DE19859452C1 - Verfahren zur Herstellung eines bandförmigen Hoch-T¶c¶-Supraleiters sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines bandförmigen Hoch-T¶c¶-Supraleiters sowie Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Abstract
Mit dem Verfahren ist ein bandförmiger Supraleiter mit Hoch-T¶c¶-Supraleitermaterial herzustellen. Ein aus einem Leitervorprodukt gebildeter Rohleiter (4a) soll einem Flachbearbeitungsprozeß mit mindestens zwei aufeinanderfolgenden Walzschritten unterzogen werden, wobei für den zweiten Walzschritt Walzen (W1, W1') mit einer Umlaufrichtung vorgesehen werden, die gegenüber der Umlaufrichtung (r1, r1') der Walzen (W1, W1') für den vorangegangenen Walzschritt umgekehrt ist, so daß ein Wechsel der Walzrichtung (v1) erfolgt ist. Die entsprechende Walzvorrichtung (2) besitzt mindestens ein Walzenpaar (P1), einen einstellbaren Walzspalt (3) zum Hindurchführen des Rohleiters (4a) sowie Mittel zum Wechsel der Umlaufrichtung (r1, r1').
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung
eines bandförmigen Supraleiters mit mindestens einem Leiter
kern, welcher ein Supraleitermaterial mit einer metalloxidi
schen Hoch-Tc-Phase aufweist und von mindestens einem normal
leitenden Material umgeben ist, bei welchem Verfahren ein
Leitervorprodukt mit von dem normalleitenden Material umgebe
nen, pulverförmigen Vormaterial des Supraleitermaterials er
stellt wird und dieses Leitervorprodukt einem querschnitts
vermindernden, das Vormaterial verdichtenden Verformungspro
zeß und einer Glühbehandlung unterzogen wird. Dabei umfaßt
der Verformungsprozeß mehrere Walzschritte zum Flachbearbei
ten eines aus dem Leitervorprodukt gebildeten Rohleiters. Die
Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens. Ein entsprechendes Herstellungsverfahren
geht z. B. aus der Veröffentlichung "Physica C", Vol. 250,
1995, Seiten 340 bis 348 hervor.
Es sind supraleitende Metalloxidverbindungen mit hohen
Sprungtemperaturen Tc von über 77 K bekannt, die deshalb auch
als Hoch-Tc-Supraleitermaterialien oder HTS-Materialien be
zeichnet werden und insbesondere eine Kühltechnik mit flüssi
gem Stickstoff (LN2) erlauben. Unter solche Metalloxidverbin
dungen fallen Cuprate von speziellen Stoffsystemen wie insbe
sondere der selten-erd-haltige Basistyp Y-Ba-Cu-O oder der
selten-erd-freie Basistyp Bi-Sr-Ca-Cu-O. Dabei können einzel
ne der Komponenten dieser Basistypen zumindest teilweise
durch andere Komponenten substituiert sein. Auch können in
nerhalb einzelner Stoffsysteme wie z. B. der Bi-Cuprate mehre
re supraleitende Hoch-Tc-Phasen auftreten.
Mit den bekannten HTS-Materialien wird versucht, langge
streckte Leiter in Draht- oder insbesondere in Bandform her
zustellen. Ein hierfür als geeignet angesehenes Verfahren ist
die sogenannte "Pulver-im-Rohr-Technik", die prinzipiell von
der Herstellung von Supraleitern mit dem klassischen metalli
schen Supraleitermaterial Nb3Sn her bekannt ist. Entsprechend
dieser Technik wird auch zur Herstellung von Leitern aus HTS-
Material in eine rohrförmige Umhüllung oder in eine Matrix
aus normalleitendem Material, insbesondere aus Ag oder einer
Ag-Legierung, ein im allgemeinen pulverförmiges Vormaterial
des HTS-Materials eingebracht. Dieses Vormaterial enthält üb
licherweise noch nicht oder nur zu einem geringen Teil die
gewünschte supraleitende Hoch-Tc-Phase. Das so zu erhaltende
Leitervorprodukt wird anschließend einer Verformungsbehand
lung mit mehreren Verformungsschritten, die gegebenenfalls
durch mindestens einen Wärmebehandlungsschritt bei erhöhter
Temperatur unterbrochen sein können, auf eine gewünschte Di
mension gebracht. Danach wird das so erhaltene Leiterzwi
schenprodukt zur Einstellung oder Optimierung seiner supra
leitenden Eigenschaften bzw. zur Ausbildung der gewünschten
Hoch-Ta-Phase mindestens einer Glühbehandlung unterzogen, die
gegebenenfalls durch noch mindestens einen weiteren Verfor
mungsschritt unterbrochen sein kann.
Bündelt man in an sich bekannter Weise entsprechende Hoch-Tc-
Supraleiter oder deren Leitervorprodukte oder Leiterzwischen
produkte, so kann man auch Leiter mit mehreren supraleitenden
Leiterkernen, sogenannte Mehrkern- oder Multifilamentsupra
leiter, erhalten.
Bekannte Supraleiter mit HTS-Material haben bevorzugt eine
Bandform. Um diese Form eines entsprechenden Leiterendproduk
tes zu erhalten, muß gemäß der eingangs genannten Literatur
stelle aus "Physica C" ein Walzprozeß vorgesehen werden. Vor
diesem Walzprozeß muß jedoch aus dem Leitervorprodukt ein im
allgemeinen zylinderförmiger, vorverformter und vorverdichte
ter Verbundkörper erstellt werden, der im Falle der Herstel
lung eines Mehrkernleiters üblicherweise eine gleichverteilte
Anordnung von Leiterkernen über den Querschnitt aufweist.
Dieser nachfolgend als Rohleiter bezeichnete Verbundkörper
wird dann mittels des im Normalfall mehrere Walzschritte um
fassenden Walzprozesses in die flache Bandform überführt. Üb
licherweise werden die einzelnen Walzschritte, die auch als
"Walzstiche" bezeichnet werden, mit Walzenpaaren durchge
führt, deren Walzen alle gleichen Durchmesser haben. Mit ei
nem solchen Walzprozeß soll eine für eine hohe Stromtragfä
higkeit bzw. kritische Stromdichte jc notwendige Textur, d. h.
eine weitgehend parallele Ausrichtung der Kristallebenen der
supraleitenden Phase, erreicht werden. Dabei muß das Vormate
rial des Supraleiters möglichst stark verdichtet werden.
Es zeigt sich jedoch, daß bei einer derartigen Herstellung
eines bandförmigen Ein- oder Mehrkernsupraleiters ab einer
gewissen Pulverdichte bei weiterer Verformung Inhomogenitäten
wie ein sogenanntes "Sausaging", das sind Ein- oder Ab
schnürungen der Leiterkerne über die Leiterlänge gesehen
(vgl. z. B. "Cryogenics", Vol. 34, Nr. 4, 1994, Seiten 303 bis
308), oder Risse auftreten. Somit ist dem Umformungsprozeß
bzw. der Pulverdichtung durch Walzen eine Grenze gesetzt;
d. h., man kann das Material nur solange verdichten, wie der
artige Inhomogenitäten vermieden werden. Die kritische Strom
dichte jc entsprechender bekannter Ein- und Mehrkernsupralei
ter ist folglich begrenzt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, das Ver
fahren mit den eingangs genannten Merkmalen dahingehend aus
zugestalten, daß mit ihm ein bandförmiger Hoch-Tc-Supraleiter
zu erhalten ist, der gegenüber bekannten Ausführungsformen
eine erhöhte kritische Stromdichte jc besitzt. Ferner soll
eine entsprechende Vorrichtung zur Durchführung des Verfah
rens angegeben werden.
Die sich auf das Verfahren beziehende Aufgabe wird erfin
dungsgemäß dadurch gelöst, daß im Rahmen des Verformungspro
zesses ein Flachbearbeitungsprozeß mit mindestens zwei Walz
schritten vorgesehen wird, wobei für den zweiten dieser Walz
schritte Walzen mit einer Umlaufrichtung vorgesehen werden,
die gegenüber der Umlaufrichtung der Walzen für den vorange
gangenen Walzschritt umgekehrt ist, so daß ein Wechsel der
Walzrichtung erfolgt.
Den erfindungsgemäßen Maßnahmen liegt dabei die Erkenntnis
zugrunde, daß durch eine gezielte Veränderung der Walzrich
tung innerhalb des Prozesses der Rohleiterumformung die er
wähnten Inhomogenitäten erst bei wesentlich höheren Pulver
dichten auftreten. Die so zu steigernde Pulverdichte führt
auch zu einer besseren Texturierung des Supraleitermaterials.
Die Folge davon ist eine deutliche Verbesserung der kriti
schen Stromdichte bzw. Stromtragfähigkeit. Es zeigt sich näm
lich, daß man bei einer Rohleiterwalzung, bei der in allen
Walzschritten die Walzrichtung beibehalten wird, sich ein
reibungsbedingter, quasi festgefahrener Zustand des Pulvers
einstellt. D. h., die Pulverteilchen können sich dann aufgrund
der Reibung untereinander nicht mehr hinreichend bewegen, da
die vorliegenden Kräfteverhältnisse nicht in der Lage sind,
die Reibungskräfte zu überwinden. Folglich wird das Fließen
des Pulvers zumindest weitgehend unterbunden, und die Pulver
teilchen werden nur noch aufeinandergepreßt, wodurch Hohlräu
me erhalten bleiben und die Verdichtung stagniert. Das Pulver
ist dann nicht mehr fließfähig. Durch die aufgrund der erfin
dungsgemäßen Maßnahmen gezielte Veränderung des Pulverflusses
kann hingegen die Verdichtung des Pulvers gefördert werden,
wobei Inhomogenitäten wie Risse oder Sausaging vermieden wer
den. Denn der vorher reibungsbedingte blockierte Zustand des
Pulvers läßt sich durch Umkehr der Walzrichtung lösen. Auch
starke partielle Verdichtungen und Mikrobrüche können so ver
mindert werden, die als Ursache für Inhomogenitäten wie Risse
oder Sausaging angesehen werden, bevor die angestrebte hohe
Dichte erreicht wird.
Vorteilhaft werden die beiden Walzschritte mit dem Wechsel
der Walzrichtung am Anfang des Flachbearbeitungsprozesses
vorgesehen. Denn zu diesem Zeitpunkt ist eine besonders gute
Veränderung des Pulverflusses möglich.
Darüber hinaus ist es vorteilhaft, wenn innerhalb des Flach
bearbeitungsprozesses mehrmals die Walzrichtung geändert
wird. Auf diese Weise ist eine besonders gute Verdichtung und
hohe Texturierung des oxidischen Supraleitermaterials zu er
reichen. Außerdem läßt sich so die Anzahl an erforderlichen
Walzenpaaren begrenzen.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens gehen aus den übrigen abhängigen Ansprüchen her
vor.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens weist vorteilhaft auf: mindestens ein Walzenpaar,
durch dessen Walzspalt der Rohleiter zu führen ist, Mittel
zum Wechsel der Umlaufrichtung der Walzen des mindestens ei
nen Walzenpaares sowie Mittel zum Einstellen der Walzspalt
weite und/oder des Preßdrucks der Walzen auf den Rohleiter.
Auf diese Weise ist ein kontinuierlicher Flachbearbeitungs
prozeß durchführbar, ohne daß man den zu verformenden Rohlei
ter für einen nachfolgenden Walzschritt wieder von derselben
Seite her in den Walzspalt einführen muß. In Abhängigkeit vom
Fortschritt des Verformungsprozesses kann dabei die Walz
spaltweite verändert bzw. der Preßdruck auf den Rohleiter
eingestellt werden.
Vorteilhaft enthält die Vorrichtung mehrere Walzenpaare mit
Walzen, deren Umlaufrichtungen gemeinsam zu wechseln sind.
Die Anzahl der erforderlichen Wechsel der Umlaufrichtungen
ist dementsprechend zu begrenzen.
Darüber hinaus können vorteilhaft von mehreren vorgesehenen
Walzenpaaren ein Walzenpaar Walzen eines ersten Durchmessers
und ein nachgeordnetes Walzenpaar Walzen eines zweiten Durch
messers haben, der gegenüber dem ersten Durchmesser verschie
den, insbesondere größer ist. Auf diese Weise lassen sich Ge
sichtspunkte einer Texturierung des Supraleitermaterials und
Gesichtspunkte eines Pulverflusses optimieren.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung noch wei
ter erläutert. Dabei zeigen deren Fig. 1 und 2 bzw. 3 und
4 jeweils schematisch wesentliche Teile zweier Vorrichtungen
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zu zwei
verschiedenen Verfahrensabschnitten. In den Figuren sind sich
entsprechende Teile mit denselben Bezugszeichen versehen.
Als Ausführungsbeispiel sei ein erfindungsgemäß hergestell
ter, nachfolgend als Leiterendprodukt bezeichneter Mehrkern
supraleiter ausgewählt. Dieses Leiterendprodukt stellt einen
langgestreckten Verbundkörper in Bandform dar, der ein in ein
normalleitendes Matrixmaterial eingebettetes HTS-Material we
nigstens weitgehend phasenrein enthält. Als HTS-Material sind
praktisch alle bekannten Hoch-Tc-Supraleitermaterialien, vor
zugsweise selten-erd-freie, insbesondere Bi-haltige Cuprate,
mit Phasen geeignet, deren Sprungtemperatur Tc über der Ver
dampfungstemperatur des flüssigen Stickstoffs (LN2) von 77 K
liegt. Ein entsprechendes Beispiel ist das HTS-Material vom
Grundtyp (Bi, Pb)2Sr2Ca2Cu3Ox, das nachfolgend für das Ausfüh
rungsbeispiel ausgewählt ist. Zur Herstellung eines entspre
chenden HTS-Leiters kann vorteilhaft eine an sich bekannte
Pulver-im-Rohr-Technik zugrundegelegt werden (vgl. z. B.
DE 44 44 937 A1). Hierzu wird ein pulverförmiges Vorprodukt
material, das eine Ausbildung der gewünschten supraleitenden
Phase ermöglicht und beispielsweise hauptsächlich die soge
nannte Bi-2212-Phase des Cuprats enthält, oder das bereits
gebildete supraleitende Material in ein entsprechendes Hüll
rohr eingebracht, dessen Material als Matrixmaterial für das
fertige Endprodukt des Supraleiters dient. Für das Hüllrohr
wählt man vorzugsweise ein Basismaterial, das bei der Leiter
herstellung keine unerwünschte Reaktion mit den Komponenten
des HTS-Materials wie auch mit Sauerstoff eingeht und das
sich gut verformen läßt. Außerdem sollte das Hüllmaterial die
Ausbildung der supraleitenden Phase, insbesondere auch unter
dem Gesichtspunkt der Sauerstoffstöchiometrie, nicht behin
dern. Deshalb ist als Basismaterial besonders ein Ag-Material
geeignet, das entweder Ag in reiner Form oder in Form einer
Legierung mit Ag als Hauptbestandteil, d. h. zu mehr als
50 Gew.-% enthält. So ist z. B. reines Ag in Form von kaltver
festigtem Silber oder rekristallisiertem Silber verwendbar.
Auch kann pulvermetallurgisch hergestelltes Silber vorgesehen
werden. Daneben ist auch dispersionsgehärtetes Silber gut ge
eignet.
Der Aufbau aus dem Hüllrohr und dem von ihm umschlossenen
Kern z. B. aus dem Vorproduktmaterial des HTS-Materials kann
anschließend einer Abfolge von mehreren, insbesondere quer
schnittsvermindernden Verformungsschritten unterzogen werden,
um so ein Leiterelement mit vorverdichtetem Vorproduktmateri
al zu erhalten. Für die Verformungsschritte kommen hier alle
bekannten Verfahren wie z. B. Strangpressen, Gesenkschmieden,
Hämmern und Ziehen in Frage, die auch miteinander kombiniert
sein können. Diese mechanischen Behandlungen können sowohl
bei Raumtemperatur als auch bei erhöhter Temperatur durchge
führt werden. Nach diesen Verformungsschritten liegt dann das
Leiterelement in Form eines Verbundkörpers mit im allgemeinen
kreisförmiger Querschnittsfläche vor.
Um zu einem Mehrkernleiter zu gelangen, wird in an sich be
kannter Weise eine Bündelung von mehreren solcher Leiterele
mente in einem größeren, zweiten Hüllrohr insbesondere aus
dem Matrixmaterial vorgenommen. Selbstverständlich können
auch andere vorgeformte oder gegebenenfalls vorgeglühte Lei
ter oder Leitervorprodukte in ein solches Hüllrohr einge
bracht werden. Der so gewonnene Aufbau kann anschließend noch
weiter kompaktiert werden, bevor er einem mehrere Walzschrit
te umfassenden Flachbearbeitungsprozeß unterzogen wird. Mit
diesem Flachbearbeitungsprozeß ist eine dem angestrebten End
produkt zumindest weitgehend entsprechende Bandform zu erhal
ten. Der vor diesem Flachbearbeitungsprozeß vorliegende Mehr
kernaufbau sei nachfolgend als Rohleiter bezeichnet. Dieser
Rohleiter muß außer dem Flachbearbeitungsprozeß noch einer
Wärme- oder Glühbehandlung unterzogen werden, die wenigstens
einen, im allgemeinen am Ende des Flachbearbeitungsprozesses
vorzugsweise in einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre wie z. B.
an Luft durchzuführenden (Abschluß-)Glühschritt umfaßt. Auf
diese Weise ist dem Vorproduktmaterial der für die Ausbildung
der gewünschten supraleitenden Phase erforderliche Sauerstoff
zur Verfügung zu stellen und/oder kann die Wiederherstellung
dieser Phase gewährleistet werden.
Der Flachbearbeitungsprozeß soll sich aus mehreren Walz
schritten (bzw. Walzstichen) zusammensetzen. Dabei kann in
einem ersten Walzschritt eine Grobverformung ohne Wärmebe
handlung durchgeführt werden. Diesem ersten Walzschritt kann
sich dann eine sogenannte thermomechanische Behandlung an
schließen. Unter einer solchen Behandlung wird eine Abfolge
von weiteren Walzschritten mit Zwischenglühungen zwischen
diesen Schritten und der erforderliche Abschlußglühschritt
verstanden.
Der Flachbearbeitungsprozeß soll gemäß der Erfindung in be
sonderer Weise durchgeführt werden. Hierbei soll nämlich min
destens einmal zwischen zwei aufeinanderfolgenden Walzschrit
ten ein Wechsel der Walzrichtung erfolgen. Demgemäß ist bei
dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel einer Walz
vorrichtung 2 mindestens ein Paar P1 gegenläufiger Walzen W1,
W1' mit gleichem Durchmesser D1 erforderlich. Durch den zwi
schen diesen beiden Walzen ausgebildeten Walzspalt 3 wird ein
Rohleiter 4a mit einer Dicke d1 oder ein entsprechendes Lei
terzwischenprodukt in einer Vortriebs- oder Walzrichtung v1
geführt. Die Walzen W1 und W1' haben dabei jeweils eine erste
Umlaufrichtung (Drehsinn). Die entsprechenden Umlaufrichtun
gen sind durch gepfeilte, mit r1 bzw. r1' gekennzeichnete Li
nien veranschaulicht. Dabei ist die Walzspaltweite vorgebbar.
Stattdessen oder zusätzlich kann auch der von den Walzen auf
den Rohleiter auszuübende Preßdruck eingestellt werden.
Nachdem der Rohleiter 4a den Walzspalt 3 passiert und dort
eine Verformung bzw. Flachbearbeitung zu einem Rohleiter 4b
der Dicke d2 erfahren hat, wird die Umlaufrichtung der Walzen
W1 und W1' umgekehrt. Somit läuft der verformte Rohleiter 4b
gemäß der Darstellung in Fig. 2 in der entgegengesetzten
Vortriebs- bzw. Walzrichtung v2 zurück durch den Walzspalt 3
unter weiterer Verformung zu einem Rohleiter 4c mit einer
weiter verringerten Dicke d3. Der mit jedem dieser Walz
schritte vorgenommene Umformungsgrad des Rohleiters liegt
dabei in bekannten Größenordnungen und kann beispielsweise
zwischen 5 und 50% liegen.
Selbstverständlich ist es auch möglich, daß die Umlaufrich
tung r1 bzw. r1' der Walzen W1 und W1' mehrfach geändert
wird, so daß der Rohleiter (4a bis 4c) entsprechend häufig
durch den Walzspalt 3 unter weiterer Flachbearbeitung geführt
wird.
Darüber hinaus ist ein entsprechender Flachbearbeitungsprozeß
auch mit einer Walzvorrichtung möglich, die mehrere, d. h.
mindestens zwei Walzenpaare umfaßt, deren Umlaufrichtung
ebenfalls zu wechseln ist. Bei einer solchen Vorrichtung
brauchen die Walzen der Walzenpaare zudem auch nicht alle den
gleichen Walzendurchmesser aufzuweisen. Die Fig. 3 und 4
zeigen eine entsprechende Ausführungsform einer solchen Vor
richtung 6 mit zwei Walzenpaaren P2 und P3 mit Walzen W2, W2'
bzw. W3, W3'. Der Durchmesser D2 der Walzen des ersten Wal
zenpaares P2 ist dabei vorteilhaft kleiner gewählt als der
Durchmesser D3 der Walzen des nachgeordneten Walzenpaares P3.
Nachdem der Rohleiter 4a mit einer Dicke d1 im Walzenspalt
des ersten Walzenpaares P2 zu einen Rohleiter 4b der Dicke d2
verformt wurde und anschließend den Walzspalt des zweiten
Walzenpaares P3 passiert hat, so daß dann ein Rohleiter 4c
mit einer weiter verminderten Dicke d3 vorliegt, kann die Um
laufrichtung r1, r1' der Walzen der Vorrichtung 6 umgekehrt
werden. Somit läuft dann der flachbearbeitete Rohleiter 4c
nochmals, jedoch nun in entgegengesetzter Richtung v2 durch
die Walzspalte. Fig. 4 zeigt die entsprechenden Verhältnis
se. Dementsprechend wird im Walzspalt des Walzenpaares P3 der
Rohleiter 4c zunächst zu einem Rohleiter 4d der Dicke d4 und
anschließend im Walzspalt des Walzenpaares P2 zu einem Roh
leiter 4e der Dicke d5 flachgearbeitet. Der Rohleiter 4e kann
dann bereits die Enddimension des angestrebten Leiterendpro
duktes aufweisen.
Auch bei dieser Ausführungsform der Vorrichtung 6 und damit
des Verfahrens nach der Erfindung ist ein mehrfaches Durch
laufen des Rohleiters durch die Walzspalte mit Umkehr der
Vortriebs- bzw. Walzrichtung v1 bzw. v2 möglich.
Selbstverständlich können sich bei dem erfindungsgemäßen Ver
fahren an die Walzschritte mit ein- oder mehrmaligem Wechsel
der Walzrichtung weitere, an sich bekannte Walzschritte ohne
einen derartigen Richtungswechsel anschließen. Auch ein Vor
ansetzen solcher bekannter Walzschritte vor die erfindungsge
mäßen Walzschritte ist möglich. Der jeweilige Umformungsgrad
pro Walzschritt bei allen Walzschritten kann in bekannter
Weise gleich groß sein oder auch unterschiedlich gewählt wer
den. Im allgemeinen liegt er zwischen 5 und 50%, beispiels
weise bei 10%.
Obwohl das anhand der vorstehenden Ausführungsbeispiele er
läuterte Verfahren nach der Erfindung besonders vorteilhaft
zur Herstellung von bandförmigen Mehrkernsupraleitern einge
setzt werden kann, ist es ebensogut jedoch auch zur Herstel
lung von bandförmigen Einkernleitern geeignet.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung eines bandförmigen Supraleiters
mit mindestens einem Leiterkern, welcher ein Supraleitermate
rial mit einer metalloxidischen Hoch-Tc-Phase aufweist und
von mindestens einem normalleitenden Material umgeben ist,
bei welchem Verfahren ein Leitervorprodukt mit von dem nor
malleitenden Material umgebenen, pulverförmigen Vormaterial
des Supraleitermaterials erstellt wird und dieses Leitervor
produkt einem querschnittsvermindernden, das Vormaterial ver
dichtenden Verformungsprozeß und einer Glühbehandlung unter
zogen wird, wobei der Verformungsprozeß einen Flachbearbei
tungsprozeß mit mehreren Walzschritten zum Flachbearbeiten
eines aus dem Leitervorprodukt gebildeten Rohleiters umfaßt,
gekennzeichnet durch einen Flachbearbeitungs
prozeß mit mindestens zwei aufeinanderfolgenden Walzschrit
ten, wobei für den zweiten dieser Walzschritte Walzen (W1,
W1') mit einer Umlaufrichtung (r2, r2') vorgesehen werden,
die gegenüber der Umlaufrichtung (r1, r1') der Walzen (W1,
W1') für den vorangehenden Walzschritt umgekehrt ist, so daß
ein Wechsel der Walzrichtung (v1) erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die beiden Walzschritte mit dem
Wechsel der Walzrichtung (v1; v2) am Anfang des Flachbearbei
tungsprozesses vorgesehen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß innerhalb des Flachbearbei
tungsprozesses mehrmals die Walzrichtung (v1, v2) geändert
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß mehrere aufeinanderfolgende Walz
schritte vorgesehen werden, bei denen bei jedem neuen Walz
schritt die Walzrichtung (v1, v2) geändert wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das Leiter
vorprodukt nach einer Pulver-im-Rohr-Technik erstellt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß der Rohleiter
(4a) mit einem Bündel aus Leitervorprodukten gebildet wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß als Supralei
termaterial ein Bi-Cuprat und als normalleitendes Material
ein Ag zumindest enthaltendes Material vorgesehen werden.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch mindestens ein Walzenpaar (P1, P2, P3), durch dessen
Walzspalt (3) der Rohleiter (4a bis 4d) zu führen ist, durch
Mittel zum Wechsel der Umlaufrichtung (r1, r1') der Walzen
(W1 bis W3, W1' bis W3') des mindestens einen Walzenpaares
sowie durch Mittel zum Einstellen der Walzspaltweite und/oder
des Preßdrucks der Walzen auf den Rohleiter.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, gekennzeich
net durch mehrere Walzenpaare (P2, P3) mit Walzen
(W2, W2'; W3, W3'), deren Umlaufrichtungen (r1, r1') gemeinsam
zu wechseln sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, gekenn
zeichnet durch mindestens ein Walzenpaar (P2) mit
Walzen (W2, W2') eines ersten Durchmessers (D2) und minde
stens ein nachgeordnetes Walzenpaar (P3) mit Walzen (W3, W3')
eines zweiten Durchmessers (D3), der gegenüber dem ersten
Durchmesser (D2) verschieden, insbesondere größer ist.
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FR2787622A1 (fr) | 2000-06-23 |
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