DE19854366C1 - Verfahren zur Anpassung einer Auslöseschwelle von Insassenschutzeinrichtungen - Google Patents
Verfahren zur Anpassung einer Auslöseschwelle von InsassenschutzeinrichtungenInfo
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Abstract
Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Anpassung einer Auslöseschwelle von Insassenschutzeinrichtungen, insbesondere in Kraftfahrzeugen, wobei die Auslöseschwelle mit einem beschleunigungsabhängigen Wert verglichen und beim Überschreiten der Auslöseschwelle eine bestimmte oder mehrere Insassenschutzeinrichtungen ausgelöst werden. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Auslöseschwelle in Abhängigkeit von der alters- und laufdauerbedingten Belastung des Fahrzeuges korrigiert wird. Beispielsweise eine elektronische Uhr sowie der abgespeicherte Herstellungszeitpunkt oder/und ein Betriebsstundenzähler und/oder eine elektronische Kilometerstandsmessung können genutzt werden, um daraus die alters- und laufdauerbedingte Belastung des Fahrzeuges abschätzen und den Korrekturbetrag für die Auslöseschwelle ableiten zu können.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Anpassung einer Auslöseschwelle
von Insassenschutzeinrichtungen gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
Im Stand der Technik sind Vorrichtungen und Verfahren bekannt, welche
sicherheitsrelevante beschleunigungsabhängige Werte, beispielsweise die
aktuelle Beschleunigung, das Beschleunigungsintegral bzw. die Geschwindig
keitsänderung messen. Darüber hinaus sind Vorrichtungen bekannt, welche
Insassenschutzeinrichtungen in Abhängigkeit von den gemessenen sicher
heitsrelevanten Werten auslösen. Dazu werden diese Werte mit Schwell
werten zur Auslösung, sogenannten Auslöseschwellen, verglichen.
Darüber hinaus ist der gattungsbildenden Patentschrift DE 38 16 591 bereits
eine Auslösevorrichtung zu entnehmen, welche einen anpaßbaren Schwell
wert aufweist. So wird der Schwellwert an besondere Anfallsituationen in
Abhängigkeit von ermittelten Betriebsparametern des Fahrzeugs angepaßt,
um die Auslöseempfindlichkeit der Rückhaltemittel zu vergrößern. Als Kor
rekturgröße des Schwellwertes wird hier in dieser Schrift die Geschwindig
keitsänderung gelehrt. Eine optimale Anpassung ist jedoch bisher nur für
neue Kraftfahrzeuge gegeben, da Langzeitversuche zeigen, daß die Fahr
zeugkarosseriesteifigkeit bei manchen Fahrzeugtypen über die Lebensdauer
bzw. einen entsprechenden Kilometerstand infolge Materialermüdung sich
erheblich verändert. So zeigen Versuche, daß zum Teil Auffahrunfälle mit
älteren Fahrzeugen nicht zur Auslösung der Insassenschutzeinrichtung
führen.
Aus der DE 43 05 172 A1 ist im Zusammenhang mit der Fahrzeugalterung die
Überwachung eines sicherheitsrelevanten Elements, bspw. eines Airbags, zu
entnehmen, wobei beim Erreichen der Lebensdauergrenze ein Warnsignal
erfolgt. Dabei wird jedoch nur der Airbag selbst, nicht auch die für die
Sicherheit der Insassen ebenfalls wichtigen Karosserieteile betrachtet. Eine
Anpassung erst bei Erreichen der Lebensdauergrenze ist nicht tragbar. Ein
dann erforderlicher Austausch der Insassenschutzeinrichtung teuer.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Anpassung einer
Auslöseschwelle von Insassenschutzeinrichtungen zu zeigen, welches ein
zuverlässiges Ansprechen der Schwellen auch bei älteren Fahrzeugen
ermöglicht.
Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst, indem
eine automatische Anpassung der Auslöseschwelle in Abhängigkeit der
Alters- bzw. Laufdauer bedingten Belastung des Fahrzeuges erfolgt. Die
untergeordneten Patentansprüche beschreiben vorteilhafte Weiter
bildungen der Erfindung. So erweist es sich als besonders vorteilhaft, das
zeitliche Fahrzeugalter als Korrekturgröße zu verwenden, da dieses relativ
einfach zu ermitteln ist, indem die Differenz aus einem gespeicherten
Herstellungszeitpunkt und ermittelten aktuellen Zeitpunktes bestimmt
wird. Alternativ oder ergänzend ist die Verwendung eines Betriebsstunden
zählers denkbar. Als Korrekturgröße für die Laufdauer bedingte Belastung
des Fahrzeuges kann auch der Kilometerstand oder eine Kombination dieser
Korrekturgrößen verwendet werden. Die Auslöseschwelle wird mit zu
nehmender Fahrzeugalterung beim Überschreiten bestimmte Altersstufen
stufenweise herabgesetzt. Es erweist sich als besonders vorteilhaft, dieses
Verfahren parallel zu anderen Verfahren der Anpassung von Auslöse
schwellen für Insassenschutzeinrichtungen zu verwenden.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen bezug
nehmend auf die Fig. 1 bis 3 näher erläutert werden.
Fig. 1 Blockschaltbild einer Anordnung zur Auslösung von Insassen
schutzeinrichtungen mit einer anpassbaren Auslöseschwelle.
Fig. 2 Vergleich des Beschleunigungsverlaufs bei einem neuen und
einem alten Fahrzeug
Fig. 3 Vergleich des Geschwindigkeitsverlaufs als Integralwert der
Beschleunigung bei einem neuen und einem alten Fahrzeug
Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild einer Anordnung zur Ansteuerung von
Insassenschutzeinrichtungen, bestehend aus einer Sensorikeinheit 1, einer
Einheit zur Meßwertaufbereitung 2, einer veränderbaren Auslöseschwelle 3
und einer Auslöseeinheit 4 sowie einer Einheit 5 zur Bestimmung der alters-
und laufdauerbedingten Belastung des Fahrzeuges. Die Sensorik 1 mißt
kontinuierlich sicherheitsrelevante beschleunigungsabhängige Werte, bei
spielsweise mittels eines Beschleunigungssensors. Die Meßwertaufberei
tungseinheit 2 verarbeitet die Signale der Sensorik 1 und leitet den auf
bereiteten Wert zur Auslöseschwelle 3. Wird die Auslöseschwelle über
schritten, erfolgt ein Impuls zur Auslöseeinheit 4 welche ihrerseits die
Insassenschutzeinrichtung aktiviert. Um die Auslöseschwellenabhängigkeit
von der alters- und laufdauerbedingten Belastung des Fahrzeuges
automatisch anpassen zu können, ist eine Einheit zur Bestimmung dieser
Belastung vorgesehen, welche eine Korrekturgröße erzeugt, die wiederum
automatisch auf die Auslöseschwelle wirkt.
Die Fig. 2 und 3 verdeutlichen die Anpassung der Auslöseschwelle an die
alters- und laufdauerbedingte Belastung des Fahrzeuges. So zeigt Fig. 2
den zeitlichen Verlauf des aufbereiteten Beschleunigungssignals, Funktion 1
ist dabei charakteristisch für einen frontalen Aufprall mit einer hohen
Geschwindigkeit (ca. 80 km pro Stunde) für ein neues Fahrzeug (bspw. 10 km
gefahren), währenddessen Funktion 2 den Zeitverlauf der Beschleunigungs
kräfte für ein altes Fahrzeug (100.000 km gefahren) charakterisiert. Fig. 3
zeigt dazu das üblicherweise in der Meßwertaufbereitung 2 ermittelte
Geschwindigkeitssignal v als Integral über die jeweilige Beschleunigung.
Verändert sich aufgrund der alters- und laufdauerbedingten Belastung des
Fahrzeuges dessen Karosseriesteifigkeit, beispielsweise durch Ermüdungs
erscheinungen von tragenden Teilen oder Lötstellen bzw. Rost, so verändert
sich der Beschleunigungs- und damit auch der Geschwindigkeitsverlauf im
vorderen Zeitbereich, wenngleich letztlich der gleiche Geschwindigkeits
betrag abgebaut wird. Dieser vordere Zeitbereich ist aber für eine recht
zeitige Auslösung der Insassenschutzeinrichtung entscheidungsrelevant, wie
in Fig. 3 anhand des spätestmöglichen Auslösezeitpunktes tx zu erkennen.
Während bei einem Neufahrzeug (f1) bereits zum Zeitpunkt t1 die für
Neufahrzeuge eingestellte Auslöseschwelle AS1 erreicht wird, reagiert der
Geschwindigkeitsverlauf bei einem alten Fahrzeug (f2) am Anfang langsamer
als bei einem neuen Fahrzeug, so daß bei einer Fahrleistung von über
100.000 km auch im Falle eines Hochgeschwindigkeitsaufpralls bis tx die für
Neufahrzeuge eingestellte Auslöseschwelle AS1 nicht erreicht wird und
somit keine Insassenschutzeinrichtung aktiviert würden. Es erweist sich
daher als äußerst vorteilhaft, die Auslöseschwelle um den Betrag ΔAS auf
eine korrigierte Auslöseschwelle AS2 herabzusetzen. Der Betrag ΔAS bzw. die
neue Auslöseschwelle AS2 sind dabei so zu wählen, daß damit eine gezielte
Auslösung von Insassenschutzeinrichtungen bei Hochgeschwindigkeits
unfällen möglich wird und weiterhin bei Niedergeschwindigkeitsaufprallen
eine Auslösung unterdrückt wird. Das hier in Fig. 3 skizzenhaft in einer
Abstufung gezeigte Verändern der Auslöseschwelle kann selbstverständlich
stufenweise mehrfach entsprechend der Laufzeitbelastung erfolgen.
Da eine Vielzahl konstruktionsbedingter Einflußgrößen auf die Veränderung
des Crashverhaltens wirken, erscheint es sinnvoll, für jeden Fahrzeugtyp
individuelle Abstufungsschritte entsprechend der Fahrzeugbelastung zu
definieren und in der Einheit 5 abzulegen. Die Veränderungen des Crash
verhaltens sind insbesondere von der Größe und damit der Steifigkeit der
Neufahrzeuge abhängig. Beispielsweise durch eine Reihe von Crashver
suchen mit langzeitgetesteten Fahrzeugen der Probeserie können Kenn
linien über die Veränderung des Crashverhaltens ermittelt und dann als
Kennlinien oder ähnliches angelegt werden, um eine automatische An
passung für die Kundenserienfahrzeuge zu ermöglichen.
Dem Ingenieur stehen dabei zahlreiche Möglichkeiten offen, die alters- und
laufdauerbedingte Belastung auch bei Kundenserienfahrzeugen automa
tisch abzuleiten beziehungsweise abzuschätzen. So können die technischen
Besonderheiten des Fahrzeuges, insbesondere bereits vorhandene Ein
richtungen, wie z. B. eine elektronische Uhr, ein Betriebsstundenzähler, der
gekoppelt mit der Zündung die aktiven Betriebsstunden des Fahrzeugs
zählt, oder eine elektronische Kilometerstandsmessung genutzt werden, um
daraus die Belastung abschätzen und automatisch den Korrekturbetrag für
die Auslöseschwelle abzuleiten zu können, beispielsweise durch eine
Schwelle, eine Tabelle oder eine Kennlinienfunktion.
Die Verwendung eines Verfahrens zur Anpassung der Auslöseschwelle in
Abhängigkeit von der alters- und laufdauerbedingten Belastung kann
parallel zu anderen Verfahren der Anpassung von Auslöseschwellen für
Insassenschutzeinrichtungen verwendet werden, beispielsweise parallel zur
Herabsetzung der Auslöseschwelle bei Früherkennung eines Unfalls mittels
eines Precrashsensors, indem alle verwendeten Auslöseschwellen auch in
Abhängigkeit von der alters- und laufdauerbedingten Belastung des
Fahrzeuges korrigiert werden.
Claims (4)
1. Verfahren zur Anpassung einer Auslöseschwelle (AS) von Insassenschutz
einrichtungen, insbesondere in Kraftfahrzeugen, wobei die Auslöseschwelle
(AS) mit einem beschleunigungsabhängigen Wert (v = ∫adt) vergliche wird und
beim Überschreiten der Auslöseschwelle (AS) eine bestimmte oder mehrere
Insassenschutzeinrichtungen (4) ausgelöst werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Auslöseschwelle (AS1 → AS2) in Abhängigkeit von der alters- und
laufdauerbedingten Belastung des Fahrzeuges korrigiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß:
- a) das zeitliche Fahrzeugalter als Differenz aus einem gespeicherten Herstellungszeitpunkt und einem ermittelten aktuellen Zeitpunkt, und/oder
- b) die mittels eines Betriebsstundenzähler ermittelten Betriebsstunden und/oder
- c) der Kilometerstand als Korrekturgröße verwandt wird.
3. Verfahren nach einem der obenstehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Auslöseschwelle mit zunehmender Fahrzeugalterung bei
Überschreiten bestimmter Alterungsstufen stufenweise herabgesetzt wird.
4. Verwendung eines Verfahrens nach einem der voranstehenden
Ansprüche parallel zu anderen Verfahren der Anpassung von Auslöse
schwellen für Insassenschutzeinrichtungen, indem alle verwendeten
Auslöseschwellen in Abhängigkeit von der alters- und laufdauerbedingten
Belastung des Fahrzeuges korrigiert werden.
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