DE19818382A1 - Analyseverfahren beinhaltend eine Pipettenreinigung - Google Patents
Analyseverfahren beinhaltend eine PipettenreinigungInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Analyseverfahren, bei dem ein Reinigungsverfahren für eine Pipette eingesetzt wird, mit den Schritten DOLLAR A a) Pipettieren einer ersten Reagenzflüssigkeit und/oder einer ersten Probeflüssigkeit mit der Pipette, wobei entweder Probeflüssigkeit oder Reagenzflüssigkeit ein Agens enthält, das mit einem komplementären Agens eine spezifische Reaktion eingehen kann. DOLLAR A b) Spülen der Pipette mit einer Reinigungsflüssigkeit, die das komplementäre Agens enthält, um das Agens aus der Pipette zu entfernen, DOLLAR A c) Pipettieren einer zweiten Probeflüssigkeit und einer zweiten Reagenzflüssigkeit mit der Pipette in ein Analysegefäß, DOLLAR A d) Analyse des Inhaltes des Analysegefäßes. DOLLAR A Reinigungsflüssigkeiten sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung solche Flüssigkeiten, die ein komplementäres Agens zu einem Agens enthalten, das aus der Pipette entfernt werden soll. Der Begriff komplementäres Agens ist dadurch definiert, daß das komplementäre Agens eine spezifische Reaktion mit dem Agens eingehen kann. Spezifische Reaktionen sind Bindungsreaktionen, wie z. B. immunologische Antigen-/Antikörper-Reaktionen und Hybridiserungsreaktionen sowie spezifische Spaltungsreaktionen, insbesondere Dehybridisierungen.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Analyseverfahren, bei dem ein Reinigungsverfahren
für eine Pipette eingesetzt wird, mit den Schritten
- a) Pipettieren einer ersten Reagenzflüssigkeit und/oder einer ersten Probeflüssigkeit mit der Pipette, wobei entweder Probeflüssigkeit oder Reagenzflüssigkeit ein Agens ent hält, das mit einem komplementären Agens eine spezifische Reaktion eingehen kann,
- b) Spülen der Pipette mit einer Reinigungsflüssigkeit, die das komplementäre Agens ent hält, um das Agens aus der Pipette zu entfernen,
- c) Pipettieren einer zweiten Probeflüssigkeit und einer zweiten Reagenzflüssigkeit mit der Pipette in ein Analysegefäß,
- d) Analyse des Inhaltes des Analysegefäßes.
Im Stand der Technik sind bereits seit geraumer Zeit automatisierte Analyseapparaturen
bekannt, mit denen eine Vielzahl von Proben automatisch analysiert werden können. In der
klinischen Diagnostik werden vor allem Analyseverfahren eingesetzt, bei denen Reagenz
flüssigkeiten und auch Probeflüssigkeiten pipettiert werden müssen. Bei einer Gruppe von
Analyseautomaten werden Pipettoren mit einer Kunststoffspitze eingesetzt, die in der Regel
nach jedem Pipettiervorgang verworfen wird. Hierdurch kann eine Verschleppung von
Probeflüssigkeit und auch Reagenzflüssigkeit zwischen aufeinanderfolgenden Analysen
effektiv verhindert werden. Das Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß durch die aus
wechselbaren Pipettenspitzen eine große Menge an Abfall entsteht und ein relativ großer
konstruktiver Aufwand getrieben werden muß, um die Pipettenspitzen zu bevorraten und
präzise auf den Pipettor aufzusetzen. Dieser Aufwand wirkt sich negativ auf den Preis des
Analyseautomaten aus. Bei einer anderen Gruppe von Analyseautomaten werden aufgrund
dieser Nachteile Pipetten eingesetzt, die nicht ausgewechselt werden und mit denen eine
Vielzahl von Pipettierschritten erfolgen. Bei derartigen Analyseautomaten muß durch
Spülen der Pipette sichergestellt werden, daß keine signifikante Verschleppung von Probe-
oder Reagenzflüssigkeiten in nachfolgende Analysen erfolgt. Im Stand der Technik werden
für diese Reinigung Waschprozesse eingesetzt, bei denen Reinigungsflüssigkeiten wieder
holt in die Pipette aufgenommen und nachfolgend ausgestoßen werden. Es ist auch möglich,
die Pipette durch ein im Analyseautomaten integriertes Flüssigkeitssystem zu spülen, so daß
der Flüssigkeitstransport in der Pipette nur in Ausstoßrichtung erfolgt, um eine Konta
mination zu unterdrücken. Derartige Waschverfahren sind für eine Vielzahl von analytischer
Nachweisung hinreichend, es wurde jedoch insbesondere im Bereich der immunologischen
Analytik festgestellt, daß ein Waschen der Pipette mit herkömmlichen Reini
gungsflüssigkeiten nicht hinreichend ist oder aber große Mengen an Reinigungsflüssigkeit
und einen hohen Zeitaufwand erfordert.
Die vorliegende Erfindung stellt ein Analyseverfahren zur Verfügung, das mit relativ kleinen
Mengen an Waschflüssigkeit auskommt und bei dem die Reinigungsschritte schneller durch
geführt werden können als bei herkömmlichen Waschverfahren.
Besonders wichtige Anwendungsgebiete der vorliegenden Erfindung liegen im Bereich der
Immunologie und der Nukleinsäureanalytik. Immunologische Nachweismethoden haben in
den letzten Jahren eine große Bedeutung erlangt. Mit ihnen kann die Gegenwart von
Arzneimitteln, Hormonen, Proteinen, infektiösen Organismen und insbesondere spezifischen
Antikörpern in biologischen Proben schnell und genau nachgewiesen werden. Bei allen
immunologischen Nachweismethoden kommt es zu einer spezifischen Bindungsreaktion
zwischen einem ersten spezifischen Bindungspartner, der Substanz, die nachgewiesen wer
den soll (d. h. einem Analyten) und einem zweiten spezifischen Bindungspartner, der spezi
fisch mit dem Analyten reagiert oder ihn bindet. Gegebenenfalls können bei der immunolo
gischen Reaktion noch weitere Bindungspartner beteiligt sein. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung muß der erste spezifische Bindungspartner nicht notwendigerweise auch ein
Analyt sein, er wird daher allgemeiner als Agens bezeichnet. Das Agens kann mit einem
komplementären Agens eine spezifische Reaktion, insbesondere eine Bindungsreaktion
eingehen. Im Rahmen der Immunologie besteht diese spezifische Reaktion in einer Antigen-
Antikörper-Bindung. Wird das Reinigungsverfahren bei der Durchführung von Nuklein
säure-Nachweisen eingesetzt, so beruht die spezifische Reaktion in der Regel auf einer
Hybridisierung von Agens und komplementärem Agens. Eine spezifische Reaktion im Sinne
der Erfindung kann im Bereich der Nukleinsäureanalytik auch in einer Spaltung einer
doppelsträngigen Nukleinsäure in Einzelstränge bestehen (Dehybridisierung), wie sie z. B.
durch Einwirkung von NaOH hervorgerufen wird.
Der Nutzen der vorliegenden Erfindung soll zunächst an dem Beispiel des Hepatitis B-
Nachweises beschrieben werden. Ein wichtiger Parameter zur Diagnose von Hepatitis B ist
der Nachweis des auf der Hülle des Virus vorhandenen Antigens, das als Hepatitis B-Ober
flächen-Antigen (HBsAg) bezeichnet wird. Dieses Antigen kommt nämlich nicht nur auf der
Virushülle vor, sondern auch frei im Serum und ist daher einem direkten Nachweis zugäng
lich. Das Antigen kann bereits einen Monat nach der Infektion mit dem Virus im Serum
nachgewiesen werden und die Antigenkonzentration erreicht zusammen mit dem klinischen
Krankheitsbeginn ihren Höhepunkt. Nach etwa drei Monaten ab Krankheitsbeginn ist das
Antigen in der Regel aus dem Blut verschwunden und an seine Stelle treten nunmehr Anti
körper gegen das Oberflächenantigen (Anti-HBs). Beim Verdacht auf Hepatitis B wird in
der Regel sowohl ein immunologischer Nachweis des Antigens als auch des Antikörpers.
gegen das Antigen durchgeführt, da ein Vergleich der Analyseergebnisse nicht nur eine ge
nauere Aussage über das Vorliegen einer Hepatitis B-Virusinfektion erlaubt, sondern auch
die Möglichkeit gibt, die Phase, in der sich der Patient befindet, zu diagnostizieren. Der auf
einanderfolgende Nachweis von HBsAg und Anti-HBs (oder umgekehrt) an einem System
mit Pipettoren ist analytisch jedoch eine große Herausforderung, da Verschleppungsreak
tionen leicht zu falsch-positiven Ergebnissen führen können. Dies wird bei Betrachtung der
Fig. 1 und 2 deutlicher.
In der Fig. 1 ist ein mögliches Testformat zum Nachweis von HBs-Antigenen dargestellt.
An ein magnetisches Mikropartikel (1) ist ein Antikörper (2) gegen das HBs-Antigen (3)
gebunden. Der Antikörper (2) ist dabei im Regelfall kein vollständiger Antikörper, sondern
ein Fab-Fragment eines Antikörpers. Bei Vorliegen des Antigens (3) bindet dieses sowohl
an den Antikörper (2) als auch an einen Antikörper (4), an dem eine nachweisbare Markie
rung (5) angebracht ist. Bei Vorhandensein des Antigens entsteht somit durch zwei
Bindungsreaktionen ein Komplex, der meist als "Sandwich" bezeichnet wird. Der Sandwich-
Komplex wird über das Magnetpartikel immobilisiert und über die detektierbare Markierung
(5) nachgewiesen. In der Praxis wird häufig ein Testformat eingesetzt, bei dem das
Mikropartikel (1) mit Streptavidin beschichtet ist und der Antikörper (2) biotinyliert ist, so
daß Mikropartikel und Antikörper durch eine immunologische Reaktion verbunden werden.
In der Fig. 2 ist ein Nachweis des Antikörpers gegen HBs dargestellt. Bei diesem Nach
weis wird ein magnetisches Mikropartikel (10) eingesetzt, an das ein Antigen (11) gebunden
ist, welches mit dem Antikörper gegen HBs eine Bindung eingehen kann. Der HBs-Anti
körper (12) besitzt im dargestellten Beispiel zwei Fab-Fragmente (12a, 12b), von denen das
eine mit dem Antigen (11) bindet. Zum Nachweis wird der Reaktion außerdem ein Antigen
(13) zugesetzt, das eine nachweisbare Markierung (14) trägt. Das Antigen (13) wird durch
das zweite Fab-Fragment (12b) des Antikörpers gebunden, so daß wiederum ein Sandwich
entsteht. Werden die in den Fig. 1 und 2 dargestellten Nachweise aufeinanderfolgend
durchgeführt, so können die Antikörper (2) oder (4) die Funktion des Antikörpers (12) der
zweiten Reaktion übernehmen und würden somit zu einer positiven Reaktion führen. In der
Regel wird sowohl die immobilisierbare Komponente mit dem Antikörper (2) als auch die
detektierbare Komponente mit dem Antikörper (4) in größerem Volumen als die Probe und
zudem noch vor der Probe in die Pipette aufgenommen. Daher wird die Pipetteninnenseite
in einem großen Bereich mit diesen Antikörpern in Kontakt gebracht. Sowohl die
immobilisierbare Komponente mit dem Antikörper (2) und auch die dektektierbare
Komponente mit dem Antikörper (4) wirken als "Pseudo-Analyt" und führen zu einem
falsch positiven Ergebnis.
Auch für die umgekehrte Reihenfolge der analytischen Tests, d. h. Test gemäß Fig. 2 vor
Test gemäß Fig. 1, wird durch verschleppte Reagenzien ein falsch positives Ergebnis er
zeugt. Zur Vermeidung einer solchen Verschleppung wurden eine Reihe von Versuchen mit
unterschiedlichen Waschverfahren durchgeführt, die zwischen den in den Fig. 1 und 2
dargestellten Nachweisen angewandt werden. Mit herkömmlichen Waschverfahren, die mit
Wasser arbeiten, dem Detergenzien, Lösungsvermittler und dergleichen zugesetzt sein
können, konnten jedoch in vielen Fällen keine befriedigenden Ergebnisse erzielt werden.
Entweder waren die gemessenen Verschleppungen inakzeptabel hoch oder die notwendigen
Mengen an Waschflüssigkeit und die notwendigen Einwirkzeiten waren zu hoch. Insbe
sondere zeigte sich eine starke Schwankung der gemessenen Verschleppungen in Abhängig
keit von den verwendeten Pipetten bzw. deren Alter. Es zeigte sich auch, daß die Ver
schleppung vor allem durch mikroskopisch kleine Kavitäten und Unebenheiten in der Innen
fläche der Pipettiernadel gesteigert wird. Außerdem ist die Verschleppung stark von der
Natur der verschleppten Substanz abhängig. Daher ist bei der Etablierung neuer Testver
fahren nicht absehbar, ob die Reinigungsverfahren gemäß dem Stand der Technik zu
akzeptablen Ergebnissen führen werden.
Im Rahmen des in den Fig. 1 und 2 dargestellten Beispieles konnten falsch-positive Er
gebnisse bei der Analyse auf den HBs-Antikörper (siehe Fig. 2) vermieden werden, indem
vor der Durchführung des Nachweises die Pipette mit einer Lösung gespült wurde, die
Antigene gegen den HBs-Antikörper enthält. Dieses Ergebnis war überraschend, da Kavi
täten und Unebenheiten in der Pipette durch die Reinigungsflüssigkeit mit Antikörpern
gegen HBs in der gleichen Weise gespült werden wie durch herkömmliche Reinigungs
flüssigkeiten, d. h. Kavitäten und Flüssigkeitsvolumina in Unebenheiten der Pipette werden
durch die neuartige Reinigungsflüssigkeit genauso viel bzw. genauso wenig gespült wie mit
herkömmlichen Reinigungsflüssigkeiten. Es war daher überraschend, daß die neuartige
Vorgehensweise eine verbesserte Reinigung mit weniger Reinigungsflüssigkeit und geringe
rem Zeitbedarf ermöglicht.
In der Fig. 3 ist exemplarisch eine Vorgehensweise dargestellt, die im Einklang mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren steht. Schritt a zeigt, wie eine erste Reagenzflüssigkeit (40)
und eine erste Probeflüssigkeit (41) gemeinsam in eine Pipette (30) aufgenommen sind. Das
Aufziehen von Flüssigkeiten in Pipetten und auch der Aufbau von Pipetten ist dem Stand
der Technik hinlänglich bekannt, so daß an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen
wird. In der Fig. 3a ist zu erkennen, daß sich im dargestellten Fall zwischen dem Reagenz
(40) und der Probeflüssigkeit (41) eine Luftblase befindet. Diese Art des Pipettierens wird
als luftblasensegmentiertes Pipettieren bezeichnet. Erfindungsgemäß kann das Verfahren
jedoch auch ohne Luftblasensegmentierung eingesetzt werden. Oberhalb der Reagenz
flüssigkeit (40) befindet sich eine weitere Trennluftblase zur Abtrennung der Systemflüssig
keit (45). Bei gängigen Pipettiersystemen wird eine Systemflüssigkeit eingesetzt, um die
Pumpvorgänge des Pipettiersystems auf die Bewegung der zu pipettierenden Flüssigkeiten
zu übertragen. Dies hat gegenüber einer Übertragung mittels Luftsäule den Vorteil höherer
Genauigkeit und geringeren Oszillationen. Außerdem kann die Systemflüssigkeit zum
Spülen der Pipettiernadel verwendet werden.
Im nachfolgenden Schritt b wird der Pipetteninhalt abgegeben, so daß eine Analyse durch
geführt werden kann. Im dargestellten Beispiel erfolgt die Abgabe in ein Analysegefäß, es
ist jedoch auch möglich, die Flüssigkeit in ein Schlauchsystem eines Analysegerätes abzu
geben, wie dies beispielsweise bei Analysegeräten mit Durchfluß-Meßzellen üblich ist.
In der Fig. 3c ist das eigentliche Spülen mit der Spülflüssigkeit (42) dargestellt. Der
Doppelpfeil an der Außenseite der Pipette deutet an, daß die Spülflüssigkeit in der Pipette
auf und abbewegt werden kann, um auf diese Weise eine verbesserte Spülung der
Pipetteninnenseite zu erreichen. Erfindungsgemäß wird eine Spülflüssigkeit (42) eingesetzt,
die ein komplementäres Agens zu einem in der ersten Reagenzflüssigkeit (40) oder der
ersten Probeflüssigkeit (41) enthaltenen Agens enthält. Vorzugsweise ist das komplemen
täre Agens auch ein Bestandteil der zweiten Reagenzflüssigkeit. In einigen Analyseverfahren
kann als Spülflüssigkeit (42) auch die reguläre Reagenzflüssigkeit (40) verwendet werden,
nämlich dann, wenn die Reagenzflüssigkeit ein komplementäres Agens gemäß der
vorliegenden Erfindung zu einem Agens in der Probeflüssigkeit enthält. In diesem Fall ist
das komplementäre Agens in der Regel markiert (z. B. detektierbar oder immunologisch),
was aber den Reinigungseffekt in der Regel nicht wesentlich beeinträchtigt.
In der Fig. 3 ist eine gestrichelte Linie eingezeichnet, die die Füllhöhe (F) der Pipette im
Schritt a angibt. Beim Spülen der Pipette im Schritt c wird die Reinigungsflüssigkeit bis zu
einer Höhe aufgenommen, die über die Füllhöhe (F) und damit über den kontaminierten
Bereich hinausgeht. Dies ist erforderlich, um die gesamte Innenwandung der Pipette zu
reinigen. Vorzugsweise wird jedoch die Spülflüssigkeit nicht wesentlich höher als bis zur
Füllhöhe (F) aufgenommen. Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt; den Spülvorgang so zu
steuern, daß die Spülflüssigkeit maximal um 5 mm über die Füllhöhe (F) hinausgeht. Aus
der Fig. 3c ist weiterhin zu erkennen, daß die zum Spülen notwendige Flüssigkeitsmenge
deutlich geringer sein kann, als das Pipettenvolumen bis zur Füllhöhe. Um die Auf- und
Abbewegung der Spülflüssigkeit in der Pipette durchführen zu können (Pendelspülung) und
um Spülflüssigkeit einzusparen, ist es vorteilhaft, vor und nach der Spülflüssigkeit noch eine
Luftblase in die Pipette aufzunehmen. Gegebenenfalls kann zusätzlich noch eine her
kömmliche Reinigungsflüssigkeit, im einfachsten Fall Wasser, in die Pipette aufgenommen
werden, die über die untere Luftblase von der Spülflüssigkeit getrennt ist. Vorteilhaft kann
dies erfolgen, wenn das Verfahren unter Verwendung einer Wascheinheit für die Pipette
durchgeführt wird. Die Wascheinheit besitzt hierzu vorteilhaft ein Bassin mit Waschflüssig
keit, die in die Pipette aufgenommen werden kann.
Schritt d zeigt die Abgabe der Spülflüssigkeit in ein Abfallgefäß.
Schritt e zeigt eine Pipette in einem folgenden Dosierschritt, in die eine zweite Reagenz
flüssigkeit (43) und eine zweite Probeflüssigkeit (44) aufgenommen sind. Zur Analyse wer
den diese Flüssigkeiten mit der Pipette in ein Analysegefäß oder einen Analysator abge
geben, wie dies in Schritt f dargestellt ist.
Von der in Fig. 3 dargestellten Vorgehensweise sind erfindungsgemäß Abwandlungen
möglich, von denen an dieser Stelle einige genannt werden sollen. Reagenzflüssigkeit (40,
43) und Probeflüssigkeit (41, 44) müssen nicht notwendigerweise zusammen in die Pipette
aufgenommen werden. Es ist vielmehr auch möglich, für Reagenzflüssigkeit und Probe
voneinander getrennte Pipettierschritte mit ggf. verschiedenen Pipetten durchzuführen.
Weiterhin ist die in der Fig. 3 dargestellte Anordnung von Reagenz und Probeflüssigkeit
willkürlich gewählt, die Probeflüssigkeit könnte sich in der Pipette auch oberhalb der
Reagenzflüssigkeit befinden. Weiterhin ist es bei der Durchführung von derartigen
Pipettiervorgängen üblich, mehr als zwei verschiedene Flüssigkeiten in die Pipette
aufzunehmen, wenn dies erforderlich oder hilfreich ist.
In der Fig. 3 ist ferner nur ein einzelner Waschschritt gezeigt. Es ist jedoch auch möglich,
mehrere Waschschritte durchzuführen, so kann beispielsweise mehrfach mit komplemen
tärem Agens gespült werden. Es hat sich weiterhin als günstig erwiesen, sowohl vor dem
Spülschritt c als auch danach einen oder mehrere Spülschritte mit herkömmlichen Reini
gungsflüssigkeiten durchzuführen.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird zwischen Waschflüssigkeit und Reinigungs
flüssigkeit unterschieden. Waschflüssigkeit bezeichnet Wasser, Wasser versetzt mit ober
flächenaktiven Substanzen, wie Detergentien, und auch mit Stoffen, die die Löslichkeit von
Stoffen, die entfernt werden sollen, erhöhen (z. B. Ethanol, Aceton).
Reinigungsflüssigkeiten sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung solche Flüssigkeiten,
die ein komplementäres Agens zu einem Agens enthalten, das aus der Pipette entfernt wer
den soll. Der Begriff komplementäres Agens ist dadurch definiert, daß das komplementäre
Agens eine spezifische Reaktion mit dem Agens eingehen kann. Spezifische Reaktionen sind
Bindungsreaktionen, wie z. B. immunologische Antigen-/Antikörper-Reaktionen und
Hybridisierungsreaktionen sowie spezifische Spaltungsreaktionen, insbesondere Dehybridi
sierungen. Unter spezifische Bindungs- oder Spaltungsreaktionen fallen keine Zersetzungs
reaktionen, wie z. B. die Reaktion von organischen Stoffen mit Chromschwefelsäure, und
auch keine pH-Neutralisationsreaktionen. Erfindungsgemäß unterscheiden sich spezifische
Reaktionen von letztgenannten Reaktionen darin, daß das komplementäre Agens aufgrund
der Kenntnis des Agens ausgewählt wird, wobei den spezifischen Stoffeigenschaften des
Agens Rechnung getragen wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Analyseverfahren wird zunächst eine erste Reagenzflüssigkeit
und/oder eine erste Probeflüssigkeit pipettiert, wobei eine der Flüssigkeiten ein Agens ent
hält. Bei diesem Pipettierschritt wird die Pipette mit dem Agens kontaminiert. Um das
Agens möglichst vollständig aus der Pipette zu entfernen, wird diese erfindungsgemäß mit
einer Reinigungsflüssigkeit gespült, die ein komplementäres Agens enthält. Nach diesem
Reinigungsprozeß werden eine zweite Probeflüssigkeit und eine zweite Reagenzflüssigkeit
mit der gleichen Pipette in ein Analysegefäß gegeben und analysiert.
Derartige Analysen können auf vielfältige Art durchgeführt werden. Im Bereich der
Immunologie haben sich insbesondere Verfahren als vorteilhaft erwiesen, bei denen eine
sogenannte Bound-free-Trennung durchgeführt wird. Hierbei wird der Analyt über eine
immunologische Reaktion an eine Festphase, wie z. B. eine Antikörper-beschichtete Ober
fläche, gebunden und dort immobilisiert. An den immobilisierten Analyten wird über eine
weitere immunologische Reaktion ein Antikörper gebunden, der detektierbar markiert ist.
Durch Waschen der festen Phase kann erreicht werden, daß überschüssige markierte Anti
körper entfernt werden und somit nicht zu einem Detektionssignal beitragen. Eine weitere
Möglichkeit für immunologische Nachweise sind sogenannte kompetitive Assays. Hierbei
konkurrieren ein nachzuweisendes Agens und ein der Probe zugesetztes markiertes Agens
um eine Bindungsstelle. Durch Auswertung der gebundenen oder aber auch der in der freien
Lösung vorliegenden Menge an markiertem Agens kann auf die Menge an Agens in der
Probeflüssigkeit geschlossen werden.
Im Bereich der Nukleinsäurediagnostik sind Verfahren zum Nachweis üblich, bei denen
zunächst eine immobilisierte Fangsonde (die ebenfalls eine Nukleinsäure bzw. ein Oligo
nukleotid ist) dazu verwendet wird eine Analytnukleinsäure zu binden. Der eigentliche
Nachweis kann über die Hybridisierung eines detektierbar markierten Oligonukleotids an die
immobilisierte Analytnukleinsäure erfolgen. Im Bereich der Nukleinsäureanalytik sind eine
Reihe weiterer Nachweisverfahren, unter anderem auch homogene Verfahren, bekannt, auf
die an dieser Stelle nicht näher eingegangen wird.
Es hat sich gezeigt, daß das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft zur Reinigung von
Pipetten bei der Durchführung von Nukleinsäurenachweisen eingesetzt werden kann. Hierzu
wird eine mit doppelsträngiger Nukleinsäure kontaminierte Pipette mit verdünnter Lauge
gespült. Es kann z. B. 0,1 normale Natronlauge verwendet werden, die ca. 10 bis 30 sec. in
der Pipette einwirkt. Durch diese Behandlung werden doppelsträngige Nukleinsäuren in
einzelsträngige Nukleinsäuren gespalten, die, wie sich gezeigt hat, besser aus der Pipette
herausgespült werden können.
Die Detektion im Rahmen analytischer Nachweise erfolgt aufgrund einer Markierung, die an
einem der Reagenzbestandteile angebracht ist. Derartige Markierungen können beispiels
weise radioaktive Isotope, Farbstoffe, Enzyme und auch Komplexe sein, die bei elektrischer
Anregung Licht aussenden.
Der Nachweis der Markierung wird in der Analyseeinheit eines Analyseautomaten durchge
führt. Je nach verwendeter Markierung wird in der Analyseeinheit eine Messung radio
aktiver Strahlung, der Strahlungsabsorption oder eine Lichtemission erfolgen. Der Aufbau
derartiger Analyseeinheiten und weitere hier nicht genannte Ausgestaltungen sind dem
Fachmann geläufig.
Durch die vorliegende Erfindung wird verhindert, daß der Nachweis auf ein Agens in einer
Probenflüssigkeit durch die Verschleppung aus einer vorhergehenden Analyse gestört wird.
Demgemäß wird vor dem Pipettieren einer Probeflüssigkeit, die auf ein Agens analysiert
werden soll, eine Spülung der Pipette mit einer Reinigungsflüssigkeit vorgenommen, die ein
komplementäres Agens enthält. Da bei immunologischen Reaktionen in der Regel Reagen
zien zum Nachweis eines Agens eingesetzt werden, die ihrerseits ein komplementäres Agens
enthalten, kann zum Spülen der Pipette vorzugsweise die Reagenzflüssigkeit selbst
eingesetzt werden. Es ist daher nicht notwendig, spezielle Reinigungsflüssigkeiten zu be
vorraten, da das Reagenz für den nachfolgenden Test sowieso auf dem Analyseautomaten
vorhanden sein muß. Die Bevorratung einer speziellen Reinigungsflüssigkeit mit komple
mentären Agens kann trotzdem sinnvoll sein, wenn z. B. das Reagenz mit komplementären
Agens teuer oder nur begrenzt haltbar ist.
(
1
)magnetisches Mikropartikel
(
(
2
)Antikörperfragment (Fab)
(
(
3
)Antigen
(
(
4
)Antikörperfragment
(
(
5
)Markierung
(
(
10
)magnetisches Mikropartikel
(
(
11
)Antigen
(
(
12
)Antikörper
(
(
12
a,
12
b)Antikörperfragmente
(
(
13
)Antigen
(
(
14
)Markierung
(
(
30
)Pipette
(
(
31
)Luftblase
(
(
40
)erste Reagenzflüssigkeit
(
(
41
)erste Probeflüssigkeit
(
(
42
)Waschflüssigkeit
(
(
43
)Reagenzflüssigkeit
(
(
44
)Probeflüssigkeit
(
(
45
)Systemflüssigkeit
Claims (13)
1. Analyseverfahren, bei dem ein Reinigungsverfahren für eine Pipette eingesetzt wird,
mit den Schritten
- a) Pipettieren einer ersten Reagenzflüssigkeit und/oder einer ersten Probeflüssigkeit mit der Pipette, wobei entweder Probeflüssigkeit oder Reagenzflüssigkeit ein Agens enthält, das mit einem komplementären Agens eine spezifische Reaktion eingehen kann,
- b) Spülen der Pipette mit einer Reinigungsflüssigkeit, die das komplementäre Agens enthält, um das Agens aus der Pipette zu entfernen,
- c) Pipettieren einer zweiten Probeflüssigkeit und einer zweiten Reagenzflüssigkeit mit der Pipette in ein Analysegefäß,
- d) Analyse des Inhaltes des Analysegefäßes.
2. Analyseverfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Agens ein Stoff ist, der mit einem
Antikörper eine immunologische Reaktion eingeht.
3. Analyseverfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Agens ein Stoff ist, der mit einem
Antigen eine immunologische Reaktion eingeht.
4. Analyseverfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Agens eine Nukleinsäure und das
komplementäre Agens eine zu der Nukleinsäure komplementäre Nukleinsäure oder
eine zu einem Teil der Nukleinsäure komplementäre Nukleotidsequenz ist.
5. Analyseverfahren gemäß Anspruch 1, bei dem die zweite Reagenzflüssigkeit das
komplementäre Agens oder ein Derivat davon enthält.
6. Analyseverfahren gemäß Anspruch 5, bei dem das komplementäre Agens in der
Reagenzflüssigkeit markiert ist.
7. Analyseverfahren gemäß Anspruch 1, bei dem nach dem Spülen ein Waschen der
Pipette mit einer Waschflüssigkeit erfolgt.
8. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem die Reinigungsflüssigkeit mit komplementärem
Agens so in die Pipette aufgenommen wird, daß alle Bereiche, die mit dem Agens in
Berührung waren, gespült werden.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, bei dem eine Portion Reinigungsflüssigkeit mit
komplementärem Agens in die Pipette aufgenommen wird, die kleiner ist als das
Volumen, das mit Agens in Berührung kam und zusätzlich zu der Portion Reini
gungsflüssigkeit Luft und/oder Waschflüssigkeit in die Pipette aufgenommen wird.
10. Verfahren gemäß Anspruch 8, bei dem im wesentlichen nur die Bereiche, die mit
Agens in Berührung waren, gespült werden.
11. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem als Reinigungsflüssigkeit eine Flüssigkeit ein
gesetzt wird, die die zweite Reagenzflüssigkeit enthält.
12. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem das Agens eine doppelsträngige Nukleinsäure
ist und das komplementäre Agens eine Dehybridisierung hervorruft.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, bei dem das komplementäre Agens eine Base ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19818382A DE19818382A1 (de) | 1998-04-24 | 1998-04-24 | Analyseverfahren beinhaltend eine Pipettenreinigung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19818382A DE19818382A1 (de) | 1998-04-24 | 1998-04-24 | Analyseverfahren beinhaltend eine Pipettenreinigung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19818382A1 true DE19818382A1 (de) | 1999-10-28 |
Family
ID=7865691
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19818382A Withdrawn DE19818382A1 (de) | 1998-04-24 | 1998-04-24 | Analyseverfahren beinhaltend eine Pipettenreinigung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
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---|---|---|---|---|
DE102006053096A1 (de) * | 2006-11-10 | 2008-05-15 | Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. | Fluidikeinrichtung und Verfahren zu deren Betrieb |
DE102006011467B4 (de) * | 2006-03-13 | 2019-08-29 | ToposNomos Ltd. | Vorrichtung und Verfahren zur Erkennung und Identifizierung von Zielstrukturen |
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1998
- 1998-04-24 DE DE19818382A patent/DE19818382A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102006011467B4 (de) * | 2006-03-13 | 2019-08-29 | ToposNomos Ltd. | Vorrichtung und Verfahren zur Erkennung und Identifizierung von Zielstrukturen |
DE102006053096A1 (de) * | 2006-11-10 | 2008-05-15 | Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. | Fluidikeinrichtung und Verfahren zu deren Betrieb |
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