DE19858738C2 - Verfahren zur Herstellung von 3-Isochromanon - Google Patents
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls
substituiertem 3-Isochromanon ausgehend von 2-Halogenmethylphenylacetonitril.
3-Isochromanon ist ein wichtiges Zwischenprodukt bei der Herstellung spezieller
Pflanzenschutzmittel, insbesondere von Fungiziden des aus EP-A-0 278 595 be
kannten Strobilurin Typs. Für die Herstellung von 3-Isochromanon sind aus der
Literatur verschiedene Verfahren bekannt.
Im Labormaßstab ist die Darstellung von 3-Isochromanon beispielsweise über eine
Baeyer-Villiger-Oxidation von 2-Indanon möglich. Aus Synthesis 1973, 107 ist es
bekannt, 2-Indanon in Gegenwart von Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure und Essig
säureanhydrid zu oxidieren. Nachteilig ist hierbei, daß das 3-Isochromanon in einer
Ausbeute von nur 68% erhalten wird.
In Synthesis 1981, 818, Synthesis 1987, 497 sowie J. Heterocyclic Chem. 32, (1995)
73 wird ferner beschrieben, die Oxidation von 2-Indanon in Gegenwart von
3-Chlorperbenzoesäure durchzuführen. Hierbei werden Ausbeuten von 86 bzw. 90%
erhalten, wofür aber eine unvergleichlich lange Reaktionszeit von 20 bis 24 Stunden
bzw. sogar 10 Tagen nötig ist. Aus Synth. Commun. 1989, 829 ist es bekannt, eine
Mischung von 3-Chlorperbenzoesäure und Trifluoressigsäure zur Oxidation einzu
setzen. Hierdurch wird die Reaktionszeit zwar verkürzt, die Ausbeute liegt jedoch bei
nur 71%.
Aus J. Chem. Soc. 1949, 1720 ist bekannt, die Oxidation von 2-Indanon unter Ein
satz einer Mischung aus Kalium-peroxomonoschwefelsäure und Schwefelsäure
durchzuführen. Synthesis 1991, 739 beschreibt weiterhin die Verwendung von Per
oxotrifluoressigsäure oder Natriumpercarbonat und Trifluoressigsäure. Selbst bei
langen Reaktionszeiten von 15 Stunden werden jedoch nur Ausbeuten von 78%
erhalten.
Gemeinsam ist allen vorgenannten Varianten der Baeyer-Villiger Reaktion, daß die
Verwendung von Wasserstoffperoxid oder Peroxyverbindungen bei einer Durch
führung des Verfahrens im technischen Maßstab zu Sicherheitsrisiken führt. So ist
auf die exakte Einhaltung der Reaktionstemperatur zu achten und ferner die Zugabe
des Wasserstoffperoxids bzw. der Peroxysäuren genau zu kontrollieren, um einen zu
hohen Überschuß dieser Verbindungen im Reaktionssystem zu vermeiden. In vielen
Fällen kommt es ferner zur Bildung labiler Reaktionszwischenprodukte, wie bei
spielsweise Diacetylperoxid.
3-Isochromanon kann ferner aus 2-Methoxycarbonylmethylbenzoesäure durch Um
setzung mit a) Ethylchlorformiat in Triethylamin und b) mit Natriumborhydrid ge
wonnen werden (Chem. Pharm. Bull. 16 (1968), 492, 496). Auch durch Reaktion von
Isochroman-3-ol mit Chromtrioxid ist 3-Isochromanon zugänglich (Tetrahedron
Letters 1973, 2359).
Ein anderer Weg zur Darstellung von 3-Isochromanon umfaßt zwei Stufen: Zunächst
wird o-Tolylessigsäure mit N-Bromsuccinimid (NBS) unter Bildung von 2-Brom
methylphenylessigsäure umgesetzt, und anschließend erfolgt ein Ringschluß dieser
2-Brommethylphenylessigsäure im basischen Milieu zum 3-Isochromanon (Zh.
Org. Khim. 9 (1973), 2145). Durch den Einsatz des teuren Bromierungsreagenzes im
ersten Schritt ist dieses Verfahren jedoch in technischem Maßstab nicht wirt
schaftlich durchführbar. Gemäß WO 97/48692 kann das Verfahren aber verbessert
werden, indem im ersten Schritt o-Tolylessigsäure mit Sulfurylchlorid und Azo-bis-
isobutyronitril (AIBN) als Radikalstarter umgesetzt wird. Im zweiten Schritt wird
dann die gebildete 2-Chlormethylphenylessigsäure mit einer Base in 3-Iso
chromanon umgewandelt. Der erste Schritt erfolgt in einem inerten Lösungsmittel
bei Temperaturen von 50-90°C. Als Basen können im zweiten Schritt übliche Ver
bindungen wie Alkali- oder Erdalkalimetallhydroxide sowie Alkalimetallcarbonate
eingesetzt werden. Nachteilig an diesem Verfahren sind jedoch die nur geringen Ge
samtausbeuten von 49 bis 60%.
Vor dem Hintergrund der aufgezählten Nachteile der bisher bekannten Verfahren zur
Synthese von 3-Isochromanon bestand die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
darin, ein verbessertes Verfahren bereitzustellen, das die Herstellung von 3-Iso
chromanon in verfahrenstechnisch einfacher und sicherheitstechnisch ungefährlicher
Weise mit hohen Ausbeuten ermöglicht.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls
substituiertem 3-Isochromanon der Formel I, bei dem 2-Halogenmethylphenyl
acetonitrile der Formel II mit einer Halogenwasserstoffsäure umgesetzt werden,
wobei
R1, R2, R3 und R4 gleich oder verschieden sind und H, Halogen, OH oder OR5, wobei
R5 für C1- bis C4-Alkyl steht, bedeuten oder R1 und R2 oder R2 und R3 oder R3 und R4 ge meinsam einen C3- oder C4-Alkylenrest oder einen C3- oder C4-Alkenylrest bilden und X für Chlor oder Brom steht und wobei die Halogenwasserstoffsäure dem Reaktionssystem als solche zugesetzt wird.
R1, R2, R3 und R4 gleich oder verschieden sind und H, Halogen, OH oder OR5, wobei
R5 für C1- bis C4-Alkyl steht, bedeuten oder R1 und R2 oder R2 und R3 oder R3 und R4 ge meinsam einen C3- oder C4-Alkylenrest oder einen C3- oder C4-Alkenylrest bilden und X für Chlor oder Brom steht und wobei die Halogenwasserstoffsäure dem Reaktionssystem als solche zugesetzt wird.
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird als Halogenwasserstoffsäure bevorzugt Salz
säure oder Bromwasserstoffsäure eingesetzt.
Bevorzugt sind R1, R2, R3 und R4 gleich oder verschieden und stehen für Wasserstoff oder
Halogen, insbesondere Chlor oder Brom.
Insbesondere stehen alle vier Reste R1 bis R4 für Wasserstoff oder einer der vier
Reste für Chlor oder Brom, während die drei übrigen Reste Wasserstoff bedeuten.
Die Umsetzung des 2-Halogenmethylphenylacetonitrils der Formel II mit der Halo
genwasserstoffsäure stellt eine saure Hydrolyse dar und läuft somit bei einem pH-
Wert von 0 bis 7, bevorzugt 0,5 bis 5, insbesondere 1,5 bis 4,5 ab. Die Reaktionstemperatur
liegt bei 70 bis 150°C, bevorzugt 80 bis 120°C und insbesondere 90 bis 110°C. Das molare
Verhältnis von Halogenwasserstoffsäure zu 2-Halogenmethylphenylacetonitril liegt
bei (0,1 bis 10) : 1, bevorzugt bei (0,5 bis 5) : 1 und insbesondere bei (3 bis 5) : 1. Für die
Durchführung der Reaktion ist kein Lösungsmittel erforderlich. Wird ein Lösungs
mittel verwendet, so wird bevorzugt das Lösungsmittel eingesetzt, das im Anschluß
an die Umsetzung auch zur Extraktion des 3-Isochromanons aus der Wasserphase
verwendet wird. Üblicherweise kommen organische Lösungsmittel wie Toluol, Me
thylenchlorid, Chlorbenzol oder Fluorbenzol zum Einsatz.
Bei der sauren Hydrolyse des erfindungsgemäßen Verfahrens werden aus dem
2-Halogenmethylphenylacetonitril zunächst die 2-Halogenmethylphenylessigsäure
sowie im Gleichgewicht damit 2-Hydroxymethyl-phenylessigsäure gebildet, die
beide zum 3-Isochromanon cyclisieren. Es ist daher wichtig, daß der pH-Wert von
0 bis 7 im Verlauf der Reaktion eingehalten wird. Als besonders günstig hat es sich
sogar erwiesen, den pH-Wert im Reaktionsverlauf innerhalb des vorgegebenen
Wertebereichs, d. h. auf einen pH-Wert von maximal 7, bevorzugt maximal 5 und ins
besondere maximal 4,5 zu erhöhen, um das 3-Isochromanon quantitativ zu erhalten.
Dies wird durch Verdünnung des Systems mit Wasser oder partielle Neutralisation
mit einer Alkalimetallbase, bevorzugt NaOH oder KOH, erreicht.
Es ist ferner sinnvoll, daß Reaktionsgemisch intensiv zu rühren, wodurch eine mög
lichst geringe Reaktionszeit von üblicherweise 2 bis 24 Stunden erreicht werden kann.
Durch Zusatz katalytischer Mengen eines Alkalimetalliodids, insbesondere Kalium
iodid, oder von Iodwasserstoffsäure kann die Reaktion zusätzlich beschleunigt
werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß es die Herstellung
von 3-Isochromanon in Ausbeuten von mindestens 90% ermöglicht. Aufgrund
dieser hohen Ausbeute entstehen unerwünschte Nebenprodukte nur in geringer
Menge, insbesondere die Bildung der biologisch schwer abbaubaren Dibenzylether
wird vermieden.
2-Halogenmethylphenylacetonitrile der Formel I sind prinzipiell durch Photohalo
genierung der entsprechenden 2-Methylphenylacetonitrile in organisch-wäßrigen
Systemen bei einem pH-Wert von -1 bis +7 herstellbar. Dieses Verfahren ist
Gegenstand der deutschen Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen 198 587 37.6.
Die Photochlorierung von 2-Methylphenylacetonitril wird bei einer Temperatur von
-10 bis +30°C durchgeführt, während die entsprechende Photobromierung bei +10
bis +60°C erfolgt.
Die Herstellung von 2-Brommethylphenylacetonitril ist alternativ auch durch
Bromierung von 2-Methylphenylacetonitril mit N-Bromsuccinimid (NBS) als
Bromierungsreagenz und Dibenzoylperoxid (DBP) als Radikalstarter möglich (J.
Heterocycl. Chem. 16 (1979), 1443).
Zu 111,6 g Salzsäure 37% werden 120 g 2-Brommethylphenylacetonitril gegeben
und das Gemisch unter Rühren auf 100°C erwärmt und 4 Stunden nachgerührt. Im
Verlauf von 12 Stunden werden unter Rühren bei 100°C 696 g Wasser zugefügt und
anschließend noch 8 Stunden nachgerührt. Dem Gemisch werden dann in der Hitze
60 g Methylenchlorid zugefügt und dieses dabei gleichzeitig auf Raumtemperatur
abgekühlt. Die erhaltene Wasserphase wird noch zweimal mit je 60 g Methylen
chlorid extrahiert. Der erhaltene Methylenchloridextrakt wird anschließend in 490 g
Toluol bei 80°C eingetragen, dabei das Methylenchlorid abdestilliert und zurück
gewonnen. Die toluolische Lösung wird heiß filtriert und zur Kristallisation abge
kühlt. Nach Filtration und Trocknung werden 59 g 3-Isochromanon mit einem Gehalt
von 99,3% erhalten. Von der Mutterlauge werden 300 g Toluol abdestilliert und
weitere 11,7 g Produkt mit einem Gehalt von 99,1% erhalten. In der Mutterlauge
verbleiben danach 5,9 g Produkt mit einem Gehalt von 70%.
Die chemische Ausbeute an 3-Isochromanon liegt somit bei 90%.
Auf dieselbe Weise lassen sich aus 50 g 2-Chlormethylphenylacetonitril 39 g 3-Iso
chromanon mit einem Gehalt von 98,5% erhalten, entsprechend einer chemischen
Ausbeute von 90%.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung von gegebenenfalls substituiertem 3-Isochromanon der
Formel I, dadurch gekennzeichnet, daß 2-Halogenmethylphenylacetonitrile der Formel
II mit einer Halogenwasserstoffsäure umgesetzt werden,
wobei
R1, R2, R3 und R4 gleich oder verschieden sind und H, Halogen, OH oder OR5, wobei
R5 für C1- bis C4-Alkyl steht, bedeuten oder R1 und R2 oder R2 und R3 oder R3 und R4 gemeinsam einen C3- oder C4-Alkylenrest oder einen C3- oder C4-Alkenylrest bilden und X für Chlor oder Brom steht
und wobei die Halogenwasserstoffsäure dem Reaktionssystem als solche zugesetzt wird.
wobei
R1, R2, R3 und R4 gleich oder verschieden sind und H, Halogen, OH oder OR5, wobei
R5 für C1- bis C4-Alkyl steht, bedeuten oder R1 und R2 oder R2 und R3 oder R3 und R4 gemeinsam einen C3- oder C4-Alkylenrest oder einen C3- oder C4-Alkenylrest bilden und X für Chlor oder Brom steht
und wobei die Halogenwasserstoffsäure dem Reaktionssystem als solche zugesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Halogenwasser
stoffsäure Salzsäure oder Bromwasserstoffsäure eingesetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß alle Reste R1, R2, R3
und R4 für Wasserstoff stehen oder einer der vier Reste für Chlor oder Brom steht,
während die drei übrigen Reste Wasserstoff bedeuten.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert 0 bis 7 beträgt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Reaktionstemperatur bei 70 bis 150°C liegt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das molare Verhältnis von Halogenwasserstoffsäure zu 2-Halo
genmethylphenylacetonitril bei (0,1 bis 10) : 1 liegt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß man dem Reaktionsgemisch nach der Umsetzung ein organisches Lösungsmittel
zusetzt, um das 3-Isochromanon abzutrennen.
8. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert während der
Umsetzung durch Zugabe von Wasser oder
einer Alkalimetallbase auf einen Wert von maximal 7 erhöht wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man bei der Umsetzung als Katalysator ein Alkalimetalliodid oder
Iodwasserstoffsäure zusetzt.
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Owner name: BAYER CHEMICALS AG, 51373 LEVERKUSEN, DE |
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8327 | Change in the person/name/address of the patent owner |
Owner name: LANXESS DEUTSCHLAND GMBH, 51373 LEVERKUSEN, DE |
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