzögert, d. h. mit geringerer
Dynamik als im normalen Betriebszustand. Damit wird ein
eventuell auftretendes Fahrzeuggiermoment durch unterschied
liche Bremskräfte an den Rädern einer Achse langsam aufge
baut und das Fahrzeug so für den Fahrer beherrschbar gehal
ten. Somit kann eine fehlerhafte Betätigungssignalgröße nur
eine überbremste Vorderachse oder eine unterbremste Hinter
achse zur Folge haben. Das Fahrzeug kann aber immer zum
Stillstand gebracht werden und erfüllt jederzeit das Stabi
litätskriterium, daß die Hinterachsräder erst nach den Vor
derachsrädern blockieren dürfen. Ist die Differenz der bei
den Betätigungsgrößen kleiner als der Grenzwert, kann die
Fahrerwunschbestimmung nach dem gleichen Prinzip oder auch
durch Mittelwertbildung erfolgen.
Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit sind die Radpaarmodule
so aufzubauen, daß sie zumindest im internen Fehlerfall ein
Verhalten aufweisen, welches das Auftreten eines Fehlers im
Radpaarmodul sicher erkennt und das Radpaarmodul sich selbst
abschaltet oder zumindest keine ungewünschten Außenwirkungen
zeigt. Der Aufbau eines solchen Radpaarmoduls mit einem so
genannten fail-silent-Verhalten ist aus dem eingangs genann
ten Stand der Technik bekannt.
Fig. 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel eines elek
trisch gesteuerten Bremssystems, wobei lediglich die Unter
schiede zum Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 im folgenden
näher beschrieben werden. Insofern entsprechen die gleichen
Bezugszeichen der Fig. 2 denselben Bauelementen mit densel
ben Funktionen wie sie anhand Fig. 1 dargestellt sind. Zu
sätzlich zu den Radpaarmodulen (RPM1, RPM2) weist das Brems
system ein weiteres Steuermodul zur Verarbeitung übergeord
neter Bremsfunktionen wie beispielsweise eine variable
Bremskraftverteilung, ein Antiblockierregler, eine Fahrdyna
mikregelung, einen Antriebsschlupfregler, etc. auf. Dieses
Steuermodul (VM = Verarbeitungsmodul) kommuniziert mit den
Radpaarmodulen über das bereits beschriebene Kommunikations
system K. Das Verarbeitungsmodul VM weist zumindest ein
fail-silent-Verhalten auf und kann neben der übergeordneten
Bremsregelung auch Fehlererkennungsroutinen ausführen und
somit die Funktionsfähigkeit der Radpaarmodule überwachen.
Entsprechender Aufbau und Funktionsweise eines solchen Ver
arbeitungsmoduls ist im eingangs genannten Stand der Technik
dargestellt.
Nach der derzeit geltenden Norm ECE-R-13 sind für Fremd
kraftbremsanlagen zwei unabhängige Energiespeicher gefor
dert. Für Brake-by-wire-Systeme kann diese Forderung durch
zwei vollständig unabhängige elektrische Energiekreise er
füllt werden. Werden die Radpaarmodule direkt aus zwei unab
hängigen elektrischen Energiespeichern versorgt, ist ein
Einschaltsignal erforderlich, das von einer sogenannten Auf
weckvorrichtung EI oder von einem bereits im Fahrzeug vor
handenen Steuermodul generiert wird. Die Energieverteilung
kann aber auch über ein elektrisches Bordnetz über Schalter
aus wenigstens zwei unabhängigen Energiespeichern erfolgen.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel, welches in Fig. 2
gestrichelt eingezeichnet ist, werden zur Erhöhung der Ver
fügbarkeit der übergeordneten Bremsfunktionen zwei Verarbei
tungsmodule (VM, VMR) vorgesehen. Im bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiel sind die beiden Verarbeitungsmodule identisch
ausgeführt, zur Verringerung der benötigten Rechenleistung
können bestimmte Teilfunktionen aber auch in nur einem der
beiden Verarbeitungsmodule ausgeführt werden. Sind die bei
den Verarbeitungsmodule als fail-silent-Einheiten ausge
führt, so übernehmen sie die komplette Überwachungsfunktion
für die Radpaarmodule, d. h. die Hardware-Überwachungskom
ponenten der Radpaarmodule entfallen. In einer bevorzugten
Ausführungsvariante überwacht jeweils ein Verarbeitungsmodul
eines der Radpaarmodule mittels einer Frage-Antwort-
Kommunikation, die vorzugsweise über das Kommunikationssy
stem K erfolgt. Das Verarbeitungsmodul wählt eine Frage aus,
die über das Kommunikationssystem K an das Radpaarmodul
übermittelt wird. Dort wird eine Antwort beispielsweise
durch ausgewählte Programme oder Programmschritte gebildet
und an das Verarbeitungsmodul übertragen. Letzteres über
prüft die Antwort mit Blick auf die zu erwartende Antwort
und erkennt bei unzulässigen Abweichungen Fehler. Zusätzlich
werden in den Verarbeitungsmodulen in einem Ausführungsbei
spiel weitere charakteristische Größen der Bremsenregelung
redundant berechnet. Ein als fehlerhaft erkanntes Radpaarmo
dul oder zumindest die dem fehlerhaften Radpaarmodul zuge
ordnete Aktorik kann von dem überwachenden Verarbeitungsmo
dul mittels geeigneter Freigabeschaltung abgeschaltet wer
den. Die beiden Verarbeitungsmodule mit fail-silent-
Verhalten können bei vollkommen gleicher Funktion auch zu
einer fail-operational-Einheit zusammengefaßt werden, die
dann aus wenigstens zwei Mikroprozessoren und einem zusätz
lichen Überwachungsmodul aufgebaut ist.
Ein weiteres Ausführungsbeispiel wird anhand von Fig. 3
dargestellt. Auch hier bezeichnen die mit denselben Bezugs
zeichen bezeichneten Elemente dieselben Bauelemente mit den
selben Funktionen wie sie in den Fig. 1 und 2 beschrieben
sind. Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 sind die einem
Radpaarmodul zugeordneten Radbremsen achsweise gruppiert, so
daß die Radpaarmodule im folgenden als Achsmodule bezeichnet
werden. Das Achsmodul der Vorderachse wird mit AMVA, das der
Hinterachse mit AMHA bezeichnet. Im bevorzugten Ausführungs
beispiel ist das Achsmodul der Vorderachse als fail-
operational-Einheit ausgeführt, d. h. bei Eintreten eines
Einfachfehlers im Vorderachsmodul ist es weiterhin voll
funktionsfähig. Ein Beispiel für den Ausbau und die Funkti
onsweise einer solchen fail-operational-Einheit zeigt der
eingangs genannte Stand der Technik. Da aufgrund der dynami
schen Radlastverteilung beim Verzögern ein großer Teil der
Bremskraft an der Vorderachse aufgebracht wird, hat eine er
höhte Verfügbarkeit der Vorderradbremsen auch einen Sicher
heitsgewinn des Gesamtbremssystems zur Folge. Das Hinter
achsmodul AMAH ist daher in bevorzugter Weise als fail-
silent-Einheit mit integrierter Hardwareüberwachung ausge
führt. Im Fehlerfall schaltet sich dieses Modul ab. Die
Überwachungsfunktionen des Hinterachsmoduls werden in einem
anderen Ausführungsbeispiel wie anhand Fig. 2 beschrieben
von wenigstens einem der Verarbeitungsmodule wahrgenommen.
Claims (10)
1. Elektrisch gesteuertes Bremssystem, mit wenigstens zwei
Steuermodulen (RPM1, RPM2) zur Einstellung der Brems
kraft, die jeweils über einen oder mehrere elektrisch an
gesteuerte Aktuatoren (A1, A2) jeweils eine Gruppe von
wenigstens zwei Radbremsen betätigen, dadurch gekenn
zeichnet, daß jedem der Steuermodule wenigstens zwei
durch wenigstens zwei Meßeinrichtungen erfaßte Größen,
die die Betätigung des Bremspedals durch den Fahrer re
präsentieren, zugeführt werden.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
wenigstens zwei Steuermodule über ein Kommunikationssy
stem (K) miteinander verbunden sind.
3. System nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß über
das Kommunikationssystem (K) die Steuermodule (RPM1,
RPM2) die eingelesenen Betätigungsgrößen gegenseitig aus
tauschen.
4. System nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß an das Kommunikationssystem (K) wenigstens
ein weiteres Steuermodul für übergeordnete Bremsfunktio
nen (VM) angeschlossen ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Kommunikationssystem (K) ein deter
ministisches Zeitverhalten aufweist.
6. System nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die im Kommunikationssystem (K) vorhandene
globale Systemzeit zur Synchronisierung der lokalen Zeit
signale in den Steuermodulen verwendet wird.
7. System nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein weiteres an das Kommunikationssystem
(K) angeschlossene Steuermodul (VM), das zumindest ein
fail-silent-Verhalten aufweist, Überwachungsfunktionen
für die wenigstens zwei Steuermodule wahrnimmt.
8. System nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß we
nigstens zwei weitere Steuermodule vorhanden sind, die
jeweils eines der wenigstens zwei Steuermodule vorzugs
weise über eine Frage-Antwort-Kommunikation überwachen.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die einem Steuermodul zur Ein
stellung der Bremskraft zugeordneten Radbremsen achsweise
gruppiert sind und daß das den Vorderachsbremsen zugeord
nete Steuermodul als fail-operational-Einheit ausgeführt
ist.
10. System nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß bei Ausfall des Kommunikationssystems in
jedem Steuermodul auf der Basis der empfangenen Betäti
gungsgrößen die zugeordneten Radbremsen gesteuert werden,
wobei bei zwei zugeführten Betätigungsgrößen bei einer
Abweichung der Sensorsignale größer als ein Grenzwert an
den Vorderachsbremsen eine Maximalwertauswahl und für die
Hinterachsbremsen eine Minimalwertauswahl der Betäti
gungsgrößen vorgenommen wird, wobei die Radbremsen in Ab
hängigkeit des ausgewählten Betätigungssignals gesteuert
werden.
Priority Applications (3)
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DE19937159.8A DE19937159B4 (de) | 1999-08-06 | 1999-08-06 | Elektrisch gesteuertes Bremssystem |
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19937159.8A DE19937159B4 (de) | 1999-08-06 | 1999-08-06 | Elektrisch gesteuertes Bremssystem |
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Publication Number | Publication Date |
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DE19937159A1 true DE19937159A1 (de) | 2001-02-08 |
DE19937159B4 DE19937159B4 (de) | 2019-03-21 |
Family
ID=7917450
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19937159.8A Expired - Lifetime DE19937159B4 (de) | 1999-08-06 | 1999-08-06 | Elektrisch gesteuertes Bremssystem |
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Country | Link |
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