DE19754976A1 - Schutzelement - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Schutzelement zum Schutz eines
Stromverbrauchers vor Überlastung gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie eine Verwendung desselben. Es sind
seit längerem Widerstandselemente, sogenannte PTC-Elemente
bekannt mit einer Polymermatrix und in dieselbe
eingebettetem pulverförmigem Füllstoff aus leitfähigem
Material. Der Widerstand dieser Elemente nimmt sprunghaft um
mehrere Größenordnungen zu, wenn die Temperatur des
Widerstandselements eine Schalttemperatur erreicht. Sie
entspricht dem Schmelzpunkt des Polymers, bei welchem die
Teilchen des Füllstoffs durch das Schmelzen der Matrix
getrennt werden.
Dieser Effekt läßt sich u. a. zur Strombegrenzung,
insbesondere zur Abschaltung von Überströmen benützen.
Dabei wird ein Widerstandselement, dessen Temperatur bei
Nennstrom im hochleitenden Bereich bleibt, aber durch einen
Überstrom so weit erwärmt wird, daß es die
Schalttemperatur erreicht, als Schutzelement mit dem
Stromverbraucher in Reihe gelegt.
Es wurde auch bereits vorgeschlagen (J. Mater. Res. 6/1
(1991)), bei PTC-Widerständen zur Verhinderung einer
Überhitzung des Polymers einen weiteren pulverförmigen
Füllstoff vorzusehen, welcher bei einer oberhalb dieser
Schalttemperatur liegenden kritischen Temperatur einer
Phasenumwandlung unterliegt, bei der er Umwandlungswärme
aufnimmt, so daß eine weitere Erwärmung des
Widerstandskörpers verhindert oder jedenfalls verzögert
wird.
Für diverse Anwendungen sind Schutzelemente erforderlich,
bei denen die Auslösekennlinie, d. h. die Ansprechzeit als
Funktion des Überstromfaktors eine bestimmte Form aufweist.
Wenn der Überstrom ein bestimmtes Vielfaches eines
Nennstroms ausmacht, so soll das Schutzelement nach einer
bestimmten, von diesem Faktor abhängigen Zeit den Strom
abschalten. Dies gilt besonders für Motorschutzschaltungen,
die in Reihe mit einem Elektromotor liegen und während einer
gewissen Zeit, z. B. 1 bis 10 sec einen erhöhten
Motoranlaufstrom tragen müssen, der beispielsweise bis zum
5- bis 10-fachen des Nennstroms beträgt. Anschließend soll
der Grenzwert, bei dem die Motorschutzschaltung abschaltet,
bis nahe an den Nennstrom absinken, so daß zur Vermeidung
einer thermischen Überlastung des Motors auf Dauer nur ein
kleiner Überstrom toleriert wird.
Derartige Motorschutzschaltungen können derzeit nur durch
verhältnismäßig aufwendige Reihenschaltungen verschiedener
Schaltelemente realisiert werden, z. B. einer rasch auf
kurze hohe Überströme, wie sie etwa durch Blitzschlag
verursacht werden, reagierenden Sicherung, eines auf etwas
länger dauernde weniger ausgeprägte Überströme wie z. B.
Kurzschlußströme ansprechenden Schalters und eines
Thermorelais, das bei langanhaltenden geringen Überströmen
abschaltet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schutzelement
zu schaffen, das eine für derartige Aufgaben geeignete
Abhängigkeit der Ansprechzeit vom Überstromfaktor aufweist
und das daher im Rahmen einer einfacheren Schaltung,
vorzugsweise allein oder in Reihe mit lediglich einem
Schalter oder Trenner ausreicht, um eine solche
Schutzaufgabe zu erfüllen.
Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gemäß dem
Kennzeichen des Patentanspruchs 1 gelöst. Während etwa
herkömmliche PTC-Widerstände eine Auslösekennlinie
aufweisen, welche bei korrekter Einstellung im Bereich
kurzer hoher und tiefer langandauernder Überströme bei
üblichen Motoranlaufströmen zu rasch ansprechen oder
umgekehrt zwar die erforderlichen Motoranlaufströme zulassen
aber bei kurzen hohen und vor allem bei tiefen
langandauernden Überströmen zu langsam reagieren, läßt
sich dies durch die erfindungsgemäße Maßnahme korrigieren,
indem die Erwärmung des Widerstandselements im Bereich zu
erwartender Motoranlaufströme gezielt verzögert und die
Ansprechzeit dadurch verlängert wird.
Die durch die Erfindung erreichten Vorteile liegen vor allem
darin, daß sie die Möglichkeit eröffnet, einfach
aufgebaute, zuverlässige und mit verhältnismäßig geringem
Aufwand herstellbare Schutzelemente für den Schutz
empfindlicher Bauteile vor Überströmen herzustellen.
Besonders geeignet sind erfindungsgemäße Schutzelemente als
Motorschutzschaltungen für Elektromotoren oder als
Komponenten derartiger Schaltungen.
Im folgenden wird die Erfindung unter Zuhilfenahme von
Figuren näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 ein Schaltbild enthaltend einen Elektromotor und
eine Motorschutzschaltung mit einem
erfindungsgemäßen Schutzelement und
Fig. 2 die Ansprechzeit als Funktion des
Überstromfaktors für ein bekanntes
gattungsgemäßes Widerstandselement und für ein
erfindungsgemäßes Schutzelement, außerdem die
Grenzwerte für einen zulässigen Motoranlaufstrom.
Erfindungsgemäße Schutzelemente weisen jeweils in bekannter
Weise einen mit zwei Kontaktelektroden versehenen
Widerstandskörper auf. Gemäß einem ersten
Ausführungsbeispiel ist der Widerstandskörper
folgendermaßen zusammengesetzt: als Matrixmaterial dient
ein hitzebeständiger Thermoplast, vorzugsweise ETFE, z. B.
Hostaflon® der Hoechst AG mit einem Schmelzpunkt zwischen
210°C und 270°C, jedenfalls mindestens 200°C. Der Anteil an
der Masse des Widerstandskörpers beträgt 40% (Vol.). Als
erster Füllstoff wird TiB2-Pulver beigemischt, und zwar
ebenfalls 40% (Vol.). Das Material weist eine sehr hohe
Leitfähigkeit auf, so daß das Schutzelement bei niedrigen
Temperaturen einen geringen Widerstand zeigt. Die
verbleibenden 20% (Vol.) fallen auf einen zweiten Füllstoff,
Pentaerythrit, das ebenfalls in Pulverform beigegeben wird.
Dieses Phasenübergangsmaterial weist einen fest-fest-
Phasenübergang bei einer kritischen Temperatur Tc=187°C auf,
bei welchem es 505 J/cm3 Umwandlungswärme aufnimmt.
Bei einem Schutzelement nach einem zweiten
Ausführungsbeispiel werden das gleiche Matrixmaterial und
der gleiche erste Füllstoff zu den gleichen Anteilen
verwendet wie beim ersten. Als zweiter Füllstoff wird,
ebenfalls zu 20% (Vol.), UHMWPE in Pulverform beigegeben. Ein
derartiges Polymer, das bei 135°C schmilzt, kann ebenfalls
von der Firma Hoechst bezogen werden. Dieses
Phasenübergangsmaterial nimmt beim Schmelzen 186 J/cm3 an
Umwandlungswärme auf. Es ist dann noch hochviskos, so daß
sein Phasenübergang weiter keine wesentliche Auswirkung auf
den Zustand des Widerstandskörpers hat.
Es sind natürlich viele andere Zusammensetzungen des
Widerstandsmaterials für das Schutzelement möglich.
Insbesondere kann als zweiter Füllstoff auch Pulver von
ferroelektrischem Material wie NaNO2 oder NaNO3 eingesetzt
werden. Diese Phasenübergangsmaterialien weisen jeweils
einen fest-fest-Phasenübergang bei Tc=162°C bzw. 275°C auf
und nehmen Umwandlungswärmen von 40,1 J/cm3 bzw. 209 J/cm3
auf.
Daneben können Phasenübergangsmaterialien eingesetzt werden,
die bei verhältnismäßig tiefer Temperatur schmelzen, also
einen fest-flüssig-Phasenübergang zeigen. Hier kommen vor
allem Metalle und Legierungen in Frage, z. B. Sn mit einem
Schmelzpunkt von Tc=157°C oder Sn/Pb-63/37 mit Tc=183°C,
aber auch Salze oder organische Substanzen wie Quinol mit
Tc=172°C. Vorzugsweise werden schmelzende Materialien in
mikrogekapselter Form verwendet, da sonst die Gefahr
besteht, daß das Schmelzen des Materials irreversible
Veränderungen im Widerstandskörper hervorruft. Derartige
Materialien werden beispielsweise von Triangel Research and
Development Corporation angeboten. Vorzugsweise werden
Phasenübergangsmaterialien eingesetzt, deren
Umwandlungswärme verhältnismäßig groß ist, z. B.
mindestens 40 J/cm3 beträgt.
Als Matrixmaterial kommt neben hochschmelzenden
Thermoplasten auch Polyäthylen in Frage, das bei ca. 135°C
schmilzt. Dies entspricht der Schalttemperatur des
Schutzelements, so daß die kritische Temperatur Tc des
zweiten Füllstoffs tiefer liegen sollte. Auch für den ersten
Füllstoff kann natürlich eine andere Wahl als TiB2 getroffen
werden.
Bei Stromstärken bis zu einem bestimmten Nennstrom sind die
Teilchen des ersten Füllstoffs miteinander in Kontakt und
bilden durchgehende Strompfade. Die Temperatur des
Widerstandskörpers ist stabil und das Schutzelement weist
geringen elektrischen Widerstand auf. Bei höheren Strömen
werden die besagten Teilchen zunehmend erwärmt und durch den
Kontakt mit ihnen auch die Polymermatrix, bis diese bei
Erreichen der Schalttemperatur schmilzt. Die Teilchen des
ersten Füllstoffs werden dadurch getrennt und der Widerstand
des Schutzelements steigt rasch um mehrere Größenordnungen
an. Die Ansprechzeit, die bis zum Erreichen der
Schalttemperatur verstreicht, hängt von der Energieaufnahme
und diese wieder vom Überstromfaktor, d. h. dem Quotienten
I/In zwischen tatsächlichem Strom I und Nennstrom In ab.
Bei einem erfindungsgemäßen Schutzelement wird bei nicht zu
hohen Werten des Überstromfaktors durch die
Umwandlungswärme, die der zweite Füllstoff bei seinem
Phasenübergang aufnimmt, der Temperaturanstieg im
Widerstandskörper verlangsamt. Die Schalttemperatur wird
dadurch später erreicht und die Ansprechkennlinie angehoben.
Bei sehr hohen Überströmen wird die Schalttemperatur
dagegen erreicht, bevor ein Phasenübergang eintreten kann,
so daß derselbe sich auf die Ansprechzeit nicht auswirkt.
Bei tiefem Überstromfaktor wiederum ist die Ansprechzeit so
groß, daß die durch den Phasenübergang bewirkte
Verzögerung kaum ins Gewicht fällt. Die Verlängerung der
Ansprechzeit durch den Phasenübergang läßt sich jeweils
durch die Dosierung des zweiten Füllstoffs und seine
Umwandlungswärme beeinflussen. Die Stromstärke, bei der der
Effekt auftritt, hängt u. a. von der Schnelligkeit ab, mit
der der Phasenübergang eintritt und läßt sich mindestens
innerhalb gewisser Grenzen durch die Teilchengröße des
zweiten Füllstoffs steuern. Es ist natürlich möglich, auch
kompliziertere Kennlinien einzustellen, indem etwa der
zweite Füllstoff aus zwei oder mehr Phasenübergangs
materialien zusammengesetzt wird, welche bei verschiedenen
kritischen Temperaturen Phasenumwandlungen unterliegen.
Wie erläutert bewirkt also der Phasenübergang des zweiten
Füllstoffs vor allem in einem bestimmten Überstrombereich
eine spürbare Verlängerung der Ansprechzeit des
Schutzelements. Dies kann in einer Motorschutzschaltung
ausgenützt werden, wie sie Fig. 1 zu entnehmen ist. Dort
liegt ein Elektromotor 1 mit einer Motorschutzschaltung 2
und einer Stromquelle 3 in Serie. Die Motorschutzschaltung 2
enthält ein erfindungsgemäßes Schutzelement 4 und einen
Schalter 5, welcher nach allfälligem Ansprechen des
Schutzelements 4 geöffnet wird.
In Fig. 2 ist die Ansprechzeit T eines typischen bekannten
gattungsgemäßen Schutzelements aus 50% (Vol.) ETFE als
Matrixmaterial und 50% (Vol.) erstem Füllstoff als Funktion
des Überstromfaktors F=I/In gestrichelt dargestellt und die
entsprechende Funktion eines erfindungsgemäßen
Schutzelements, bei welchem 40% (Vol.) ETFE, mit 40% (Vol.)
TiB2 und 20% (Vol.) UHMWPE vermischt sind, durchgezogen.
Ebenfalls durchgezogen sind die zulässige Dauer des
Motoranlaufstroms und der dem zulässigen Grenzwert desselben
entsprechende Überstromfaktor eingezeichnet.
Die beiden Schutzelemente sind so dimensioniert, daß ihre
Ansprechzeiten jeweils bei hohen und bei tiefen
Überstromfaktoren praktisch übereinstimmen. Im Bereich
maximal zulässigen Motoranlaufstroms ist die Ansprechzeit T
des bekannten Schutzelements zu klein. Diejenige des
erfindungsgemäßen Schutzelements ist dort dagegen
angehoben, so daß sie knapp oberhalb der zulässigen Dauer
des Motoranlaufstroms liegt.
Claims (9)
1. Schutzelement zum Schutz eines Stromverbrauchers vor
Überlastung mit einem zwischen zwei Kontaktanschlüssen
angeordneten Widerstandskörper, dessen elektrischer
Widerstand bei Erreichen einer Schalttemperatur
sprunghaft ansteigt, aus einer Polymermatrix und einem
ersten Pulverförmigen Füllstoff aus einem leitfähigen
Material sowie einem zweiten pulverförmigen Füllstoff,
welcher mindestens ein Phasenübergangsmaterial enthält,
das bei einer kritischen Temperatur (Tc) einer
Phasenumwandlung unterliegt, bei welchem es
Umwandlungswärme aufnimmt, dadurch gekennzeichnet, daß
die kritische Temperatur (Tc) unterhalb der
Schalttemperatur liegt.
2. Schutzelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der zweite pulverförmige Füllstoff mindestens ein
Phasenübergangsmaterial enthält, das einem fest-fest-
Phasenübergang unterliegt.
3. Schutzelement nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der zweite Füllstoff mindestens eines der
folgenden Phasenübergangsmaterialien enthält:
Pentaerythrit, NaNO2, NaNO3.
4. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der zweite pulverförmige Füllstoff
mindestens ein Phasenübergangsmaterial enthält, das
einem fest-flüssig-Phasenübergang unterliegt.
5. Schutzelement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der zweite Füllstoff mindestens eines der
folgenden Phasenübergangsmaterialien enthält: UHMWPE,
Quinol; Metall, Legierung oder Salz, insbesondere
mikrogekapselt.
6. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Umwandlungswärme des
Phasenübergangsmaterials jeweils mindestens 40 J/cm3
beträgt.
7. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Polymermatrix mindestens
überwiegend aus Thermoplasten oder Polyäthylen besteht.
8. Schutzelement nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Polymermatrix mindestens überwiegend aus
Fluor-Thermoplasten, insbesondere ETFE besteht.
9. Verwendung eines Schutzelements (4) nach einem der
Ansprüche 1 bis 8 in einer mit einem Elektromotor (1)
in Reihe liegenden Motorschutzschaltung (2).
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