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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines bandförmigen Multifilamentsupraleiters
mit mehreren supraleitenden Leiterfilamenten, die jeweils ein metalloxidisches
Supraleitermaterial enthalten, das zumindest teilweise ein Bi-Cuprat mit einer
Hoch-Tc-Phase insbesondere vom 2223-Typ aufweist
und von mindestens einem normalleitendem Matrixmaterial umgeben
ist, bei welchem Verfahren mehrere gegebenenfalls vorgeformte Leiterelemente,
die aus einem von normalleitendem Material umgebenen supraleitendem
Material oder einem Vormaterial desselben bestehen, aneinanderliegend
in einer Umhüllung
aus normal leitendem Material angeordnet werden und dieser Aufbau
mittels einer querschnittsvermindernden Behandlung zur Verdichtung
des Supraleitermaterials verformt wird, wobei die querschnittsvermindernde
Behandlung wenigstens einen mittels einer Walzeinrichtung erfolgenden Walzvorgang
umfaßt.
Die Erfindung betrifft ferner einen entsprechend hergestellten bandförmigen Multifilamentsupraleiter.
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Es
sind supraleitende Metalloxidverbindungen mit hohen Sprungtemperaturen
Tc von über
77 K bekannt, die auch als Hoch-Tc-Supraleitermaterialien oder
HTS-Materialien bezeichnet werden und insbesondere eine Flüssig-Stickstoff(LN2)-Kühltechnik
erlauben. Unter solche Metalloxidverbindungen fallen insbesondere
Cuprate auf Basis des Wismut-Stoffsystems Bi-Sr-Ca-Cu-O oder Bi(Pb)-Sr-Ca-Cu-O.
Innerhalb dieser wismuthaltigen Stoffsysteme treten mindestens zwei
supraleitende Hoch-Tc-Phasen auf, die sich
durch die Anzahl Ihrer Kupfer-Sauerstoff-Netzebenen
(bzw. -Schichten) innerhalb der kristallinen Einheitszelle unterscheiden.
Eine supraleitende Phase mit der ungefähren Zusammensetzung Bi2Sr2CaCu2O8+y hat eine Sprungtemperatur von Tc von ca. 85 K (sog. 2-Schichter oder sog.
85 K- bzw. 2212-Phase) während
die Sprungtemperatur Tc einer supraleitenden
Phase mit einer ungefähren
Zusammensetzung Bi2Sr2Ca2Cu3O10+x bei
etwa 110 K liegt (sog. 3-Schichter
oder sog. 110 K- bzw. 2223-Phase). Innerhalb dieser Phase können einzelne
der metallischen Komponenten durch andere metallische Elemente ersetzt
werden. Dies trifft insbesondere für eine teilweise Pb-Substitution
der Bi-Komponente zu.
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Mit
diesen bekannten HTS-Materialien werden langgestreckte Supraleiter
insbesondere in Bandform hergestellt. Ein hierfür als geeignet angesehenes
Verfahren ist die sog. „Pulver-im-Rohr-Technik”, die prinzipiell
von der Herstellung von Supraleitern mit dem klassischen metallischen
Supraleitermaterial Nb3Sn her bekannt ist.
Entsprechend dieser Technik wird auch zur Herstellung von Leitern
aus HTS-Material in einen rohrförmigen
Hüllkörper bzw. in
eine Matrix aus einem normalleitenden Material, insbesondere aus
Ag oder einem Ag-haltigen Material ein im allgemeinen pulverförmiges Vormaterial
des HTS-Materials eingebracht. Dieses Vormaterial enthält dabei
im allgemeinen noch nicht oder nur zu einem geringen Teil die gewünschte supraleitende Hoch-Tc-Phase. Daneben kann auch bereits das fertige,
die supraleitende Phase enthaltende Material eingebracht werden.
Der so erhaltene Aufbau wird anschließende in verschiedenen Verformungsschritten,
die gegebenenfalls durch eine Wärmebehandlung
bei erhöhter
Temperatur unterbrochen sein können,
auf die gewünschte
Dimension eines Leitervorproduktes mit einem Leiterkern aus dem
Vormaterial oder dem supraleitendem Material gebracht. Dieses Leitervorprodukt
kann im Hinblick auf die Herstellung als ein einzelnes Leiterelement
angesehen werden.
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Bündelt man
dann in an sich bekannter Weise mehrere solcher im allgemeinen drahtförmigen Leiterelemente
in einer normal leitenden Umhüllung und
verformt den so gewonnenen Aufbau, so erhält man einen Rohrleiter mit
entsprechender Anzahl von Leiterkernen. Dieser Rohrleiter wird weiteren
Verformungsschritten unter Einfluß von Flachbearbeitungsschritten
wie Walzen sowie mit mindestens einem Glühschritt unterzogen, um so
einen bandförmigen Multifilamentsupraleiter
zu erhalten. Für
derartige Multifilamentsupraleiter werden bevorzugt Filamente aus
der Hoch-Tc-Phase vom 2223-Typ vorgesehen (vgl.
z. B. „Applied
Superconductivity”,
Vol. 2, No. 3/4 1994, Seiten 155 bis 162 oder „Applied Superconductivity”, Vol.
3, Nos. 1 bis 3, 1995, Seiten 1 bis 5).
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Die
Ausbildung der Leitervorprodukte und damit auch die der Umhüllung, welche
mit diesen gefüllt
wird und die anschließend
zu verformen ist, um das bandförmige
Leiterendprodukt zu erhalten, kann dabei unterschiedlich sein. Aus
den o. g. Fundstellen ist es bekannt, das Leitervorprodukt querschnittlich im
wesentlichen rund und damit drahtförmig zu verformen, wobei auch
eine 6-eckige Querschnittsform bekannt ist, die ein besseres Aneinanderlagern
der einzelnen Leitervorprodukte in der in diesem Fall zylinderförmigen Umhüllung ermöglicht.
Daneben ist es beispielsweise aus
EP
0 509 436 bekannt, Leitervorprodukte mit rechteckigem Querschnitt
herzustellen, die dann neben- und übereinander in einer ebenfalls rechteckigen
Umhüllung
angeordnet werden.
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Die
gefüllte
Umhüllung,
die eine Art Bolzen oder einen rechteckigen Block darstellt, wird
anschließend
zunächst
beispielsweise durch Hämmern und
Ziehen querschnittlich stark vermindert. Im Falle eines runden Aufbaus
liegt der Durchmesser des nach dem Ziehen erhaltenen Runddrahtes
beispielsweise bei ca. 1,4 mm, im Falle eines rechteckigen Aufbaus
kann die Breite beispielsweise zwischen 1 und 5 mm und die Dicke
zwischen 0,3 und 1,5 mm liegen.
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Um
nun eine hohe Stromtragfähigkeit
der Leiterfilamente zu erreichen, muß das supraleitende Keramikpulver
oder dessen Vorprodukt nach dem Ziehen noch möglichst stark verdichtet werden,
was durch nachgeschaltetes Walzen erfolgt. Hierbei wird beim Walzen
eines Runddrahtes erst der eigentliche bandförmige Querschnitt erreicht,
da durch das Walzen der querschnittlich im wesentlichen runde Vordraht
flachgearbeitet wird. Die Dicke liegt dann in der Regel im Bereich
kleiner 0,5 mm. Im Falle eines querschnittlich rechteckigen Aufbaus
werden in der Regel nach dem Walzen Dicken im Bereich zwischen 0,15 bis
0,4 mm erzielt. Ab einer gewissen Pulverdichte jedoch treten bei
weiterer Umformung Inhomogenitäten
auf, die sich nachteilig in einer Verringerung der Stromtragfähigkeit
bis hin zur Unbrauchbarkeit des Leiters führen können. Als solche Inhomogenitäten treten
beispielsweise in Leiterlängsrichtung
verlaufende alternierende Dickeschwankungen der einzelnen Filamente
auf, d. h., jedes Filament wird abwechselnd dicker und dünner. Diese
Art einer Inhomogenität
nennt man auch „Sausaging”. Ferner
kann es zu Abschnürungen
und sogar zu Rissen innerhalb der Leiterfilamente kommen. Einer
Verdichtung durch Walzen sind somit Grenzen gesetzt. D. h., ab einer bestimmten
walzbedingten Leiterbelastung bzw. ab einem bestimmten Walzdruck
auf den Leiter kann keine weitere Verbesserung der Stromtrageigenschaften
erreicht werden.
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Aus
der
WO 97/44832 A ist
ein Verfahren zur Herstellung eines bandförmigen Multifilamentsupraleiters
zu entnehmen, bei dem ein Leitervorprodukt des herzustellenden Leiters
mindestens einem Walzvorgang in einem Walzspalt zwischen einem Walzenpaar
unterzogen wird. Zur Optimierung der Deformationstoleranzen und
der kritischen Stromdichte ist vorgesehen, daß das Leitervorprodukt auf
seiner in den Walzspalt einlaufenden Seite unter eine vorbestimmte
Zugspannung, eine sogenannte rückwärtige Zugspannung,
gesetzt wird. Diese Zugspannung wird zwischen einer Abwickelrolle
einerseits und dem Walzenpaar andererseits eingestellt. Gegebenenfalls kann
das aus dem Walzspalt auslaufende, gewalzte Leitervorprodukt auf
entsprechende Weise unter eine weitere Zugspannung, eine sogenannte
frontwärtige Zugspannung,
gesetzt werden, die insbesondere größer als die rückwärtige Zugspannung
sein soll. Das Einstellen der einzelnen, verschiedenen Zugspannungen
ist jedoch verhältnismäßig aufwendig.
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Der
Erfindung liegt somit das Problem zugrunde, ein Verfahren anzugeben,
bei dem auf verhältnismäßig einfache
Weise eine weitere Verringerung der Leiterdicke und damit eine stärkere Pulververdichtung
möglich
ist, so daß die
Eingangs genannten Inhomogenitäten
erst bei wesentlich höheren
Umformgraden eintreten.
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Die
Aufgabe wird gelöst
mit einem Verfahren nach Anspruch 1. Zur Lösung dieses Problems ist bei einem
Verfahren der eingangs genannten Art erfindungsgemäß vorgesehen,
daß während wenigstens eines
Walzvorgangs zumindest der im Bereich der Walzeinrichtung befindliche
Abschnitt des Multifilamentleiters unter eine Zugspannung gesetzt
wird, die zwischen einer Abwickelvorrichtung und einer Aufwickelvorrichtung
drehmomentgesteuert eingestellt wird. Unter einem Multifilamentsupraleiter
ist hierbei noch nicht das fertige Endprodukt, sondern ein Leitervor-
oder -zwischenprodukt zu verstehen, das erst mittels des erfindungsgemäßen Walzschrittes
sowie gegebenenfalls weiterer Walzschritte und im allgemeinen mittels
mindestens eines Glühschrittes
in das Endprodukt des gewünschten
Multifilamentsupraleiters zu überführen ist.
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Anders
als beim bisherigen Walzen, bei dem der zu verformende Leiter (Leitervorprodukt)
einfach oder in verhältnismäßig aufwendiger
Weise mit einer rückwärtigen Zugspannung
zwischen den Walzen und einer Abwickelspule beaufschlagt durch die
Walzeinrichtung hindurchläuft,
wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
der Leiter durch den Bereich der Walzeinrichtung, wo also die Belastung
auftritt, unter Vorspannung hindurchgeführt. Diese Vorspannung wird
durch die erforderlichen Mittel zum Bewegen des Leitervorproduktes
durch den Walzspalt in Form von Ab- und Aufwickelvorrichtungen drehmomentgesteuert
eingestellt. D. h., der bereits vorgespannte Leiter wird dem Walzprozeß ausgesetzt.
Hierdurch wird vorteilhaft die Belastung des Materials im Walzspalt,
hervorgerufen durch die Walzen selbst, reduziert, d. h., die Belastung,
die zur Erreichung eines gewissen Verformungsgrades nötig ist,
ist bedingt durch die anliegende Zugspannung (in Form einer Vorspannung)
wesentlich geringer als sie bei den bisherigen Walzverfahren erforderlich
ist. Hierdurch treten belastungsbedingte Inhomogenitäten wie
beispielsweise das Sausaging oder die Abschnürung etc. erst bei deutlich
höheren
Umformgraden auf. Es läßt sich
also eine wesentlich größere Dickenreduktion
des Bandleitervorproduktes und damit eine deutlich stärkere Pulververdichtung
erzielen. Die gesteigerte Pulverdichte gewährt eine bessere Texturierung
des Supraleiterpulvers und somit eine deutlich größere Stromtragfähigkeit.
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Um
auf einfache Weise den im Bereich der Walzeinrichtung befindlichen
Leiterabschnitt unter Zugspannung zu setzen, werden erfindungsgemäß die erforderlichen
Vorrichtungen zum Bewegen des Multifilamentleiters durch die Walzeinrichtung
entsprechend gesteuert, d. h., es erfolgt eine entsprechende Bewegungssteuerung
zum Anlegen der Zugspannung. Erfindungsgemäß werden hierbei die insbesondere
als Wickelrollen oder -haspeln ausgebildeten Bewegungsvorrichtungen
zur Beaufschlagung einer während
des Walzens des gesamten Multifilament-Leiters im wesentlichen konstanten Zugspannung
drehmomentgesteuert. In der Regel wird der zu walzende Leiter von
einer ersten Wickelrolle oder -haspel, auf welcher er aufgewickelt ist,
abgewickelt, durch die Walzeinrichtungführung auf einer zweiten Wickelrolle
oder -haspel wiederum aufgewickelt. Um hier eine konstante Zugspannung
während
des Walzens des gesamten Leiters anzulegen, ist eine Drehmomentsteuerung
zweckmäßig, da
sich hierdurch auf einfache Weise die aufgrund des Ab- bzw. Aufwickelns
des Leiters auf die jeweilige Rolle bzw. Haspel ergebenden Schwankungen
auf einfache Weise ausgleichen lassen.
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In
der Regel erfolgt nach einem Walzschritt eine Glühbehandlung, nämlich ein
Reaktionsglühen und
ein Texturieren, wobei sich hieran wiederum ein Walzschritt und
eine erneute Glühbehandlung
anschließt.
In einem solchen Fall kann erfindungsgemäß der Abschnitt während wenigstens
einem der oder den der ersten Glühung
vorausgehenden Walzvorgänge
unter Zugspannung gesetzt werden. Zusätzlich oder alternativ hierzu
kann der Abschnitt erfindungsgemäß auch während wenigstens
eines der oder den Glühungen
nachfolgenden Walzvorgänge unter
Zugspannung gesetzt werden. Dabei kann die zu beaufschlagende Zugspannung
wenigstens 5 N/mm2, insbesondere wenigstens
10 N/mm2 betragen, im Bedarfsfall auch höher, vorzugsweise über 15 N/mm2 liegen.
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Die
Erfindung betrifft ferner einen bandförmigen Multifilamentsupraleiter
aus einem metalloxidischen Supraleitermaterial, das zumindest teilweise ein
Bi-Cuprat mit einer Hoch-Tc-Phase insbesondere vom
2223-Typ aufweist und von mindestens einem normalleitenden Matrixmaterial
umgeben ist, wobei dieser Leiter nach dem beschriebenen Verfahren hergestellt
ist.
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Die
Zeichnung zeigt in einer Prinzipskizze, wie im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens gearbeitet
wird. Gezeigt ist eine Walzeinrichtung 1 umfassend zwei
Walzen 2, zwischen denen ein zu walzendes Leitervorprodukt 3 eines
Multifilamentsupraleiters hindurchgeführt wird. Die Bewegung des Leitervorpro duktes 3 erfolgt
mittels zweier Wickelrollen oder -haspeln 4 bzw. 5.
Die Steuerung der Wickelrollen oder -haspeln 4 und 5 erfolgt
derart, daß das
Leitervorprodukt 3, soweit es von diesen abgewickelt ist,
unter Vorspannung steht, wobei es allein darauf ankommt, daß zumindest
der Abschnitt des Leitervorprodukts 3, das zwischen den
beiden Walzen 2 ein- und ausläuft, unter der entsprechenden Zugspannung
steht. Die anliegende Zugspannung ist durch den Doppelpfeil A angedeutet.
Diese Zugspannung sollte wenigstens 5 N/mm2 (=
5 MPa) betragen, vorzugsweise jedoch mindestens 10 N/mm2 betragen und
insbesondere über
15 N/mm2 liegen. Bedingt durch die anliegende
Zugspannungbelastung des Leitermaterials im Walzenspalt, die für das Erreichen einer
gewissen Verformung notwendig ist, kann der Walzendruck reduziert
werden, d. h. zur Erzielung eines bestimmten Verformungsgrades ist
ein geringerer Walzendruck (Pfeile B) nötig, im Vergleich zu dem Fall,
in dem keine Zugspannung anliegen würde. Es kann also auf diese
Weise ohne Erhöhung
der tatsächlich
wirkenden, walzbedingten Belastung eine größere Reduktion des Leitervorproduktes
und damit eine stärkere
Pulververdichtung erreicht werden, ohne daß die Gefahr des Auftretens
von Inhomogenitäten
der beschriebenen Art besteht. Die erhöhte Pulverdichte führt zu einer
deutlich größeren Stromtragfähigkeit
und zu einer besseren Texturierung des Supraleitermaterials in dem
in bekannter Weise fertigzustellenden Leiterendprodukt eines Multifilamentsupraleiters.