DE19922051A1 - Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder einer daraus abgeleiteten Struktur - Google Patents
Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder einer daraus abgeleiteten StrukturInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft einen Wolframkarbidkristall der chemischen Summenformel WC, wobei sich die Wolfram- und Kohlenstoffatome vorzugsweise statistisch auf die Atomlagen (0, 0, 0) und (1/2, 1/2, 1/2) eines Kristallgitters verteilen, also die Ursprungslage und die innenzentrierte Lage besetzen. Die Verteilung der W- und C-Atome auf diese Atomlagen kann unter bestimmten Herstellungsbedingungen einen Ordnungsgrad aufweisen, wodurch sich die Symmetrie des Kristallgitters gemäß von Untergruppensymmetriebeziehungen reduziert.
Description
Die Erfindung betrifft einen Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder
einer daraus abgeleiteten Struktur, der zumindest annähernd die chemische
Summenformel WC aufweist und insbesondere zur Herstellung bzw. als
wesentliches Zwischenprodukt zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen, hoch
festen Legierungen, Hartstoffschichten und dergleichen verwendet wird, wobei die
W- und C-Atome so angeordnet sind, daß sie auf den möglichen Atomlagen eines
innenzentrierten Kristallgitters statistisch oder geordnet verteilt sind.
Die Anforderungen an Hartmetallwerkzeuge nehmen mit fortschreitender tech
nischer Geräteentwicklung in der bearbeitenden Industrie und dem Einsatz in
neuen Anwendungsbereichen weiter zu. Hartmetallwerkzeuge mit verbesserten
und gezielt veränderbaren bzw. einstellbaren Eigenschaften, wie z. B. Verschleiß
festigkeit und Härte, sind gefragt.
Bei den Hartmetallwerkzeugen handelt es sich um Verbundwerkstoffe, bei denen
ein Hartstoff, der die hohe Härte des Werkzeugs bewirkt, mit einem relativ duktilen
Metall, das die Zähigkeit bestimmt, verbunden ist. Der mengenmäßig überwiegen
de Hartstoff liegt dabei in körniger Form vor, wobei das dazwischen liegende Metall
die Matrix für den Verbund darstellt und auch als Bindemetall oder Binder bezeich
net wird. In der Technik findet hauptsächlich WC als Hartstoff Anwendung. Als
Bindemetalle werden häufig Kobalt oder Nickel verwendet.
Veränderungen der Materialeigenschaften für die Werkzeuge werden haupt
sächlich dadurch vorgenommen, daß das Verhältnis zwischen Hartstoff und
Bindemetall variiert wird, die Korngrößen der Hartstoffe verändert werden oder daß
zum Bindemetall weitere Stoffe wie z. B. andere Karbide oder Metalle dazugegeben
werden. Der derzeitige Stand der Technik ermöglicht es nicht, die Materialeigen
schaften durch Veränderung der Hartstoffphase unter annähernder Beibehaltung
ihrer chemischen Zusammensetzung zu beeinflussen.
Aus den bisher veröffentlichten Phasendiagrammen ist zu entnehmen, daß WC-
Kristalle bis zu Temperaturen von ca. 2600°C stabil sind und sich im Bereich von
2700°C bis 2800°C zersetzen. Ein entsprechendes Phasendiagramm ist in Fig. 1
wiedergegeben. Die Herstellung von Hartmetallwerkzeugen erfolgt üblicher Weise
bei Temperaturen, die deutlich unter 1600°C liegen.
Die kristallographischen Strukturdaten der bisher bekannten WC-Kristallstrukturen
sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Man erkennt, daß es sich jeweils um hexagonale Kristallstrukturen mit einem
schichtartigen Aufbau der W- und der C-Atome handelt. In Fig. 2 ist die
Kristallstruktur der bisher verwendeten Wolframkarbidkristalle dargestellt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Wolframkarbide mit einer
Kristallstruktur herzustellen, mit deren Hilfe die Eigenschaften von Hartmetallen
optimiert werden können, insbesondere die Kombination von Verschleißfestigkeit
und Zähigkeit verbessert werden kann.
Untersuchungen der Anmelder an Wolframkarbidkristallen ergeben, daß sich der
atomare Aufbau der WC-Kristallstruktur in der festen Phase verändern läßt.
Die erfindungsgemäße Kristallstruktur ist dadurch gekennzeichnet, daß sich die W-
und C-Atome mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf die Ecken und die Raummitte
eines innenzentrierten kubischen Kristallgitters, dies entspricht einem Würfel,
verteilen. Die Atomlagen besitzen somit die Koordinaten (0, 0, 0) und (1/2, 1/2,
1/2). Aufgrund der statistischen Verteilung bleibt die kubische Symmetrie erhalten.
Fig. 3 zeigt den atomaren Aufbau der erfindungsgemäßen Kristallstruktur. Tabelle
2 enthält die zugehörigen kristallographischen Strukturdaten.
Das Pulverdiffraktogramm der erfindungsgemäßen Wolframkarbidstruktur, wie man
es mit Kupfer-K-alpha-Strahlen erhält, zeigt Fig. 4. Charakteristische Werte
dieses Pulverdiffraktogramms sind in nachfolgender Tabelle 3 aufgelistet.
Dabei ist 2 Theta der Winkel zwischen Primärstrahl und reflektiertem Strahl, d der
Abstand der Netzebenen und I die Intensität der reflektierten Strahlen relativ
zueinander.
Im Vergleich dazu ist in Fig. 5 das Pulverdiffraktogramm der hexagonalen
Wolframkarbidstruktur dargestellt. Die entsprechenden charakteristischen Werte
dieses Pulverdiffraktogramms sind in Tabelle 4 aufgeführt.
Da physikalische und chemische Eigenschaften mit dem atmoren Aufbau in
Verbindung stehen, können im Rahmen der Erfindung durch Veränderung der
neuen Kristallstruktur die Materialeigenschaften von Wolframkarbidhartmetallen in
der Weise gesteuert werden, daß durch geeignete Prozeßführung eine geordnete
Verteilung der W- und C-Atome auf den Atomlagen des innenzentrierten Kristall
gitters stattfindet. Dadurch ergeben sich Strukturen, die sich über gruppen
theoretische Symmetriebeziehungen, sogenannte Untergruppenbeziehungen,
aufgrund einer Symmetrieerniedrigung oder Symmetrieverdünnung aus der
kubischen Kristallstruktur, wie sie in Fig. 3 gezeigt ist, ableiten lassen. Verzerrun
gen des Kristallgitters können zusätzlich auftreten. Ein Strukturbeispiel ist in Fig. 6
gezeigt.
Entsprechende Veränderungen der kristallographischen Struktur und damit der
Materialeigenschaften erhält man auch durch minimale Zugabe, vorzugsweise
weniger als 5%, von Fremdatomen, insbesondere Silizium, Kupfer, Mangan oder
Chrom. Gemäß der Erfindung verteilen sich diese Atomsorten auf die in Fig. 3
angegedeuteten Tetraederlücken.
Es liegt auch im Rahmen der Erfindung, die Kohlenstoffatome vereinzelt, vorzugs
weise weniger als 10%, durch Fremdatome, insbesondere Stickstoff, Bor, Beryllium
oder stattdessen auch Leerstellen zu ersetzen. Ebenso kann es auch zweckmäßig
sein, die Wolframatome teilweise, vorzugsweise unter 10% durch Fremdatome,
insbesondere Molybdän, Chrom, Titan, Tantal oder Niob oder durch Leerstellen zu
ersetzen.
Wolframkarbid mit der erfindungsgemäßen Kristallstruktur kann unter geeigneten
Herstellungsparametern bereits unterhalb von 1600°C hergestellt werden. Dies
entspricht Randbedingungen, wie sie durchaus zur Herstellung von Hartmetallen
derzeit vorliegen. Die Herstellung kann auch unter Einwirkung eines Überdrucks
erfolgen. Als Ausgangssubstanz kann WC-Pulver mit hexagonaler Kristallstruktur
verwendet werden. Eine abgestimmte Prozeßführung bezüglich Aufheizrate,
Haltedauer und Abkühlgeschwindigkeit bewirkt, daß sich über Festkörper
reaktionen die erfindungsgemäße Kristallstruktur bildet.
Claims (14)
1. Wolframkarbidkristall, der zumindest annähernd die chemische Summenformel
WC aufweist, insbesondere zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen, hochfeste
Verbindungen, Hartstoffbeschichtungen und dergleichen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die W- und C-Atome die Punktlagen eines kristallographisch innenzentrierten
Gitters besetzen.
2. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die W- und C-Atome statistisch auf die Punktlagen (0,0,0) und (1/2, 1/2, 1/2)
verteilt sind, wobei sich eine kubische Kristallsymmetrie ergibt und jedes Atom von
acht nächsten Nachbaratomen im gleichen Abstand umgeben ist.
3. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine statistische Verteilung der W- und C-Atome auf die Eckplätze und die
Raummitte eines innenzentrierten kristallographischen Gitters vorliegt, wobei sich
vorzugsweise eine tetragonale oder orthorhombische oder rhomboedrische
Kristallsymmetrie mit den kristallographischen Atomlagen (0,0,0) und (1/2, 1/2, 1/2)
oder eine niedrigere Kristallsymmetrie ergibt, die sich über Untergruppen
symmetriebeziehungen aus der kubischen Kristallstruktur nach Anspruch 2 ableiten
läßt.
4. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine geordnete Verteilung der W- und C-Atome vorliegt, wobei der
Ordnungsgrad zumindest 10% vorzugsweise 60% bis 100% beträgt.
5. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich durch eine geordnete Verteilung der W- und C-Atome eine Kristall
symmetrie ergibt, die sich über Untergruppensymmetriebeziehungen aus der
kubischen Kristallstruktur nach Anspruch 2 ableiten läßt.
6. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bis etwa 10% der C-Atome ersetzt sind durch Fremdatome, insbesondere
Stickstoff, Bor oder Beryllium, oder durch Leerstellen.
7. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bis etwa 10% der W-Atome ersetzt sind durch Fremdatome, insbesondere
Molybdän, Chrom, Titan, Tantal oder Niob oder durch Leerstellen.
8. Wolframkarbidkristall nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bis etwa 5% Fremdatome beigefügt sind, insbesondere Silizium, Kupfer,
Mangan und Chrom, die zwischen den W- und C-Atomen eingelagert sind.
9. Verfahren zur Herstellung von Wolframkarbid nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wolframpulver mit Ruß oder Graphit auf Temperaturen zwischen 1500°C bis
2000°C erhitzt und anschließend geregelt abgekühlt wird, wobei vorzugsweise eine
Haltezeit bei Temperaturen zwischen 600°C und 1600°C eingelegt wird.
10. Verfahren zur Herstellung von Wolframkarbid nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß WC-Pulver mit hexagonaler Kristallstruktur über 600°C vorzugsweise über
1000°C erhitzt und geregelt abgekühlt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abkühlung durch einen Abschreckungsprozeß schnell erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 9 oder Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reaktion unter Einfluß einer gasförmigen Atmosphäre insbesondere
kohlenstoff- oder stickstoffhaltigen Gasen abläuft.
13. Verwendung von Wolframkarbid nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wolframkarbid nach Anspruch 1 als Zwischenprodukt zur Herstellung von
Hartmetallwerkzeugen, hochfeste Verbindungen, Hartstoffbeschichtungen und
dergleichen eingesetzt wird.
14. Verwendung von Wolframkarbid nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wolframkarbid nach Anspruch 1 als Zwischenprodukt zur Herstellung von
Wolframkarbid mit einer anderen Kristallstruktur als die Struktur nach Anspruch 1
oder von WC-Verbindungen mit anderen Elementen, insbesondere Metallen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19922051A DE19922051A1 (de) | 1999-05-14 | 1999-05-14 | Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder einer daraus abgeleiteten Struktur |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19922051A DE19922051A1 (de) | 1999-05-14 | 1999-05-14 | Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder einer daraus abgeleiteten Struktur |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19922051A1 true DE19922051A1 (de) | 2000-11-16 |
Family
ID=7907937
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19922051A Withdrawn DE19922051A1 (de) | 1999-05-14 | 1999-05-14 | Wolframkarbidkristall mit kubischer Kristallstruktur oder einer daraus abgeleiteten Struktur |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19922051A1 (de) |
Citations (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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1999
- 1999-05-14 DE DE19922051A patent/DE19922051A1/de not_active Withdrawn
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JP 0570034008 AA.,In: Patent Abstracts of Japan * |
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