DE19936517C1 - Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks aus thermisch sensitivem Schlicker - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks aus thermisch sensitivem SchlickerInfo
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Abstract
In einem Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks aus thermisch sensitivem Schlicker, insbesondere Keramikschlicker, wird ein Modell des Werkstücks aus einem in einem Lösungsmittel löslichen Material erstellt und das Modell nachfolgend unter Bildung einer Wachsform mit einem Wachs vollständig umgeben, das in dem Lösungsmittel unlöslich ist. Anschließend wird das Modell mit der Wachsform in das Lösungsmittel eingetaucht, so daß sich das Material des Modells unter Bildung eines Hohlraums vollständig auflöst, in den der Schlicker eingegossen wird. Durch anschließende Erwärmung konsulidiert der Schlicker und die umgebende Wachsform wird daraufhin abgeschmolzen. Das so gebildete Grünteil kann anschließend getrocknet und gesintert werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines
Werkstücks aus thermisch sensitivem Schlicker, insbesondere
einem keramischen Schlicker (flüssige Suspension mit festen
keramischen Pulverpartikeln und einem Lösungsmittel).
Grundsätzlich besteht der Wunsch, ein Metall- oder Keramik
werkstück möglichst schnell und kostengünstig herzustellen.
Insbesondere bei Kleinserien oder beider Erstellung von
Prototypen sind diese Anforderungen nur sehr schwer oder
gar nicht zu erfüllen. Zwar können die Werkstücke auf rech
nergesteuerten Werkzeugmaschinen aus Halbzeugen des ge
wünschten Werkstoffs hergestellt werden, diese Vorgehens
weise ist aber sehr aufwendig und in der Regel sehr zeit
raubend und dementsprechend kostenintensiv. Außerdem ist
die Ausbildung von komplizierten Hinterschnitten häufig
schwierig oder sogar unmöglich.
Aus der DE 41 20 706 C2 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Sinterwerkstücken aus metallischem oder keramischem Ma
terial bekannt. Bei dem dort beschriebenen sogenannten Naß
pulvergießen wird ein metallischer oder keramischer Schlic
ker unter Atmosphärendruck in eine abgedichtete, hohle Si
likonform gegossen und gesintert. Dabei tritt das Problem
einer nicht ausreichenden Schrumpfkompensation sowie einer
sehr niedrigen Trocknungsgeschwindigkeit auf, wodurch das
Verfahren langsam und unwirtschaftlich ist.
In der Praxis hat sich die Verwendung eines thermisch sen
sitiven Schlickers als vorteilhaft erwiesen, der bei Umge
bungs- oder Raumtemperatur flüssig ist und leicht verarbei
tet werden kann. Wenn man die Temperatur erhöht, verfestigt
sich der Schlicker. Dabei darf jedoch die Temperatur nicht
über den Siedepunkt der beteiligten Komponenten ansteigen,
da ansonsten das im Schlicker enthaltene Wasser zu kochen
beginnt. Es hat sich gezeigt, daß die auf diese Weise zu
erzielende Festigkeit des Schlickers in vielen Fällen nicht
ausreicht, um eine saubere mechanische Entformung bei
spielsweise aus Silikonformen zuverlässig zu gewährleisten,
da das Werkstück beim Entformen beschädigt werden kann, wo
durch es unbrauchbar wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu
schaffen, mit dem sich Werkstücke aus thermisch sensitivem
Schlicker schnell und in einfacher Weise zuverlässig her
stellen lassen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit dem Verfahren zur
Herstellung eines Werkstücks gemäß Anspruch 1 gelöst. Dabei
wird ein Modell des auszubildenden Werkstücks aus einem in
einem Lösungsmittel löslichen oder andersweitigen zu ent
fernenden Material hergestellt und mit einem Wachs voll
ständig umgeben, das in dem Lösungsmittel unlöslich ist.
Das umgebende Wachs bildet eine Wachsform. Das Modell wird
zusammen mit der Wachsform dann in das Lösungsmittel ein
getaucht, so daß das im Lösungsmittel lösliche Material des
Modells vollständig aufgelöst wird und in der Wachsform ein
Hohlraum entsprechend den Konturen des auszubildenden
Werkstücks verbleibt. In diesen Hohlraum wird der thermisch
sensitive Schlicker eingegossen, wobei es sich vorzugsweise
um einen Keramikschlicker handelt. Anschließend wird die
Form verschlossen und soweit erwärmt, daß sich der Schlic
ker verfestigt bzw. konsolidiert. Die Erwärmung wird so
lange fortgesetzt, bis der ganze Schlicker entsprechend
verfestigt ist. Anschließend wird die Temperatur weiter
erhöht, bis das Wachs der äußeren Wachsform zu schmelzen
beginnt und abfließt. Es verbleibt ein Grünteil, das auf
diese Weise kraftlos entformt ist. Es hat sich gezeigt, daß
auf der Oberfläche des Grünteils eine dünne Wachsschicht
verbleibt, die insbesondere vorteilhaft ist, da sie ein zu
schnelles Trocknen des Grünteils verhindert, so daß die
Trocknung ohne Rißbildung erfolgen kann. Abschließend wird
das Grünteil in herkömmlicher Weise gesintert, wodurch das
Werkstück fertiggestellt ist.
Vorzugsweise wird als Material für das Modell ein lösliches
Wachs verwendet, das beispielsweise ein Karbonat enthalten
kann, welches sich in einem sauren Medium auflöst.
Statt Wachs kann alternativ auch ein thermoplastisches Ma
terial verwendet werden.
Die Erwärmung des in die Wachsform eingegossenen Schlickers
erfolgt zunächst auf ca. 50°C bis 60°C und wird solange in
diesem Temperaturbereich gehalten, bis der Schlicker voll
ständig konsolidiert ist. Anschließend wird die Wachsform
bei einer Temperatur von 60°C bis 100°C abgeschmolzen, wo
bei darauf geachtet wird, daß das im Schlicker enthaltene
Wasser nicht zu kochen beginnt.
Eine rationelle Fertigung läßt sich erreichen, wenn das Mo
dell des Werkstücks seinerseits in einer von einem Urmodell
abgenommenen Form, insbesondere einer Silikonform ausgebil
det wird.
Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung sind aus
der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die Zeichnung ersichtlich, wobei die einzige
Figur die einzelnen Stufen des Herstellungsverfahrens
zeigt.
Bild a) zeigt ein Urmodell 11 eines auszubildenden Werk
stückes, wobei das Modell 11 mit jedem beliebigen Herstel
lungsverfahren hergestellt sein kann. Von dem Urmodell 11
wird zunächst eine Silikonform abgenommen. Zu diesem Zweck
wird ein Behältnis 12 mit einem verformbaren Füllstoff,
beispielsweise Knetmasse 13 bis zu einer vorbestimmten Höhe
gefüllt, in die das Urmodell 11 bis etwa zu seiner halben
Höhe hineingedrückt wird. Anschließend wird in das Behält
nis 12 soviel Silikon eingegossen, daß das Urmodell 11
vollständig überdeckt ist. Nach Verfestigung des Silikons
bildet dieses die eine Formhälfte 14, wie es in Bild b)
dargestellt ist.
Zur Bildung einer zweiten Formhälfte 15 wird die erste
Formhälfte 14 mit dem Urmodell 11 und der Knetmasse 13 aus
dem Behältnis 12 entnommen, die Knetmasse 13 wird entfernt
und die Formhälfte 14 wird mit dem Urmodell 11 als untere
Formhälfte in das Behältnis 12 eingesetzt, woraufhin ein
Trennmittel aufgebracht wird und nochmals soviel Silikon in
das Behältnis 12 eingegeben wird, bis das Urmodell 11 unter
Bildung der zweiten Formhälfte 15 vollständig überdeckt
ist, wie es in Bild c) dargestellt ist.
Nach dem Aushärten des Silikons können die beiden Formhälf
ten 14 und 15 zusammen mit dem Urmodell 11 aus dem Behält
nis 12 entnommen werden (siehe Bild d)).
Wenn die beiden Formhälften 14 und 15 zusammengefügt wer
den, bilden sie in ihrem Inneren einen Formhohlraum, in den
durch eine Zugangsöffnung 16 ein in einem Lösungsmittel
lösliches Spezialwachs eingefüllt wird (Bild e)).
Nach dem Trocknen des Spezialwachs wird das so gebildete
Modell 17 entformt, das anschließend in ein in einem Be
hältnis 18 befindliches Wachsmaterial vollständig eingebet
tet wird. Das Wachsmaterial ist in dem Lösungsmittel unlös
lich. Nach dem Erstarren des Wachsmaterials bildet dieses
eine das Modell 17 vollständig umgebende Wachsform 19
(siehe Bild f)).
Die Wachsform 19 wird zusammen mit dem Modell 17 in ein in
einem Behältnis 20 befindliches Bad des Lösungsmittels 21
getaucht, wodurch das aus dem löslichen Spezialwachs beste
hende Modell 17 vollständig aufgelöst wird, so daß sich in
der Wachsform 19 ein entsprechend dem auszubildenden Werk
stück konfigurierter Hohlraum 24 bildet, wie es in Bild g)
dargestellt ist.
Die Wachsform 19 wird aus dem Bad entnommen und in den
Hohlraum 24 wird ein thermisch sensitiver Keramikschlicker
eingegossen. Anschließend wird die Form mittels eines Dec
kels 23 verschlossen und auf eine Temperatur von 50°C bis
60°C erwärmt. Dadurch verfestigt sich der Schlicker, so daß
ein vorverfestigtes Teil entsprechend der Form des Werk
stücks 22 gebildet ist (siehe Figur h)). Die Temperatur
wird solange in dem genannten Bereich gehalten, bis der
Schlicker vollständig vorverfestigt ist. Anschließend wird
die Temperatur auf einen Wert zwischen 60°C und 100°C er
höht, so daß das Wachs der Wachsform 19 zu schmelzen be
ginnt und abfließt wie es in Bild i) dargestellt ist. Dabei
wird darauf geachtet, daß die Temperatur nicht soweit er
höht ist, daß das Wasser im Schlicker zu kochen beginnt.
Nach dem Abschmelzen des Wachses 25 ist ein Keramik-Grün
teil kraftlos entformt, wobei in der Regel eine dünne
Wachsschicht auf der Oberfläche der Keramik verbleibt, die
ein zu schnelles Austrocknen des Keramik-Grünteils verhin
dert, so daß diese ohne Rißbildung von statten gehen kann.
Anschließend wird das Grünteil in herkömmlicher Weise
gesintert, wodurch das Werkstück fertiggestellt ist.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks (22) aus
thermisch sensitivem Schlicker, insbesondere Keramik
schlicker, wobei ein Modell (17) des Werkstücks (22)
aus einem in einem Lösungsmittel (21) löslichen Mate
rial erstellt wird und das Modell (17) nachfolgend un
ter Bildung einer Wachsform (19) mit einem Wachs voll
ständig umgeben wird, das in dem Lösungsmittel (21)
unlöslich ist, woraufhin das Modell (17) mit der
Wachsform (19) in das Lösungsmittel (21) eingetaucht
wird, so daß sich das Material des Modells (17) unter
Bildung eines Hohlraums (24) vollständig auflöst, in
den der Schlicker eingegossen wird, wobei durch an
schließende Erwärmung der Schlicker konsolidiert und
die umgebende Wachsform (19) abgeschmolzen wird und
wobei das so gebildete Grünteil anschließend getrock
net und gesintert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Material des Modells (17) ein lösliches Wachs ver
wendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das lösliche Wachs ein Karbonat enthält, das sich in
saurem Medium auflöst.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Erwärmung des Schlickers zu
nächst auf ca. 50°C bis 60°C erfolgt, wodurch der
Schlicker konsolidiert, und daß die Wachsform (19) an
schließend bei einer Temperatur von 60°C bis 100°C ab
geschmolzen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Modell (17) in einer von einem
Urmodell (11) abgenommenen Form (14, 15) ausgebildet
wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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DE (1) | DE19936517C1 (de) |
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- 1999-08-06 DE DE1999136517 patent/DE19936517C1/de not_active Expired - Fee Related
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