DE19852221A1 - Verfahren zur beschleunigten Erdreichstabilisierung - Google Patents
Verfahren zur beschleunigten ErdreichstabilisierungInfo
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Abstract
Beschrieben wird ein Verfahren zur Stabilisierung und Verfestigung von Erdreich, wobei eine wäßrige PVAc-Dispersion in Kombination mit eine wäßrige Alkalimetallsilikatlösung mit dem Erdreich in Kontakt gebracht wird.
Description
Die vorliegende Anmeldung betrifft eine Verbesserung und Erweiterung der in der älteren
deutschen Patentanmeldung DE 43 24 474 geschilderten Lehre zur Oberflächenverfestigung
von Sand und/oder Erdreich - im nachfolgenden durchgehend als Erdreich bezeichnet.
Beschrieben ist in dieser älteren Anmeldung eine Modifikation des an sich bekannten
Verfahrens, durch Auftrag und Eintrag von wäßrigen Polymerdispersionen auf
beziehungsweise in die Erdreichoberflächenschichten eine zumindest temporäre Verfestigung
auszubilden. Das Wasser des eingetragenen Imprägniermittels trocknet in vergleichsweise
kurzer Zeit auf, die zurückbleibende Polymerphase verfestigt die körnige Struktur des
behandelten Erdreichs, ohne dabei die Wasserdurchlässigkeit dieser Schichten in
unzumutbarer Weise zu beeinträchtigen. Eine solche Oberflächenverfestigung beschränkt sich
nicht auf Erdreich im engeren Sinne. Auch die entsprechende Stabilisierung von anderen
Oberflächenbereichen, die beispielsweise gegen Winderosion geschützt werden müssen, fällt
in die Lehre des erfindungsgemäßen Handelns. Als Beispiele seien hier benannt: Deponien
und/oder Abraumhalden mit oder ohne Auftrag einer Abdeckung durch Mutterboden oder
andere Schutzschichten.
Entwicklung und Praxis beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der auch der Erfindung
zugrundeliegenden Konzeption, partikuläre Feststoffe miteinander verklebende synthetische
Kunststoffe in Form ihrer wäßrigen Dispersionen beziehungsweise Emulsionen auf die zu
verfestigenden Flächen aufzutragen und dort aufzutrocknen. Besondere praktische Bedeutung
kommt in diesem Zusammenhang wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersionen zu - im
nachfolgenden auch als PVAc-Dispersionen bezeichnet. Beispielhaft sei auf die folgenden
Veröffentlichungen verwiesen: A. Kullmann et al. in "Archiv für Acker- und Pflanzenbau und
Bodenkunde", 22. Band, Heft 11 (1978), Seiten 713 bis 719 (Chemical Abstracts 91
(5): 38081u). Neben Polyvinylacetat werden als brauchbare Binder beschrieben: Butadie
ne-Styrol-Latex, ein Harnstoff/Formaldehyd-Polymer und eine Bitumenemulsion. Die Stabilisie
rung von Dünensand in entsprechender Weise gegen Regenbewitterung ist Gegenstand der
Veröffentlichung D. Gabriels et al. in "Soil Science", Vol 118, No. 5 (1974), Seiten 332 bis
338 (Chemical Abstracts 82 (15): 96945d). Auch hier ist ein Bindersystem auf Poly
vinylacetatbasis unter den bevorzugten Arbeitsmitteln angegeben. Aus den weiteren weltweit
durchgeführten Arbeiten sei lediglich beispielhaft auf einige Patentschriften verwiesen, siehe
in diesem Zusammenhang US-A-4072020, US-A-3887506, Chemical Abstracts 85
(21): 158730c (= HU-A-1 1654) sowie ZA-A-7501787.
Der Anforderungs- beziehungsweise Aufgabenkatalog für eine solche Verfestigung der
Erdreichoberfläche kann außerordentlich vielgestaltig sein. Ohne Anspruch auf
Vollständigkeit sei eine Reihe der in der Praxis geforderten Eigenschaften aufgezählt: Das
Material sollte widerstandsfähig wenigstens gegen Fußgängerverkehr sein, es darf durch die
jeweils vorliegenden Temperaturen, die Luftfeuchtigkeit und den Regen - für den jeweils
beabsichtigten Zeitraum - nicht beeinträchtigt werden, es muß auch gegenüber hohen
Windgeschwindigkeiten widerstandsfähig sein. Das aufzutragende Material sollte nicht
entflammbar sein und bei Lagerung sowie während und nach der Anwendung keine
Feuergefahr oder Explosionsgefahr darstellen. Bei Transport und Verarbeitung sollten
möglichst keine außergewöhnlichen Schutzmaßnahmen getroffen oder Schutzkleidung
getragen werden müssen. Die ausgehärtete Kunststoffimprägnierung sollte auf keimende
Pflanzen, auf wachsende Pflanzen und auf Tiere keine giftige Wirkung ausüben und dabei
möglichst farblos oder transparent sein.
Die Lehre der eingangs zitierten älteren Patentanmeldung DE 43 24 474 geht von der
Aufgabe aus, PVAc-Homopolymer-Dispersionen für den beschriebenen Einsatzzweck mit
Weichmachern auszurüsten, die einerseits das vielgestaltige technische Anforderungsprofil
erfüllen, zum anderen aber darüber hinaus bioverträglich sind und insbesondere ihrerseits
abgebaut werden können. Zugrunde liegt hier das Fachwissen, daß PVAc-Homopolymere
grundsätzlich bioverträglich und abbaubar sind, wenn auch der Abbau dieses Polymeren
vergleichsweise langsam vor sich geht. Zur einschlägigen Literatur siehe beispielsweise H.
Kastien et al. "Der quantitative mikrobiologische Abbau von Lackkunstharzen und
Polymerdispersionen", farbe + lack, 98. Jahrgang, 7/1992, 505-8. Gemäß der Lehre der
älteren Anmeldung werden als biologisch akzeptable Weichmacher für PVAc-Dispersionen
die folgenden ausgewählten Stoffklassen eingesetzt: Triester des Glycerins mit niederen
aliphatischen Monocarbonsäuren, Citronensäuretriester mit niederen aliphatischen
monofunktionellen Alkoholen und/oder epoxidierte Triglyceride wenigstens anteilsweise
olefinisch ungesättigter Fettsäuren.
Zu Einzelheiten der technischen Lehre gemäß der älteren Anmeldung DE 43 24 474 wird auf
deren Offenbarung verwiesen, die hiermit gleichzeitig auch zum Gegenstand der vorliegenden
Erfindungsoffenbarung gemacht wird.
Unter Einsatz der in der genannten älteren Anmeldung beschriebenen Verfestigungsmittel
gelingt es, im Oberflächenbereich des behandelten Bodens - beispielsweise bis zu
Schichtdicken im Bereich von einigen Zentimeter - optimierte Verfestigungen einzustellen,
die unter Normalbedingungen dem in der Praxis gestellten Anforderungsprofil genügen.
Allerdings hat sich gezeigt, daß die Aushärte- oder Verfestigungszeiten der oben
beschriebenen Verfestigungsmittel nicht in allen Fällen den Erfordernissen der Praxis
genügen. Dies gilt insbesondere für die Zeit, die bis zur endgültigen Verfestigung des
Erdreichs durch Behandlung mit den PVAc-Dispersionen verstreicht. So wird beispielsweise
bei der Behandlung von Oberflächen auf Flugplätzen eine sehr schnelle Aushärtezeit
gefordert, um die Beschränkungen des Flugverkehrs - während der Aushärtung sollte keine
Belastung des Bodens durch startende oder landende Flugzeuge erfolgen - auf einen
möglichst kurzen Zeitraum zu beschränken. Böden, die mit den Mitteln gemäß der älteren
Anmeldung DE 43 24 474 behandelt werden, benötigen aber in der Regel Aushärte- oder
Verfestigungszeiten von 8 bis 16 Stunden. Für den Einsatz z. B. auf Flugplätzen sollte dieser
Zeitraum auf deutlich unter 3 Stunden, vorzugsweise unter 2 Stunden, gesenkt werden.
Die Aufgabe, die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegt, war daher die Bereitstellung
eines beschleunigten Verfahrens zur Oberflächenverfestigung von Sand bzw. Erdreich.
Es wurde gefunden, daß bei der Bodenverfestigung mittels Polyvinylacetatpolymeren die
Mitverwendung von bestimmten Alkalimetallsilikaten zu einer beschleunigten Verfestigung
des behandelten Bodens führt.
In einer ersten Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur
beschleunigten Oberflächenverfestigung von Erdreich, wobei man daß zu verfestigende
Erdreich sowohl mit einer wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersion, die als biologisch abbaubare
Weichmacher Triester des Glycerins mit niederen aliphatischen Monocarbonsäuren,
Citronensäuretriestern mit niederen aliphatischen mono-funktionellen Alkoholen und/oder
epoxidierte Triglyceride teilweise oder vollständig olefinisch ungesättigter Fettsäuren sowie
gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe enthält, als auch - zeitgleich oder zeitverzögert - das
Erdreich mit einer wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung in Kontakt bringt.
Das vorliegende Verfahren kombiniert die an sich bekannte alleinige Verwendung von PVAc-Dis
persionen zur Erdreichstabilisierung mit der Verwendung eines Härters in Form einer
wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung. Die alleinige Verwendung von Alkalisilikaten führt zwar
zu einer schnellen und ausreichenden Verfestigung von Erdreich, allerdings ist ein derart
behandelter Boden weitgehend undurchlässig für Wasser. Es zeigte sich aber
überraschenderweise, daß bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, also der Kombination einer
Behandlung mit PVAc-Dispersionen in Kombination mit einer Behandlung mit wäßrigen
Alkalimetallsilikatlösungen sowohl eine schnelle Aushärtung des Bodens erfolgt und
gleichzeitig eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit gegeben ist. Es ist im Sinn des
erfindungsgemäßen Verfahrens möglich, das Erdreich sowohl zeitgleich mit der PVAc-Dis
persion und der wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung in Kontakt zu bringen, als auch die
beiden Schritte zeitlich verzögert durchzuführen. Bei einer zeitgleichen Durchführung kann
beispielsweise kurz vor der eigentlichen Anwendung eine Mischung der PVAc-Dispersion
und der Alkalimetallsilikatlösung hergestellt und diese Mischung dann mit dem Erdreich in
Kontakt gebracht werden. Eine zeitgleiche Aufbringung ist aber auch durch gleichzeitiges
Aufsprühen einer PVAc-Dispersion und einer Alkalimetallsilikatdispersion auf die selbe
Steile des Erdreichs möglich.
Das Verfahren kann auch zweistufig durchgeführt werden, wobei in einem ersten Schritt a)
das zu verfestigende Erdreich mit der wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersion und anschließend
zeitverzögert im Schritt b) mit der wäßrigen Alkalimetallisilikatlösung in Kontakt bringt.
Zeitverzögert heißt, daß zwischen Schritt a) und b) ein Zeitraum von 1 bis 30 Minuten und
vorzugsweise ein Zeitraum von 5 bis 15 Minuten liegt.
Das so behandelte Erdreich verfestigt sich schnell, d. h. spätestens 0,5 bis 2 Stunden nach der
erfindungsgemäßen Behandlung hat das Erdreich eine harte, feste Oberfläche ausgebildet.
Dies gilt insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit und /oder niedrigen Temperaturen, die
ansonsten eine schnelle Aushärtung der PVAc-Dispersion durch Verdunstung verhindert.
Im Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre wird das Alkalimetallsilikat in Form einer
wäßrigen Lösung im Anschluß an die Behandlung mit der wäßrigen
Polyvinylaceatdispersionen eingesetzt. Bei den Alkalimetallsilikaten handelt es sich um
Natrium- oder Kaliumsilikate mit einem Molverhältnis SiO2 : M2O (Modul) von 2 : 1 bis 4 : 1,
wobei M für ein Alkalimetallkation steht. Derartige Silikate werden in Pulverform,
Granulatform oder vorzugsweise als wäßrige Lösungen vertrieben, die zwischen 20 und 60
Gew.-% des Silikats (bezogen auf Trockensubstanz) enthalten. Vorteilhaft ist es,
Natriumsilikate des Molverhältnisses SiO2 : Na2O von 2 : 1 bis 3 : 1 auszuwählen. Die
Lösungen die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden enthalten die
Alkalimetallsilikate vorzugsweise in Mengen von 1 bis 25 Gew.-% und vorzugsweise von 1
bis 10 Gew.-% Trockensubstanz.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten PVAc-Dispersionen enthalten, neben den
bekannten Polyvinylverbindungen auch bestimmte Weichmacher. Drei naturstoffbasierte
niedermolekulare Weichmachertypen haben sich für die Erfüllung des erfindungsgemäßen
Anforderungsprofils als geeignet erwiesen. Die erste Gruppe umfaßt Triester des Glycerins
mit niederen aliphatischen Monocarbonsäuren. Besonders geeignet sind entsprechende
Glycerintriester von aliphatischen Monocarbonsäuren mit 2 bis 6 C-Atomen und insbesondere
mit 2 bis 4 C-Atomen im Molekül. Ein besonders wichtiger Vertreter ist hier das Triacetin.
Die der Erfindung zugrundeliegenden Arbeiten haben gezeigt, daß schon durch sehr geringe
Zugabemengen des Triacetins zum PVAc-Homopolymeren eine für den erfindungsgemäßen
Anwendungszweck hinreichende Erweichung des PVAc-Filmes erreicht werden kann, so daß
die mit diesem Gemisch getränkten und durch Auftrocknung des ursprünglich mit
eingetragenen Wassers verfestigten Sand- beziehungsweise Erdreichformationen nicht
verspröden und damit beispielsweise begehbar sind.
Die zweite Gruppe erfindungsgemäß geeigneter Weichmacher ist durch Citronensäuretriester
repräsentiert. Dabei kann die Citronensäure als solche, aber auch in der Form der an ihrer
Hydroxylgruppe acylierten Variante vorliegen. Als esterbildende Alkohole zur Umsetzung
mit den Carboxylgruppen der Citronensäure eignen sich insbesondere monofunktionelle
aliphatische Alkohole mit 2 bis 6 C-Atomen und vorzugsweise entsprechende Alkohole mit 2
bis 4 C-Atomen. Sowohl in dieser Stoffklasse wie in der zuvor angegebenen Stoffklasse der
Glycerintriester mit aliphatischen Monocarbonsäuren kann durch Wahl der Kettenlänge des
jeweils zur Veresterung herangezogenen monofunktionellen Bestandteils Einfluß auf die
Flüchtigkeit und damit auf die Siedetemperatur der Weichmacherkomponente genommen
werden. Im Falle der hier betroffenen Citronensäureester ist eine weitere
Variationsmöglichkeit über die Kettenlänge des gegebenenfalls an die Hydroxylgruppe der
Citronensäure gebundenen Acylrestes möglich. Hier kommen entsprechende Reste von
monofunktionellen insbesondere gesättigten Carbonsäuren mit 2 bis 10 C-Atomen,
gegebenenfalls aber auch Reste entsprechender Säuren mit noch höherer Kohlenstoffzahl in
Betracht. Die Lehre der Erfindung eröffnet hier die Möglichkeit, einen möglichen
Weichmacherverlust unter Extrembedingungen - beispielsweise bei extremer
Sonneneinstrahlung - und damit eine Versprödung der ausgebildeten Filmschichten zu
begrenzen.
Die dritte Weichmacherklasse im Sinne des erfindungsgemäßen Handelns ist durch die
epoxidierten Triglyceride wenigstens anteilsweise olefinisch ungesättigter Fettsäuren
repräsentiert. Die aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen wichtigsten Vertreter dieser
Klasse sind epoxidiertes Rüböl und epoxidiertes Sojaöl, die als Handelsprodukte
beispielsweise von der Anmelderin für die verschiedenartigsten Anwendungszwecke auf den
Markt gebracht und vorgeschlagen sind. Gerade an dieser Unterklasse der erfindungsgemäß
eingesetzten Weichmacher ist der Auswahlcharakter der erfindungsgemäßen Lehre sehr deut
lich zu erkennen: Triglyceridester gesättigter und/oder ungesättigter Fettsäuren, insbesondere
unter Normalbedingungen als Öle vorliegende entsprechende Triglyceride natürlichen
Ursprungs, geben keine hinreichende Weichmacherwirkung in Abmischung mit PVAc-Ho
mopolymeren. In nicht vorhersehbarer Weise wird durch die Epoxidierung wenigstens
anteilsweise olefinisch ungesättigter Triglyceride dieser Art und insbesondere durch
Epoxidierung des Rüböls ein Weichmacher geschaffen, der dem komplexen
Anforderungskatalog entspricht, die hier gestellten Bedingungen erfüllt und gleichzeitig als
Naturstoff natürlichen Abbauprozessen unterliegt.
Die zur Einstellung des Anforderungsprofils benötigte Menge an Weichmacher in den
erfindungsgemäß verwendeten Arbeitsmitteln ist beschränkt. Im allgemeinen geben
Weichmachermengen von etwa 1 bis 15 Gew.-% und vorzugsweise von etwa 3 bis 10 Gew.-%
- Gew.-% jeweils bezogen auf die etwa 50 Gew.-%ige PVAc-Homopolymer-Disper
sion - hinreichende Ergebnisse. Besonders wichtig können Zusatzmengen im Bereich von etwa 5 bis
8 Gew.-% Weichmacher sein. Hier wird ein bereits angesprochener Vorteil der
erfindungsgemäßen Lehre ersichtlich: Ein unter Extrembedingungen beispielsweise der
Sonneneinstrahlung eintretender partieller Austrag an Weichmacher wirkt sich nicht
unmittelbar negativ auf die Stoffeigenschaften des aufgetrockneten PVAc-Filmes in
Abmischung mit der verfestigten Bodenmasse aus. Selbst bei einer vergleichsweise starken
Verarmung der Imprägnierung an Weichmacher ist doch immer die hinreichende
Flexibilisierung der verfestigten Schicht gewährleistet. Möglicherweise wirkt sich hier die
Strukturähnlichkeit des Weichmachermoleküls mit der Struktureinheit des
PVAc-Homopolymeren in dem Sinne positiv aus, daß durch eine besonders innige Penetration des
Weichmachers in das Polymerenmolekül der angestrebte Effekt auch im Bereich geringer
Weichmacherkonzentrationen erhalten bleibt.
Die in der Praxis einzusetzenden PVAc-Dispersionen sind die bekannten wäßrigen
Zubereitungen, deren PVAc-Feststoffgehalt beispielsweise im Bereich von 10 bis 65 Gew.-%
und vorzugsweise im Bereich von 35 bis 60 Gew.-% liegen kann. In der bisherigen Praxis des
Auftrages von wäßrigen PVAc-Dispersionen wird häufig mit entsprechenden
Feststoffgehalten im Bereich von 50 bis 60 Gew.-% gearbeitet. Grundsätzlich kann auch im
Sinne der erfindungsgemäßen Lehre davon Gebrauch gemacht werden.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform sieht die Erfindung vor, daß auch weitere
Zusatzstoffe der erfindungsgemäß ausgewählten wäßrigen Imprägnier- und
Bindemittelmassen biologisch abbaubar und damit bioverträglich sind. Hier sieht die
Erfindung insbesondere die Mitverwendung von biologisch abbaubaren Schutzkolloiden zur
Stabilisierung der wäßrigen PVAc-Dispersionen vor. Geeignete Schutzkolloide sind einerseits
Polyvinylalkohol, andererseits aber auch Stärke und/oder wasserlösliche Stärkederivate,
wobei die Stärke auch einem partiellen Molgewichtsabbau unterworfen sein kann.
Grundsätzlich gilt allerdings insbesondere im Fall der Stärke und/oder wasserlöslichen
Stärkederivate als Schutzkolloide, daß durch Einsatz zu großer Mengen dieser
wasserlöslichen Komponenten eine Gefährdung der Filmstabilität gegen Erosion durch
Beregnung und damit ein zu rascher Filmabbau verbunden sein kann. Es ist dementsprechend
erfindungsgemäß bevorzugt, die Einsatzinengen der Schutzkolloide beziehungsweise
Emulgatoren derart einzuschränken, daß die hinreichende Festigkeit des PVAc-Überzugs
gegen die Bewitterungseinflüsse erhalten bleibt. Üblicherweise liegen hier die Mengen der
Schutzkolloide beziehungsweise Emulgatoren bei höchstens etwa 5 Gew.-% und insbesondere
im Bereich von etwa 0,5 bis 3 Gew.-% - Gew.-% jeweils bezogen auf PVAc-Feststoff.
Im übrigen kann auch im Rahmen des erfindungsgemäßen Handelns von den technischen
Elementen Gebrauch gemacht werden die im einschlägigen Stand der Technik zur Ausbildung
entsprechender Oberflächenfilme entwickelt worden sind. Beispielhaft sei hier auf die Mitver
wendung von wachstumsfördernden Wirkstoffen, insbesondere Hilfsstoffen mit
Düngemittelcharakter und/oder auf die Mitverwendung von bevorzugt feinteiligem
partikulärem Feststoffgut in der fließfähigen Zubereitung verwiesen. Im dem zuletzt
angesprochenen Fall sieht der Stand der Technik bekanntlich insbesondere die
Mitverwendung von feinteiligen Feststoffen auf Naturstoffbasis wie Holzmehl, Strohpartikel,
Getreideschalen und dergleichen vor, um auf diese Weise die Entstehung lokaler
Durchbruchsstellen zur weitergehenden Förderung des Pflanzenwachstums zu ermöglichen,
ohne dabei den Gesamtzusammenhalt der verfestigten Schicht zu gefährden. In an sich
bekannter Weise kann der Auftrag der bodenverfestigenden wäßrigen Wirkstoffzubereitung
mit dem Auftrag von Pflanzensamen erfolgen. Die entsprechende Ausrüstung des Bodens
kann aber auch unabhängig von der Verfestigung vor oder nach dem Auftrag der
erfindungsgemäßen wäßrigen Zubereitung auf PVAc-Basis erfolgen. Die aufgetragene Menge
der wäßrigen Wirkstoffsuspension wird von einer Mehrzahl von Faktoren bestimmt, lediglich
beispielhaft sei hier verwiesen auf die Penetrationsbereitschaft der oberen Erdschicht, auf die
angestrebte Zielvorstellung und insbesondere Dauer der Verfestigung und die zu erwartenden
witterungsbedingten Einflüsse in dem Zeitraum, in dem der hinreichend sichere
Zusammenhalt der verfestigten Oberflächenschichten des Bodens gewährleistet sein soll. Im
allgemeinen wird die Eintragstiefe der wäßrigen PVAc-Dispersion in den Boden im Bereich
von maximal einigen Zentimetern liegen, wobei üblicherweise Eintragstiefen im Bereich von
etwa 0,5 bis 3 cm und insbesondere etwa 1 bis 2 cm hinreichend sind. In vielen
Anwendungsfällen ist aber auch schon die Bodenverfestigung in einer Tiefe unter 1 cm voll
ausreichend.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung einer
Kombination aus a) einer wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersion, die als biologisch abbaubare
Weichmacher Triester des Glycerins mit niederen aliphatischen Monocarbonsäuren,
Citronensäuretriestern mit niederen aliphatischen mono-funktionellen Alkoholen und/oder
epoxidierte Triglyceride teilweise oder vollständig olefinisch ungesättigter Fettsäuren sowie
gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe enthält, mit b) einer wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung
zur beschleunigten Verfestigung von Erdreich.
Unter Einsatz einer handelsüblichen PVAc-Dispersion (ca. 50 Gew.-%ig) - Handelsprodukt
VP 4239/278 B (Schutzkolloid Polyvinylalkohol) der Firma Cordes - wird eine Dispersion
(A) mit 5 Gew.-% Triacetin als Weichmacher sowie 8 Gew.-% Natronwasserglas
(Trockensubstanz) der Firma Henkel in Form einer 40 Gew.-% wäßrigen Lösung, jeweils
bezogen auf die wäßrige Dispersion, hergestellt. Zum Vergleich wurde eine Dispersion (B)
ohne Wasserglaszusatz hergestellt. Dabei wird wie folgt vorgegangen: In die Dispersion wird
der Weichmacher und die Wasserglaslösung unter Rühren bei Raumtemperatur zugegeben. Es
wird 10 min nachgerührt. Bedingung: IKA-Rührer mit Flügelrührer, U = 900 min-1.
Mit der vorstehend angegebenen Dispersionen (A) und (B) wurden Versuche zur
Oberflächenverfestigung von Sandproben wie folgt durchgeführt: Es wurden die Oberflächen
von jeweils gleichartigen Sandproben mit jeweils gleichen Mengen von 10 Gew.-%igen
Lösungen der vorstehend angegebenen Dispersionen (A) und (B) behandelt. Anschließend
wurde die jeweils benötigte Aushärtungszeit bei Umgebungstemperatur (ca. 20 bis 25°C) und
einer relativen Luftfeuchte von 75% ermittelt. Ergebnis: Die mit der erfindungsgemäße
Dispersion (A) behandelte Sandoberfläche hatte nach einer Zeit von ca. 120 Minuten eine
feste, harte Oberfläche gebildet. Im Falle der Vergleichsdispersion (B) war dieses Ergebnis
erst nach mehr als 16 Stunden zu beobachten.
Claims (12)
1. Verfahren zur beschleunigten Oberflächenverfestigung von Erdreich, wobei man das zu
verfestigende Erdreich mit einer wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersion, die als
biologisch abbaubare Weichmacher Triester des Glycerins mit niederen aliphatischen
Monocarbonsäuren, Citronensäuretriestern mit niederen aliphatischen mono
funktionellen Alkoholen und/oder epoxidierte Triglyceride teilweise oder vollständig
olefinisch ungesättigter Fettsäuren sowie gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe enthält, in
Kontakt bringt, dadurch gekennzeichnet, daß man zeitgleich oder zeitverzögert das
Erdreich mit einer wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung in Kontakt bringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
in einem ersten Schritt a) das zu verfestigende Erdreich mit der wäßrigen
Polyvinylacetat-Dispersion und anschließend zeitverzögert im Schritt b) mit der
wäßrigen Alkalimetallisilikatlösung in Kontakt bringt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Durchführung
von Schritt a) und Schritt b) eine Wartezeit von 1 Minuten bis 30 Minuten,
vorzugsweise von 5 bis 15 Minuten, eingehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das zu verfestigende Erdreich
zeitgleich mit der Polyvinylacetat-Dispersion und der Alkalimetallsilikatlösung in
Kontakt gebracht wird.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Polyvinylacetat-Dispersion als Weichmacher Glycerintriester von aliphatischen
Monocarbonsäuren mit 2 bis 6, vorzugsweise 2 bis 4 C-Atomen im Molekül, und
insbesondere Triacetin enthält.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Polyvinylacetat-Dispersion als Weichmacher Citronensäuretriester mit aliphatischen
monofunktionellen Alkoholen mit 2 bis 6 C-Atomen, vorzugsweise 2 bis 4 C-Atomen
enthält.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Polyvinylacetat-Dispersion als Weichmacher epoxidiertes Rüböl und/oder epoxidiertes
Sojaöl enthält.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das zu
verfestigende Material mit einer wäßrige Polyvinylacetat-Dispersion in Kontakt gebracht
wird, die, bezogen auf eine 50 Gew.-%ige wäßrige Polyvinylacetat-Dispersion,
Weichmacher in Mengen zwischen 1 und 15 Gew.-%, vorzugsweise 3 bis 10 Gew.-%
enthält.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das zu verfestigende
Erdreich mit einer wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung in Kontakt gebracht wird, die
bezogen auf die Lösung, 1 bis 25 Gew.-% Alkalimetallsilikat, vorzugsweise 1 bis 10
Gew.-% (Trockensubstanz) enthält.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Alkalimetallsilikatlösung ein Natriumsilikat des Molverhältnisses SiO2 : Na2O von 2 : 1
bis 3 : 1 enthält.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Polyvinylacetat-Dispersion und die Alkalimetallsilikatlösung jeweils auf die Oberfläche
des zu verfestigenden Erdreichs aufgesprüht werden.
12. Verwendung einer Kombination aus
- a) einer wäßrigen Polyvinylacetat-Dispersion, die als biologisch abbaubare Weichmacher Triester des Glycerins mit niederen aliphatischen Monocarbonsäuren, Citronensäuretriestern mit niederen aliphatischen mono funktionellen Alkoholen und/oder epoxidierte Triglyceride teilweise oder vollständig olefinisch ungesättigter Fettsäuren sowie gegebenenfalls weitere Zusatzstoffe enthält, mit
- b) einer wäßrigen Alkalimetallsilikatlösung zur beschleunigten Verfestigung von Erdreich.
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